11/2  Deckungszuschlag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:39

Sie wissen nicht, was dieses Wort bedeutet. Ich habe es bis heute auch nicht gekannt, bis es in einem Lokal-TV-Bericht aufgetaucht ist. Spontan hätte ich den Begriff mit der Landwirtschaft assoziiert, als wir jeweils mit der Kuh im Schlepptau ins Nachbardorf gepilgert sind, wo der Zuchtstier war, bevor die künstliche Besamung erfunden wurde. Das ist zwar lange her, aber ich wäre völlig falsch gelegen.

Einen Deckungszuschlag, sagt der Herr Wirt, in der Höhe vion zusätzlich zehn Franken, müsse er verlangen, wenn jemand in seinem gepflegten Retaurant nur etwas Kleines bestellt, etwa eine Vorspeise, sonst nichts. Damit würde er seine Umtriebe – eben: decken, die ihm so oder so entstehen, Miete, Personal, Reinigung, auch wenn die Kundschaft nur wenig konsumiert.

Die Passanten, vom Fernsehen befragt, fanden dies schäbig und gar nicht lustig: Zehn Franken für nichts! – Meine Erinnerung geht zurück an das Quartier-Café meiner Schwiegereltern. Dort sassen die älteren Damen ganze Nachmittage lang hinter einer einzigen Tasse Café Crème und reagierten verdriesslich, wenn man sie fragte, ob sie noch etwas bestellen möchten…

Für mich wäre das „gediegene“ Speiselokal für gehobene Ansprüche auch nichts: weil ich am Abend nur eine kleine Portion Gemüse zu mir nehmen darf, knapp einen halben Teller voll, dazu ein Mineralwasser, würde auf meiner Rechnung ein Strafbetrag fällig, der den Wert der Nahrung wohl um ein Mehrfaches überstiege.

Da lobe ich mir die Beiz zum UnterDorf in Zürich-Affoltern. Die Wirtin kennt meinen Speiseplan und weiss, was ich essen darf und was nicht. Und sie lässt mir in der Küche liebevoll mein Tellerchen zubereiten, ohne Zusatzkosten und Aufpreis. Denn sie ist gelernte Ernährungsberaterin und hat ein gutes Herz.

Dem Abzocker mit seiner Deckungspauschale würde ich nicht nachtrauern, wenn keiner mehr hinginge.




10/2  …gib uns heute

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:14

Vom täglichen Brot handeln diese Tipps. Und davon, wie man am besten damit umgeht, dass es frisch und knusprig bleibt. Das frische Brot ist für Viele heute zu einer Art von Fetisch geworden. Brot aus dem Supermarkt – wo es „live“ ausgebacken wird, damit der verlockende Duft so richtig Appetit auf einen Brotkauf macht – ist eigentlich nur am selben Tag geniessbar, über Nacht wird es steinhart und furztrocken… sofern es sich nicht um das „glückliche“ Spezialbrot handelt, das sich auch nach einer Woche noch gleich schlabbrig anfühlt wie am ersten Tag…

In den Versandkatalogen boomen die unzähligen Brotbackmaschinen für die heimische Küche, in die man am Abend das Mehl, das Wasser und weitere Zutaten einfüllt, und – schwuppdiwupp! – über Nacht haben die unsichtbaren Heinzelmännchen einen Laib ausgebacken, den man zum Frühstück noch warm verspeisen kann.

Ich erinnere mich, dass man uns in unserer Kindheit eingebläut hatte, warmes Brot zu essen sei ungesund, bilde Klumpen im Magen, wenn nicht Schlimmeres, und überhaupt… Ja, während der Kriegsjahre gab es grundsätzlich kein „frisches“ Brot zu kaufen, es gelangte erst nach zwei Tagen beim Bäcker in die Regale, damit man nicht zu viel davon verschlang, da die Menge genau berechnet und rationiert war, gegen „Märkli“ zu beziehen. Und nach einigen Tagen zog es Fäden, wenn man ein Stück auseinander brach. Es war ein Nahrungs-, kein Genussmittel.

Heute wird die Vielfalt der verschiedenen Brote zum Kult erhoben. Das Brot der Woche, das Brot des Tages… unzählige Varianten aus den verschiedensten Kornsorten, mit oder ohne Zugabe von Gewürzen oder pikantem Gemüse, und ebenso zahlreich sind die Anleitungen und Rezepte, die in Buchform erschienen sind. – Also: auf zum frohen Backen für alle, die Kohlenhydrate essen dürfen!




9/2  Asien holt auf

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:07

Die Studie gibt zu denken. Statistische Auswertungen haben ergeben, dass die Zuwachsraten der Menschen, die von Adipositas betroffen sind, in den sechs grössten Ländern Asiens zwischen 2010 und 2014 wesentlich stärker angestiegen sind als in USA und Grossbritannien, welche bislang die Statistik angeführt haben.

38% beträgt die Zunahme in Vietnam, 33% in Indonesien und Malaysia, 27% in Thailand… während sie in USA und BG „nur“ 8% bzw. 10% betragen hatte. In den asiatischen Ländern, die von ihrer wirtschaftlichen Stellung her als Schwellenländer gelten, ist diese deutliche Zunahme der Adipositas eindeutig mit dem wirtschaftlichen Wachstum verbunden: der Vormarsch „westlicher“ Lebensgewohnheiten und die Verfügbarkeiten westlicher Nahrungsmittel haben den Boom ausgelöst.

Am auffälligsten ist offenbar die Zunahme von Übergewichtund Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern. Wenn es nicht gelinge, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, werde die Adipositas mit ihren Folgekrankheiten im Lauf der kommenden Jahrzehnte zur bedeutendsten Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung – weit gefährlicher und schädlicher als die ansteckenden Krankheiten, die bis anhin die Skala der Gesundheitsrisiken dominiert hatten, sagt Zee Yoong Kang, Chef der Gesundheitsbehörde vomn Singapur.




8/2  Ein Lesevergnügen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:35

Das ist selten. Dass einem eine komplexe und belastende Thematik so leichtfüssig und süffig vermittelt wird. Dabei bin ich erst auf Seite 40 von 320. Das Buch ist dieser Tage im Buchhandel erschienen und heisst „Weil ich ein Dicker bin – Szenen eines Lebensgefühls“. Geschrieben hat es der Journalist Bertram Eisenhauer, Ressortleiter bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, erschienen ist es im C. Bertelsmann Verlag. Und es ist informativ, berührend und unterhaltsam zugleich. Ein Lesevergnügen eben.

Denn der Mann weiss, worüber er schreibt. In 52 Kapiteln schildert er seine Erlebnisse während einer betreuten Therapie in einem anerkannten deutschen Adipositas-Zentrum. 52 Wochen dauert die Abnehm-Kur, beginnend mit einer 12-wöchigen Phase, in der die Gruppenteilnehmenden sich ausschliesslich von Formula-Diäten in Drink-Form ernähren sollten, gefolgt dann von einem mehrwöchigen Lern-Programm, in dem die richtige Einstellung zum Essen, das richtige Einkaufen, die richtige Zubereitung der Mahlzeiten und das richtige Bewegungverhalten eingeübt werden… und schliesslich eine Konsolidierungs-Phase, um das neue Lebensgefühl dauerhaft zu verinnerlichen.

Eisenhauer durchwebt die chronologische Schilderunge der jeweiligen Ereignisse im Verlauf einer einzelnen Woche mit feuilletonistischen Reflexionen über sein eigenes Dicksein von Kind an, verbunden mit treffenden Aperçus zur Seelenlage von adipositas-geplagten Zeitgenossen und deren exponierte Situation in einer Gesellschaft, die alles auszugrenzen beliebt, was nicht der vermeintlichen Norm entspricht.

Die Beschreibungen seines eigenen Verhaltens und seiner jeweiligen Seelenlage sind so akkurat und treffsicher, dass sie von jedem nachvollzogen werden können, der sich in der gleichen Situation befindet oder befunden hat: hier spricht jemand Klartext, der die Kunst der brillanten Formulierung beherrscht.

Mir jedenfalls hat die Lektüre in solchem Masse Spass bereitet, dass ich nicht warten konnte, bis das Buch ausgelesen ist, ehe ich den Lesetipp weitergebe. Mehr zum Buch findet sich hier und hier, oder hier. Lesen!




3/2  Einen an der Waffel haben…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:45

Der Ausdruck bedeutet etwa so viel wie „spinnen“. Oder nicht ganz gebacken sein. Oder so. In diesem besonderen Fall geht es aber um eine richtige Waffel aus Teig, die eigentlich voll ausgebacken sein sollte. Mit Betonung auf „sollte“.

Folgendes epochales und katastrophales Ereignis war eingetreten: eine junge Frau, die gerne Süsses nascht, hatte sich ein Paket Schoko-Waffeln gekauft. Aber als sie das erste Stück auspackte, bestand der Riegel „nur“ aus purer Schokolade… ohne die Waffel-Einlage, die normalerweise in die süsse Umhüllung eingebettet ist. Skandal! Die junge Dame reklamierte beim Hersteller und verlangte Schadenersatz. Nicht irgendeine Abfindung wollte sie, sondern ihr Leben lang gratis mit ihren Lieblings-Schoko-Waffeln beliefert werden. Schliesslich sei sie, so argumentierte sie, auf schwerste Weise „emotional enttäuscht“ worden… Ob der „schuldige“ Food-Konzern auf diese absurde Forderung eingeht, weiss man noch nicht. Die Medien, die uns diese Nachricht vermitteln, werden wohl darauf zurück kommen.

Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob es sich bei dieser Geschichte nicht bloss um einen raffinierten PR-Gag handelt, um die kleinen Schoko-Waffeln, die man sonst auf dem Perron aus dem Selecta-Automaten holt, wieder einmal in die Schlagzeilen zu bringen. An sich ist die Qualität der Schokolade ja nicht besonders exzellent und – objektiv gesehen – die Tatsache, dass im Ablauf der Produktion mal für ein paar Sekunden der Waffel-Nachschub ausbleibt und die ganze Form mit Schokolade gefüllt wird, ist ja eher eine Wert-Steigerung des Produktes… die man eigentlich dankbar zur Kenntnis nehmen müsste.

Sollte sich die Sache aber wirklich so zugetragen haben, bleibt nur die Hoffnung, dass auf die Forderung der Studentin nicht eingegangen wird. Eine lebenslängliche, uneingeschränkte Schokolade-Waffel-Diät müsste früher oder später zu einem Gewichts-Exzess führen, den wir uns lieber nicht vorstellen möchten.




2/2  Feedback

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:52

Ich bin beeindruckt. Zu meinem gestrigen Post mit den Abnehm-Bildern auf Facebook sind bis jetzt über 50 begeisterte Rückmeldungen und Glückwünsche gekommen. Ansporn und Ermutigung, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren. Schön, dass sich Erfolge auf diese Weise teilen lassen.

Da fällt dann die eine Zuschrift nicht in Betracht, in der sich eine langjährige Supporterin der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS über mein Coming Out beschwert, als wäre ich einen Pakt mit dem Leibhaftigen eingegangen. Ich hätte, schreibt sie mir in ihrem Mail, dadurch, dass ich mich für diesen Therapie-Test zur Verfügung gestellt habe, jede Glaubwürdigkeit eingebüsst und sie wünsche, dass ihr Name und ihre Adresse subito aus unseren Verzeichnissen getilgt würden, da sie uns nicht mehr durch weitere Zuwendungen zu unterstützen gedenke…

Das ist selbstverständlich ihr gutes Recht und wir haben die Mutation unverzüglich vorgenommen, auch wenn wir nach wie vor dringend auf Spenden und Gönnerbeiträge angewiesen sind (PC 87-407427-9). Es ist jedem unbenommen, sich seine eigene Welt nach Gutdünken auszumalen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie meine Therapie weiter verläuft, und bis zum Gegenbeweis gilt die Maxime des guten alten Hippokrates: Wer heilt, hat recht.




1/2  Garantiert kein Jojo?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:19

Heute ist ein zweiter Bericht erschienen. Ganzseitig und in mächtigen Lettern, man glaubt es selber fast nicht. Und zahlreich sind die spontanen Reaktionen, die über alle Medien eintreffen. Er hagelt von Glückwünschen und Durchhalteparolen, die natürlich erfreulich sind. Aber ich bin noch nicht am Ziel. Dieses ist erst erreicht, wenn es mir gelingt, ein künftiges Endgewicht auch über längere Zeit zu halten.

Gut, ich habe den taktischen Vorteil, dass diese längere Zeit sich nicht mehr ins Unermessliche erstrecken muss, sondern dass ihr aus rein biologischen Gegebenheiten in nicht allzu ferner Zukunft ein Ende gesetzt sein wird. Auch wenn das noch einige Jährchen dauern kann, man weiss ja nie. Aber die Frage, die mir in vielen Gesprächen – auch im Blick auf konventionelle Methoden der Gewichtsreduktion – gestellt wird, ist die nach dem Jojo-Effekt: Wie steht es bei einer bestimmten Ernährung oder Kuhr oder einem Eingriff damit? Bleibt er garantiert weg? Wie hoch ist das Risiko? Wie lässt es sich vermeiden?

Meine Antwort ist immer die gleiche: egal was behauptet oder versprochen wird, der Jojo-Effekt an sich ist unabhängig von der aktuellen Gewichtsreduktion, jedenfalls in aller Regel. Einzig bei extrem kalorienreduzierter Ernährung erhöht sich das Jojo-Risiko beträchtlich, wenn der Organismus gezwungen wurde, sich auf das stark abgesenkte Energie-Niveau einzustellen. Aber sonst hängt der Jojo-Effekt weitestgehend davon ab, wie gut es dem Abnehmenden gelingt, nach Erreichen des Zielgewichts eine vernünftige und ausgewogene Balance zwischen Energie-Aufnahme und -Verbrauch einzuhalten.

Wer sein persönliches Gleichgewicht gefunden hat und dieses auch weiterhin wahren kann, der bleibt vom Jojo-Effekt weitgehend verschont. Er kann sogar gelegentliche Schlemmer-Exzesse wegstecken bzw. verarbeiten, wenn diese sich nicht in Serie häufen und zur Regel werden. Vom eigenen Verhalten hängt der „Erfolg“ also ab. Man kann ihn mit Tipps und Tricks unterstützen, aber mit der Aufgabe sieht man sich selber höchstpersönlich konfrontiert, und zwar auf Lebenszeit. Die Ernährungsform kann nichts dafür.