Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 18:46 |
Trends über lange Zeit erfassen. Das ist das Ziel der Hartman Group, eines Forscherteams in USA, das seit 25 Jahren Daten erhebt zu den Ess- und Trinkgewohnheiten der US-BürgerInnen, und diese jeweils am Jahresende mit einigen markanten Eckdaten publiziert.
Im Rapport für 2017 werden die folgenden Resultate kommuniziert:
- 65% der Befragten geben an, dass sie vermehrt auf die Qualität der Lebensmittel achten: frisch, regional, weniger verarbeitet
- 45% sind interessiert daran, sich die Mühe des Einkaufs zu ersparen und sich statt dessen die frischen Zutaten für ihre Menüs liefern zu lassen
- 91% geben an, dass sie neben den Hauptmahlzeiten mehrmals pro Tag etwas „snacken“
- 47% sagen, dass sie ihren Tag ohne diese Zwischenmahlzeiten gar nicht überstehen könnten
Diese Zahlen sind sowohl positiv wie auch negativ zu werten: die Anzahl der „bewussten“ EsserInnen wächst; die Bereitschaft, zuhause zu kochen, ist vorhanden, wenn auch in Kombination mit einem Liefer-Service; auf der andern Seite scheint die Snack-Lust geradezu epidemisch zu sein, mit fast 50% Suchtfaktor. Das mag einerseits begründet sein in einem immer hektischeren Arbeitsalltag, in dem das Naschen und Snacken eine Flucht und eine Ablenkung (Trost, Belohnung?) bedeutet, gleichzeitig ist dieses (ungesunde) Verhalten aber auch begünstigt durch die permanente und umnipräsente Verfügbarkeit von Verpflegungsangeboten, denen kaum noch jemand zu entgehen vermag.
Amerika ist uns immer um einige Zeit voraus. Aber der Abstand wird kürzer. Manche der Hartman-Beobachtungen lassen sich hier bereits feststellen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 21:47 |
Immer im Januar machen sich die Medien über die Dicken her. Der Vorsatz, endlich abzunehmen, wird in Wort und Bild umgesetzt und auf alle Arten und Weisen analysiert… – Die ARD ht heute ihr Abendprpogramm auf dieses Thema ausgerichtet.
Angefangen mit TV-Koch Tim Mälzer, der in seiner Serie Lebensmittel-Check der Frage nachging, was Diät-Konzepte bringen und was beim Abnehmen hilft. Ohne Illusion wird die Wirkungslosigkeit von „Diäten“ dokumentiert, u.a. anhand von vier Testpersonen, die vor sieben Jahren für eine Sendung vier verschiedene Diäten ein halbes Jahr lang ausprobiert haben (Weight Watchers, Low Carb, „Schlank im Schlaf“, Trennkost). Alle vier hatten damals Gewicht verloren. Und alle vier haben heute das „verlorene“ Gewicht wieder drauf – und z.T. deutlich mehr.
In Gesprächen mit Fachleuten und Spezialisten wird den verschiedenen Fragen rund um die Thematik von Übergewicht und Ernährung nachgegangen und die Bilanz ist am Schluss so vertraut wie ernüchternd: es gibt keine Allerweltsmethode für alle, jeder Fall von Übergewicht ist individuell verschieden und benötigt eine individuell abgestimmte Therapie; Diäten helfen nur kurzfristig, das Gewicht kommt zurück; alle Abnehm-Pillen sind unwirksam; eine dauernde Ernährungsumstellung soll in kleine Schritten erfolgen, unterstützt durch massvolle Bewegung.
Ja, Tim Mälzer, das hätten wir eigentlich auch gewusst. Aber vielleicht hilft es ja etwas, wenn die Botschaft am Fernsehen kommt.
In der anschliessenden Show-Debatte „Hart aber fair“ geht es weiter zur Sache: „Wampe oder Waschbrettbauch“ lautet dort die Frage, die Frank Plasberg in die Runde wirft. Wir bleiben dran.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:37 |
Der Moderator war begeistert. Ein graumelierter Herr an einem Stehtisch, im Mittagsmagazin des Mitteldeutschen Rundfunks. Ihm gegenüber eine elegante Dame, die in kurzatmigem Staccato auf seine einfühlsamen und bewundernden Fragen Auskunft gab.
Sie hat in einem Jahr 60 Kilo abgenommen, von 130 auf 70, und fühlt sich wie neu geboren. Wie ihr das denn gelungen sei? Mit der SOS-Diät, sagt sie. SOS ist nicht nur ein Notrufsignal, in diesem Fall ist es das Kürzel für: Schlank ohne Sport.
Das ist eine Botschaft zum Jahresbeginn, die gerne gehört wird von allen Bewegungsmuffeln. Worum geht es bei diesem Ernährungskonzept? Angepriesen wird es in Frauenzeitschriften als Wunderdiät für den wirksamen Quickie: in 7 Tagen bis zu 4 Kilo abnehmen!
Für diese sieben Tage gibt es einen strikten Menüplan: am ersten Tag nur Früchte, am zweiten nur Gemüse, am dritten Früchte und Gemüse, am vierten Bananen oder Avocados und Bouillon, am fünften Tomaten und mageres Fleisch, am sechsten mageres Rindfleisch mit Gemüse, am letzten dann Reis mit Gemüse und Fruchtsäfte, selbstgepresst.
Dazu weitere Regeln: zum Trinken nur Wasser ohne Kohlensäure, grundsätzlich keinen Zucker und keine zuckerhaltigen Fertigprodukte. So wie es aussieht gibt es auch keine Milchprodukte. Und nur drei Mahlzeiten pro Tag, die letzte vor 18 Uhr.
Angesichts der sehr eingeschränkten Ernährungsvariationen bekommt der Begriff SOS auf Dauer dann vielleicht wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Was ist von dieser Diät zu halten? Wenn sie funktioniert und passt, dann ist das doch bestens und ok. Nach dem Motto: Wer heilt hat recht. Der Verzicht auf Zucker ist nur zu empfehlen, die Einschränkung des Fleisch-Verzehrs ist prima und wenn die Dame damit leben kann, so hat sie auf der ganzen Linie gewonnen, ohne Risiken und Nebenwirkungen.
Sie will jetzt als Diät-Coach durch die ostdeutschen Lande tingeln. Schauen wir, was in ein paar Jahren daraus geworden ist.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:19 |
Es ist ein alljährliches Ritual. In den ersten Tagen eines neuen Jahres erstelle ich mir am PC eine Gewichtstabelle. 14 Kolonnen senkrecht, 32 waagrecht, für jeden Tag des Jahres ein Feld, in das ich dann fein säuberlich jeden Morgen mein aktuelles Gewicht eintrage. Die tägliche Kontrolle entscheidet über Erfolg oder Misserfolg meiner Gewichtsreduktion. Aber ich habe die fatale Neigung, mich selber immer wieder etwa auszutricksen.
Habe ich mal die Ernährungsdisziplin missachtet, zu viel oder das Falsche mit Genuss genossen, würde sich das am nächsten Morgen sofort auf der Waage manifestieren. Daher gibt es Tage, an denen mache ich einen grossen Bogen um das Messgerät, das mit seiner sauberen Glasfläche so einladend neben meinem Bürotisch steht. Das entsprechende Feld bleibt leer, in der Hoffnung, dass am folgenden Tag dann der Fauxpas ausgebügelt ist.
Im Verlauf des letzten Jahres hatte ich begonnen, mein Essen und das Tagesgewicht in der App FatSecret zu registrieren. Dort werden die Gewichtsangaben in Relation zu einem angestrebten Zielgewicht gesetzt, mit einer grafischen Kurve abgebildet und die Fortschritte bzw. das Versagen augenfällig in einer aktuellen Zwischenbilanz ausgewiesen.
Dieses System lässt sich nicht überlisten. Verzichte ich auf die Aktualisierung der Daten, so bekomme ich nach wenigen Tagen ein Mail, in dem ich dringend gemahnt werde, meine Chronistenpflicht nicht zu vernachlässigen. Man kontrolliert mich also irgendwo oben, in der Wolke, wo offenbar die Daten der über 30 Millionen User, die mit diesem System arbeiten, laufend verfolgt und ausgewertet werden.
Deshalb bin ich zu meinem Papierblatt zurückgekommen. Es hängt an der Schrank-Innenseite neben meinem Bett. Und ausser mir kontrolliert da keiner den Erfolg oder Misserfolg meiner Wägerei. Ich habe mir deshalb vorgenommen, in diesem Jahr konsequent auch die unbequemen Fakten zu protokollieren.
Wetten werden entgegengenommen, wie lange das anhält.
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