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Von Heinrich von Grünigen um 18:04 |
Schon früh am Morgen geht es los. Aus allen SRF-Kanälen kommen die Appelle und Aufrufe. Da wird ermuntert, gebeten, befohlen, mit dem guten Beispiel vorangeturnt… Fitnessbewusstes Bewegen ist angesagt. Es soll die grösste Volks-Bewegungs-Aktion werden, die es je gab.
Das ist durchaus lobenswert und zu begrüssen, ich habe an dieser Stelle schon öfters darauf hingewiesen, dass die „Massen-Medien“ mit ihrer grossen Reichweite eine besondere Verantwortung haben, wenn es darum geht, ihr Publikum aufzuklären und zu motivieren, zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten anzuregen. So fionde ich es denn grundsätzlich richtig, wenn Sven Epinay quasi den nationalen Vorturner macht und als „Ambassador“ für mehr Bewegung eintritt. Es rüttelt auf, wenn im Minutentakt eine Popgruppe ihre Absicht kundtut, uns gesundheitlich auf die Sprümge zu helfen und unser Herz zurecht zu rücken… wir keuchen innerlich mit, wenn Thomy Scherrer während jedem Musikstück, das läuft, zehn Pult-Liegestütze macht und wir schmunzeln über die psychologischen Tricks, mit denen man es schaffen soll, den „inneren Schweinehund“ zu besiegen oder doch zu überlisten.
Was ich bis jetzt noch nicht gehört habe, das ist – inmitten dieser ganzen Bewegungs-Aktion – ein Hinweis darauf, dass es Menschen gibt, für die es aus körperlichen Gründen schwierig ist, sich so zu bewegen, wie man sollte und wie sie wohl auch möchten. Dabei ist neben verschiedenen Krankheitsbildern vor allem an Menschen zu denken, denen ein zu gropsses Körpergewicht es praktisch verunmöglicht, sich „frei“ zu bewegen, ohne Schmerzen und ohne nach kurzer Zeit erschöpft aufgeben zu müssen.
Für diese Menschengruppe haben wir von der SAPS letztes Jahr eine besondere Bewegungs-Broschüre herausgegeben mit Informationen und geeigneten Empfehlungen. Diese können sowohl in Papierform bestellt, als auch im Internet heruntergeladen werden. Die Internet-Version ist zudem „animiert“: wenn man am PC mit dem Cursor über die Illustration der Bewegungs-Übungen fährt, so wird der Bewegungsablauf der einzelnen Übungen dargestellt. Die Papierbroschüre kann per E-Mail unter info@saps.ch bestellt werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:03 |
Dem Affen Zucker geben: eine geläufige Redewendung. Sie stammt aus der Zeit, da noch Scherenschleifer und Drehorgelspieler durch die Lande zogen. Sie führten oft ein kleines Äffchen mit, das auf ihren Schultern herum turnte und mit seinen Kapriolen das kleine wie das grosse Publikum anlockte und erheiterte… um das Tier bei Laune zu halten, gab man ihm ab und zu ein Stücklein Zucker, ein Goody, das es mit Behagen zu sich nahm.
Zucker macht nicht nur fröhlich – er sei auch gut gegen Stress. Das ist das Resultat einer aktuellen Studie, in der die Wirkung von natürlichem Zucker und künstlichem Süssstoff (Aspartam) untersucht und verglichen wurde. Frauen, die während zwei Wochen regelmässig mit Zucker gesüsste Getränke konsumierten, wiesen einen deutlich tieferen Level des Stress-Hormons Cortisol auf als Frauen einer Kontrollgruppe, denen künstlich gesüsste Getränke verabreicht worden waren. Ein ähnlicher Befund ergab sich bei der MRI-Untersuchung der Gehirne: Zucker dämpfte die Stress-Reaktionen im Hippocampus.
Die Folgerung der Wissenschafter aus dieser Erkenntnis: Wer sich an einen erhöhten Zucker-Konsum gewöhnt hat, wird eher abhängig und hat grössere Schwierigkeit, diesen aus eigenem Antrieb zu reduzieren. Und: Wer seinem Stress durch den Verzehr von Süssigkeiten entgegen wirkt, läuft eher Gefahr, übergewichtig zu werden.
Eine weitere Folgerung aus diesem Sachverhalt: Da es für den einzelnen „Zucker-Abhängigen“ schwierig ist, aus eigenem Antrieb den Verzehr zu reduzieren, muss die Lebensmittelindustrie dazu gebracht werden, die Rezepturen zu ändern und den Zuckeranteil in einzelnen Produkten sukzessive einzuschränken. Geschieht dies konsequent und über eine längere Zeit, so passt sich der Geschmack an die neue Situation an und die Reduktion wird nicht bemerkt.
Die Studie ist in der Fachwelt nicht unumstritten. Sie klammere aus, wenden die Kritiker ein, dass eine grosse Menge des Zuckers nicht bewusst konsumiert werde, sondern in zahlreichen Lebensmitteln „versteckt“ sei, wo man ihn gar nicht vermute. Deshalb sei es so wichtig, dass die Industrie in eigener Verantwortung vorangehe und ihre Erzeugnisse neu definiere. Dies könnte innert kurzer Zeirt geschehen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:31 |
Das war damals im kalten Krieg ein Kampfruf gegen die Diktatur aus dem Osten. Die Bewegung wurde im Nachgang zum Ungarn-Aufstand von 1956, der von der Roten Armee blutig niedergewalzt wurde, ins Leben gerufen, mit dem Ziel, jeden kulturellen und wirtschaftlichen Kontakt mit der Sowjetunion zu boykottieren. Ihr Logo war eine Schlange, die von einem Schwert durchbohrt und am Boden festgehalten wurde.
Und doch hat man wenige Jahre danach schon mit dem Vergessen begonnen. Ich war damals Redaktor der Studentenzeitung an der Uni Bern. In jeder Ausgabe hatte die „Aktion“ an prominenter Stelle einen flammenden Aufruf zum Nicht-Vergessen platziert… bis ich eines Tages beschloss, fortan auf diesen Appell zu verzichten, was mir einige Schmähbriefe aus dem rechts-konservativen Lager einbrachte. Die Schweizer Wirtschaft hatte längst ihre Handelsbeziehungen mit dem „Ostblock“ wieder aufgenommen, wir waren schliesslich neutral…
Um diese Art des Vergessens oder des Niemals-Vergessen geht es hier allerdings nicht. Es geht um das Phänomen der Demenz und eine ebenso neue wie kontroverse Erkenntnis zum Zusammenhang zwischen Übergewicht/Adipositas und Demenz/Alzheimer. Eine umfassende Langzeit-Studie mit Daten von fast zwei Millionen PatientInnen, die zwischen 1987 und 2013 bei Allgemeinärzten behandelt wurden, führte zur Erkenntnis, dass Menschen mit Übergewicht zu einem Drittel weniger dazu neigen, im späteren Alter von Demenz betroffen zu sein, als normalgewichtige Menschen.
Diese Aussage verwirrt die Fachwelt, steht sie doch in diametralem Widerspruch zur bisher geltenden Lehrmeinung, dass ein Zuviel an Gewicht auch das Risiko erhöhe, an Alzheimer zu erkranken. Eine Ursache für diesen neuen und überraschenden Befund ist allerdings nicht in Sicht. Hier wird – wie immer auf diesem Gebiet – in Zukunft noch viel zu forschen sein, auf der Suche nach einer definitiven Erkenntnis. Mir jedenfalls verschafft die neue Studie doch eine gewisse Erleicherung: muss ich mir nicht mehr jedes Mal die Frage stellen, ob dies nun der Anfang von Demenz sei, wenn mir ein Name oder ein Datum nicht auf Anhieb einfallen will… es könnte auch „nur“ das Alter sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:50 |
Es gibt ja diese unendlichen Geschichten, die immer wieder von vorne beginnen. Die eine handelt vom Hund, der in die Küche schlich und dem Koch ein Ei stahl, worauf dieser die Kelle nahm und den Hund entzwei schlug. Da kamen die anderen Hunde und gruben ihm ein Grab. Darauf setzten sie einen Grabstein, auf dem geschrieben stand: Ein Hund schlich in die Küche…. – Aber um diese Geschichte geht es hier nicht. Es geht um die andere: um die vom Mann, der einen hohlen Zahn hatte. Und in diesem Zahn befand sich eine kleine Schachtel. In dieser Schachtel war ein Zettel, auf dem geschrieben stand: Es war einmal ein Mann, der hatte einen hohlen Zahn…
Hohle Zähne sind heute seltener geworden. Wir ernähren uns zahnfreundlicher, suchen regelmässig die DH auf und schon die Kleinsten lernen, nach jedem Essen die Zähne zu putzen… Auf vielen Schleckwaren prangt das Symbol eines kleinen Zahns, über den sich ein kleiner Regenschirm wölbt. Es ist die Botschaft, dass dieses Bonbon keinen Zucker enthalte, sondern einen Zucker-Austauschstoff – meist Xylit – der eben „zahnfreundlich“ sei und keine Karies verursache. Denn Karies frisst die Zähne hohl.
Aber jetzt beginnt die Geschichte wieder von vorn: in einer vergleichenden Studie der Universität Manchester wurden zehn bisherige Analysen über 5’900 Probanden evaluiert bezüglich Süssigkeiten, Lutschtabletten, Kaugummis, Sirups und Zahnpasten. Die Untersuchung führte zur Erkenntnis, dass die zahnschonende Wirkung weit weniger ausgeprägt war als man bisher angenommen hatte und dass es nicht genug „solide“ Beweise für einen positiven Effekt gebe, als dass man mit gutem Gewissen in der Werbung behaupten dürfe, die mit Xylit gesüssten Produkte schonten die Zähne effektiv!
Der Rückgang der Karies wäre demnach weniger auf den Zucker-Verzicht zurück zu führen als vielmehr auf eine allgemein verbesserte Mund- und Zahn-Hygiene… die aber ihrerseits offenbar von Teilen der Bevölkerung vernachlässigt wird, da sich die Fälle von Karies bei Kindern in den letzhten Jahren – wenn auch nicht bei allen – wieder zu häufen begannen. Es gibt also wieder hohle Zähne und es darf nicht damit gerechnet werden, dass die Löcher sich schliessen, wenn nur genügend xylitgesüsste Schleckwaren verputzt werden. Jedenfalls so lange, bis eine neue Studie weider das Gegenteil beweist und die Geschichte vom hohlen Zahn von vorne beginnt…
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Von Heinrich von Grünigen um 18:07 |
Heute feiert EvD seinen 80. Geburtstag. Ein guter Grund für ein paar Glückwünsche. Unsere Wege haben sich vor vielen Jahren gekreuzt: ich hatte damals eben als Redaktor beim Radio angefangen und er hatte seinen ersten publizistischen Welterfolg veröffentlicht: Erinnerungen an die Zukunft. Das hatte natürlich heftige und skeptische Gegenstimmen provoziert und wir wollten diese Kontroverse in einem Streitgespräch thematisieren. Damals waren die Meinungen weitgehend gemacht: EvD war ein Phantast, ein Spinner, einer, vor dem man die aufgeklärte Öffentlichkeit warnen musste… und dennoch hatten seine Thesen etwas verlockend Wagemutiges, schienen Antworten zu geben auf Fragen, für welche die Ratio hoch keine plausible Erklärung hatte.
Für die Radio-Diskussion besorgten wir dem damals noch nicht so weltläufigen Autor einen Sekundanten in der Person von Herman Oberth. Dieser galt als einer der Pioniere der Weltraumfahrt, ein Weggefährte von Wernher von Braun, ein Astrophysiker, der überzeugt war von der Machbarkeit und der Zukunft des interstellaren Reisens… er hatte seine Thesen und Theorien geschickt unters Volk gebracht, indem er sie gezielt als Material der Trivialliteratur zur Verfügung stellte. So fand sein Wissen etwa Eingang in die utopischen Romane eines Hans Dominik und anderer. Es war eine lebhafte Diskussion im Studio (wer die „Gegner“ waren, weiss ich nicht mehr) und die „Astronauten“ machten viel Terrain gut, auch wenn sie ihre Argumente (noch) nicht wissenschaftlich belegen konnten.
Ich habe seitdem den weiteren Werdegang und universellen Erfolg des EvD aus der Ferne mit Anteilnahme verfolgt. Er ist eine einzigartige, schillernde Persönlichkeit mit der faszinierenden Ausstrahlung des im wahrsten Sinne des Wortes „Besessenen“, der an seine Mission glaubt und sie gegen alle Widerstände vertritt, der tapfer ganze Wüsteneien von Spott und Häme durchwandert, dabei mit einem gesunden Mass an Selbstironie für seine Sache eintritt, für die er auf allen Kontinenten begeisterte Anhänger gefunden hat.
Die Spanne eines Lebens ist zu kurz, als dass man ernsthaft damit rechnen könnte, die „Götter“ von einst kämen ausgerechnet jetzt, zu unser Lebzeit, wieder vorbei um zu schauen, was aus ihrem seinerzeitigen Experiment geworden ist. Und wenn sie kämen – was würden sie von dem halten, was sie antreffen? Wir haben es freilich „weit“ gebracht, aber wohl doch nicht ganz so, wie sie sich das in ihrem Schöpferwillen gewünscht hätten. Noch gibt es Elend, Not und Krieg. Noch ist der „Mensch an sich“ nicht von Natur aus friedlich und „gut“. So dass es am Ende zu hoffen bleibt, dass sie doch so bald wie möglich vorbei kommen möchten, um uns aus unserer Befangenheit im Unvollkommenen zu befreien.
Wenn sie dann bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar Rezepte und Heilmittel mitbringen würden, die ultimative Abnehm-Pille zum Beispiel, dann wäre vielen von uns geholfen – Glaube hin oder her!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Eigentlich ist es ein Skandal. Dass ein Blatt vom Renommee eines Tages-Anzeigers einen so ärgerlichen Text ohne mit der Wimper zu zucken abdruckt. Es geht um einen als „Analyse“ deklarierten Kommentar zur Nachricht, dass in Frankreich per Gesetz allzu dünne Models vom Laufsteg verbannt werden sollen. Vielleicht hat die Autorin des Kommentars ein gröberes persönliches Problem, von dem wir nichts wissen. Dagegen schreibt sie nun an. Aber das sollte nicht sein.
Sie geht davon aus, dass die „Dicken“ sich per Gesetz an den „Dünnen“ rächten möchten und behauptet, diese würden „Dünnsein“ mit „Magersucht“ verwechseln, dabei sei Magersucht ja statistisch gar kein wirkliches Gesundheitsproblem, da weit mehr Menschen an Übergewicht litten und diese Zahl weiterhin im Zunehmen begriffen sei. Also ziele das Mager-Model-Verbot ins Leere bzw. stelle eine inakzeptable Diskriminierung der schönen Schlanken dar – und sei überedies dumm und lächerlich.
Wie dumm darf man denn selber sein, um solchen Quatsch nicht nur zu schreiben sondern auch noch zu glauben? Es geht jas nicht darum, die Models vor sich selber zu schützen, wenn sie sich Hungerkuren unterziehen wollen, um einen Beruf ausüben zu können, bei dem ungesunde Normen die Vorgabe sind. Es geht vielmehr um die fatale Vorbild-Wirkung eines Schlankheits-Ideals, das durch Mode und Werbung geprägt wird, sei es durch Photoshop-geschönte Makellosigkeit im Bild und durch unnatürlich staksende Superschlank-Models auf dem Laufsteg.
Das „Problem“ besteht nicht primär darin, dass junge Frauen und Mädchen ihren Schlankheits-Idolen nacheifern und ebenfalls spindeldürr sein wollen. Denn das gelingt den meisten von ihnen ohnehin nicht. Aber sie generieren durch den Vergleich eine Unzufriedenheit mit sich selber und dem eigenen Aussehen, sie leiden an einer beeinträchtigten Selbstwahrnehmung, fühlen sich bei Normalgewicht „zu dick“ schon in jüngsten Jahren (wovon Teenager-Eltern ein Lied zu singen wissen) und begeben sich auf einen selbstzerstörerischen Trip in den Magerwahn, bis hin zur Nahrungsverweigerung und im schlimmsten Fall zur Bulimie.
Auch wenn es nicht ganz so weit kommt, wird doch der Stoffwechsel auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen durch unbeholfene und oft irrwitzige „Diät“-Versuche, mit dem Ziel, um jeden Preis so „dünn“ zu sein wie die Model-Vorbilder. Und die Folge? Extremdiäten stehen meist am Anfang einer Übergewichts-Karriere. Gestörtes Essverhalten kann später ins Gegenteil umschlagen. Frühe Magerkuren tragen zu einem erheblichen Teil zur noch immer anhaltenden Adipositas-Epidemie bei. Diese fatale Verkettung von Ursache und Wirkung hat die Autorin in ihrem Kommentar völlig ausgeblendet. Damit hilft sie niemandem. Aufschlussreich und tröstlich ist allenfalls, wie viele LeserInnen-Reaktionen ihr paroli bieten. Das müsste ihr eigentlich zu denken geben.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:07 |
Es waren bewegte Ostertage. Die Meldungen und Informationen jagten sich. Da war ja einmal das natürliche Bestreben, die Hasenfeier vernünftig zu begehen und den Schokolade-Konsum in Grenzen zu halten. Dem kam die Anwesenheit der anderthalbjährigen Enkelin entgegen, deren Eltern versuchen, das Kind nicht zu früh in die Abhängigkeit von Süssem geraten zu lassen… daher bleibt der Schoko-Genuss eine spezielle Rarität – auch für die Grossen.
Und kaum ist man froh, diese Aufgabe mit Bravour gemeistert zu haben, kommt in der Zeitung die „Entwarnung“: Schokolade mache nicht dick, heisst es da, das hätte eine amerikanische Studie ergeben. Dass diese allerdings vor mehr als zwei Jahren erschienen ist, stand nicht im Blatt… Kurz danach die Meldung, dass die Preise für den Schoko-Rohstoff Kakao in die Höhe schnellen, das Süsse also teurer wird. In Kombination mit der Mitteilung, dass die Rest-Osterhasen nun zu Dumpi9ngpreisen verramscht würden.
Interessant dann auch ein Kassensturz-Beitrag zum Thema Kleidergrössen, der zeigt, dass bestimmte Modefirmen ihre Produkte so bemessen, dass die Frauen, die sie anprobieren, sich „zu dick“ fühlen, weil sie nicht in die Grösse passen, die sie sonst tragen würden… und gleichzeitig die ermutigende Meldung, dass in Frankreich per Gesetz und ganz offiziell allzu dünne Models vom Laufsteg verbannt werden sollen.
Und schliesslich gilt es Abschied zu nehmen von einem Menschen und Kollegen, der ein Sympathieträger par excellence war für übergewichtige Zeitgenossen, der zu jeder Faser seiner Figur stand, sie genüsslich auslebte, eine wahre „Gemütsmore“, wie man auf Berndeutsch sagt. Wir hatten nicht viele Begegnungen, aber sie waren geprägt von Herzlichkeit und grosszügiger Gastfreundschaft. Er wird uns allen fehlen: Matthias Gnädinger.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:09 |
Illusionen sind Täuschungen. Auf einer solchen beruht die allgemein bekannte Annahme, dass kleinere Teller dazu beitragen können, die Nahrungsmenge zu begrenzen. Nicht nur, dass man weniger darauf schöpfen kann (jedes Selbstbedienungs-Büffet lässt grüssen!), das Wenige erscheint auch noch als „mehr“, wenn man es mit der identischen Menge vergleicht, die auf einen grösseren Teller geschöpft wurde. Dieser optische Täuschungs-Effekt wurde 1860 entdeckt und wird die Delboeuf Illusion genannt. In verschiedenen Versuchen wurde seither erhärtet, dass Probanden auf grosse Teller automatisch grössere Portionen schöpfen als auf kleinere Tellerchen…
Es sei denn, man sei ein übergewichtiges Mädchen! – Das ist die bittere Wahrheit eines aktuellen Versuchs an der Universität von Connecticut. Dort hat man eine Reihe von übergewichtigen und adipösen Teenagern zwischen 14 unsd 18 Jahren verschiedenen psychologischen Tests unterzogen und dabei festgestellt, dass die „dicken“ Girls eine signifikant grössere Neigung hatten, sich bezüglich der Grösse einer Portion zu verschätzen. Gleichzeitig wurden die Hirnströme gemessen, was Aufschluss gab darüber, wie die optischen Reize aufgenommen und verarbeitet wurden.
Die Erkenntnis, dass übergewichtige Teenager auf optische Botschaften anders reagieren als normalgewichtige Mädchen müsse – so die Studienleiterin – dazu führen, dass alle Informationen im Rahmen von Gewichtskontroll-Programmen sehr klar, einfach und logisch wirkten, da offenbar das Vorhandensein von Adipositas die bewusste Wahrnehmung von komplexen Sachverhalten und Aussagen beeinträchtige.
(Es ist mir allerdings nicht bekannt, aus welchem Grund für diesen Versuch nur Mädchen ausgewählt wurden… Ohne hier einen Gender-Tabubruch begehen zu wollen muss ich mich fragen, wie das Resultat ausgesehen hätte, wenn man die gleichen Tests auch mit einer männlichen und mit einer gemischten Kontrollgruppe durchgeführt hätte… Es darf spekuliert werden.)
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Von Heinrich von Grünigen um 17:40 |
Es ist keine neue Erkenntnis. Aber eine weitere Präzisierung der Beschreibung eines wichtigen Sachverhalters. Dass das Fett, das sich im Bauchraum übergewichtiger und adipöser PatientInnen ansammelt, nicht einfach eine simple Verklumpung von mehr oder weniger prall gefüllten Fettzellen ist, das haben wir ja gewusst. Vielmehr handelt es sich bei diesem Fettgewebe um ein „Organ“ ganz eigener Prägung, das in der Lage ist, mittels Hormonen und Botenstoffen Signale ins Hirn und den ganzen Körper zu senden und diese nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Diesem Fett-Terror aus dem Inneren auf die Schliche zu kommen, das war das Ziel eines aktuellen Forschungsprojektes an der Universität Leipzig. Demnach kann das Fettgewebe nicht nur den Stoffwechsel beeinflussen, sondern ebenso sehr auch die Immunabwehr und sogar die Psyche der Betroffenen. Bestimmte Signalstoffe können an verschiedensten Orten im Körper entzündliche Reaktionen auslösen und so einen kritischen Zustand herbei führen, bis hin zu Depressionen.
Das Fett nimmt gewissermassen von innen her den Organismus in Geiselhaft. Diese Eigenschaft zeichnet jedoch nur das eigentliche Bauchfett – das sogenannte Viszeral-Fett – aus; Fettansammlungen in den Beinen und im Gesäss-Bereich sind dagegen „harmlos“, reine Energiespeicher. Dieser Sachverhalt erklärt auch, weshalb es für viele Adipöse so schwierig ist, sich diesem organischen Einfluss zu entziehen, der zudem meist völlig unbewusst und nicht rational steuerbar erfolgt. Der Dicke als Spielball seiner Hormone… keine ermutigende Vision.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:41 |
Wahrscheinlich war er gut gemeint. Der Versuch zur Rehabilitierung übergewichtiger DarstellerInnen durch unsere sonntägliche Bordstein-Postille. Unter der wenig originellen Überschrift „Dick im Geschäft“ wurde dargelegt, dass füllige Schauspieler am Fernsehen prominente und sympathische Rollen besetzen (Beispiele: Mike Müller, Rainer Hunold und Ottfried Fischer), während es an entsprechend massigen Schauspielerinnen weitgehend mangle. Weibliche Ausnahme: Bettina Stucky.
Ganz geheuer muss es der Redaktion mit dieser Auslegeordnung allerdings nicht gewesen sein, der Artikel ist jedenfalls in der Online-Ausgabe unter keinem Stichwort zu finden. Dass das Publikum nach darstellerischen Schwergewichten dürste, die es ins Herz schliessen könnte, ist leider noch nicht allgemein erhärtete Realität, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass auf den Laufstegen und im Showbizz langsam ein Umdenken stattfindet, was den Magerwahn bezüglich der Weiblichkeit betrifft.
Auf der Bühne war man es von früher her ja anders gewohnt: der dicke Falstaff ist der Prototyp des Unsympathen, des haltlosen Schlemmers und Wichtigtuers; bei den Damen hat die massive Sopranistin ein markantes Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie sich wegen angeblicher Schwindsucht arienlang in den Tod singen muss… und in den meisten internationalen TV-Sitcoms sind die Dicken die ungeliebten Tollpatsche und Pechvögel… oder weg mag schon die stets nur auf ihren Vorteil bedachte Haushälterin Berta in „Two and a half Men“?
Es ist richtig: „unser“ Mike Müller geniesst Sympathien, obwohl er sich offiziell von seinem Gewicht distanziert und nicht über die Kilos definiert werden möchte… Aber wir sind noch weit entfernt von einem „normalen“ Umgang mit Menschen in Film und Fernsehen, die das normale Mass – oder das, was dafür gehalten wird – hinter sich gelassen haben. Es bleibt noch viel zu tun.
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