17/9  Zuviel ist zuviel!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Es geht um die Haut. Um jene Haut, die plötzlich „zu viel“ ist: zu weit, zu schlaff, die faltig herabhängt am Bauch, an den Armen, am Rücken, an den Oberschenkeln, und die auch junge Menschen aussehen lässt, als kämen sie verschrumpelt aus einem Gruselkabinett.

Das kann passieren, wenn jemand nach einer Adipositas-Operation oder mit einer anderen Methode sehr viel Gewicht verloren hat und sich dabei die Haut nicht genügend selbst regenerieren und wieder straffen konnte. Abgesehen von gesundheitlichen und Hygiene-Problemen (unter der hängenden Bauchfalte kann es zu schwärenden, durchgescheuerten Wunden und Ekzemen kommen, die eine permanente Pflege verlangen und zudem übel riechen) führt dies auch zu einer seelischen Belastung: die Betroffenen schämen sich, in leichter Kleidung unter die Leute zu gehen, Sonnenbaden oder Schwimmen sind tabu, jeder zwischenmenschliche Kontakt, der zu körperlicher Nähe führen könnte, wird panisch vermieden, Beziehungen können in die Brüche gehen oder werden gar nicht mehr erst eingegangen…

Wer in einem solch überdimensionierten Hautkostüm leben muss, lebt in der Hölle.

Hier könnte die Chirurgie wirksam eingreifen und diese Hautlappen straffen. Aber das hat seinen Preis – von mehreren zig-Tausend Franken, je nachdem. Und das wollen die Krankenkassen nicht bezahlen. Sie finanzieren zwar in der Grundversicherung die erfolgreiche Operation, die zu diesem Gewichtsverlust führt, aber wenn die Folgen nicht mehr zu übersehen sind, wird gnadenlos gekniffen. Die Kassen berufen sich dabei auf ein fatales Urteil des Bundes-Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2006, das solche Eingriffe als „plastische Schönheitschirurgie“ definiert und dadurch von den Kassenleistungen grundsätzlich ausschliesst.

Zwar gib es Ausnahmen, wenn es einem medizinischen Gutachter gelingt, die Kasse vom „Krankheitswert“ der Schlabberhaut zu überzeugen… aber es besteht in der Praxis ein weites Feld für willkürliche Entscheidungen. Wenn jemand Pech hat, setzt sich die Kasse aufs hohe Ross und schmettert jedes Argument ab, ein Rekurs hat meist keine Chance.

In seiner letzten Ausgabe hat der „Beobachter“ zwei solche Fälle dokumentiert, bei denen einen der kalte Zorn befällt angesichts der unsensiblen Härte, mit der seitens der Kassen argumentiert wird. Dass eine 23jährige Frau die buchstäbliche Zerstörung ihres Lebens einfach so hinnehmen soll, ist schlicht inakzeptabel. Wir bei der SAPS überlegen uns, wie wir in dieser Sache aktiv werden können, um die zuständigen Instanzen zu sensibilisieren und einen Gesinnungswandel zu bewirken. Wer selber zu diesem Thema einschlägige Erfahrungen gemacht hat, ist hiermit eingeladen, sich bei uns zu melden.


Ein Kommentar zu “Zuviel ist zuviel!”

  1. Barbara Bruderer sagt:

    Die Willkür der Krankenkassen ist haarsträubend! Ich habe ein Beispiel aus einer andern Sparte.
    Ich musste mich vor drei Jahren einer grauen Star OP unterziehen! Hier wurde mir vorgeschlagen an Stelle der herkömmlichen Linsen ( welche die KK bezahlt) korrigierte Linsen einzusetzen , was für mich eine noch nie dagewesene Situation bringen würde. Ich war zu diesem Zeitpunkt 63 Jahre und trage seit ich 3 jährig bin eine Brille! Fakt seit drei Jahren trage ich quasi nur noch eine Brille zu lesenich sage jeweils das ist für mich wie wenn ein lahmer Mensch wieder laufen kann, nach einem Leben das sich ohne Brille einem Msulwurf ähnelte.
    Das ganze hat mich 7000.— Franken gekostet!
    Dazu muss ich sagen, dass ich fast mein ganzes Leben in einer Apotheke gearbeitet habe. Um nur ein Beispiel zu nennen, das mich aber sehr ärgert ich habe in all den Jahren sehr viele Fläschchen Methadon gesehen die an Süchtige in der Apotheke abgegen wurden! Hier zahlt die Krankenkasse schon seit Jahrzehnten tagtäglich! Ohne mit der Wimper zu zucken!
    Ich weiss anderes Thema aber ich ärgere mich immer noch ab den Krankenkassen denn das ist nicht das einzige was dort schief läuft
    Dennoch ich freue mich jeden Tag über meine neue Lebensqualität und es sind die 7000.— wert!
    Beste Grüsse
    Barbara Bruderer

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