29/2  Dr. Allwissend

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:48

Das Märchen der Gebrüder Grimm kennen wir. Es erzählt von einem armen Schlucker, der nichts gelernt hat und nichts mitbringt als einen gewissen Mutterwitz und ein schönes ABC-Buch. Und weil er ein paarmal eine träfe Antwort gibt, hält man ihn für den berühmten Doktor Allwissend…

Die Geschichte ist gut ausgegangen, daran kann ich mich noch erinnern. Fakt ist jedoch, dass die Übergewichtigen in sich selber auch so etwas wie eine komplette Enzyklopädie, ein ABC-Buch zum Thema Abnehmen gespeichert haben, die sie zu allwissenden Doktores in eigener Sache machen würde… wenn es ihnen denn gelänge, das angesammelte wissen in die tägliche Praxis umzusetzen. Denn dann wären sie schon lange dünn.

Dass wir aber bei weitem nicht alles wissen oder wissen können, das wird uns bewusst, wenn wir beispielsweise im Internet die Seite Health Ranker besuchen: eine Sammlung mit Hunderten von Websites und Blogs zu Themen rund um Gesundheit, speziell auch um Diäten, Gewichtskontrolle, Essen, Bewegen… Es ist eine kuriose Sammlung von empfohlenen und verabscheuten Tipps, mit Feedbacks aus aller Welt, und – soviel sagt das Wort Ranking – mit einer qualitativen Bewertung der einzelnen Informationen durch die Leserschaft.

Wer je das Gefühl haben sollte, einigermassen drauszukommen, wird angesichts dieser erschlagenden Menge von ungefilterten Berichten ganz schön bescheiden. – Gerade richtig zum Selbststudium, wenn die Meteorologen ein verregnetes Weekend voraussagen.




28/2  Gruss aus Bünzen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Es war ein recht ergiebiger Tag. Das Bundesamt für Gesundheit hatte eingeladen zu einem Hearing über das in Erarbeitung befindliche neue Präventionsgesetz. Um die hundert Vertreterinnen und Vertreter von Patienten- und Krankheitsorganisationen und anderer nichtstaatlicher Institutionen, die mit Gesundheitsförderung und Prävention befasst sind, hatten sich in der Universität Bern eingefunden. In offener und konstruktiver Atmosphäre wurde einen Tag lang debattiert, in Gruppen gearbeitet, zusammengefasst, ausgetauscht. Alte Kontakte wurden aufgefrischt, neue geknüpft… gut investierte Zeit im Interesse einer guten Sache!

Aber eigentlich wollte ich kurz die Geschichte erzählen von den hilfsbereiten Menschen im Hauptbahnhof Zürich… und wie ich mir vorgekommen bin, als wäre ich zu Besuch bei Freunden in Bünzen bei Boswil. – Es hatte angefangen kurz nach acht Uhr, ich stand am kleinen Kiosk vor den Rolltreppen und kaufte eine Zeitung. Mein genähter Kleingeldbeutel liess sich nur schwer aus der Hosentasche ziehen, irgendwo musste sich der Lederbändel verhakt haben. Als ich ihn endlich mit einem Ruck befreit hatte, war ich froh, zahlen und gehen zu können, hinter und neben mir warteten noch andere Kunden.

Als ich wenig später im Zug den Lavazza-Kaffee bezahlte, spürte ich in der Hosentasche eine Leere… der Schlüsselbund fehlte! Als erstes ein Anruf zuhause: liegt er eventuell noch auf dem Klavier? Aber dann folgt siedendheiss die Erkenntnis: ich muss ihn beim Kiosk versehentlich mit dem Geldbeutel aus der Tasche gezogen haben. Rasant lief der Film vor dem inneren Auge ab: Haus- und Wohnungstür, Einstellhalle, Bürokomplex… mindestens drei Schlüssel und Schlösser, die ersetzt werden mussten, das würde mich einige Tausender kosten, die keine Versicherung ersetzt. Abgesehen von dem Ärger, während Tagen die Türen nicht mehr selber öffnen zu können…

Also rief ich die kompetenten Helferlein unter 1818 an und erhielt die Nummer der Bahnhofauskunft. Diese suchte bereitwillig nach der Telefonnummer des Kiosks… aber die Liste der Verkaufsstände im Bahnhof war lang und die Namen nicht eben aussagekräftig. Die Dame versprach, mich zurückzurufen. – Das tat sie etwas später auch und gab mir eine Nummer durch, die sich allerdings als die falsche erwies. Auch zwei weitere Versuche führten nicht zum gewünschten Kontakt. Am vierten Ort schliesslich verwies man mich an die Hallenaufsicht und der freundliche Herr an anderen Ende schien sich richtig zu freuen, dass ich ihm eine Aufgabe hatte. Er wolle sich darum kümmern und gebe mir Bescheid, versprach er, und teilte mich tatsächlich kurz vor Bern wieder mit, dass der Schlüsselbund gefunden sei und wo ich ihn am Abend bei meiner Rückkehr abholen könne. – – Ein riesiges Lob auf den kundenfreundlichen Service im Zürcher Hauptbahnhof! Die unkomplizierte und spontane Hilfe hatte mir haufenweise Umtriebe und Auslagen erspart, und ich musste den Leuten am Abend einen Finderlohn geradezu aufnötigen. Mächtigen Dank.




27/2  Cum grano salis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Vielleicht ist die neue Dominotheorie, die von einem englischen Forscherteam ausgetüftelt wurde, etwas zu einfach, um schön zu sein: weil Kinder zuviel Salz in den Speisen essen, haben sie übermässig Durst; diesen stillen sie mit kaloreinhaltigen Süssgetränken; davon werden sie dick und ihr Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, steigt. Reduziert man den Salzgehalt, trinken sie weniger, nehmen dadurch nicht so zu und bekommen keine Herzprobleme. Das schreibt – sinngemäss – die American Heart Association in ihrem Journal, also die Amerikanische Herz-Gesellschaft.

Das kann, muss aber nicht so sein… Die Kids könnte ja auch einfach Wasser trinken. Sicher ist die Reduktion des Salzkonsums schon seit Jahren auch hierzulande ein ernährungspolitisches Thema… aber die Ursachen für kindliches Übergewicht sind mit Sicherheit komplexer und zu dessen Vermeidung sind noch eine ganze Reihe weiterer Massnahmen erforderlich und zwingend notwendig.

In der Regel wohnt ja „einfachen“ Lösungen eine magische Überzeugungskraft inne. Weil es so einleuchtend ist, muss es stimmen. Der simple Appell weniger essen – mehr bewegen! hält sich in den Köpfen fest, weil er so einfach und so leicht nachvollziehbar ist. Vor allem von Leuten, die das Problem selber nicht kennen. – Da war es heute geradezu eine Wohltat: im Zug bin ich einem Kameraden aus früheren Militärzeiten begegnet und wir kamen auch auf meine Arbeit zu sprechen und auf die Probleme, Geldspenden zu finden. Ja, sagt er, er kenne das. Seine Tochter arbeite als Ernährungsberaterin und habe gelernt, wie komplex die Ursachen sind un wie schwierig es sein kann, eine positive Veränderung herbeizuführen. Dass solche Erkenntnis vorhanden ist und weitergegeben wird, ist durchaus tröstlich und macht Mut. Die schrecklichen Vereinfacher melden sich mit Sicherheit wieder zu Wort. Es darf nur nicht das letzte sein.




26/2  Speckweg

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:29

Das ist nicht, wie bei Köbi Kuhn, der Hinweis auf eine kleine Strasse, die nach einer bekannten Persönlichkeit der Zeitgeschichte benannt wäre… es ist vielmehr ein kombinierter Imperativ ohne Ausrufzeichen, der die Fettablagerungen in der Bauchgegend symbolisch auffordert, sich zu verziehen.

In die Welt gesetzt hat diesen Arbeitsbegriff die Gratiszeitung 20 minuten, indem sie ab heute in ihrem Online-Bereich ein umfassendes Informationsprogramm anbietet. Es handelt sich dabei für alle am Thema Interessierten um eine amüsant aufbereitete Sammlung von Links und Hinweisen, Empfehlungen und interaktiven Tests… Das Angebot ist hübsch aufgemacht und scheint recht seriös zu sein. Es wendet sich allerdings nicht an schwer adipöse Menschen, sondern listet zahlreiche Tipps und Informationen auf für Leute, die es mit ihren „Speckröllchen“ aufnehmen wollen, wie heute in der Papierausgabe der Zeitung zu lesen ist.

Das „Dossier“ soll in den kommenden Tagen laufend ergänzt uns ausgebaut werden. Es empfiehlt sich also, vorübergehend die Internet-Adresse bei den Favoriten aufzuschalten und das Programm zu verfolgen. Der eine oder andere Tipp ist absolut sinnvoll und kann bedenkenlos beherzigt werden. Viel Glück!




25/2  Leberschaden

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:05

Erinnern Sie sich an den Film Supersize me? – Drei Jahre danach hat in Schweden eine Studie die Übungsanlage grosso modo nachgestellt. 18 schlanke, gesunde, fitte junge Männer und Frauen haben sich einer Fast-Food-„Diät“ unterzogen, indem sie während vier Wochen täglich zweimal in verschiedenen Fast-Food-Ketten assen und während dieser Zeit auch auf jede Form von Sport verzichteten. Am Ende hatten sie im Schnitt 8 Kilo zu- und ihre Lebern Schaden genommen.

Beim Stoffwechsel kommt der Leber eine besondere Bedeutung zu. Sie verarbeitet das Fett und den Zucker. Ist der Fettanteil zu hoch, kann es zu Einlagerungen kommen. Es bildet sich eine Fettleber, wenn gleichzeitig nichts verbraucht wird. Dieser Befund war eindeutig und bestätigte, was der Filmemacher Morgan Spurlock mit seinem Selbstversuch herausgefunden hatte. – Beschwichtigend sagte man damals, dass dieser Versuch ja so extrem angelegt war, dass kaum ein vernünftiger Mensch sich so etwas freiwillig antun würde und wer es denn mache, der sei wirklich selbst Schuld an den gesundheitlichen Folgen, weil er ja gerade diese beweisen wollte…

Das Schwedische Experiment unterscheidet sich allerdings vom Spurlock-Flm. Hier geht es „nur“ noch um zwei Mahlzeiten pro Tag, es geht nicht mehr um die extremen Supersize-Portionen und es geht nicht um eine einzelne Kette. Es geht um einen Test querbeet durch die ganze Fast-Food-Szene, so wie wahrscheinlich viele sich ernähren (müssen), die für die Ausserhausverpflegung wenig Geld und wenig Zeit haben. Mittags und abends rasch im Vorbeigehen sich etwas vom Take-Away reinziehen… das wird die alltägliche Situation für viele Singles sein. Und wenn dann noch Alkohol dazu kommt, dann kann sich die Leber so richtig auf etwas gefasst machen.

Es sind alltägliche Kleinigkeiten, die zur Routine werden, und die – ehe wir es richtig realisieren – einen Schaden anrichten können, der uns später den ganzen Rest des Lebens „belasten“ wird.




24/2  Von Licht leben?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Eigentlich sah der Mann ganz normal aus. Kaufmann könnte er sein oder Beamter, mit einem grauen Schnauz und grauem Haar, aber im Grunde unauffällig. Jedenfalls gar nicht so, wie man sich jemanden vorstellt, der von sich selber sagt, dass er seit langer Zeit nichts mehr esse und nur noch von Licht lebe.

Der Auftritt war unerwartet. Ich sass auf der Zuschauertribüne im TV-Studio bei der Live-Sendung von GesundheitSprechstunde. Die SAPS bzw. die Mitglieder ihres Trägervereins waren eingeladen worden, als Beobachter der Sendung beizuwohnen, denn im Zentrum standen die Themen „Abnehmen“ und „Diabetes Typ 2“. Und da 90 Prozent der Diabetiker auch Übergewicht haben, ist die Schnittmenge beträchtlich. Eines unserer Vereinsmitglieder konnte in der Sendung selber mitwirken und sich anhand der bevorzugten Lebensmittel ihren „Ess-Typ“ bestimmen lassen.

Aber eben: mit dem Licht-Esser hatten wir nicht gerechnet. Und die Moderatorin sagte es deutlich und schon vorher, dass diese Praktik nicht zur Nachahmung empfohlen sei. – Warum wird sie denn in einer medizinischen Sendung überhaupt vorgestellt? Der anwensende Stoffwechselexperte, Dr., David Infanger, ist ratlos, weiss nicht, was er nun davon halten soll. Traut der Sache nicht, nimmt an, der Mann esse heimlich und verarsche uns bloss… – Nein, sagt dieser, es sei wirklich wahr und er sei nicht allein., es gebe etwa 150 wie er. Die Moderatorin will ihn herausfordern: ob das Scheinwerferlicht im Studio denn nun so etwas wie ein Festbankett darstelle… nein, keineswegs, lautet die Antwort, es geht nicht um das Licht, das aus Lampen kommt, und wenn man diese abstellen würde, müsste er auch nicht verhungern. Es gehe um Licht im übertragenen Sinne, spirituell eben, um Licht, das Liebe sei.

Das kennen wir allerdings. Den Spruch, dass jemand zu bestimmten Zeiten „von Luft und Liebe“ gelebt habe. Das mag damit zu tun haben, dass die Glückshormone, die durch den Zustand intensiven Verliebtseins (oder eine Ekstase) ausgeschüttet werden, für die Dauer ihres Wirkens jedes Hungergefühl ausschalten… so wie auch intensivste Hingabe an eine Arbeit, eine Tüftelei oder Aufgabenlösung einen ähnlichen Effekt haben kann: man vergisst völlig, dass man hungrig sein könnte. Aber das ist meist zeitlich begrenzt. Und nachher holt uns der Appetit wieder ein.

Die Moderatorin wollte mehr wissen: wie es mit dem Trinken stehe? Das tue er, und zwar eigentlich ganz normal, in Gesellschafrt und so. – Und ob denn auch wieder etwas herauskomme, wollte sie wissen. Sicher, sagte er: Flüssigkeit etwas weniger, als er getrunken habe (klar, etwas braucht er wohl noch fürs Schwitzen), und auch Festes komme ab und zu in geringer Menge heraus. – – Wo aber kann das herkommen? Aus dem Licht wohl eher nicht. Vielleicht sind es die Feststoffe in einzelnen Getränken… und möglicherweise das, was man so an Speichel und Nasenschleim im Lauf des Tages hinunterschluckt: das sollen ja einige Liter sein, in denen sich auch der Staub aus der Atemluft gefangen hat… – Freunde, lasst das Grübeln. Es sind Fälle bekannt, da sind Leute gestorben, die es versucht haben. – Sektenspezialist Hugo Stamm hat das Thema vor anderthalb Jahren behandelt, nachdem der gleiche „Licht-Esser“ bei Kurt Aeschbacher aufgetreten war… eine lesenswerte, „erhellende“ Hintergrund-Information.




23/2  Bravo Jasmin!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:46

Da wir keine Vorurteile kennen, können wir es auch unumwunden zugeben, wenn einmal etwas echt vorbildlich ist. In der aktuellen Ausgabe der Abnehm-Beilage zum Magazin GesundheitSprechstunde steht eine sehr schöne Geschichte. Sie handelt von Jasmin Hutter, ihres Zeichens Nationalrätin der SVP, und davon, wie sie in jungen Jahren ihr Gewichtsproblem in den Griff bekommen hat.

Es liest sich wie eine „typische“ Übergewichtsgeschichte, aber mit – zumindest voräufigem – Happyend. Nach ihrem Blitzstart in der Politik kam die junge Frau früh in die Lage, sich ungeregelt ernähren zu müssen und wenig Zeit zu haben, sich um sich selber zu kümmern. Die ersten zwei Jahre in Bern brachten ihr 20 Kilo ein… und ihr BMI näherte sich der 30er-Grenze. Da machte sie das Richtige: sie verzichtete darauf, mit irgend einem Crash-Programm abzuspecken, sie suchte fachlich qualifizierten Rat udn handelte konsequent. Sie begann „bewusst“ zu essen, auf Protionengrössen und ausgewogene Nahrung zu achten und vor allem: sie bewegte sich regelmässig, eine Stunde täglich. Sie verzichtete auf nichts, gönnte sich gewohnte Genüsse – aber eben: mit Mass und überlegt.

So gelang es ihr, wieder 28 Kilo abzunehmen und mit einem BMI von knapp unter 20 ein „normales“ Gewicht zu erreichen. Dieser Erlebnisbericht lässt hoffen. Durch ausreichendes Wissen und richtiges Handeln liess sich eine Beeinträchtigung des Stoffwechsels vermeiden, die Balance konnte wieder hergestellt werden, das Gewicht kam ins Lot. Nicht alle haben die Chance, so „leicht“ einen Turnaround durchzuführen, wobei auch hier viel Konsequenz und ein entschlossener Wille nötig waren und es noch immer sind. Wir drücken ihr die Daumen und wünschen ihr, dass sie ihr neues Gewicht möglichst lange behalten kann.




22/2  Non olet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Der Frühling klopft an die Bürofenster. Kaum zu gluben, dass wir eigentlich noch Winter haben sollten, wenn es nach dem Kalender ginge. Und mit dem Frühling kommt die Zeit der Jahresabschlüsse. Kassensturz, Bilanz ziehen, Gewinn und Verlust gegeneinander aufrechnen… und aufzählen, was in den letzten zwölf Monaten so alles gelaufen ist, und was nicht.

Ein Jahresbericht an die Aufsichtsbehörde, denn als gemeinnützige Organisation steht unsere Stiftung unter der Kontrolle der eidgenössischen Stiftungsaufsicht, die darüber wachen muss, dass unsere Aktivitäten konform sind mit dem Stiftungszweck, wie er bei der Gründung umschrieben wurde. – „Stiftungen“ sind ja durch die Steuerhinterziehungen in Deutschland arg in Verruf geraten, vor allem wenn es sich um solche handelt, die in liechtenteinischen Briefkästen oder Banken beheimatet sind. Aber die, sagen uns die Stiftungsspezialisten, haben nichts gemein mit den Stiftungen, wie man sie in der Schweiz kennt. Die sogenannten Stiftungen nach liechtensteinischem Recht sind nicht gemein- sondern eigennützig definiert und dienen meist ausschliesslich dem Zweck, den Stifter und die seinen selber zu begünstigen und ihnen Vorteile zu verschaffen, indem sie dem Staat Steuern vorenthalten.

Wenn ich solche Aussagen höre oder lese, dann packt mich ein Gefühlsmix aus Ohnmacht und Neid: die Millionen, die auf diese Weise heimlich in Offshore-Anlagen geparkt werden, könnten, wenn wir nur über einen Bruchteil der Zinsen verfügen dürften, unendlich viel sinnvollen Zweck erfüllen, im Interesse und im Dienst eines Problems, vor dem die Volksgesundheit steht. Man sagt, Geld stinke nicht. Der clevere Vespasian hatte mit diesem Spruch die Erhebung von WC-Taxen im alten Rum begründet… und es stimmt natürlich: nachdem ich unser Budget durchgerechnet und mit den Ausgaben verglichen habe, die wir tätigen sollten und möchten, nähmen wir das Geld, auch wenn es aus der tiefsten Kloake käme, denn wir werden es brauchen. – Da bekäme der Begriff „Geldwäsche“ plötzlich eine sehr wohltätige Nebenbedeutung.




21/2  Nachtrag zum Vorbehalt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:51

Der Sturm im Wasserglas zeiht Kreise. Heute hat sich der englischsprachige Dienst von „swissinfo“ gemeldet. Er habe bei „Zurich“ recherchiert und dort lege man Wert auf die Feststellung, dass der CEO wohl etwas falsch verstanden worden sei: man habe noch nichts beschlossen, man prüfe bloss…

Das haben aber die verschiedenen Spokesmen, die gestern und heute Morgen in den Medien zu sehen und zu hören waren, noch nicht gewusst, die klangen noch sehr zuversichtlich… – Zuversichtlich und positiv stimmen mich im Zusammenhang mit dieser Prämiendiskussion eigentlich die verschiedenen Aussagen und Statements aus dem Publikum: PassantInnen, die von den TV-Sendern und von Zeitungen befragt worden sind, haben sich mehrheitlich klar gegen eine Diskriminierung der Übergewichtigen ausgesprochen. Das ist nicht selbstverständlich und darf als zaghaftes Signal dafür verstanden werden, dass vielleicht langsam die Erkenntnis Raum gewinnt, dass doch nicht alle Dicken „selber schuld“ sind.., auch wenn die Meinung gerade in einflussreichen Kreisen noch stark vertreten ist.

So hätte denn die ganze Aufregung doch ihr Gutes gehabt: sie bot Gelegenheit, die Diskriminierungs-Problematik zu thematisieren und möglicherweise Verständnis zu wecken. Da traf es sich per Zufall ganz gut, dass der Tages-Anzeiger heute über die nach wie vor alarmierende Tatsache berichtete, dass in USA übergewichtige Frauen (die bald die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen) mit zunehmendem Gewicht schlechter verdienen, und zwar auch die weissen. Schon vor Jahren galt die über den Daumen gepeilte Formel, dass in Amerika pro BMI-Punkt mehr Gewicht aufs Jahr 1’000 Dollar weniger verdient würden… Eine Perspektive, die nachdenklich machen muss, wenn man davon ausgeht, dass in keinem andern Land wie in den USA das Vorhandensein von Übergewicht zur alltäglichen Realität geworden ist.




20/2  Mit Vorbehalt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:43

War das ein Ameisenhaufen heute, die Sache mit der Lebensversicherung. Ein Artikel in der Handelszeitung, der darüber berichtet, dass die Zurich-Versicherung plant, von den übergewichtigen Kunden höhere Prämien zu verlangen. Und was wir von der Adipositas-Stiftung dazu sagen?

Zwei Zeitungen, drei Lokalradios, ein Lokalfernsehen… und während ich meine Meinung zu Argumenten und zu einem SAPS-Standpunkt formulierte, kam in mir die Erinnerung hoch: ich war damals etwa 27 Jahre alt, hatte eben meinen Arbeitsvertrag mit Radio DRS abgeschlossen. Ein Bestandteil dieses Vertragswerkes war eine betriebliche Versicherung, die, falls mir etwas zustossen sollte, meinen Hinterbliebenen eine Rente oder eine Abfindung ausrichten würde. Damals hatte mein Gewichtsproblem gerade richtig begonnen: ich hatte aufgehört zu rauchen, bewegte mich weniger, lebte kulinarisch auf grösserem Fuss und war dadurch gerade über das 100-Kilo-Limit geraten.

Als ich den Vertrag zur Unterzeichnung zurück erhielt, hiess es dort: Mit Vorbehalt, infolge Übergewicht. – Es war mir durchaus bewusst, dass ich schwerer war als viele meiner Kollegen, aber was bedeutete dieser „Vorbehalt“? Ich schrieb der Personalabteilung einen Brief (E-Mail hatten wir damals ja noch nicht, wie haben wir das bloss geschafft?) und gab in entschlossenen Worten meinem Erstaunen Ausdruck. Das sei, hiess es in der Antwort, die zehn Tage später kam (man hatte noch Zeit, damals), weil die Gefahr bestehen könnte, dass ich infolge meines zu hohen Körpergewichtes („über hundert“) vorzeitig an einer durch dieses Gewicht bedingten Krankheit sterben könnte… in diesem Fall würde die Leistung nur teilweise ausbezahlt.

Ich murrte und wollte argumentieren, wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich auf den Stichtag meiner Aufnahme in die Versicherung hin die paar Kilos herunterhungern können… der Entscheid sei willkürlich, ungerecht, und überhaupt..! – Es nützte alles nichts. Der Vorbehalt blieb dick in meinem Personaldossier notiert und ich musste mich fortan hüten, nicht vorzeitig abzutreten. – Später habe ich meinen Versicherungsmakel wieder vergessen und heute weiss ich nicht einmal mehr, ob er jetzt, im Pensionsalter, noch gilt. Ich habe die Hürde in den Vorhof des letzten Lebensabschnittes geschafft, Vorbehalt hin oder her.

Der Gedanke, das durch ein zu hohes Gewicht bedingte versicherungstechnische Risiko abzufedern, ist also keineswegs neu. Damals traf es erst Vereinzelte, wir waren die Ausnahmen. Heute sind es mehr und in naher Zukunft werden die Dicken in der Mehrheit sein. Dann werden wir sehen, was den Versicherern noch weiter einfällt.