Suchergebnisse zu «Food Porn»


9/2  Foodporn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:50

Es geht nicht um Pronografie im eigentlichen Sinn, und doch. In der heutigen Ausgabe des Magazins, der Beilage zum TagesAnzeiger, hat sich die Kolumnistin Michèle Roten mit dem offenbar im Trend liegenden Phänomen befasst, dass immer mehr Leute, wenn sie in einem guten Restaurant essen, ihr Menu mit dem Handy abfotografieren und es umgehend bei facebook ins Netz sellen. Bereits gibt es dort ganze Sammlungen von leckersten, verführerischen, schlaraffenbuffet-mässigen Abbildungen, bei deren Betrachtung einem so richtig das Wasser im Mund zusammenläuft.

Von daher kommt auch die Bezeichnung: (Ess-)Lust erweckende Abbildungen mit Speisen, die unsereins schon lange vom Menü verbannen musste, weil jede einzelne davon auf der Waage einen Ausschlag des Zeigers auslösen müsste… unerreichbar, aber doch eine prangende Verlockung, wie man sie im realen Alltag kaum je vor die Gabel und das Messer bekommt und bei denen, sobald man sie sieht, der Appetit anschwillt, und man ein schlechtes Gewissen bekommt, weil man an solche Schlemmereien eigentlich erst gar nicht denken sollte.

Die Sache liesse sich am Ende noch steigern, so weit hat Michèle Roten nicht vorgedacht. Wenn anstelle der sündhaft gluschtigen Fotos kurze Videofilmchen gezeigt würden, in denen wunderschöne, schlanke Menschen sich diese Speisen in einem extrem sinnlichen Verzehrvorgang einverleiben würden… mit sicht- und hörbarem Behagen schmatzend, kauend, schlürfend… so wie seinerzeit Tom Jones im gleichnamigen Film (1963)… Und sie würden dabei schlank und rank bleiben und könnten essen was und soviel sie wollten. Das wäre Foodporn pur.


5/7  Virtuelles Schlaraffenland

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:54

Ein Paradies für Schleckmäuler. Unsere welschen Landsleute sagen übrigens ganz charmant „un bec sucré“ für ein Schleckmaul, also ein gezuckerter Schnabel. Da kommt unser „Maul“ doch etwas plumper daher.

In England wird aktuell von den Luxus-Chocolatiers Lindt aus der Schweiz die Lindt-Hazelnut-Cream lanciert, womit der bisherige Aufstrich-Monopolist Nutella erstmalws nach 55 Jahren Konkurrenz erhalte. Das Lindt-Produkt wird insofern gepriesen, als es ganze 40% Haselnüsse enthält, während Nutella bloss 13% aufs Brot bringt. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass auch die Lindt-Salbe satte 32 Gramm Fett und 45 Gramm Zucker (pro 100 Gramm) auf die Waage legt. Zudem ist die Lindt-Creme wesentlich teurer als die braune Paste aus dem Hause Ferrero, also nicht direkt konkurrenziell.

Beim Vergleich der beiden Angebote bin ich zudem auf eine Webseite geraten, die in farbigen Bildchen alle (wirklich alle?) in zivilisierten Ländern im Handel erhältlichen Süsswaren vorführt: da sind sie alle abgebildet, die Riegel, Stängel, Glacés, Bisquits, die Drops und Dragés, in Beuteln, Säckchen und Schächtelchen abgepackt, mit wechselnder Beschriftung, je nach Herkunfts- bzw. Vertriebsland… und beim nicht endenwollenden Scrollen ist mir vom Vorübergehen der schier unglaublichen Vielfalt an Süssigkeiten fast ein wenig schlecht geworden – so, als hätte ich mich „übersehen“ an dieser geballten Ladung von Leckereien und Schleckwaren…

Was bringt eine solche Seite? Natürlich einen Überblick über die 1’746 abgebildeten Produkte. Aber sonst? Bestellen kann man nichts, weiterführende Informationen gibt es nicht, man kann einfach nur schauen und gucken und staunen, was es alles gibt, und wieder schauen… Wenn der Begriff „Food Porn“ auf etwas angewendet werden kann, dann wohl auf diese Art der Zurschaustellung von Lebensmitteln: zum Abgewöhnen.


21/10  Visueller Hunger

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:24

Am Ende sind wir doch selber schuld. Eine Studiengruppe der Oxford University hat den Zusammenhang zwischen Essens-Abbildungen und Hungergefühlen bzw. der Bereitschaft, zu essen auch ohne hungrig zu sein, untersucht. Dabei hat sich – wen verwundert es? – gezeigt, dass sich beim Betrachten von attraktiven Bildern von Lebensmitteln zwangsläufig der Wunsch verstärkt, Nahrung zu sich zu nehmen.

Diese Fähigkeit, auf optische Signale mit Appetit zu reagieren, habe während Jahrtausenden im Laufe der Evolution dem Menschen als Jäger und Sammler geholfen, seine Nahrung zu finden. Aber in der heutigen Zeit der kulinarischen Überangebote sei dieses Talent eher gefährlich, denn es verführe die Leute dazu, aufgrund optischer Reize weit mehr zu essen als sie von ihrem Energiebedarf her eigentlich müssten.

Dass die Anbieter von Fertigmahlzeiten auf der Verpackung ein Menü wesentlich appetitlicher abbilden, als es sich dann im Inneren erweist, ist eine altbekannte Tatsache, die schon öfters gegeisselt wurde. Neu ist aber die Feststellung in der genannten Untersuchung, dass sich in letzter Zeit eine auffallende Zunahme von Mahlzeiten-Bebilderungen in sozialen Medien wie Facebook und Instagram feststellen lässt, das sogenannte „digital grazing“ oder „food porn“: das sind Fotos von Speisen, die die Leute selber aufgenommen haben und voller Essens-Stolz ins Netz stellen.

Diese überbordende Fülle von verlockenden Mahlzeiten-Abbildungen, unterstützt noch durch immer zahlreichere Koch- und Grill-Shows auf allen möglichen TV-Kanälen, könnte, so die Konklusion der Forschenden, unter anderen eine der treibenden Kräfte sein, die an der  zunehmenden Verbreitung von Übergewicht und Adipositas beteiligt sind.

Wie lautet noch das zweite Gebot? – Du sollst dir kein Bildnis machen…


4/6  Gruss von Dr. Google

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:55

Die Suchmaschinen-Krake mausert sich zunehmend zu einem grauenvollen Gesundheitsprovider. Agesehen davon, dass sich zu jedem medizinischen Begriff in Sekundenschnelle abertausende von verwirrenden Informationen abrufen lassen, bei denen kaum unterschieden wird zwischen wissenschafltichn gesicherter Erkenntnis und wahnhafter Verschwörungstheorie, untermischt mit einem immer wirreren Wust an kommerziellen Inseraten für professionelles Dicken-Verarschen dank Wundermitelchen – abgesehen davon drängen nun offenbar Projekt-Konzepte auf den Markt, die uns ganz direkt ans Fett wollen.

Da ist einmal die Idee mit der Alarm-Hose: zuasammen mit Levi’s wird ein Beinkleid geplant, das sich über ein angeschlossenes Gerät (Smartphone oder Smartwatch) bemerkbar macht, wenn der Träger/die Trägerin der Hose zugenommen hat… Bis jetzt hat mir noch jede meiner Hosen durch ein unmissverständliches Zwicken in der Bauch- und der Leistengegend zu verstehen gegeben, dass ich wieder Gewicht zugelegt habe! Was soll also der Hightech-Scheiss? Ausser vielleicht der „Neuerung“, dass der grosse Cloud-Speicher nun weltweit registrieren kann, wer zuviel Fett mit sich herumschleppt. Wenn diese Hose die Fähigkeit hätte, das allzuvierle Fett in digitale Energie umzuwandeln und es in einem gewaltigen Cloud-Fettspeicher abzulagern, dann wäre das wirklich eine Hilfe… allerdings verbunden mit dem Risiko, dass sich das negativ auf den Klimawandel. auswirken könnte und wir dann in Zeiten der Dürre mit einem Fett-Monsun oder gar einem Fett-Zunami rechnen müssten…

Die andere Google-Errungenschaft, die dieser Tage angekündigt wird, ist eine App fürs Smartphone, mit der man automatisch Auskunft erhalten kann, wie viele Kalorien ein bestimmtes Gericht enthält, das man zuvor fotografiert und eingeschickt hat. Damit bakäme der aktuelle Trend zu „food-porn“ (das fotografieren des Menüs vor dem Essen, um es auf Facebook zu posten) plötzlich einen tieferen ernährungsphysiologischen Sinn. Allein mir fehlt der Glaube in die Verlässlichkeit der Berechnungsapparatur: wie soll die erkennen können, welches Oel der Koch verwendet, wie viel davon er an die Sauce geschüttet hat, ob die Speisen versalzen sind, wieviel Zucker in einem Nachisch steckt..? – Da gibt es in helvetischer Dimension bereits ein solches Tool, bei dem man sein Essen fotogrfiert und abschickt, worauf es von qualifizierten Ernährungs-Coaches begutachtet und bewertet wird, verbunden mit individuellen Empfehlungen. Das soll sich erst mal am Markt bewähren, bevor der Grosse Bruder aus dem Silicon Valley seine smarten Applikationen in Stellung fährt.

Und das Ziel? Slim new World!


2/6  Lächeln für Qualität

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:30

Gesund soll das Essen sein. Nicht zu fett, nicht zu kalorienreich, aber doch schmackhaft. Und vor allem: sauber und bekömmlich zubereitet! – Damit hapert es aber nachweislich, seit auch hierzulande die Zulassungspraxis im Gastgewerbe etwas liberaler, um nicht zu sagen lascher geworden ist. Immer wieder hört und liest man von Beanstandungen durch die Aufsichtsbehörden… aber eigentliche Tansparenz herrscht doch nicht, da sich sowohl die Behörden als auch die Gastro-Organisationen weigern, die entsprechenden Zertifikate – ob positiv oder negativ – öffentlich zu machen. Der Konsument hat also eine Art russisches Hygiene-Roulett zu spielen, bei dem er erst im Nachhinein, allenfalls anhand eines verdorbenen Magens, feststellen muss, dass es mit der Sauberkeit in Küche und Lokal nicht so ganz gestimmt hat.

In Deutschland ist der Befund ähnlich, und die kritische Konsumenten-Organisation Foodwatch macht sich mit einer Unterschriftensammlung stark dafür, dass ein System für die Qualitäts-Angabe eingeführt wird, das sich offenbar in Dänemark bewährt hat: Signal der Kontrollbefunde per Smiley. Bei einer Umfrage durch ein Meinungsforschungs-Institut haben sich 87 Prozent der Befragten für ein solches System auch in Deutschland ausgesprochen.

Diese offensive Deklaration der Gastro-Qualitätsbefunde hatte in Dänemark neben der Kunden-Information auch noch eine weitere willkommene Nebenwirkung: sie spornte die Gastronomen an, an der Verbesserung ihrer Kriterien zu arbeiten, um möglichst bald einen lächelnden Smiley aushängen zu können. Während 2002 noch 70% der überprüften Etablissements mit einer Bestnote (breit strahlendes Smiley-Grinsen) brillieren konnten, waren es sechs Jahre später bereits 83 Prozent! – Nachahmenswert!