30/9  Die Gesetzlosen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Es war ja zu erwarten. Aber wenn man es in den Nachrichten hört, hat man doch Mühe zu akzeptieren, dass es wirklich so ist: liberalisierungssüchtige Wirtschaftskreise hatten schon länger angekündigt, dass sie sich gegen eine gesetzliche Regelung der Gesundheitsvorsorge in diesem Land wehren würden. Denn nichts ist ihnen ein solcher Gräuel wie die Vorstellung, dass die Regierung ihren Auftrag ernst nehmen könnte, indem sie die notwendigen Regelungen erlässt, welche den Bürger davor schützen, aus reiner Profitgier zu seinem Nachteil in Sachen Gesundheitswesen über den Tisch gezogen zu werden.

Wohin der wildgewordene Markt uns führt, das haben uns die grossen Banken nur allzu anschaulich gezeigt. Praktisch überall, wo uneingeschränkte Handelsfreiheit herrscht, sind entweder die Preise in die Höhe geschnellt oder die Qualität der Leistung droht rapide abzustürzen, die SBB lassen grüssen.

Nun hat sich der Bund aufgerafft, hat eine sehr allgemeine, vorsichtige rechtliche Grundlage geschaffen, um künftig in Gesundheitsfragen die Initiative zur Koordinierung längst fälliger Aktivitäten ergreifen zu können, um die vorhandenen Mittel besser einzusetzen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden… denn Konzentration auf das Wesentliche ist das Gebot ger Stunde, angesichts des Kompetenzen-Wirrwarrs, der heute auf dem Gebiet der Prävention anzutreffen ist.

Aber da hat der Bundesrat die Rechnung ohne das liebe Gewerbe bzw. dessen Funktionäre gemacht: die haben sich bisher reichlich bedienen können an der Vielfalt der zersplitterten Projekte und Projektlein. Sie fürchten die ordnende Hand des Gesetzgebers wie der Teufel das Weihwasser und drohen jetzt schon mit dem Referendum, falls es dem Parlament einfallen sollte, auf die Vorlage einzutreten. Denn die Parlamentarier, vom Volk gewählt um das Volk zu vertreten, sollen sich hüten, dem Wohl dieses Volkes zu dienen, wenn es um die Gesundheit geht. Ohne Gesetz lebt und zockt es sich ungehemmter. Die Gesetzlosen haben ihre Masken abgelegt. Es kann spannend werden.




29/9  113 Jahre

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:23

Das ist die Geschichte von Walter Breuning, Jahrgang 1896. Also nicht die ganze Biografie, aber doch jener Teil, der mit dem Essen zu tun hat. Denn es liegt nahe, den „ältesten Menschen der westlichen Welt“ danach zu fragen, was und wie er denn so gegessen habe in seinem langen Leben, vielleicht lässt dies einige Rückschlüsse auf gesundes, lebensverlängerndes Essverhalten zu.

Seine Antwort ist simpel, einleuchtend und so offensichltich, dass wir fast Hemmungen haben, sie für bare Münze zu nehmen. Er sagt, er habe in den letzten 35 Jahren nur zweimal pro Tag bescheiden gegessen: Frühstück und Mittagessen. Und abends nichts. Dazwischen viel Früchte. Zudem hat er in seiner Jugend, am Anfang des letzten Jahrhunderts, harte Zeiten erlebt, in denen man froh war, wenn man etwas zum Beissen zwischen die Zähne bekam. Oft gab es nur hartes Brot. Da war kein Überfluss. Und regelmässig zu Trinken, das habe er sich auch angewöhnt. Aber eine besondere Diät habe er nie gemacht. Einfach nicht zu viel gegessen.

Klingt irgendwie logisch. Allerdings: als er mit dieser konsequenten Nachtessens-Verweigerung begann, ging er schon auf die achtzig zu, lebte er bereits in unserer Überfluss-Zivilisation, aber er liess sich nicht verführen und blieb im Gedenken an frühere Zeiten standhaft. – Wäre ein solches Modell auch für andere denkbar?




28/9  250 Diäten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:20

Alles, was wir je über alle möglichen Diäten und Ernährungsformen wissen wollten, findet sich auf der Website von everydiet.org mit entsprechenden Links, von der Abs- und der Acai-Diät bis zur Zone-Diät. Es gibt keine eigentliche Wertung und keine explizite Empfehlung, dafür eine sachliche Information über Vor- und Nachteile der einzelnen Ernährungsweisen oder Programme.

Die Auswahl ist riesig, viele der 250 Konzepte sind hierzulande gar nicht bekannt, finden aber doch übers Internet ihren weg in unsere Küchen.

Dass extreme Diäten nichts nützen, ist allen klar. Nun hat aber eine Studie gezeigt, dass es eigentlich überhaupt keine Rolle spiele, von welchen Nährstoffen man sich letztlich ernähre – solange nur die Kalorienmenge etwas (und nicht zu viel) unterhalb des täglichen Verbrauchs liege. So dass also die ganzen Kämpfe zwischen den Anhängern von Low Carb, Low Fat oder Low Protein völlig unnötig seien…

Eigentlich schade, es war so spannend, von Zeit zu Zeit wieder zu neuem Wissen bekehrt zu werden.




27/9  Einspruch, Herr Bode!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Das war nun wirklich das Thema, das die Schweiz an diesem Sonntag im Innersten bewegte: „Am besten gefällt mir mein Bauch“ – so wird die neue Miss Schweiz auf der stärksten Zeitung der Schweiz zitiert, die halbe Titelseite füllt das Zitat aus und ich gebe zu, ich war erfreut, als ich das las, denn ich dachte, endlich bricht eine der Missen aus dem nervtötenden Schlankheitswahn aus und bekennt sich lustvoll zu ihren Bauch und seiner sanft geschwungenen Form… es gibt also noch Hoffnung für alle, die sich noch nicht krankgehungert haben und sich doch auch schön fühlen möchten!

Die Ernüchterung folgte auf dem Fuss, als ich im Innern des Blattes den ganzen Text las: „…weil ich ihn gut trainiere, damit er flach bleibt.“ Immerhin: Trainieren ist besser als Hungern. – Die zweite Zeitung, die am Sonntag in meinem Briefkasten liegt, brachte als Sonntagsgespräch ein ausführliches Interview mit dem früheren Umwelt- und jetzigen Ernährungs-Aktivisten Thilo Bode, dem Begründer von Foodwatch und unerschrockenen Kämpfer für gesunde Ernährung und gegen Missstände bei der Lebensmittelproduktion.

Seine Ausführungen sind wie immer polemisch zugespitzt und lesenswert, auch wenn sie in der einen oder anderen Form bereits bekannt sind. Bei einer der Antworten habe ich allerdings gestutzt. Der Journalist fragt Bode, ob er denn mit seiner Forderung nach mehr Regulierung und staatlicher Aufsicht für eine „Nahrungsplanwirtschaft“ wie in der alten DDR eintrete? Bodes Antwort ist deutlich, aber auch missverständlich: „Wir brauchen keine Planwirtschaft, sondern eine Marktwirtschaft, die dem Menschen dient. Wir können nun mal nicht mehr essen, als wir brauchen, das ist eine natürliche Wachstumsgrenze.“

Bode meint: Weil der Lebensmittelmarkt grundsätzlich gesättigt ist und keine neuen Grundnahrungsmittel hergestellt werden können, versuchen sich die Konzerne dadurch gegenseitig zu überbieten, dass sie „Zusatznutzen“ in die Nahrung einfügen: das simple Joghurt wird zur Wellness-Medizin umfunktioniert, Kinder-Süssigkeiten werden als „gesund“ dargestellt, die Heilsversprechungen suchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Vor dieser Kulisse hat Bode recht, wenn er sagt, dass gerade in den westlichen Ländern die Aufnahmegrenze für den Konsum erreicht ist.

Und trotzdem ist die Aussage verfänglich, weil das tiefgreifende Problem ja gerade darin besteht, dass der Mensch sehr wohl „mehr essen“ kann „als er braucht“: dieses „Mehr“, das ihm von der konkurrierenden Food-Industrie hemmungslos untergejubelt wird, setzt sich an seinem Bauch, seinen Hüften fest und ist eine der wesentlichen Ursachen für die nach wie vor anhaltende weltweite Adipositas-Pandemie. – In einem andern Punkt hat Bode leider mehr als Recht: er sagt, es sei nicht sein Ziel, den Menschen zu verändern, denn das sei faktisch gar nicht zu bewerkstelligen. Aber es müsse alles unternommen werden, um die Verhältnisse, die das Leben der Menschen bestimmen, so zu verändern, dass sie dem Menschen dienlich sind.




26/9  Hockey-Fans

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Das war eine wunderliche Pilgerfahrt, heute. Ein knappes Dutzend gestandener Mannsbilder hatten sich angesagt zum Apéro in unserem Feriengarten, vermittelt durch Freund Rolf, der seit Jahren dabei ist. Eine muntere Runde, die einmal jährlich eine gemeinsame Reise zu einem Hockey-Event unternimmt, verbunden mit einem Ausflug in eine bereisenswerte Region und mit erlesenen kulinarischen Genüssen vor Ort.

Da heuer die Fahrt in die Nähe unseres Feriendomizils führte, lag es nahe, einen kleinen Abstecher einzuplanen. Das Wetter spielte halbherzig mit, zwar noch ziemlich mild, aber nicht mehr sonnig, feiner Bodennebel lag im Tal, aber das tat den Apérofreuden keinen Abbruch, die wir Tage zuvor dort vorsorglich installiert hatten. Otto, der Nachbar, steuerte von seinem Hof noch eine Flasche selbstgepressten, frischen Süssmost bei, der regen Zuspruch fand trotz der Warnung, es könnte zu verdauungsmässigen Unpässlichkeiten kommen.

Zuviel Most gebe „blaue Därme“, hatte man uns in unserer Jugend eingebläut. Kontrolliert hat das keiner, es war wohl eher eine Ermahnung, um uns davon abzuhalten, den süssen Fruchtsaft grad literweise in uns zu schütten, wenn beim Heuen und beim Garbenbinden die Sonne allzu hart auf unsere Bubenköpfe brannte…

Jetzt aber, als weissbemooste Herren, sassen wir ordentlich um den Tisch, sprachen dem Wein und den kleinen Snacks zu, bald machten Witze die Runde, wurden Erinnerungen an frühere Ausflüge ausgetauscht und wurde ausgiebig über jene getratscht, die nicht dabei waren.

Anschliessend ging es in den Landgasthof mit der deftig-bürgerlichen Küche, wo ein mehrgängiges Menü wartete. Da ich selber nicht zum engeren Zirkel des Fanclubs gehöre, endete nach dem Desseret mein Auftritt. Es war eine gelungene Runde und ich kehrte getrost zurück, beruhigt im Wissen, dass ich jetzt eigentlich einige Tage lang keine weitere Nahrung mehr brauchen würde.




25/9  Die Abnehm-Grazien

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:31

Sechs appetitliche junge Damen stehen auf den Seiten 130/131 der aktuellen Ausgabe der freundin auf der Waage: sie haben im Auftrag der Redaktion „Schlankmach-Programme“ getestet.

Eigentlich „dick“ ist keine von ihnen, adipös schon gar nicht. Es sind Redaktorinnen, die je eine andere Methode ausprobiert haben, um überflüssige Pfunde möglichst leicht loszuwerden. Die erste versuchte es mit Ultraschall, der die Fettzellen zerstören soll. Die Behandlung war nicht ganz schmerzfrei, aber schonender als Absaugen. Geeignet für die kosmetische Eliminierung „hartnäckiger Fettdepots“. Kostenpunkt: bis zu 2’000 Euro.

Die zweite hat gefastet und ist in einer Woche 4 Kilo losgeworden…eins davon kam nach Abschluss sofort wieder zurück, die anderen hat sie sich mit viel Obst noch ferngehalen.

Die dritte machte eine homöopathische Spritzen-Kur (?) mit einem rigorosen Ernährungsprogramm. So schafft sie es von BMI 23,7 zu BMI 21,6… Aber sie muss weiterhin ihr rigoroses Ernährungsprogramm einhalten. Wie lang ihr das gelingt, ist offen.

Die vierte hat mit der neuen, rezeptfreien Pille „alli“ in drei Monaten 6 Kilo verloren. Das Orlistat-Präparat hat als „Wächter“ gut funktioniert und sie gezwungen, sich beim Fettkonsum zurückzuhalten.

Die fünfte versuchte ihr Glück mit dem Hypnotiseur, der sie auf eine gesündere Ernährung konditiionierte. Dadurch konnte sie ihr Gewicht in drei Monaten um 3 Kilo reduzieren… allerdings hat ihr dann das Oktoberfest einen Strich durch die weitere Rechnung gemacht.

Die sechste schliesslich versuchte es mit einer neuen Ersatznahrung: „Lipidsana“, ein fertiger Drink in verschiedenen Aromen, wird an Stelle einer Mahlzeit eingenommen. Sein Geheimnis: er enthält viel „gute“ Fettsäuren, sättigt nachhaltig und regt den Fettstoffwechsel an. Nach der ersten Woche ist schon ein Kilo weg… aber dann wird der Drink-Konsum zur Geschmacksfrage, was der Motivation schadet.

Fazit dieser Testreihe? – Eigentlich keine echten Lösungen für ernsthaft Übergewichtige. Aber doch Praktiken, die nicht unbedingt schaden und die für den kleinen Unterscheid wichtig sein können, wenn es um das Fein-Modelling der Figur geht. Frappant aber doch der Wunsch aller sechs Frauen, überhaupt abzunehmen, in einem Bereich, wo unsereiner noch so froh wäre, soooo schlank zu sein.




24/9  Beurteilungskriterien

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

Es war ein vollgepackter Tag mit dichten Informationen, intensivem Austausch und engagierten Gesprächen, heute, am 2. Adipositas-Symposium des Kantonsspitals St.Gallen. Geballte Ladungen von neuen Erkenntnissen, fachlichem Wissen und Erfahrungen aus der Praxis. Die Fülle kann gar nicht in kurzen Worten wiedergegeben werden.

Das Referat eines Hausarztes mit Adipositas-Erfahrung ist mir mit einigen Kernaussagen in Erinnerung geblieben. Es ging darum, Kriterien zu definieren, nach welchen im Praxis-Alltag die Optionen für eine Therapie von übergewichtigen PatientInnen festgelegt werden könnten.

Aussagen, die ich in dieser Klarheit noch nie gehört habe: wenn ein Patient eine Herzinsuffizienz hat, dann soll man ihn nicht veranlassen, abzunehmen. Das könnte für seinen Gesundheitszustand gefährlicher sein als das Übergewicht an sich. Und „alte Menschen“ soll man auch nicht zum Abnehmen bewegen. Überhaupt: Abnehmen soll nur, wer als Folge seines Übergewichts mit ernsthaften, lebensbedrohlichen gesundheitlichen Risiken konfrontiert ist.

Und: generell soll man niemanden zum Abnehmen zwingen, der einen BMI von weniger als 30 hat. – Also eine klare Absage an das zum Standard stilisierte „Idealgewicht“ von maximal BMI 25. Das ist eine kühne These, die vielen gefallen mag, denn sie nimmt Stress aus der Abnehm-Diskussion. Aber ist sie unumstritten?




23/9  Bockshorn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:00

Mit dem Bockshorn ist es so eine Sache. Der Volksmund meint, man solle sich da nicht hineinjagen lassen… aber die exakte Bedeutung dieser Warnung liegt im sprachgeschichtlichen Dunkel. – Daneben hat der Begriff eine botanische Dimension in der Form des Bockshornklees, der als Heilpflanze gilt. Mit lateinischem Namen nennt er sich foenum graecum („griechisches Heu“), was ihm im Englischen die Bezeichnung Fenugreek eingebracht hat.

Dieser Bockshornklee soll nun nach aktuellen Studien an der Universität von Minnesota eine wundersame Wirkung entfalten, wenn es um das Sättigungsgefühl geht: 8 Gramm eines Bockshornklee-Extrakts zum Frühstück genommen sollen bewirken, dass ein nachhaltiges Sättigungsgefühl entsteht und dass bei der darauf folgenden Mahlzeit deutlich weniger gegessen wird. Das wurde in einem Doppelblind-Versuch erforscht, mit adipösen Probanden, die zum Frühstück unterschiedliche Mengen dieses Extrakts oder ein Placebo-Produkt bekamen und darauf bis zum Mittagessen alle 30 Minuten ihren Sattheitszustand beschreiben mussten. Zu Mittag gab es dann ein grosszügiges Buffet, an dem man sich frei bedienen konnte. Und siehe da: Leute, die 8 Gramm Bockshorn bekommen hatten, berichteten über ein auch nach Stunden anhaltendes Sättigungsgefühl und assen messbar weniger am Mittagsbuffet.

Seit den alten Aegyptern ist der Bockshornklee ein Geheimtipp in der Volksmedizin, schon Hildegard von Bingen pries seine heilende Wirkung bei Hautkrankheiten und Altvater Kneipp hatte ihn als Allerheilmedikament empfohlen. – Da sollten wir uns das mit dem Jagenlassen doch nochmals überlegen.




22/9  Gehirnwäsche mit Fett

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 11:51

Wer kennt sich noch aus im Dschungel der Fette? Die Omega-Sechser sind die guten, die Transfette die ganz bösen… gesättigte nicht zu empfehlen und Palmfette sitzen auch auf dem Schandbänklein…

Nun hat eine Studie am Southwestern Medical Centre in Dallas gezeigt, dass die verschiedenen Fette, wie sie in Speisen vorkommen, ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die Regulierung des Sättigungsgefühls haben. Normalerweise figurieren die Hormone Leptin und Insulin als Botenstoffe für die Steuerung der Nahrungsaufnahme. Der Konsum von bestimmten Fetten kann kann diese interne Kommunikation stören oder gar für längere Zeit unterbrechen, so dass nach dem Verzehr von Junk-Food (das viel Palmfett und andere gesättigte Fettsäuren enthält) die Kontrolle über ihr Essverhalten z.T. über mehrere Tage verloren gehen kann. Das Gehirn wird durch „falsche Fette“ quasi konditioniert und umprogrammiert. Danach wird zuviel gegessen, jedenfalls mehr als der Organismus benötigen würde.

Einen kleinen Haken hat die Geschichte noch: diese Wirkung der verschiedenen Fettsäuren wurde bis jetzt erst an Ratten und Mäusen nachgewiesen. Die Lebensmittelindustrie hat noch ein Schlupfloch, der Gesetzgeber kann noch abwarten… Für das Forscherteam unter Leitung von Dr. Deborah Clegg sind die Zusammenhänge indessen klar, sie sind bereits auf der Suche nach Möglichkeiten, um diesem Effekt entgegen zu wirken. Denn eines ist zu befürchten: die negative Konditionierung durch den verbreiteten Fettkonsum setzt ein lange bevor jemand realisiert, dass sich sein Gewicht verändert.




21/9  Dick wie Gott in Frankreich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:30

Wenn die Volksweisheit zutrifft, wonach „gut“ essen so ist, wie wenn Gott in Frankreich ässe, dann muss dieser Gott inzwischen auch ein beachtliches Bäuchlein angesetzt haben. Das jedenfalls ist mir in den knapp zwei Wochen aufgefallen: französische Damen sind in der Jugend einnehmend elegant und kaum werden sie älter, gehen sie auseinander. Die Anzahl übergewichtiger und adipöser Menschen – Männer, Frauen und Kinder – war in Südfrankreich auffallend. Und das verwundert auch nicht, wenn man jeden Tag in Gaststätten speist.

Da gibt es Portionen, die mit denen wetteifern, die man in USA vorgesetzt bekommt. Ein normales Menu du jour besteht aus bis zu fünf Gängen, von denen sich jeder einzelne auf dem Teller häuft, als wäre er eine vollwertige Hauptmahlzeit für sich. Nach kurzer Zeit hat mein Gurt den Geist aufgegeben und der Hosenbund spannte und kniff nicht nur beim Sitzen… wir mussten dazu übergehen, wenn immer möglich auf eine der Mahlzeiten pro Tag zu verzichten.

Und doch: man liess es sich sprichwörtlich gut gehen, genoss in grossen Bissen, der Wein gehörte einfach dazu, auch ein Dessert, die örtlichen Spezialitäten mussten gekostet werden, die Lust war gross, die Reue hielt sich in Grenzen. – Jetzt, da sich der helvetische Alltag wieder eingestellt hat, heisst es bewusster Kontrolle üben. Das Paket mit den guten Vorsätzen wird wieder einmal geschnürt, Rezeptbücher werden gewälzt… und schon stellt sich das beruhigende Gefühl ein, dass sich das Lenkrad im Auto bereits wieder etwas leichter drehen lässt, da es sich nicht mehr so hart am Bauchwulst reiben muss… und dass die Hose wieder etwas lockerer sitzt… ja schon nach einem Gürtel ruft, weil sie sonst zu rutschen droht… Aber auf die Waage wage ich mich trotzdem noch nicht.