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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Heute Morgen war Abschied vom Brot. Von Arzt verordnet, werde ich in den kommenden Wochen eine neue, gezielte Ernährungsform anwenden, in der Absicht, nach einer langen Phase der Stagnation, in der die Gewichts-Tendenz sogar leicht wieder nach oben zeigte, erneut einen markanten Schritt nach unten zu tun.
Wie kann das geschehen? Offenbar habe ich das eBalance-Programm zu wenig „konsequent“ angewendet, habe mich nicht strikte genug an die Vorgben gehalten, was die Portionengrösse betrifft, die Früchte bei den Zwischenmahlzeiten zu dosieren und Süssigkeiten mit grösster Zurückhaltung zu geniessen. Ich habe mir von Zeit zu Zeit gewisse Freiheiten gestattet, ob reflektiert oder unbewusst, das ist schwer zu sagen, die den dauerhaften Erfolg unterlaufen haben.
Die Auflagen, die ich heute von der Ernährungsberatung bekommen habe, sind streng: praktisch völliger Verzicht auf Kohlenhydrate, Fleisch und Käse nur in fettreduzierter Form und begrenzter Menge, Gemüse nur so viel und von der Art, dass sie minimale Kohlenhydrat-Anteile enthalten, keine Süssgetränke, keine MIlch, keine Teigwaren, keine Früchte mit Zuckergehalt… das klingt nach grosser Einschränkung, lässt aber doch eine schöne Bandbreite an schmackhaften Genüssen zu, sei es in der eigenen Küche oder im Restaurant.
Es wird auf die konsquente Auswahl ankommen und auch hier auf die klare Begrenzung der Menge… Knapp über 1000 Kalorien pro Tag sind das Ziel, nicht mehr als 24 Gramm Kohlenhydrate (im Gemüse) und wenig Fett… – Ein Lebensstil, der zu Entscheidungen zwingt, aber mit dem sich leben lässt. Ich bin gespannt, was die Umsetzung im Alltag bedeutet und was letztlich das Resultat sein wird. Man kann diese Ernährungsweise, die gezielt die Fettverbrennung anregt, nicht auf unbegrenzte Zeit durchhalten. Unter ärztlicher Aufsicht zunächst einmal während vier Wochen, dann geht es in eine Stabilisierungsphase, in der die Nahrungsmittel-Palette dosiert wieder ausgeweitet wird. Und später folgt wieder eine „srtrenge“ Phase, und so fort…
Man wird sehen, hören und es auf der Waage ablesen können, hoffe ich doch.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:41 |
Wieder ein MUBA-Tag vorbei. Zwei interessante Feststellungen hat er gebracht. Da ist einmal die Tatsache, dass sich heute erstaunlich viele Mitarbeitende der Basler Verkehrsbetriebe bei uns gemeldet haben, die übergewichtig sind: der sitzende Beruf habe seine Auswrikung, und dann der Umstand, dass bei vielen Wendeschlaufen am Ende einer Linie, wo die Tram-Komposition ihren nächsten Start abwarten muss, ein Kiosk zu finden ist, bei dem sich eine Zwischenverpflegung konsumieren lässt, quasi in 45-Minutentakt…
Und die andere Erkenntnis: dass eigentlich fast niemand weiss, was das Wort Adipositas bedeutet und dass kaum jemand seinen BMI kennt. Die Formel zu dessen Berechnung ist im Kopf ja auch nicht nachvollziehbar: Körpergewicht in Kilo, geteilt durch Grösse in Metern im Quadrat. Zum Glück gibts die Kalkulationsmodule im Internet.
Mit dem Body Mass Index BMI lässt sich das Ausmass des Übergewichts bestimmen. 18 bis 25 kennzeichnen das sog. „Normalgewicht“, zwischen 25 und 30 spricht man von leichtem, „prä-adipösem“ Übergewicht; von 30 an heisst es Adipositas (Fettsucht), über 40 ist es „morbide Adipositas“, also krankhafte Fettsucht. Und ab etwa BMI 27 können bereits gesundheitliche Störungen einsetzen, die zu einer Verkürzung der Lebenserwartung führen.
Nun ist kürzlich eine Studie der Universität Helsinki erschienen, die den Zusammenhängen zwischen BMI und allgemeiner Gesundheit nachgegangen ist. 9’000 Personen wurden in Finnland über zwei Jahre befragt, und auch diese Untersuchung belegte, was allgemein bekannt ist. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Höhe des BMI und der Zunahme von körperlichen Beschwerden. Allerdings gab es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen BMI und psychischer Gesundheit. Die weit verbreitete These, wonach adipöse Menschen überdurchschnittlich an psychischen Störungen litten, wurde nicht bestätigt.
Ein anderer Befund zeigte, dass sich bei Frauen der Zustand ihrer Gesundheit mit ansteigendem BMI kontinuierlich verschlechterte, während bei Männern die gesundheitlichen Störungen erst auftraten, als der Zustand der Adipositas erreicht war, also bei einem BMI über 30.
Was sagt uns das? – Männer nehmen – im Unterschied zu Frauen, die ihre Gesundheit aufmerksamer beachten – ihr Übergewicht erst als Problem wahr, wenn es so gross geworden ist, dass sich die Schäden der Gesundheit unübersehbar zeigen. Und dies wiederum ist einer der Gründe, weshalb wir mit dem Mann-o-Mann-Stand an der MUBA sind: um Männer so früh wie möglich zu sensibilisieren.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:28 |
Nach einem langen MUBA-Tag und unzähligen Gesprächen mit Menschen, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten und sich einem Check unterziehen… (obschon sie das eigentlich gar nicht nötig hätten, denn in die Gesundheits-Ausstellung und zur Kontrolle kommen mehrheitlich die Gesunden und die Gesundheitsbewussten… und jene, die Rat und Hilfe brauchen könnten, bleiben in der Degustationsabteilung hängen…) – also nach einem anstrengenden Tag glücklich wieder in den eigenen vier Wänden, und dann dieser Bericht in der SonntagsZeitung:
Da hat doch ein Computertüftler von der ETH Zürich ein System ersonnen, das mit zahlreichen Sensoren, die rund um die Uhr in den Kleidern und am Körper getragen werden, erfassen und messen, was, wieviel und wie der Mensch isst… und am Abend wird das Gemessene ausgewertet und dem Probanden feedgabackt, auf dass er sehe, wovon er wieviel, wo zu schnell geschlungen, zu wenig gekaut oder zu viel geschluckt hat…
Allerdings steckt das Ding noch in den Entwicklungsschuhen und soll nicht vor 2008 auf den Markt kommen. Das wiederum ist eigentlich bald. Und ich frage mich, ob es dann vor allem die dünnen und gesundheitsbewussten Menschen sein werden, die als erste eine solche Installation an sich montieren lassen. – Eine Ungewissheit quält mich noch: woran erkennt der Sensor, wenn ich in grossen Schlucken trinke, den Unterschied zwischen Hahnenwasser, Bier, Rotwein und Whiskey?
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Von Heinrich von Grünigen um 18:40 |
Heute Morgen, beim Anhören des DRS 1-Wirtschaftsmagazins Trend, ist mir ein Gedanke durch den Kopf gegangen, den ich in dieser Konsequenz bis heute noch nie bedacht habe.
Es ging um die Erdölreserven dieser Welt und deren Endlichkeit im Blick auf den Energiehunger all der Länder, die noch nicht auf unserem Komfort-Stand sind. – Wenn wir im täglichen Kampf mit den Kalorien um die kleine Energiebilanz unseres eigenen Körpers feilschen, dann liegt ja dahinter eine viel grössere, globale Energiebilanz. Es geht plötzlich nicht mehr nur um die paar Kilojoules, die im Schokoriegel stecken und in der Portion Pommes lauern und die wir uns mit ein paar tausend Schritten pro Tag wieder vom Leib schaffen sollten… Es geht vielmehr um eine gigantische Umlagerung und Umverteilung von Öl- und Energievorräten.
Während Millionen von Jahren hatten unsere Vorfahren im Einklang mit dem Energiezyklus der Natur gelebt und sich in Form von Nahrung zusammen gesucht, was sie zum Überleben brauchten. War es kalt, brauchten sie mehr, war es warm, kamen sie mit weniger aus. Ihre Arbeit verrichteten sie mit Muskelkraft und nichts anderem, egal, ob sie Pyramiden bauten oder Äcker bestellten, in Galeeren ruderten oder zur Jagd gingen…
Und dann kam die industrielle Revolution. Und „fremde“ Energie verrichtete all die Arbeit, transportierte, bewegte, drehte, klopfte, heizte die Räume und schuf eine Umwelt, in der es sich mit einem Bruchteil des früheren Kraftaufwands überleben liess. Und trotzdem assen wir nicht plötzlich nur noch Mini-Portiönchen, im Gegenteil, der Wohlstand erlaubte uns Genüsse, an die wir früher (noch als wir Kinder waren) höchstens zu denken wagten…
Diese Perspektive einer umfassenden Energiebilanz lässt das Problem mit dem Übergewicht in einer neuen Dimension erscheinen. Der Einzelne und die Möglichkeiten seiner Selbstbestimmung schrumpfen zur Bedeutungslosigkeit zusammen. Er müsste sich in eine vor-zivilisatorische Welt zurückbeamen, eine naturnahe Lebensform wählen, auf alle (oder doch die meisten) Annehmlichkeiten des modernen Lebens verzichten und sich bescheiden als Eremit, der im wahrsten Sinn des Wortes von der Hand in den Mund lebt und alle Energie, die er verbraucht, selber erzeugt…
Und geradezu unheimlich wird die Vorstellung, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur die unverbrauchte Energie aus dem Erdöl unter unserer Haut in Depots mit uns herumschleppen, sondern auch die noch gar nicht entdeckten neuen Energieformen, die nach dem Ausstieg aus dem Atom kommen werden.. Schöne, neue, dicke Welt!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Eine Meldung aus The Economist erreicht mich heute: Fünf führende Lebensmittelproduzenten spannen zusammen und lancieren für den Markt in England ein gemeinsames neues Label zur Deklaration der Nährwerte ihrer Produkte.
Danone, Kellogg, Nestlé, Kraft und PepsiCo führen ein System ein, mit dem sie auf der Packung eine Empfehlung für die „tägliche Menge“ an Kalorien, Fetten, Zucker und Salz aufdrucken, in Relation zum entsprechenden Gehalt, das gekauft und verzehrt wird. In den nächsten Monaten sollen diese Hinweise auf Frühstücksflocken, Schokoriegeln, Käsescheiben und ähnlichen Angeboten angebracht werden. Andere Produzenten wie Schweppes oder Masterfoods haben ähnlkiche Angaben bereits umgesetzt.
Die Lebensmittelproduzenten weisen darauf hin, dass dies den mündigen Konsumenten in die Lage versetze, selber zu entscheiden, welche Nahrungsmittel in welcher Menge für ihn gesund seien. Super. – Super?
Da nehmen die Produzenten ihre Verantwortung wahr… und es ist wieder nicht recht! – Die Konsumentenschutz-Organsiationen in England begehren auf. Denn die Foods Standard Agency, eine staatliche Kontrollbehörde, sollte über kurz oder lang einen eigenen Vorschlag im „Ampel-System“ präsentieren, bei den mit Rot, Gelb und Grün die Werte für die einzelnen Bestandteile signalisiert würden. Den Food-Multis werfen die Verbraucherschützer vor, sie hätten ihr neues, etwas verwirrlicheres System übereilt eingeführt, um damit die staatlichen Absichten zu unterlaufen, weil sie Umsatzeinbussen befürchteten.
Damit dürfte es wohl etwas auf sich haben. Wer die Vertreter der Branche vorletzte Woche gehört hat, erhielt diesen Eindruck auch im Blick auf die Schweiz. Und schon dort war – was im Rückblick schlüssig wird – die Rede von alternativen Vorschlägen, wie sie jetzt offenbar in England umgesetzt werden.
Was heisst das für uns? – Bis in der Schweiz auch nur die Frage nach der Machbarkeit einer wie immer gearteten Regelung ausdiskutiert ist, können Jahre und Jahrzehnte vergehen. Da wäre es möglicherweise sinnvoll, die nun für England entwickelnten Empfehlungen auch auf unserem Markt zuzulassen. Besser als nichts… und durchaus im Sinne der politisch gepriesenen Selbstverantwortung. Aber was wollen wir wetten, es gibt wieder den Sonderfall Schweiz, der dies nicht zulässt?
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Von Heinrich von Grünigen um 18:44 |
Bin auf dem Sprung zu einer Einladung zum Nachtessen… – – Keine Panik, Enthaltsamkeit ist angesagt, die Gastgeberin hat sich schon vorsorglich erkundigt, was sie mir vorsetzen dürfe und was nicht.
Damit die geneigten InteressentInnen aber sehen können, wie es zu und her geht, wenn wirklich hemmungs- und masslos geschlemmt und verschlungen wird, lege ich hier einen Link zu einem etwas dunkleren und deswegen wohl auch etwas geheimnisvolleren Kapitel unserer Ernährungs- und Übergewichts-Thematik.
Es geht um die Feeders und Feedees, die sich durch eine spezielle – meist sexuell orientierte – Vorliebe auszeichnen, indem sie entweder ihre PartnerInnen mästen oder sich selber mästen lassen. – Weitere Infos, Stories und Bilder unter dem obigen Link (wobei nicht alle verbundenen Websites aktiv sind). Auf jeden Fall: Gute Reise durch einen besonderen Abgrund… und danke für allfällige Berichterstattungen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Heute am späteren Nachmittag, knapp 40 Stunden vor Eröffnung der MUBA, treffen wir uns mit der Ausstellungsequipe zur Vorbesprechung der künftigen Abläufe und Arbeitsteilung. Es ist ein aufgestelltes Team, junge Ärzte, die die Ratsuchenden betreuen, medizinaltechnische Assistentinnen, die die Messungen und Analysen vornehmen, spezialisierte Auskunftspersonen, freundliches Standpersonal…
Dann transportieren wir unser Material durch die noch quasi leere Ausstellungshalle zu unserem Stand: Bereits stehen überall die Gerippe und Gerüste der Standbauten mit ersten Dekorationselementen, einzelne Konstruktionen kennen wir bereits von früheren Messen, sie sehen so unbelebt etwas trostlos aus, aber in zwei Tagen wird der Strom der Messebesucher zwischen den Buchten hindurch fluten und sich über die kleinen Plätze verteilen, wird bei den Degustationsbuden verweilen und Wettbewerbe lösen, wird staunend einzelnen Vorführungen zuschauen und dankbar auf die bereitgestellten Stühle sitzen, um die müden Füsse zu entlasten.
Der Mann, o Mann-Stand grenzt unmittelbar an das Gesundheits-Forum, wo stündlich Referate gehalten werden zu Themen wie: Alzheimer, Arthrose, Depressionen, Erektionsprobleme, Fettabsaugen, Osteoporose, Parkinson, Rauchen, Restless Legs, Schlafstörungen, bis zu Zahn-Implantaten… Und am Ssonntag, 19. Februar, um 15 Uhr, gibt es einen Vortrag über Adipositas-Chirurgie; und hier ist das gesamte Programm im Überblick.
In zehn Tagen werde ich Experte sein in diesen und ähnlichen Fragen. Und natürlich selber am Auskunfstdesk von wissbegierigen Besuchern belagert werden, hoffentlich!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:20 |
Wir sind wieder mal beim Spätschoppen („Zwei Mineral, bitte, einmal mit und einmal ohne!“) nach der Aquafit-Stunde und das Gespräch kreist unausweichlich um den kommenden Arztbesuch und um die grosse Schwierigkeit, das Soll-Gewicht noch rechtzeitig zu erreichen.
Freund Rolf, heute wieder einmal von inquisitorischer Insistenz, bohrt schon zu zweiten Mal nach: „Ich will dir nicht zu nahe treten“, bereitet er sein Statement vor, „aber wie war das denn vor rund 10 Jahren, da hast du doch auch in einem Zug fast 35 Kilo abgenommen? Wie hast du das denn damals gemacht?“
Ich erkläre ihm, dass ich versucht habe, aus freien Stücken so zu essen, als ob ich ein Magenband trüge: Ausgewogen ausgewählt, in kleinsten Mengen und unendlich langsam fein gekaut… – „Ja und“, fragt Rolf, mit fast unverhohlener Naivität, „weshalb kannst du das denn heute nicht wieder so machen und nochmals 30 Kilo abnehmen?“
Die Frage trifft in den Kern des Problems. Inzwischen habe ich mich auf dem tieferen Niveau einigermassen stabilisiert, wenn auch temoprär mit einer leichten Tendenz nach oben. Aber weshalb will und will es nicht gelingen, mit einem grossen und konsequenten Effort die Mauer der Stabilität erneut nach unten zu durchstossen?
Die Antwort zeigt das verflixte Dilemma. Damals, mit 165 Kilo, war das Leben eine schier unerträglich Last, der Atem ging pfeifend, das Herz raste nach 4 Tritten auf der Treppe, die Knie schmerzten bei jedem Schritt, ans Schuhebinden war nicht zu denken und in der Telefonkabine gab es keinen Platz für mich, von Flugzeugsitzen und Duschkabinen abgesehen… – Mit andern Worten: Damals gab es einen massiven Leidensdruck, der jede Unbequemlichkeit mit einem konsequenten und strengen, wenn auch ausgewogenen und überwachten „Regime“ vorübergehend auf sich nehmen liess. Und der Erfolg motivierte, nicht nachzulassen.
Heute, immer noch knapp 30 Kilo leichter, ist das Lebensgefühl ein total anderes: Kinosessel sind kein Problem, Telefonkabinen gibt es nicht mehr, im Flugzeug ist der Original-Sicherheitsgurt meist lang genug, hinter dem Lenkrad habe ich bequem auch im kleineren Auto Platz, die Gelenke schmerzen nur noch moderat… kurz und gut, das Dasein ist keine grosse Qual mehr und die allgemeine Lebenslust, die Versuchung, der Genuss haben heute leichteres Spiel, mich zu überreden, doch dieses eine Mal Fünfe gerade sein zu lassen, morgen sei ja auch noch ein Tag, und wenn man eingeladen sei, könne man keine Sonderwünsche anmelden, wenn doch der Hausherr so exzellent kocht…
Drum, lieber Rolf, ist es leicht gefragt, ob ich denn nicht „einfach“ auf die gleiche Tour nochmals eine 35-Kilo-Scheibe von meinem alten Speck herunterhobeln könnte… Ich kann nicht. Und, ganz ehrlich gesagt, ich will eigentlich auch nicht wieder ein so striktes Ernährungsmanagement einhalten müssen. – Bin ich schwach? Nicht schwächer als die meisten. Und darum froh, dass mir der Arzt ab nächster Woche ein neues Modul verordnet, von dem er sich (und mir) verspricht, dass es etwas bewegt, nach unten. Ich bin gespannt. Wir werden sehn.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:58 |
Schön, dass im Blog zur Sache debattiert wird! – Der Dialog zeigt, wie nötig es ist, differenziertes Wissen zu vermitteln und gegen eingefleischte Vorurteile zu argumentieren.
Ins gleiche Kapitel gehört eine Meldung, die dieser Tage über die Agenturen ging: Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass das Adipositas-Medikament Reductil seit dem 1. Februar für die Krankenkassen zugelassen, also auf der „Spezialitätenliste“ der kassenpflichtigen Medikamente aufgeführt ist. Das Mittel ist rezeptpflichtig und darf nur für PatientInnen verschrieben werden, die einen BMI von 35 und mehr aufweisen, also durch ihr Übergewicht einem massiven gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind. Reductil setzt im Kopf an und kann eine appetithemmende Wirkung haben und gleichzeitig den Stoffwechsel anregen. Bisher mussten die Kosten von den PatientInnen selber übernommen werden.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich der Dachverband der Krankenversicherer, santesuisse, über diesen Entscheid „nicht erfreut“ zeigt. Aber seine Bergründung ist ebenso linear wie allzu simpel: „Es sei besser, die Bevölkerung zu einer gesünderen Ernährung und mehr Bewegung anazuhalten“, wird santesuisse zitiert. – Eine solche Stellungnahme belegt Ignoranz und Missachtung der Patientenbedürfnisse.
Nichts gegen gesunde Ernährung und viel Bewegung zur Prävention. Aber ein Mensch mit BMI 35 und mehr hat im Vorfeld dieses Befundes bereits eine schmerzvolle Adipositas-Karriere mit zahllosen, gescheiterten Versuchen hinter sich, sein Gewicht zu reduzieren. Die Abgabe eines der beiden „anerkannten“ Medikamente (Xenical und Reductil) erfolgt nie leichtfertig, sondern immer gezielt und als medizinisch begründete Massnahme, um im Rahmen einer umfassenden Therapie eine Veränderung einzuleiten. Nicht alle sprechen auf die gleichen Präparate gleich an. – Aber wer sich gegen die Abgabe eines Medikaments mit so untauglichen Argumenten sträubt, hat nicht das Wohl der Pflegebedürftigen im Auge, sondern denkt an die Maximierung seines Gewinns.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:05 |
Heute gibts nur einen kurzen Beitrag. Ich stecke mitten in der Vorbereitung für eine Sitzung, die am Montagmorgen stattfindet. Rund zehn Leute, die je eine Organisation oder Institution vertreten, welche sich hauptamtlich mit Fragen rund um Adipositas und Übergewicht befassen, treffen sich zum zweiten Mal in dieser Konstellation.
Wir sind dabei, einen Interessenverband ins Leben zu rufen, ein Netzwerk, das „Forum Obesitas Schweiz“, denn wir müssen endlich das vorhandene Fachwissen und die verschiedenen Kräfte bündeln, um gemeinsam mitzuwirken bei der gesundheitspolitischen Willensbildung. Da ist der Fachverein, der alle Spezialistinnen und Spezialisten umfasst, die in Programmen zur Behandlung von übergewichtigen Kindern arbeiten; da ist die Organisation der Ärzte – Stoffwechselspezialisten und Chirurgen – die sich mit den extrem übergewichtigen Patienten befassen; es gibt die Leute von der Arbeitsgemeinschaft Essstörungen und die vom entsprechenden Experten-Netzwerk; die Gruppe der forschenden Wissenschafter und die Präventionsgruppe der Hausärzte-Vereinigung; der Verband der Diplomierten ErnährungsberaterInnen und eine Vertretung des Netzwerkes Gesundheit und Bewegung, das beim Bundesamt für Sport angesiedelt ist… und wir von der SAPS haben es übernommen, die Zusammenarbeit zu koordinieren, weil wir – so paradox dies erscheinen mag – als einzige Organisation dank einem Sponsoren-Beitrag über die Mittel und die Infrastruktur verfügen, um diesen administrativen Service zu bieten.
Also brüte ich noch zu später Stunde über der Traktandenliste und bereite mich darauf vor, die morgige Sitzung zu leiten, in der Gewissheit, dass wir unser Engagement verstärken können, wenn wir gemeinsam am gleichen Strick ziehen. An uns solls nicht liegen.
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