21/10  Visueller Hunger

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:24

Am Ende sind wir doch selber schuld. Eine Studiengruppe der Oxford University hat den Zusammenhang zwischen Essens-Abbildungen und Hungergefühlen bzw. der Bereitschaft, zu essen auch ohne hungrig zu sein, untersucht. Dabei hat sich – wen verwundert es? – gezeigt, dass sich beim Betrachten von attraktiven Bildern von Lebensmitteln zwangsläufig der Wunsch verstärkt, Nahrung zu sich zu nehmen.

Diese Fähigkeit, auf optische Signale mit Appetit zu reagieren, habe während Jahrtausenden im Laufe der Evolution dem Menschen als Jäger und Sammler geholfen, seine Nahrung zu finden. Aber in der heutigen Zeit der kulinarischen Überangebote sei dieses Talent eher gefährlich, denn es verführe die Leute dazu, aufgrund optischer Reize weit mehr zu essen als sie von ihrem Energiebedarf her eigentlich müssten.

Dass die Anbieter von Fertigmahlzeiten auf der Verpackung ein Menü wesentlich appetitlicher abbilden, als es sich dann im Inneren erweist, ist eine altbekannte Tatsache, die schon öfters gegeisselt wurde. Neu ist aber die Feststellung in der genannten Untersuchung, dass sich in letzter Zeit eine auffallende Zunahme von Mahlzeiten-Bebilderungen in sozialen Medien wie Facebook und Instagram feststellen lässt, das sogenannte „digital grazing“ oder „food porn“: das sind Fotos von Speisen, die die Leute selber aufgenommen haben und voller Essens-Stolz ins Netz stellen.

Diese überbordende Fülle von verlockenden Mahlzeiten-Abbildungen, unterstützt noch durch immer zahlreichere Koch- und Grill-Shows auf allen möglichen TV-Kanälen, könnte, so die Konklusion der Forschenden, unter anderen eine der treibenden Kräfte sein, die an der  zunehmenden Verbreitung von Übergewicht und Adipositas beteiligt sind.

Wie lautet noch das zweite Gebot? – Du sollst dir kein Bildnis machen…