3/9  Ersatzdroge?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:01

Damals war ich rank und schlank, vor vierzig Jahren. Und ich rauchte wie die Bürstenbinder. Dann kamen diese Schmerzen auf der Lunge und ich beschloss, mit dem Rauchen aufzuhören, von einem Tag auf den andern, geschworen und gehalten. Innerhalb von wenigen Monaten habe ich damals 30 Kilo zugenommen, es war der Anfang meiner Adipositas-Karriere, man wusste es nicht besser, damals.

Heute lese ich, dass das bei Frauen andersherum geht. Junge Mädchen, die noch nie geraucht haben, beginnen damit, sobald sie auf Diät sind. Das hat eine Studie der Universität Florida ergeben. An die 8’000 junge Menschen wurden befragt nach ihren Essens- udn Rauchgewohnheiten und es zeigte sich, dass junge Frauen, die zur Gewichtsreduktion mit einer Diät anfangen, doppelt so häufig gleichzeitig auch mit Rauchen beginnen.

Bei Männern verhält es sich nicht so. Warum dies so ist, darüber sagt die Studie nichts, da spekulieren die Forscher. Vielleicht hilft das Rauchen, den Appetit zu unterdrücken. Aber es könnte auch sein, dass jede Hunger-Diät automatisch Gelüste weckt, die durch Rauchen kompensiert werden können, ohne dass dies dick macht.

Das hiesse nun aber, sagen die Forscher, nicht, dass jedes Mädchen, das eine Diät beginnt, automatisch auch mit Rauchen anfängt. Und wenn diese Diät keinen extremen Entzug mit sich bringt, sondern eine natürliche, ballaststofreiche und ausgewogene, fett- und kalorienbewusste Ernährung gewährleistet, dann sind die Chancen gut, dass der betreffende junge Mensch sich und seiner Gesundheit einen Dienst erwiesen hat, ganz ohne Ersatzdrogen.




2/9  Powernapping

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:49

Um ein ausgeglichenes Körpergewicht zu erlangen, melden die Experten, brauche es nicht nur eine bewusste Ernährung und ausreichend Bewegung, ebenso wichtig seien dabei die Vermeidung von Stress und: genügend Schlaf. Nun berichtet heute die SonntagsZeitung über die segensreiche Wirkung des Mittagsschläfchens, das dabei ist, auch bei uns die Betriebe zu erobern, indem zunehmend Liegeräume eingerichtet würden, in denen die Mitarbeitenden über Mittag kurz Erholung und Entspannung schöpfen könnten.

Allerdings: kurz muss es sein, das Nickerchen, höchstens 30 Minuten darf es dauern, sonst verfällt der ruhebedürftige Mensch in eine Tiefschlaf-Phase, aus der er nur arg zermantscht wieder aufzutauchen vermag. Die Steigerung der Effektivität nach einem solchen Kurzschlaf sei enorm, wird berichtet, und wenn die Auswirkungen auf die Stress-Belastung auch noch positiv sind, dann müsste man die Mittagsruhe direkt als therapeutische Massnahme gegen Übergewicht vorschreiben.

Ich hatte vor Jahren einen Mitarbeiter im Radio, der sich jeweils über Mittag in seinem Büro einfach unters Pult auf den Boden legte. Er war ein schmaler, dürrer Mensch und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Dass er dereinst zum Trendsetter werden könnte, hätten wir ihm nicht zufgetraut. Von seinem Naturell her hatte er wohl nicht das Zeug, übergewichtig zu werden, so dass sein Verhalten keine Rückschlüsse auf die Gewichtskontrolle zulassen dürfte… – Powernapping nennt sich der regenerierende Kurzschlaf in der Fachsprache., Kraft durch Schlafen. Und sollten Sie in ihrem Büro jemanden haben, der ab und zu verdächtig ruhig hinter seinem Bildschirm sitzt, eventuell mit Kopfhörern an den Ohren, leicht nach hinten oder vornüber geneigt, so denken Sie nicht das naheliegend Schlechte von ihm – vielleicht tankt er nur die Kraft und die Energie für seinen nächsten Aktivitäts-Schub.




1/9  Postleitzahl statt BMI?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:54

Kann das ernst gemeint sein? Zwar weiss man inzwischen, dass der sogenannte BMI (Body Mass Index) keine zuverlässige Masseinheit für Übergewicht ist, da er zwar die Körpergrösse und das Gewicht berücksichtigt, aber nichts aussagt über die innere Zusammensetzung des Körpers: wieviel Muskelmasse, wieviel Fett, wieviel Wasser… und ein durchtrainierter Bodybuilder kann dank seiner Muskelpakete einen relativ hohen BMI haben, ohne bezüglich Adipositas-Folgekrankheiten gefährdet zu sein. Der Bauchumfang, am richtigen Ort gemessen, sei bezüglich Gesundheitszustand aussagekräftiger.

Aber die Sache mit den Postleitzahlen stimmt indirekt eben doch. Aktuelle Erhebungen in Amerika haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der Höhe des Anteils der adipösen Menschen an der Gesamtbevölkerung und dem sozialen Status der Wohngegend, ja soger des Bundeslandes. – An „guten Adressen“, in teuren Häusern wohnen in der Regel deutlich weniger dicke Menschen als in den Armenvierteln.

Während der Tend zu mehr übergewichtigen und adipösen Menschen ungebrochen anhält, zeigt sich immer deutlicher auch die Schicht-Problematik. Bereits gibt es US-Staaten, in denen mehr als 30% der Bevölkerung adipös sind (BMI über 30! – bei uns sind dies ca. 7%). Aber noch immer werde die Problematik politisch zu wenig ernst genommen, klagen die Experten, würde die Verantwortung dem Einzelnen überbürdet, der gleichzeitig hilf- und ratlos in einer Umwelt leben muss, wo „gesunde“ Nahrung immer teurer wird, wo die Bewegungsfreiheit zunehmend eingeschränkt ist und wo der gesellschaftliche Stress am Arbeitsplatz und in der Familie stetig zunimmt…

Dieser Befund gilt tendenziell nicht nur für Amerika, er ist dort nur wesentlich ausgeprägter als bei uns, wo die Chancen noch besser wären, wirkungsvolle Gegenmassnahmen einzuleiten, ehe es zu spät ist.




31/8  Ein Interview

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Besuch einer Journalistin, die mit mir einige Sachfragen zum Thema Übergewicht und Adipositas klären will. Sie hat sich vorbereitet und die Fragen auf ihren Block notiert. Als wir beginnen, merke ich, dass mir bald die Zunge durchgeht. Es gibt so viele Themen, die mir wichtig sind, die ich ansprechen will, einflechte in einer seitlichen Arabeske, da und dort einen Exkurs mache eine historische Reminiszenz bringe und noch eine Studie anspreche… Und ohne dass es mir bewusst wird ist mehr als eine Stunde vergangen und ich realisiere erst jetzt, wie gnadenlos ich die Kollegin zugetextet habe, während sie unverdrossen Notizen machte.

Mit etwas schlechtem Gewissen habe ich mich verabschiedet, aber als sechs Stunden später per E-Mail die schriftliche Fassung zum Gegenlesen kam, da staunte ich nicht schlecht, wie kompakt und auf das Wesentliche verdichtet meine Erklärungen zusammengefasst waren. Ich hatte keine Mühe, meine Aussagen wieder zu erkennen, auch wenn die eine oder andere Formulierung noch etwas präziser auf den Punkt gebracht und zugeschliffen werden konnte, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden. Ich mache mich mit einem guten Gefühl an diese Arbeit und bin froh, dass sich so eine weitere Gelegenheit ergibt, elementare Informationen zum besseren Verständnis der Problematik zu vermitteln. Nicht alle komplizierten Sachverhalte lassen sich plakativ und einfach darstellen. Es braucht Zeit und Geduld und die Aufmeksamkeit und das Interesse aller, die an diesem Kommunikationsprozess beteiligt sind.




30/8  Verweigerung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:11

Als Nationarätin Ruth Humbel-Näf vor einiger Zeit den Vorschlag in Umlauf brachte, Patienten mit höherem Risiko, die nichts dagegen unternehmen – wie Übergewichtige – könnten ev. mit einem höheren Selbstbehalt belegt werden, da haben wir uns wacker empört und auf die Solidarität der Versicherten untereinander gepocht.

Aber der Humbel’sche Versuchsballon mutet wie sanfter Schalmeienklang an, wenn man ihn mit neuen Trends in der Krankenversicherung vergleicht. Wir wissen aus früheren Umfragen, dass viele Kassen schon vor Jahren damit begonnen haben, Patienten mit höheren BMI genauer unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls von einer Zusatzversicherung auszuschliessen. Weshalb wir von Zeit zu Zeit allen übergewichtigen KassenpatientInnen empfehlen, bei einem Kassenwechsel NUR die Grundversicherung zu künden und neu abzuschliessen, da sie mit Sicherheit keine neuen Zusatzleistungen bekommen werden.

Nun hört man aber von einer ganz neuen Praxis, die von einzelnen Kassen angewendet wird: die Zusatzversicherung wird abgeschlossen, die Prämie wird kassiert… aber still und heimlich wurde ein Passus eingeführt, der alle Krankheiten von der Versicherung ausschliesst, die durch Übergewicht verursacht sind oder die zu Übergewicht führen können. Und wenn man diese pauschale und diffuse Aussage entsprechend interpretiert, gibt es ausser Migräne und Aids kaum noch irgendeine Krankheit, bei der die Kassenwarte nicht den Vorbehalt geltend machen könnten. – Sie kassieren, aber brauchen nicht zu leisten. Abzocke in Reinkultur. Da hilft es nichts, wenn der Gesundheitsminister von stabilen Prämien spricht… und dafür heimlich die Leistungen heruntergeschraubt werden.

Von den rund drei Milliarden Franken Gesundheitskosten, die durch die Adipositas und ihre Folgekrankheiten verursacht werden, fällt lediglich ein einziges Prozent auf die direkte Therapie des Übergewichts. Die andern 99 Prozent werden für die zum Teil lebenslängliche Behandlung der Krankheiten aufgewendet, die durch das Übergewicht ausgelöst werden. Eine wirkungsvolle Prävention und Behandlung könnte hier zu massiven Einsparungen auf lange Sicht führen. Aber die Kassen-Oekonomen haben den Jahresabschluss und die Kurzzeit-Rendite im Auge. Was braucht es, bis ein Umdenken stattfindet?




29/8  Duft-Attacke

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:21

Ältere Bewohner Berns haben den Duft noch in der Nase, den Bernhard Stirnemann in seiner Ballade vom Käthi, das „bim Tobler z’Bärn“ arbeitet, so unnachahmlich besungen hat. Die Wirkungen olfaktorischer Umweltreize auf unser Wohlbefinden und vor allem auf unseren Appetit sind bekannt und zur Genüge erforscht.

Nun hört bzw. liest man aber, dass der Fastfood-Fabrikant KFC (Kentucky Fried Chicken) mit einer speziellen Marketing-Offensive auf die Wirkung des Duftes gesetzt hat. Die Lancierung einer neuen Mahlzeit zum Schnäppchenpreis von 2,99 Dollar soll beim Publikum dadurch unterstützt werden, dass in den Büro-Korridoren amerikanischer Unternehmungen kurz vor Essenszeit der verführerische Duft von KFC-Speisen verbreitet wird… indem auf den Wägelchen der Post-Kuriere ein frisch zubereitetes Menü platziert wird, das bei seinem ordentlichen Gang durchs Unternehmen als KFC-Botschafter die kulinarischen Lockstoffe aussenden soll…

Wenn das Beispiel Schule macht, dann bekämen die nutzlosen Vogelgrippe-Masken aus unserem BAG plötzlich doch noch einen Sinn und könnten mit Antiwirkstoffen aus dem Hause 4711 aufgerüstet werden… wie weiland die Schnabelmasken der Pestärzte, in denen scharf riechende Essenzen vor der tödlichen Gefahr bewahren sollten.




28/8  Flocken am Morgen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:13

Es geht nicht um Schnee, weil jetzt die schönen Sommertage zuende sein sollen. Es geht um Getreideflocken. Oder vielmehr um das, was früher mal etwas langweilig gelbgolden war, knusprig aus Mais gebacken, Corn-Flakes eben.

Die gute alte Maisflocke ist inzwischen von den sogenannt kinderfreundlichen Kalorienbomben abgelöst worden: Frosties mit eishellem Zuckerbezug, Choco-Pops in allen Grössen und Formen, die aus der Milch grad noch einen sämigen Kakao machen, Honigknusperli, in Zimt und Zucker getauchte Plätzchen… und das ist nur ein winziger Teil aus dem riesigen Angebot.

Seit einiger Zeit hat es in all diesen Knusperflocken mehr Vitamine drin, als auf der Schachtel Platz ist, um sie mit ihren Vorzügen aufzuzählen… es befällt sich direkt ein schlechtes Gewissen, verantwortungslos zu handeln, wenn du die Dinger für die kleinen Kinder, die du beim Einkauf begleitest, NICHT kaufst, denn diese wissen aus der Werbung, wie segensreich für ihr Wohlbefinden diese schmackhaften Klümpchen sein müssen. Quengeln inbegriffen.

Und dann tauchen die wirklichen Schlankmacher auf: die Spezialflocken, die Wellness und Slimness und andere -nessen versprechen, wenn man sie nur regelmässig jeden Morgen verspeist. Und als wäre der Werbung allein nicht mehr zu trauen, gibt die Herstellerfirma ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag, das zum Schluss kommt: wer jeden Morgen Getreideflocken isst, behält ein gesünderes Körpergewicht.

Nun handelt es sich aber nicht um eine empirische, evedenzbasierte Untersuchung, sondern um die Auswertung von schon bestehenden Studien an verschiedenen Gruppen von Essern. Und es verwundert wenig, dass die – amerikanischen – Eier- und Speck-Liebhaber tendenziell mehr Gewicht auf den Rippen haben als die Müeslipicker-Liga… Es kommt mir vor wie die Debatte um das Huhn und das Ei: sind die Flocken-Fans gesünder, weil sie Flocken essen, oder essen sie Flocken, weil sie gesünder sind? Dass ein Flocken-Frühstück weniger Fett hat als eines mit Fleisch, Butter und Käse, das liegt auch einigermassen auf der Hand… Entscheidned scheint mir der Satz, der am Ende der Studie steht: Wer kurz- oder langfristig sein Gewicht reduzieren will, der soll unbedingt einen Arzt konsultieren oder die Hilfe einer diplomierten Ernährungsberaterin in Anspruch nehmen, um einen individuellen Essplan und das individuelle Zielgewicht festzulegen.

Allein schaffts der Herr Dr. Flocke aus dem Hause „K“ also auch nicht.




27/8  Die Diät-Maske

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:07

Das ist eine Erfindung aus dem Gruselkabinett der Dr. Eisenbart, die zwar hochoffiziell patentiert wurde und die amerikanische Patent-Nummer 4344424 trägt, international registriert unter A61F556.

Die Erfindung ist allerdings so speziell, dass sie bis heute noch nicht realisiert und kommerziell ausgewertet wurde. Es geht um eine Anti-Ess-Gesichts-Maske, die eine individuell geformte Abdeckung des Mundes und der Kinnpartie enthält, die mit einer verschliessbaren Riemen-Konstruktion so am Kopf befestigt werden kann, dass die Nase frei bleibt, aber dass gleichzeitig keinerlei Nahrung in den Mund eingeführt werden kann. – Das Patent ist Mitte August 1982 in Kraft getreten, das Ding feiert also in diesen Tagen das Jubiläum seines 25-jährigen theoretischen Bestehens.

Da gab es ja auch einen Film, das Remake mit Leonardo DiCaprio, über den Mann mit der eisernen Maske. Mit einem solchen Ding wurde der Zwillingsbruder des Sonnenkönigs – nach dem Roman von Alexandre Dumas – im 18. Jahrhundert eingekerkert, bis die drei Musketiere ihn befreiten. Allerdings war nichts davon zu lesen oder zu sehen, ob die Konstruktion auch einen gewichtsvermindernden Effekt hatte. Als der Bursche in die Freiheit kam, war er erstaunlich fit und kräftig, konnte fechten und kämpfen und zeigte keinerlei Zeichen von Schwäche… Vielleicht hatte die eiserne Maske ja ein Verpflegungs-Türchen, das bei der Anti-Ess-Gesichts-Maske ausdrücklich wegbedungen war.

Brutale Abnehm-Methoden hat es immer wieder gegeben, aber die Nutzlosigkeit eines solchen Maskenkonzeptes zeigt sich am deutlichsten in der Tatsache, dass es gar nie umgesetzt wurde.




26/8  Die Entschlussfassung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:20

Bis die Familie, auch wenn sie sich mittlerweile schwerpunktmässig auf zwei Einheiten konzentriert, einen Entschluss gefasst hat, was sie am Sonntagnachmittag unternehmen will, braucht es einiges an Koordination und Motivation. Das Wetter ist gut und es steht ausser Frage, dass ein kleiner Ausflug mit dem Fahrrad angesagt ist, schon von wegen sportlicher Betätigung. Als Ziel bietet sich ein Dorffest in einem der entfernteren Aussenquartiere an, dort, wo die Weltstadt noch ländlich ist, wo neu erstellte Häuserblocks an Bauernland grenzen und wo die Kühe unweit der Autobahn grasen.

Zwanzig Vereine, Organisationen und Körperschaften „geben sich die Ehre“, das Publikum mit Darbietungen aller Art zu unterhalten und vor allem mit vielfältigen Köstlichkeiten zu verpflegen. Hungrig geht hier keiner weg. Da gibt es – in der Reihenfolge der Stand-Nummern – Pizzen, Schokoladebananen und Schlangenbrot, Kuchen und Kaffee, Älplermagronen, Raclette, Spätzlipfanne, Apfelküchlein, Schnitzelbrot, Grilladen, Hamburger und Würste vom Grill, Steaks, Tapas, Fleischspiess, Flammkuchen, Mah-Meh, sowie Nuggets und Pommes…

Wir richten den Verpflegungsplan des Tages darauf aus, dass wir den Versuchungen dieser ortsumspannenden Festwirtschaft kaum werden widerstehen können und denken auch schon sozial, da der Gewinn aus dem Verkauf in die Kassen der veranstaltenden Vereine zurückfliesst. Gegen Abend hat die Vorfreude das ihre getan und wir schwingen uns auf die Räder. Mit Schwung pedalen wir in die untergehende Sonne hinein, lobpreisen die Weitsicht der Verkehrsplaner, die uns auf dem sicheren Veloweg abseits vom hektischen Autostrom führen, und nach einer Weile kommen wir, angenehm ermattet, im Zielgebiet an.

Da ich mir den Übersichtsplan mit den Standorten der verschiedenen Angebote gründlich eingeprägt habe, fällt es mir leicht, im Vorüberfahren festzustellen, dass dort, wo der Stand mit den Älplermagronen sein sollte, nichts ist. Auch der Samariterstand ist nicht dort, wo er sein sollte, und das Festzelt ist ebenfalls nicht aufgestellt. Jetzt realisiere ich auch, dass die Zufahrtsstrassen hätten abgesperrt sein sollen… was haben all die Autos hier zu suchen? – Kurz und gut: von einem Dorffest ist weit und breit keine Spur zu sehen, einzig das Gartenrestaurant bei der behäbigen Dorfbeiz ist offen und gut besucht.

Was ist passiert? Haben wir uns in der Himmelsrichtung getäuscht? Findet das Fest in einem anderen Quartier statt? Oder war es schon letzte Woche? Wie auch immer, wir beschliessen nach einem kleinen Imbiss wieder zurück zu fahren, das Wetter ist immer noch perfekt und wir geniessen den milden Abend, dem kleinen Bach entlang, gelegentlich überholen wir einen Jogger oder eine Skaterin… Zuhause sit das Rätsel bald geklärt. In grossen Lettern steht das Darum auf dem Programm, wir haben es nur nicht sehen wollen: Wir waren eine Woche zu früh. Vielleicht schaffen wir es nächsten Sonntag noch einmal, einen Beschluss zu fassen.




25/8  Geschmackssache?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:02

Soll man über Dicke lachen dürfen? – Man tut es ja, ausgiebig, seit Falstaff, Laurel und Hardy und Obelix mit seinen Spiessgesellen. Aber es stellt sich dann immer wieder die Frage nach dem Niveau des sogenannten Humors: „gute“ Witze – ja, „geschmacklose“, „primitive“, „dumme“ Witze gar, das möchte man eher nicht. Aber wer entscheidet? Eine anerkannte Masseinheit für die Güte des Humors gibt es – zum Glück – nicht.

Da habe ich kürzlich eine Sendung auf ProSieben gesehen: Comedy Street. Und als Running Gag war ein überaus dicker Mann eingebaut, aufgepolstert unter seiner Jacke und in den Hosenbeinen, und jedes Mal, wenn er ins Bild kam, sah man ihn dabei, wie er mit einem grossen Löffel Mayonnaise aus einem Kübel ass oder sich am Wurststand eine Doppelportion Mayo nature bestellte, oder wie er einen Abhang hinunterrollte und einer Dampfwalze gleich grossen Landschaden anrichtete…

Was soll da dran komisch sein? Wer lacht über so was? – Oder brauchen wir diese Art von Klamauk, um zu unseren Problemen auf Distanz zu gehen? Sehe ich das zu eng? Werde ich am Ende auf die alten Tage spiessig?