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Von Heinrich von Grünigen um 23:17 |
ERBsen sind besondere Hülsenfrüchte. Grün und rund und knackig, wenn sie frisch sind… Aber das sind schon etrwas heikle Formulierungen, in diesem Zusammenhang.
Die drei grossen Buchstaben am Anfang des Wortes sind kein Druckfehler. ERB ist die Abkürzung für Ernährungsberatung. Und als ERBsen haben sich in ihrer Einladung die 20 Absolventinnen und der eine Absolvent des 36. Jahrgangs der Schule für Ernährungsberatung Zürich vorgestellt. Und ich war eingeladen, heute an der Diplomfeier zum Abschluss der dreijährigen Ausbildung eine kurze Rede zu halten.
Eine ausserordentliche Gelegenheit, die ich gerne und mit Freude wahrgenommen habe, um die jungen Menschen, die sich einem anspruchsvollen Beruf verschrieben haben, über einen wichtigen Aspekt ihrer künftigen Arbeit aus der Patienten-Perspektive zu informieren. Denn – das wissen wir von zahlreichen Schilderungen an unserem Beratungstelefon – für einen übergewichtigen Menschen, der einen grossen Teil seines Lebens mit dem Kampf gegen seine Kilos verbracht hat, kann die Begegnung mit einer Ernährungsberaterin absulut schicksalshaft sein.
Die Beratung wird bei Adipositas durch den Arzt verordnet und von der Krankenkasse übernommen. Auch wenn sie nur ein Element in der multidisziplinären Therapie darstellt, kommt ihr doch eine zentrale Bedeutung zu. Da ist es wichtig, dass die Betroffenen sich verstanden fühlen, dass sie Vertrauen fassen können, dass sie nicht mit erhobenem Zeigefinger „belehrt“ werden, sondern dass sie Motivation erfahren, Aufbau bei Rückschlägen, praktische Tipps und Empfehlungen für den Alltag. Das „Grundwissen“ haben sie sich im Lauf der Jahre im Umgang mit ihrer Krankheit selber angeeignet. Das Problem besteht darin, dass es ihnen nicht gelingt, dieses in der Praxis umzusetzen. Hier ist die ERB gefordert, sie braucht Fingerspitzengefühl und Hingabe, auch wenn es ihr die Übergewichtigen nicht immer leicht machen.
Das „Problem“ hat heute einen Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein erlangt, der es leichter macht als früher, für Verständnis und Empathie zu werben. Wenn es mir gelungen ist, mit meinen Ausführungen ein wenig dazu beizutragen, dann bin ich zufrieden, dann sind wir auf dem Weg von der Wissensvermittlung zur hilfreichen Umsetzung ein schönes Stück voran gekommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Ein Dokumentarfilm des WDR in der Rubrik Menschen hatunah. Es geht um enen 34 Mann: Rüdiger R. ist transsexuell, nennt sich Jacky Duvall, lebt von der Sozialhilfe (Hartz IV) und ist 300 Kilo schwer. Sein Schicksal sind die Süssigkeiten.
Mit fast mechanischen Bewegungen stopft er/sie sich Pralinen, Mohrenköpfe, dick mit Butter bestrichene Brote, Tortensütcke mit Schlagrahm in den Mund, kaut, schluckt, schwer atmend, keuchend in das nahe Mikrophon… ein Bild, das Erschrecken und Anteilnahme weckt. Dass es so gekommen ist, muss mit der Kindheit zu tun haben. Von der Mutter nicht anerkannt, verstossen, fremd im Männerkörper, so wurde für Jacky der Genuss, die Gier nach Süssem, wie der Untertitel des Filmes heisst, zur Kompensation, zum ersatzweisen Lustgewinn.
Jacky nahm zu, in Schüben, in Wellen, nahm mal wieder ab, nur um erneut zuzunehmen. Erschütternd der Besuch beim Arzt, wo mittels zwei Waagen, die nebeneinander gestellt waren, für jeden Fuss eine, das Gewicht erfasst wurde, das sich auf mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr kontrollieren liess: 291 Kilos summierten sich und liessen den Mediziner hilflos werden.
Jacky ist ein Koloss, eine unförmige Masse, wenn sie in ihrem Sessel am Tisch halb liegt und die süssen Speisen in Mengen vertilgt, die normalerweise eine Woche reichen müssten. Auf dem Weg in die Stadt schnauft sie und muss sich alle paar Meter hinsetzen, ausruhen, die Knie und Füsse entlasten… bei der Schneiderin lässt sie sich ein Kleid, einen Überzug, ein Zelt machen… unendlich weit sieht es aus, und doch spannt es, wenn sie sich setzt. – Vielleicht, sagt sie, werde ich einmal abnehmen. Im Moment, so könnte man meinen, braucht sie den Fettpanzer noch, um sich zu schützen, abzugrenzen gegenüber einer Welt, in der sie sich verloren glaubt.
Während ich dise Zeilen schreibe läuft auf Rai Uno eine Reportage über den wohl dicksten Menschen der Welt, den 450 Kilo schweren Brasilianer, der mit einem Spezialflugzeug nach Italien gebracht wurde, wo er nun operiert werden soll. Offenbar ein Teil einer Sendung zum Thema Körpergewicht. Und ich frage mich, um was es den TV-Anstalten eigentlich geht. Eine Freak-Show? So wie früher auf dem Rummelplatz die Dicke Berta? Ein Beitrag zur Aufklärung? Oder zur Abschreckung? – Was bringt die Vorführung dieser aussergewöhnlich übergewichtigen Menschen, mit denen sich doch keiner identifizieren kann? Wem sollte ihr Schicksal auf den rechten Weg helfen?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:45 |
Als ich vorgestern unter dem Stichwort der Globalisierung in der Nahrungsmittelproduktion die Kaffeehauskette STARBUCKS erwähnte, wusste ich noch nichts von dem, was ich heute als kritische Enthüllung in heute würde lesen können.
Die Firma habe, heisst es da, klammheimlich ihre Kaffee-Portionen vergrössert – und damit auch verteuert. Indem der „kleine“ Becher aus dem Verkehr gezogen wurde, avancierte der vormals „mittlere“ Becher zum kleinen und der früher „grosse“ wude zum mittleren, während neu eine Übergrösse (0,5 Liter) eingeführt wurde. Kaffeeliebhaber (und -innen), möchte man meinen, können von ihrem schwarzen Gesöff nicht genug kriegen, also sollten die doch zufrieden sein und die Extraportion klaglos nuckeln.
Jedoch gefehlt: Es handelt sich nicht nur um einen klandestinen Preisaufschlag, nein, dadurch, dass das meist nachgesüsste Getränk in grösseren Mengen konsumiert werden muss (wer läst schon gerne eine teure Tasse halbleer stehen?), erhöht sich auch die Kalorienzahl markant, die da im Caramel- oder Choco-Topping steckt.
Einmal mehr wird also versucht, uns quasi unbemerkt ein erhöhtes Quantum kalorischer Energie unterzujubeln. Die vormals „kleinen“ Becher, lässt die Firma wissen, seien ja gar nicht verschwunden… man müsse halt nur extra nach ihnen fragen, denn am schwarzen Brett sind sie nicht mehr angeschrieben. – Sicher, man soll solche Erscheinungen des freien Marktes, auf dem jeder sehen muss, wo er bleibt, nicht überbewerten und nicht dramatisieren. – Aber eingedenk der „peu-à-peu“-Theorie, die Dr. David Fäh in seinem Büchlein 333 Abnehmtipps formuliert hat und über die ich vor drei Tagen berichtet habe, ist es eben doch einer der berüchtigten Tropfen, die in ihrer Stetigkeit nicht nur den Stein höhlen und das Fass zum Überlaufen bringen (zu wem läuft es eigentlich über, das Fass?), sondern die uns auch die Fettringe auf die Rippen schmiegen, Fetttropf für Fetttropf. Und von dort sind sie kaum mehr wegzubringen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:59 |
Wer regelmässig auf die Waage steigt, dem wird sich die Zahl der Kilos, die da angezeigt ist, mit der Zeit ins Gehirn brennen. Aber was sind schon Zahlen an sich, abstrakt genommen. Abgesehen von „schwer“ oder „leicht“: sie sind letztlich nur relativ. Und wenn die Waage nicht richtig eingestellt ist, wenn sie dauernd ein paar Kilos zuviel oder zuwenig anzeigt, so ändert das nichts daran, dass für den sich Wägenden in erster Linie die Veränderung wichtig ist: „schwerer“ oder „leichter“?
Um aus dieser Zahlenfalle herauszukommen hat die Gimmick-Firma ANGRY Waagen konstruiert mit ganz besonderen Anzeige-Skalen. Anstelle von blossen Zahlen in aufsteigender Reihenfolge sind die Namen von berühmten, realen oder fiktiven Persönlichkeiten aufgeführt. Am leichtesten ist das Jesuskind, dann folgt die Kuschelmonsterpuppe Gizmo, dann schon Oliver Twist (in zwei Altersklassen) und schliesslich Karate Kid… Am andern Ende der Gewichtsskala finden sich die gewichtige Seriendarstellerin Roseanne, Mr. ED (das sprechende Pferd), Hulk Hogan und King Kong. Schwerer geht nicht mehr.
Das Mittelfeld der Berühmtheiten-Skala ist im Bild leider nicht zu sehen. Und da wir uns mit Sicherheit weder mit dem Jesuskind noch mit King Kong vergleichen möchten, auch kein Pferd sind, kommt wohl Roseanne der Alltagswirklichkeit recht nahe. Sie hat mit ihrem herben Mutterwitz erfolgreich für die Akzeptanz von Übergewichtigen geworben…
Aber wenn ich mir eine mögliche Skalierung von Kate Moss über Claudia Schiffer und die Klitschko-Brüder zu Veronica Ferres bis zu Rainer Calmund vorstelle, dann bin ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, was mir ein solches interpersonelles Ranking bringen kann… Ich bin ich und niemand sonst. Und mein Bauch gehört mir… oder wie war das? – Gut, wenn ich jetzt selber so eine Referenz-Figur auf der Skala wäre… aber auch das bringt nur Ungmach, weil ich mir ja dann gewichtsmässig treu bleiben müsste und somit jede Motivation im Eimer wäre.
War wohl doch keine gute Idee, von der Firma ANGRY.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:26 |
Fast Food ist etwas, das – wie sein Name sagt – „schnell“ geht. Schnell zubereitet, schnell über die Theke, schnell verzehrt. – Bei McDonald’s ist Schnelligkeit die Garantie für Frische. Ich durfte mal hinter die Küchenkulisse schauen und war fasziniert von dedm Timing, das da in der Zubereitung im Sekundentakt läuft, mit der Stoppuhr, vom Moment, da der gefrorene Hackfleischklops aus dem Tiefkühler kommt, bis er zwischen Brötchenscheiben eingeklemmt den Besitzer wechselt.
Global Food ist etwas, das die ganze Welt umspannt. Damit meine ich nicht meine tiefgekühlten Himbeeren, die ich mir für das Frühstücksmüsli auftaue und und die aus Chile in die Migros kommen. Ich meine auch nicht den Max Havelaar-O-Saft beim coop, der aus Brasilien kammt, das sind verhältnismässig harmlose Transfer-Produkte. – „Global“ ist ein Angebot dann, wenn es ein weltumspannendes Netz braucht, um es herzustellen und wieder unter die Leute zu bringen.
Ein Beispiel für diese globale Vernetzung ist die Kaffeekette STARBUCKS: unter dem Slogan The Magic Bean Shop wurde in einer instruktiven Grafik dargelegt, wie die Zutaten für einen einzelnen Kaffeebecher aus 19 Ländern kommen und mit welch rasantem Wachstum sich der Anbieter innerhalb von knapp 20 Jahren zu einem Giganten mit 6’200 Filialen entwickelt hat, und jeden Tag kommen drei Neu-Eröffnungen dazu…
Und trotzdem ist STARBUCKS ein Zwerg, wenn man sein Umsatz-Volumen mit dem von McDonald’s vergleicht: zehnmal grösser ist der Burger-Brater mit 31’000 Restaurants in 118 Ländern und 1,5 Millionen Angestellten. Inzwischen ist er weltweit zu einem Synonym für US-Esskultur geworden, und doch hat er es in keinem Land am Markt so schwer, wie zuhause, wo in den 13’000 „Macs“ der Umsatz nachlässt und das Image schlecht ist…
Grösse allein garantiert also noch keinen Erfolg. Und doch ist es eine Tatsache, dass diese beiden Food-Fabrikanten mit ihren Produkten weltweit den Geschmack der Massen bestimmen können, unabhängig davon, ob die Menschheit wirklich zum Kaffee einen Schuss Caramel-Sauce braucht oder ob die mit der Stoppuhr hergestellten Fritten mehr oder weniger Fett enthalten als andere Speisen. Sie sind eine Marktmacht und wir haben mit ihnen zu leben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:19 |
Im Schlauen Büchlein mit den 333 Abnehmtipps von Dr. med. David Fäh steht im einleitenden Kapitel eine einfache Regel:
…eigentlich braucht es gar nicht viel um abzunehmen: 200 Kalorien Differenz auf der täglichen Kalorienbilanz genügen bereits. Wer pro Tag 100 Kalorien weniger isst und sich für 100 Kalorien mehr bewegt, verliert rein rechnerisch in einem Jahr rund sieben Kilo. 100 Kalorien entsprechen etwa zwei Schokokeksen oder 20 Minuten zügigem gehen.
Das klingt doch überzeugend, könnte man meinen. Das ist doch noch kein unerträglich schmerzender Einschnitt ins bisherige Leben… Oder doch? – Ich habe mal ein kleines Rechenbeispiel angestellt. Wenn ich ab sofort auf den Kaffeerahm in meinen verschiedenen Kaffees verzichte, die ich im Lauf des Tages kippe, so spare ich mir damit – wiederum rein rechnerisch – pro Jahr vier Kilo ein. Nehme ich statt dem normalen Kaffeerahm die „light“-Version, so spare ich nur anderthalb statt vier Kilo ein. Lohnt es sich da noch, den Kaffeerahm zu wechseln?
Klar, wenn man so fragt, ist die Antwort immer: Nein. – Aber es kommt noch schwieriger: Die – rein rechnerisch – einzusparenden sieben Kilos bei 200 Kalorien täglicher „Differenz“ verschwinden von meinem Bauch erst dann, wenn ich meine ganzen anderen Labensgeohnheiten in Balance gebracht habe, wenn ich also – theoretisch angenommen – jeden Tag nur noch genau so viel an Energie zu mir nehme, wie ich auch täglich verbrauche.
Dies ist aber bisher nicht so gewesen, sonst hätte ich ja auch nicht zugenommen. Ich muss also durch die Umstellung meiner Ernährung deutlich weniger und anders essen und sollte mich wenn immer möglich etwas mehr bewegen… damit ich nicht weiter zunehme. Ist dieses erste Ziel geschafft, dann ist schon viel erreicht. Und erst dann, wenn ich quasi über eine längere Zeit gelernt habe, mit dieser Balance umzugehen und Energie-Aufnahme und -Abgabe auszutarieren, erst dann kann ich mich ernsthaft daran machen, im beschriebenen Sinne einen zweiten Schritt zu tun und die Balance vorsichtig ins „Defizit“ zu drücken. Erst dann beginnt dieser Mechanismus zu spielen.
Es ist deshalb gut, wenn man sich realistische Langzeit-Ziele setzt. In kurzer Zeit viel abnehmen ist zwar mit Gewaltskuren möglich, macht aber das ganze komplizierte Gleichgewicht kaputt. – Trotzdem hasse ich es, wenn bei einem Gewichtsreduktionsprogramm Dinge stehen wie: „Schlemme dich schlank!“ Oder: „Gewicht reduzieren ohne verzichten zu müssen.“ Das ist Humbug. Auch wenn man etwa mit „Volumetrics“ das verzehrte Volumen erhöht, wenn man anstatt der raffinierten Kohlenhydrate die „besseren“ Rohstoffe zu sich nimmt… es heisst doch immer und unausweichlich auf das zu verzichten, was uns vorher dick gemacht hat. Und das ist, wir wissen es, leider meist auch das, was uns besonders gut geschmeckt hat. Deshalb hat es auch unsere Reglulationsmechanismen ausser Kraft gesetzt.
So Tipps wie die von Dr. Fäh sind Gold wert: Sie rücken uns die Problematik ins Bewusstsein und bewahren uns vor der Illusion, abnehmen sei allzu leicht. Wohlan, ab Morgen beginnen wir!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:06 |
Die Meldung stand heute ohne eigentliche Wertung in einzelnen Zeitungen. Im Kanton Thurgau soll an den Volksschulen künftig eine „Znünikontrolle“ durchgeführt werden.
Ich halte das grundsätzlich für eine gute und nachahmenswerte Idee. Da ergreift endlich jemand die Initiative und sagt: So, jetzt ist Schluss mit Wenn und Aber und man sollte… jetzt machen wir etwas! – Beispiele von einzelnen Schulen, vor allem auch Kindergärten, gibt es bereits, wo sich die Praxis mit Erfolg durchgesetzt hat. Die Eltern bekommen Empfehlungen, was als „Znüni“ akzeptiert ist und was nicht, und die Kinder deponiern ihre Lunchpakete und was nicht regelkonform ist, wird konfisziert.
Nun ist es allerdings (Stichwort: Staatskunde) noch nicht so weit. Es handelt sich erst um eine Motion, die dem Kantonsparlament vorgelegt werden soll. Die Antragstellerin, Monika Thomann-Hablützel (SVP), ist gelernte Haushaltlehrerin, sie kennt also sowohl den Schulbetrieb wie die Problematik der Ernährungskunde. Mir imponiert ihr Mut, das heisse Eisen anzupacken.
In den Zeitungen kommt auch die Lehrerschaft zu Wort. Sie ist – der neue Vorsteher des Stadtzürcher Schulamtes dürfte sich darüber nicht wundern – alles andere als begeistert. Denn die „Znünikontrolle“ sieht leider nach zusätzlicher Arbeit aus, deshalb hört man bereits das Lehrerjammern auf Vorrat: Viel zu schwierig! Wenn wir schon das Rauchen und das Kiffen nicht in den Griff kriegen, wie sollen wir denn das Essen Überwachen?
Man darf gespannt sein, wie das Parlament in der Sache entscheiden wird. Schadem, ist dieser Vorstoss nicht im Glarnerland eingereicht worden. Aber so hat Mostindien eine Chance, sich als zukunftsweisend zu profilieren.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:26 |
Heute Nachmittag war wieder ein Meeting unseres informellen Netzwerkes von PatientInnen-Organisationen, in dem wir uns mit der Frage beschäftigen, wie man gesundheitspolitische Anliegen am wirkungsvollsten in die Agenda des Berner Politbetriebs einbringen, kurz „Lobbying“ betreiben könnte.
Gastreferentin war die Aargauer SP-Nationalrätin Pascale Bruderer, studierte Politologin und u.a. Präsidentin der GELIKO, das ist die Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz, also der Zusammenschluss der grossen Organisationen im Dienste von Krankheiten bzw. der Gesundheit.
Es war ein spannender Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen von Kommissionen, Arbeitsgruppen, Fraktionen, Räten, Verwaltung… auf dem oft beschwerlichen und zeitraubenden Weg von einem „Anliegen“ über dessen Deponierung bis zur Erarbeitung einer Vorlage und schliesslich der Beschlussfassung über einen Gesetzesentwurf, bis hin zur Volksabstimmung… Eigentlich wüsste man „es“ ja, aber es war aufschlussreich, es „aus dem Innern des Nähkästchens“ zu hören.
Seit kurzem ist ja alles, was in der Bundesverwaltung geschieht, und was nicht ausdrücklich als „Geheim“ oder „Vertraulich“ deklariert ist, öffentlich und allen zugänglich. Ein Instrument im Dienste dieser Transparenz, die für parlamentarische Demokratien beispielhaft ist, ist der Internet-Auftritt unter der Adresse www.parlament.ch. Diese Website war den meisten von uns nicht bekannt, und sie ist schlicht genial als Quelle für Informationen und als Nachschlagwerk.
Da findet man auf der Homepage alle aktuellen Medienmitteilungen im Wortlaut, unter dem Kapitel Die Räte findet man z.B. den ganzen Nationalrat mit detaillierten Angaben zu jedem Mitglied, inkl. Voten und Abstimmungesverhalten. Man findet unter Kommissionen z.B. die „Kommisssionen für soziale Sicherheit und Gesundheit“ von Ständerat und Natoinalrat, also die direkten Ansprechpartner für unsere Anliegen…
Das sind nur einige Beispiele zur Instruktion. Nach dieser „Entdeckung“ waren wir uns einig: ab sofort wird „gesurft“ im Dienste der Gesundheit.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:49 |
Das sind so Tage, an denen man am Abend noch einmal von vorne beginnen möchte. – Eigentlich hatte ich mir klare Ziele gesetzt, welche Arbeiten alle bis wann zu erledigen wären, und mir auch vorgenommen, konsequent dran zu bleiben und mich diesmal nicht von irgendwelchen Trivialitäten ablenken zu lassen.
Aber dann kam ein Telefon nach dem andern und eine Anfrage nach der andern… und ein Beratungsfall war darunter, der machte mich rat- und hilflos und irgendwie beschämt. – Schon vor einigen Tagen hatte sich ein Mitarbeiter eines regionalen Sozialdienstes bei uns erkundigt nach den rechtlichen Bestimmungen für die Kostenübernahme bei einer Magenbypass-Operation, nachdem diese für einen seiner „Klienten“ offenbar von einer Krankenkasse abgelehnt worden war. Ich wies ihn auf die eindeutige Rechtslage hin, welche klar den ablehnenden Entscheid der Kasse stützte.
Heute rief mich die Frau dieses Betroffenen an, in gebrochenem Deutsch, und schilderte mir das Problem ihres Mannes: Mit 63 Jahren ist er „zu alt“ für die Operation, die nach Auskunft der Ärzte zwingend ist, da er nach einer Bruch-Operation sich nicht mehr intensiv bewegen kann. Ich schicke ihr Adresslisten der besten Kompetenzzentren, um eine Risiko-Abschätzung vornehmen zu lassen und um zu prüfen, ob ev. übergeordnete Begleiterkrankungen und gesundheitliche Gefahren es angezeigt erscheinen lassen, den Eingriff doch noch auszuführen…
Aber noch ehe der Brief auf der Post ist, meldet sich der Mann selber: Seine Frau habe sich vielleicht nicht verständlich genug ausgedrückt. Es gehe nicht darum, noch neue Experten zu kontaktieren, sein Fall sei schon von Koryphäen in mehreren Kantonen beurteilt und jeweils weiter gereicht worden… Wenn er nicht mit dem Bypass abnehmen könne, so breche die Bruch-Operation wegen seines Übergewichts wieder auf… Ich erkläre ihm, dass die gesetzlichen Grundlagen nun mal so sind und wir zuerst diese verändern müssten, um etwas erreichen zu können.
Eine private Finanzierung kommt für ihn nicht in Frage, der Mann ist Sozialhilfe-Empfänger und hat eine kleine Rente von 800 Franken… Was soll ich denn machen, fragt er am Telefon. Soll ich ins Wasser? Muss ich mich aufhängen? Ich bin 63 Jahre alt, anerkannter Flüchtling, habe ich denn kein Recht auf Gesundheit?
Als unsere Stiftung vor acht Jahren gegründet wurde, war eines der Ziele die Schaffung eines Sozial-Fonds, aus dem man in solchen klaren Härtefällen eine Operation hätte finanzieren können. Wir kennen verschiedne vergleichbare Fälle (und das dürften wohl nicht alle sein). Um einen solchen Fonds zu speisen braucht es etewa eine Viertelmillion Schweizer Franken pro Jahr. Wenig Geld, wenn man an die Summen denkt, von denen im Zusammenhang mit Verlusten und Gewinnen etwa bei Pensionskassen oder Banken die Rede ist… Man müsste eine unabhängige Kommission einsetzen, welche diese Härtefälle unter allen medizinischen Gesichtspunkten prüft und sie für eine Therapie frei gibt.
Es wäre wundervoll, wenn private Gönner einen solchen Fonds äufnen würden… wenn die grossen Krankenversicherer gemeinsam einen solchen Fonds speisen könnten, mit dem sie sich quasi „freikaufen“ könnten vom immer wieder erhobenen Vorwurf, sie würden ohne Rücksicht auf menschliche Tragödien eiskalt ihre Richtlinien durchsetzen, nur um nicht zahlen zu müssen… – Aber eben: Übergewicht und Adipositas sind keine Symathie-Bringer. Noch nicht. Wenn man die berechtigten Emotionen betrachtet, die das traurige Schicksal des kleinen Luciano begleitet haben, dann realisiert man, in welcher Dimension „Betroffenheit“ entstehen kann. Übergewicht und seine Folgen werden noch immer von zu vielen Menschen undiffereziert als „selbstverschuldet“ betrachtet. Wer hat den Mut und straft dieses Vorurteil Lügen?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:51 |
Manchmal wird uns abnehmwilligen Dicken übel mitgespielt. Stosse ich doch heute in der neuen Coop-Zeitung auf ein ganzseitiges Inserat mit dem Titel:
Der grosse 21-Tage-Ernährungs-Test von PERFECT FIT! – Bestellen Sie gleich heute den gratis 21-Tage-Kalender und machen Sie mit… – Ha! schrillt mein innerer Adipositas-Alarm: Schon wieder eine neue Theorie, eine Wunderkur, nur drei Wochen… Das muss ich mir kommen lassen, das müssen wir testen, hier sind wir gefordert, die Betroffenen aufzuklären und wenn das Konzept etwas taugen sollte, müssen wir es in unsere Beratungs-Information aufnehmen.
Schon spiele ich innerlich das Prozedere durch, überlege mir, wie sich weiterführende Unterlagen beschaffen lassen, frage mich, ob man den Test zunächst „anonym“ bestellen sollte und eine unverdächtige Testperson vorschicken müsste, schliesslich will man sich ja keine Blösse geben und seriös muss es auch sein…
Zum Glück habe ich noch ein wenig weitergelesen im Text. Da stand dann der Satz: Schon nach wenigen Tagen werden Sie feststellen, wie sich ihr Vierbeiner wohler fühlt und sichtbar aufblüht. Perfect Fit ist eine hochwertige Trockenvollnahrung, die mit 41% über den höchsten Proteingehalt bei Trockennahrung verfügt.
Aha, Tierfutter also. Und jetzt sehe ich auch, dass auf den kleinen Bildern zur Illustration herzige Kätzlein in verspielten Posen abgebildet sind! Wie konnte ich so blöd sein und meinen..! – Aber letztlich ist es nichts als logisch: Ein paar Seiten weiter vorne war ja die wunderschöne Sheba-Reklame mit den verführerisch angerichteten Fleischstückchen auf dem Porzellantellerchen in den Geschmacksrichtungen Enten- und Hühnchenrbrust, Meeresfrüchte, Hühnchenbrustfilets und Thunfischfilets. – Da ist es nur selbsverständlich, dass der Stubentiger nach dieser Schleckermast mit einem eigenen Diät- und Fit-Programm wieder zum Wohlbefinden gebracht werden muss. – Lustig ist ja, dass die Perfect Fit-Leute bei ihrem Aufruf mir – und nicht etwa meinem Büsi – „jetzt schon viel Erfolg!“ wünschen. – War wohl nichts mit dem SAPS-Test.
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