21/9  Dick wie Gott in Frankreich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:30

Wenn die Volksweisheit zutrifft, wonach „gut“ essen so ist, wie wenn Gott in Frankreich ässe, dann muss dieser Gott inzwischen auch ein beachtliches Bäuchlein angesetzt haben. Das jedenfalls ist mir in den knapp zwei Wochen aufgefallen: französische Damen sind in der Jugend einnehmend elegant und kaum werden sie älter, gehen sie auseinander. Die Anzahl übergewichtiger und adipöser Menschen – Männer, Frauen und Kinder – war in Südfrankreich auffallend. Und das verwundert auch nicht, wenn man jeden Tag in Gaststätten speist.

Da gibt es Portionen, die mit denen wetteifern, die man in USA vorgesetzt bekommt. Ein normales Menu du jour besteht aus bis zu fünf Gängen, von denen sich jeder einzelne auf dem Teller häuft, als wäre er eine vollwertige Hauptmahlzeit für sich. Nach kurzer Zeit hat mein Gurt den Geist aufgegeben und der Hosenbund spannte und kniff nicht nur beim Sitzen… wir mussten dazu übergehen, wenn immer möglich auf eine der Mahlzeiten pro Tag zu verzichten.

Und doch: man liess es sich sprichwörtlich gut gehen, genoss in grossen Bissen, der Wein gehörte einfach dazu, auch ein Dessert, die örtlichen Spezialitäten mussten gekostet werden, die Lust war gross, die Reue hielt sich in Grenzen. – Jetzt, da sich der helvetische Alltag wieder eingestellt hat, heisst es bewusster Kontrolle üben. Das Paket mit den guten Vorsätzen wird wieder einmal geschnürt, Rezeptbücher werden gewälzt… und schon stellt sich das beruhigende Gefühl ein, dass sich das Lenkrad im Auto bereits wieder etwas leichter drehen lässt, da es sich nicht mehr so hart am Bauchwulst reiben muss… und dass die Hose wieder etwas lockerer sitzt… ja schon nach einem Gürtel ruft, weil sie sonst zu rutschen droht… Aber auf die Waage wage ich mich trotzdem noch nicht.