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Von Heinrich von Grünigen um 16:37 |
Mit seinem Trittbrett-Husarenritt gegen jüdische und muslimische Friedhöfe hat sich der profilbeflissene CVP-Präsident ziemlich breitbeinig in verschiedene Fettnäpfe gestellt, aus denen ihm auch eine halbherzige Entschuldigung nicht richtig heraushilft. Offenbar hat sein System Methode, die SVP wo möglich rechts zu überholen. Das hat er jedenfalls auch in der Sache der Gesundheitsprävention bewiesen, wie ein Artikel in Le Matin Dimanche vom 22. November 2009 zeigt.
Dort fordert der CVP-Präsi eine radikale Kürzung aller Präventionsaufwendungen um 10 Prozent, das wären schweizweit 80 Millionen Franken. Das Geld, schlägt er vor, solle umverteilt werden zu Jugend+Sport und allgemeinen Sportorganisationen, die mehr beitrügen zur Gesundung der Bevölkerung als die ganzen Kampagnen von BAG und Gesundheitsförderung Schweiz. Er habe, rühmt er sich, im Rahmen der Wattenwyl-Gespräche schon mit dem neuen Gesundheitsminister Kontakt aufgenommen, und der sei durchaus seiner Meinung, dass man Präventionsexzesse eindämmen müsse.
Dass vorbeugende Kampagnen nichts bringen, das belegt Darbellay mit der Behauptung, die Aktionen gegen Tabak und Alkohol hätten bisher noch niemanden davon abgehalten, diesen Lastern zu frönen. Vielleicht schliesst er von seinem eigenen spezifischen Walliser-Verhältnis zum Rebensaft auf andere… die Statistiken jedenfalls sprechen eine andere Sprache.
Tröstlich bleibt, dass im CVP-Parteiprogramm unter Punkt 3.21 der Satz steht: Wir unterstützen die Prävention und Gesundhetsförderung. – Vielleicht liest er es wieder mal, wenn er sich nicht grad entschuldigen muss.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Auch das kommt vor: dass ein internationaler Nahrungsmittel-Konzern ein Produkt zurückrufen muss, weil die Gefahr besteht, dass es negative Auswirkungen haben könnte. So geschehen in USA mit dem landesweiten Rückruf von rund 10 Millionen Dosen des Fertig-Drinks Slim Fast von Unilever. Nachdem einige Konsumenten sich beschwert hatten über Magenbeschwerden und Übelkeit wurde das entsprechende Produkt untersucht und der Rückruf eingeleitet.
Bei der festgestellten möglichen Verunreinigung handelt es sich um den Bacillus cereus, der auch Schwindel und Durchfall verursachen kann, allerdings ohne dass eine ernstliche Gefährdung der Gesundheit bestünde. Die Hersteller weisen auch darauf hin, dass dieses Problem einzig und allein den in Dosen abgefüllten Fertig-Dring zur Gewichtskontrolle betrifft, nicht aber die Vielzahl anderer Produkte, die unter dem Namen Slim fast angeboten werden. In der Schweiz sind die entsprechenden Präparate in Pulverform im Handel, hier besteht kein Verdacht auf Beeinträchtigung.
Der „Fall“, der über dieses Wochenende publik wurde, macht deutlich, dass auch die Formuladiäten, die als Nahrungsersatz verkauft werden, wie alle Lebensmittel einer strengen Kontrolle unterstehen müssen. Dass Unilever rasch und konsequent reagiert hat, ist ein gutes Zeichen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:19 |
Rund ein Viertel aller Schotten und Schottinnen sind adipös. Zwei Drittel der Männer und 60% der Frauen in Schottland sind übergewichtig. Über 90 Millionen Franken werden landesweit ausgegeben für gezielte Präventions-Kampagnen und zur Verbilligung von gesundem Essen… so ein Bericht von BBC-News.
Das Problem, sagt ein konservativer Gesundheits-Politiker, ist nicht über Nacht entstanden und es wird auch nicht in kurzer Zeit zu lösen sein. Um Abhilfe zu schaffen braucht es einen kompletten Kulturwandel. Und weiter: „Schottland braucht ein Gesundheitssystem, das die Leute ermutigt, ihre persönliche Verantwortung weit besser wahrzunehmen, als sie dies heute tut. Dazu braucht es mehr Gesundheits-Inspektoren, dies wäre ein idealer Weg, um auf die Herausforderung zu reagieren.“
Die Gesundheitsministerin betont, das Thema werde von der Regierung mit oberster Priorität angegangen. Es seien eine ganze Reihe von Projekten in Planung, um übergewichtige Menschen zu unterstützen und den Leuten zu helfen, dass sie gar nicht erst übergewichtig würden. – Das klingt an sich gut. Man darf auf die konkreten Konzepte gespannt sein. Hierzulande gibt man das Geld offenbar lieber aus für herbeigeschwatzte Impfaktionen, die keiner haben mag. Dick sind wir ja schon.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:54 |
Neues Ungemach droht uns Dicken laut einer aktuellen Studie, die an einem Pharmakologie-Kongres in Sydney, Australien, präsentiert wurde. Danach besteht die Gefahr, dass übergewichtige und adipöse Patienten im Krankheitsfall entweder zuviel oder zuwenig von bestimmten Medikamenten erhalten, je nachdem, nach welchen Prinzipien diese verschrieben werden. Die Dosierung der meisten Medikamente erfolge in Relation zum Körpergewicht. Dabei würde nicht beachtet, dass die Fettmasse des Körpers andere „Bedürfnisse“ habe als das Muskelgewebe und die Organe. So müsste sich eigentlich die Dosierung an dem der Körpergrösse entsprechenden „Normalgewicht“ orientieren und nicht an dem, was die Waage anzeigt…
Das ganze Thema sei jedoch äusserst komplex, da sich bei der Diagnose kaum feststellen lasse, ob ein bestimmter Befund durch eine falsche Medikamenten-Dosierung verursacht wurde oder ob der Grund im generellen Krankheitsbild zu suchen sei. Auf jeden Fall seien weitere wissenschafltiche Forschungen nötig, um diese Zusammenhänge zu erhellen. Denn wenn bald die halbe Bevölkerung übergewichtig sei, könne dieses Problem nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:12 |
Eine Diskussion lässt amerikanische Internet-Foren vibrieren: darf man übergewichtige Menschen in dieser Weise „blossstellen“? – Was ist passiert? – Eine Flugbegleiterin einer US-Airline hat einen stark übergewichtigen Passagier fotografiert, von hinten, aber so, dass man sieht, wie er weit über seinen Sitz in die Mitte des schmalen Gangs hinausragt, so dass kaum jemand mehr an ihm vorbei kommt… Diese Foto hat sie ins Internet gestellt. Damit wollte sie – heisst es – ihre Vorgesetzten darauf hinweisen, wie schwierig es ist, adipöse Passagiere zu platzieren, wenn sie nur einen einzigen Sitzplatz buchen.
Sofort ging die Debatte los: darf man diesen Menschen in einer so entwürdigenden Position zeigen, ihn dem Gespött des Publikums preisgeben? Erste Stimmen empörten sich, kritisierten die Flight-Attendant als gefühlsarm, menschenverachtend… und lösten damit ein unerwartetes Echo aus. Ein harsches Dicken-Bashing knallte auf den armen Flugreisenden ein, der da nichtsahnend zum Bildsujet im Web geworden war.
Die Mehrheit der Einträge in einzelnen Diskussionsforen liess an erschreckend derber Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: wer so dick sei wie der Abgebildete, der sollte überhaupt nicht auf den Gedanken kommen, in ein Flugzeug zu steigen und nur einen Platz zu kaufen… eine Frechheit sei es, normale Mitreisende dermassen zu belästigen… eine Zumutung für jeden, der brav seinen Gepäckzuschlag zahlt bei Mehrgewicht. Am krassesten ist wohl der Eintrag einer „Laura R.“, die u.a. schreibt: „Lass dich operieren – oder verrecke an den Big Macs, du Fettsack!“
Und dies in einem Land, in dem Adipositas bald ein Mehrheits-Phänomen ist. Und in dem es noch keine Aussicht auf eine positive Veränderung gibt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Wenn Weihnachten vor der Tür steht, dann zirkulieren die Listen. Man hat ein Déja-Vu-Erlebnis, und doch gibt es immer wieder überraschende Erkenntnisse. Da flattert einem eine E-Mail mit Anhang ins Postfach, mit dem Titel: Die Kalorienregeln zu Weihnachten
Zehn sind es an der Zahl, wie die Gebote. Und sie sollen uns stress- und konfliktfrei durch die heikle Zeit der erhöhten Naschwarendichte und der Jahresschlussessen geleiten. Wie ernst sie gemeint sind bzw. welchen Gewinn wir daraus ziehen können, das mag jeder Leser, jede Leserin selber beurteilen. Hier sind die zehn Punkte – ohne Gewähr:
1. Wenn du etwas isst und keiner sieht es, dann hat es keine Kalorien.
2. Wenn du eine Light-Limonade trinkst und dazu eine Tafel Schokolade isst, dann
werden die Kalorien in der Schokolade von der Light-Limonade vernichtet.
3. Wenn du mit anderen zusammen isst, zählen nur die Kalorien, die du mehr isst als
die anderen.
4. Essen, welches zu medizinischen Zwecken eingenommen wird, z.B. heiße Schokolade, Rotwein, Cognac, zählt NIE.
5. Je mehr du diejenigen mästest, die täglich rund um dich sind, desto schlanker wirkst du selbst!
6. Essen, welches als ein Teil von Unterhaltung verzehrt wird (Popcorn, Erdnüsse,
Limonade, Schokolade oder Zuckerln), z.B. beim Videoschauen oder beim
Musikhören, enthält keine Kalorien, da es ja nicht als Nahrung aufgenommen wird, sondern nur als Teil der Unterhaltung.
7. Kuchenstücke oder Gebäck enthalten keine Kalorien, wenn sie gebrochen und
Stück für Stück verzehrt werden, weil das Fett verdampft, wenn es
aufgebrochen wird.
8. Alles, was von Messern, aus Töpfen oder von Löffeln geleckt wird, während man
Essen zubereitet, enthält keine Kalorien, weil es ja Teil der Essenszubereitung ist.
9. Essen mit der gleichen Farbe hat auch den gleichen Kaloriengehalt (z.B. Tomaten
und Erdbeermarmelade, Pilze und weiße Schokolade).
10. Speisen, die eingefroren sind, enthalten keine Kalorien, da Kalorien eine
Wärmeeinheit sind.
Ein herzliches Dankeschön geht an die anonymen und daher unbekannten Verfasser dieser Ernährungsweisheiten, die von Jahr zu Jahr raffinierter werden. Sie helfen uns, den Winter heiter und gelassen zu überstehen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Ausflug ins Wallis, ein Besuch mit Hintergedanken, bei dem es darum ging, eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu gewinnen, sich für das Kinderhilfswerk Terre des hommes zu engagieren.
Ein anregendes, gutes Gespräch, das positive Perspektiven eröffnet. Im Anschluss noch ein Mittagessen im Ort, in einer kleinen Beiz, etwas abseits der Hauptstrasse gelegen, wo die Luft, wenn man eintritt, zum Schneiden voller Käsedunst ist: Raclette und Fondue. Wir wissen, was wir dem Kanton schuldig sind, der sich rühmt, diese Speisen erfunden zu haben.
Eine Karte mit einer ganzen Reihe von Fondue-Variationen, ähnlich einer Pizza-Karte… und unser Auge fällt auf ein Fondue mit Steinpilzen. Auch wenn im Grunde nichts über das gute alte „Fondue nature“ geht, das seinen ganzen Charme aus der Käse-Mischung bezieht, so klingt diese Variante „aux bolets“ doch spannend und sollte einen Versuch lohnen. Denken wir.
Rasch kommt das Caquelon und es sieht auf den ersten Blick aus wie die neue Knorr-Steinpilz-Suppe in der Werbung, eine sämig-träge Flüssigkeit, in der die Kelle rührt – und so schmeckt es auch. Wie eine eingedickte Pilzsuppe mit etwas Käse-Aroma. Aber insgesamt doch apart.
Allerdings: als das Pfännchen ausgeputzt und der letzte Käserest abgeschabt ist, schauen wir uns an und nehmen uns vor, uns das nächste Mal dann wieder ans Original zu halten, allenfalls noch ein Moitié-Moitié in Erwägung zu ziehen, aber sonst wirklich auf Schnickschnack-Zugaben zu verzichten… abgesehen von Knoblauch, natürlich.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:56 |
Grausliche Gestalten in langen schwarzen Kutten sind bei Harry Potter die Dementoren, die den Menschen jede Erinnerung wegsaugen. Den gleichen Effekt habe. liest man, das Bauchfett. Das ergab eine Langzeit-Studie aus Schweden. Wer Zeit seines Lebens zuviel Fett in der Körpermitte angesammelt hat, bei dem verkürzt sich zunächst die Lebensdauer durch vorzeitigen Tod an Schlganfall oder Herzversagen. Sollte er dennoch 70 werden, so verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, im höheren Alter an Demenz zu leiden.
Das gibt mir zu denken. Zuviel Bauchfett habe ich seit bald 40 Jahren. Die 70 ist bereits in Sichtweite, den Herzinfarkt habe ich überlebt… ist mir also in wenigen Jahren eine frohgemute Demenz gewiss? Dieser heiter-abgeklärte Zustand des völligen Vergessens, wenn nichts mehr wichtig ist, vielleicht noch ein Gefühl des Wohlbehagens, wenn man das Glück hat, umsorgt zu sein? Diese Perspektive ist beunruhigend. Soll ich – wie Nella – mich mal bei Exit erkundigen? Sollte ich eine Patientenverfügung erstellen, solange ich noch weiss, was das ist? Oder einen Demenz-Plan, in dem aufgeschrieben ist, was ich nicht vergessen möchte?
Solange man nicht genau weiss, WANN es so weit sein wird, bleiben Hoffnung und Furcht in gleicher Weise wach. Deshalb hüte ich mich auch, eine dieser zahllosen Todesdatums-Websites anzuklicken, die genau berechnen, wann man sterben wird… (abgesehen davon, dass dumme Kunden durch unbedachte Eingaben gleich für den Rest ihres Daseins ein Abonnement mit Kostenfolge lösen). Es bleibt also das prickelnde Ungewisse, das uns ein Leben lang begleitet, und auf das wir eigentlich nicht verzichten möchten.
Aber bevor ich zu weit ins Existenzialistisch-Philosophische abgleite, realisiere ich noch rechtzeitig, dass die schwedische Studie nur an Frauen durchgeführt wurde und demzufolge für Männer gar nicht gilt. Clever ins Alter, das haben wir wieder mal gut gemacht.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:28 |
Will man den Ursachen in unserem Alltag für zunehmendes Übergewicht auf den Grund gehen, so kommen immer wieder neue Sündenböcke ins Blickfeld. Das jüngste Beispiel stammt – woher sonst? – aus USA: Das Center for Science in the Public Interest hat die von den grossen Kinoketten geführten Verpflegungsangebote unter die Lupe genommen, von Popcorn über Süssgetränke bis zu Schokolade… und der Befund lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig.
Eine Maxi-Portion des Puffmais mit Butter und Salz enthält bis zu 1’600 Kalorien… quasi einen ganzen Tagesbedearf an Energie, dazu bis 60 Gramm gesättigte Fettsäuren, eine Dreitage-Portion… und die griffige Frage, welche die Forscher aufgrund dieser Erkenntnis formulieren, lautet: Wenn man zwei Stunden lang im Kinosessel sitzt, so ist das nicht wie wenn man auf den Mount Everest klettern würde… warum glauben denn die Kinos, sie müssten uns wie Bergsteiger füttern?
Ob die US-Zahlen auch für die Schweiz gelten, ist eine offene Frage. Ein dankbares Thema für den Kassensturz.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:58 |
Es gibt ein Wort, das bis vor kurzer Zeit kaum jemand gekannt, geschweige denn verwendet hat. Aber seit ein Milchverarbeiter keine Kosten scheut, um uns den Begriff unter Verwendung etwas bedeppert wirkender Damen in die Hirne zu hämmern, hat er sich in unsere Alltagssprache geschlichen, als wäre es eine Seuche von ebenso drohender Gefährlichkeit wie die Schlattersche Pandemie: der Blähbauch.
In älteren Wörterbüchern kommt das Wort noch gar nicht vor. Und wölbte sich mal wirklich eine Bauchdecke, so war es entweder infolge einer redlichen Schwangerschaft, oder wegen Übergewicht, im Bernbiet einst Güggelifriedhof genannt. Und auch sonst konnte es sein, dass der Bauch sich etwas spannte, weil im Innern desselben ein Gärprozess im Gange war, die allernatürlichste Sache der Welt, logische Folge der Aktivitäten der Darmflora und -fauna, die da den Speisebrei zersetzte und die wertvollen Nahrungsbestandteile für den Verdauungsprozess aufbereitete.
Die Abgase, die auf diese Weise entstanden, wurden ganz natürlich abgeführt, mal lauter, mal leiser. Niemand hätte je daran gedacht, man müsse ein bestimmtes Milchprodukt essen, um die Bildung dieser Gase zu unterbinden… und doch, das zeigt der Blick in die älteren Wörterbücher, ging man nicht immer gleich unbefangen mit diesen Gasen um. Noch zu Luthers Zeiten war laute Entlüftung ein Zeichen von Wohlergehen und die Bestätigung, dass mit Genuss gegessen wurde. In meiner Jugend galt im Berndeutschen die Formel, mit jedem Gas-Auslass hätte man „dem Doktor einen Fünfliber abgespart“.
Im Englischen gehört der Luthersche Begriff zu den sogenannten „Four-Letter-Words“, wenn auch nicht in deren engsten Kreis. Jedenfalls erinnere ich mich, dass sich meine Landlady im Austauschjahr in England jeweils kaum vom Lachen erholen konnte, wenn sie auf dem Christophorus-Autoschlüssel-Anhänger eines deutschen Kollegen die Worte sah: „Gute Fahrt“… was sie genüsslich las als „good fart“.
Ein Synonym-Duden aus dem Jahr 1964 wartet mit einer ganzen Palette von launischen Umschreibungen und Beispielen auf, die ich meinerseits nicht alle gekannt habe, als da sind: sich unanständig aufführen ist gleichbedeutend mit: „Gas, das sich in Magen und Darm entwickelt hat, aus dem After hörbar entweichen lassen“; oder auch: „einen fahren, streichen, ziehen, fliegen, gehen lassen“. Da klingt „pupsen“ schon niedlicher… und vollends literarisch wird es, wenn der Geruch, der dabei entsteht, umschrieben wird mit: „einen toten Vogel in der Tasche haben“, oder „einen alten Schirm stehen lassen“…
Auf solcherlei sprachliche Eskapaden stösst man, wenn man nach einem einfachen und kostengünstigen Mittel gegen den televisionär beschworenen Blähbauch sucht, das simpel und schlicht darin bestenht, dass man die überschüssige Luft entweichen lässt. Aber eben, vor 40 Jahren galt das als unanständig…
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