28/2  Salz Zucker Fett

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:39

Drei harmlos klingende Worte. Wertvolle Nahrungsbestandteile überdies. Mancher, der hungert, wäre froh, davon essen zu können, um satt zu werden. In der Vergangenheit waren es exklusive und kostbare Zutaten zum alltäglichen Speiseplan. Heute sind es die verderbenbringenden Substanzen, mit denen wir gegen unseren Willen gemästet werden.

Salz Zucker Fett – so lautet der Titel eines neuen, kämpferischen Buches des Journalisten und Pulitzerpreis-Trägers Michael Moss. Es handelt davon, wie die internationalen Food-Produzenten uns mit Salz, Zucker und Fett abhängig machen, so dass wir ihre Produkte immer wieder und im immer grösseren Mengen kaufen und verzehren. Ein regelrechtes Suchtverhalten.

Anhand statistischer Verbrauchswerte aus Amerika zeigt Moss auf, wie die Bevölkerung auf der einen Seite versucht, den Fettkonsum zu reduzideren, indem sie z.B. teilentrahmte Milch trinkt… während sich gleichzeitig der Verbrauch von fettem Käse in den letzten dreissig Jahren verdoppelt hat, da der Käse in zahlreichen Formen in den verschiedensten Fertigprodukten auftaucht, wo man ihn gar nicht vermuten würde.

Auch der Pro-Kopf-Verzehr von Zucker und Salz hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, obwohl die Nahrungsmengen an sich gleich geblieben sind: die Kaloriendichte vieler Lebensmittel hat massiv zugenommen. Dies sei, sagt der Autor, ein Teufelskreis. Die Hersteller produzieren die Lebensmittel so, dass sie den Menschen schmecken, und weil sie so gut schmecken, wollen diese immer mehr davon, und die Industrie produziert, weil die Nachfrage so gross sei… Befriedigt wird ein Geschmacksverlangen, es geht längst nicht mehr um die Nahrungsaufnahme zum Überleben.

Wie kann man aus diesem Teufelskreis ausbrechen? – Nur durch Erziehung schon im Kindesalter, sagen die Experten. Am durchschlagenden Erfolg dieses Rezeptes zweifelt allerdings, wer in der RTL-Sendung „Frauentausch“ den Beitrag mit „Nadine“ gesehen hat, die inzwischen als „dümmste Frau Deutschlands“ eine bizarre Berühmtheit erlangt hat mit Weisheiten à la: Wer bio isst, wird dick, denn da hat es viel Zucker drin… oder: Wurst und Käse enthalten keinen Zucker, die machen schlank.




27/2  Schocktherapie!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:14

In jüngeren Jahren  habe ich (noch) geraucht. Während meines Studienaufenthalts in England (in Sheffield) wohnte ich bei einer Landlady, die als Krankenschwester arbeitete. Um mich vom Rauchen abzubringen, nahm sie gelegentlich aus dem Spital ein Stück böse verkohlter, rabenschwarzer Raucherlunge mit nach Hause und hielt es mir am Küchentisch unter die Nase… Von einer kurzfristigen Wirkung hatte ich damals nichts gemerkt. Erst einige Jahre später, als sich in den Bronchien ein stechender Schmerz einstellte, hörte ich mit Rauchen auf… und nahm in der Folge mehr als 30 Kilo zu.

Über den effektiven Nutzen von Schocktherapien gehen die Meinungen auseinander. Beim Tabak hat man sich trotzdem dazu entschlossen, die Zigarettenpackungen mit entsprechenden Aufschriften und Illustrationen zu versehen. – Nach dem gleichen Muster prüft nun die australische Gesundheitsbehörde eine Aktion gegen Adipositas, indem auf Fast-Food-Verpackungen Bilder gezeigt werden sollen von inneren Organen im menschlichen Körper, die von Fett umwuchert sind…

Im Rahmen dieser geplanten Kampagne sollen auch TV-Spots gezeigt werden mit Aufnahmen aus dem Inneren eines verfetteten menschlichen Körpers… Zudem wird den Produzenten von Fertigmahlzeiten nachdrücklich empfohlen, ihre Rezepturen zu überprüfen und den Gehalt an Zucker, Fett und Salz zu senken, sowie vermehrt für „gesunde“ Produkte zu werben und die Werbung für Junk Food zu reduzieren, sonst würden entsprechende staatliche Regelungen erlassen werden.

Gesundheitsminister Lawrence Springborg wird mit der Aussage zitiert: „Ich bin sonst wirklich gegen den Nachtwächter-Staat, der alles und jedes im Leben seiner Bürger zu Tode reguliert… aber es gibt einige Dinge, wo die Regierung es sich nicht leisten kann, nicht einzugreifen, und dies ist eines davon.“




26/2  Achtung Werbung!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:59

Vor Schlangenfängern wird gewarnt. Da war heute eine Dame am Telefon, die wollte wissen, ob wir eine bestimmte Firma kennen und ob diese seriös sei. Man habe sie nun seitens dieser Firma bereits mehrmals telefonisch kontaktiert und versucht, ihr ein ganzes Paket von Schlankheitspillen für mehrere Hundert Franken aufzuschwatzen. Ob wir dieses Präparat kennen und was davon zu halten sei.

Am Anfang ist man noch offen und gutwillig. Der Name der Firma klingt vertrauenswürdig. Er erinnert an eine Klinik mit gleichem Namen in Winterthur. Der Zusatz „med“ zum Firmennamen suggeriert, dass wir es hier mit einer seriösen ärztlich-medizinischen Institution zu tun haben… Betrachtet man aber die Website, so stellt man fest, dass es hier keinerlei verbindliche, konkrete Information gibt, sondern nur ganz allgemeines Blabla über die Segnungen der natürlichen Vitalstoffe, von denen man möglichst viel und möglchst lange einnehmen müsse…

Bei näherer Recherche zeigt sich dann, dass hinter dieser Firmen-Tarnung ein aggressiver Telefon-Vertrieb steht, für den jemand verantwortlich ist, der schon seit Jahren Gegenstand von kritischen Berichten im Kassensturz und in einschlägigen Konsumenten-Magazinen ist. Hier wird systematisch mit nutzlosen oder gar schädlichen, überteuerten Produkten Abzockerei betrieben, vorzugsweise bei älteren Menschen, die nicht mehr voll handlungsfähig sind.

Diese Praxis ist ein Skandal. Ich wundere mich, dass solchen Machenschaften nicht von Amtes wegen ein Riegel gschoben werden kann, die Klagen darüber sind offenbar häufig und bekannt. – Im Moment kann man nichts tun als laut und deutlich warnen: Auf keinen Fall irgendwelche Produkte zum Abnehmen am Telefon kaufen! Man weiss nicht, worauf man sich dabei einlässt, die Präparate sind massiv überteuert und können sogar für die Gesundheit schädlich sein. Abnehmen tut dabei höchstens der Geldbeutel.




25/2  Wer verliert was?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Seit letzter Woche werden im TV wieder die Dicken über den Bildschirm gehetzt. The Biggest Loser heisst die Serie auf Sat.1, nach amerikanischem Vorbild, in erneuertem Gewand. Zu Paaren getrieben und in farbige Trikots gesteckt, wabbeln die Kolosse durch eine spanische Fitnesslandschaft.

Schicksalsgerät ist die überdimensionale Waage, auf die sich die Teilnehmenden stellen müssen. Spannender als die Rangverkündung bei Heidi Klums Modelcasting ist der Wiegeprozess, indem die digitale Gewichtsanzeige sekundenlang zwischen mini- und maximalen Werten pendelt… bis sie am Schluss ein Resultat anzeigt, das niemand überprüfen kann.

Wer nach einer Woche am wenigsten abgenommen hat, fliegt raus.

Was ist der erkennbare Gewinn einer solchen Veranstaltung? Ist es die gnadenlose Zurschaustellung von kranken Menschen als abschreckendes Beispiel und Mahnmal gegen eine ungesunde Lebensweise? Denn eine wirkliche Lebenshilfe vermag dieses Spektakel nicht zu vermitteln: es ist, als wollte man das Dschungelcamp ernsthaft als Überlebenstraining für angehende Expeditionsteilnehmer verkaufen…

Aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht ist es absurd und gefährlich, in so kurzer Zeit so viel abnehmen zu wollen. Wer es nicht schafft, muss nicht unbedingt „schuld“ daran sein, es ist seine individuelle Konstellation, die es ihm erlaubt, mehr oder weniger Gewicht zu verlieren. Sendungen wie diese unterstützen und erhärten lediglich die bestehenden Vorurteile, brandmarken die Betroffenen uns setzen sie gnadenlosem Spott aus. Auf der Strecke bleibt dabei die Würde, auf die auch ein Mensch ein Anrecht hat, dessen Körpergewicht – aus welchem Grund immer – aus dem Ruder gelaufen ist.




23/2  Gebt den Grossen Zucker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:40

Es ist nur eine kleine Geschichte, aber sie verfolgt mich seit ein paar Tagen. Am Fernsehen kam die Wiederholung einer Dokumentation über verschiedene Ernährungsfragen, darunter auch über den massiv zu hohen Zuckerkonsum. Es wurde gezeigt, mit welchen Tricks – und völlig legal, d.h. innerhalb der gesetzlich festgelegten Normen – die Hersteller von gewissen Lebensmitteln die verschiedenen Zuckerarten, die darin im Übermass vorhanden sind, so deklarieren, dass man sie nicht als solche erkennt, wenn man nicht über spezielles Fachwissen verfügt.

Dabei wurde auch nachgewiesen, dass in einer Portion Frühstücksflocken, wie Kinder sie gerne nehmen, mehr als drei Stück Würfelzucker enthalten sind. Mit diesem Befund wurde die Sprecherin eines deutschen Lebensmittelverbandes konfrontiert. Es wurde ihr die konkrete Frage gestellt: Finden Sie es korrekt, dass ein Kind zum Frühstück mit seinen Knusper-Flocken drei Stück Würfelzucker essen muss?

Die Dame gab keine Antwort auf diese Frage. Sie machte ein besserwisserisch schlaues Gesicht und sagte mit sanft zurechtweisendem, fast mitleidigem Ton: Aber bedenken Sie doch, es gibt auch Erwachsene, die diese Flocken mögen!

Es war diese Mischung aus Arroganz, Dummheit und bodenloser Verachtung gegenüber den Konsumenten und vor allem den Kindern, die den Reporter für einen Moment sprachlos machte.




22/2  Kalorien-Wirbel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:44

Eine kurzzeitige Verwirrung flimmert durch die Fachpresse. Die Kalorien-Angaben auf vielen Lebensmittel-Verpackungen seien irreführend, besagt eine aktuelle Untersuchung an der Harvard Universität. Zum einen habe man bisher fälschlicherweise nicht beachtet, dass auch Nahrungsfasern eine gewisse Anzahl Kalorien enthalten (immerhin 2 pro Gramm), und zum andern spiele es eine Rolle, ob man gewisse Lebensmittel koche oder sie roh verzehre. Rohkost habe in der Regel weniger Kalorien. Wer also mehr und schneller abnehmen möchte, der sei gut beraten, sein Gemüse ungekocht zu essen.

Was tun wir nun mit dieser neuen Erkenntnis? Bedeutet das, dass nun sämtliche Produkte, die in den Handel kommen, neu berechnet und neu beschriftet werden müssen? Kommt nach dem Pferdefleisch-Skandal nun der Kalorien-Skandal? Wurde und wird hier der Konsument einmal mehr wissenlich und willentlich getäuscht?

Gemach! Die zuständigen Behörden geben Entwarnung. Die Kalorienberechnung in Europa ist nach wissenschaftlichen Normen geregelt, die kann nicht so ohne weiteres abgeändert werden. Und der Nutzen einer neuen Berechnung würde bei den „kleinen“ Abweichungen in keinem Verhältnis stehen zum Aufwand, der dafür betrieben werden müsste. Letztlich wäre der Konsument noch weit mehr verunsichert, als er es durch die aktuelle Situation ohnehin schon ist.

Also bleiben wir ruhig und befolgen den Ratschlag der Vernunft: aufzuhören mit dem Kalorienzählen, die Auswahl an Nahrungsmitteln ausgewogen zu halten, langsam zu essen, damit sich die Sättigung einstellen kann und ein Glas Wasser zu trinken, weil das garantiert keine Kalorien hat, wie auch immer man es berechnen mag.




21/2  Hunger-Miss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:25

Es war die am vierthäufigsten aufgerufene „Blick“-Meldung des Tages. Die Nachricht, dass eine junge Frau sich 14 Kilo „weggehungert“ habe, um an einem Model-Wettbewerb teilnehmen zu können.

Der Titel allerdings war etwas irreführend. In der Online-Version des Berichts stand es dann korrekt. Denn „gehungert“ hat das Fräulein offenbar nicht, es hatte sich lediglich konsequent „ketogen“ ernährt, d.h. weitgehend auf Kohlenhydrate verzichtet, und dazu sehr viel Sport getrieben.

Das reisserische „Weggehungert“ wurde also aus eigenem redaktionellem Antrieb schon mal etwas relativiert. Die Volksmeinung scheint in dieser Frage auf dem Weg zur Besserung zu sein. Die Umfrage, die beim Online-Text gemacht wird, zeigt ein interessantes Resultat:

42,9 % der Antwortenden sind der Meinung, die jungen Frauen seien heute generell zu dünn, „mit etwas Speck auf den Rippen“ wären sie attraktiver… 33,6 % sind der Auffassung, dass magere Missen die falschen Vorbilder sind für die Jugend, und lediglich 23,6 % (aber immer noch fast ein Viertel!) sind überzeugt, dass nur schlanke Missen wirklich schön seien.

Soll man sich über diesen Befund freuen oder ärgern? Er müsste jedenfalls für jene Frauen tröstllich sein, die meinen, sie müssten sich etwas herunterhungern…




20/2  Ambassador

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:47

Überraschendes gab es nicht zu vernehmen, gestern, in der TV-Diskussion. Und doch war es eine redliche Bestandesaufnahme dessen, was möglich und machbar ist. Seriös vorbereitet und ausgewogen in der Argumentation.

Was mir eindeutig zu kurz gekommen ist, das war die Erörterung der Umwelteinflüsse und damit verbunden der Verhältnisprävention. Zu rasch hatte man sich beim Präventions-Thema auf die Selbstverantwortung geeinigt. Wie kann diese aber wahrgenommen werden, wenn unsere Umwelt, unsere Konsumkultur unser ganzer Lebensstil von jenen Faktoren beherrscht werden, die eine „gesunde“ Lebensart erschweren?

Das bedeutet nicht, dass die Verantwortung an einen anonymen Dritten abgeschoben wird, dem man auch gleich noch die Schuld aufladen könnte… aber es würde darum gehen, aufzuzeigen, wo überall massive Behinderungen vorhanden sind, die es einem mit der entsprechenden genetischen Veranlagung „Geschlagenen“ erschweren oder allenfalls ganz verunmöglichen, so zu handeln – selbst wenn er es weiss und möchte -, dass sich dies positiv auf seine Gesundheit und sein Wohlbefinden auswirkt. Und es müsste über jene konkreten Massnahmen gesprochen werden, die ein Staat ergreifen muss, um seine Bürger in die Lage zu versetzen, ihre Eigenverantwortung überhaupt wahrzunehmen.

Ein wenig in diese Richtung ging auch das Statement von Michael Lips, der 21 Kilo abgenommen hatte, seines Zeichens eBalance-Botschafter: er schrieb seinen Gewichtsverlust in erster Linie seinem neu gewonnenen Bewegungsdrang zu. Langsam habe er sich gesteigert, von dreimal einer halben Stunde pro Woche auf eine volle Stunde täglich und auf seine Teilnahme an Marathon-Läufen. Dies nun ist wohl nicht einfach so Jedermanns-Sache: wenn man Glück und die richtigen Voraussetzungen hat, ist es ein möglicher Weg zum Erfolg. Auf der Strecke bleiben aber buchstäblich all jene, die nur schon Mühe haben zu stehen und einige Schritte zu gehen, die von ihrem Gewicht niedergerungen werden, die bereits geschädigte oder zerstörte Gelenke haben und sich nur unter Schmerzen vorwärts bewegen können. Für alle die muss eine Aussage wie „Jeder, der will, kann abnehmen!“ wie blanker Hohn geklungen haben.

Aber für jene, die es können, war es eine gute Botschaft, dass es sich machen lässt, wenn man dran bleibt.




19/2  Nicht selber schuld

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:24

Hinweis auf eine TV-Sendung: heute Abend auf SRF1 in der Sendung CLUB wird wieder einmal über die Dicken diskutiert. „Können Dicke nichts dafür?“ wird in die Runde gefragt, und das Fragezeichen zeigt, dass die Antwort nicht schon vorgegeben ist.

Es kann eine spannende Runde werden, mit Betroffenen, die viel Gewicht verloren haben, dank Operation und dank konsequenter Umstellung des Lebensstils. Sowohl Medizin wie Psychologie wirken mit bei der Meinungsbildung, und auch die Politik fehlt nicht.

Ob die Teilnehmenden zu einer gemeinsamen Erkenntnis finden, das lässt sich nicht voraussagen. Ich hoffe aber sehr, dass es übereinstimmende Ansichten gibt, auch wenn diese nicht in allen Punkten deckungsgleich sein sollten. Denn eines dürfte inzwischen klar sein: die simple Mär von der alleinigen Selbstverantwortung wird heute nur noch von Populisten vertreten, die ihre Vorurteile mit selbstgebastelten Legenden untermauern, sonst aber keinen Bezug zur Wirklichkeit haben oder diesen erfolgreich ausblenden.

Die Schuldzuweisung an die Betroffenen lenkt davon ab, selber handeln zu müssen und zuzugeben, dass ein System aus dem Fugen geraten ist, wenn es als Nebenwirkung eine Reihe von grvierenden Krankheiten produziert… Ich zähle auf die Sensibilität der Diskussionsteilnehmenden.




18/2  Stress macht dick

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:01

Alle Medien sind derzeit voll mit diesem Thema. TV-Magazine graben alte Schmöker aus, Fitness-Hefte geben Tipps zur Entspannung und sogar das Nachrichtenmagazin Der Spiegel widmet seine Titelstory dem Phänomen. Dabei ist der Zusammenhang zwischen geistiger Anspannung, Belastung und Gewichtszunahme seit Jahren medizinisch bekannt und auch in den groben Zügen erforscht.

Bislang gehörte es zur Standard-Therapie, bei der Adipositas-Behandlung auch das allgemeine, das berufliche und das familiäre Umfeld auf Belastungen hin zu untersuchen und diese wo möglich abzubauen. Und plötzlich liest man atemraubende Erfolgsberichte von Leuten, die bis zu 30 Kilo abgenommen haben – einzig dadurch, dass sie sich mit ein paar Yoga-Übungen enstpannten.

Und wieder einmal muss man es ganz gross an die Wand schreiben: Das gilt nicht automatisch für alle! Jeder Fall von Übergewicht ist ganz individuell und persönlich, durch die spezielle Konstellation von verschiedenen Faktoren und Ereignissen im Einzelfall verursacht… und nichts lässt sich verallgemeinern! – Ok: Beruhigung und Entspannung haben in der Regel keine schlimmen Nebenwirkungen, sofern man sich nicht so sehr beruhigt, dass man aus dem Berufs- und Erwerbsleben herausfällt!

Es könnte in unserer hektischen Zeit ja nichts schaden, wenn mehr Menschen mehr Gelassenheit an den Tag legten und sich nicht durch zuviele Umweltbedingungen stressen liessen… aber Stressfreiheit als Garant für Normalgewicht? Mit fehlt der Glaube an die Ursächlichkeit. Ich möchte das durchaus glauben können, aber bei mir zum Beispiel nützt es nicht direkt. Uns hat man während der Offiziersschule in Bülach vor bald 50 Jahren beigebracht, dass es unter der Würde eines Schweizer Offiziers sei, auf einen Bus zu rennen, der mit laufendem Moter an der Haltestelle steht… Es gezieme sich viel eher, sich gemessenen Schrittes und ruhig zu bewegen und in Kauf zu nehmen, dass der Bus ohne uns wegfahre. Unsere Würde würde es gebieten, dass wir ganz ruhig diesen Bus fahren lassen und den nächsten Kurs abwarten.

Abgenommen haben wir deswegen allerdings nicht.