30/9  Bauernfänger unterwegs

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:47

Wie dreist kann man sein. Oder vielmehr: für wie dumm werden wir verkauft? – Seit einiger Zeit kursieren im Internet Angebote für sensationelle Abnehm-Produkte, mit denen man wieder mal in nur vier Wochen sage und schreibe 14 Kilo verlieren könnte, ohne seine Essgewohnheiten zu verändern und ohne sich mehr zu bewegen. Zwei Pillen täglich sollen das Wunder bewirken – dazu noch ohne jedes gesundheitliche Risiko!

Zuerst bin ich auf das Angebot für Frauen gestossen, zitiert aus einer einschlägigen Frauenzeitschrift. Dabei geht es einerseits um die sagenhafte Acai-Beere, die den Stoffwechsel befeuern soll und um ein Präparat, das radikal den Darm herausputzt. Die Werbung ist unterlegt mit begeisterten Erfahrungsberichten und wir werden gedrängt, sofort eine Bestellung zu tätigen, denn der Verkauf im Internet läuft nur noch bis morgen.

Kurz darauf stiess ich in Men’s Health auf die wort-wörtlich gleiche Geschichte, diesmal aber für Männer aufbereitet. Anstelle der Acai-Beeren sind nun Himbeeren getreten, statt 14 Kilo würde man(n) in einem Monat 18 Kilo abnehmen und überdies Muskelmasse aufbauen (!). Sogar die Lesermeinungen stimmten wörtlich überein, nur ist hier von Himbeeren die Rede und es sind Männer, die das Gleiche sagen wie am andern Ort die Frauen.

Diese schwachsinnige Dreistigkeit erinnert mich an die Unverfrorenheit, mit der etwa für Zigaretten geworben wird, indem die auf der Packungen aufgedruckten Warnhinweise extragross als Botschaften verwendet werden, um Aufmerksamkeit zu erregen. – Sind wir Dicken wirklich so verzweifelt, dass wir sogar nach solchen Stohhalmen greifen? Derartige Fake-„Angebote“ würden nicht lanciert, wenn sich damit nicht ein happiger Profit machen liesse und die Dummen sterben bekanntlich nicht aus. Abnehmen tun sie voraussichtlich auf Dauer auch nicht.




29/9  Näpfchen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

Zugegeben, es war ein kleiner Fettnapf. Eigentlich eher ein winziger. Aber trotzdem. Und das kam so: Wir hatten in einem abgelegenen Landgasthof reserviert. Ein Tisch für sieben Personen war bei der Eckbank schon gedeckt. Ich kam als erster an und machte es mir an der Stirnseite auf der Bank gemütlich.

Das heisst, der Zwischenraum zwischen Bank und Tisch war etwas knapp und ich schob den ganzen Tisch so weit zurück, bis ich bequem Platz gefunden hatte. Der Wirt kam herzu und fragte freundlich: Soll ich den Tisch noch etwas zurückziehen?

So schlimm sei es nun auch wieder nicht, gab ich zur Antwort, und ich hätte mir bereits Platz verschafft, vielen Dank für das Angebot! – Da wurde der Gastronom akut verlegen: So sei es dann nicht gemeint gewesen, beeilte er sich zu versichern, er habe das nicht wegen mir gesagt, und überhaupt… jetzt brach er die Entschuldigung ab.

Ich lachte und versicherte ihm, es sei allen in Ordnung, das sei überhaupt kein Problem, es sei sehr angenehm in seinem Lokal… Die übrigen Gäste trafen ein, das Essen war solide Hausmannskost und ausgezeichnet, der Wein sehr gut, der Wirt gab sich ausgesprochen freundlich und zuvorkommend… aber irgendwie schwebte dieses Näpfchen doch noch – wenn auch unsichtbar – im Raum. Es verflüchtigte sich erst, als auch die Nachspeise in Form einer üppigen Schale Vermicelles mit Schlagrahm und Meringue verschwunden war.




28/9  Geld oder Training

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:33

Es gibt Krankenkassen, die bezahlen einem einen Beitrag an die Kosten für das Fitness-Abo. Dies bedeutet aber noch nicht, dass man dann auch regelmässig hingeht. Weil ja zuerst der innere Schweinehund überwunden werden muss.

Ich kann da aus Erfahrung sprechen. Nach meinem Herzinfarkt wäre es angezeigt gewesen, im Rahmen einer der bestehenden Herzgruppen an meinem Wohnort ein regelmässiges Bewegungs-Training zu absolvieren, um so der Gefahr eines cardiovaskulären Rückfalls aktiv vorzubeugen.

Ich habe das nicht geschafft. Ich war froh, dass es mir wieder besseer ging und dass die Spezialisten bei der Kontrolle im Herzzentrum mit dem Befund generell zufrieden waren. Und da ich mich kurz darauf einer Knie-Operation unterzog, erübrigte sich die Frage nach einer vermehrten sportlichen Betätigung sowieso.

Forscher an der Universität Toronto (USA) sind nun dabei, zu klären, ob sich die Teilnahme an Bewegungsprogrammen zwecks Rehabilitation eventuell dadurch befördern liesse, dass die Patienten für dieses Training finanziell abgegolten werden. Es müsste kein grosser Beitrag sein, schon wöchentliche 5 Dollar würden die Bewegungsfreude erhöhen und wären gut angelegtes Geld, wenn sich dadurch später entsprechende Gesundheitskosten einsparen liessen.

Im Herbst dieses Jahres soll ein gross angelegten Patienten-Versuch diese These erhärten… sofern sie denn wirklich stimmt. Diese erkaufte Bewegung käme natürlich auch dem Gewichtsverlust zugute. Die Frage ist nur, wie man prüft, ob tatsächlich gelaufen wurde. Vielleicht gibt es dann eine App, die den gläsernen Bürger überwacht und seine Lauf-Fortschritte meldet. Erfahrungen im Datensammeln hat man ja.




27/9  Zucker – von der Bank

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:11

Es ist eine bizarre Nachricht, die uns der Informationsdienst FoodNavigator da zuspielt. Credit Suisse habe sich in einem Diskussionspapier unter dem Titel Zucker: Konsum am Kreuzweg dafür ausgesprochen, den Süssstoff mit einer besonderen Steuer zu belegen, um seinen Verbrauch einzuschränken, wie dies auch bei Alkohol und Tabak mit Erfolg praktiziert werde.

Seit wann, wenden die Lebensmittelproduzenten ein, verstehen die Banker etwas von Ernährung? Wie kommt es zu einer solchen Empfehlung, nachdem doch gerade Wirtschaftskreise sich so vehement gegen jede Regulierung stark machen, welche die Lebensmittelbranche betreffen könnte?

Über die genaue Motivation lässt uns die Mitteilung im Unklaren. Es gehe um die ganz grossen Dimensionen der Gesundheit in der Zukunft, um das rasante Wachstum von Diabetes und verwandten, durch den zu hohen Zuckerkonsum mit verschuldeten Krankheiten, denen nur wirksam begegnet werden könne, wenn der Zuckerverbrauch deutlich eingeschränkt werde. Und dies sei eben vornehmlich durch eine Verteuerung zu erreichen, die ihrerseits dann wieder dem Fiskus zugute käme.

Man liest die Nachricht mit Erstaunen. Im Informationsdienst ist sie zwei Wochen alt. Man hat hierzulande in den Medien nichts dazu gesehen, jedenfalls nicht in den Schlagzeilen. Es dürfte sich lohnen, dem Thema am Hauptsitz der Bank etwas näher nachzugehen. Vielleicht hat das Geldinstitut sein soziales Engagement entdeckt. Vielleicht lässt es sich nun gewinnen, Organisationen, die im Kampf gegen das Übergewicht aktiv sind, direkt zu unterstützen. Als wir vor bald 15 Jahren eine entsprechende Anfrage gestartet hatten, fanden wir noch kein Musikgehör.




26/9  Botschaften

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Es war wieder einmal ein Treffen der kantonalen Beauftragten für ein gesundes Körpergewicht. Eingeladen hatte die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz und die Botschaft war klar: jeder Fall von Übergewicht und Adipositas, der schon im Kindesalter vermieden werden kann, entlastet auf Dauer unser Gesundheitssystem.

Deshalb wurden alle Präventions-Anstrengungen in den letzten Jahren konsequent auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet und es wurden zahlreiche Modelle entwickelt, die sich in der Praxis bewährt haben. Der heutige Tag galt dem Austausch, der Bilanz über Erreichtes, der persönlichen Begegnung, aber auch der Öffnung des Blickes auf neue Horizonte.

Eine solche neue Perspektive wurde aus dem Tessin eindrücklich gezeigt: die Universität der Italienischen Schweiz hat ein einzigartiges Projekt entwickelt, um mittels individualisierter, zielgruppengerecht aufbereiteter Information die Kinder und Jugendlichen zu motivieren, ihr Ess- und Bewegungsverhalten zu verändern. Neu war der Ansatz, sich gezielt und direkt an die Kinder zu wenden, diese aktiv in den Prozess einzubeziehen, dadurch die Eltern zu entlasten, sie aber gleichzeitig zu informieren und ebenfalls am Projekt zu beteiligen.

Die Resonanz übertraf alle Erwartungen und die neuen Kommunikationsmittel wie Smartphone und Facebook schaffen unter dem Stichwort Social Marketing völlig neue Ansätze zur Wissensvermittlung und zur Motivation. – Dies war nur eines der Highlights der Veranstaltung. Bedenklich auf der andern Seite gewisse Informationen, die man im persönlichen Gespräch erhalten konnte. Da gibt es zum Beispiel in der Nähe von Fribourg eine Institution, die sich um übergewichtige Jugendliche kümmert und diesen  sowohl ein Gewichtsreduktions-Programm bietet als auch die Möglichkeit, eine Lehre zu machen. Die Erfolge sind gut, die Anerkennung ist über die Grenzen hinaus da und die Warteliste ist lang… denn es fehlt an Geld, um den Jugendlichen den Aufenthalt zu bezahlen. Adipositas als Krankheit wird noch immer verkannt, die „Schuld“ wird noch immer bei den Betroffenen gesehen, das Hauptproblem ist das Fundraising.




25/9  Extrabreit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:48

Ein Thema im heutigen TagesAnzeiger. Aufgrund einer Beobachtung in der Londoner U-Bahn werden Leute kritisiert, die sich im öffentlichen Verkehr – offenbar absichtlich – besonders breit und raumgreifend hinsetzen, damit sonst niemand auf der Bank oder im Abteil Platz nehmen kann.

Das Thema betrifft mich doppelt. Zum einen aktiv: ich bin viel unterwegs in der SBB und stosse immer wieder auf Zeitgenossen (meist sind es Männer mit Business-Hintergrund), die ein ganzes Abteil für sich allein belegen: neben sich postieren sie die Laptop-Tasche, während der PC vor ihnen auf dem Tischlein aufgebaut ist, vis-à-vis haben sie ihren Mantel oder das Jackett aufgehängt und auf dem letzten leeren Platz deponieren sie einen imposanten Aktenkoffer. Damit ist der Territorialkreis abgesteckt und es braucht eine gewisse Überwindung, vorsichtig zu fragen, ob wohl einer der Plätze noch verfügbar sei.

Zum andern passiv: wenn ich selber mit meiner Leibesfülle in einem Abteil sitze (in der Strassenbahn belege ich von Natur aus zwei Dritttel einer Doppel-Sitzbank), ist die Chance klein, dass ein weiterer Passagier dazu stösst. Erst wenn der Zug rappelvoll ist, fragt jemand, ob der verbleibende Raum neben mir noch frei sei… und ich sage dann jeweils (vermeintlich spassig): Jemand schmaler hat durchaus noch Platz.

Letztes Mal, auf dem Weg von Bern nach Zürich, war es auch wieder so. Ich sagte mein Sprüchlein… und wurde in diesem Moment gewahr, dass die Dame, die gefragt hatte, selber etwas füllig war… Peinlich, peinlich! – In einem Anflug von Schadensbegrenzung fügte ich sogleich bei: Ok,wir zwei Schönen kommen uns nicht in die Quere... – Und merkte sogleich, dass auch hier der Rand des Fettnapfs gestreift war.

Ich versuchte mich dünn zu machen, die Dame tat ein Gleiches, und tatsächlich hatten wir beide auf der Bank Platz und fuhren friedlich durch die Landschaft… Die Diskussion in England – und auch im TagesAnzeiger – wurde primär unter dem Aspekt der Geschlechter-Spezifikation geführt: der „Raumdiebstahl“ sei eine vornehmlich männliche Angelegenheit. – Wir XXL-Menschen hingegen brauchen ohne Ansehen des Geschlechts unseren Platz.




24/9  Spanische Kinder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:54

Jedes vierte Kind in Spanien ist zu dick. Diesen alarmierenden Befund ergab eine Studie der EU in 6 Ländern (Belgien, Deutschland, Spanien, Griechenland, Bulgarien, Polen). Erhoben wurden die Daten von über 7000 Vorschulkindern und ihre Eltern wurden befragt über deren Freizeit- und Bewegungsverhalten.

Die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Kinder ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Die Spanier stehen mit 24% an der Spitze, Deutschland steht mit 9% am besten da. (Die Schweiz liegt mit 20% im Mittelfeld, allerdings dürfte der Wert für die hier befragte Altersgruppe der 5-6-Jährigen deutlich kleiner sein.)

Erfasst wurde auch die Anzahl der Kinder, die in ihrem Zimmer einen TV-Apparat und einen PC haben. Hier steht Bulgarien mit 70 (TV) und 44 (PC) % einsam an der Spitze. Ziel der Studie ist es, in Kindergärten und bei Eltern das Bewusstserin zu fördern für die Zusammenhänge zwischen gesunder Ernährung, Spiel und Sport und dem Körpergewicht den Kleinen.

In manchen Ländern, so die Erkenntnis der Forscher, fehlt es an Konzepten und auch an Lehrmitteln für eine geeignete Aufklärung.




23/9  Gift gegen Magen-Falten?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:09

Runzeln machen alt. Und weil zwar alle alt werden möchten, aber niemand alt aussehen will, unternimmt man alles, um die Falten im Gesicht loszuwerden. Ein häufig gewählter Weg ist das Spritzen von Botox. Dieses Nervengift lähmt die Hautmuskulatur und führt so zu einer Entspannung, welche das angealterte Gesichtchen wieder jugendfrisch und glatt aussehen lässt. Vorübergehend.

Irgendjemand – in Amerika, wo sonst – muss auf die hirnrissige Idee gekommen sein, wenn man dieses Gift in den Magen spritzen würde, könnte dies sich positiv aufs Abnehmen auswirken. Denn wenn die Magen-Muskulatur gelähmt, also stillgelegt ist, dann wird der Speisebrei auch verspätet in den Darm gelangen und das Sättigungsgefühl müsste länger anhalten.

Gedacht – gespritzt! – US-Forscher wollten es genauer wissen und machten einen vergleichenden Test: zwei Gruppen adipöser PatientInnen wurden behandelt. Die eine erhielt das Botox-Gift in die Magenwand eingespritzt, die andere erhielt eine Placebo-Spritze, war aber im Glauben, auch das Botox erhalten zu haben.

Bei den Botox-Leuten verzögerte sich die Magenentleerung um knapp 25 Minuten… und 16 Monate später waren sie 5 Kilo leichter… also war eine gewisse Wirkung festzustellen. Aber die Placebo-Gruppe hatte in der gleichen Zeit fast gleich viel abgenommen, so dass sich kein wirklicher Unterschied feststellen liess.

Ob das Gift nun tatsächlich „wirkt“ oder ob die Patienten sich die Wirkung nur eingebildet haben, lässt sich nach diesem Versuch nicht eindeutig sagen. Auf jeden Fall ist klar: Botox kann keine Lösung sein um nachhaltig Gewicht zu reduzieren!




22/9  Jammern auf Vorrat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:42

Gut, dass das Epidemiengesetz deutlich angenommen wurde. Das Resultat zeigt, dass das Volk sich nicht von Scharlatanen mit Unwahrheiten verhetzen lässt. Das Volk weiss offenbar, was für sein Wohlbefinden und seine Gesundheit von Nutzen ist.

Ganz im Unterschied zu den Funktionären, die von Amtes wegen unser Gewerbe vertreten. Diese wittern wieder einmal Katastrophenluft und jammern im voraus über einen bösen Staat, der nichts anderes im Sinn habe als ihrer Klientel den Profit zu vermiesen.

Es geht – wie in der NZZ am Sonntag zu lesen – um ein Forschungsprojekt des Bundesamtes für Gesundheit. Dieses will nächstes Jahr mit einer repräsentativen Studie bei 2000 Probanden erheben, was und wieviel diese genau verzehren. Dabei soll auch durch Vermessung erfasst werden, wie gross, wie schwer und wie dick die Teilnehmenden sind.

Endlich! möchte man sagen, denn alle derzeit in der Schweiz zur Ernährung verfügbaren Daten beruhen auf Hochrechnungen und Annahmen: bezüglich einer wissenschaftlich soliden Erfassung unserer Eckdaten zur Nahrungsaufnahme und zur Gesundheit, die damit in Zusammenhang steht, ist die Schweiz weitgehend ein Entwicklungsland. Die Arbeiten in dieser Richtung sind eben erst angelaufen und stellen eine wesentliche Grundlage für die Optimierung der Prävention dar, ebenso wie für die wirksame Bekämpfung nichtübertragbarer chronischer Erkrankungen, die grossenteils im Zusammenhang mit dem Speiseplan stehen.

Um dem mündigen Bürger und der gesundheitsbewussten Bürgerin ein selbstverantwortetes Handeln zu ermöglichen, ist es zu allererst nötig, dass diese über solide Fakten und ein gesichertes Hintergrundwissen verfügen. Dazu dient die Grundlagenforschung, wie sie jetzt im BAG geplant wird.

Wenn der Gewerbeverband nun schon wieder auf Vorrat die Taliban-Keule schwingt, so verrät er damit einmal mehr seine wahre Absicht: die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung sind ihm schnurzegal, einziges Ziel ist die Maximierung der Profite um jeden Preis. Dies wurde in den letzten Tagen auch deutlich in der Parlamentsdiskussion um das Lebensmittelgesetz, dem die Gewerbelobby mit ERfolg sämtliche Zähnchen ausgebrochen hat, die dem Konssumenten etwas Schutz vor Täuschung und Manipulation geboten hätten…




21/9  Ein Merksatz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Zwei hochkarätige Referate haben dem heutigen sapsTag seinen Inhalt gegeben. Über 50 Betroffene und Interessierte, GönnerInnen und zugewandte Orte hatten sich eingefunden, aus der ganzen deutschen Schweiz. Erika Toman sprach über die vielschichtigen psychologischen Hintergründe von Übergewicht und Adipositas und Renward Hauser referierte über die medizinischen Aspekte und Trends in der aktuellen Adipositas-Therapie.

Die Vorträge in ihrer Gänze zu resümieren würde den Umfang dieses Eintrags sprengen. Als medizinische Erkenntnis greife ich nur eines heraus. Eine gross angelegte Praxis-Vergleichs-Studie der verschiedenen, als gängig anerkannten „Diäten“ (low-fat, low-carb, mediterran, ketogen…) hat ergeben, dass es keine signifikanten Unterschiede bezüglich des „Erfolgs“ dieser Ernährungsweisen gibt. Allen ist eigen, dass man zwar in kurzer Zeit abnehmen kann, dass aber nach einiger Zeit das Gewicht wieder zunimmt und dass sich das Resultat bei allen Diätkonzepten zwischen 3 und4 Kilo Gewichtsverlust einpendelt. Damit sei – sagt die internationale Fachstelle für Adipositas-Forschung IASO – die Diskussion darüber, welche Diät die „beste“ sei, endgültig abgeschlosen. Kein Thema mehr, fertig!

Aus dem Psychologie-Referat ist mir ein Merksatz in Erinnerung geblieben, der jeder Arbeit mit Übergewichtigen zugrunde liegen sollte. Es geht darum, dass das sogenannte „Idealgewicht“ oft falsch eingeschätzt wird. Dass gesundheitlich die leicht Übergewichtigen (BMI 25-30) im Schnitt die besseren Überlebenschancen haben als die sogenannt „Normalgewichtigen“, dass aber die Gefahr besteht, dass falsche Schönheitsideale und Vorbilder dazu verleiten, das eigene Gewicht zu dämonisieren und sich in einen Schlankheitswahn zu steigern, der in eine verhängnisvolle Spirale führt.

Der dringende Appell von Erika Toman lautet deshalb: Hört auf, aus gesunden Molligen „kranke“ Dicke zu machen!