26/6  Lob der Klarsicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:23

Ich habe eine neue Brille. Oder korrekt gesagt: ich habe neue Brillengläser. Das Gestell ist das alte geblieben, hat auch genug gekostet, so federleicht elegant und aus Titan gefertigt.

Beim Autofahren war mir aufgefallen, dass ich die Ortstafeln nur auf immer kürzere Distanz zu entziffern vermochte. Und bei der Arbeit am Bildschirm stellte ich fest, dass ich, um die Schrift deutlich lesen zu können, diese entweder vergrössern oder dauernd die Augen halb zukneifen musste. Auch verspürte ich nach einiger Zeit eine Art Versteifung im Nacken.

Der Augenarzt verschrieb mir ein Rezept für verschärfte Gläser. Der Optiker studierte mein Sehverhalten und kam zu einem anderen Schluss: ich brauchte keine schärferen Flaschenböden sondern eine angemessen-variable Korrektur. Meine Augen waren nicht „schlechter“ geworden, sie hatten sich bloss angewöhnt, etwas anders zu fokussieren. Und da ich eine Brille mit sogenannter Gleitsicht habe, hatte ich dies laufend kompensiert, den Kopf leicht angehoben und durch die untere Glashälfte geblickt, wodurch ich auf mittlere Distanz besser und deutlicher sehen konnte.

Bei den neuen Gläsern stimmt die Haltung wieder. Nichts verschwimmt, alles ist klar wie nach einem reinigenden Gewitter und das neue Material habe, sagte mir der Optiker, zudem fabelhafte Eigenschaften, blende nicht, halte die Ultraviolett-Strahlen fern, sei schmutz- und wasserabweisend – kurz, ein Meisterwerk moderner Optikertechnik.

Welche Freude. Ich hoffe nur, dass das, was ich jetzt viel besser zu sehen vermag, auch wirklich des besser gesehen Werdens wert ist. Die Ziffern auf meiner Waage sind jedefalls gestochen scharf und unmissverständlich!