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Von Heinrich von Grünigen um 18:41 |
Ein kurzes Schock-Video macht in diesen Tagen die Runde auf YouTube und durch allerlei Facebook- und Ernährungsforen. Da kauft sich einer ein Stück Chicken McNugget und legt es unters Mikroskop. Dann zerbröselt er dessen Inhalt und rückt diesem mit immer grösseren Lupen auf den vermeintlichen Hühner-Leib.
Man sieht ein kurzfasriges, weisses Gebilde, ähnlich wie Aufbackbrot, klumpig und undefiniert, durchzogen von allerlei winzigen Dingen, die man für Fremdkörper halten kann, kurze Stoff-Fasern, Farbpigmente, lauter Sachen, die man eigentlich nicht im Innern von Hühnerfleisch vermuten würde.
Damit nicht genug, der Kommentator fragt uns immer wieder mit suggestiver Stimme: Sieht so Fleisch aus? Und das nächste Bild zeigt zum Vergleich ein Stück richtiges Pouletfleisch mit glatten Faserbündeln aus den Muskeln… dann sieht man wieder die teigig-matschige Masse aus dem Nugget.
Nun weiss eigentlich jeder, der irgendwo ein Poulet-Nugget kauft, dass dieses in der Regel nicht aus einem „gewachsenen“ Fleischstück besteht, sondern aus einer gemixten Paste mit allerlei Hühnerzutaten vom Schlachthof (diese Masse findet sich auch in geformten Pouletschnitzeln und als Anteil im Kebab)… tüchtig gewürzt und in eine schmackhafte Pannade eingebacken.
Worum es sich bei den verschiedenen „Funden“ im Nugget handelt, das sagt uns der Bericht nicht. Insofern beantwortet er die eingangs gestellte Frage nicht. Allenfalls weckt er Ekel und Abscheu… Aber die müssten uns bei den meisten „verarbeiteten“ Produkten befallen, es sei denn, wir kennen den Metzger oder wir sehen mit eigenen Augen, was er in den Hacker tut.
Ich erinnere mich an eine Vorführung, die wir vor vielen Jahren im Militär hatten. Wir waren neben einer Grossmetzgerei einquartiert und der Fourier hatte eine Besichtigung arrangiert. Wir sahen zu, wie Cervelats gemacht wurden: das Fleisch, die Schwarten, das Fett, die Gewürzmischung, und dann das Eis, das vom Blitzhacker im Handumdrehen so fein in die Masse eingearbeitet wurde, dass man die Bestandteile nicht mehr auseinanderhalten konnte. Würde man, sagte der Metzger, ein Paar Schuhe dazu geben, so wären diese nach drei Umdrehungen nicht mehr auszumachen… Aber man tut ja keine Schuhe in den Hacker!
Zurück zu den Chicken-Nuggets: was bringt uns solche „Aufklärung“? Hilfreiche Information eigentlich nicht. Vielleicht etwas Abschreckung. Und vielleicht werden die Nuggets bei uns ja anders produziert als in USA. Hier gehts zum Video.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:55 |
In den Ohren vieler Übergewichtiger klingen solche Worte wie schierer Hohn. Und es stimmt: sie sind auch nicht ganz ernst gemeint. Anlass für diese Behauptung ist ein 146 Seiten starker Katalog des Weltbild-Verlags, der heute in meinen Briefkasten geflattert ist.
80 Seiten davon sind dem gewidmet, womit sich ein Verlag normalerweise befasst: Bücher. Es sind alle Arten von geschriebenen Produkten, vorwiegend trivialer Natur, Bestseller, Krimis, Herzschmerzromane, populäre Sachbücher (z.B. über den Dölf Ogi), Reiseführer, Tierbücher, Kochbücher und alles für den heimischen Herd…
Der Rest des Katalogs bringt ungefähr das Gleiche wie der Praktikus und andere Versandhäuser: jeden Ramsch, den man zwar schon immer haben wollte, der aber dazu verurteilt ist, in irgendwelchen Abstellkammern zu vergammeln. Das sind Gesundheitspflaster, Haushaltwaren mit kitschigen Décor, Accessoirs (von Stützstrümpfen bis zum Chronometer), Küchenzubehör in allen Farben, Gartenmobiliar und romantische Nachtleuchter, Rasenmäher und Minensuchgeräte, Modeschmuck und Akkubohrer gibt es neben dem ganzen Arsenal an elektronischen Gadgets für jeden Zweck…
Aber über den Seiten 80 und 81 – also noch bei den Büchern – steht die verheissungsvolle Titelzeile: Blitzschnell abnehmen – so einfach geht das! Und vorgestellt werden fünf ultimative Diätbücher: die „24-Stundendiät“, die „17-Tage-Diät“, die „Schuhbeck-Diät“, dann „Abnehmen für Faule“ und „Das Almased-Kochbuch“, dann „Wieso macht die Tomate dick?“ und von WeightWatchers noch „Das Beste aus dem Ofen“.
Ich sags: wenn man diese geballte Ladung an besserwisserischen Diätempfehlungen, von denen jede das ultimative Geheimnis entdeckt haben will, so vor sich sieht, da müsste man eigentlich schon beim Lesen abnehmen. Nur zum Jojo-Effekt gibt es kein Buch.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:07 |
Für viele eine lästige Sache. Ärgerlich vor allem in der massiven Häufung auf kommerziellen Sendern, wenn die Spot-Blöcke fast im Dreiminutentakt einen Fernsehfilm unterbrechen. Und doch ist Werbung die Haupteinnahmequelle für die meisten der privaten TV-Anbieter.
In England werden alljährlich die Daten zum TV-Konsum erhoben. Eine aktuelle Studie besagt, dass der durchschnittliche Zuschauer in den rund 4 Stunden, die er pro Tag vor dem Bildschirm verbringt, im Schnitt 48 Werbespots zu sehen bekommt. Und dass diese Zahl seit Jahren in etwa stabil geblieben sei.
Umgerechnet würde dies 12 Spots pro Stunde ergeben… und das wären paradiesische Zustände, verglichen mit der Realität, wie sie sich hiezulande auf den kommerziellen Kanälen präsentiert. Zur Situation in der Schweiz hat Publisuisse 2004 eine interessante Untersuchung veröffentlicht.
Wie auch immer: dominant auf allen Sendern ist die Werbung für Süsswaren und Schleckzeug, die sich erfolgreich um alle Auflagen und Einschränkungen, die das Gesetz zum Schutz der Kinder und Jugendlichen macht, herumschlängelt. Da ist doch die Botschaft tröstlich, die sich aus dem Publisuisse-Bericht herauslesen lässt: je mehr ein Werbe-Unterbruch als störend und nervig empfunden wird, umso geringer ist seine „Wirkung“ beim Publikum.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:11 |
Zu Recht empört sich die Welt, wenn im Syrien-Krieg chemische Substanzen engesetzt werden – von wem auch immer. Am meisten Emotionen ausgelöst haben die Bilder von den Kindern, die unter den schädlichen Substanzen leiden mussten und für die offenbar jede Hilfe zu spät kam.
Es ist wohl ein gewagter Vergleich, aber in der Substanz ist er durchaus angebracht: weit weniger aufgewühlt sind unsere Gefühle, wenn es um Kinder hier bei uns und in entwickelten Ländern geht, die mit gesundheitlichen Schäden unter chemischen Stoffen zu leiden haben, die ihnen ohne ihr Wissen verarbreicht werden.
Es geht um die Substanz Bisphenol A: ein Stoff, der in der Plastic-Industrie als Weichmacher verwendet wird und der sich in zahlreichen Produkten des täglichen Gebrauchs findet. Lange wurde er vorzugsweise gebraucht, um Plastic-Spielzeug für Kinder geschmeidig zu machen. Erst vor kurzem wurde seine Verwendung in vielen Ländern eingeschränkt oder gar verboten, vor allem in Schnullern und Babyflaschen (unser Bundesrat will mit einem Verbot allerdings noch zuwarten, wie er vor den Sommerferien auf einen entsprechenden Vorstoss aus dem Parlament hin sagte).
Eine aktuelle Studie der Universität Michigan hat nun allerdings gezeigt, dass es einen direkten Link gibt zwischen BPA und kindlichem Übergewicht. Bei Kindern wurde der BPA-Gehalt im Urin gemessen und es zeigte sich, je grösser dieser Gehalt war, umso eher wiesen die Kleinen vermehrtes Körperfett und einen zu grossen Bauchumfang auf. Aus kindlichem Übergewicht kann später im Erwachsenenalter Adipositas mit allen bekannten Begleiterkranakungen werden. BPA greift in den Hormonhaushalt ein und kann Langzeitwirkungen auslösen, die heute noch längst nicht erforscht sind.
Wie zynisch mus man sein, um zu sagen, wir wollen vorerst noch etwas abwarten, bis es wirklich zu Todesfällen gekommen ist..? – Die reine Möglichkeit einer solchen Auswirkung müsste doch alle alarmieren, denen das Wohl der Kinder etwas bedeutet. Bei Coop hat man offenbar die Zeichen der Zeit erkannt: Bisphenol A-haltige Kassenzettel werden aus dem Verkehr gezogen. Bravo.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:00 |
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Diese Volksweisheit mag mit ein Grund sein dafür, dass sich die Anforderungen an unser Schulsystem immer mehr steigern, denn die Schule scheint der geeignete Ort, den Kleinen das beizubringen, was sie als Grosse unbedingt wissen sollten.
In der Tat ist mir heute die Geschichte von Robinson, den wir in der ersten Klasse durchnahmen, noch so präsent wie vor 65 Jahrn, und das Bohnenköfferchen, mit dem uns Fräulein Hegwein das Innenleben eines Sämlings anschaulich erklärte, kommt mir jedes Mal in den Sinn, wenn ich im Salat eine Weisse Bohne finde.
Früh also soll sich krümmen, was ein Häkchen werden will und früh soll man den Kindern auch beibringen, wie sie sich richtig ernähren. Dazu gehört auch das „richtige“ Trinken, nicht nur WAS, sondern auch WIEVIEL. – Dieser Frage ist eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK nachgegangen. Die Resultate wurden eben von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE publiziert.
Dabei geht es um die Trinkgewohnheiten der 3- bis 12-jährigen Kinder in der Schweiz. Der zentrale Befund: jedes 4 Kind zwischen 6 und 12 Jahren in der Schweiz trinkt weniger als den empfohlenen einen Liter pro Tag. Insbesondere trinken die Kids nicht genügend ungesüsste Getränke. Gerade für Kinder ist Wasser als Hauptgetränk ein wichtiger Faktor. Laut der repräsentativen Studie macht Wasser aber weniger als die Hälfte der konsumierten Flüssigkeiten aus.
Ein weiterer Befund hat ergeben, dass jedes 6. Kind während des ganzen Vormittags – zwischen Frühstück und Mittagessen – überhaupt nichts trinkt. Dabei wäre regelmässiges Trinken für die Lern- und Konzentrationsfähigkeit von hoher Bedeutung.
Wir werden werbemässig eingedeckt mit Anpreisungen von Energydrinks und Milkshakes, Smoothies und anderen zeitgeistigen Getränken… die der Körper in dieser Form überhaupt nicht braucht. Was er haben sollte ist hundskommunes Wasser. – Da erscheint vor meinem inneren Auge ein gezeichneter Witz, den ich vor Jahren gesehen habe: Zwei kleine Mädchen stehen neben dem Dorfbrunnen. Auf dem Brunnenrand kniet ein Bub, der sich zur Brunnenröhre beugt und mit der Hand Wasser zu seinem Mund leitet. Das eine Mädchen sagt zum andern: Hansli wäre so ein Netter… nur schade, dass er trinkt!
Das waren noch Zeiten der Unschuld.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:15 |
Die Bratwurst hat derzeit eine ausserordentliche Medienpräsenz. Zuerst war der schildbürgerhaft anmutende Zoff um das Verbot der Bratwurstabgabe bei politischen Auftritten, als indirekte Folge des Knatsches um den nächtlichen Verkauf von Würsten in Tankstellen-Shops… und nun kommt die Sache mit dem Verfalldatum.
Ein Metzger wurde bei der Polizei verpetzt, weil er an einem Stand in der Innenstadt Würste verkauft haben soll, deren Haltbarkeitsdatum laut Packung bereits abgelaufen war. Die Nachprüfung ergab – so seine Erklärung -, dass es sich um Würste handelte, die vor rund drei Wochen an der Street Parade übrig geblieben waren und die der Fleischer dann eingefroren habe, um sie nicht wegwerfen zu müssen, und die er nun frisch aufgetaut unter die Kundschaft gebracht habe.
Solche Produkte seien, da sind sich die Experten einig, noch geraume Zeit über das angegebene „Haltbarkeitsdatum“ hinaus ohne Bedenken zu verzehren, denn dieses Datum signalisiert nicht etwa den Zeitpunkt, an dem sich ein Lebensmittel in Fäulnis auflöst, sondern das Datum, bis zu dem es mit Sicherheit mindestens geniessbar bleibt. „Best before“ lautet der internationale Slogan: vor diesem Datum sei das Produkt qaualitativ auf dem Höhepunkt. Wer es später erst esse, könne sich aber auf seine eigene Wahrnehmung verlassen: wenn es noch „gut rieche“, sei es unbedenklich. Wenn es in der Zwischenzeit tiefgefroren war, verlängert sich die Haltbarkeit ohne Einschränkung.
Es mutet grotesk an, dass auf der einen Seite heute überall Aktionen anlaufen, um die Menge des „foodwaste„, der weggeworfenen Lebensmittel zu reduzieren, und gleichzeitig wird wegen einiger Tage Teifkühl-Aufschub eine Wurst-Hysterie angezettelt, deren einziges Ziel eigentlich nur sein kann, den Ruf des betreffenden Metzgers zu beschädigen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:31 |
In USA wurden 2000 repräsentativ ausgewählte Elternpaare befragt. Die Forscher wollten wissen, welches die zehn haptsächlichen Gefahren für die Gesundheit ihrer Kinder seien, vor denen sie diese bewahren möchten. Mehrheitlich an erster Stelle genannt wurden Übergewicht und Adipositas.
Interessant ist allerdings, dass diese Rangliste nicht für den Anteil der Schwarzen Bevölkerung gilt. Diese sieht die grösste Gesundheitsgefahr für Kinder und Jugendliche im Rauchen. Bei den Weissen kommt die Angst vor dem Rauchen erst an dritter Stelle, noch vorher fürchten sie den Drogenmissbrauch als Bedrohung für ihre Kids.
Genauere Begründungen wurden nicht eruiert für diese ethnische Differenzierung. Es kann angenommen werden, dass die farbige Bevölkerung mit dem Adipositas-Stigma deshalb anders umgeht, weil sie insgesamt stärker betroffen ist, Übergewicht also quasi eher zur „Normalität“ innerhalb der Gruppe zählt und deshalb als weniger diskriminierend empfunden wird.
Dass Adipositas insgesamt an erster Stelle der Angstmacher steht, wird von den Forschern für ein positives Zeichen genommen. Es zeige, dass die weisse Bevölkerung den Ernst der Lage erkannt habe.Daran knüpft sich die Hoffnung, dass jene, die diese Angst teilen, auch bereit seien, ihr Verhalten zu ändern, im Interesse der heranswachsenden Jughend.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:19 |
Nein, ich meine nicht die, wo „Kinder“ draufsteht, aber bloss Fett und Zucker drin ist, und die mitsamt dem roten Kühlschrank von der Decke fallen. Es geht hier um richtige Snacks für richtige Kinder. Dies wiederum ist hierzulande alles andere als trivial, man denke nur an die Risiken, die man eingeht, wenn man seinem Kind zur falschen Zeit am falschen Ort einen Apfelschnitz in den Mund schiebt.
Dass die Kleinen im Kindergarten und in der Schule sich nicht von Schoggistängeli und Chips ernähren sollten, das hat sich inzwischen herumgesprochen, auch wenn das heimische Nutella fingerdick auf dem Brot auch nicht besser ist. Es gibt einleuchtende Modelle von „gesunden“ Musterznünis in der blauen Box, an die sich inzwischen viele Eltern gewöhnt haben.
Und schon greifen die Fabrikanten in den Zauberkasten und preisen – siehe das Beispiel aus USA – unter dem Label Revolution Food fixfertig abgepackte Zwischenverpflegungen an, mit dem Anspruch, einen Beirag zu leisten zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung und damit zur Gesundheit der Kinder ganz generell.
Die Rezepturen seien zusammen mit Kindern von Chefköchen entwickelt worden, die Speisen frei von sämtlichen künstlichen Zusätzen und strotzten nur so von Natürlicheit… aber wer die detailliert aufgeführten „Food Facts“ studiert, sieht bald, dass diese Fixfertigsnacks wieder zur Hauptsache aus Fett und Zucker bestehen, dass sie relativ stark gesalzen sind, dass sie hochverarbeitet sind und dass sie es auf keinen Fall aufnehmen können mit einer realen Frucht und einem frischen Stück Brot…
Sicherlich sind diese „revolutionären“ Snacks besser als die übliche Junkfood-Ware. Aber: weniger schlecht heisst noch lange nicht gut.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Dies ist kein ernst gemeinter Beitrag, sorry. Aber irgendwie lag heute Abend etwas Frivoles in der Luft, das mich in die Irre führte. Ich war dabei, einige Unterlagen zu der „App“ zu studieren, die man bei eBalance gratis herunterladen kann. Diese hat verschiedene Features, eine davon gibt Antwort auf die Frage, wie man „kleine Sünden“ im Menü durch ein Äquivalent an körperlicher Betätigung wieder kompensieren könnte.
Als Beispiel war ein Big Mac aufgeführt: verschiedene körperliche Aktivitäten brauchen verschieden lang, bis die Sünde „gebüsst“ ist. Der Vergleich ist amüsant. Mit Gymnastik kommt man am raschesten zum Ziel. Da genügen 1 Stunde und 1 Minute, um den Mac abzuarbeiten. Als nächstes kommt zügiges Spazieren: da müsste ich 1 Stunde und 39 Minuten zackig gehen, also fast 7 Kilometer weit.
An dritter Stelle kommt Putzen im Haushalt: da müsste ich 2 Stunden und 13 Minuten mit dem Staubwedel hantieren oder den Sauger schwingen… und ziemlich nahe dabei ist auch Chorsingen: 2 Stunden und 45 Minuten lang müsste ich im Verein aus voller Lunge „Da-Da-Muh“ schmettern, oder sonst so etwas, das durch Mark und Bein geht. Und nun kommt der Clou: wenn ich den Big Mac durch aktiven Sex in Energie umwandeln möchte, brauche ich dazu ganze 3 Stunden und 35 Minuten!
Bis hierher sind die Zahlen der eBalance-App entnommen und – so nehme ich an – seriös. Aber was will diese „Rangliste“ der physischen Aktivitäten uns besagen? – Die erste Reaktion, die mir durch den Kopf ging, klang nach dem Werbespot für Ovomaltine: mit Ovo kann mans nicht besser – aber länger. Umgemünzt würde das bedeuten: mit einem Big Mac kannst du länger als dreieinhalb Stunden Sex haben!
Das ist wahrlich gute Kunde für alle, die darunter leiden, dass es ihnen an Ausdauer und Standfestigkeit gebricht. Kein Viagra mehr mit seinen gesundheitlichen Risiken! Nur noch einen Big Mac verdrücken – und los gehts, mehr als drei Stunden lang… Aber eben: vielleicht habe ich die Botschaft dieser Aufstellung einfach falsch verstanden. Und die traurige Wahrheit ist vielmehr die, dass ich mir nie mehr eine kleine Sünde in Form eines Hamburgers erlauben darf, da ich mein Lebtag lang nicht mehr in der Lage sein werde, ihn auf eine für mich angenehme Art abzuarbeiten.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:35 |
Süss. Eigentlich ein positiv besetzter Begriff, zum Beispiel im Liebesleben. Sweetheart ist das süsse Herz, in das wir vernarrt sind und von dem wir nicht genug kriegen können. Seit den 70er Jahren hat der Zuckerkonsum in USA um 50% zugenommen, Zucker findet sich auch bei uns als zugefügte Beigabe in praktisch allen vorgefertigten Lebensmitteln. Die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden legen fest, dass maximal 25% der täglich konsumierten Kalorien aus „zugefügtem Zucker“ kommen sollten, ohne jene Zuckerarten mit zu rechnen, die bereits von Natur aus in einzelnen Lebensmitteln enthalten sind.
Und genau um diese 25% „zugefügten“ Zucker ging es in einem breit angelegten Experiment mit Mäusen. 156 Mäuse bildeten die „Gründerkolonie“: sie lebten in einem grosssen Wohnbereich, nicht etwa in kleinen Versuchskäfigen, mit Kammern, freien Flächen, Löchern, Nestern und allen Lebensräumen, die auch in der Natur vorhanden sind, allerdings so angeordnet, dass sie sich jederzeit beobachten und kontrollieren liessen.
Diese Mäuse erhielten zusätzlich zu einer ausgewogenen, „normalen“ Ernährung eine tägliche Zucker-Zugabe von 25% (12,5% Glucose und 12,5% Fructose). Dies entspricht der Zuckermenge, die ein Mensch konsumiert, wenn er täglich drei Flaschen gezuckerte Limonade trinkt (was nach statistischen Erhebungen rund 70% der Amerikaner tun).
Die Analyse des Gesundheditszustands der Mäuse und ihrer Nachkommen im Lauf der einjährigen Beobachtung ergab zahlreiche Erkenntnisse. Auch wenn die Mäuse nicht in erster Linie extrem an Gewicht zulegten, so hatten sie doch eine deutlich verkürzte Lebenserwartung und ihre Fruchtbarkeit wurde beeinrächtigt. Störungen an zahlreichen Organen liessen sich nachweisen – kurz: der zusätzliche Zucker führte zu massiven gesundheitlichen Schäden. Bei den Mäusen. Bis hin zum vorzeitigen Ableben.
Warum denke ich hier an den John-Steinbeck-Roman Von Mäusen und Menschen?
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