31/8  Krebsrisiko erhöht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:18

Eigentlich gehört es zum Basiswissen. Adipositas kann eine der Ursachen für verschiedene Krebsarten sein. Dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen einem Übermass an (Bauch-)Fett und bestimmten Krebs-Erkrankungen, das ist evident. Eine breit angelegte WHO-Studie, sowohl aufgrund vorhandener Untersuchungen wie auch auf der Basis von konkreten Experimenten, kürzlich im New England Journal of Medicine publiziert, kommt nun zum Schluss, dass weit mehr Krebs-Arten als bisher angenommen in einem direkten Zusammenhang mit der Krankheit Adipositas stehen bzw. durch diese ausgelöst oder begünstigt werden.

Der Katalog ist beeindruckend und beängstigend zugleich: als Folge von Übergewicht und Adipositas besteht ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko für den Magen/Darm-Trakt, die Leber, die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse, die Eierstöcke, die Schilddrüse, das Gehirn und auch Blut-Krebs-Arten… nach der Menopause kommen bei den Frauen auch Gebärmutter- und Brustkrebs dazu, bei Männern der Prostatakrebs.

Je länge eine Person an Übergewicht/Adipositas leidet, umso höher ist das Risiko, deshalb wird empfohlen, so früh wie möglich etwas gegen eine exzessive Gewichtszunahme zu unternehmen. Da aber der Trend zu Übergewicht weltweit noch immer im Steigen begriffen ist, muss in Zukunft auch mit weltweit erhöhten Krebs-Raten gerechnet werden. Es besteht also ein gemeinsames Interesse – etwa zwischen der Adipositas-Stiftung und der Krebsliga -, in dieser Frage die vorhandenen Kräfte möglichst zu bündeln, um auf allenen Ebenen und mit allen Mitteln einer weiteren Ausbreitung der Adipositas entgegen zu wirken.

Schade, dass die Wissenschafter in ihrem analytischen Überblick lediglich auf die Formel „weniger essen – mehr bewegen“ zurückgreifen… würde diese nämlich effektiv genügen, wären längst alle Leute svelt und schlank… Leider ist die Welt komplizierter.




30/8  Steuer wirkt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:46

Zucker bleibt im Gespräch. Gestern Abend ging die ARD-Diskussions-Runde „Hart aber fair“ der Frage nach, was der überhöhte Zuckerkonsum für die Gesundheit der Bevölkerung bedeute, mit den sattsam bekannten Argumenten beider Seiten aber ohne nennenswerte Folgerungen für eine Verbesserung der Situation. Lesenswsert ist auch der nachgelagerte Faktencheck, mit dem einzelne Aussagen auf ihre Relevanz hin überprüft werden.

Heute nun lese ich in Marion Nestles aktuellem Food-Blog von einer aktuellen Studie zur Einführung einer Sondersteuer auf gesüssten Limonaden, Sport- und Energy-Drinks in Berkeley, die genau das bewirkt hat, was man sich davon versprochen hatte: die Verteuerung der zuckerhaltigen Geränke hatte in der beobachteten Zeit eindeutig zu einem geringeren Konsum geführt. Gleichzeitig wurde 63% mehr Wasser getrunken als vorher.

Wahrend in anderen Regionen, wo es keine solche Steuer gibt, in der Vergleichsperiode „mehr“ Süssgetränke konsumiert wurden, blieben in Berkeley vor allem die Energydrinks, die Sportdrinks und die „normalen“ Brausegetränke auf der Strecke.

Der massiv erhöhte Wasserkonsum war teilweise auch der Hitzeperiode zuzuschreiben, in der die Beobachtung stattfand, aber in den vergleichbaren, „steuerlosen“ Gemeinden wurde trotz der Sommerhitze nur wenig mehr (19%) „Hahnenburger“ getrunken (wobei es sich Hauptsächlich um agbefülltes Flaschenwasser handelte, entsprechend amerikanischer Gepflogenheit).

Das Resultat dieser Untersuchung macht Mut, denn es zeigt, dass mit gezielten Massnahmen trotz aller Unkenrufe der Getränkeindustrie eine Veränderung des Konsumverhaltens bei einzelnen Bevölkerungsgruppen erreicht werden kann und dass man nicht erst die aufwändige Konstruktion eines „Gesamt-Massnahmen-Pakets“ abwarten muss, die so komplex ist, dass es immer wieder gelingt, deren Realisierung zu torpedieren oder zumindest auf die lange Bank zu schieben…




29/8  Ernährung in Serie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:20

Das ist lesenswert. Der Tages-Anzeiger hat über die letzten Wochen in seiner zehnteiligen Sommerserie über verschiedene Aspekte rund um die Ernährung berichtet, fundiert recherchiert und reich dokumentiert, mit Verweisen auf Hintergründe, Forschung und Literatur, mit Experten-Interviews und anschaulichen Grafiken.

Ich kann es mir heute einfach machen und hier den Link einfügen: er führt zur elektronischen Zusammenfassung aller Beiträge im Überblick, eine perfekte Nachschlage-Möglichkeit mit einer Fülle an Informationen, Empfehlungen und Tipps für den bewussten Umgang mit unseren Lebensmitteln. Ich wünsche eine gute Lektüre. Denn ich weiss: das ist die Art von Artikeln, die man früher aus der Zeitung herausgetrennt hat, um sie fein säuberlich in eine Schublade zu versorgen, damit man sie sich später in Musse zu Gemüte führen kann… – Nur: wirklich gelesen hat man sie ja dann doch nicht, weil man sie irgendwann vergessen hat.




26/8  Kein Abfall

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:53

Es ist der Überfluss. Er macht uns wählerisch und dick. Wir schwelgen in einem schlaraffenlandartigern Konsumparadis, sind umgeben von verlockenden Angeboten, immer mehr, immer perfekter… und natürlich sollte es auch immer billiger sein. Und wir sind anspruchsvoll geworden. Was nicht mehr ganz frisch ist, was optisch nicht ganz den genormten Erwartungen entspricht, wird abgelehnt.

Ein Drittel aller Lebensmittel landet unverkauft und ungegessen auf der Müllhalde, im Kompost oder in der Biogasanlage. Ein Skandal, mit dem wir uns offenbar stillschweigend abgefunden haben.

Nicht alle, allerdings. Der Verein Foodwaste hält dagegen und hat sich bei ressourcen-bewussten Zeitgenossen gut etabliert. Neu veröffentlicht er auf seiner Website eine Übersicht der bestehenden Organisationen und privaten Start-Ups, die „verfallene“ Lebensmittel „retten“ und entweder günstig oder gratis an Bedürftige verteilen oder sie umwandeln in neue Produkte mit zusätzlicher Wertschöpfung.

Da sind einmal die reinen Verteil- und Verkaufsstellen, die Frischprodukte „von gestern“ am Folgetag – immer noch bestens geniessbar – günstig verkaufen oder gratis abgeben; dann gibt es Gaststätten, die aus solchen Lebensmitteln, die einwandfrei sind, aber ästhetisch nicht der „Norm“ entsprechen, kulinarische Highlights zubereiten. Und es gibt Unternehmen, die aus noch einwandfreien, aber überfälligen Früchten Konfitüren oder Säfte ohne Zustzstolffe zubereiten… „Upcycling“ nennt sich das, denn die Ware wird nicht „wieder“verwertet, sondern wird quasi veredelt und in einen höheren Zustand versetzt, Upgrade also, aber eben „zykliert“.

All das ist verdienstvoll, lobenswert und kann zur Unterstützung empfohlen werden. Noch besser wäre es allerdings, schon beim Einkauf bewusst vorzugehen, auch mal ein Produkt mitzunehmen, das ästhetisch nicht die höchsten Ansprüche erfüllt, dessen Verfalldatum sich schon nähert, und dann nicht allzuviel davon einzukaufen, so dass auch zuhause kein weiterer Küchenabfall entstehen muss. Wohl bekomms!




24/8  Extrem TV

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:03

„Extrem schwer – mein Weg in ein neues Leben“. So heisst eine TV-Dok-Reihe auf RTL2, deren zweite Staffel gestern angelaufen ist. Ein sperriges Unterfangen: jede der vier Sendungen, jeweils Dienstagabend um 22.15 Uhr, dauert geschlagene zwei Stunden, wenn auch durch Werbung unterbrochen.

Den Auftakt machte der Beitrag über den 25jährigen Rettungshelfer Burak G., der mit einem Ausgangsgewicht von 199 Kilo verzweifelt nach einer Überlebenshilfe sucht, denn er weiss genug über die gesundheitlichen Risiken seines massiven Übergewichts, als dass er abschätzen kann, dass er nicht alt wird, wenn es so weitergeht. Zuweilen denkt er sogar daran, seinem kaum erträglichen Dasein selber ein Ende zu bereiten…

Über einen Zeitraum 3o0 Tagen wird er von RTL2-Kameras und dem „Livecoach“ Felix Klemme begleitet. Dieser treibt ihn zu körperlicher Leistung an, vermittelt ihm Kenntnisse für die richtige Ernährung (praktisch ohne Kohlernhydrate, nur mit viel Gemüse und Fleisch, alles möglichst naturbelassen, keine Fertigprodukte!) und unterstützt ihn mental, wenn wieder der Absturz in alte Verhaltensmuster droht.

Alle 100 Tage wird gewogen und Bilanz gezogen, werden neue Ziele vereinbart, Erfolge gefeiert und belohnt, Rückschläge analysiert… Ein persönlicher Bewegungscoach überwacht das tägliche Ertüchtigungsprogramm.

Solchedrart „eng geführt“ gelingt es dem jungen Mann, die gesteckten Ziele zu erreichen. In den ersten 100 Tagen nimmt er 40 Kilo ab, in den zweiten schafft er 22, im Schlussspurt nochmals 18… insgesamt 80 Kilo ist er losgeworden dadurch, dass er frühere Essgewohnheiten (praktisch ausschliesslich FastFood) über Bord geworfen und sich konsequent einem täglichen Konditionstraining unterzogen hat. Am Schluss ist er ein „neuer Mensch“, kaum wiederzuerkennen, wie er, adrett gekleidet, unter dem Jubel seiner ganzen Familie zum letzten Mal auf die Waage steigt und sich mit seinem ursprünglichen Konterfei konfrontiert sieht. „Unter hundert“ möchte er noch aus eigenem Antrieb kommen…

Also ist massive Gewichtsreduktion doch „machbar“? Alles bloss eine Frage des „richtigen“ Verhaltens und eines eisernen Durchhaltesillens? Kann „extrem schwer“ eine Anleitung für alle Adipositas-PatientInnen sein? – So grossartig sich dieser Erfolg auf der Waage und im persönlichen Gesundheits-Check auch ausnimmt: man darf sich nicht täuschen lassen. Das Sendekonzept bietet ausserordentlichem Rahmenbedingungen, einerseits durch den (nicht zu unterschätzenden) öffentlichen Druck des Mediums, sodann durch das permanente und raffinierte, „doppelte“ Coaching… und vor allem: durch das Alter der ProtagonistInnen! Ramona, die in einer der kommenden Ausgaben porträtiert wird, ist mit 32 Jahren und 136 Kilo die älteste Teilnerhmerin. Steffi (auch 136 Kilo) ist 27 und Melissa (181 Kilo) ist gerade mal 20 Jahre alt. In dieser Altersklasse ist man körperlich noch wesentlich „fitter“ als in späteren Lebensabschnitten, auch haben sich Verhaltensmuster noch nicht so nachhaltig eingeprägt, dass sie sich nicht mehr ändern liessen…

Interessant ist die Reihe aber allemal, auch mit den begleitend publizierten Rezepten für Kohlenhydrat-arme Menüs (Felix Klemme bringt nächstens auch ein Buch heraus mit dem Titel „Natürlich essen“) und ich hatte beim Zuschauen erstmals das Gefühl, dass in einer solchen Sendung „achtsam“ mit den gezeigten Menschen umgegangen wird, dass sie mit ihren Nöten ernst genommen werden, so dass Verständnis und Empathie entstehen können. Und das wäre ein grosses Verdienst, das Anerkennung verdient. – Mehr Informationen zur Sendereihe gibt es hier.




23/8  Mach – mich – voll

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:00

Light Lebensmittel seien out. Sagen die Beobachter des Food-Marktes. Der Umsatz sei rückläufig. Coop hat die WeightWatchers-Produkte aus den Läden genommen. „Regional“, „von hier“, „urchig“ und „chüschtig“ sind gefragt. Das „Light“-Label hat sich als Trugschluss erwiesen. Was Fachleute schon immer moniert haben, wurde durch die Realität bestätigt. Die Psyche spielt unserem Unterbewusstsein einen Streich: weil wir zu wissen meinen, dass das Zeug weniger dick mache, gönnen wir uns einen grösseren Happen davon… Und überdies: „Light“ definierte sich im klassischen Verständnis dadurch, dass etwas (relativ) „weniger“ Fett enthält. Um den Geschmack zu kompensieren, wird dafür oft Zucker zugeschüttet, der inzwischen selber auf der Anklagebank der Verfettungs-Gangster gelandet ist.

Aber schon kündigt sich ein neuer Trend an: „Wasserbindende“ Substanzen werden nicht mehr als Pillen und Pülverchen angepriesen, sondern schon in die Lebensmittel eingearbeitet. Stoffe wie Glucomannan und Chitosan, die beide bereits als Nahrungsergänzung und in zahlreichen „Abnehm“-Produkten zugelassen sind, haben die Fähigkeit, im Magen unter dem Einfluss der Magensäure aufzuquellen und so ein rascheres Sättigungsgefühl auszulösen. Dadurch verringert sich die Essensmenge insgesamt, was dazu führt, dass weniger Kalorien aufgenommen werden, woraus letztlich dann ein Gewichtsverlust resultieren kann.

Klingt logisch. In Studienreihen wird an neuen Produkten getüftelt, welche diese Materialien enthalten und erst noch schmecken sollen. So wird uns auf „natürliche“ Weise ein Völlegefühl untergejubelt, ohne das wir weiterhin über unsere Energieverhältnisse leben würden.

Diesmal dürfte der Psycho-Trick keine Chance haben: je mehr du von dem Zeug zu dir nimmst, umso völler wird dir zumute sein und umso weniger bringst du noch hinein… Ist das der goldene Schlüssel zur ewigen Schlankheit?

Vorsichtige Skepsis ist immer noch angesagt. Expertisen zu bisherigen Produkten auf Konjak- und Chitin-Basis haben gezeigt, dass die verwendeten Mengen zu gering waren, um einen messbaren Effekt zu bewirken. Placebo musste höher gewichtet werden als die Evidenz. So gab es trotzdem positive Resultate, wenn auch nicht gerade berauschende.

Ob bei den in Speisen eingearbeiteten Stoffen die Menge so markant erhöht werden kann, dass sie von Magen-Volumen her relevant wird, ist eine offene Frage. Wir sind gespannt, welche Resultate und Erkenntnisse und vor allem welche „Völle-Speisen“ uns die Forschung bringen wird.

Früher, wenn Hungesnöte ganze Kontinente mit dem Aussterben der Bevölkerung bedrohten, assen die Menschen Gras, wie wir schaudernd in den Chroniken lesen. Heute bedroht uns der Überfluss, und wir futtern leere Füllsel-Stoffe… während anderswo immer noch gehungert wird. Welch perverse Welt!




22/8  Erfolg ist relativ

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:17

Erfolgreich Gewicht verlieren. Was heisst das? Hat mehr Erfolg, wer in kurzer Zeit viel abgenommen hat? Oder ist es erfolgversprechender, in kleinen Schritten das Gewicht über längere Zeit zu reduzieren?

Die amerikanische ObesitySociety ist in ihrem monatlichen Informationsmagazin dieser Frage nachgegangen, anhand einer Studie, welche die TeilnehmerInnen der TV-Serie „Biggest Loser“ über längere Zeit beobachtet hat. Die Ergebnisse sind einleuchtend und tröstlich.

Wer im Rahmen eines solchen Sendekonzeptes massiv Gewicht verliert, hat Mühe, dieses später in seinem Alltag weiterhin zu halten, denn während der Dauer der Sendung ist man nicht nur unter dem Druck öffentlicher Beobachtung und eines gnadenlosen Wettbewerbs, man hat zudem auch quasi rund um die Uhr eine fachliche Begleitung bezüglich Ernährung, Bewegung und psychologischer Unterstützung. Fallen all diese Hilfen nach dem Ende der Serie weg, ist die Gefahr eines Rückfalls schon vorprogrammiert.

So verwundert es nicht, dass die „grössten Verlierer“, die während jeweils 30 Wochen im Durchschnitt 58,3 Kilo abgenommen haben, nach 6 Jahren rund 70 % davon wieder zugenommen haben. Trotzdem sind alle am Ende dieser Zeit rund 12 % leichter als vor dem Experiment. Dies wiederum ist kein Scheitern, sondern als Erfolg zu buchen. Denn auch eine massvolle Reduktion von 5, 10 oder 15 % des Ausgangsgewichts bei Adipositas kann einen sehr positiven Effekt auf allfällige Begleiterkrankungen haben.

Diese Erkenntnis wiederum sollte Ärzte und alle, die therapeutisch mit Adipösen befasst sind, motivieren, auch moderate Gewichtsreduktionen zu akzeptieren und als positiv zu werten und den PatientInnen  genügend Zeit einzuräumen, ohne der Illusion zu verfallen, „möglichst viel und möglichst rasch“ sei besser.

Wie genau die metabolischen Mechanismen bei einer erneuten Gewichtszunahme funktionieren, darüber hat die Wissenschaft noch zu wenig fundierte Fakten und Einsichten. Hier ist noch hoher Forschungsbedarf, um den Betroffenen Hoffnung machen zu können. Eines aber ist gewiss und soll auch anerkannt werden: wenn das Gewicht nach einem massiven Verlust „wieder zurückkommt“, bedeutet das nicht, dass der Betroffene versagt oder Schwäche gezeigt hat… es ist vielmehr die natürliche Reaktion des Organismus‘ auf eine ausserordentliche, ja extreme Situation. Mit „Schuld“ hat es gar nichts zu tun.




18/8  Happy Tracker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:33

Das war mal eine gute Nachricht. Zu lesen war heute Morgen, dass der Burgerbräter McDonald’s im Hi9nblick auf die Olympischen Spiele in Kanada zu jedem Happy Meal an Kinder anstatt einer Comic-Figur einen speziell für Kinder entwickelten Schrittzähler fürs Handgelenk abgibt, den  Step-It!-Tracker in speziell kindgerechter bunter Ausführung, um die Kleinen schon früh zu bewusstem Bewegungsverhalten anzuleiten.

So weit so gut. Auch wenn in der gleichen Meldung darauf hingewiesen wird, dass ein Happy Meal bei McDo mit so vielen Kalorien zu B(a)uche schlägt, dass das Kind mindestens 5 Stunden marschieren müsste, um diese wieder los zu werden… Aber immerhin ist so ein Tracker ein Hilfsmittel, das nachhaltiger wirkt als etwa das Klettergerüst und die Rutschban, die bei den meisten McDonald’s-Betrieben stehen.

Aber kaum hat man das positiv zur Kenntnis genommen und sich zu Lob und Anerkennung durchgerungen, kommt der Gegenbericht: die Schrittzähler wurden – freiwillig – bereits wieder zurückgerufen, weil sie bei einzelnen TrägerInnen an den Handgelenken Entzündungen vervorriefen!

Gut, das sind ephemere Randerscheinungen, die sich vermeiden liessen, wenn das Produkt vielleicht etwas weniger billig produziert würde. Die Idee bleibt nach wie vor lobenswert und sollte weiter verfolgt werden.

A propos Tracker:  ich nehme demnächst an einer Veranstaltung teil, wo über Erfahrungen mit solchen Tools, sei es am Arm, am Gurt oder auf dem Handy als App diskutiert wird und ich bin noch immer auf der Suche nach Leuten, die damit Erfahrungen gemacht haben, positive wie negative… bitte melden, danke!




17/8  Richtig gut

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:44

Gut ist gut. Aber wie gut ist „richtig“ gut? Richtig gut müsste ja eigentlich „besser“ sein, rein sprachlich gesehen. Oder gibt es auch „falsch“ gut?

Antworten auf solche und andere Fragen gibt es ab kommendem Montag, 22. August, auf dem TV-Sender 3sat in einer vierteiligen Dokureihe mit dem Titel „Richtig gut leben“. Dabei geht es um Fakten und Hintergründe zu einzelnen Lebensmitteln auf unserem normalen Speiseplan. Im Zentrum der jeweiligen Sendung stehen: Lachs, Wurst, Soja, Schokolade… vielleicht nicht gerade die meistkonsumierten Grundnahrungsmittel, aber doch Esswaren, um die sich viele Ansichten, Meinungen und auch Vorurteile ranken: sind sie gesund? wie viel davon darf es sein? wie werden sie hergestellt? was bedeuten sie für eine gesundheitsförderliche, „richtige“ Ernährung?

Derzeit gibt es zahlreiche Angebote in den Medien, Reports und Faktenchecks, welche den Fokus auf einzelne Lebensmittel richten und die Konsumenten unterstützen bei einem bewussten Kaufverhalten. Das ist verdienstvoll, wenn es mit grosser Sachkenntnis und verantwortungsvoll geschieht. Unser Alltagswissen kommt uns ja nicht einfach so über Nacht zugeflogen, wir müssen es uns aneignen, wenn wir das wollen, oder „man“ muss es uns immer wieder und auf didaktisch geschickteWeise nahebringen, mit der gleichen Hartnäckigkeit und der gleichen, auf Wirkung bedachten Raffinesse wie das die Werbung tut, die uns all das Fett-und-Zucker-Zeug Tag für Tag multimedial in die Hirnrinde hämmert…

Man darf gespannt sein, wie 3sat diese Aufgabe anpackt. Mehr zu dem Projekt und weitere Links gibt es hier.




16/8  Alles nur Werbung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:45

Der Kampf im Regal wird mit harten Bandagen ausgefochten. Heftig wird gerungen um Argumente, warum ich beim Rundgang durch den Supermarkt nun unbedingt das eine Produkt herausgreifen soll und nicht das andere. Eine zunehmend wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten „health claims“, die Botschaften über eine „gesundheitsförderliche“ Wirkung eines bestimmten Lebensmittels.

Entsprechende Regelungen im Gesetz sind strikt, werden aber gerne durch elegante „ähnliche“ Formulierungen unterlaufen, die neutral wirken, juristisch unverfänglich sind und durch bestechende Illustrationen überzeugen sollen…

Was ist von als „gesund“ angepriesenen Produkten zu halten? Greifen wir unbewusst und hemmungslos zu, wenn der Aufdruck auf der Packung signalisiert, dass wir unserem Körper und seinem Wohlbefinden dadurch etwas Gutes tun? Gibt es einen Unterschied bezüglich der Inhaltsstoffe zwischen Lebensmitteln, die ohne solche Slogans auskommen müssen und dem angepriesenen „Health“-Food?

Eine Studiengruppe in USA wollte es wissen und untersuchte mehr als 2’000 Lebensmittel mit und ohne Gesundheits-Deklaration bezüglich der Unterschiede in deren Zusammensetzung. Das Resultat war – wie die Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestle in ihrem Blog „Food Politics“ berichtet – verblüffend: Die Differenzen zwischen den als „gesund“ beworbenen und den „normalen“ Produkten waren marginal! Pro Portion enthielten die sogenannt „gesunden“ Nahrungsmittel im Schnitt 29 Kalorien weniger als die „normalen“; beim Zucker waren es 3 Gramm weniger; bei den gesättigten Fettsäuren 2 Gramm; beim Salz ganze 842 Milligramm weniger. Nur bei den Nahrungsfasern (Ballaststoffen) durfte es etwas mehr sein: stolze 0,8 Gramm!

Fazit: die Unterschiede sind so gering, zum Teil messtechnisch fast nicht nachzuweisen, dass ihnen in der Ernährung keine effektive Bedeutung zukommen kann. Die „health claims“ sagen nichts aus über die Qualität eines Produktes, sie sind reine Werbung, im simpelsten Sinn für Dummies.