30/6  Der Befehl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:45

Es ist ein kurzes, einsilbiges Wort, das mir jeweils in einem Werbespot am TV entgegen geschleudert wird. Es hört sich – für mich – an wie: „FRISS!“ Wie die Befehlsform des Verbs Fressen. Also unanständig rasch und viel hinunterschlingen.

Und doch habe ich immer wieder das Gefühl, es handle sich um etwas anderes. Denn die Rede ist da jeweils von Haaren, und ich werde nicht etwa aufgefordert, an diesen zu kauen, sondern irgend ein Mittel zu kaufen, um damit zu verhindern, dass dieses oder dieser FRISS! eintritt. Möglicherweise verstehe ich das falsch. Vielleicht geht es um etwas, das mit dem Spliss verwandt ist, was die Mädchen früher als „Gäbeli“ gefürchtet haben, wenn sich die Haarspitzen von der Trockenheit und vom vielen Kämmen oder Bürsten aufgespaltet haben (als man das noch gemacht hat)…

Aber ich bin mir sicher, dass das Wort am Fernsehen anders lautet, nicht „Spliss“. Allerdings habe ich unter Vriss in keiner Suchmaschine eine vernünftige Erklärung gefunden. Und da ich nicht glaube, dass ich zu bestimmten Zeiten von Halluzinationen heimgesucht werde, die durch übermässiges Hungergefühl ausgelöst sind (dafür esse ich nach wie vor zu viel), und da es auch unwahrscheinlich ist, dass das Werbefernsehen für mich allein einen kryptischen Befehl aussenden würde, der mich dazu zwingt, mehr zu (fr)essen, als mir gut tut, bin ich im Moment nicht in der Lage, dieses Phänomen zu ergründen. Entweder überspringe ich in Zukunft die Werbeblocks konsequent oder dann muss ich mir beim nächsten Mal wirklich Mühe geben, mich an das Produkt zu erinnern. Dass mir dies nicht gelingt, das scheint ein gesunder Abwehr-Mechanismus zu sein gegen die totale Omnipräsenz der verführerischen Propaganda-Botschaften.




29/6  Alles schmilzt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:51

Wir sind eigentlich eine undankbare Bande. Schneit es, ist es uns bald einmal zu viel. Regnet es, beklagen wir uns, dass alles absäuft. Scheint mal ausnahmsweise die Sonne, jammern wir über die brütende Hitze…

Aber ich musste heute notfallmässig zum Coiffeur weil mir der Schweiss nur so in den Bart und von dort dem Hals entlang nach unten perlte… und ich weiss gar nicht mehr, wie ich das früher überhaupt ausgehalten habe, im Sommer auf dem Bauernhof, unter der sengenden Sonne Garben bindend, oder im Militär in voller Kriegsausrüstung auf dem Marsch…

Natürlich war ich damals noch dünn, gute 90 Kilo leichter, ohne diese wärmespeichernde Verpackung, diese Isolationspolster direkt unter der Haut, von denen man fürchtet, dass sie sich jederzeit verflüssigen könnten, so wie das Fett in der Pfanne am Fernsehen mit Hilfe der Artischoken-Tinktur zerläuft und innert Sekunden zu einer unansehnlichen Pfütze wird.

Man macht sich schon darauf gefasst, dass sich das dünnflüsssige Fett in den Beinen sammeln könnte, die dann zu elefantöser Dicke anschwöllen, wie Säcke über die Schuhe auf den Boden hängend… und dies wiederum weckt die wahnwitzige Fantasie, es müsste doch möglich sein, mit einem gezielten Nadelstich diesen Fettsack anzupieksen, worauf dann die gelbliche Sosse heraussprudeln würde, um sich auf dem heissen Asphalt zu verlaufen, ehe sie zischend verdampft. Den Geruch, der dabei entstehen würde, stelle ich mir nicht vor.

Zum Glück habe ich es gerade noch rechtzeitig zuhause die Treppe hoch geschafft, mir die durchschwitzten Kleider vom Leib gerissen, mich unter die kalte Dusche gestellt und dann zum Chillen im abgedunkelten Zimmer aufs Bett gelegt. Jetzt geht es wieder einigermassen.




28/6  Mehr Dreck?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:40

Wir sollen Früchte und Gemüse essen, und zwar möglichst viel. Das sei gesund. (Jaja, ich weiss, die Energiebilanz ist entscheidend!) Und gleichzeitig erfahren wir nun, dass es Früchte und Gemüse gibt, die einen hohen Anteil an Pestizid-Rückständen aufweisen, was wiederum in hohem Masse „ungesund“ ist (und diesmal nichts mit Kalorien zu tun hat).

Es gibt in USA eine regelmässige Untersuchung darüber, welche Gemüse und Früchte in welchem Ausmass „verseucht“ sind. Daraus leitet sich eine negative und eine positive Hitparade ab. Die Ranglisten sind erstaunlich und geben zu denken.

Die „Top Twelve“ der „meist-verseuchten“ Naturprodukte sind: 1. Äpfel, 2. Sellerie, 3. Peperoni, 4. Pfirsiche, 5. Erdbeeren, 6. Import-Nektarinen, 7. Trauben, 8. Spinat (Popeye lässt grüssen!), 9. Lattich, 10. Gurken, 11. Blaubeeren, 12. Kartoffeln. – Bei dieser Liste fällt auf, dass es sich fast durchwegs um Früchte/Gemüse handelt, die man „ganz“ verspeist, mitsamt der Schale, oder deren Blätter direkt verarbeitet werden… eine Ausnahme sind die Kartoffeln.

Und was sind die Landwirtschaftsprodukte, die am wenigsten verunreinigt und belastet sind? – Hier die „Top Ten“ der „saubersten“ Früchte und Gemüse: 1. Zwiebeln, 2. Mais, 3. Ananas. 4. Avocados, 5. Kohl, 6. Erbsen, 7. Spargeln, 8. Mango, 9. Aubergine, 10. Kiwi. – Hier sieht man, dass all diese Produkte mehr oder weniger stark geschält oder gehäutet werden, dass sie unter Blättern bedeckt heranwachsen, also vor dem direkten Kontakt mit Spritzmitteln geschützt sind.

Schon meine Mutter hatte empfohlen, die Sachen aus der ersten Kategorie vor dem Essen zu waschen… ich hatte dann jeweils meine Zweifel, ob es ausreiche, durch ein kurzes Schwenken unter dem Wasserstrahl die ganzen Chemikalien zu entfernen… aber wenigsten hat das satte Glänzen der nassen Früchte und Gemüse die Illusion von gesundem Wohlbefinden hervorgerufen. Für „meh Dräck“ haben die Produzenten  schon selber gesorgt.




27/6  Foodle – was ist das?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:14

Ein Begriff, den es sich zu merken lohnt… vielleicht. Er erinnert entfernt irgendwie an Google, das inzwischen zum allmächtigen weltweit genutzten Such-Giganten geworden ist.

Foodle leitet sich sich vom englischen Begriff für Nahrung/Lebensmittel her und wirkt auf den ersten Blick noch etwas unvertraut, vielleicht weil in einigen Dialekten das Wort „Fudle“ mehr oder weniger deutlich für das menschliche „Hinterteil“ steht. (Was ja an sich eine durchaus nützliche Körperregion ist.)

Nun, foodle.ch ist eine interaktive Internet-Plattform, die auf leicht verständliche, populäre und doch wissenschaftlich und faktisch korrekte Weise über samtliche Aspekte im Zusammenhang mit Ernährung und Lebensmitteln informieren will. Dabei sollen auch alle Möglichkeiten der Social-Media-Kultur ausgeschöpft werden, um bei der jungen Generation das Interesse für die „richtige“ Ernährung zu wecken. Ob und wie weit dies gelingt, muss sich in der Praxis noch weisen, man darf gespannt sein.

Hinter der Plattform steht eine Institution, die sich früher einmal in sachlicher Verträumtheit „Landwirtschaftliche Versuchsanstalt“ nannte. Ich bin in deren unmittelbarer Nachbarschaft aufgewachsen (mein Vater hatte dort einen leitenden Posten bekleidet) und durfte gelegentlich auf dem von einem hohen Eisenzaun umschlossenen Gelände die verschiedenen Aktivitäten beobachten, die vor allem in der Aussaat und Zucht von neuen Pflanzensorten bestanden.

Heute heisst das Unternehmen zeitgemäss AGROSCOPE und hat sein Augenmerk auf die Verbeserung der Produktion von Lebensmitteln gerichtet. – Und da wir alle, die wir abnehmen wollen/müssen, auf eine richtige, gesunde Ernährung achten, wird es gut sein, wenn wir uns auf der neuen Plattform schlau zu machen versuchen. – So foodlet denn mal schön!




26/6  Lob der Klarsicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:23

Ich habe eine neue Brille. Oder korrekt gesagt: ich habe neue Brillengläser. Das Gestell ist das alte geblieben, hat auch genug gekostet, so federleicht elegant und aus Titan gefertigt.

Beim Autofahren war mir aufgefallen, dass ich die Ortstafeln nur auf immer kürzere Distanz zu entziffern vermochte. Und bei der Arbeit am Bildschirm stellte ich fest, dass ich, um die Schrift deutlich lesen zu können, diese entweder vergrössern oder dauernd die Augen halb zukneifen musste. Auch verspürte ich nach einiger Zeit eine Art Versteifung im Nacken.

Der Augenarzt verschrieb mir ein Rezept für verschärfte Gläser. Der Optiker studierte mein Sehverhalten und kam zu einem anderen Schluss: ich brauchte keine schärferen Flaschenböden sondern eine angemessen-variable Korrektur. Meine Augen waren nicht „schlechter“ geworden, sie hatten sich bloss angewöhnt, etwas anders zu fokussieren. Und da ich eine Brille mit sogenannter Gleitsicht habe, hatte ich dies laufend kompensiert, den Kopf leicht angehoben und durch die untere Glashälfte geblickt, wodurch ich auf mittlere Distanz besser und deutlicher sehen konnte.

Bei den neuen Gläsern stimmt die Haltung wieder. Nichts verschwimmt, alles ist klar wie nach einem reinigenden Gewitter und das neue Material habe, sagte mir der Optiker, zudem fabelhafte Eigenschaften, blende nicht, halte die Ultraviolett-Strahlen fern, sei schmutz- und wasserabweisend – kurz, ein Meisterwerk moderner Optikertechnik.

Welche Freude. Ich hoffe nur, dass das, was ich jetzt viel besser zu sehen vermag, auch wirklich des besser gesehen Werdens wert ist. Die Ziffern auf meiner Waage sind jedefalls gestochen scharf und unmissverständlich!




25/6  Klein England

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

Es gibt eine englische TV-Comedy-Serie, die ich mag. Sie läuft auf verschiedenen Sendern – so auch auf SF 2 – , zum Teil im Originalton mit Untertiteln, zum Teil synchronisiert. Das tut erstaunlicherweise dem bös-verrücktren Insel-Humor keinen Abbruch. Die Little Britain-Leute sind so etwas wie die legitimen Nachfolger der Monty Python-Truppe.

Ihre bissige Ironie schreckt vor keinem Tabu zurück. Im focus haben sie vor allem die Schwulen und die Dicken. Eigentlich müsste man sich ärgern über die gnadenlose Bösartigkeit, mit der hier die Adipösen verunglimpft werden… aber es ist so unglaublich direkt und übertrieben, dass es jede Realsatire in den Schatten stellt.

In der heutigen Ausgabe kam wieder mal die Dicken-Gruppen-Therapie „Fett-Falter“ dran. Die Animatorin, selber von stattlichem Gewicht, erniedrigt und demütigt ihre Zöglinge schonungs- und erbarmungslos, macht sie zur Schnecke, nimmt ihnen jede Hoffnung und gibt sie der Lächerlichkeit preis. Sie tut und sagt all das, was man sich von niemandem wünschen würde, auf eine entwaffnend-verletzende Art, die einem die Schamröte ins Gesicht treibt. Und doch ertappt man sich dabei, dass man über das Tragische lachen muss. Und dieses Lachen hat sogar etwas Befreiendes. Es muss ein Ansatz zu Selbstironie sein: die Konfrontation mit dem hässlichen Exzess, dem man im wirklichen Leben nie ausgesetzt sein möchte.




24/6  Kein Vorbild

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Am meisten lernen die Kinder von ihren Eltern, im Normalfall. Was vor allem für das Essverhalten galt, das gilt nach neuen Erkenntnissen besonders auch für die körperliche Aktivität und für regelmässige Bewegung.

Im Zeichen der kommenden Olympischen Spiele wurden in England 4000 Schüler durch ein Forscherteam der Universität Essex befragt und einer Reihe von Bewegungstests unterzogen. Der Bericht ist aufschlussreich. Zwei Drittel der Kinder sind der Meinung, dass ihre Eltern sich gar nicht oder nicht genügend bewegten. Nur zehn Prozent geben an, dass dies der Fall sei. Dabei bewegen sich die Väter noch mehr als die Mütter.

Düster sieht es auch aus mit der Fitness der Kids selber: sie wurden einem Cardio-Test unterzogen und ein Viertel erwies sich als körperlich unfit – es waren jene, dren Eltern sich am wenigsten bewegten. Ein weiteres Viertel der Kinder war nicht in der Lage, eine bestimmte Strecke in einem mittleren Jogging-Tempo zurückzulegen und machte vorzeitig schlapp.

Dieser Befund alarmiert die Mediziner. Sie verlangen, dass der körperlichen Ertüchtigung in der Schule wieder mehr Bedeutung gegeben werde. Was nütze es, den Kinderm Wissen einzutrichtern, wenn sie in einem trägen, schlappen Körper lebten, der für allerlei Krankheiten und ein vorzeitiges Ableben anfällig war? Körperliche Inaktivität – da sind sich die Wissenschafter einig – ist gefährlicher als Übergewicht.

Dumm bloss, wenn beides zusammenkommt.




23/6  Handicap Ausländer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:03

Bei der Planung und Umsetzung von Massnahmen gegen Übergewicht, die sich an Kinder und Jugendliche richten, steht immer eine Frage im Raum: die nach den Immigranten. Wie erreicht man sie in ihren je eigenen Ethnien? Welches sind ihre Probleme? Kann man sie in die Programme für Schweizer einbeziehen?

Das gleiche Thema beschäftigt auch Europa. Eine Untersuchung von mehreren Tausenden Jugendlichen (zwischen 10 und 12 Jahren) in sieben europäischen Ländern hat wissenschaftlich bestätigt, was man eigentlich angenommen hatte: der Anteil an übergewichtigen und adipösen Jugendlichen bei der eingewanderten Bevölkerung ist deutlich grösser als bei den Einheimischen.

Untersucht wurden nicht nur Grösse, Gewicht und Bauchumfang der Kinder, sondern auch deren Bewegungsverhalten, die Essgewohnheiten, die Schlafdauer und die Zeit, die sie vor dem TV-Bildschirm oder dem PC verbringen… alles Faktoren, welche das Körpergewicht bestimmen können. Der Unterschied zwischen „einheimischer“ und „eingewanderter“ Bevölkerung wurde bestimmt aufrund der Sprache, die in der Familie gesprochen wurde. Auch wurde das Geburtsland der Eltern berücksichtigt.

Das Resultat war deutlich: die Immigranten-Kinder waren dicker und deren Lebensgewohnheiten waren weniger günstig in Bezug auf die Gewichtszunahme, sowohl was die Ernährung als auch das Freizeitverhalten betraf. Einzig was den Transport zur Schule anging, waren die Immigrantenkinder besser dran, indem sie weniger häufig gefahren wurden…

Welche Lehren aus dieser Erkenntnis zu zeihen sind, muss in jedem Land individuell festgelegt werden, da das „Gefälle“ zwischen den Einwanderern und den Einheimischen nicht überall gleich ist. Aber die Auswahl der Länder zeigt, dass die gleichen Phänomene grundätzlich im Nordne wie im Süden anzutreffen sind… Vielleicht haben unsere rechtspopulären Flüchtlings-Vergrauler im Nationalrat unbewusst ein weitsichtiges Zeichen gesetzt, als sie beschlossen, Flüchtlingskinder mal grundsätzlich am Hungertuch nagen zu lassen..?




22/6  Gesundheit kostet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

In der ARENA am Fernsehen werfen sich Politiker und Experten Unfreundlichkeiten an den Kopf und versuchen herauszufinden, weshalb das dumme Stimmvolk am letzten Sonntag die Mangaged-Care-Vorlage abgelehnt haben könnte und was nun zu tun ist, um die Scherben zu kitten.

Denn Tatsache ist, dass unser Gesundheitswesen von Jahr zu Jahr mehr kostet. Das ist paradox, denn einerseits geht es uns gesundheitlich immer besser, wir leben länger,. sind fit, geniessen das Leben in vollen Zügen… aber gleichzeitig haben viele von uns immer mehr Krankheiten, die uns das Alter vergällen, die chronisch sind und dauernde Behandlung brauchen. Wir werden älter, aber niemand will alt sein.

Das Gesundheitswesen ist ein Riesengeschäft, an dem viele verdienen können, von den Ärzten über die Spitäler zu den Heimen, von der Pharma-Industrie ganz zu schweigen… es gibt immer mehr Spezialisten, bei denen man teure Zuflucht suchen kann, wenn alles andere nichts bringt oder wenn es der Nachbar auch hat. Dazu kommen die Verschachtelung der Kompetenzen, das Gerangel zwischen Bund und Kantonen und der Wettbewerb unter den Regionen…

Es sei, sagen die Experten, in der Schweiz alles zu kompliziert. Man müsse keine neuen Lösungen erfinden, sondern nur schauen, wer was am besten macht und das dann flächendeckend einführen… – Wenn es so einfach wäre. Was bis jetzt noch nicht zur Sprache gekommen ist: das liebe Thema „Prävention“ nach der populären Formel, dass Vorbeugen besser ist als Heilen. Und zwar nicht nur besser, sondern auch billiger. Krankheiten, die sich vermeiden lassen, müssen nicht teuer geheilt werden.

Aber das ist politisch nicht so populär wie die Forderung, die obligatorische Krankenversicherung abzuschaffen.




20/6  Urban Farmers

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Den Begriff habe ich noch nicht gekannt. Er tauchte heute in den Medien auf im Zusammenhang mit dem Öko-Gipfel in Brasilien: Landwirtschaft im Kleinen (quasi Schrebergardening) auf flachen Dächern, in Hinterhöfen, auf winzigen Parzellen mitten in der City.

Die Väter der seinerzeitigen Anbauschlacht hätten ihre helle Freude: immer mehr Leute suchen offenbar das Heil in selbstgezogenem Gemüse und bei Früchten aus der eigenen Kultur, so klein sie auch sein mag. Das ist ein beschneidener Sieg gegenüber der allmächtigen Lebensmittel-Industrie, welche ihre Produkte in gigantischen Logistik-Schlachten rund um den Erdball verschiebt, so dass wir mit jeder Kiwi einen halben Liter Erdöl schlucken…

Wir leben im Überfluss und andernorts verhungern die Kinder. Vor einiger Zeit hat eine aufrüttelnde Dokumentation von SPIEGEL-TV den Wahnsinn unserer Wegwerfgesellschaft aufgezeigt, die Produkte in Massen entsorgt und vernichtet, bloss weil sie ästhetisch nicht ganz der Norm entsprechen: weil die Gurke zu krumm ist, die Kartoffel nicht ebenmässig rund, das Verfalldatum abgelaufen, obwohl die Ware immer noch perfekt zum Verzehr geeignet wäre.

Mit den Lebensmitteln, die in Europa weggeworfen werden, könnte die hungernde Bevölkerung der übrigen Erde zweimal ernährt werden, lautet die Botschaft des Beitrags. Das Urban Farming auf unseren Dächern trägt zu diesem Versorgungsproblem wenig bei. Aber jeder von uns könnte helfen, die Abfallberge kleiner zu halten.