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Von Heinrich von Grünigen um 15:45 |
Ein Enfant Terrible unter den Ernährungsgurus hat unlängst die provokative These formuliert, dass Salate eine völlig wertlose Nahrung seien, da sie keinerlei Nährwert enthielten, allenfalls so viel Zellstoff wie eine Papierserviette, mit einem Glas Wasser eingenommen.
Gut, man kann da entgegenhalten, dass ein interessanter Mix mit Mais und Karrotten, Tomaten, Feta-Stückchen, verschiedenen Sprossen, etwas Rucola, Eisbergsalat, etc… durchaus einen Gaumenreiz bedeuten würde, wenn noch verbunden mit einem leckeren Balsamico, kaltgepresstem Olivenöl, oder gar einer Knoblauch-Sauce, ein bekömmlicher Auftakt zu einer Mahlzeit sei, der sich aus einer Papierserviette so kaum zubereiten liesse.
Aber nun wird eine Studie aus England bekannt, die dem fixfertig abgepackten und gewaschenen Salat ein wahres Gesundheits-Risiko-Potenzial bescheinigt. Eine Anzahl von Lebensmittel-Vergiftungen seien eindeutig auf solche Salate zurückzuführen, und wenn man bedenke, unter welchen hygienischen Bedingungen oft solche Salate im Ausland (wenn sie aus Spanien eingeflogen werden) produziert würden, dann sei es auf jeden Fall ratsam, auch den schon gewaschenen Salat nochmals einer Wäsche zu unterziehen, obwohl diese ja eigentlich den Bakterien, wenn sie sich schon auf den Blättern niedergelassen hätten, nichts mehr anzuhaben vermöge…
Verunreinigungen des Salates kämen aus der Umwelt… – Und es wäre besser, das Grünzeug direkt beim Bauern oder auf dem Frischmarkt zu kaufen, so lautet die Empfehlung. – Es stimmt: die bäuerlich-direkte Herkunft des Nüssli-Salates (zu deutsch: Feldsalat) eröffnet sich mir beim Essen durch das Knirschen von Sand unter den Zähnen… und dieses Knirschen weckt bei mir atavistische Vorstellungen vom natürlichen Leben, als wir noch Felle trugen und in Höhlen lebten, als wir unsere Grünspeise direkt aus der Erde zupften und noch „natürlich“ lebten, mit intakten Immunsystemen ausgerüstet, ohne Kunstdünger und Treibhaus, hors-sol und künstliche Beleuchtung… Man muss nicht einmal so weit zurück in der Erinnerung. Es genügt die Erfahrung, die man als Bauernbub gemacht hat, beim Znüni auf der Scholle, mit erdverkrusteten Fingern, das Stück Brot und der Schnifel Käse in der Hand… Es sind wohl nicht die Verunreinigungen, die uns in Gefahr bringen, es ist unser Abwehrsystem, das in steriler Umgebung völlig erschlafft ist, und das auch durch die werbewirksam angepriesenen Milchdrinklein nur behelfsmässig aus der Reserve gelockt werden kann.
Auf meine tägliche Salat-Portion, wenn sie knackig und frisch ist, lasse ich nichts kommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:29 |
Der Professor, den man für den Chefideologen einer volkstümlichen Partei hält, hat heute im Zürcher Lokal-TV-Sonntags-Talk, wo er ab und zu seine Zähne zeigen darf, einen bemerkenswerten Satz ausgesprochen. Es ging um die Debatte im Parlament zum Nichtrauchen in Gaststätten und als echter Liberaler beklagte er die zunehmende Regulierungswut des Staates, gipfelnd in der Aussage, bald würde man den Wirten auch noch vorschreiben, wie viele Kalorien ihre Menüs enthalten dürften.
Gute Idee, herr Professor, das könnte man prüfen… – Man käme aber wohl bald zur Erkenntnis, dass der Vergleich mit der Raucher-Problematik nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern total daneben ist. Es wäre super und wünschenswert, wenn jedes Lokal auf seiner Karte eine oder mehrere Speisen im Angebot hätte, die fett- und kalorienreduziert zubereitet sind und bei denen der Energiewert pro Portion angegeben ist. Der Konsument bleibt frei, ob er von diesem Angebot Gebrauch machen will oder nicht, es besteht kein Zwang und keine Bevormundung. Aber es herrscht Transparenz.
Daran allerdings ist die Partei, für die der Herr Professor ins Feld zieht, wenig interessiert, das zeigt auch der Abstimmungskampf, den sie zurzeit gegen die Schulharmonisierung führt: da geht es weder um Fakten noch um Inhalte, sondern um Behauptungen und um das Schüren von Ängsten. Angst vor Kalorien?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Eigentlich bin ich dagegen, dass man „Fast Food“ (womit bei jedem Vortrag in der Regel vor allem Hamburger und Pommes bei McDonald’s gemeint sind, aber das ist der Preis dafür, dass man Marktführer und am bekanntesten ist) generell verteufelt, wenn es ums Übergewicht geht. Es ist, sagt die Stimme der Vernunft, ja immer eine Frage des Masses. Wer nicht zu viel davon nimmt, der nimmt davon auch nicht zu.
Nun bringt aber eine breit angelegte Untersuchung aus dem asiatischen Raum eine neue Dimension in die alte Fast-Food-Debatte, wobei der Begriff konsequent erweitert wird auf Junk-Food. Gemeint sind damit „ungesunde“ Nahrungsmittel mit hoher Kaloriendichte, geringem Nähr- und Sättigungswert, viel Zucker, viel Fett und viel Salz. – Die Untersuchung wurde in Staaten in Südost-Asien durchgeführt, in Fidschi, Hong Kong, Indien, Indonesien, Malaysia, Nepal, Philippinen und in Thailand. Dort wurde ein explosionsartiger Anstieg von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen festgestellt. Gleichzeitig wurde erfasst, mit welchen Methoden sich Nahrungshersteller, die Junk-Food produzieren, an ihre jugendliche Kundschaft wenden, welche Marketing-Methoden zum Einsatz kommen, von TV-Werbung über interaktive Medien, Bonus- und Belohnungs-Systeme, Identifikation mit Stars, Sportgrössen und Comic-Figuren, um die Produkte bei den Kids bekannt und beliebt zu machen.
Untersucht wurden vor allem die Marken Coca-Cola, Kellogg’s, Kentucky Fried Chicken, McDonald’s, Nestlé und PepsiCola. – Die Erkenntnisse führten dazu, dass die internationale Adipositas-Task-Force zusammen mit der internationalen Konsumenten-Organisation neue Richtlinien formulierte für freiwillige Massnahmen der Nahrungsindustrie. Diese sind präziser und einschneidender als das, was bisher z.B. für Europa angedacht wurde:
– ein Verbot von TV-Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel zwischen 06 und 21 Uhr
– kein Marketing in „neuen Medien“ (Websites, Chats, Networks und Text-Messengers)
– keine Werbung für ungesundes Essen in Schulen
– keine Gratis-Beigaben wie Spielzeug oder Sammelgegenständen für Kinder
– keine Verwendung von Stars oder Comic-Figuren und keine Wettbewerbe
Indrani Thuraisingham von der Konsumenten-Organisation im Asiatischen Raum kommt zum Schluss:
“Der Junk Food Trap-Bericht zeigt, dass die grossen internationalen Firmen mit ihrem Marketing alle Bestrebungen unterlaufen, Übergewicht und Adipositas bei Kindern in den Griff zu bekommen. Sie können das nur, weil es hier keine entsprechenden gesetzlichen Reglungen gibt. Es ist Zeit, dass sie an ihre besondere Verantwortung erinnert werden, die sie in Entwicklungsländern haben. Deshalb appellieren wir an die Regierungen im Asiatischen Raum, die neuen Richtlinien konsequent umzusetzen.“
Dieser Appell könnte genau so gut auch für uns hier gelten.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:17 |
Man sieht sie zurzeit fast täglich auf irgend einem deutschen Bildschirm. Heute Abend war sie sogar synchron auf Sat.1 und auf RTL zu sehen, und sie ist wirklich eine Wucht: Cindy aus Marzahn. Sie ist Stand-up-Comedian und als Erscheinung unverwechselbar in ihrem pinkfarbenen Pulli und den violetten Plüschhosen, mit ihrer verstrubbelten Zapfenlöckchenblondfrisur und dem mit unverschämter Selbstverständlichkeit zur Schau getragenen Übergewicht.
Sie ist auf eine unschuldig direkte Art ordinär, ein Kind aus dem Volk, in dem sich offenbar viele wieder erkennen. Das Publikum bei der Live-Aufzeichnung kann sich kaum halten vor Lachen, die Frauen quietschen und schlagen sich die Hände vors Gesicht, die Männer applaudieren, die Pointen jagen sich sich Schlag auf Schlag. Cindy sagt Dinge, die andere kaum zu denken wagen, direkt, unverblümt, frech und auf eine absolut erfrischende Weise offen.
Mit ihrem „unmöglichen“ Outfit und ihrer unverstellten Erscheinung ist sie eine prachtvolle Botschafterin für Selbstbewusstsein, auch wenn man nicht irgendwelchen Idealvorstellungen entspricht, wie sie für Frauen in den Medien noch immer üblich sind. Für Männer gilt das ja nicht, die können als Performer potthässlich sein, dort zähle, sagt man, die Persönlichkeit. Dass Cindy hier ein respektables Gegengewicht setzt, verlangt Respekt und macht richtig Mut.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:50 |
Das ist kein französisches Wort, sonst würde man es mit ou schreiben. Es ist eine leicht eingängliche Abkürzung und steht für fit in luzern. Das ist das Ernährungs- und Bewegungsprogramm, das heute vom Luzerner Gesundheitsdirektor lanciert wurde, als Teil der landesweiten Kampagne, die von Gesundheitsförderung Schweiz ausgelöst worden ist.
Im Focus sind auch hier die Kinder und Jugendlichen und es war eine motivierende Kick-Off-Veranstaltung, geleitet von der Kantonsärztin, flankiert von einer Reihe von Expertinnen und Experten. Auch ich wurde zur Teilnahme an einem Panel eingeladen, und es ist spannend zu erleben, wie die Gedanken und Konzeptideen, die wir über die letzten Jahre in zahlreichen Gremien mit entwickeln konnten, sich nun langsam konkretisieren, zu greifen beginnen, wie das Räderwerk einer gigantischen Maschine. Und auch wenn es nur einige wenige Zacken an kleinen Rädchen sind, die hier ineinander greifen, so ist es eindrücklich zu sehen, wie das ganze Konzept sachte ruckelnd in Bewegung kommt.
Der Gute Wille ist auf allen Stufen da. Wie erfolgreich die geplanten Massnahmen und Aktivitäten dann in der Praxis greifen, wird man sehen müssen. Das Gute ist jedenfalls, dass alle Beteiligten am gleichen Strick ziehen – und erst noch in die gleiche Richtung.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:42 |
Was wäre, wenn die Drogendealer neben dem Schulhaus allen vorbeigehenden Kids ein Gratismüsterchen von ihrem Gras, Speed oder Ecstasy in die Hand drücken würden? Rasch wäre die Polizei ausgerückt und hätte die Jugendverderber dingfest gemacht.
Ich war heute in Bern um eine Informationstagung vom nächsten Jahr vorzubereiten. Es geht unter anderem um die Frage, weshalb in den letzten Jahrzehnten trotz aller „klassischen“ Bemühungen der Ernährungsberatung, der Aufklärung, der medizinischen Betreuung das Übergewichtsproblem stetig zugenommen hat… Was lief falsch? Wo liegen die Probleme?
Makaber genug ist in diesem Zusammenhang, was sich im Berner Bahnhof abspielte: ein grosser Molkereikonzern hatte im Durchgang unter den Geleisen offene Kühltruhen aufgestellt, randvoll mit Glace-Cornets in allen Aromen… und fröhliche Leute teilten sie grosszügig und gratis an die vorbeigehenden Pendler aus, ein Gedränge herrschte, die Jungen balgten sich, Mädchen machten sich quiekend und kichernd davon mit vollgestopften Taschen und Säcken…
Und vorne, beim Meeting-Point, hatte eine Gebäck-Firma, die man eigentlich „gernli“ haben sollte, einen hallenfüllenden Selbstbedienungsstand aufgeschlagen, bei dem man die bekannten und beliebten Konfekt-Packungen aller Art im Multipack zu einem Schnäppchenpreis erstehen konnte… die Passanten rissen sich die Schachteln fast aus den Händen und räumten die Tablare im Nu leer.
Bin ich jetzt plötzlich zum miesepetrigen Griesgram mutiert, der den Jungen keine Freude mehr gönnen mag? Oder bin ich nur frustriert, weil ich mich nicht selber ins Getümmel gestürzt und Cornets abgestaubt habe? – Dumm gelaufen, dass beides so direkt zusammenkam: hier das Nachdenken über Lösungen, wie der Adipositas-Epidemie langfristig wirkungsvoll entgegengetreten werden könnte – und da eine wohlfeile Marketings-Kampagne, die dickmachende Nahrungsmittel unters Volk wirft. Sisyphus lässt grüssen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:41 |
Wie schwierig es ist, einen Teller mit Nahrung „schön“ zu fotografieren, weiss jeder, der es schon einmal versucht hat. Nicht umsonst gibt es in professionellen Food-Studios jede Menge von Tricks und Kniffen, wie man Lebensmittel optisch auffrischen kann, so dass sie farbecht und appetitlich erscheinen. Das spielt bei Kochbüchern eine Rolle und das ist nicht weniger wichtig beim Verkauf von fertig zubereiteten Nahrungsmitteln. Denn das Auge trifft die Auswahl, beim Anblick eines leckeren Bissens läuft uns das Wasser im Mund zusammen und die Hand legt die Packung rasch in den Einkaufswagen…
Um die Propaganda mit der Wirklichkeit zu konfrontieren, hat sich Samuel Müller die Mühe genommen und 100 Fertigprodukte aus dem Laden dreimal fotografiert: zuerst die Packung, so wie sei im Regal liegt; dann das darin enthaltene Menü in vergrösserter Darstellung von der Packung; und schliesslich das gleiche Menü, so wie es wirklich aussieht, wenn es vorschriftsgemäss gekocht und zubereitet ist.
Man kann die Übersicht der 100 Produkte anklicken, dann sich ein einzelnes Produkt auswählen, etwa den Linsen-Eintopf heisse Tasse, oder jedes beliebige andere Produkt, das man durch „vorheriges“ oder „nächstes“ anblättern kann. – Es ging dem Autor nicht darum, einzelne Speisen schlecht zu machen… aber seine vergleichende Studie kann dazu beitragen, unsere Wahrnehmung zu schärfen, uns kritisch zu stimmen, damit wir weniger leicht den optischen Signalen verfallen und am Ende enttäuscht sind, wenn der Inhalt nicht dem entspricht, was wir uns aufgrund der Abbildung versprochen haben… vom Geschmack ist dabei noch gar nicht die Rede.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:03 |
Ich habe den halben freien Knabenschiessen-Tag genutzt für eine Reise in die Vergangenheit. In ein Stück meiner eigenen beruflichen Vergangenheit, betrachtet durch eine fremde Lupe… – Vor Kurzem kam im Rotpunkt-Verlag ein autobiografisches Erinnerungsbuch heraus: Erinnerungen an den Journalismus von Otmar Hersche. Hersche war beim Radio während vielen Jahren mein Weggefährte in wechselnden Funktionen. Unter ihm hatte ich meine radiofonischen Lehrjahre gemacht, später kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Zuletzt war er selber zehn Jahre lang unter meiner Verantwortung als Programmgestalter tätig, nachdem eine beispiellose Karriere ihn durch verschiedene Medien und Redaktionen bis zum deutschweizer Direktor für Radio und Fernsehen und ins Vorzimmer der SRG-Generaldirektion geführt hatte.
Das Buch ist lesenswert für alle, die sich für Journalismus und Medien interessieren, denn es zeigt historische Zusammenhänge auf und reflektiert Entwicklungen, die wir als Beteiligte und Betroffene in unserem Alltag gar nicht immer als solche wahrgenommen hatten. Viele der geschilderten Vorgänge hatte ich zwar selber „erlebt“ und bei der Lektüre stellten sich meine persönlichen, individuell gefärbten Erinnerungen ein, parallel zum Hersche-Text… aber es war eine leicht andere, persönliche Sicht der Dinge, wie sich im Rückblick zeigt.
Es waren bewegte und bewegende Jahre, in denen wir dazu beitragen duften, die Veränderungen in der Schweizer Medienlandschaft zu gestalten. Manches von dem, was für mich in meiner Arbeit wichtig war, wird von Hersche nur am Rande und pauschal gestreift; in einigen Punkten habe und hatte ich eine andere Auffassung als er, auch wenn wir das nie abschliessend ausdiskutieren konnten. – Es ist, wie wenn man in einem Fotoalbum blättert. Das meiste ist vertraut und bekannt… zu vielen Gesichtern weiss man die Namen nicht mehr, aber bei zahlreichen Fotos weiss man noch genau, wo und wie sie entstanden sind und welche Geschichten sich dahinter erschliessen liessen.
Und zwischen den Zeilen offenbart sich Hersche in allem als souveräner Geist, als ein gemütvoller Mensch, auf Harmonie angelegt, mit dem bauernschlauen Schalk im Nacken, der wohl mit seiner appenzellischen Herkunft zu begründen ist, bei einer tiefen, kulturellen und sozialen Herzensbildung, wie sie eine erzkatholische Erziehung mit allem Drum und Dran letztlich in sein Wesen eingegraben hat. – Wer mehr über das spannende Buch erfahren will, hat aktuell eine Möglichkeit dazu: am 17. September 2008 kommt Otmar Hersche in der DRS 2-Rubrik „Reflexe“ selber zu Wort.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Geld allein mache nicht glücklich, sagt man denen, die es nicht haben, so quasi als Trost… Und doch könnte Geld manches bewirken, wenn man es richtig ausgibt. Der Kampf gegen Übergewicht braucht Geld, öffentliche Mittel, denn hier geht es um Information, Aufklärung, konkrete Aktionen, Anpassung der Lehrpläne, Umbau der Schulwege und vieles mehr, ganz abgesehen von wirksamen Therapien für Betroffene.
In Schottland haben die Behörden reagiert und Gelder locker gemacht: eine erste Tranche von 2,5 Millionen Pfund wurde freigegeben, um Übergewicht bei Kindern zu bekämpfen. Die Mittel sind Bestandteil eines Budgets von 19 Millionen Pfund, die beschlossen wurden, um das landesweite Programm für gesünderes Essen und mehr körperliche Aktivität umzusetzen.
Die Ärztevereinigung in Schottland ist unzufrieden: der Plan der Regierung sei zu wenig konkret, es sei nun höchste Zeit für entschlossenes Handeln… (was genau die Ärzte tun würden, das geht aus der Meldung allerdings auch nicht hervor). – Die Nachricht zeigt aber, dass die Problemstellung weltweit die gleiche ist. Konsequentes Handeln ist gefragt. Es braucht Geld. Bei uns weiss man das auch… und trotzdem harzt es noch mit der Umsetzung. Das Thema wird uns noch eine Weile begleiten, wenn die sprichwörtlich sparsamen Schotten ihr Geld längst in die Hand genommen haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:33 |
Eine kleine Geschichte und eine aufschlussreiche Reaktion: irgendwo in USA hat der Fast Food-Anbieter McDonald’s eine Promo-Aktion lanciert, indem er verbilligte Benzingutscheine für die nächste Tankstelle abgab, wenn man ein komplettes BigMac-Menü mit Fries, einem Drink und einer Apfeltasche kaufte.
Dieses Angebot löste sogleich geharnischte Reaktionen aus bei der Obesity Action Coalition, einer Organisation, die sich dem Lobbying in Sachen Adipositas-Prävention verschrieben hat. Mit klaren Worten wurde McDonald’s gegeisselt und angeprangert als Verführer der Jugend, weil die Benzingutscheine nur für die dickmachenden Hamburger-Menüs abgegeben würden und nicht auch beim Kauf der gesunden Salat-Angebote…
Die gutgemeinte Attacke erwies sich allerdings umgehend als Schuss in den Ofen, denn – wie die Leser-Reaktionen und Kommentare auf eine entsprechende Veröffentlichung im US-Forum STUFF zeigten – das Verständnis für den besorgten Vorstoss der Adipositas-Leute ist bei der Bevölkerung nicht (mehr?) vorhanden: unisono wird in den Feedbacks auf die Eigenverantwortung der McDonald’s-Kunden hingewiesen, dass niemand gezwungen sei, dort einzukaufen, dass einmal pro Woche beim Auftanken ja wohl nicht dick machen könne… und überhaupt, dass Schluss sein müsse mit der Bevormundung in Sachen ungesundem Essen… – Wir wissen nicht, wie die Reaktionen ausgefallen wären, wenn die Geschichte in einem adipositas-spezifischen Umfeld zu lesen gewesen wäre. Aber das „Volk“ ist kritisch geworden gegenüber Kritik.
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