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Von Heinrich von Grünigen um 16:32 |
Es hört nicht auf. Anbieter von „Wundermitteln“ zum einfachen und mühelosen Abnehmen können nach wie vor darauf zählen, dass verzweifelte Übergewichtige in ihrer Not nach jedem Strohhalm greifen, wider jeden gesunden Menschenverstand und ohne Rücksicht auf Verluste.
Heute hat mich die Redaktion der Radio-Konsumentensendung „Espresso“ kontaktiert: was wir von einem Angebot halten, das sich „SLEN 30“ nennt und das in einem plakativen YouTube-Video beworben wird: es geht um eine Salbe, ein Gel aus der Tube, mit dem der übergewichtige Körper eingerieben wird… und schwuppdiwupp: eine halbe Stunde später ist dieser dicke Wanst auf wundersame Weise um eine ganze Kleidergrösse geschrumpft! Sagen und zeigen sie im Video.
Die Salbe wirke kühlend in die Tiefe, so dass sich die dort liegenden Fettzellen auflösen und deren Inhalt über das Lymphsystem aus dem Körper abgeführt werden könne. Wers glaubt, zahlt zwar keinen Taler, aber immerhin den Vorzugspreis von knapp 70 Franken (und meint, damit ganze 30 Franken einzusparen im Rahmen einer behaupteten Sonderaktion…).
Dies ist eine ganz üble Verarschung von PatientInnen, die in ihrem Kampf gegen die Pfunde zu jedem Mittel greifen, in der irren Hoffnung, vielleicht sei dies nun die endgültige Rettung, von der insgeheim alle träumen: Abnehmen, ganz ohne Anstrengung und ohne Verzicht, quasi im Schlaf! Das gesundheitlich problematische Körperfett – das sogenannte Viszeralfett – sitzt nämlich nicht unter der Haut, das umklammert tief im Innern der Bauchhöhle die Organe, füllt die Zwischenräume im Verdauungstrakt aus und entwickelt sich mit zunehmendem Übergewicht zu einem eigenständigen „Organ“, das den Körper und sein Gehirn von innen zu terrorisieren beginnt.
Wer meint, diesem Fett-Teufel mit einem Sälbchen beikommen zu können, ist entweder unglaublich naiv – oder ein gewiefter Geschäftemacher. Letzterem wäre eigentlich das Handwerk zu legen. Aber bei uns steht es jedem frei, aus der Dummheit anderer Nutzen zu ziehen. Sie nennen das Eigenverantwortung.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:30 |
Die Studie bestätigt, was wir eigentlich wissen. Kalorie ist nicht gleich Kalorie. Lange geisterte die Auffassung durch die Adipositas-Debatte, dass es unter dem Strich lediglich auf die Anzahl Kalorien ankäme, die jemand zu sich nimmt und dass der menschliche Organismus so linear funktioniert wie eine Maschine, bei der die Gesetze der Mechanik eins zu eins gelten: Wenn du weniger Kalorien zu dir nimmts als du verbrauchst, nimmst du ab – und umgekehrt.
Nun hat ein Forscherteam in den USA nachgewiesen, dass nicht alle Kalorien unser Gewicht – und unsere Gesundheit – in gleicher Weise beeinflussen, dass etwa die Kalorien in einem zuckerhaltigen Süssgetränk „schlimmer“ sind als die gleiche Kalorienmenge, die in Kartoffeln enthalten ist. Es kommt darauf an, wie die jeweiligen Nährstoffe von unserem Stoffwechsel aufgenommen und verarbeitet werden.
Es kommt also nicht mehr nur darauf an, die Anzahl der Kalorien zu zählen, es geht auch um die Auswahl der „richtigen“ Lebensmittel. Und zudem, das ergaben die Untersuchungen so quasi als Nebenprodukt, stellte sich (einmal mehr?) heraus, dass Zuckeraustausch-Stoffe wie Aspartam effktiv nicht zur Gewichtserhöhung beitragen. (Darüber, was sie sonst noch im Organismus auslösen, wird allerdings nichts gesagt.)
Angesichts des gesamten Wissens, das sich in letzter Zeit über das komplexe Zusammenspiel unserer Stoffwechsel-Funktionen, die hormonellen Interaktionen und die Rolle des Mikrobioms, der Darm-Flora, angesammelt hat, kommt mir diese aktuelle US-Studie fast ein wenig vor, als sei sie aus der Zeit gefallen…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Es geht, wenn man will. Als ich letzte Woche an der EASO-Konferenz in Brüssel war, wo über Staatliche Strategien zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie gesprochen wurde, waren sich alle ReferentInnen in ihren Berichten aus den Ländern einig: die Besteuerung von Zucker ist ein erfolgreicher Weg zur Reduktion der Kalorienaufnahme.
Nach der Besteuerung von Süssgetränken auf Wasserbasis geht England nun einen Schritt weiter: geplant ist, dass bis 2021 auch der Zuckergehalt in Fruchtsäften und in Milchmix-Getränken reduziert werden soll. (Fruchtsäfte machen immerhin 10% des Zuckerkonsums bei den englichen Kids aus!) Und zwar sollen die Säfte 5% weniger Zucker enthalten und vor allem soll die Portionengrösse so limitiert sein, dass pro Einheit (die „auf einmal getrunken werden kann“) nicht mehr als 150 Kalorien anfallen.
Bei den Milch-Misch-Getränken, sowohl den abgepackten wie den im offenen Verkauf angebotenen Kakao- und Schokolade- und andern Milchprodukten, woll der Zuckergehalt sogar um 20% reduziert werden (!) und die Einheit, die aufs Mal konsumiert werden kann, soll nicht mehr als 300 Kalorien enthalten dürfen.
Das sind weit reichende Vorgaben, die wohl noch einige Diskussionen auslösen können. Dabei geht es hier nur um die kommerziellen, fertig zubereiteten Produkte. Dem Individuum steht es immer noch frei, bei sich zuhause – und auf sogenannt eigene Verantwortung – Getränke zu mixen, die weit ausserhalb dieser Norm-Vorstellung liegen. Es wird Sache der Aufklärung und der Erziehung sein, Exzessen entgegen zu wirken wie wir sie in unserer Jugend (noch) pflegen konnten: da habe ich mir zuweilen einen ganzen Liter kaltes Eimalzin angerührt, wenn ich erschöpft von der Schule heimkam…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Vor dreieinhalb Wochen hatte er sich bei mir gemeldet. Adel Abdel-Latif, einst als Mister Schweiz in den Schlagzeilen des Boulevards, hatte er später Medizin studiert und ist nun, nach mehreren Jahren medizinischer Praxis publizistisch tätig, verfasst Bestseller-Sachbücher und betreibt eine Online-Plattform mit Podcast-Interviews zu medizinischen Themen unter dem Titel „The Voice of Medicine“.
Wir haben uns viele Jahre nicht mehr gesehen, und nun steht er da in unserem Büro und will mit mir einen Talk realisieren zum Thema Adipositas und wie ich damit umgegangen bin. Es ist ein angeregtes Gespräch mit einem angagierten und sachkundigen Interviewer, das Spass macht. In etwa drei Wochen wird es aufgeschaltet und öffentlich zugänglich sein.
Bei der vorausgehenden Terminabsprache habe ich Adel darüber informiert, dass ein wesentliches Element meines aktuellen Ernährungskonzeptes der möglichst völlige Verzicht auf Zucker sei. Und nun eröffnete er mir, dass er seitdem einen Selbstversuch gestartet hat: seit dreieinhalb Wochen achtet er darauf, dass er nichts mehr isst, was Zucker enthält. Und hat in dieser Zeit sechseinhalb (!) Kilo abgenommen! Einzig durch das Weglassen eines „Lebensmittels“, das der Organismus nicht wirklich braucht.
Die erste Woche sei hart gewesen, räumt Adel ein, er habe regelrechte Entzugserscheinungen gehabt, denn Zucker ist effektiv eine Droge, die süchtig macht und die im Hirn ähnliche Reaktionen auslöst wie Kokain und Heroin… Aber dann fühlte er, wie sich sein Befinden stetig verbesserte und er ist – als Mediziner – über die Auswirkung des Zucker-Verzichts begeistert.
Ich finde das super. – Es gibt hilfreiche Empfehlungen, den Zuckerkonsum einzudämmen. Wer mehr über die Auswirkungen des „süssen Gifts“ auf unseren Organismus erfahren will, der reserviert sich den 9. Juni 2018: die Informations-Veranstaltung der SAPS, die u.a. diesem Them gewidmet ist. Eintritt frei.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:09 |
Es ist jetzt ein gutes Jahr her. Da berichtete der Tages-Anzeiger (nicht zuletzt basierend auf Informationen aus der SAPS) über einen Adipositas-Chirurgen, der sich im Umgang mit seinen PatientInnen z.T. gröbste Fahrlässigkeiten zuschulden kommen liess und der mit gezielter Falschinformation die Notlage verzweifelter Menschen finanziell ausbeutete.
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, wo der angebliche „Professor“ sein Unwesen trieb, leitete nach einem Vorstoss der medizinischen Fachorganisation SMOB eine Untersuchung ein. Wir von der SAPS lieferten die belastenden Materialien jener PatientInnen, die sich an uns gewandt hatten und die mit der Weitergabe ihrer Informationen einverstanden waren.
Dann trat Funkstille ein. Auf Nachfrage bei der Gesundheitsdirektion wurde uns im Herbst 2017 beschieden, aus „Amtsgeheimnisgründen“ könne man uns nicht mehr sagen, als dass der betreffende Chirurg für Zürich und die Schweiz keine „Berufsausübungsbewilligung“ mehr habe. Punkt. Ja, man bat noch um Verständnis.
Und nun war letzte Woche in einem aktuellen TA-Bericht zu lesen, dass der „Fall“ für die Gesundheitsdirektion abgeschlossen sei. Der „Professor“ praktiziert inzwischen in der Ukraine und rühmt sich auf seiner Website mit rundwegs erlogenen Behauptungen über seine grossartigen „Erfolge“ in der Schweiz… – Ein Internet-Auftritt, der durchaus geeignet sein könnte, nichtsahnende PatientInnen, denen aus medizinischen Gründen ein chirurgischer Eingriff verweigert wird, in die falsche Hoffnung zu wiegen, sich in der Ukraine eine qualitativ hochstehende Behandlung „kaufen“ zu können… Vor einem solchen Entscheid muss hier in aller Deutlichkeit GEWARNT werden!
Befremdlich an der Sache ist nur: bis jetzt wurde die SAPS, die sich im Interesse der betroffenen PatientInnen an die Gesundheitsdirektion gewandt hatte, mit keinem Wort über die offenbare Einstellung des Verfahrens informiert, ebensowenig wie die Fachorganisation SMOB. Es gibt auch keine Informationen darüber, ob die damaligen Verantwortlichen des Spitals, die diesen Scharlatan – im vollen Wissen um dessen problematische Hintergründe – gewähren liess, zur Rechenschaft gezogen werden.
Ein gesundheitspolitisch mehr als brisanter Vorgang, zu dem wir von der SAPS aus Aufklärung gefordert haben und wo wir auf eine Antwort warten. In der Zwischenzeit können wir nur nochmals betonen: ACHTUNG ! Keine bariatrischen OP’s in der Ukraine! – Und: bitte nicht unter den Teppich kehren!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:27 |
Geld regiert die Welt. Das ist weiss Gott keine neue Erkenntnis. Aber sie wird einem bei jeder Gelegenheit immer wieder aufs Neue eingebläut.
Ich war gestern an der Mitgliederversammlung des Vereins „Allianz ‚Gesunde Schweiz'“. Nach den statutarischen Geschäften gab es ein Referat und eine Aussprache mit einer Mitarbeiterin aus dem Beraterstab des Gesundheditsministers BR Alain Berset. Auch hier standen die Finanzen im Zentrum fast aller Überlegungen. Skizziert wurden die „Hauptsorgen“ im Gesundheitswesen. An erster Stelle ist dies die „Finanzierung der Gesundheitsleistungen“, sprich: die Problematik der stetig steigenden Krankenkassen-Prämien. Heute ist es offenbar so, dass die Bürgerinnen und Bürger rund 30% der Gesundheitsausgaben direkt aus der eigenen Tasche berappen, während sie den Rest – indirekt – über die Steuern finanzieren. Ein Massnahmenpaket zur Kostendämpfung soll im Herbst in die Vernehmlassung gehen.
Zweite Hauptsorge ist der Pflege-Notstand: auch hier spielt das Geld eine zentrale Rolle auf allen Ebenen und in sämtlichen Bereichen, wo Personalmangel besteht. Konkrete Lösungsansätze für dieses Problem sind noch nicht in Sicht.
Dritte Hauptsorge ist der Gegensatz zwischen „Markt“ und „Gesundheitsschutz“: die liberale Marktwirtschaft, wie sie vom politischen Mainstream im Parlament derzeit gefördert wird, ist auf Rendite ausgerichtet. Dieses Gewinnstreben geht bezüglich Gesundheit in vielen Fällen eindeutig zulasten der guten Rahmenbedingungen für die Bevölkerung: Initiativen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor aggressiver Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel haben keine Chance, Verschärfung der Regulierung der Tabakwerbung geht ebenfalls nicht, Vorstösse für eine bessere Kennzeichnung der Lebensmittel werden abgeblockt… In den aktuellen parteipolitischen Konstellationen haben Vorschläge zur Gesundheitsvorsorge einen schweren Stand.
Am meisten zu denken hat mir jedoch die Aussage des Präsidenten der „Allianz“ – Ständerat Hans Stöckli (SP) – gegeben, wonach in der Schweiz „mehr Geld ausgegeben wird für die Verwaltung des Gesundheitswesens als für die Prävention insgesamt“. – Kommentar überflüssig!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:22 |
Die Verunsicherung ist gross. In letzter Zeit häuften sich Berichte und Statements zur „Gefährlichkeit“ des Milchkonsums. Milch mache nicht nur dick, sie fördere zudem das Krebs- und andere Gesundheitsrisiken. Dazu kommen tierschützerische Überlegungen im Blick auf die Hochleistungs-Zucht der Milchkühe und zunehmend eine grundsätzliche Milch-Abstinenz im Zuge der veganen Ernährung, die eine immer breitere Anhängerschaft findet.
Blickt man ins Milch-Regal im Supermarkt, so gibt es dort Sojamilch, Mandelmilch, Kokosmilch, Hafermilch, Hanfmilch… die Liste der Ersatzprodukte wird immer länger. Mehr und mehr Menschen wenden sich von der Vollmilch ab, bevorzugen „fettreduzierten“ Milch-Drink, wie hochindustriell er auch immer gepanscht wurde…
In unserer Jugend kam die Milch direkt vom Bauernhof. Über Nacht in einer Schale aufbewahrt, lieferte sie am Morgen die dicke Rahmschicht ab, aus der wir selber Butter machten. Aber am besten war sie im Stall direkt ab Zitze. Da wusste man noch nichts von Laktoseintoleranz. Heute hat, wie die Sonntagspresse vermeldet, der Milchkosum in der Schweiz einen Tiefststand erreicht, egal wie athletisch die Kuh Lovely auf Berge klettert oder wie virtuos sie mit dem Ball jongliert.
Wir sind schon so weit, dass die Ärzte bei Kindern Unterernährung feststellen, weil sie keine „richtige“ Milch mehr trinken! – Als wir vor nunmehr 20 Jahren auf der Suche nach Sponsoren auch mit dem Schweizerischen Milchproduzenten-Verband Kontakt aufnahmen, beschied uns dieser, dass er an „unserer“ Klientel eigentlich nicht so interessiert sei: er betreibe Marketing für die Vollmilch und nicht für irgendwelche therapeutisch fettreduzierte Drinks!
Heute wird das Fett nicht mehr als Ursache Nummer Eins für Übergewicht und Adipositas angesehen. Die offizielle Empfehlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung lautet: 3 Portionen Milchprodukte täglich. Das gilt – sinngemäss und massvoll umgesetzt – auch für Menschen mit Übergewicht. Warten wir die nächste Stufe der Erkenntnis ab.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Es ist Freitag. Und auf den Strassen, in den Geschäften, am Telefon ist es angenehm menschenleer und ruhig: es ist der Brückentag zwischen Auffahrt und dem Wochenende. Zeit und Musse also für eine kleine Büro-Meditation.
In einer Woche, am 19. Mai. „begehen“ wir den EOD, den European Obersity Day. Der europäische Adipositas-Tag steht diesmal unter dem Motto: Tackling Obesity Togehter – Adipositas gemeinsam anpacken! Gemeint ist: dass alle Regierungen gemeinsam Massnahmen einleiten sollten, um durch geeignete Regulierung Verhältnisse zu schaffen, was die Ernährung und die Umwelt-Bedingungen betrifft, damit sie sich weniger negativ auf die Entwciklung des Körpergewichts bei Jugendlichen und Erwachsenen auswirken.
Das ist ein ambitionierter Vorsatz und die Wahrscheinlichkeit, dass sich durch einen europaweiten „Gedenk-und-Motiovations-Tag“ tatsächlich spürbar etwas verändern könnte, ist in Wirklichkeit äusserst gering bis gar nicht vorhanden. – Mit welchen Hürden und Hindernissen wir auf dem politischen Parkett zu kämpfen haben, das zeigt etwa das Thema „Zuckersteuer“, zu dem ich im Nachrichtenportal INFOsperber eine fundierte und eindrückliche Übersicht gefunden habe.
Nächsten Donnerstag fahre ich nach Brüssel an eine Konferenz, die der Vorbereitung auf diesen EOD dient. Die Experten-Referate, die angesagt sind, werden kaum sensationelle Neuigkeiten zu künden wissen, aber so ist es eben: man muss es immer und immer und immer wieder sagen, bis es der letzte Sturkopp verstanden hat: wenn nicht bald etwas geschieht, geschieht es…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:39 |
Fluch oder Segen. Derzeit wird öffentlich darüber diskutiert, ob bei der Digitalisierung die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Heute, auf der Liege in der Akupunktur-Therapie, haben mich aufmüpfige Gedanken beschlichen (man hat da ja sonst nichts zu tun):
Von der Digitalisierung im Gesundheitswesen verspricht man sich so allerhand. Abgesehen von eHealth, wo dank dem elektronischen Patienten-Dossier bald glasklare Transparenz über all unsere Wewehchen und Zipperlein herrschen soll, bis hin zu den vielen Trackern, die wir am Handgelenk und sonstwo tragen können, die all unsere Daten laufend erfassen und an irgendwelche Kontrollinstanzen melden, die uns belohnen oder bestrafen, je nachdem, ob wir brav oder nicht so waren… wir haben uns den Grossen Bruder selber auf den Buckel geschnallt.
Wenn wir auf unserem Smartphone eine App haben, mit der wir im Supermarkt den Strich-Code eines Lebensmittels enträtseln können, mag uns dies den Kaufentscheid vielleicht erleichtern. Aber ist uns auch bewusst, was wir damit auslösen? Denn all die Daten, die da weltweit auf Abruf bereit sind, mussten ja einmal erfasst werden, dann auf ein geeignetes Speichermedium übermittelt, dort verwaltet und gepflegt, katalogisiert und organisiert werden, so dass sie jederzeit für jedermann/frau bis in den hintersten Winkel der Zivilisation greifbar sind…
Und jede Bewegung eines noch so kleinen Daten-Pakets ist mit Energie-Aufwand verbunden, verbraucht Strom, Elektrizität, die wiederum produziert wird mit fossilen Brennstoffen, Atomspaltung oder nachhaltiger Technologie, die ja auch nicht auf den Bäumen wächst. Wir fotografieren den Code, er wird über den Sende/Empfangs-Mast an eine Zentrale geleitet, wird dort verarbeitet, abgeglichen, kommentiert und uns den ganzen Weg wieder zurück geschickt… Ich habe keine Ahnung, wieviel Energie, gemessen in herkömmlichen Einheiten, für diesen Prozess aufgewendet werden muss. Noch weniger, wer für all diese Kosten, die dadurch entstehen, letztlich aufkommt.
Vieles davon zahle ich selber: ich habe das Handy bezahlt, begleiche die Stromrechnung fürs Aufladen, zahle regelmässig die Netzgebühr… aber nachher verliere ich die Kosten aus den Augen. Die riesigen Server-Systeme, luftig-leicht als Cloud bezeichnet, laufen ja nicht einfach so gratis. Die ganze Daten-Erfassung und -Verwaltung ist mit Personalkosten verbunden… wer steht dafür gerade?
Wenn das Beschaffen von Informationen zu einem bestimmten Lebensmittel gleich viel oder gar mehr Energie verbraucht als das Kochen der Speise auf dem heimischen Herd – dann ist etwas aus dem Lot geraten. (Und dabei haben wir noch gar nicht darüber nachgedacht, was es alles braucht, bis ich mein knusprig ausgebratenes Cordon-Bleu mit dem 3-D-Drucker herstellen kann…)
Zum Glück bimmelt die Klingel am Zeitmesser in meiner Akupunktur-Klause und Sandra erscheint, um mich von den Nadeln zu befreien… das erspart mir weiteres Grübeln über die Hintergründe der Digitalisierung.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:39 |
Grosser Schritt in den USA. Seit gestern, 7. Mai, ist es in Amerika per Gesetz vorgeschrieben, dass alle Fastfood-Ketten mit mehr als 20 Filialen landesweit verpflichtet sind, die Kalorienzahl und weitere Nährwert-Daten pro Gericht zu veröffentlichen.
Dies ist eine wichtige Massnahme, die dazu beitragen soll, dass sich die Bevölkerung kalorienbewusster ernähren kann. Man verspricht sich davon, dass einerseits die Anbieter ihre Rezepte überprüfen und darauf achten, dass der Nährwert kalorisch nicht zu seit in die Höhe schnellt und dass auf der andern Seite die KonsumentInnen sich im Zweifelsfall für das „günstigere“ Angebot entscheiden.
Diese Deklarationspflicht wurde im Prinzip schon 2010 von der zuständigen Behörde (FDA) geplant, aufgrund des massiven Widerstandes aus Wirtschaftskreisen wurde für die Einführung jedoch ein Moratorium von acht Jahren festgelegt, das nun gestern abgelaufen ist.
Welche Auswirkungen die Vorgabe auf die weitere Entwicklung der Adipositas-Epidemie in den Vereinigten Staaten haben wird, bleibt abzuwarten. Nach wie vor ist sie umstritten und es ist eigentlich erstaunlich, dass das Projekt unter der Trump-Administration (noch) nicht gekippt worden ist. Wir sind gespannt.
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