30/6  Auf die Nüsse

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Konsumentenschützer in England sind enttäuscht. Sie hatten sich aufgerafft, um der verlogenen Nutella-Werbung den Kampf anzusagen. Mit verschiedenen Eingaben hatten sie bei der zuständigen Behörde dagegen protestiert, dass die zu 86 Prozent aus Fett und Zucker bestehende Haselnuss-Aufstreichpaste weiterhin als bekömmliches Frühstück für Kinder angepriesen werde. Die Einsprache wurde abgelehnt.

Hersteller Ferrero ist befriedigt, während Ärzte-Organisationen und Verbraucher empört reagieren. Es sei, sagt der Produzent, bei dieser Werbung vor allem darum gegangen, die Bedeutung des Frühstücks für Kinder zu betonen. Allerdings wird eingeräumt, dass die Platzierung des Werbespots teilweise interne Richtlinien verletzt habe, weshalb man auf eine weitere Ausstrahlung im gleichen Umfeld verzichten werde… So hätte der Protest doch zumindest etwas bewirkt.




29/6  Hüpft mal schön…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:43

Nein, für mich ist diese Sportart sicher nichts. Ich hatte seinerzeit schon mit HulaHoop meine Mühe, und da waren wir noch jung und beweglich. Was so an Modesportarten auf uns zukommt, wird immer exzentrischer. Bei den Gummitwist-Spielen unserer Kids wurde es mir jeweils nur schon vom Zuschauen schwindlig und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie diese jungen Geschöpfe all die regelgerechten Abläufe und Sprünge korrekt im Kopf haben und anwenden konnten… wobei das natürlich nichts war im Vergleich zu einer auswendig gespielten Klaviersonate.

Das neue Spiel, das für Bewegung sorgt und sich auf Pausenplätzen schon gut etabliert hat, heisst Footbag. Es kommt wie das meiste aus Amerika. Dabei geht es darum, ein kleines, weiches, unförmiges Bällchen mit den Füssen so zu jonglieren, dass es nicht nur möglichst lange nicht zu Boden fällt, sondern dass man dabei auch noch möglichst kunstvolle Kapriolen mit den Füssen vollführt.

Inzwischen gibt es bereits Wettkämpfe und Championships, und jeder Spieler, jede Spielerin entwickelt einen ureigenen Stil, mit dem man die andern beeindruckt. (Eine Schweizerin hat es vor zwei Jahren zur Weltmeisterschaft gebracht.) Für Leute mit BMI über 30 ist dies sicher keine empfehlenswerte Technik, ebenso wenig wie Seilspringen, weil dies die Knie- und Fussgelenke mörderisch belastet. Aber wer noch normalgewichtig ist und nach einem neuen Kick für ausreichend körperliche Bewegung sucht, dem kann so etwas nur empfohlen werden, denn es braucht natürlich ein geeignetes Säcklein und natürlich auch passende Schuhe… aber sonst keine weiteren Geräte und Anlagen, man kann es in der Warteschlange praktizieren, an der Bushaltestelle, vor der Migros-Kasse… es sieht allenfalls ein wenig gestört aus. Aber damit wäre man ja eigentlich in guter Gesellschaft.




28/6  Geruchs-TV

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:51

Denkbar ist Vieles. Machbar fast alles. Ob es sinnvoll ist? Was es bringt? Wann es kommt?

Die Idee vom Geruchs-Fernsehen ist nicht neu. Seit Jahren schon geistert sie durch die Zauberküchen der Visionäre, so weit entfernt wie einst der Traum von einer farbigen oder gar dreidimensionalen Bildübertragung, verlacht und verspottet, und doch ist die Farbe längst Alltag und die dritte Dimension in Griffnähe gerückt.

Was aber ist mit dem Geruch? – Befassen wir uns – abgesehen von der Machbarkeit, an der technisch wohl nicht zu zweifeln ist – mit dem Nutzen. Da verströmt also der TV-Kasten in Zukunft betörende Gerüche, wie es heute die selbsttätigen Aroma-Kapseln versprechen, und untermalen so ein dramatisches oder dokumentarisches Geschehen: schauen wir eine Reportage über den Walfang, füllen schwerer Trangeruch und stickiger Dieselruss-Gestank die gute Stube… und bleiben im Polstermobiliar hängen bis zur nächsten Reinigung… Oder ist der Fernseher mit einer Lüftungs-Automatik verbunden, die selbsttätig die Fenster öffnet, wenn ein bestimmter olfaktorischer Level überschritten ist?

Und wie steht es beim Zappen? In einer gestalteten Produktion kann der Aufbau, das Wabern und das Verwehen von Gerüchen ein geplantes Stilmittel sein, das reizvolle Steigerungen und Stimmungswechsel, nette Überraschungseffekte erlaubt… Wenn ich mich aber zackig durchs Programm zappe, riskiere ich, ein Pandämonium zu entffesseln von widersprüchlichen, unerwarteten, sich zu Stinkklumpen verfilzenden Geruchs-Immissionen…

Vor allem aber: wenn dem Fernsehschauen an sich schon vorgeworfen wird, es mache dick, um wie viel dicker muss dann das Geruchsfernsehen machen?! Wenn der betörende Duft von frisch gebackenem Brot oder der süsse Hauch einer Schokoladencrème aus dem Gerät dringt und meine Nüstern umschmeichelt, so dass meine Hungerhormone sprudeln… und wenn die heute schon verlogene Lebensmittel-Werbung noch einen draufsetzen kann mit ganzen Aroma-Fontänen, die mir vorgaukeln, wie gut die synthetischen Produkte schmecken würden… – Das ist jeweils der Moment, wo ich im Schlaf zu mir selber sage: so ein Schwachsinn muss nicht weiter geträumt werden, ich steige aus dem Traum aus und erwache!




27/6  Agrarisches

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:49

Wenn die Sommerhitze zu flirren beginnt und die Ferien in Sichtweite rücken, laufen letzte Aktivitäten an, die noch sein müssen… So eine ist die Vernehmlassung zur Revision der Schweizer Agrarpolitik, die Ende Juni abläuft.

Es liegt auf der Hand, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Landwirtschafts-Produktion und der Gesundheit des Volkes, denn unsere Bauernsame stellt winen wesentlichen Teil jener Lebensmittel her, die wir täglich verzehren. Es läge also nahe, dass die bundesrätliche Agrarpolitik bei einer Neuausrichtung auf die bestehnde Gesundheitspolitik abgestimmt wird, dass der Aspekt einer gesunden und ausgewogenen Ernährung in die Zielsetzungen der Landwirtschaftspolitik einfluiessen würde, dass die Gesundheit unserer Bevölkerung zumindest auch in den Qualitätsrichtlinien eine Rolle spielen würde…

Aber wer so denkt, der denkt (offenbar) naiv. Denn von alledem ist in der Vorlage des Bundesrates zur Vernehmlassung mit keinem Wort die Rede. Einzige KIriterien sind ökonomischer und allenfalls noch ökologischer Natur. Wenn es um die Zuweisung von Subventionen, deren Kürzung oder Erhöhung geht, dann findet ein knallharter Verteilkampf statt, der bereits innerhalb der Landwirtschafts-Organisationen ausgebrochen ist.

Eine Gruppe von Organisationen, die als NGO-Allianz Ernährung, Bewegung und Körpergewicht auftreten, hat in dieser Sache ihre Stimme erhoben. Ob sie im Kampfeslärm der Eigeninteressen überhaupt wahrgenommen wird, ist eine andere Frage…




26/6  Vorbildlich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:11

Man kennt ihn vom Fernsehen, aus dem Comedy-Fach: Bernd Stelter… der Name sagt einem vielleicht nicht viel, aber sein Gesicht, das kommt einem bekannt vor. Der Deutsche ist 1.85 gross und war zu schwer. Nun hat er auf sein Idealgewicht von 100 Kilo abgenommen und darüber ein Buch geschrieben: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben. Darin rechnet er ab mit allen Diäten und lobt die Praxis der Vernunft und der kleinen Schritte. Seit drei Jahren ist er von seinem Höchstgewicht herunter und konnte sich bisher halten, wie er gegenüber der Siegener Zeitung sagte.

Neben einer gezielten Ernährungsumstellung ist vor allem die Bewegung sein Rezept: dreimal die Woche eine Stunde lang laufen, und dazu hat er die ganze Familie motiviert, mit und auch ohne Hund. Das muss man verkraften können. Für ihn kein Problem: er ist 50. Da kann man noch, wenn die Knochen mitmachen… Wie auch immer: das Beispiel Stelter zeigt, dass es sich lohnt, beizeiten etwas zu unternehmen und die nötigen Veränderungen einzuleiten, solange es noch einigermassen problemlos möglich ist.




25/6  Freiwillig!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:10

Über eine Art Wunder ist zu berichten, das sich auf dem Gebiet der Freiwilligkeit zugetragen hat. So jedenfalls schätzen es sie Experten in Amerika ein. Es geht um Spielzeug-Beigaben zu Kindermahlzeiten in FastFood-Restaurants. Diese sind den Adipositas-Fachleuten schon längst ein Dorn im Auge und es laufen in vielen Ländern Bestrebungen, dieser Form von GiveAway-Marketing per Gesetz einen Riegel zu schieben, denn die frühe Bindung der Kinder an diese Verpflegungsform wird als eines der grösseren Preobleme in der Adipositas-Prävention betrachtet.

Nun hat in USA die FastFood-Kette Jack in the Box (sie hat landesweit 2’200 Restaurants und ist der fünftgrösste Anbieter) beschlossen, ab sofort bei Kindermahlzeiten keine Geschenke mehr beizulegen. Dieser Entscheid habe nichts zu tun mit der Diskussion über eine allfällige gesetzliche Regelung, er sei absolut freiwillig getroffen worden, weil man sich vermehrt auf den Inhalt der Speisen als darauf konzentrieren wolle, wie möglichst effektvoll ein Billigstspielzeug abzugeben sei (insgesamt werdeen in USA doch fast 50% der Werbemittel im Zusammenhang mit Kinder-FastFood in Form von Gratis-Spielzeug investiert).

Der Vorgang wird bejubelt, weil es das allererste Mal sei, dass ein Konzern freiwillig auf etwas verzichtet, was bisher als überlebensnotwendiges Marketing-Instrument betrachtet worden ist. Ob diese Massnahme selbst den goodwill-bildenden Status eines Verkaufsfaktors annehmen wird und so allenfalls die Konkurrenz zum Nachziehen motivieren könnte, ist noch offen, wäre allenfalls ein positiver Nebeneffekt. Man darf gespannt sein.




24/6  China nimmt zu

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:47

Dass sich die Anzahl der adipösen Chinesen innerhalb von 5 Jahren verfünffacht haben soll, ist kaum zu glauben: waren es 2005 noch 18 Millionen der erwachsenen Bevölkerung, so errechnete man 2010 schon 100 Millionen! Begründet wird dies vor allem damit, dass es den Menschen in den Städten heute besser geht und dass eines der vordergründigsten Anzeichen für Wohlstand darin besteht, viel zu essen.

Am meisten Betroffen sind die Kinder, die von Gesetzes wegen als Einzelkinder gehalten werden müssen: viele Eltern zeige ihre Liebe durch Überfütterung. – Ebenso breiten sich westliche Unarten aus, mit dem Essen Wettbewerbe zu veranstalten. Bei einem Hot-Dog-Wett(fr)essen in Schanghai verdrückte der Sieger in zehn Minuten ganze 16 Stück, der Zweitplatzierte brachte es gerade mal auf deren 13… Und die Veranstalter freuen sich über einen enormen Zulauf: für nächstes Jahr planen sie schon Wettkämpfe mit anderem Junkfood.

Verschwenderischer Umgang mit Nahrungsmitteln wird als Zeichen westlicher Lebenskultur angesehen und gilt als erstrebenswert. Die gesundheitlichen Folgen sind zwar absehbar, aber noch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen.




23/6  Mythbusters

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:37

Es gibt eine Sendung im Fernsehen, die so heisst: Mythbusters. Das sind die Mythenjäger, welche überlieferte und eingebrannte Vorurteile, Behauptungen und Annahmen auf die Probe stellen und entlarven, wenn sie keine reale Grundlage haben. Um einem solchen Mythos geht es bei einem aktuellen Bericht im New England Journal of Medecine.

Es geht um die bisher für absolut gehaltene Aussage, dass es keine „guten“ oder „schlechten“ Nahrungsmittel gebe, sondern dass allein deren Menge zu Problemen führe. Dem sei definitv nicht so, sagt eine Forschergruppe der Harvard School of Public Health, die Untersuchungen angestellt hat bei 120’000 Personen, mehrheitlich jüngere Frauen.

Die Erkenntnis: gewisse Lebensmittel unterstützen den Gewichtsverlust mehr als andere, so vor allem Joghurt, Nüsse, Früchte, Vollkornprodukte und Gemüse… während als schlimmste Dickmacher entlarvt wurden: Chips, gesüsste Getränke und Fleisch. – Warum die erste Gruppe das Abnehmen unterstützt, wird begründet mit der Tatsache, dass diese für eine längere Zeitspanne sättigen; wer Joghurt und Nüsse gegessen hat, greift nicht so bald wieder nach einer neuen Zwischenverpflegung.

Allerdings – und das wird einschränkend gesagt – handelt es sich hier nicht um einen Freipass, sich ungehemmt den Wanst vollzuschlagen mit Nüssen und Joghurt… (nach dem Motto „Viel hilft viel!“), denn natürlich spielt die totale Kalorienbilanz letzlich die entscheidende Rolle. Aber die wird wesentlich beeinflusst dadurch, wie lange der Sättigungseffekt anhält. Vorsicht ist also trotzdem geboten, denn: der Verstand isst mit.




22/6  Glocken der Heimat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:49

Durch eine selten blöde TV-Serie sind sie vor einiger Zeit unrühmlich ins Gerede gekommen: die Känguruh-Hoden, die im Rahmen der Sendung Dschungel-Camp im Sinne einer Mutprobe von den Kandidaten roh verspeist werden mussten…

Sie wurden dadurch zum Inbegriff des Grusel-Fressens und liessen völlig vergessen, dass es in früheren Zeiten gang und gäbe war, die Nutztiere bis auf die Knochen komplett zu verputzen. Noch in unserer Jugend war Kuh-Euter ein gängiges und günstiges Fleisch, die Innereien kamen auf den Tisch, das weniger wertvolle Fleisch in den Topf. Und in den urtümlichen Vorzeiten soll das Verspeisen der Hoden des getöteten Gegners dazu geführt haben, dass dessen Manneskraft auf den Sieger überging, ebenso wie das verzehrte Gehirn der Feinde angeblich die eigene Denkkraft erhöhen sollte.

Nun sind wir also zivilisiert und all diese „minderwertigen“ Tier-Bestandteile wandern in den Abfall (mit Glück noch in die Wurst, die aber auch immer strenger geregelt ist). – Geht uns da nicht etwas verloren? Der Ernährungs-Blog dietblog hat diese Frage aufgeworfen und sie auch beantwortet, indem er eine Nährwert-Analyse des Hoden-Fleischs vornehmen liess. Dabei stellte sich heraus, dass dieses einen hohen Gehalt an (gutem) Cholesterol aufwies, wenig Fett (3 Gramm auf 100), viel Eiweiss und zahlreiche Vitamine und Spurenelemene. Insgesamt also eine sehr gesunde Sache, die eigentlich zu Unrecht in der Abfallvernichtung landet.

Nun ist es nicht so, dass diese Dinge beim Metzger in der Auslage zu finden sind. Man muss sie im voraus bestellen. Und dann müsste ein passendes Rezept für die Zubereitung zur Hand sein. Aber Kult-Restaurants, die sie im Angebot haben, melden rekordverdächtige Nachfrage. In Bern, in der alten Metzgergasse, wurden sie in der Beiz unter dem Namen Glocken der Heimat serviert.




21/6  Dicker Rauch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:05

Eine Langzeit-Studie an amerikanischen Teenagern hat gezeigt, dass übergewichtige Mädchen als junge Frauen doppelt so häufig starke Raucherinnen werden wie normalgewichtige Mädchen. Dieser Zusammenhang zwischen Nikotinsucht und Adipositas wurde in der Studie nachgewiesen über alle Bevölkerungs-, Rassen- und Bildungsschranken hinweg.

Natürlich stellt sich da sofort die Frage: Was ist Ursache, was ist Wirkung? Rauchen die Mädchen mehr, weil sie dick sind? Oder sind es die gleichen psychosozialen Faktoren und Umweltbedingungen, welche zuerst übermässiges Essen und später dann übermässiges Rauchen auslösen oder befördern?

Bis zur Antwort auf diese Frage sind die Forscher noch nicht vorgedrungen. Denkbar und einleuchtend wäre es. In früher Kindheit und Jugend kann das Essen der grosse Tröster sein, der Ausweg aus Frust und Zurücksetzung, die Kompensation für Minderwertigkeitsgefühle. Und berim jungen Erwachsenen übernehmen andere Tätigkeiten diese Funktion, vom Rauchen bis zum Drogenmissbrauch. Wobei das Rauchen rein zahlenmässig den grösten Platz einnimmt. (Interessant ist, dass keine Zahlen zu den jungen Männern vorliegen…)

Was ist der Ausweg? Es geht sicher nicht darum, rigorose Essensregeln für die Kids aufzustellen, dieser Weg wurde schon zu lange mit fatalen Folgen beschritten. Es muss ein angstfreies, „gesundes“ Klima in der Familie und im Umfeld geschaffen werden, um zu verhindern, dass diese Nebenwirkungen überhaupt erst entstehen, abgesehen von den strukturellen Präventionsmassnahmen, die noch zu entwickeln sind.