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Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
Ich kenne nur den Ratsbericht aus der Zeitung. Die Hintergründe und der Wortlaut der einzelnen Voten sind mir nicht bekannt. Eines ist klar: es ging um die Konsolidierung der Finanzplanung, was eine etwas noblere Umschreibung des Begriffs Sparen ist. Also hielten die Ratsmitglieder Ausschau nach Posten im Budget, die sich streichen liessen, ohne dass eine kräftige Lobby sich lautstark dagegen auflehnt,
Letztes Jahr hatte die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich eine Kampagne gegen die Adipositas-Epidemie lanciert, die mit Plakaten und Drucksachen die Bevölkerung sensibilisieren und aufklären wollte. Die Regierung löste damit eines ihrer Legislaturziele ein, wenn auch nicht ein zentrales, so doch eines, das synchron mit landes- und europaweiten Bestrebungen lief.
Im Lauf der Debatte über die politische Legitimation einer solchen Kampagne fiel offenbar das Argument, dass Adipositas und Übergewicht unter anderen vor allem ein Problem der Unterschichten sei. Von daher war es nicht mehr weit zum verkürzten und zugespitzten Polaritäten-Paar „dick = dumm“ und „dünn = schlau“. Was offenbar eine Einladung an das übergewichtige Rats-Drittel war, sich vom Makel der „Dummheit“ dadurch zu distanzieren, dass man lauthals kundtat, man habe keine staatliche Anleitung nötig, man könne selbstverantwortlich für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden sorgen… und folglich könne die ganze Kampagne ohne nachteilige Wirkung aus den künftigen Budgets gestrichen werden. Die Streichung wurde mit 116:48 Stimmen beschlossen.
Ist dieses Zürcher Polit-Signal nun der Auftakt zu einem nationalen Fanal gegen Prävention und eine verantwortungsvolle Kampagne zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie? Wird ein weltweites Gesundheitsproblem bei uns zum Spielball profilneurotischer Lokalpolitiker? Wenn dem so sein sollte, dann gnade uns jene höhere Instanz, welche seinerzeit die genetischen Voraussetzungen geschaffen hat, dass wir so wurden, wie wir sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:39 |
Es gibt gute und schlechte Werbung. Wirkungsvolle, originelle, innovative. Werbung, die auffällt, die man sich merken kann, die Slogans und Begriffe prägt: wem wäre das Wort Figugegl nicht nach Jahrzehnten noch ein Begriff? Oder was ist mit dem Tiger im Tank?
Daneben gibt es aber auch einfach saudumme Werbung. Da ist zum Beispiel die Sache mit den Snickers, dem Schoko-Caramel-Riegel mit den Erdnüssen drin. Ein zaghafter Mensch steht am Swimmingpool, traut sich nicht recht ins Wasser, da kommt ein Helikopter geflogen, drin sitzt der martialisch aufgebrezelte „Mr. T“ mit seinem Irokesenschnitt und den Goldketten aus der A-Team-Serie. Mit einer Wurfmaschine schleudert er ganze Ladungen von Snickers auf den armen Menschen und beschimpft ihn aufs unflätigste als feige Memme, die nun endlich ins Wasser springen solle… – Dabei (das wissen ausser uns auch noch alle andern) verleiht übermässiger Snickers-Genuss keineswegs Mut, sondern macht höchstens dick.
Der Schweizer Konsumentenschutz hat bei der Kommission für Lauterkeit in der Werbung gegen diese „Botschaft“ protestiert und Recht bekommen. Zumindest von der Snicker-Website hat Mars die Spots inzwischen entfernt.
Den zweiten Geniestreich hat sich coop geleistet. Auf einer seiner Tragtaschen steht der Slogan „Für werdende Nichtraucher“, und darunter sind einige Schoggi-Branchli abgebildet. Das ist jetzt so ungefähr das Allerletzte, was ein Nichtraucher braucht: die Aufforderung, den Entzug mit Schokolade zu kompensieren. Tragisch genug, dass das Problem der Gewichtszunahme beim Rauchstopp von den Anti-Tabak-Leuten systematisch verharmlost wird. Wenn dann noch so direkte Aufforderungen vermittelt werden, muss uns nichts mehr verwundern.
Dumme Werbung ist nicht bloss eine Schande für die PR-Branche, sondern vor allem ein Armutszeugnis für deren Auftraggeber.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:56 |
Aus Amerika kommt interessante Kunde. Im Land mit einer der höchsten Zahlen an Übergewichtigen (68%) und Adipösen (33%) wird nach jüngsten Studien gemeldet, dass sich die Zunahme in den letzten Jahren verlangsamt hat, insbesondere bei den Jungen.
Das hiesse also, dass die Präventionsbemühungen der letzten Jahre doch etwas genützt haben, dass die Kurve nicht mehr linear ansteigt, sondern sich – wenn auch auf hohem Niveau – etwas abflacht. Besteht Grund zur Freude und Genugtuung? Wohl nur mässig. Denn es ist ein schwacher Trost, zu erfahren, dass sich die Anzahl zu dicker Leute bei 68% stqabilisiert. Da man davon ausgeht, dass rund zwei Drittel der Menschen genetisch mit der Fähigkeit ausgerüstet sind, in Zeiten des Wohlstandes „Fettreserven“ anzulegen für Notzeiten, bedeutet dieser Stagnations-Wert doch nichts anderes, als dass in USA das genetische „Potenzial zum Dickwerden“ jetzt voll ausgeschöpft ist!
Der Sieg über die Adipositas wäre also nur ein relativer. Die Natur geht ihren genetisch vorbestimmten Weg bis zum Limit. Was wir jedoch tun können bzw. müssen sind zwei Dinge: weiterfahren mit der intensiven Prävention bei den Jungen, um nach Möglichkeit zu vermeiden, dass sie allzuviel zunehmen. Und zum Zweiten muss eine gezielte Therapie bei den Erwachsenen sich um die „schweren“ Fälle kümmern, am effizientesten heute operativ. Denn dies hätte die nachhaltigste Auswirkung auf die Senkung der Gesundheitskosten. Dass ein grosser Teil der Bevölkerung mit Übergewicht leben muss, deas wird über kurz oder lang zur Normalität werden; dass wir neben den Jungen auch bei Adipösen mit BMI weit über 30 mehr machen müssen als heute, das ist die Erkenntnis aus der jüngsten Entwicklung in USA.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Heute haben einige der staatstragenden Parteien ihre Delegiertenversammlung durchgeführt. Die Freisinnigen haben Vernunft bewiesen und dem ominösen Gesundheitspapier eine Abfuhr erteilt, das den Vorschlag formuliert hatte, wonach die Krankenkassen Modelle entwickeln sollten, damit Leute mit tiefem BMI vergünstigte Prämien bekämen… Eine andere Partei, die sich für das Volk hält, hat ihre Absicht bekräftigt, eine Initiative zu lancieren, damit künftig die Bundesräte durch ebendieses Volk gewählt werden sollten.
Das Volk, so lautet das gebetsmühlenartig heruntergeleierte Credo der Vordenker dieser Partei, das Volk hat immer recht, es kann sich nicht irren, wenn wir ihm lange genug mit unseren Plakaten die Botschaft einhämmern, die es zu glauben hat. Deshalb kann das Volk nicht anders, als die besten, kampferprobtesten Vertreter dieser Partei in den Bundesrat zu wählen. Und alles wird gut.
Wenn dem so ist, habe ich ich bei mir selber gedacht, wenn das Volk also von seiner völkischen Definition her gar nicht in der Lage ist, etwas Falsches zu wollen oder gar Falsches zu tun, so muss es doch ein Wink von weit oben sein, dass immer mehr Menschen aus dem Volk einen Bauch tragen, dass sich Übergewicht und Adipositas epidemisch verbreiten: Dann ist es doch Volkes Wille, dick zu sein. Dann kann Dicksein nicht schlecht sein!
Dann müssen wir aber sofort aufhören mit unseren Aktionen und Informationen und Empfehlungen für ein gesünderes, schlankeres Leben! Wer sind wir denn, dass wir uns gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes stellen könnten? Es hat sich frei entschieden, was und wie viel es essen will. Es verzichtet aus freien Stücken auf Bewegung und lebt ganz von sich aus so, wie es ihm passt. Woher nehmen wir die Anmassung, das Volk zu einem Verhalten zu verleiten, das es nicht von sich aus gewählt hat?
Der dicke Bauch ist volksgewollt. Denn es sind heute mehr Menschen übergewichtig, als jene Partei Mitglieder zählt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Die aktuelle Verwirrung ist gross. Noch Anfang Woche haben mich die Medien kontaktiert und gefragt, was wir von einem neuen Vorstoss der Fluggesellschaften Air France und KLM halten würden, übergewichtigen Passagieren, die nicht in einen Sitz passen, einen zweiten Platz mit 25% Ermässigung zu verkaufen, wobei der Aufpreis zurückerstattet würde, wenn die Maschnie in der Economy-Klasse nicht ausgebucht wäre…
Der entsprechende Artikel erschien dann am Tag darauf nicht, denn inzwischen hatte Air France die Meldung dementiert. Ein ähnliches Hin und Her spielte sich auch bei Ryanair ab, wo eine Dicken-Aufpreis-Meldung später wieder zurückgenommen wurde.
Was soll die dauernde Feilscherei um Fluggebühren? Dass in manchen Ländern die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig bis adipös ist, das ist heute nicht nur ein statistisches, sondern ein reales Faktum. Eine Wirklichkeit, die nicht mit Sondergebühren aus der Welt geschaffen werden kann. In der Mode hat man die Konsequenzen gezogen, Übergrössen-Modelle zu vernünftigen Preisen sind im Handel erhältlich. In jedem neu erstellten Kino finden auch dicke Menschen bequem in den Sesseln Platz, Schnellimbisse verzichten auf fix installiertes Mobiliar, in das man sich kaum quetschen kann, wenn man über BMI 25 ist, und auch die Telefonkabinen, in die man sich früher nur mit Mühe zwängen konnte, gibt es nicht mehr. In den Spitälern sind die Betten stabiler und die Rollstühle breiter geworden. Sogar Särge werden in Übergrösse hergestellt.
Bloss die Fluggesellschaften haben es immer noch nicht gschafft, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Bestuhlung etwas breiter anzulegen, um auch den übergewichtigen Passagieren eine menschenwürdige Transportmöglichkeit zu bieten, so dass auch sie von ihrem Tablett essen können, ohne befürchten zu müssen, dass das Trinkglas kippt und das Gemüse vom Tellerchen rutscht… Ausgerechnet die modernste Transport-Technologie behandelt ihre Kunden altväterisch wie in den Gründerjahren und verschliesst die Augen vor dem Gebot der Stunde, ein kundenfreundliches Angebot auch für Dicke einzuführen.
Hier könnte die Swiss doch mit dem guten Beispiel vorangehen?
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Von Heinrich von Grünigen um 16:59 |
Immer mal etwas Neues: jetzt kommt die Wikinger-Diät. – Empfohlen wird sie vom renommierten Adipositas-Experten Prof. Arne Astrup. Und es gibt Stimmen, die sagen, die Wikinger-Diät werde im 21. Jahrhundert das sein, was die mediterrane Diät für das 20. gewesen sei. Und es gibt Indizien, dass dieser Vergleich nicht mal so schief ist.
Von was haben denn die alten Wikinger gelebt, wenn sie nicht gerade zur See fuhren? Vor allem von viel Fisch: gebackenem Hering, Makrelen, Forellen, Lachs… alles voll mit Proteinen und und Omega-3-Fettsäuren. Dazu grilliertes Lamm, Hackfleischbällchen und mageres Wild, mit Kohl, Wurzelgemüse und Kartoffeln.
Arne Astrup ist überzeugt, dass die Anzahl der Adipositas-Betroffenen in Skaninavien deshalb nur halb so hoch ist wie etwa in England, weil die Nordländer heute schon nach der eiweissreichen Wikinger-Diät leben. So sind jetzt bereits Wikinger-Rezeptbücher in Planung, nach denen auch Omeletten mit Speck und Käse sowie Roggenbrot auf den Tisch kommen können. In London wurden bereits die ersten Wikinger-Lokale eröffnet.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:52 |
Ein Bollwerk gegen feindliche Angriffe, Inbegriff der Abschottung gegen Fremdes – das ist die grosse Chinesische Mauer, das einzige, von Menschenhand errichtete Bauwerk, das aus dem All von blossem Auge erkennbar ist.
Das Symbol der ewigwährenden Duerhaftigkeit wird nun umfunktioniert zu einem Standbild der Vergänglichkeit. Aus Anlass einer Schokolade-Ausstellung, deren Ziel es ist, die bisher in China wenig bis kaum bekannte Süssspeise bekannt zu machen, haben Confiseure auf zehn Metern Länge einen Ausschnitt der Mauer modellgetreu nachgebaut. Dafür haben sie 80 Tonnen dunkle Schokolade in Form kleiner Backsteine verwendet, zusammengehalten durch weissen Schokolade-„Mörtel“. – Ein Video gibt einen Eindruck der Grössenverhältnisse.
In Ergänzung dazu wurde auch eine Armee von 560 Schokolade-Kriegern gegossen, massstabgerecht nachgebildet der berühmten Ton-Soldaten-Armee. Noch ist nicht zu erfahren, was mit dem Bauwerk geschehen soll, wenn dereinst die Ausstellung zu Ende ist. Werden die Bausteine einzelne verkauft? Wird das Mauer-Werk eingeschmolzen und in Tafeln neu gegossen? Wird es exportiert? Sind die Chinesen punkto Stoffwechsel in der Lage, Schokolade überhaupt zu verdauen? – Wir werden es voraussichtlich erfahren.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:55 |
Es war wohltuend, heute in der Gratiszeitung 20minuten einen Artikel zu lesen, in dem ein Headhunter zu Wort kam, der sich mit der Frage befasste, ob es denn wirklich gut sei, dass bei der Manager-Selektion heute die Fitness eine so ausschlaggebende Rolle spiele.
Früher, so die Reminiszenz, sei der Patron einer Firma in aller Regel ein etwas fülliger Mensch gewesen, im Mund einen Stumpen, Gemütlichkeit ausstrahlend, so etwa, wie wir die Bankdirektoren von einst in Erinnerung haben… und heute müssen Chefs drahtig sein, energisch und topfit. Angesichts der heutigen Arbeitsbelastung, so die Folgerung des Headhunters, könne ein extensives Fitnesstraining einzig zulasten der Freizeit im Kreis der Familie gehen. Und so seien es zwangsläufig Familie und Beziehung, die unter dem Kult zum körperlichen Wohlbefinden leiden müssten.
Zwar wussten schon die alten Römer, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist haust, aber darüber, was „gesund“ ist, gab es wohl zu allen Zeiten leicht unterschiedliche Auffassungen. Und das Motto, dass „allzuviel“ eben ungesund ist, mag auch auf die Fitness an sich zutreffen. Jedenfalls gibt es nicht wenige leicht bis mittel korpulente ZeitgenossInnen, denen man guten Gewissens einen gesunden Geist attestieren kann, während anderseits auch reichlich sportgestählte Hohlköpfe bekannt sind.
Alles also mit Mass. Fitness, so gut es geht, aber nicht auf Kosten des familiären Umfelds. Es sei denn, dass gemeinsames Fitten der Beziehung gerade den extra Kick gibt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
Die Lebensmittel-Ampel. Zwar nicht offiziell und mit amtlichem Segen, aber auf eine Art guerillamässig, im Internet. Seit Montag ist sie aufgeschaltet. 7000 Produkte sind in der Liste bereits erfasst. Mit einem Klick kann man sie abrufen und auf einen Blick erkennen, ob sich der Gehalt an Nährwerten im roten, gelben oder grünen Bereich bewegt.
Codecheck heisst die private Organisation, welche diesen Dienst ins Leben gerufen hat, und sie will damit einen Beitrag zur Orientierungshilfe leisten, auf freiwilliger Basis. Da sich staatliche Stellen und vor allem die Lebensmittelindustrie nach wie vor schwer tun mit diesem Hilfsmitttel einer einfachen und einleuchtenden Deklaration, wurde hier zur Selbsthilfe gegriffen.
Die Ampel ist international noch nicht breit akzeptiert. Zwar wächst die Zahl der Interessenten stetig, aber gleichzeitig wächst auch der Widerstand, denn die Lebensmittelhersteller fürchten eine Image-schädigende Wirkung, dass es zu Verkaufs-Einbrüchen kommen könnte bei Produkten, die mit viel Rot gekennzeichnet sind…
Offiziell wird in der Schweiz ein Label-System geprüft, das mit einem kleinen OK-Haken als Gütezeichen die „besten“ Angebote innerhalb verschiedener Kategorien auszeichnet. Das Konzept ist noch nicht spruchreif, sollte aber wenn möglich im Laufe dieses Jahres umgesetzt werden. Da solche Lösungen in der Demokratie immer viel Zeit für die Realisierung benötigen, ist die Industrie schon wacker dabei, die Einführung zu torpedieren und zu unterwandern. Achten Sie mal beim Kauf von verpackten Lebensmitteln darauf, wo überall bereits ein firmeneigenes OK-Häkchen draufsteht, täuschend ähnlich dem geplanten Label nachgemacht, mit Hinweisen auf beliebige Eigenschaften wie garantiert naturecht, ohne Zusatzstoffe, aus biologischem Anbau…
Es wird alles unternommen, um den Konsumenten zu verwirren und an der Nase herum zu führen. Da ist es gut, dass es ein cleveres Hilfsmittel gibt, welches online konsultiert werden kann, und dabei niemanden zu nichts zwingt, da es absolut freiwillig benützt werden kann.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:29 |
Die permanente Verfügbarkeit von Schleckwaren und hochkalorigem Süsszeug ist eines der zentralen Probleme der aktuellen Adipositas-Epidemie. Als ich vor einem halben Jahrhundert mit dem Fahrrad von einem Vorort Berns in die Stadt zur Schule fuhr, da gab es auf dem halben Weg einen einzigen Kiosk, bei dem ich gelegentlich, vielleicht einmal pro Monat, wenn mein Sackgeld es zuliess, einen Zwischenhalt einschaltete um mir einen Mohrenkopf zu erstehen. Die sind mir grösser in Erinnerung, als sie heute sind, von dunkler Schokolade umhüllt, die äussere Struktur gerillt, wie ein Stapel kleiner Ringe… So um die 50 Rappen mögen sie gekostet haben, das weiss ich nicht mehr so genau.
Heute sind die Schleckereien an jeder Ecke zu haben. An den Kiosken umfassen die Auslagen mehrere Meter, ebenso an den Tankstellen, in allen Lebensmitttelgeschäften, und immer mehr auch in anderen Bereichen. In Amerika wurde quer durchs Land eine Erhebung gemacht bei 1’000 Nonfood-Geschäften. 41% davon verkauften nebenbei Süssigkeiten, Drinks, Chips und Snacks. Sogar in Handlungen für Tierbedarf gab es nebst all den Leckereien für die vierbeinigen Lieblinge ein breites Angabot für verschleckte Zweibeiner.
Und das waren die am meistten verbreiteten Angebote: Zuckerwaren (33%), Süssgetränke (20%), salzige Snacks (17%). Diese Angebote befanden sich meist in Armeslänge Reichweite im Kassen-Bereich. Verkaufspunkte waren Drogerien (96%), Tankstellen (94%), Möbelgeschäfte (22%, wie bei uns etwa bei IKEA) und viele andere, wobei das Sortiment zwar je nach Region etwas anders aussehen konnte, sich aber kaum im Nährwert unterschied.
Es ist klar: das sind Nebenbei-Geschäfte. Die Kundschaft kommt in den Laden, weil sie etwas anderes will. Und auch wenn keine Absicht besteht, in einem Fachgeschäft etwas Essbares zu kaufen, so ist die Versuchung doch da und die Anordnung im Kassen-Bereich zielt auf Spontankäufe ab. Eigene Erfahrungen lassen sich am ehesten an der Tankstelle machen. Schnell noch ein Milchgetränk geschnappt, einen Schokoriegel mitgenommen, ein ofenfrisches Gipfeli, dessen Duft den ganzen Shop ausfüllt… – Wenn jemand nur bei 10% seiner Einkäufe spontan etwas mitlaufen lässt, so kommt er dabei locker auf einige Tausend zusätziche Kalorien, die in seinem Speiseplan nicht vorgesehen waren…
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