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Von Heinrich von Grünigen um 22:10 |
Die Zahl ist an sich beeindruckend. Eine Million Kilogramm soll die mexikanische Bevölkerung abspecken. Das hat die Regierung verfügt und die Medien berichten darüber: Mexikaner müssen den Gürtel enger schnallen.
Das macht Eindruck. Hier sieht man wieder einmal, wie verantwortungsbewusste Staatschefs sich entschlossen daran machen, kompromisslos eines der dringendsten Gesundheitsprobleme unserer Gegenwart zu lösen. Das sind noch Politiker.
Schaut man sich aber die Sache genauer an, ist es, als halte man den Feldstecher verkehrt herum. So klein und unbedeutend wird diese Aktion, als wäre sie ein Mäusefürzlein, das unbemerkt im tiefen Wald verraucht. – Die Ausgangslage ist happig: fast die Hälfte aller MexikanerInnen sind übergewichtig, bald haben sie die USA eingeholt in der weltweiten Adipositas-Rangliste… Ein TV-Sender brachte den Stein ins Rollen und lancierte eine Kampagne. Die Regierung zog nach mit dem Ausbau von Sportmöglichkeiten und mit dem Appell, „nicht mehr als ein Kilo pro Woche abzunehmen“. Und dann eben mit der absoluten Zielvorgabe, dass EINE ganze Million an Fettkilos von den Rippen herunter müsse.
Brasilien hat 110 Millionen Einwohner. Knapp die Hälfte davon ist zu dick, das sind um die 50 Millionen Übergewichtige. Um das Regierungsziel zu erreichen, muss also jeder und jede 50. Übergewichtige ein Kilo abnehmen… Super. Und nach einer Woche ist es geschafft. Viel Glück!
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Von Heinrich von Grünigen um 21:10 |
Am Nachmittag war angesagt, einzelne PolitikerInnen zu treffen um sie zu überzeugen, dass es im Budget des Bundes für 2009 zusätzliche Mittel braucht, wenn das Nationale Programm Ernährung und Bewegung wirkungsvoll umgesetzt werden und nicht zu einem Papiertiger verkommen soll. Innerhalb des ganzen Bundeshaushaltes geht es um einen relativ „kleinen“ Betrag: 5 Millionen sind gefragt, um rasch und unkompliziert erste Massnahmen anlaufen zu lassen.
England hat ein ähnliches Programm lanciert und dafür die entsprechenden Mittel bereitgestellt. Es sind dies – auf die Bevölkerung der Schweiz umgerechnet – sage und schreibe 30 Millionen ranken pro Jahr! Der Betrag ist gut investiert. Ein Rechenexempel lohnt sich: ein Diabetes-Patient kastet das Gesundheitswesen pro Jahr rund 5’000 Franken, und zwar lebenslänglich, wenn er nicht abnimmt. In zwanzig Jahren „kostet“ ein Diabetes-Fall CHF 100’000. Wenn 50 Menschen NICHT an Diabetes erkranken, sind die 5 Millionen nach 20 Jahren eingespart.
Wir haben einigen PolitikerInnen diese Zahlen vorgerechnet. Es war hektischer Betrieb, am Nachmittag. Die Zeit war knapp, ein paar Minuten mussten genügen. Hoffen wir, dass einige Argumente hängen geblieben sind in diesem wunderlichen Biotop der politischen Betriebsamkeit. Ich habe nach wie vor viele frühere Bekannte gesehen und es tat gut, zu merken, dass man noch wahrgenommen wird. Vielleicht hilft auch das.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:59 |
Was eigentlich ist Food Literacy? – Es sei, fanden wir im Gespräch heraus, die Fähigkeit, aufgrund von Wissen und von Kenntnis die richtigen Entscheidungen zu treffen, um sich im Alltag so zu ernähren, dass es die Gesundheit fördern kann…
Das klingt so kompliziert, wie es in der Praxis auch ist. Es war das Thema unseres Workshops im Verlauf des zweiten Tags des Swiss-Re-Meetings. Zwei ergraute Häupter kreuzten auf dem Podium verbal die Klingen: auf der einen Seite Fürsprecher Beat Hodler, Geschäftsführer des Dachverbandes der Schweizer Lebensmittel-Industrie und erster Lobbyist, wenn es darum geht, die Branche vor Regulierung zu bewahren… und auf der andern Seite ich als Präsident der Adipositas-Stiftung, ebenso um ein aktives Lobbying bemüht, wenn es darum geht, die Verhältnisse im Interesse der von Übergewicht Betroffenen in unserem Sinn zu beeinflussen… In vielen Punkten waren wir uns recht einig, was die Bedeutung des Wissens um Hintergründe und die Verantwortung für eine frühe Schulung betrifft.
Alle müssten gemeinsam zur Lösung des Problems beitragen, das war unser Fazit, die Gesellschaft als Ganzes sei gefordert, man dürfe nicht einseitig alle Schuld der Lebensmittel-Industrie zuweisen, sie habe schon markante Schritte eingeleitet und Massnahmen zur Selbstregulierung getroffen. Aber das Problem ist so komplex, dass einzelne Aktionen kaum nachhaltig zur Lösung beitragen; nur im Verbund aller Kräfte auf allen Ebenen kann möglicherweise etwas bewirkt werden. – Am Morgen hatten zwei Referate nochmals neue fachliche Horizonte eröffnet: Erich Windhab, Professor für Food Engineering an der ETH Zürich, zeigte auf, wie Nahrungselemente, auf die der Mensch angewiesen ist, um gesund zu leben, durch industrielle Prozesse in Lebensmittel eingefügt werden können, aber auch wie die Physiologie einzelner Produkte so beeinflusst werden kann, dass sie z.B. geschmacklichen Erwartungen entsprechen… – Ingrid Hoffmann, Professorin für Nutrition Ecology an der Justus-Liebig-Universität Giessen, legte anhand von zwei Gourmet-Menüs, die sie unter verschiedenen Gesichtspunkten analysierte, die ökologischen Perspektiven einer globalisierten Lebensmtitelproduktion dar. Auf eindrückliche Weise zeigte sie, wie wir durch eine kluge und bewusste Auswahl unserer Nahrungsmittel nicht nur unsere Gesundheit befördern, sondern auch zur ökologischen Stabilisierung beitragen könnten, wenn wir z.B. weniger Fleisch konsumieren und bevorzugt saisonale Produkte aus der Region verzehren würden.
Die Tagung hat keine sensationellen oder gar revolutionären Erkenntnisse gebracht… aber ihr grosses Verdienst liegt darin, dass Spezialisten aus verschiedenen Bereichen sich gemeinsam einem Thema gestellt haben, mit dem sie sonst nur fachspezifisch isoliert konfrontiert sind. Es ist zu hoffen, dass einige der Thesen und Fakten, die vermittelt wurden, haften bleiben und nachwirken, denn das Thema wird uns noch lange beschäftigen. – Eine Tagungsdokumentation wird gelegentlich hier aufgeschaltet.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:12 |
International besetztes Forum, einberufen vom Swiss Re Centre for Global Dialogue. Der weltweit grösste Schweizer Rückversicherer hat sich schon früh mit den gesellschaftlichen (und versicherungstechnischen) Spätfolgen der Adipositas auseinander gesetzt. Nun hat er Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, Food-Industrie und angrenzenden Bereichen zum Dialog eingeladen. Eröffnet wrude der zweitägige Reigen durch Bundesrätin Doris Leuthard, die in einem stimmigen Überblick die globale Thematik umriss: auf der einen Seite hungern 850 Millionen Menschen und die Nahrungskrise spitzt sich weltweit zu – und auf der andern Seite explodieren ganze Populationen vor Übergewicht in einem nie da gewesenen Überfluss an Luxus-Lebensmitteln. Übergewicht, sagt die Magistratin, ist heute das grösste Food-Problem. Der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen. Im Fokus stehen die Kinder und die Alten.
Ein besonderer Gast war Abt Martin Werlen vom Kloster Einsiedeln. Er zeigte auf, wie die über 1300 Jahre alte Benediktiner Regel den Tagesablauf der Mönche so bestimmt und strukturiert, dass diese bis ins hohe Alter fit und rank bleiben… mit seiner Schilderung des monastischen Gesundheitszustandes gab er das fulminanteste Plädoyer ab für eine strenge und konsequente staatliche Regulierung des Lifestyles, das ich seit langem gehört habe. Die Tagungsteilnehmer applaudierten begeistert. – Hannelore Daniel, Professorin für Human-Ernährung in München, legte in einem eindrücklichen Exposé die Rolle dar, welche die Ernährung für die Gesundheit der Menschen spielen kann. Während Millionen von Jahren wurde der Mensch in der Evolution geschult, eine nicht abreissende Folge von Hungersnöten zu überstehen… seine Genetik hat sich auf die Lösung dieses Problems eingestellt – und über Nacht wurden wir hineinkatapultiert in eine Welt des Überflusses an Nahrung, die wir gar nicht mehr benötigen würden. Wir wissen zwar viel über Lebensmittel, aber jeder Mensch reagiert individuell. Mit gut gemeinten Appellen ist nichts zu erreichen. Es braucht clevere Lösungen und Strtegien für Lifestyle-Veränderungen.
In sechs Workshops befassten sich die Teilnehmenden am Nachmittag mit Aspekten der Gesundheit, der Nahrungsmittel und der Gesellschaft. – Es war nicht verwunderlich, dass aus dem Plenum sehr rasch Fragen nach einer einfachen und verständlichen Deklaration der Nährwerte kamen… die „Ampel“ war allgegenwärtig, auch hier. – Am Dienstag geht es weiter und ich darf in einem der Workshops (zum Thema „Food Literacy“) den Agent provocateur machen… – Die informativen Beiträge werden ab Dienstag ins Internet gestellt.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
Es ist ja gut, dass das Thema auf der politischen Agenda bleibt bzw. immer wieder darauf kommt. Dass die Thurgauer SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher eine entsprechende Motion einreichen wolle, erfuhr ich letzte Woche, als ein Journalist der SonntagsZeitung bei der Adipositas-Stiftung nachfragte, was wir denn von einem Ampel-Konzept für die Nährwert-Deklaration halten würden. Meine grundsätzlich positive Position war ihm bekannt, er hatte einige meiner Blogs zum Thema gelesen. Ich legte mündlich noch etwas nach und machte mich stark für diese logische und vernünftige Art der Kennzeichnung, die nicht ein „Verbot“ bedeute, sondern einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Transparenz und Orientierungshilfe für den als mündig gepriesenen Konsumenten.
Umso grösser mein Erstaunen, als ich heute das Sonntagsblatt aufschlage: da wird der Ampel-Idee eine ganze Reihe von mehrheitlich kritischen und ablehnenden Argumenten gegenüber gestellt; kein Wort zu den positiven Erfahrungen in England und kein Wort zur Position der interessierten Kreise aus dem Gesundheitswesen. – Den ampelmässigen Vogel schiesst dann allerdings ein Redaktor – offenbar im Namen der Blatt-Leitung – ab, indem er in einem geharnischen Kommentar, wenig beleckt von fachlichem Wissen, die Ampel-Lösung als unsinnigen und mutwilligen Auswuchs eines „ungesunden Gesundheitwahns“ abtut und ihr überdies unterstellt, eine solche Lebensmitel-Deklaration würde die verhängnisvollen Esstörungen geradewegs provozieren, indem sie zur Schlankheits-Hysterie und zu einem stets geringeren „Idealgewicht“ beitrüge. Durch eine „Ampel-Deklaration“ würde das Lebensmittelregal im Supermarkt zur „Gefahrenzone“ erklärt und das Verhältnis des Individuums zu seiner Ernährung nachhaltig beeinträchtigt…
Die populistisch angehauchten Gegner einer klugen und wirkungsvollen Prävention gegen Übergewicht und Adipositas haben ein willfähriges Sprachrohr gefunden. Schade, eigentlich.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:16 |
Ich habe hier vor einiger Zeit darüber berichtet, dass die Gesundheitsbehörde in New York die Fast Food- und Take Away-Anbieter per Gesetz dazu verpflichtet hat, im Geschäft neben dem Preis auch die Kalorienzahl des entsprechenden Produktes anzuschreiben.
Das hat zuerst für heisse Köpfe gesorgt und einzelne Firmen und Ketten mussten per Strafbefehl dazu gebracht werden, dem Gesetz nachzuleben. (Im Vergleich dazu mutet es ja geradezu kümmerlich und provinziell an, wie sich hierzulande die Beizer sträuben, den aktuellen Report des Lebensmittelinspektorates auszuhängen, wie das in Zug freundlicherweise verlangt wird…) – Nachdem sich aber die Kalorien-Anschreiberei im Big Apple (und in einigen anderen Regionan der USA) einigermassen konsequent eingebürgert hatte, machte die Zeitschrift SELF eine Umfrage bei 100 New Yorkerinnen. Und das Resultat ist ebenso verblüffend wie überzeugend:
79% der Frauen sind zufrieden, dass die Kalorien angeschrieben sind
55% sagen, dass sie jetzt weniger bestellen, weil sie wissen, was drin ist
13% haben aufgehört, in bestimmten Läden einzukaufen
Auch wenn ein Lebensmittel ja nicht nur aus Kalorien besteht, so hat diese relaitv einfach um- und durchzusetzende Massnahme doch 68% der Befragten dazu gebracht, ihr Kauf- bzw. Essverhalten zu verändern. Das ist zunächst ein schöner Erfolg, auch wenn jetzt noch kontrolliert werden muss, wie es denn mit der Langzeit-Wirkung dieses Erfolges steht.
Während bei uns noch immer recht hilflos mit der Industrie um eine klare und verständliche Deklarationspflicht für verpackte Lebensmittel gerungen wird (Stichwort: Ampel), hat in New York eine verantwortungsbewusste Behörde rasch, konsequent und offenbar erfolgreich gehandelt. – Leute: Scheibe abschneiden!
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Von Heinrich von Grünigen um 14:25 |
Fast Food heisst eigentlich „Schnelles Essen“. Und unabhängig davon, woraus dieses Essen besteht, liegt der Pferdefuss bei der Schnelligkeit, mit der es verzehrt wird.
Ein Experiment mit der Uhr hat einen interessanten Tatbestand ans Licht gebracht. Man hat verschiedene Gruppen von Frauen angewiesen, „schneller“ oder „langsamer“ zu essen. Und die Evaluation ergab: die Schnellessenden hatten im Schnitt in 9 Minuten 646 Kalorien verdrückt; die Langsamessenden dagegen nahmen während 29 Minuten im Schnitt bloss 579 Kalorien zu sich. – Die Differenz von 67 Kalorien zwischen „schnell“ und „langsam“ mag nicht gewaltig erscheinen, aber die Regelmässigkeit der Nahrungsaufnahme hat es in sich: bei drei Mahlzeiten pro Tag ergibt dies eine Abweichung von 201 Kalorien, schon fast eine halbe Tafel Schokolade. Und hochgerechnet aufs Jahr macht der Unterschied sage und schreibe 73’365 Kalorien aus. Und diese Menge entspricht 10,5 Kilo Fett!
Nun lässt sich die Rechnung natürlich auch in die andere Richtung anstellen: wer pro Mahlzeit 20 Minuten länger isst, der verbringt täglich eine ganze Stunde mehr am Esstisch. Aufs Jahr macht das 365 Stunden; umgerechnet ergibt dies 15,2 ganze Tage, die so „verfressen“ werden; in Arbeitszeit umgemünzt wären es 45 Arbeitstage, oder ganze 9 Wochen am Arbeitsplatz… – Das erinnert ein wenig an jene Berechnungen, die sagen, dass man mit Joggen zwar seine Lebenszeit verlängern könne… allerdings nur um etwa so viel, wie das Joggen selber an Lebenszeit verbraucht. Sicher: Bewegung (wie auch eine vernünftige Essensweise) trägt bei zur allgemeinen Verbesserung des Gesundheitszustandes, man lebt also nicht nur länger, sondern auch besser. Und das könnte zumindest einen Versuch wert sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:56 |
Das mit dem Herz von Bundesrat Merz ist ja offenbar nochmals „gut gegangen“, wenn man den Medienmeldungen glauben darf. Aber es bleiben viele Fragen offen. Denn BR Merz galt ja allgemein als gesunder Mensch, der gerne wanderte, sich seiner Fitness rühmte, wohl nicht „ungesund“ lebte (abgesehen vom bundesrätlichen Stress, auch wenn er kaum einen gestressten Eindruck gemacht hat). Dass ausgerechnet bei ihm das Herz aussetzte, das hat manchen verunsichert, der sich als eigentlichen Risikopatienten wusste.
Dass Übergewicht und Herzinfarkt miteinander verhängt sind, das ist hinlänglich bekannt. Nun hat eine breitest angelegte Studie in Amerika diesen Zusammenhang noch weiter illustriert. Übergewicht – so lautet die Schlussfolgerung – ist als Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weit gefährlicher als Rauchen! – Insgesamt wurden landesweit 111’000 Herz-Patienten nach ihrer Gewichts-Kategorie erfasst. Dbei zeigte sich, dass bei Adipösen ein Infarkt in der Regel 12 Jahre früher eintrat als bei Normalgewichtigen. Die schwersten Patienten hatten ihren Infarkt im Durchschnitt mit 59 Jahren und wogen im Schnitt 140 Kilo, während bei der leichtesten Gruppe (rund 51 Kilo) der Infarkt erst mit 75 Jahren eintrat. Der Anteil der Raucher war in allen Gewichtsklassen gleich gross; die Dicken hatten aber dreimal mehr Diabetes als die Dünnen.
So weit die Statistik. Aber auch hier gibt es individuelle Befunde: ich selber hatte trotz meines Gewichts von 140 Kilo „meinen“ Infarkt erst mit 66… Bundesrat Merz ist jetzt im gleichen Alter, aber galt als gesund und schlank. – Auch wenn die Studie eine signifikante Übereinstimmung zeigt, so lässt sie doch Spielraum für Ausnahmen. Nicht jeder Dünne bleibt verschont und nicht jeder Dicke „muss“ betroffen sein. Es gibt ihn trotz allem, den lebenslustigen und insgesamt munter-gesunden Dickwanst… sein Risiko mag erhöht sein, aber wenn er Glück hat, kommt er ungeschoren davon. Nun ist das Glück ein flüchtig Ding, auf das man sich nur schlecht verlassen kann. – Nutzen wir den Merz’schen Herz-Hype, um das Bewusstsein zu schärfen und das Risiko zu mindern. Vielleicht lohnt es sich ja doch?
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Von Heinrich von Grünigen um 17:12 |
Kochen kinderleicht gemacht. Dass die englischen Kids zum Teil nicht (mehr) in der Lage sind, Gemüse und Früchte zu erkennen, ist ein bedenklicher Tatbestand, der die Öffentlichkeit aufgerüttelt hat. Nun wird gehandelt. Die Regierung hat ein Kochbuch herausgebracht mit 32 Rezepten von „Richtigen Mahlzeiten“, und dieses Buch wird gratis an alle 11-Jährigen in England abgegeben.
Wer sich dafür interessiert, kann es auch im Internet herunterladen, wenn er/sie älter als 11 ist. – Das scheint ein sehr pragmatischer und kreativer Ansatz zu sein. Die Regierung begründet ihren Schritt:
Für junge Leute ist es lebensnotwendig, dass sie selber kochen können, um das Übergewicht zu bekämpfen. Wenn sie diese elementaren Rezepte kennen, werden sie sie ein Leben lang nicht mehr verlernen.
Gut, jetzt wollen wir hier nicht über die kulinarischen Grundwerte räsonnieren, welche das Inselvolk auszeichnen bzw. das Image, das der britischen Küche generell anhaftet… Die hier vermittelten Rezepte jedenfalls wurden durch das Publikum evaluiert, sie sind einfach, Sprache und Illustrationen sind direkt und kindgerecht, die Zubereitung vermittelt auf spielerische Weise den Umgang mit Lebensmitteln, den die Kids sonst nicht mehr mitbekommen, wie etwa dieses Chili Con Carne-Rezept zeigt. – Damit wird der postrevolutionäre Slogan „Kinder an die Macht!“ zum prä-präventiven Kampfruf „Kinder in die Küche!“ Das englische Beispiel könnte im wahrsten Sinn des Wortes Schule machen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:35 |
TV-Debatte zur Abstimmung über ein Rauchverbot in Restaurants. Gegner und Befürworter schonen sich nicht und die Wogen gehen hoch. Peter Spuhler vertritt als Präsident der „IG Freiheit“ die Gegner und beschwört im Namen des gesunden Menschenverstandes eine Weltuntergangskulisse herauf: es müsse nun der grassierenden Verbieterei endlich Einhalt geboten werden, denn nach dem Rauchen komme das Essen dran…
Da wird also wieder auf Hysterie gemacht und werden Popanze aufgebaut, von denen nie und nirgends die Rede war. Wenn klare Regelungen für eine verständliche und eindeutige Nährwert-Deklaration verlangt werden, wenn Kinder und Jugendliche vor dem Einfluss einer faktenverfälschenden TV-Werbung bewahrt werden sollen, dann hat das nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, dass das Essen verboten werden sollte.
Warum nur benutzt ein vernunftbegabter Mensch wie Peter Spuhler ein dermassen verlogenes Argumentarium? Schämt er sich mit seinem politischen Sachverstand nicht dafür, dass er sich damit zum plumpen Lobbyisten für menschenverachtenden Eingennutz macht? Dass er den Profit einzelner Gruppen über das Allgemeinwohl und die Gesundheit der Mehrheit stellt? – Wenn ich dem verbalen Schlagabtausch hinter dem Bildschirm zuhöre, dann schwant mir wenig Gutes, wenn ich an bevorstehende und dringend notwendige Debatten denke, die geführt werden müssen, um dem mündigen Konsumenten seine Entscheidungsfreiheit zu geben. – Rauch vernebelt. Vielleicht ist das der Hintergedanke.
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