9/8  Urlaub in Pandeminien

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:07

Drei Wochen Ferien sind vorbei. Ferien wovon? Es war wie eine Art Auszeit. Der Weiler in der ländlichen Ostschweiz, wo unser Weekendhäuschen steht, wirkte wie aus der Corona-Zeit gefallen: keiner trug eine Maske, kein Landwirt auf dem Traktor, kein Handwerker, kein Strassenarbeiter, kein Gärtner… man gab sich die Hand wie eh und je in der naturnahen Idylle.

Aber kaum fünf Kilometer weiter weg, bei der Migros-Filiale des nächstgelegenen Örtchens, ein ganz anderes Bild: wer auf dem Parkplatz aus dem Auto stieg und sich dem Eingang zum Laden näherte, streifte mit routinierter Bewegung die hellblaue Binde vors Gesicht, spannte sie von Ohr zu Ohr, ob junge Mutter mit Kindern, gestandene Matrone, flinker Jüngling, Kopftuchfrau im bodenlangen Umhang… ausnahmslos alle gehorchten der Auflage, sich selber und andere zu schützen.

Erstaunlich, dachte ich von meinem sicheren Platz hinter dem Lenkrad her, wie sich in kürzester Zeit eine „Kulturpraxis“ weltweit etabliert hat! Bilder, die man in früheren Jahren ausnahmsweise aus Asien zu Gesicht bekam, wenn die Aussenluft zu dreckig war, als dass sie ungefiltert hätte eingeatmet werden können, sind quasi über Nacht zu unserer eigenen Alltagsrealität geworden. Zwar wird die Maskenpflicht von einigen unentwegten Freiheitsrebellen nach wie vor in Frage gestellt, als gäbe es auf der Welt keine anderen Probleme, dabei brennen im Süden die Wälder und im Norden steht das Land unter Wasser.

Was ist die „Normalität“, zu der alle zurück wollen? Wird sie je wieder sein, wie sie früher war? Und was wird aus der ländlichen Idylle, wenn plötzlich alle aus den Städten und aufs Land wollen?