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Von Heinrich von Grünigen um 16:30 |
Am Samstag stieg unsere Informationsveranstaltung. Zwei spannende Referate zogen die Anwesenden in Bann. Eines davon galt der Thematik, was der Konsum von zu viel Zucker in unserem Körper bewirkt, wie er dem Stoffwechsel belastet und welche Langzeit-Schädigungen er bewirken kann. Ein Thema, das lange Zeit für niemanden eines war, denn das süsse Genussmittel ist zu tief in unserem Lust-Bewusstsein verankert und mit positiven Resonanzen besetzt.
Einige Zahlen zur Erinnerung: in der Schweiz konsumiert der/die Einzelne pro Tag im Durchschnitt 160 Gramm zugesetzten Zucker. Damit stehen wir gleich hinter USA an zweiter Stelle auf der Weltrangliste. die Weltgesundheits-Organisation empfiehlt als maximale Dosis für einen bekömmlichen, gesunden Lebensstil nicht mehr als 25 Gramm pro Tag, und für kleinere Kinder – auch das ist nahezu niemandem bekannt – beträgt die „verträgliche“ Menge sogar bloss ZEHN Gramm!
Mit diesem Wissen im Hinterkopf traf ich am Sonntag mit meiner siebenjährigen Enkelin zusammen. Sie streckte mir freudenstrahlend einen buntbedruckten Plastikbeutel mit Schraubverschluss entgegen: „Capri-Sun Multivitamin“ stand darauf und abgebildet waren Früchte in den schönsten Farben, Orangen, Maracuya, Zitronen, Äpfel, Ananas, Kiwi… so dass sich beim blossen Betrachten des Bildes spontan der Eindruck einstellte, davon müsste man sofort gesund werden!
Ein Blick auf die Nährwerttabelle zeigt: ein Deziliter dieser Süsswasserbrause enthält 9,8 Gramm Zucker, der ganze Beutel demnach 32,3 Gramm. Das sind fast zehn Stück Würfelzucker und damit das Dreifache des für Kinder empfohlenen Tageskonsums! Einzig und allein in einem kleinen Getränkebeutel, der so nebenbei weggeschlürft wird, neben allem anderen, was sich im Lauf des Tages so zusammenläppert.
Soll man nun dem Kind die Freude am Genuss vergällen? Oder die Eltern ins Gebet nehmen, die den Schrott anschaffen?
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Von Heinrich von Grünigen um 14:29 |
Wir sind in den letzten Zügen. Emsige Finger tippen die provisorischen Listen, der Beamer läuft Probe und projiziert die vorhandenen Powerpoints, Abläufe werden einstudfiert, Dokumentationen zusammengestellt, das Material verpackt und ultimative Absprachen mit den Ausstellern getroffen: am Samstag steigt die jährliche Informatinsveranstaltung „sapsTAG“ und wir rechnen diesmal mit einem beträchtlichen Publikumsinteresse, denn das Hauptthema „Zucker – wie gefährlich kann er werden?“, geht alle an, die auf ihre Gesundheit achten.
Am Vormittag treffen sich die Adipositas-Selbsthilfegruppen zu einem Informationsaustausch, zu Gast wird eine Delegation aus Deutschland sein, wo die Adipositas-Selbsthilfe einen fest etablierten Platz im Gesundheitswesen hat. Hier wird es besonders interessant sein, Erfahrungen auszutauschen und zu vergleichen. (Auch hier sind Interessierte willkommen.)
Der zweite Themen-Schwerpunkt am Nachmittag gilt der chirurgischen Adipositas-Therapie und den „Schlingen und Fallen“, in die man dabei tappen kann, wenn man die regelmäsige und konsequente, lebenslange Nachsorge auf die allzu leichte Schulter nimmt.
Es hat immer noch freie Plätze im Hotel Landhus in Zürich-Seebach (bei der Tram-Endstation Nr. 14), der Eintritt ist gratis und Gäste sind herzlich willkommen. Weitere Informationen findet man hier.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Eine Formel, die mir heute eingefahren ist. Eingeladen zu einer Tagung hatte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV und präsentiert wurde der Aktionsplan zur Umsetzung der Schweizer Ernährungsstrategie 2017-2024.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine Reihe von Kurzreferaten aus einzelnen der Anwender-Bereiche, die vertreten waren. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch mehrere Vorträge zog, war die Frage nach der Wirkung von Massnahmen zur „Verbesserung“ von Lebensmitteln, die zuviel Salz, Fett und vor allem Zucker enthalten.
Hier setzen unsere Verantwortlichen – angesichts der aktuellen politischen Machtverhältnisse im Parlament – voll auf „Freiwilligkeit“ der Anbieter und werden dabei nicht müde, erste Erfolge bei der Reduktion etwa des Zuckergehalts in Frühstücksflocken und in (einzelnen) Joghurts zu verkünden.
Das hakte die Vertreterin der Konsumenten-Organisation aus der italienischen Schweiz ein und zeigte an einer simplen Rechnung die durchschlagende „Wirkung“ dieser freiwilligen Massnahme auf: Wenn jemand täglich ein Joghurt isst, und dabei konsequent jenes Produkt wählt, das den geringsten, vom Hersteller freiwillig reduzierten Zuckergehalt aufweist, so „erspart“ er sich dadurch in einer Woche EIN ganzes Stück Würfelzucker.
Die Zuckermenge, die er jedoch während dieser Woche mit allen anderen, flüssigen und festen Lebensmitteln zu sich nimmt, beträgt im Schnitt sage und schreibe 231 (ZWEIHUNDERT-EINUNDDREISSIG) Stück! Da bemisst sich der gesundheitliche Nutzen dann im Bruchteilen von Mikrometern… (Gut, kann man einwenden, wer auf seinen Zuckerkonsum achtet und diesen freiwillig einschränkt, wird vielleicht auch nicht auf die ganzen 231 Stück kommen…) Aber das Rechenbeispiel zeigt schonungslos: es gibt für uns alle noch viel zu tun im Rahmen der Umsetzung der Ernährungsstrategie.
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Von Heinrich von Grünigen um 11:18 |
Vor Gesundheitstalibans wird gerne gewarnt. Vor allem dann, wenn es darum geht, gesetzliche Pflöcke einzuschlagen, um einen Markt-Wildwuchs eindzuämmen, der ungesunde Auswirkungen haben könnte. Und nun habe ich unerwartet eine solche talibanmässige Abmahnung erhalten in Form eines eingeschriebenen Briefes, die mich ins Grübeln versetzt hat.
Dank der Anzahl Jahre, die sich auf meinem Buckel angesammelt haben, muss ich periodisch zum medizinischen Tauglichkeits-Check, damit ich weiterhin in meinem Wägelchen herumkutschieren kann. Bis anhin war das bei meinem alten Hausarzt keine grosse Sache: Blick auf die Tafel mit den verschieden grossen Es, einige Zahlen von links und von rechts geflüstert, fünf Schritte auf einer Linie am Boden – und das wars. Vom Amt kamen dann jeweils drei freundliche Zeilen, dass man sich freue, mir mitzuteilen, dass der Test positiv ausgefallen sei und ich weiterhin autofahren dürfe, wenn ich dabei eine Brille trüge. Was ich ja ohnehin tue.
Nachdem nun mein alter Medicus in den Ruhestand getreten ist, habe ich mich gesundheitlich in die Obhut einer jungen Kraft begeben und plötzlich gemerkt, dass dieser Tauglichkeitstest offenbar wesentlich mehr Kontrollpunkte enthält als mir früher bewusst war: Abhorchen, Ausklopfen, Reflexe prüfen, Koordination, Sensibilität an den Füssen, Balance und noch einiges mehr über das „Sehen und Hören“ hinaus. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben und seriös abgeklärt und ging frohen Mutes wieder von dannen.
Heute nun kam der Bescheid vom Amt: ein ausführliches Schreiben – eine „Verfügung“ -, gespickt mit Informationen zur Rechtsgrundlage und mit Belehrungen über die bestehenden Rekursmöglichkeiten, mit drei konkreten Auflagen. Erstens: beim Fahren eine Brille oder Kontaktlinsen zu tragen (das war mir nicht neu); zweitens: „allfällige Medikamente“ nach ärztlicher Anordnung einzunehmen (das wäre eigentlich auch selbstverständlich), aber dann kam der dritte Punkt, der ultimativ besagte: „die ärztlichen Weisungen sind strikte einzuhalten“.
Hoppla! Was ist denn da passiert? Hält man mich von Amtes wegen für einen Therapieverweigerer? Und wie will das Strassenverkehrsamt prüfen, ob ich diese Auflage auch tatsächlich erfülle? Sind wir schon so weit mit den Sozial-Spionen, dass die nebenbei auch mein Pillenschlucken überwachen können? Oder ist dies eine diskrete Nebenfunktion des Fehrschen Trojaners? Oder will man etwa mein familiäres Umfeld zu Denunziatentum anstiften?
Überdies: was passiert, sollte ich einmal in der Hitze des Gefechts oder auf Reisen nicht dazu kommen, meine Tabletten im richtigen Moment einzuwerfen..? Hat das den sofortigen Entzug der Fahrerlaubnis zur Folge? Wird mein Auto dann geschredddert? Jetzt bin ich doch ein wenig beunruhigt. Aber noch sehe ich davon ab, Rekurs einzulegen. Der ist nämlich kostenpflichtig.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:32 |
Es hört nicht auf. Anbieter von „Wundermitteln“ zum einfachen und mühelosen Abnehmen können nach wie vor darauf zählen, dass verzweifelte Übergewichtige in ihrer Not nach jedem Strohhalm greifen, wider jeden gesunden Menschenverstand und ohne Rücksicht auf Verluste.
Heute hat mich die Redaktion der Radio-Konsumentensendung „Espresso“ kontaktiert: was wir von einem Angebot halten, das sich „SLEN 30“ nennt und das in einem plakativen YouTube-Video beworben wird: es geht um eine Salbe, ein Gel aus der Tube, mit dem der übergewichtige Körper eingerieben wird… und schwuppdiwupp: eine halbe Stunde später ist dieser dicke Wanst auf wundersame Weise um eine ganze Kleidergrösse geschrumpft! Sagen und zeigen sie im Video.
Die Salbe wirke kühlend in die Tiefe, so dass sich die dort liegenden Fettzellen auflösen und deren Inhalt über das Lymphsystem aus dem Körper abgeführt werden könne. Wers glaubt, zahlt zwar keinen Taler, aber immerhin den Vorzugspreis von knapp 70 Franken (und meint, damit ganze 30 Franken einzusparen im Rahmen einer behaupteten Sonderaktion…).
Dies ist eine ganz üble Verarschung von PatientInnen, die in ihrem Kampf gegen die Pfunde zu jedem Mittel greifen, in der irren Hoffnung, vielleicht sei dies nun die endgültige Rettung, von der insgeheim alle träumen: Abnehmen, ganz ohne Anstrengung und ohne Verzicht, quasi im Schlaf! Das gesundheitlich problematische Körperfett – das sogenannte Viszeralfett – sitzt nämlich nicht unter der Haut, das umklammert tief im Innern der Bauchhöhle die Organe, füllt die Zwischenräume im Verdauungstrakt aus und entwickelt sich mit zunehmendem Übergewicht zu einem eigenständigen „Organ“, das den Körper und sein Gehirn von innen zu terrorisieren beginnt.
Wer meint, diesem Fett-Teufel mit einem Sälbchen beikommen zu können, ist entweder unglaublich naiv – oder ein gewiefter Geschäftemacher. Letzterem wäre eigentlich das Handwerk zu legen. Aber bei uns steht es jedem frei, aus der Dummheit anderer Nutzen zu ziehen. Sie nennen das Eigenverantwortung.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:30 |
Die Studie bestätigt, was wir eigentlich wissen. Kalorie ist nicht gleich Kalorie. Lange geisterte die Auffassung durch die Adipositas-Debatte, dass es unter dem Strich lediglich auf die Anzahl Kalorien ankäme, die jemand zu sich nimmt und dass der menschliche Organismus so linear funktioniert wie eine Maschine, bei der die Gesetze der Mechanik eins zu eins gelten: Wenn du weniger Kalorien zu dir nimmts als du verbrauchst, nimmst du ab – und umgekehrt.
Nun hat ein Forscherteam in den USA nachgewiesen, dass nicht alle Kalorien unser Gewicht – und unsere Gesundheit – in gleicher Weise beeinflussen, dass etwa die Kalorien in einem zuckerhaltigen Süssgetränk „schlimmer“ sind als die gleiche Kalorienmenge, die in Kartoffeln enthalten ist. Es kommt darauf an, wie die jeweiligen Nährstoffe von unserem Stoffwechsel aufgenommen und verarbeitet werden.
Es kommt also nicht mehr nur darauf an, die Anzahl der Kalorien zu zählen, es geht auch um die Auswahl der „richtigen“ Lebensmittel. Und zudem, das ergaben die Untersuchungen so quasi als Nebenprodukt, stellte sich (einmal mehr?) heraus, dass Zuckeraustausch-Stoffe wie Aspartam effktiv nicht zur Gewichtserhöhung beitragen. (Darüber, was sie sonst noch im Organismus auslösen, wird allerdings nichts gesagt.)
Angesichts des gesamten Wissens, das sich in letzter Zeit über das komplexe Zusammenspiel unserer Stoffwechsel-Funktionen, die hormonellen Interaktionen und die Rolle des Mikrobioms, der Darm-Flora, angesammelt hat, kommt mir diese aktuelle US-Studie fast ein wenig vor, als sei sie aus der Zeit gefallen…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Es geht, wenn man will. Als ich letzte Woche an der EASO-Konferenz in Brüssel war, wo über Staatliche Strategien zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie gesprochen wurde, waren sich alle ReferentInnen in ihren Berichten aus den Ländern einig: die Besteuerung von Zucker ist ein erfolgreicher Weg zur Reduktion der Kalorienaufnahme.
Nach der Besteuerung von Süssgetränken auf Wasserbasis geht England nun einen Schritt weiter: geplant ist, dass bis 2021 auch der Zuckergehalt in Fruchtsäften und in Milchmix-Getränken reduziert werden soll. (Fruchtsäfte machen immerhin 10% des Zuckerkonsums bei den englichen Kids aus!) Und zwar sollen die Säfte 5% weniger Zucker enthalten und vor allem soll die Portionengrösse so limitiert sein, dass pro Einheit (die „auf einmal getrunken werden kann“) nicht mehr als 150 Kalorien anfallen.
Bei den Milch-Misch-Getränken, sowohl den abgepackten wie den im offenen Verkauf angebotenen Kakao- und Schokolade- und andern Milchprodukten, woll der Zuckergehalt sogar um 20% reduziert werden (!) und die Einheit, die aufs Mal konsumiert werden kann, soll nicht mehr als 300 Kalorien enthalten dürfen.
Das sind weit reichende Vorgaben, die wohl noch einige Diskussionen auslösen können. Dabei geht es hier nur um die kommerziellen, fertig zubereiteten Produkte. Dem Individuum steht es immer noch frei, bei sich zuhause – und auf sogenannt eigene Verantwortung – Getränke zu mixen, die weit ausserhalb dieser Norm-Vorstellung liegen. Es wird Sache der Aufklärung und der Erziehung sein, Exzessen entgegen zu wirken wie wir sie in unserer Jugend (noch) pflegen konnten: da habe ich mir zuweilen einen ganzen Liter kaltes Eimalzin angerührt, wenn ich erschöpft von der Schule heimkam…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Vor dreieinhalb Wochen hatte er sich bei mir gemeldet. Adel Abdel-Latif, einst als Mister Schweiz in den Schlagzeilen des Boulevards, hatte er später Medizin studiert und ist nun, nach mehreren Jahren medizinischer Praxis publizistisch tätig, verfasst Bestseller-Sachbücher und betreibt eine Online-Plattform mit Podcast-Interviews zu medizinischen Themen unter dem Titel „The Voice of Medicine“.
Wir haben uns viele Jahre nicht mehr gesehen, und nun steht er da in unserem Büro und will mit mir einen Talk realisieren zum Thema Adipositas und wie ich damit umgegangen bin. Es ist ein angeregtes Gespräch mit einem angagierten und sachkundigen Interviewer, das Spass macht. In etwa drei Wochen wird es aufgeschaltet und öffentlich zugänglich sein.
Bei der vorausgehenden Terminabsprache habe ich Adel darüber informiert, dass ein wesentliches Element meines aktuellen Ernährungskonzeptes der möglichst völlige Verzicht auf Zucker sei. Und nun eröffnete er mir, dass er seitdem einen Selbstversuch gestartet hat: seit dreieinhalb Wochen achtet er darauf, dass er nichts mehr isst, was Zucker enthält. Und hat in dieser Zeit sechseinhalb (!) Kilo abgenommen! Einzig durch das Weglassen eines „Lebensmittels“, das der Organismus nicht wirklich braucht.
Die erste Woche sei hart gewesen, räumt Adel ein, er habe regelrechte Entzugserscheinungen gehabt, denn Zucker ist effektiv eine Droge, die süchtig macht und die im Hirn ähnliche Reaktionen auslöst wie Kokain und Heroin… Aber dann fühlte er, wie sich sein Befinden stetig verbesserte und er ist – als Mediziner – über die Auswirkung des Zucker-Verzichts begeistert.
Ich finde das super. – Es gibt hilfreiche Empfehlungen, den Zuckerkonsum einzudämmen. Wer mehr über die Auswirkungen des „süssen Gifts“ auf unseren Organismus erfahren will, der reserviert sich den 9. Juni 2018: die Informations-Veranstaltung der SAPS, die u.a. diesem Them gewidmet ist. Eintritt frei.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:09 |
Es ist jetzt ein gutes Jahr her. Da berichtete der Tages-Anzeiger (nicht zuletzt basierend auf Informationen aus der SAPS) über einen Adipositas-Chirurgen, der sich im Umgang mit seinen PatientInnen z.T. gröbste Fahrlässigkeiten zuschulden kommen liess und der mit gezielter Falschinformation die Notlage verzweifelter Menschen finanziell ausbeutete.
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, wo der angebliche „Professor“ sein Unwesen trieb, leitete nach einem Vorstoss der medizinischen Fachorganisation SMOB eine Untersuchung ein. Wir von der SAPS lieferten die belastenden Materialien jener PatientInnen, die sich an uns gewandt hatten und die mit der Weitergabe ihrer Informationen einverstanden waren.
Dann trat Funkstille ein. Auf Nachfrage bei der Gesundheitsdirektion wurde uns im Herbst 2017 beschieden, aus „Amtsgeheimnisgründen“ könne man uns nicht mehr sagen, als dass der betreffende Chirurg für Zürich und die Schweiz keine „Berufsausübungsbewilligung“ mehr habe. Punkt. Ja, man bat noch um Verständnis.
Und nun war letzte Woche in einem aktuellen TA-Bericht zu lesen, dass der „Fall“ für die Gesundheitsdirektion abgeschlossen sei. Der „Professor“ praktiziert inzwischen in der Ukraine und rühmt sich auf seiner Website mit rundwegs erlogenen Behauptungen über seine grossartigen „Erfolge“ in der Schweiz… – Ein Internet-Auftritt, der durchaus geeignet sein könnte, nichtsahnende PatientInnen, denen aus medizinischen Gründen ein chirurgischer Eingriff verweigert wird, in die falsche Hoffnung zu wiegen, sich in der Ukraine eine qualitativ hochstehende Behandlung „kaufen“ zu können… Vor einem solchen Entscheid muss hier in aller Deutlichkeit GEWARNT werden!
Befremdlich an der Sache ist nur: bis jetzt wurde die SAPS, die sich im Interesse der betroffenen PatientInnen an die Gesundheitsdirektion gewandt hatte, mit keinem Wort über die offenbare Einstellung des Verfahrens informiert, ebensowenig wie die Fachorganisation SMOB. Es gibt auch keine Informationen darüber, ob die damaligen Verantwortlichen des Spitals, die diesen Scharlatan – im vollen Wissen um dessen problematische Hintergründe – gewähren liess, zur Rechenschaft gezogen werden.
Ein gesundheitspolitisch mehr als brisanter Vorgang, zu dem wir von der SAPS aus Aufklärung gefordert haben und wo wir auf eine Antwort warten. In der Zwischenzeit können wir nur nochmals betonen: ACHTUNG ! Keine bariatrischen OP’s in der Ukraine! – Und: bitte nicht unter den Teppich kehren!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:27 |
Geld regiert die Welt. Das ist weiss Gott keine neue Erkenntnis. Aber sie wird einem bei jeder Gelegenheit immer wieder aufs Neue eingebläut.
Ich war gestern an der Mitgliederversammlung des Vereins „Allianz ‚Gesunde Schweiz'“. Nach den statutarischen Geschäften gab es ein Referat und eine Aussprache mit einer Mitarbeiterin aus dem Beraterstab des Gesundheditsministers BR Alain Berset. Auch hier standen die Finanzen im Zentrum fast aller Überlegungen. Skizziert wurden die „Hauptsorgen“ im Gesundheitswesen. An erster Stelle ist dies die „Finanzierung der Gesundheitsleistungen“, sprich: die Problematik der stetig steigenden Krankenkassen-Prämien. Heute ist es offenbar so, dass die Bürgerinnen und Bürger rund 30% der Gesundheitsausgaben direkt aus der eigenen Tasche berappen, während sie den Rest – indirekt – über die Steuern finanzieren. Ein Massnahmenpaket zur Kostendämpfung soll im Herbst in die Vernehmlassung gehen.
Zweite Hauptsorge ist der Pflege-Notstand: auch hier spielt das Geld eine zentrale Rolle auf allen Ebenen und in sämtlichen Bereichen, wo Personalmangel besteht. Konkrete Lösungsansätze für dieses Problem sind noch nicht in Sicht.
Dritte Hauptsorge ist der Gegensatz zwischen „Markt“ und „Gesundheitsschutz“: die liberale Marktwirtschaft, wie sie vom politischen Mainstream im Parlament derzeit gefördert wird, ist auf Rendite ausgerichtet. Dieses Gewinnstreben geht bezüglich Gesundheit in vielen Fällen eindeutig zulasten der guten Rahmenbedingungen für die Bevölkerung: Initiativen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor aggressiver Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel haben keine Chance, Verschärfung der Regulierung der Tabakwerbung geht ebenfalls nicht, Vorstösse für eine bessere Kennzeichnung der Lebensmittel werden abgeblockt… In den aktuellen parteipolitischen Konstellationen haben Vorschläge zur Gesundheitsvorsorge einen schweren Stand.
Am meisten zu denken hat mir jedoch die Aussage des Präsidenten der „Allianz“ – Ständerat Hans Stöckli (SP) – gegeben, wonach in der Schweiz „mehr Geld ausgegeben wird für die Verwaltung des Gesundheitswesens als für die Prävention insgesamt“. – Kommentar überflüssig!
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