31/3  Der Geburtstag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:48

Nicht jeden Tag wird ein Kollege 50. Und wenn, dann steigt ein Fest. Man trifft sich in einer Waldhütte, wobei eher von einer Waldvilla die Rede sein müsste. Es hat Platz, eine Küche, eine Musik und viele Gäste. Würziger, schwerer Duft liegt in der Luft. Und an der ganzen Wand lang zieht sich das Buffet hin. Thailändische Küche.

Gut, das sind die Anlässe, an denen alle Ernährungsregeln vorübergehend ausser Kraft gesetzt sind. Vergessen die Vorsätze bezüglich der Kohlenhydrate, das laut Werbekampagne obligtorische Glas Wein wird getrunken, es muss von allem probiert werden, und das nicht zu knapp, die verschiedenen Fleisch-Sorten, die Glasnudeln, die Thai-Suppe, der Reis, die Frühlingsrollen, hellbraun und knusprig ausgebacken im schwimmenden Fett… das reine Gift – aber was solls?

Morgen beginnt wieder das Leben B, wie unsere Nachbarin zu sagen pflegte, wenn die Schulferien zu Ende gingen. Morgen mag wieder die Vernunft herrschen. Für heute Abend ist Genuss und Lebensfreude angesagt, das Waldhaus brummt und das zweite Bierfass wird angestochen und ein Wort gibt das andere. Die Kinder toben herum, dass es eine Freude ist, und als die verschiedenen Torten hereingetragen werden, mit den brennenden Kerzen drauf, da ist die Welt in einer guten Harmonie der Genüsse, an Reue wird wahrscheinlich erst Morgen früh gedacht. – Und wenns ein Kilo eingebracht hat, dann lassen wir halt für einmal die Waage Waage sein und stehen erst übermorgen wieder drauf. 50 wird man nur zweimal in hundert Jahren. Happy Birthday, Dani. Und danke für die Einladung.




30/3  Denk dich schlank

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Einbildung machts, meinen Psychologen herausgefunden zu haben. – Vielleicht ist da was dran. Als ich klein war… so geht eine meiner Erinnerungen… lag ich mal im Kinderbettchen mit den Gitterstäben und sollte meinen Nachmittagsschlaf machen. Es war die Zeit vor Ostern und ich wusste, dass Mutter im Schrank irgendwo den Vorrat an Zucker- und Schokoeiern und die Schokoladehasen hatte. Schokolade war damals bei Kriegsende noch absolute Mangelware und ihr Genuss auf die wenigen jahreszeitlichen Feste beschränkt.

Ich weiss, dass ich wusste, dass diese Vorräte tabu waren, so lange, bis es ans Suchen der Osternester ging. Und trotzdem war das Verlangen da. Und ich sagte zu mir selbt: Ich denke jetzt, dass ich Hunger habe. – Und siehe da: dieser Gedanke motivierte den kleinen Knirps, ich kletterte aus dem Bettchen, öffnete den Schrank, fand die Schachtel und begann von den Köstlichkeiten zu essen. Dies wiederholte sich am Nachmittag noch mehrmals, bis mir wirklich schlecht war. An die Strafe, die dann folgte, erinnere ich mich nicht mehr. Die Einbildung, hungrig zu sein, hatte alle Bedenken überwunden.

Eine kleine Meldung im SPIEGEL schildert nun das Gegenteil: Abnehmen durch Einbildung. Das Experiment eines Psychologen-Teams der Harvard University war simpel. Es galt zu beweisen, dass es genügen würde, wenn man sich vorstellt, die täglichen Verrichtungen seien ausreichend als körperliche Betätigung zum Abnehmen – dass man dann wirklich abnimmt. 84 Zimmermädchen aus sieben Hotels machten beim Test mit. Einer Gruppe von ihnen wurde überzeugend erklärt, dass ihre Arbeit, das Bettenschüteln, Staubsaugen, Polsterklopfen und Leintücherfalten eine ausreichende körperliche Bewegung darstelle, um fit zubleiben und abzunehmen.

Tatsächlich hatten die Frauen der so instruierten Gruppe nach einem Monat im Durchschnitt rund ein Kilo weniger, und auch der Blutdruck war besser als bei den andern Gruppen, denen man nicht eingeredet hatte, ihre tägliche Arbeit sei schon Bewegung genug… – Was will uns dieser Test wohl sagen? Geht es um Auto-Sugestion? Hilft es, wenn man nur fest daran glaubt? – Coué lässt grüssen. Das eine Kilo macht allerdings noch nicht manchen BMI-Wert wett… Aber wahrscheinlich stimmt es schon: wenn man überzeugt ist, dass das Programm, das man gerade macht, wirklich hilft, dann hilft es auch… wenigstens vorübergehend.




29/3  Es lebe der Verein

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Das hatten wir uns anders vorgestellt. Am letzten Montag habe ich an dieser Stelle darüber berichtet, dass der SAPS-Stiftungsrat seinem Trägerverein einen Vorschlag unterbreiten werde, um die bisherige Vereins-Struktur in eine neue, „offenere“ Gönner-Organisation überführen zu können. Ziel dieser Massnahme wäre es gewesen, die Kosten für Administration und Rechnungswesen deutlich zu senken, um mehr Mittel für Projekte und patientebezogene Aktionen frei zu bekommen, und gleichzeitig die Schwelle für eine Beziehung mit der Adipositas-Stiftung für jene zu senken, die zwar bereit wären, unsere Arbeit gelegentlich mit einem Gönnerbeitrag zu unterstützen, die sich aber nicht durch eine formelle Mitgliedschaft bei einem „Verein“ binden wollten.

Wir hatten gedacht, diese Idee müsste einleuchtend sein, ihre Vorteile nicht zu übersehen und deshalb sei eine mehrheitliche Zustimmung gewiss. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt bzw. ohne das engagierte Vereinsmitglied gemacht, das auch eine lange Anreise auf sich nimmt, um der jährlichen Generalversammlung beizuwohnen und die Kontakte zu pflegen, die sich bei dieser Gelegenheit ergeben.

Wir mochten die Nachteile der aktuellen situation und die Vorteile unseres Vorschlags mit Engelszungen verkünden… die Skepsis überwog, ob durch einen solchen Entscheid am Ende nicht doch der Zusammenhalt verloren ginge, die Bindung zwischen den Mitgliedern und der Stiftung abbrechen müsste, das Spendenvolumen auf freiwilliger Basis deutlich nachlassen würde und wir schliesslich nicht nur keinen Gewinn, sondern einen massiven Schaden davontrügen.

Eine konsultative Meinungsumfrage ergab, dass das Lager der „Erhalter“ und das der „Erneuerer“ fast gleich gross waren… bis auf eine Stimme Unterschied… und die war bei den Erhaltern, die den aktuellen Vereins-Zustand beibehalten wollten. Aus der Quasi-Patt-Situation ergab sich im Gespräch dann der guteidgenössisch terminierte Kompromiss: Die vertraute Vereins-Form beizubehalten, aber daneben im Sinne eines Testlaufs bis Ende Jahr die Gönner-Struktur aufzubauen… eine klassische Sowohl-als-auch-Strategie.

Dieser Vorschlag fand eine klare Zweidritteslmehrheit. Der Souverän hatte gesprochen, der Vorstand hat zu parieren… unser Job ist es nun, eine kreative Übergangslösung zu finden, die das eine (neue) tut und das andere (bisherige) doch nicht lässt… und dabei trotzdem mit weniger administrativem Aufwand auskommt und Einsparungen möglich macht.

Im anschliessenden Referat von Adipositas-Spezialistin Dr. med. Natascha Potoczna war viel von der dringend nötigen Verhaltensänderung die Rede, wenn Übergewicht vermieden oder reduziert werden soll. Wie schwer es ist, gewohnte und vertraute Verhaltensmuster zu verändern, das haben die anwesenden Vereinsmitglieder in ihrem Leben oft genug am eigenen Leib erlebt. Beständigkeit ist auch ein Wert.




28/3  Kind und Werbung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Die heisse Kartoffel wird hin und her geschoben. Die Werbewirtschaft wird nicht müde, zu betonen, TV-Werbung habe gar keinen Einfluss auf das kindliche Essverhalten… und die Pädagogen und besorgte Eltern warnen von unabeshbaren Wirkungen. Es wird nach staatlichen Vorschriften gerufen und die Nahrungsmittelindustrie legt sich vorsorglicherweise selber erste Beschränkungen auf.

Eine amerikanische Familien-Stiftung legt nun interessante Zahlen vor. Selbtverständlich lassen diese sich nicht direkt auf die Schweiz übertragen, da sowohl die TV-Programme wie auch die kindlichen Sehgewohnheiten hierzulande anders sind. Aber im Blick auf die Adipositas-Situation in USA sind diese Werte allemal interessant. Einige Fakten:

Kinder zwischen 2 und 7 Jahren sehen pro Jahr im Schnitt 4’400 TV-Spots; 32% davon werben für Nahrungsmittel. Die 8-12-jährigen sehen 6’000 Spots pro Jahr, mit 25% für Esswaren, und in der Gruppe 13-17 Jahre sieht man jährlich 7’600 Werbespots, davon 22% für Nahrungsmittel. – Die Sendungen, die speziell für Kinder unter 12 gestaltet sind, enthalten im Schnitt 50% Werbung für Nahrung.

Von den Spots, die speziell an KInder gerichtet sind, werben 34% für Schleckwaren und Snacks, 28% für Frühstücksflocken, 10% für Fastfood, 4% für Milchprodukte, 1% für Fruchtsäfte… und unter all den 8’864 Spots, die ausgewertet wurden, gab es keinen einzigen für Früchte oder Gemüse.

20% der Lebensmittel-Spots laden zum Besuch auf einer Website ein, 19% bieten ein Spielzeug als Mitmach-Gewinn an, und 11% sind verbunden mit einer bekannten Film- oder Comicfigur. – Die beiden goldenen Bogen sind das erste Markenzeichen, das Kinder erkennen können. – Haben Sie diese Zahlen überrascht? Auch wenn sie für die Verhältnisse in der Schweiz keine direkte Aussage zulassen, so zeigen sie doch, dass Fernsehwerbung ein mächtiges und überzeugendes Mittel sein kann, die kindlichen Essgewohnheiten zu beeinflussen.




27/3  Gross genug?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Super Size, die Maxi-Grösse, als Symbol für verschlungenen Überfluss. Wie kommt es, dass „wir“, meist unbewusst, auf grosszügige Angebote reagieren, indem wir uns grosszügig bedienen (lassen)?

Kann es sein, dass wir damit nach uralten, eingeübten Verhaltensmustern reagieren, die uns mächtig zugreifen lassen, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, weil eine unhörbare Stimme in uns sagt, dass wir Reserven anlegen müssen für die nächste Hungersnot? – Bloss: die kommt nicht. Wir stolpern von Angebot zu Angebot… und doch lässt der Reflex nicht nach.

Beobachten wir uns mal selber, wenn wir im Restaurant bestellen: wenn es auf der Karte eine „kleine“ und eine „grosse“ Portion hat, braucht es unheimlich viel Überwindung, die „kleine“ zu verlangen… wir nehmen es uns zwar vor, fest entschlossen, dem Ruf der Vernunft zu folgen; aber wenn dann die Bedienung mit dem Notizblock kommt und fragt: Gross oder klein? dann werfen wir alle Vorsätze über Bord und hören uns, ferne Beobachter unserer selbst, sagen: Gross… beiläufig und ohne besondere Betonung, wie unbewusst und selbstverständlich.

Die schönen Zeiten der Nouvelle Cuisine, als ein vereinsamtes Erbsli allein auf dem Teller neben einen kleinen Stück Rüebli lag, sind endgültig vorbei. Und mit andächtigem Schaudern sprechen wir davon, wie es einst im Berner Schweizerhof Wiener Schnitzel gegeben hatte, die auf beiden Seiten über den Tellerrand hinausragten.

Und bei Buffets braucht es eine ganze Heerschar von Schutzengeln, die uns davor bewahren, die Platte mit kalorien- und fettreichen Speisen hoch aufgetürmt zu füllen, obwohl wir vorher felsenfest entschlossen waren, nur ein Salatblättlein und vielleicht eine halbe Tomate zu nehmen…

Das Rätsel der grossen Portionen ist ein weltweites Phänomen, auch wenn es bei uns noch nicht so ausgeprägt ist wie in USA. – Dort wurde eben ein Gegentrend eingeleitet: Reklame mit bewusst „normalen“ Portionen, als Werbebotschaft der Restaurant-Kette FRIDAY’s. – Kleinere Portionen sind noch immer gross genug… lautet die Losung. Wenn das Beispiel Schule machen würde, könnte das eine Umkehr bewirken. Oder schaffen wir uns wieder Entlastungsmöglichkeiten?

 




26/3  SAPS intern

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:46

Heute hatten wir Sitzung des Stiftungsrates der SAPS. Zweimal im Jahr tritt er zusammen, um die strategischen Ziele zu diskutieren und zu beschliessen, um die Rechnungsablage zu genehmigen, den Jahresbericht zuhanden der Aufsichtsbehörde zu verabschieden und um all jene Entscheide zu treffen, die für eine erfolgreiche Arbeit im kommenden Jahr erforderlich sind.

Einige dieser Entscheide von grundsätzlicher Bedeutung sind:

  • die SAPS wird im Laufe des Frühjahres neue Büro-Räumlichkeiten in Zürich-Nord beziehen
  • der Generalversammlung des Trägervereins vom nächsten Donnerstag wird vorgeschlagen, den „Verein“ als solchen aufzulösen und ihn in eine neue, offene Gönner-Organisation zu überführen
  • der Internet-Auftritt wird noch 2007 neu gestaltet und kombiniert mit einem neuen, „Schweizerischen“ Adipositas-Forum für Betroffene
  • die öffentliche Präsenz der Stiftung soll durch verschiedene Aktivitäten und Events verstärkt werden

Eine interessante Feststellung konnten wir machen. Die Aufsichtsbehörde, das Eidgenössische Departement des Inneren bzw. dessen Stiftungsaufsicht, hat uns letztes Jahr aufgefordert, in der Rechenschaftsablage künftig die verschiedenen Aufwendungen für unsere Projekte und Leistungen im Dienste der Betroffenen separat auszuweisen, um festzustellen, wie hoch der allgemeine Verwaltungsaufwand ist.

Wir haben die Zuordnung der verschiedenen Kosten auf die einzelnen Tätigkeiten und Aktivitäten nach bestem Wissen und Gewisse vorgenommen… und sind auf einen Verwaltungsaufwand von rund 9 Prozent gekommen. Das ist ein Resultat, das sich im Quervergleich mit der Nonprofit-Welt absolut sehen lassen kann. – Der wichtigste Posten ist dabei der Aufwand für die schriftliche und telefonische Beantwortung von Fragen zum Thema Übergewicht. Wenn wir den Aufwand durch die Anzahl der Anfragen teilen, so lautet das Ergebnis: 20 Franken pro Antwort. Die Auskunft ist für Mitglieder bzw. Gönner gratis. Es lohnt sich, dabei zu sein. – Wer sich für unseren Jahresbericht im Wortlaut interessiert, kann ihn hier beziehen.




25/3  Superwonneproppen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Nein, nicht Eisbär Knut ist gemeint. Der ist zwar wonnig und pelzig und ein super Aushängeschild für den Berliner Zoo, aber hier geht es um den offenbar schwersten Säugling aller Zeiten.

Bluewin hat ein Reuters-Video in seinen Newsdienst gestellt und man kann ihn sich ansehen, den 25 Kilo schweren, 15 Monate alten Burschen namens Mateus Araujo aus Brasilien, der aussieht wie ein Bonsai-Sumo-Ringer, so schwer, dass ihn seine Mutter kaum von Boden aufzuheben vermag, wenn sie ihn hochnimmt, um ihm die Brust zu geben.

Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Wie kommt es, dass der Kleine so viel Fett angesetzt hat, wo er doch seit seiner Geburt offenbar nichts zu sich nimmt als Muttermilch!? Was lief schief? Hierzulande wird Stillen als eine der wesentlichen Massnahmen zur Vorbeugung von kindlichem Übergewicht propagiert… und jetzt dies! – Eine Ausnahmeerscheinung, für die es noch keine medizinische Erklärung gibt?

Die Medienmeldungen sind zum Teil widersprüchlich: da ist in einem Kurzbericht, der weltweit verbreitet wurde, die Rede von der „Diät eines Spezialisten“, welcher die Mutter diese extreme Gewichtszunahme zuschreibt…in andern Quellen wird ein Interview mit der Mutter zitiert, in dem sie sagt, sie habe ihn bisher nur gestillt…

Normalgewichtig kam er mit 3,6 Kilo zur Welt. Mit 3 Monaten wog er schon 10 Kilo, mit 15 Monaten hat er das Gewicht eines siebenjährigen Kindes… und wenn er in diesem Tempo weiter zulegt, so wird er mit 16 Jahren 400 Kilo wiegen, hat man berechnet. – Ein Fleisch und Fett gewordenes Menetekel für etwas, das wir noch nicht abzusehen vermögen.




24/3  Lob der Skepsis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:18

Viel ist dieser Tage in Magazinen und Zeitschriften die Rede vom vernünftigen, „richtigen“ Essen. Eben noch las man von exzentrischen Szene-Girls, die Diät-Empfehlungen gaben, obwohl sie selber von Auszehrung gezeichnet sind…

Was in der Zeitung steht, das muss ja nicht zwangsläufig stimmen. So ein Satz schmerzt den alten Journallisten zwar, der stets redlich bemüht war, der Wahrheit auf der Spur zu bleiben, aber der Volksmund wird ja wohl wissen, warum er so Weisheiten formuliert wie: Er lügt wie gedruckt.

Wie glaubwürdig also sind Berichte und Empfehlungen über Ernährung in den populären Zeitschriften? – In USA hat der Rat für Wisseschaft und Gesundheit (American Council of Science and Health) zum zehnten Mal eine vergleichende Studie veröffentlicht. Der ganze Jahrgang 2005 von 21 Magazinen wurde ausgewertet. 6,7 Prozent der gesamten redaktionellen Textes (ohne Inserate) war der Information über Essen und Nahrung gewidmet.

Das Resultat klingt positiv: 16 der 21 Titel erhielten die Note „gut“ bis „sehr“ gut, nur ein Viertel schnitt „mässig“ bis „schlecht“ ab. Am verlässlichsten, also an korrektesten waren die Informationen in den Konsumente-Zeitschriften. Und am schlechtesten kamen die Publikationen zur „Männer-Gesundheit“ weg: dort fanden sich die meisten Fehler und Ungenauigkeiten, unbewiesene Behauptungen und Vorurteile… Zu denken muss auch geben, dass sich die Qualität in den Jahren der Beobachtung insgesamt nicht etwa verbessert, sondern stetig etwas verschlechtert hat.

Angesichts der Tatsache, dass 42% der befragten Leserinnen und Leser angaben, sie hätten ihr Essverhalten aufgrund der Informationen in Zeitschriften verändert, kommt diesen Artikeln eine hohe Bedeutung für die Volksgesundheit zu. – Der ganze Bericht umfasst 23 Seiten. Er lässt sich kaum eins zu eins auf unsere hiesigen Verhältnisse übertragen… aber so viel mustergültiger als unsere amerikanischen Kollegen dürften wir wohl auch nicht sein. – So oder so ist beim Lesen von Presseberichten eine gesunde Portion Skepsis angesagt.




23/3  Wie gesund ist gesund?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Alle Ernährungsfachleute sind sich einig: es gibt keine „guten“ und keine „schlechten“ Nahrungsmittel, nur die Art, wie wir sie zu uns nehmen, und die verzehrte Menge können negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Aber da lesen wir, dass man in den Niederlanden dabei ist, Nahrungsbestandteile zu entwickeln, die einerseits „gesund“ sein sollen, die „sättigen“, gut schmecken, nahrhaft sind… und so dazu beitragen, dass man nicht dick wird. Es geht also um Designer-Food, das in seiner „Künstlichkeit“ geschmackvoller und gesünder sein soll als die Produkte, die man sonst in den Läden findet. Und zwar soll man den Wunderstoff allen Lebensmitteln beimengen können, von Drinks über Aufstriche bis zum Brot, dessen Kruste dadurch länger knusprig bleiben soll.

Weil durch die Beigabe dieses Zusatzstoffs die Speisen satter machen, würde weniger davon gegessen, und man nehme weniger zu… hoffen die Hersteller. Um ihren Umsatz ist ihnen nicht bange, denn was einen guten Ruf hat, darf auch etwas kosten. Einer der Manager wird mit dem Ausspruch zitiert: Solch innovative Produkte bringen höhere Gewinne, als wenn du eine Tomate oder eine Flasche Milch verkaufst.

Da sind sie also wieder, die Esswaren, die niemand wirklich braucht. Und es erinnert mich an diese Superjoghurtdrinks, die gut für die Verdauung sein sollen und die Abwehrkräfte stärken… und es spielt keine Rolle, ob das auch stimmt oder nicht, solange dir einfach über die Werbung eingehämmert wird, dass acht von zehn Leuten diese Wirkung spüren, dann glaubst du es schliesslich selber.

Ich persönlich bin inzwischen auch felsenfest davon überzeugt. Die penetrante Tussi-Werbung „“Vedauigguet – alesguet“ hat in mir die Abwehrkraft gegen diese Art von Produkten mächtig gestärkt.




22/3  Besuch im Parlament

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:43

Es ist viel los im Bundeshaus, am zweitletzten Tag der Session. Wir haben einen Termin bei Nationalrat Felix Gutzwiller, Fraktionschef FDP. Es geht darum, zu überlegen, welche der pendenten gesundheitspolitischen Vorstösse, die noch hängig sind und denen quasi die „Verjährung“ droht, durch eine besondere Intervention auf der Agenda zu behalten wären.

Ich war einige Zeit nicht mehr in der Wandelhalle und habe mit Interesse festgestellt, dass Vieles durchaus noch ist wie früher… dass aber insgesamt eine knisternde Hektik Einzug gehalten hat, ein Kommen und Gehen bei Abstimmungen, intensive Gespräche und Konsultationen in kleinen Gruppen, Absprachen zur Meinungsbildung… plötzlich ist der Raum wieder leer, wenn alle an ihre Pulte eilen, um den Abstimmungsknopf zu drücken… und sofort strömen sie wieder heraus, um weiter zu diskutieren.

Lang ist die Liste Motionen, Postulate, Interpellationen, parlamentarischen Anfragen… jede Eingabe formuliert ein einzelnes, sektorielles Anliegen, das selbstverständlich als berechtigt erscheint und dem man wünschen möchte, vom Plenum mit grossem Mehr angenommen zu werden, sei es nun zur Ernährungs-Information, zur Vitamin-Prophylaxe, zum Turn- und Sportunterricht, zum Lehrlingsturnen, zur Fettsteuer, zur Diätberatung bei Kindern, zur Einführung eines Ampel-Systems, zur Föderung des Stillens, zum Ausbau des Schulturnens, zum Werbeverbot im Umfeld von Kinder-TV-Sendungen, zu Werbebeschränkungen für Produkte mit zu viel Fett, Zucker oder Salz…

Jedes Thema ist an sich wichtig… aber jedes nur ein einzelnes Rädchen oder Rad in einer tinguelyhaften Riesenmaschine namens Gesundheitspolitik, die lautstark vor sich hin rattert und Energie verbraucht… über 40 Milliarden pro Jahr. Soviel kostet uns die Gesundheit, und dabei klettern die Kassenprämien dauernd noch weiter nach oben. – Geld ist der Treibstoff dieses Apparates. Es hält die Aktionen im Schwung… und es ist Mangelware. Während auf der Seite des Marktes die Prozesse profitorientiert und wie geschmiert funktionieren, stottert auf der Präventionsseite das Motörchen mit kleinem Zylinder vor sich hin, lässt ab und zu einen Pfupf und knattert ein bisschen… hat aber kaum Chancen, im Bewusstsein der Menschen wirklich etwas zu bewegen.

Nach unserem Meinungsaustausch, zwischen verschiedenen Abstimmungen, kommen wir zur Überzeugung, dass wir der Sache den besten Dienst erweisen können, wenn wir nicht an einzelnen Rädchen drehen und schrauben, sondern wenn wir das Problem der Finanzierung ins Auge fassen und uns überlegen, wie wir hier mit den vereinten Kräften von über hundert Organisationen aus dem Gesundheitsbereich etwas bewegen können, das über den Tag und die Session, ja sogar die Legislaturperiode hinaus wirken könnte. Es wird nicht einfach sein. Aber umso wichtiger.