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Von Heinrich von Grünigen um 15:35 |
Der Mythos von der guten Schweizer Schokolade ist ja schon seit einiger Zeit etwas ins Wanken geraten. Trotzdem ist sie als Klischee aus der Tourismus-Werbung nicht wegzudenken und die gute alte Toblerone gilt immer noch als DIE Schweizer Qualitäts-Schokolade schlechthin, obwohl sie längst globalisiert wurde. Dabei müssen wir ehrlich sein und anerkennen, dass es inzwischen mehrere Nationen gibt, deren Fertigkeit im Umgang mit der braunen Schleckermasse der unsrigen in nichts mehr nachsteht.
Aber nun kommt neuer Schwung in den Schokolade-Wettkampf: eine Erfindung macht Schlagzeilen, welche das Image der süssen Versuchung als Dickmacherin Nummer eins schlagartig aufpolieren wird: eine neue Schokolade-Art wurde erfunden, die zwar etwas gewöhnungsbedürftig aussieht (sie erinnert mit ihren kleinen Luftbläschen an die ehrwürdigen dicken Rayon-Tafeln), die aber den Vorteil hat, dass sie bloss noch einen Zehntel der Kalorien enthält, die üblicherweise in einer Tafel Normalschokolade stecken. Knapp 50 Kalorien auf 100 Gramm – das ist für jedes übergewichtige Süssmaul einen Luftsprung wert!
Der Geschmack sei tadellos, sagen unvoreingenommene Testpersonen (Samira, 10 Jahre alt, im Blick); Feldversuche zeigen, dass das Produkt erst über 55 Grad zu schmelzen beginnt, also keine verklebten Hände hinterlässt, dass es sich im Mund gut auflöst, wenn es eingespeichelt wird… – Wie weit es auch zur Herstellung von Sanktnikoläusen und Osterhasis taugt, wird man sehen müssen, denn bis jetzt besteht es erst in Form eines Rohstoffs, der von der Confiseurs- und Chocolatiers-Gilde noch bearbeitet werden muss.
Die Revolution, die auch neue Märkte im warmen Süden und Osten erschliessen soll, macht also nicht Halt vor nationalen Grenzen. Der marktbeherrschende Multi, der hinter dieser Erfindung steht, hat seinen Sitz in der steuergünstigen Schweiz, und so sind es wieder mal wir Schweizer, die „es“ erfunden haben. – Zwei Jahre soll es noch gehen, bis das braune Kalorienwunder in erneuerter Gestalt in die Regale kommt. – Die Frage, ob es sich dabei ev. um Analog-Schokolade handelt, wird später zu klären sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:56 |
Der Vorsatz war schon länger gefasst. Einmal, da war ich mir sicher, würde ich eines dieser elektrisch unterstützten Velos kaufen, über die ich hier schon öfters berichtet habe. Nun war/ist es endlich so weit: im Blick auf die Ferien, in denen ich etwas zu meiner Ertüchtigung tun möchte, habe ich mir ein solches Fahrzeug beschafft.
Jetzt steht es vor dem Haus, im eleganten Silberlook, mit einem extrasanften, gelgepolsterten Sattel, der neuen Batterie, die bis zu 70 Kilometer durchhält, dem ausgeklügelten Hilfs-Antrieb und der narrensicheren Gangschaltung… damit fährt es sich butterweich auch bergauf, wo ich vorher schon im frühen Anlauf absteigen und schieben musste… die verblüffende Leichtigkeit des Gleitens ist so verlockend, dass ich schon für den Abend eine weitere Ausfahrt geplant habe. Bleibt zu hoffen, dass der Enthusiasmus anhält und ich so endlich meine organische Hülle wieder ein wenig in Schwung bringen kann.
Dass ich mit meinem Problem der mangelnden Bewegung nicht alleine bin, das zeigt eine Kampagne, die Anfang Juli in England gestartet wurde unter dem Motto Move for health. Vorausgegangen war eine Studie bei über 2’000 Erwachsenen zu deren Bewegungs-Verhalten. Der Befund ist ernüchternd: 63 Prozent gaben an, dass sie sich nicht ausreichend bewegen. 20 Prozent bewegten sich – bewusst – bloss einmal pro Monat oder weniger. 40 Prozent gaben an, sie würden sich schon körperlich fit halten, wenn sie neben der Arbeit die Zeit dazu fänden und wenn man damit sein Leben verlängern könnte… 52 Prozent sagten, sie würden sich mehr bewegen, wenn man damit etwas gegen Übergewicht tun könnte… Zwischen „Wissen“ und „Tun“ klafft also eine erhebliche Lücke.
Die nationale Organisation der Physiotherapeuten in England hat deshalb einen kleinen Leitfaden herausgegeben, wie man „gesunde Bewegung“ ohne grossen Aufwand in seinen Alltag integrieren kann. Die Empfehlungen gehen über das auch bei uns propagierte „Treppe statt Lift!“ hinaus und sind z.T. recht originell, denn sie nehmen auch Rücksicht auf die eingeschränkten Möglichkeiten, die gerade Menschen haben, bei denen die Adipositas bereits fortgeschritten ist. Hier einige Müsterchen:
– mit wenig anfangen und langsam aufbauen, sich realistische Ziele setzen
– gute Ausrüstung (Bekleidung, Schuhe) ist wichtig
– 30 Minuten pro Tag zügig gehen ist gut für den Anfang
– gehen Sie zum übernächsten Postbüro oder Kiosk
– hören Sie dazu rassige Musik vom Walkman oder MP3-Player
– wenn Sie zum Essen absitzen, stehen Sie weider auf und sitzen nochmals ab (10x)
– stehen Sie auf, um am TV den Kanal zu wechseln oder die Lautstärke einzustellen
– Gartenarbeit ist eine wunderbar gesunde Art der Aktivität
– wenn Sie im Büro arbeiten, gehen sie zum Photokopierer im anderen Stock
– strecken Sie Ihre Muskeln im Sitzen mit gezielten Übungen
– führen Sie ein Bewegungs-Tagebuch, in dem Sie all Ihre Aktivitäten notieren
– auch Hausarbeit kann in hifreiche Bewegung umfunktioniert werden
– tanzen Sie beim Staubsaugen ein Ganz-Körper-Ballett
– messen Sie, wie lange Sie zum Abstauben brauchen und werden Sie jeden Tag schneller
– brauchen Sie eine mit Wasser gefüllte Flasche als Hantel
– bewahren Sie bei jeder Tätigkeit „Haltung“, aufrecht und energisch-gespannt
– wenn immer Sie sitzen, bewegen Sie Füsse und Arme und betätigen Sie Ihre Muskeln
– wenn Sie beim Video-Gamen gewinnen, führen Sie einen Freudentanz auf
Auch wenn jemand nur einen Teil dieser Empfehlungen umsetzt, ist es doch besser als gar nichts zu tun, da man ja auch nicht den ganzen Tag mit dem neuen Velo herumfahren kann…
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Von Heinrich von Grünigen um 15:01 |
Ein Beitrag in der Info-Sendung 10vor10 liess aufhorchen und hinsehen: es ging um „Grazile Französinnen“ und um die von der EU statistisch erhobene Tatsache, dass in Frankreich die Menschen mit dem tiefsten Body Mass Index (BMI) leben, während England mit dem höchsten durchschnittlichen BMI am Schluss der Parade steht.
Wie kann das kommen, dass ausgerechnet die Franzosen, die so gerne gut leben, dass man den Aufenthalt im Frankenland sogar dem Lieben Gott zuschreibt, wenn er es sich gut gehen lassen will… wie kann es also kommen, dass Französinnen und Franzosen so gut im Gewicht sind? – Der TV-Bericht gibt einige Indizien. Da ist zunächst die gepflegte Ess-Kultur mit hohem Traditionswert: gefragt sind wohlschmeckende Speisen, raffiniert gkocht aus marktfrischen Produkten… verpönt ist Fastfood, das auf die Schnelle verdrückt wird. Man nimmt sich in Frankreich Zeit zum Essen, durchschnittlich zwei Stunden am Mittag und am Abend; man speist in geselliger Atmosphäre, in der Familie, im Restaurant, mit Freunden, die Gastronomie wird kultiviert.
Daneben zeigt offenbar ein nationales Gesundheitsprogramm erste Wirkungen. Ich habe es an dieser Stelle vor drei Jahren schon erwähnt, als es an einer Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung vorgestellt wurde. Eindrücklich war dabei die konsequente und kohärente landesweite Instrumentalisierung des Zusammenspiels von Information, Aufklärung und verbindlichen Weisungen für Ernährung und Bewegung im öffentlichen Bereich, ausgelegt zunächst auf 10 Jahre (von denen jetzt 8 vorbei sind), beginnend mit gesunder, natürlicher, kalorien- wie fettbewusster Küche in Schulen und Betrieben, mit Regelungen bezüglich TV-Werbung für Lebensmittel, Getränkeautomaten in der öffentlichen Verpflegung, etc.
Dass sich Frankreich mit dieser konsequenten Politik nun in Europa an die Spitze gestellt hat, ist ein gutes Zeichen und weckt Hoffnung, auch wenn hierzulande die Tradition bezüglich Küche, Speiseplan und Essverhalten eine etwas andere, wohl bodenständigere ist. Noch ist Frankreich nicht verloren.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:35 |
Jammern nützt nichts und erzielt mit der Zeit das Gegenteil: Abstumpfung und Überdruss. Dieser Eindruck entteht, wenn man die Botschaft einer 17jährigen jungen Frau liest, die sich in einem neuen Familien-Online-Portal darüber ärgert, dass immer und überall auf einer gesunden Ernährung herumgeritten wird, so dass sie am Schluss mit doppeltem Genuss in ungesunde Leckereien beisse…
Und doch braucht es weiterhin eine permanente Aufklärung und Bewusst-Machung, wie sie etwa die deutche Verbraucherzentrale Hamburg betreibt. Sie hat eine Liste veröffentlicht mit 29 Produkten aus dem Lebensmittel-Supermarkt, die sie daraufhin untersucht hat, ob das, was auf der Verpackung appetitlich abgebildet ist, auch wirklich drin sei Und siehe da: Erdbeeren null Prozent, Käse null Prozent lautet das ernüchternde Fazit.
Sicher, die auf der Packung abgebildeten Früchte aller Art, Pouletfleisch, Honig, Pistazien, Garnelen und Käse, werden in der Zutaten-Liste nicht namentlich erwähnt… aber das ist zuweilen so klein gedruckt, dass man beim Kauf kaum nachschaut. Und auch dann gibt es noch irreführende Hinweise: wenn es heisst „natürliches Vanille-Aroma“, so denkt der unverdorbene Normalverbraucher, das Aroma sei „natürlich“ aus Vanille hergestellt… dabei reicht es aus, wenn dem Produkt ein „natürlicher“ Rohstoff zugrunde liegt, etwa Baumrinde…
Einen direkten Bezug zu Übergewicht stellen die Leute von der Verbraucherzentrale her, wenn sie Schreiben: Aromen können überdies Übergewicht fördern, weil der Kunstgeschmack dazu verleitet, mehr zu essen und sich an die unnatürlichen, häufig überaromatisierten Lebensmittel zu gewöhnen. So manches Kind erteilt dem selbst hergestellten Quark mit Erdbeeren eine Absage, weil es sich an den Standard-Aromageschmack gewöhnt hat. Die vielfältigen Geschmackserlebnisse, die natur belassene Nahrungsmittel bieten, werden verlernt und durch künstliche ersetzt – eine bedenkliche Entwicklung. Über den aktuellen Preisrutsch bei Lebensmitteln können sich Verbraucher freuen, die stärker aufs Geld schauen müssen. Doch wir meinen: Das Verscherbeln von Lebensmitteln im Kampf um Marktanteile darf nicht auf die Qualität gehen!
Die meisten der in einer Übersicht dargestellten Produkte sind deutschen Verteiler-Ketten zugeordnet und möglicherweise bei uns nicht alle im Handel. Aber trotzdem lohne es sich, gerade bei besonders ansprechenden Illustrationen auf der Verpackung die Inhaltsdeklaration aufmerksam und kritisch zu lesen. Im EU-Raum sind 2’700 verschiedene Lebensmittel-Aromen zugelassen. Wie die „richtigen“ Speisen wirklich schmecken würden, haben viele von uns bereits verlernt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:15 |
Dass gewisse Süssgetränke zu viel Zucker enthalten, das weiss heute jedes Kind. Weniger bekannt ist wohl, dass die guten, naturbelassenen Fruchtsäfte, vom Süssmost bis zum Orangensaft, den Flaschen-Limos punkte Zuckergehalt in nichts nachstehen. Das gilt auch für die meisten Eistees, Sport- und Energy-Drinks, ausser sie wären ausdrücklich als „zero“ oder „light“ deklariert… wobei die Meinungen über künstliche Süssstoffe noch immer weit auseinander gehen, abgesehen vom Geschmack, der vielen Trinkern absolut nicht gut auf der Zunge liegt.
Adipositas-Spezialisten in USA, allen voran Barry Popkin, Leiter des interdisziplinären Zentrums an der Universität North Carolina, setzen sich deshalb dafür ein, dass zuckerhaltige Süssgetränke mit besonderen Steuern belegt, verteuert werden, und dass die so eingenommenen Mittel für Anti-Adipositas-Kampagnen und Aufklärung eingesetzt werden. – Damit könnte sich wiederholen, was sich bereits beim Tabak abgespielt hat, gegen den geballten Widerstand der Getränke-Indusrie.
Nach Popkins Untersuchungen konsumieren die Amerikaner heute im Schnitt täglich 300 Kalorien mehr als vor 25 Jahren. Zwei Drittel dieses Mehrkonsums entfallen auf Süssgetränke, Energy-Drinks, Fruchtsäfte und Milch, wobei Milch wenigstens noch Vitamine und Mineralien enthält, während die Limonaden aus Lebernsmittelfarbe, , Wasser, Zucker und Aroma bestehen.
Bis Süssgetränke in der öffentlichen Meinung ebenso verpönt sind wie heute der Tabak-Konsum, wird es noch eine Weile dauern. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht im Orlando Sentinel.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:25 |
Neue Runde in der Salat-Diskussion: ist er nun gesund oder doch nicht? Die traditionelle chinesische Küche kennt ihn praktisch nicht, zieht ihm eine warme Suppe vor; sein Nährwert ist bestritten, seit Udo Pollmer die These formulierte, dass eine Portion Salat etwa so nahrhaft sei wie eine Papierserviette und ein Glas Wasser; und schliesslich fanden englische Forscher heraus, dass fixfertig abgepacktes Grünzeug überdurchschnittlich viele Verunreinigungen enthielt, die zu Lebensmittelvergiftungen führen könnten.
Eine neue Dimension in dieser Auseinandersetzung eröffnet die amerikanische Konsumentenorganisation „Which?“: viele Fertig-Salate, die man im Supermarkt kaufen kann, enthalten mehr Kalorien und Fett als ein Hamburger von McDonald’s. 20 solcher Salate im Schälchen wurden analysiert, dabei zeigte sich, dass sie im Durchschnitt 412 Kalorien und 20,3 Gramm Fett enthielten, das ist nur knapp weniger als ein BigMac (490 Kalorien / 24 g Fett). Das meiste Fett versteckte sich in der Sauce, die grosszügig mit Mayonnaise angereichert war; so brachte es ein Salat mit Shrimps auf 855 Kalorien und 66,3 g Fett. Ein Caesar’s Salad mit Huhn enthielt 43 g Fett und ein Pasta-Tomaten-Huhn-Salat enthielt 760 Kalorien und 46 g Fett…
„Which?“ fordert nun, dass diese Salate mit einer Etikette gekennzeichnet werden, auf der mit einem Blick zu sehen ist, wieviel Fett, Zucker und Salz in der Portion enthalten sind, die von vielen eiligen Mittagessern in der Annahme verzehrt werden, sie seien „gesünder“ als das übliche Fast Food auf die Schnelle. Ein fetter Irrtum.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:51 |
Im letzten Dezember habe ich mich etwas kritisch geäussert zu einem EU-Projekt, in dessen Rahmen Gelder zur Verfügung gestellt werden, um den Kindern gratis oder verbilligt Obst abzugeben. Pro Kind – hatte ich berechnet – würden aufs Jahr 1 Euro und 80 Cent anfallen, und das sei ja wohl nicht allzu üppig, angesichts der Preise für Früchte und Gemüse…
Inzwischen hat sich (einer Meldung aus Brüssel zufolge) das Projekt konkretisiert: praktisch alle Länder der EU (mit Ausnahme von Schweden, Finnland und Lettland) machen mit und können so vom Euro-Segen profitieren… allerdings sagt diese Meldung nichts aus über die Art und Weise der Umsetzung. Sie wiederholt die Forderung, alle Länder sollten begleitende Programme gegen kindliches Übergewicht erarbeiten.
Der aktuelle Früchte- und Gemüse-Konsum ist in Europa allerdings zurzeit eher rückläufig. Die Weltgesundheits-Organisation WHO empfiehlt zwar, man solle täglich mindestens 400 Gramm davon zu sich nehmen (das wären dann die „5 am Tag“…) aber davon entfernt sich die Wirklichkeit immer mehr, vor allem bei den Jungen.
In Griechenland ist der Verzehr am grössten (und trotzdem ist die Adipositas-Rate hoch)… dann kommen Portugal, Spanien, Italien, Zypern und Dänemark… die Slowakei macht das Schlusslicht, während Frankreich und Holland der WHO-Norm knapp zu genügen vermögen. – Die Europa-Funktionäre sind stolz auf die Erfolgs-Beteiligung bei der Gratis-Frucht-Aktion… aber dadurch wird das Geld ja nicht mehr. Und 1 Euro 80 bleibt immer noch 1 Euro 80…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:05 |
Vor einiger Zeit habe ich über den – bis dato wenig bekannten – Analog-Käse geschrieben. Das ist eine künstlich hergestellte Masse aus Fett, Wasser. Proteinpulver und Aromen, die käseähnliche Eigenschaften hat und zunehmend bei Tiefkühl- und Fertigprodukten verwendet wird. Meine und auch die Meinung der VerfasserInnen entsprechender Bemerkungen war klar, dass das Naturprodukt solch synthetischer Lebensmittel-Panscherei allemal vorzuziehen sei…
Nun belehrt mich der deutsche Vegetarierbund eines Andern: er begrüsst ausdrücklich die Verwendung des künstlichen Produktes, denn es sei „gesünder, schont die Tiere und entlastet das Klima“. Vor allem (was mir nicht bewusst war) wird der (natürliche) Käse als ein richtiger Feind des Kyoto-Protokolls entlarvt: er verbraucht mit 8,35 kg CO2-Äquivalenten pro Kilogramm Produkt fast doppelt so viel wie Fleisch und 50 mal so viel wie Gemüse! Zudem käme der synthetische Käse-Ersatz all jenen entgegen, die an Laktose-Intoleranz leiden oder eben aus ökologischer Überzeugung Vegetarier oder gar Veganer seien. Darauf muss man erst kommen.
Am Rande dieses Artikels habe ich dann noch – unter der Rubrik mit den Google-Inseraten – einen Link gefunden mit dem interesseweckenden Titel: „Jetzt gesund Abnehmen“. Wollen wir das nicht alle? Auf die eine oder andere Weise? Ich habe die verlockende Zeile angeklickt und bin auf das Bild einer hübschen Dame gestossen und den fetten Hinweis: „Dies ist kein neuer Diäten-Schwindel oder -Betrug“. – An sich müsste einen ja eine solche Formulirung von allem Anfang an stutzig und skeptisch machen: wer sich so einführt, verbirgt in der Regel die wahre Absicht. Getrieben von beruflichem Wissensdurst habe ich mich dann durch die vielen Zeilen gescrollt… und gelesen, überflogen, gelesen… und wurde aus dem Ganzen nicht so recht schlau. Bald war klar, dass es um ein Buch ging, das es zu kaufen gibt. Und dass in diesem Buch die einzige, ultimative und letzte Erkenntnis stehen würde, die es mir erlaubt, ohne jede Einschränkung und bei vollem Essensgenuss abzunehmen, soviel mir beliebt.
Der Text ist durchsetzt mit lobpreisenden Brief- und E-Mail-Zeugnissen von Menschen, die sich das Buch gekauft und damit erfolgreich abgenommen haben wollen. Die Autorin selber hat 20 Kilo geschafft und ihr Gewicht seit 17 Jahren gehalten… – Worin genau ihr geheimes Wissen bestehen könnte, das geht aus den vielen Zeilen nicht hervor. Dafür müsste ja erst das Buch gekauft werden. Ich habe mir dann mal – aus Gwunder, wie wohl die meisten – einen sogenannten einführenden „Gratiskurs“ abonniert. Man will ja schliesslich wissen, womit man es zu tun hat. Und das Lesen eines Online-Textes ist auf alle Fälle weniger riskant, als wenn ich eine neue Pille ausprobieren würde, über deren Zusammensetzung und Wirkungen mich der Hersteller mit wohlklingenden Anpreisungen im Unklaren lässt… – So bekomme ich nun in den nächsten Tagen von „Martina“ häppchenweise weitere Anreize, mir vielleicht doch noch ihr Buch zu bestellen. Mit 90 Seiten A4-Umfang kostet es (zum selber Herunterladen und Ausdrucken) 79 Schweizer Franken, dazu gibt es ein 40-seitiges Heft mit Tipps gratis. Das ist weniger als eine Einsteiger-Packung irgendwelcher dubioser Schlankheitspillen in der Regel kostet. Was es in der Praxis wert ist, kann man erst beurteilen, wenn man es in der Hand hat. Aber das ist bei allen Ratgeber-Büchern so, wobei diese meistens umfangreicher und billiger sind.
Wenn 1000 Interessierte („nur mal so, um zu schauen“) das Ding bestellen, hat Martina 80’000 Franken eingenommen, ohne jeglichen Produktions- oder Versand-Aufwand. Was immer das Angebot ist: Dicke sind eine exzellente Geldquelle.
PS: Oder hat es jemand schon bestellt und könnte uns das Geheimnis verraten?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Mickey und seine Verwandten, Feivel der Mauswanderer, Bernard und Bianca – das alles sind Mäuse, deren Menschlichkeit uns auf der Filmleinwand schon viel Freude und Spass bereitet hat.
Anonyme Heerscharen von grau- oder weissbepelzten Nagetieren haben schon ihr Leben gelassen bei irgendwelchen Versuche, in denen es darum ging, Mittel gegen Übergewicht zu erforschen. Ein solcher wurde eben an der University of California Los Angeles (UCLA)abgeschlossen und ausgewertet und es sieht ganz danach aus, als wäre eine Art Durchbruch gelungen. Die Forscher sind überzeugt, dass sich das Resultat auch beim Menschen reproduzieren lasse.
Den Mäusen wurden Stoffwechsel-Ableitungen in die Leber eingepflanzt, die bei Bakterien und Pflanzen vorkommen, aber nicht bei Säugetieren. Mit der Folge, dass in den Lebern eine erhöhte Fettverbrennung stattfand. So blieben diese Mäuse schlank, obwohl man sie mit einer besonders fetthaltigen Nahrung fütterte.
Noch sei die „Pille für den Mensch“, die auf diesen Erkenntnissen basiert, erst in einigen Jahren zu erwarten. Und doch macht sich jetzt schon Hoffnung breit, dass wir dereinst ohne grosse Mühe so wieselflink und behende sein mögen wie die schnellste Maus der Mäuse, der gute alte Speedy Gonzalez!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Heute den ganzen Tag die Stadt erkundet. Zuerst ein kleines Stück per pedes, so weit diese eben gehen mochten. Dann mit einem Sight-Seeing-Bähnchen, das das Privileg hatte, durch alle Fusgängerzonen und abgesperrte Strässlein fahren zu dürfen, so dass wir an Orte hinkamen, die man sonst als Tourist alleine kaum entdeckt hätte.
Die Stadt Erfurt hatte die Chance, dass sie im Krieg kaum zerstört wurde, nur 7% der Gebäude bekamen Bombenschäden ab. Und nach der Wende flossen bundesdeutsche Milliarden in die historischen Kulturstätten um Luther, Bach, Schiller… einst war Erfurt eine der fünf grössten und bedeutendsten Städte Deutschlands, lebte von der Blaufärbe-Pflanze Waid und war ein Handelsort am der Kreuzung der Nord-Süd- und der West-Ost-Achsen… mit einem imposanten Domgebilde hoch über der Ortschaft. Prunk und Prunksucht, wie sie nur unter fürstlicher Herrschaft zustande kommen können.
Beim Rathaus in der Fussgängerzone, nahe beim Fischmarkt, war noch ein anderer Zeitgenosse anzutreffen: überlebensgross Bernd das Brot, in Form einer lebensechten Statue, errichtet zum 10 Jahrestag des KIKA-Kinderkanals, anfang dieses Jahres unter mysteriösen Umständen entführt und nach 10 Tagen wieder aufgetaucht, steht Bernd erneut an seinem angestammten Platz vor dem Erfurter Rathaus. Eine Stadt, die ihre Prominenz zu würdigen weiss!
Und zuletzt dann mit einer Tageskarte von der Strassenbahn aus alle Quartiere abgefahren.
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