Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 11:27 |
Gestern war Generalversammlung. GV des Dachverbands gemeinnütziger Stiftungen der Schweiz, dessen Vorstand ich die Ehre und das Vergnügen hatte, einige Jahre anzugehören. Man traf sich im schönen Plenarsaal auf dem Campus eines internationalen Pharma-Riesen in Basel.
Zur Eröffnung hielt der Chef des Direktionsbereichs Social Responsability ein Referat und legte mit eindrücklichen Bildern dar, wieviel Gutes der Konzern in der weiten Welt tut mit der verbilligten Abgabe von Medikamenten, im Kampf gegen die Malaria oder gegen Lepra, bei der medizinischen Ausbildung in Drittweltländern, etc.
Das ist verdienstvoll und anerkennenswert und niemand würde den Sinn und die Bedeutung eines solchen Engagements gering achten, aber je mehr Projekte und Programme vorgestellt wurden, umso deutlicher beschlich mich eine Frage, die ich dann allerdings in der anschliessenden Diskussion nicht zu stellen wagte, weil sie allzu leicht missverstanden und falsch ausgelegt werden konnte.
Wieso, fragte ich mich, fokussieren die meisten der Grosskonzerne, Banken und andere Global Players ihr Engagement im Bereich der „Gesellschaftlichen Verantwortung“ ausschliesslich auf Hilfsprojekte und Unterstützungskampagnen im fernen Ausland, in weit entlegenen Regionen? Gewiss sollen sie das tun, niemand möchte sie daran hindern. Aber wären diese Unternehmen nicht reich genug, um in Ergänzung zu diesen Leistungen auch etwas für kleinere und kleinste Organisationen in der Schweiz zu tun, zugunsten der hiesigen, „eigenen“ Gesellschaft?
Ich weiss, das kann chauvinistisch und fremdenfeindlich klingen… ist es aber nicht. Meine Erfahrungen gerade mit Pharma-Multis haben gezeigt, dass diese im Inland knallhart nach Rentabilität rechnen. An unterstützenden Partnerschaften sind sie nur dann interessieret, wenn dies im Zusammenhangmit einem neuen Medikament steht, das unter die Leute gebracht werden soll… Das „soziale“ am Engagement in den fernen Welten ist reine Image-Politur, weil sich das emotional besser vermarkten lässt.
Ich wolte im Plenum keine Polemik entfachen, habe aber im privaten Gespräch nach der Veranstaltung gehört, dass meine Frage auch andere beschäftigt, welche die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, das „Soziale Engagement“ im Hier und Jetzt zu fordern..?
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Von Heinrich von Grünigen um 13:09 |
Heute ist der Schweizer Gesundheitstag. Kein „offizieller“ zwar, aber doch eine willkommmene PR- und Werbemöglichkeit für Organisationen, die im Gesundheitsbereich tätig sind. Eine ganze Reihe von Gesundheitsligen haben sich zusammengefunden, um den heutigen Tag mit Informationsanlässen für PolitikerInnen und mit öffentlichen Vorträgen zu begehen, in einer Apothekenkette werden Testst fürs Publikum durchgeführt. Auch wir von der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS sind dabei.
Der Tag hat es freundlicherweise sogar auf die Titelseite des helvetischen Massenblattes geschafft, mit einer Auswahl von griffigen Tipps und Empfehlungen, was wir für unser Wohlbefinden tun können. Richtigerweise ist die Rede davon, dass zuviel Übergewicht das Riosiko erhöhen kann, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden und dass es deshalb sinnvoll ist, sich von Zeit zu Zeit einem Check zu unterziehen.
Bemerkenswert ist schliesslich der Rat, wie man überprüfen kann, ob man sich einem solchen Check stellen solle. Die Autorin schreibt da: „Wer am Herz-Check zweifelt, der stellt sich zuerst vor den Spiegel: Wer den Anblick seines Spiegelbilds länger als fünf Minuten aushält, hat höchstens mässiges Übergewicht. Alle, die sich im Spiegel nicht ansehen mögen, sollten sich checken lassen.“
Was ist von dieser Empfehlung zur visuellen Selbst-Diagnose zu halten? Die Forschung lehrt uns das Gegenteil: Studien zeigen, dass dicke Menschen dazu neigen, ihr Gewicht zu „übersehen“, dass sie sich häufiger für weniger schwer halten, als sie tatsächlich sind. Die Akzeptanz des eigenen Spiegelbildes hängt von verschiedenen Faktoren und auch von der seelischen Befindlichkeit ab… Gesundheitsrisiken sind nicht nach dem „Gefällt mir“-/“Gefällt mir nicht“-Muster einzustufen, „Daumen hoch“ ist noch keine Garantie für organisches Wohlbefinden, ebensowenig wie ein depressiver Hypochonder automatisch „krank“ sein muss.
Ich bin mal gespannt, wer heute Nachmittag in Bern zu meinem Vortrag kommt: sind es die Schönen oder sind es die Hässlichen? Denn schliesslich soll Schönheit ja im Auge des Betrachtes liegen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:55 |
Die Suchmaschinen-Krake mausert sich zunehmend zu einem grauenvollen Gesundheitsprovider. Agesehen davon, dass sich zu jedem medizinischen Begriff in Sekundenschnelle abertausende von verwirrenden Informationen abrufen lassen, bei denen kaum unterschieden wird zwischen wissenschafltichn gesicherter Erkenntnis und wahnhafter Verschwörungstheorie, untermischt mit einem immer wirreren Wust an kommerziellen Inseraten für professionelles Dicken-Verarschen dank Wundermitelchen – abgesehen davon drängen nun offenbar Projekt-Konzepte auf den Markt, die uns ganz direkt ans Fett wollen.
Da ist einmal die Idee mit der Alarm-Hose: zuasammen mit Levi’s wird ein Beinkleid geplant, das sich über ein angeschlossenes Gerät (Smartphone oder Smartwatch) bemerkbar macht, wenn der Träger/die Trägerin der Hose zugenommen hat… Bis jetzt hat mir noch jede meiner Hosen durch ein unmissverständliches Zwicken in der Bauch- und der Leistengegend zu verstehen gegeben, dass ich wieder Gewicht zugelegt habe! Was soll also der Hightech-Scheiss? Ausser vielleicht der „Neuerung“, dass der grosse Cloud-Speicher nun weltweit registrieren kann, wer zuviel Fett mit sich herumschleppt. Wenn diese Hose die Fähigkeit hätte, das allzuvierle Fett in digitale Energie umzuwandeln und es in einem gewaltigen Cloud-Fettspeicher abzulagern, dann wäre das wirklich eine Hilfe… allerdings verbunden mit dem Risiko, dass sich das negativ auf den Klimawandel. auswirken könnte und wir dann in Zeiten der Dürre mit einem Fett-Monsun oder gar einem Fett-Zunami rechnen müssten…
Die andere Google-Errungenschaft, die dieser Tage angekündigt wird, ist eine App fürs Smartphone, mit der man automatisch Auskunft erhalten kann, wie viele Kalorien ein bestimmtes Gericht enthält, das man zuvor fotografiert und eingeschickt hat. Damit bakäme der aktuelle Trend zu „food-porn“ (das fotografieren des Menüs vor dem Essen, um es auf Facebook zu posten) plötzlich einen tieferen ernährungsphysiologischen Sinn. Allein mir fehlt der Glaube in die Verlässlichkeit der Berechnungsapparatur: wie soll die erkennen können, welches Oel der Koch verwendet, wie viel davon er an die Sauce geschüttet hat, ob die Speisen versalzen sind, wieviel Zucker in einem Nachisch steckt..? – Da gibt es in helvetischer Dimension bereits ein solches Tool, bei dem man sein Essen fotogrfiert und abschickt, worauf es von qualifizierten Ernährungs-Coaches begutachtet und bewertet wird, verbunden mit individuellen Empfehlungen. Das soll sich erst mal am Markt bewähren, bevor der Grosse Bruder aus dem Silicon Valley seine smarten Applikationen in Stellung fährt.
Und das Ziel? Slim new World!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:35 |
Die Forschung bestätigt manchmal Dinge, die man eigentlich weiss. Wann immer wir mit der SAPS an einer Gesundheitsmesse oder einem ähnlichen Anlass teilgenommen haben, machten wir die gleiche Erfahrung: zu uns an den Stand kamen die schlanken und fitten Leute, die von ihren gewaltigen Abnehm-Erfolgen berichteten und von der enormen Willensstärke, mit der sie „es“ gegen alle Widerstände geschafft hatten, ihr Gewicht zu kontrollieren, und die für ihren Triumph gelobt werden wollten. Und all jene, die es wirklich nötig gehabt hätten, die mittelalterlichen Paare mit den Kugelbäuchen, den dicken Kindern und einer Bratwurst in der Hand, machten einen weiten Bogen um uns und blilckten nur verstohlen auf unsere Plakate mit den gut gemeinten Botschaften wie „Dicksein ist keine Schande…“
So genau wollten sie es gar nicht wissen, der Blick ging wieder geradeaus in die Weite. – An diese Erfahrung musste ich denken, als ich von einer dänischen Studie las, die zwischen 1993 und 1997 an rund 55’000 DänInnen zwischen 50 und 64 Jahren vorgenommen wurden. Es ging dabei um den Lebensstil unter dem Aspekt der gesundheitlichen Risken, insbesondere was Ernährung und Bewegung betraf, aber auch Tabak- und Alkohol-Konsum, sowuie die Risikofaktoren Bauchumfang, Bluthochdruck und Blutzucker.
Ebenfalls erhoben wurde die Einnahme von als „gesund“ empfohlener Ergänzungsnahrung, seien dies Vitaminpillen, Mineralien oder Zusatz-Präparate auf pflanzlicher Basis. – Das Resultat war einfach und offensichlich: Leute, die eh schon gesundheitsbewusst lebten und die kleinsten Gesundheitsrisiken aufwiesen, waren auch die, die am häufigsten Zusatz- und Ergänzungs-Stoffe konsumierten.
Die Lehre, welche das Forscherteam aus dieser Erkenntnis ableitete, ist einfach: das Resultat weist darauf hin, dass Untersuchungen über den Nutzen und die gesundheitliche Wirkung von Ergänzungsnahrung mit grosser Wahrscheinlichkeit kein schlüssiges und zuverlässiges Ergebnis zeigen können, da die Studien-Anlage von Anfang an insofern „verzerrt“ ist, als die „Gesunden“ mit grösserer Wahrscheinlichkeit die entsprechenden Produkte zu sich nehmen.
Ausser es handle sich um echte doppelblinde Vergleichs-Studien mit Kontrollgruppen und Placebo-Präparaten. Aber solche Studien fehlen für die meisten der bekannten sensationell wirkenden Zusatz-Stoffe.
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