Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Es ist mehr als Wahrsagerei. Wenn es darum geht, Trends vorauszusagen, die im kommenden Jahr die öffentliche Diskussion und das Handeln prägen, dann basieren diese Hinweise meist auf Fakten und Erkenntnissen, die interpoliert und ausgedeutet werden können. Mit Sterndeuterei und Kaffeesatzlesen hat das nichts zu tun. Darum sind die sieben wichtigsten Trends, welche von der europäischen Ernährungsplattform FoodNavigator für 2017 herausgearbeitet wurden, an sich nicht spektakulär und überraschend, aber sie zeigen eine grundsätzlich positive Entwicklung auf:
Im Kommen sind demnach „Ethical Lbels“, also neue Markenbezeichnungen für Produkte, die als wertvoll eingestuft werden: Bio, FairTrade, Vegan, Natürlich, Pur, ohne Zusatzstoffe…). Offenbar besteht dafür eine wachsende Nachfrage, parallel zum weiterhin wachsenden Widerstand gegen genveränderte Lebensmittel und gegen Agrochemikalien wie Glyphosat.
Ebenfalls wachsen wird der Markt mit Protein, das nicht mehr von Tieren stammt (die Insekten sind da für Europa erst ein Nischen-Angebot) sondern aus Pflanzen (Bohnen) gewonnen wird. Immer mehr Menschen versuchen, ihren Fleischkonsum einzuschränken, aus Rücksicht auf die Umwelt (Klima), aber auch im Blick auf die Problematik der Massentierhaltung. Ein Problem wird dabei sein, wie man diese neuen Eiweiss-Produkte benennen soll, da zeichnet sich noch keine Lösung ab.
Immer wichtiger wird auch 2017 der Wunsch, „lokal“ zu denken und auch lokal („aus der Region – für die Region“) zu essen, sofern dieser Claim nicht zu einem reinen Marketing-Instrument verkommt und in der Praxis mit allerlei Tricks ausgehebelt wird. In manchen Ländern wird eine entsprechende Gesetzgebung vorbereitet, das „Swissness“-Gebot, das bei uns seit Anfang Jahr in Kraft ist, zeigt für die Lebensmittelbranche in die gleiche Richtung.
Dem Wasser wird wieder vermehrt Beachtung geschenkt. Als Ressource ist es unverzichtbar. Mit Sorge verfolgen die interessierten Kreise etwa das Vorgehen von Nestlé, welches die Wasserquellen ganzer Landstriche aufkauft, um sie zu kommerzielisieren, wodurch die Einwohner dieser Regionen von einem freien Zugang zum Trinkwasser abgeschnitten werden. Diesem Trend gilt es entschlossen entgegenzuwirken.
Mit dem Slogan „low sugar“ wird im kommenden Jahr darauf hingewirkt, dass der Zuckerkonsum insgesamt gesenkt werden kann. Im Vordergrund steht der Zucker in den Süssgetränken, auf ihn zielen die zahlreichen Vorlagen zur Einführung einer Zucker-Steuer in erster Linie. Aber auch viele Süssigkeiten-Hersteller gehen bei ihren Rezepten über die Bücher; dieser Trend wird nachhaltige Auswirkungen haben, wenn er auch politisch unterstützt wird.
Auch das Palmöl steht auf der Trend-Liste: ein in höchstem Masse kontroverses Produkt, einerseits aus der industriellen Lebensmittel-Verarbeitung nicht mehr wegzudenken, anderseits mit fatalen Auswirkungen auf die Umwelt und ganze Öko-Systeme in den Herstellungsländern. Hier ist in grossem Stil ein Umdenken gefordert, um dieses Oel salonfähig zu machen.
Der letzte Trend heisst schlicht und einfach „clean“: sauber, natürlich, transparent für die ganze Produktionslinie, in Erfüllung der Forderung, nur noch Dinge zu verzehren, die man kennt und von denen man weiss, wie sie hergestellt wurden.
Wir haben es in der Hand, diesen Trends in den kommenden Monaten zum Durchbruch zu verhelfen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:20 |
Das dürfte ein spektakulärer Gerichtsfall werden. In einer 40-seitigen Klageschrift werden die Hersteller von CocaCola und der amerikanische Getränke-Dachverband ABA vor den Richter gezerrt. Die Klagepunkte fassen all das zusammen, was man dem Getränke-Multi in den letzten Jahren immer wieder vorgeworfen hat: Irreführung der Öffentlichkeit durch falsche Werbe-Botschaften, Verbreitung von unwahren Behauptungen über den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süssgetränken und Adipositas/Diabetes 2, Finanzierung von Studien mit dem Zweck, diesen Zusammenhang zu widerlegen, und anderes mehr.
Die Anschuldigungen werden erhoben von einer NGO-Allianz von Organisationen, die sich der Wahrung der Interessen im Bereich öffentliche Gesundheit (Public Health) verschrieben haben. Grundlage sind die Gesetze in Kalifornien betr. unlauteren Wettbewerb und irreführende Werbung. Belangt werden insbesondere auch Verantwortliche der angeklagten Organisationen für offenbar bewusste Falschaussagen in dieser Sache. Zudem sollen etwa ErnährungsberaterInnen bestochen worden sein, damit sie CocaCola als „gesundes Getränk“ empfehlen (zitiert wird eine entsprechende Aussage, wonach eine Dose Cola ein „wertvoller Snack“ sei, so gut wie eine „Packung Mandeln“…)
Warten wir ab, wie sich dieser Prozess – wenn es denn dazu kommt – entwickelt und ob er einen Einfluss hat auf die künftige Marketingstrategie der Brause-Branche, für die der Cola-Konzeern jetzt stellvertretend vor dem Kadi steht.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:39 |
Eine Studie, die zu Diskussionen Anlass geben wird. Da hatten wir uns auf einen gewissen Konsens geeinigt, dass „künstlich gesüsste“ Getränke auf jeden Fall besser seien als die herkömmlichen Zuckerbrausen, wenn jemand auf die Menge der konsumierten Kalorien achten wolle/müsse. Und die Limonadefabrikanten argumentierten bei jeder Kontroverse mit dem Faktum, dass sie ja zu allen ihren Produkte auch mindestens eine „ungezuckerte“ Alternative anböten, mit Zuckerersatzstoffen gesüsst und kalorienfrei.
Seit in Ländern wie Frankreich und Grossbritannien eine Zuckersteuer eingeführt wurde, haben die „künstlich gesüssten“ Getränke an Bedeutung gewonnen; weltweit machen sie schon 25 Prozent des gesamten Getränke-Umsatzes aus. Trotzdem sind die mit Zucker gesüssten Brausen weiterhin beliebt: Teenager in England nehmen einen Drittel ihres täglichen Zuckerkonsums in flüssiger Form zu sich! Also müssten die „künstlich gesüssten“ Getränke ein valabler Ersatz sein, nachdem die Weltgesundheitsorganisation unlängst und dringend empfohlen hat, nicht mehr als 10 % des täglichen Energiebedarfs durch Zucker zu befriedigen.
Und nun kommt eine Gruppe von Forschern mit einer Studie, die unsere bisherigen Annahmen klar in Frage stellt. Die „künstlich gesüssten“ Getränke würden nicht nur nichts beitragen zu einer Gewichtsreduktion, sie könnten darüber hinaus sogar aktiv beteiligt sein an der Ausbildung von Übergewicht und Diabetes! Zwar ist ein direkter Zusammenhang zwischen Süssstoffen und Adipositas nach wie vor nicht wissenschaftlich nachgewiesen, aber Indizien für indirekte Zusammenhänge verstärken sich der Studie zufolge: die Süssstoffe beeinflussen die Geschmacksrezeptoren für Süsses und veranlassen sie, bei anderen Speisen die stärker gezuckerten Varianten zu bevorzugen; zudem verleite das Wissen darum, dass man „kalorienreduzierte“ Getränke zu sich genommen habe, dazu, unbewusst beim Essen mit einer grösseren Menge zu „kompensieren“ (ein Effekt, der allgemein ja auch für kalorienreduzierte „Light“-Lebensmittel nachgewiesen ist).
Die Zucker- und Getränkeindustrie ist über diese neuen Forschungserkenntnisse verständlicherweise nicht erfreut. Es fehlt denn auch nicht an kritischen Vorbehalten gegenüber der Redlichkeit dieser Interpretation: in einer Zeit, wo man die Bevölkerung allgemein dazu anhalte, ihren Kalorien-Konsum zu reduzieren, sei es nicht hilfreich, ausgerechnet jene Getränke zu verteufeln, die weniger Kalorien enthielten… Dies führe nur zu Verunsicherung.
Muss man hier noch anmerken, dass gutes Trinkwasser, direkt aus der Leitung oder aus der gesunden Mineralwasserflasche, nach wie vor der optimale Durstlöscher ist, so lange wir das Glück haben, in genügender Menge darüber verfügen zu können?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 14:41 |
Ein Blick genügt. 40 Sekunden lang auf eine kleine, animierte Weltkarte. Im Sekundentakt verändert sich das Bild. Auf einer Farbskala von Weiss bis Dunkel-Violett-Rot wird der Anteil von Adipositas-Betroffenen an der erwachsenen Bevölkerung der jeweiligen Länder dargestellt. Ist die 20-Prozent-Grenze überschritten, erscheint erstmals die Farbe ROT.
Die Zeitung The Guardian publiziert in ihrer Online-Ausgabe diese eindrückliche Darstellung der Entwicklung der weltweiten Adipiositas-Epidemie im Lauf der letzten 40 Jahre. Pro Jahr eine Sekunde lang erscheint das jeweilige Weltbild, von 1975 bis 2014. Und macht deutlich, wie explosionsartig sich die Übergewichtsproblematik auf der ganzen Welt ausgebreitet hat und immer noch weiter verbreitet.
Am geringsten ist die Zunahme in den ruralen Landstrichen in Schwellenländern, so in Zentralafrika oder in Asien. Fährt man mit dem Cursor auf das entsprechende Land, wird die Zunahme in Prozenten seit 1975 angezeigt: praktisch überall hat sich der Anteil übergewichtiger Menschen drastisch vervielfacht. Grundlage für diese grafische Verdichtung ist die Auswertung von über 1’600 Studien aus 186 Ländern.
Eindrücklich ist z.B. die Entwicklung in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt: dort betrug der Anteil an Adipositas-Betroffenen im Jahr 1975 knappe 0,5 Prozent, Übergewicht war quasi unbekannt; innerhalb der 40 Jahre hat er sich mit heute 8 Prozent sage und schreibe versechzehnfacht! Kein Wunder, dass auch die Traditionelle Chinesische Medizin gezwungen war, Gegenmassnahmen auf der Basis ihrer Akupunktur-Erfahrung zu entwickeln…
Die Schweiz liegt mit 19,5 Prozent (ein Wert, der höher ist als die offiziellen Daten unserer Gesundheitserhebungen) leicht unter den europäischen Umländern, die um 21 Prozent ausweisen (die Franzosen sind mit 21,9 Prozent am schwersten), während England mit 27 Prozent schon im tiefroten Bereich leuchtet…
Allen, die versucht sind, aus welchen Gründen immer, die Adipositas-Problematik kleinzureden, muss die Betrachtung dieser Grafik dringend empfohlen werden. Ob das aber im postfaktischen Zeitalter etwas bringt, ist eine andere Frage.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:59 |
Noch hat das Jahr kaum begonnen. Und schon prasseln die guten Vorschläge auf all die armen Wichtinnen und Wichte ein, die sich vorgenommen haben, in den kommenden Monaten etwas bewusster auf ihre Ernährung zu achten. Wir werden mit Tipps und Empfehlungen geradezu überschwemmt, wie wir die Festtagspfunde wieder loswerden könnten.
Da liest sich ein Bericht in der Basler Online-Zeitung TagesWoche geradezu tröstlich: es geht um die These, dass „allzu gesund“ auch ungesund sein könnte, wie alles, was im Übermass betrieben wird, sich zum Gegenteil verkehren kann. Und dass das krampfhafte Bemühen um „korrekte“, sprich richtige, also gesunde Ernährung leicht in einen krankhaften Zwang umschlagen kann, in die sogenannte Orthorexie, eine Essstörung, an der offenbar – so eine Erhebung der Universität Zürich – bereits 28 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer leiden sollen.
Der Test, der zu diesem Ergebnis geführt hat, kann im TagesWoche-Artikel gemacht werden. Ich empfehle, ihn nicht allzu streng zu interpretieren. Manche der Fragen sind etwas verwirrlich und wirken zwiespältig, sie lassen einigen Spielraum offen für Interpretationen. Was soll z.B. „schlecht“ daran sein, wenn jemand seine Mahlzeiten für eine ganze Woche vorausplant? Das kommt doch weitgehend auf die jeweilige Lebenssituation an.
Wie auch immer: wir dürfen uns im neuen Jahr auf keinen Fall die Freude am Genuss verderben lassen. Wie immer wir uns entscheiden, die eine oder andere Ernährungsform zu wählen, die mit unseren Vorlieben und unserem Alltag kompatibel ist, es gibt gewisse Prinzipien, die wir einhalten können, ohne deswegen in ein zwanghaftes Verhalten zu verfallen, das auch unsere Psyche belastet. „Iss dich frei!“ wäre ein gutes Motto, allerdings mit dem Zusatz: „…mit Mass.“
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:39 |
Allen Leserinnen und Lesern des SAPS-Blogs von Herzen das Beste zum Jahreswechsel. Mögen die guten Vorsätze halten und die meisten Wünsche in Erfüllung gehen. Das Übrige kommt eh so, wie es muss.
Und herzlichen Dank für die Unterstützung und die Begleitung im vergangenen Jahr. Wir nehmen die Impulse mit in das neue und machen das Beste draus.
Mit herzlichen Grüssen
Heinrich von Grünigen
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:58 |
Die Frage hat mich schon länger beschäftigt. Warum in aller Welt müsssen Lebensmittel, die aus sogenanntem Ersatzfleisch bestehen, von Tofu bis Quorn und wie die Rohstoffe alle heissen, unbedingt in den vertrauten Metzgerei-Formaten daherkommen: als Steak, als Schnitzel, als Fleischvogel oder Cervelat, als Cordon-Bleu oder Lyoner-Aufschnitt, als Curry-Wurst oder als Tatar, mit der empfehlenden Beschreibung „schmeckt wie Fleisch“?!
Jetzt, kurz vor Jahresende, finde ich einen Gleichgesinnten. Den deutschen Landwirtschaftsminister. Er hält die Benennung von vegetarischen oder gar veganen Produkten mit Fleischerei-Namen schlicht als Irreführung (um kein deftigeres Wort zu verwenden) der KonsumentInnen und will mit einem entsprechenden Gesetz, das diese Bezeichnungen verbietet, Remedur schaffen.
Ich habe Verständnis für seinen Vorstoss, aber ich weiss nicht so recht, was er bewirken soll. Wer aus tiefer ethischer Überzeugung Veganismus oder zumindest konsequenten Fleischverzicht praktiziert, der geht sicher nicht davon aus, dass in einem Produkt, das als Tofu-Schnitzel beschriftet ist, auch Fleisch drin sein könnte, nur weil er „Schnitzel“ primär mit einem dünn geschnittenen Stück aus der Schweinelende oder der Rindshuft assoziiert. Sonst könnte er ja auch Probleme haben mit einer Holzschnitzel-Heizung.
Und wenn ich mir im Tibits eine Portion des überaus köstlichen vegetarischen „Tatars“ auf den Teller schöpfe, weiss ich, dass diese rötliche Masse zwar ähnlich aussieht wie das konventionelle Rindstatar in meinem Stammlokal, ja dass es dank raffinierter Würzung sogar ähnlich schmeckt – aber ich weiss genau, dass da keine einzige tierische Faser drin ist! Wer also wäre da getäuscht worden?
Wenn wir nun mal absehen von den „eingefleischten“ Vegetariern (oder müsste man eher sagen: ausgefleischten?) und uns jenen Essern zuwenden, die als waschechte Karnivoren den Fleischgenuss lieben, aber aus Rücksicht auf die Klimaerwärmung und aus Respekt vor der in Massentierhaltung gepferchten Kreatur bewusst ihren Fleischkonsum einschränken möchten, ohne dabei auf den geschmacklichen Genuss ganz verzichten zu müssen, dann kann es durchaus Sinn machen, wenigsten per Name, Form, Textur und Geschmack noch an die vertrauten Speisen erinnert zu werden.
Zeitgleich ist mir aufgefallen, dass verschiedene Medien etwas verklausuliert darüber berichteten, dass sich der deutsche SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel vor den Festtagen einer „Operation am Magen“ unterziehen musste, dabei sei der Magen „verkleinert“ worden, um im Rahmen einer Diabetes-Therapie seinen Insulin-Haushalt zu stabilisieren…
Mit keinem Wort wird dabei die OP als das bezeichnet, was sie ist: ein bariatrischer Eingriff zur Gewichtsreduktion, Schlauchmagen oder Bypass, um dadurch auch der Begleiterkrankung Diabetes entgegenzuwirken, einer der häufigsten Folgekrankheiten von Adipositas, die als Befund auch nicht explizit angesprochen wird, obwohl sich gerade an den zahlreichen höhnischen Spöttereien über die Leibesfülle von „Sigi“ die nach wie vor diskriminierende Ausgrenzung von Adipositas-Betroffenen manifestiert.
Hier geht es um weit mehr als bloss um eine Umbenennung der Etiketten per Dekret.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:06 |
Da war dieser Zeitungsartikel aus dem Aargau. Eine Berufsschule hält in den Zeugnissen ihrer Zöglinge jeweils die körperliche Verfassung fest, indem sie beim Fach „Sport“ den Body Mass Index (BMI) registriert, wenn auch in einer etwas verschlüsselten Form. Damit soll, so die Schulleitung, die physische Entwicklung der Schüler dokumentiert werden.
Was ist davon zu halten? Grundsätzlich: körperliche Merkmale haben in einer Leistungsbeurteilung der Schule nichts zu suchen! Wenn solche Angaben Eingang in das Abschlusszeugnis finden würden, das den jungen Menschen auf seinem ganzen weiteren Berufsweg begleitet, könnte das in höchstem Masse problematisch sein, im Sinne einer Diskriminierung und einer Verringerung der Bewerbungs-Chancen.
Dies würde vor allem jene empfindlich treffen, bei denen ein gravierendes medizinisches Problem die Ursache für Übergewicht oder Adipositas bildet, die sich mit „etwas intensiverem Sport“ nicht einfach beseitigen lässt. Zudem entlarvt sich die Denkweise, die zu diesem Eintrag geführt hat, als eine weitere Verfestigung des simplen Denk- und Argumentations-Schemas: Iss weniger und beweg dich mehr!
Gegen eine systematische Erfassung von gesundheitsrelevanten Daten durch den schulärztlichen Dienst ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Auch eine entsprechende Information und Aufklärung im Unterricht ist absolut begrüssenswert. Aber die entsprechenden Resultate in einem offiziellen Dokument zur Leistungsbewertung (sprich: Zeugnis) festzuhalten, das geht gar nicht.
Offenbar besteht diese Praxis – auch an anderen Lehrinstitutionen – schon länger. Jetzt ist sie publik geworden und hat eine Protestbewegung ausgelöst, die hoffentlich nicht ohne Folgen bleibt. Dann könnte man den zuständigen Behörden wieder ein gutes Zeugnis ausstellen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:27 |
Weihnachtszeit – Geschenkaustausch. Auch Firmen machen ihren Kundinnen und Kunden Geschenke. So hat uns unsere Hausdruckerei – angesichts der immer härter werdenden Konkurrenzkämpfe im Printgewerbe – heute eine luxuriöse Pralinen-Schachtel eines exquisiten Anbieters zukommen lassen. Kundenbindung auf die süsse Art.
Schokolade kommt immer gut. Rund 12 Kilo Schoggi vertilgen Herr und Frau Schweizer im Schnitt pro Kopf und Jahr, das sind zweieinhalb Tafeln pro Woche. Dabei ist der Konsum letztes Jahr um ein gutes Pfund zurückgegangen: der Sommer war wohl zu warm, und der Franken zu stark.
Die ganze Schokoladenszene steht weltweit vor einem Umbruch. Der globale Food-Rohstoff-Händler Cargill (mit Sitz in Genf) hat für die Zukunft der braunen Genussware vier grosse Trends ausgemacht: Schokolade muss „genussvoll“ sein, von „höchster Qualität“, zugleich „gesund“ und überdies „nachhaltig und sauber“.
Damit würde die Schoko-Industrie klar auf Publikumsbedürfnisse bzw. -nachfragen reagieren, angesichts der Tatsache, dass der Markt, vor allem in Europa, weitgehend gesättigt ist und ein weiteres Wachstum nur noch mit speziellen und Nischen-Produkten möglich ist. Überdies reagiert die Branche auf den immer deutlicher vorgetragenen Wunsch nach fairer und nachhaltiger Produktion des Rohstoffs Kakaobohne, und auf gesundheitsbewusste Genuss-Wünsche (weniger Zucker, weniger Fett, soweit dies lebensmitteltechnisch machbar ist).
Die vier Trends dürften sich denn in neuartigen Produkt-Varianten niederschlagen, so etwa in Schoggistängeli mit ungewohnten Zusätzen à la „gesundes Gemüse“, aber auch in einer auf diese Themen ausgerichteten Marketing-Strategie, welche der süssen Verführung marktwirksam eine Wellness-Bedeutung (Genuss & Wohlbefinden!) zuschreibt.
Lassen wir uns überraschen und vor allem die Vorfreude nicht verderben. Mir selber spielt es keine Rolle, ich bin derzeit gegen jede Schokoladen-Versuchung gefeit und habe am Schreibtisch einen ganzen Nachmittg neben der offenen Pralinen-Schachtel verbracht, ohne auch nur ein einziges Stück daraus zu schnausen. Mächtig stolz!
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:33 |
Es sei wie ein Naturgesetz. Davon sind wir aufgrund der bisherigen Erfahrungen überzeugt: Wer sich einer rigiden Diät unterzieht, kann zwar rasch Gewicht verlieren, wodurch sich aber der Grundumsatz und damit der Kalorienverbrauch reduziert. Wird anschliessend wieder so gegessen wie zuvor, kommt das ursprüngliche Gewicht nicht nur zurück, es wird im Schnitt sogar um rund 10 Prozent überschritten – bis zur nächsten Diät.
Mit diesem als „Jo-Jo-Effekt“ bezeichneten Phänomen schaukeln sich die meisten Adipositas-Betroffenen im Laufe ihrer Übergewichts-Karriere Stufe um Stufe hoch und die Chance, durch eine Umstellung der Ernährung und durch „mehr Bewegung“ allein wieder ein Normalgewicht zu erlangen, werden umso geringer, je höher der Gewichts-Pegel angestiegen ist.
Als einleuchtende Erklärung für diesen Effekt galt, dass der menschliche Organisamus von der Natur und durch die Evolution so programmiert ist, dass er gelernt hat, mit Hungersnöten und Fastenzeiten umzugehen: findet er keine Nahrung, drosselt er seinen Energieverbrauch, um so lange wie möglich von den vorhandenen Reserven zu zehren. Kommt dann wieder Essen, so legt er als erstes neuen Notvorrat (in Form von immer neuen Fettpolstern) an.
Eine Forschergruppe in Israel hat nun eine Entdeckung gemacht, welche die klassische Begründung für den Jo-Jo-Effekt in einem neuen Licht erscheinen lässt. Gemäss einer Studie des Weizmann Institute of Science liegt die Ursache für die erneute Gewichtszunahme nach einer Diät in den Darmbakterien. Sie bewahren auch nach der Ernährungsumstellung („zurück auf normal“) jene Eigenschaften, die sie sich während der Hunger-Phase angeeignet haben und beeinflussen so die erneute Gewichtszunnahme.
Dies wurde anhand von Fütterungsversuchen an Mäusen bewiesen und die Forscher sind überzeugt, dass sich die Erkenntnisse aus diesen Experimenten auch auf den Menschen übertragen lassen, denn wenn dem Darm Bakterien zugeführt werden, die vorher nicht „ausgehungert“ wurden, lässt sich der sog. „Rebound“, der Wiederanstieg des Gewichts, vermeiden.
Bis allerdings ein entsprechendes Medikament mit diesem Effekt erhältlich sein wird, dürfte sich noch einiges Fett auf menschlichen Hüften ab- und in Bäuchen einlagern.
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|