10/10  Statistik

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:26

Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Dieser etwas billige Spruch, mit dem gerne von harten Fakten abgelenkt wird, verfängt in diesem Fall nicht. Das Bundesamt für Statistik hat den aktuellen Gesundheitsbericht vorgelegt, basierend auf den 2012 erhobenen Zahlen. Man darf davon ausgehen, dass hier weder getrickst noch gefälscht wurde.

Insgesamt, so lautet das Fazit, habe sich der Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung etwas verbessert. Mehr Leute bewegen sich, das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Wohlbefinden ist gewachsen, mehr Leute sagen von sich, siw würden bewusst auf ihre Gesundheit achten… und doch hat paradoxerweise die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Personen weiter zugenommen.

In den letzten 20 Jahren hat sie sich insgesamt verdoppelt. Aktuell sind 31% der Schweizerinnen und Schweizer übergewichtig (BMI 25-30) und 10% sind adipös (BMI über 30). Damit sind also 4 von 10 SchweizerInnen zu dick. Deutlich ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: jeder zweite Mann ist zu dick, 39% haben Übergewicht, 11% sind adipös; bei den Frauen sind es „bloss“ 22% die übergewichtig sind und 9% leiden an Adipositas. Mit diesen Zahlen schliesst die Schweiz zu den Werten in den umgebenden Ländern Europas auf.

Alarmierender ist der Befund beim Untergewicht (BMI tiefer als 18,5): hier ist der Anteil bei den Frauen zwichen 15 und 24 Jahren auf 11,6% angestiegen (also jede zehnte junge Frau ist untergewichtig, wenn nicht magersüchtig).

Woher kommt der Widerspruch zwischen dem zwar verbesserten Gesundheitsbewusstsein und dem vermehrten Wissen, was richtig wäre, und dem statistischen Befund, dass die Anzahl der über- und untergewichtigen SchweizerInnen (über 15 Jahre) weiterhin ansteigt? – Das liegt, ist man geneigt zu sagen, an den Verhältnissen, denn die sind stärker und einflussreicher als der gute Wille derer, die sich dem Trend entgegenstellen wollen. Falsche Schönheitsideale treiben junge Frauen in einen Schlankheitswahn, der nicht selten zu Essstörungen und späterem Übergewicht führt. Männer gehen mit ihrem Gewicht lockerer und bedenkenloser um und realisieren die Problematik oft erst, wenn es zu spät ist.

Die Hoffnung ruht auf der Langzeit-Ausbildung als permanentem Prozess, der bei den Kleinkindern beginnt und sich im Erwachsenenalter positiv auswirken sollte. Sofern nicht unsere politischen Freiheitsakrobaten unter dem Vorwand der heiligen Marktoptimierung alle Bestrebungen weiterhin sabotieren, eine Umkehr herbeizuführen.




9/10  Sonnenschein für Kinder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:51

Kinder im Spital. Die Kleinen befinden sich in einer ganz besonderen Situation, oft von den Eltern getrennt, sind sie einer Medizinalwelt ausgeliefert, von der sie wenig oder nichts verstehen und die Behandlung ist oft mit Schmerzen verbunden. Dass das Personal liebevoll und freundlich mit ihnen umgeht, ist zwar wichtig, nimmt aber nicht alle Ängste weg.

Ich erinnere mich, als ich vor nunmehr 50 Jahren mein Studienjahr in England verbrachte, hatte man auf Umwegen erfahren, dass ich aus der Schweiz komme. Und so wurde ich von einem Spital in der Nachbarstadt angefragt, ob ich die Möglichkeit hätte, von Zeit zu Zeit vorbei zu kommen, sie hätten unter den Patienten ein kleines Mädchen aus der Schweiz, das kein Englisch sprach… und niemand vom Personal sei des Deutschen kundig.

Wenn ich mich richtig erinnere, hiess das Kind Sonja und hatte eine seltene Krankheit des Rückenmarks, die man nur in diesem Spital in England behandeln konnte. Ich fuhr hin und besuchte die Kleine während eines halben Jahres ein bis zwei Mal pro Woche. Ich las ihr aus Büchern und Briefen von zuhause vor, erzählte Geschichten, löste Schulaufgaben, dolmetschte zwischen dem Kind, den Ärzten und den Pflegerinnen und hielt auch Kontakt mit den Eltern in Zürich. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz ist der Kontakt abgebrochen…

An diese Erfahrung wurde ich heute erinnert, als ich im Rahmen einer Veranstaltung zur Weiterbildung von Stiftungs-Verantwortlichen die Anouk-Stiftung kennen lernte. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Patienten den Aufenthalt im Spital und in Heimen zu „verschönern“. Dabei geht es vornehmlich um Kinderspitäler und Altersheime. Und es sind nicht vorübergehende, vergängliche Elemente (die auch ihre Berechtigung und ihren grossen Wert haben), sondern bleibende Werke: Malereien an den sonst kahlen Spitalwänden, speziell für Kinder geschaffen, von internationalen Künstlern, die sich auf diese Art von Wandmalerei spezialisiert haben.

So bringen Farben und Formen und kindgerechte Motive Freude und Helligkeit in den sonst als trist erlebten Spital-Alltag. Seit der künstlerischen Ausgestaltung, wird berichtet, sei in einigen Kliniken der Verbrauch an Beruhigungs-Mitteln deutlich zurückgegangen.




8/10  Wasser marsch!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:06

Diesmal geht es nicht um die Feuerwehr. Und beim Löschen höchstens um den Durst. Die Empfehlung, Wasser – sog. „Hahnenburger“ – zu trinken, ist hinlänglich bekannt. Und doch erinnert man sich: als die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz vor einiger Zeit einen Bericht veröffentlichte, in dem auf die Gesundheits-Risiken von zuviel Süssgetränken hingewiesen wurde, war der Lärm gross, den ein umtriebiger CVP-Präsident in seinem Lobby-Job als Präsident der Mineralwasserfabrikanten z.T. wider besseres Wissen (wenn er sich informiert hätte) veranstaltete. Die Folge der Walliser-Connection zum damaligen Gesundheitsminister war, dass der entsprechende Bericht von der Website genommen wurde und fortan nur noch auf Umwegen öffentlich zugänglich war.

Nach dem Wechsel an der Spitze des Departementes hat das Wasser wieder Oberwasser. Eine zusätzliche, umfassendere, wissenschaftlich nach allen Seiten hin abgesicherte Studie wurde in Auftrag gegeben und Ende September publiziert. Das Fazit ist das gleiche und kann von keiner Polit-Lobby mehr angefochgten werden. Der umfangreiche Bericht ist lesenswert und ein  Grundlagendokument für künftige Aktionen.

Da trifft es sich gut, dass die Stadt Bern das internationale Wasser-Zertifikat „Blue Community“ erhalten hat, weil sie sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem öffentlichen Nass einsetzt und u.a. in sämtlichen Amtsstuben offiziell auf Hanhnenwasser bei Sitzungen umgestellt hat. Wasser darf nicht kommerzialisiert wrden, es ist ein Grundrecht der Menschen. Und für uns ein Privileg.




7/10  Dein Gewicht zählt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:42

Zuweilen ist es spannend, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Man kann sich Anregungen holen, ein Beispiel nehmen, vielleicht auch etwas eifersüchtig werden auf Lösungen, die anderswo gefunden werden, weil die Mittel dazu offenbar vorhanden sind.

So geht es mir jeweils, wenn ich die Website unserer amerikanischen Schwester-Organisation Obesity Action Coalition OAC anklicke und sehe, was dort wieder alles läuft. Im Monent ist es die Aktion Your Weight Matters – dein Gewicht zählt – in Gesundheitsfragen.

Da werden den Leuten Informationen näher gebracht, es wird sachlich neutral aufgeklärt, die interaktive Website lädt zum Verweilen ein… man könnte sich daran ein Vorbild nehmen. Die Website selbst spielt sich nicht als ultimativer Ratgeber auf, sondern ermutigt die Besucher, ihr Gewichtsproblem mit dem Hausarzt oder mit einem Gewichtsspezialisten zu besprechen.

Das hat natürlich in USA, wo der Anteil übergewichtiger Menschen an der Bevölkerung deutlich grösser ist als bei uns, eine besondere Bedeutung und eine landesweite Kampagne setzt auch ein spezielles Knowhow und ganz andere Mittel voraus. Aber dennoch bin ich überrascht zu sehen, dass die interesssante Seite bloss 13 „Likes“ auf facebook und 5 Twitter-Eintragungen aufweist…

Woran mag das liegen? Ist man betroffen, will sich aber nicht mit dem „Problem“ identifizieren lassen? Die Sozialen Medien wären heute eine ideale Möglichkeit, die Schranken der Anonymität und der Isolation zu durchbrechen. Aber wie müssen wir es anstellen, damit sie optimal genutzt werden? Es gibt noch viel zu tun.




6/10  Ehrliche Werbung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:19

2,3 Millionen Mal wurde der Spot auf Youtube angeklickt. Es ist ein CocaCola-Werbespot, von dem sich auf Anhieb nicht sagen lässt, ob er „echt“ ist oder ob er von Food-Aktivisten getürkt wurde.

Es trifft zu, dass CocaCola bestrebt ist, vom Image des Bad Guy in Sachen Adipositas wegzukommen und sich als Unternehmen zu positionieren, das die gesundheitlichen Anliegen der Bevölkerung ernst nimmt und bereit ist, einen Beitrag zu leisten, indem die Anzahl der zucker- und kalorienfreien Produkte ständig vergrössert wird und indem mit PR-Kampagnen an die Eigenverantwortung der KonsumentInnen appelliert und auf die Bedeutung von körperlicher Bewegung hingewiesen wird. Daneben – so bisher die Botschaft – solle man sich ruhig hin und wieder ein kalorienreiches Coke gönnen, wenn einem danach sei, und dann halt entsprechend mehr trainieren…

In diesem Spot aber – wenn er denn tatsächlich aus dem Hause CocaCola stammt – wird Klartext gesprochen über die gesundheitlichen Gefahren von zuviel Zuckerkonsum, über die kritischen Empfehlungen der Ernährungswissenschaft und über den Anteil des Limonade-Konsums an der grassierenden Fett-Epidemie in USA.

Der Spot wurde über 2 Millionen Mal angeschaut. Ob es davon eine Langzeitwirkung gibt?




5/10  Asterix in Australien

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:09

Man sieht Kleinbonum förmlich vor dem inneren Auge. Das kleine Dorf am Rande des eroberten Landes, das erbittert und listenreich Widerstand leistet gegen die Legionen der Besatzermacht aus Rom. Nur geht es diesmal nicht um Gallier und nicht um die Römer, die spinnen, sondern um Australier und um die Legionäre von McDonald’s.

Tecoma heisst der kleine Ort am Südrand von Australien, unweit von Melbourne, mit gerade mal 2’000 Einwohnern. Wie BBC news berichtet, tobt dort ein Krieg mit allen Mitteln zwischen einer Protest-Bewegung und dem Fastfood-Konzern McDonald’s. Dieser hatte an einer Autostrasse unweit der Ortschaft ein grosses 24-Stunden-Drive-In-Restaurant geplant und von den Behörden auf absolut ordentlichem Weg die Baubewilligung erhalten.

Gegen diesen Plan machte eine Anwohner-Gruppe mobil, die keinen Fastfood-Tempel in unmittelbarer Nähe von Kindergärten und Schulen wollten und auch nicht den zusätzlichen Verkehr und den Abfall, den eine solche Verpflegungsstätte mit sich bringen würde. Bei einer Unterschriftenaktion von Tür zu Tür stellten die Initianten fest, dass 9 von 10 Mitbürgern dem McDonald’s-Projekt kritisch gegenüber standen. Mit einer Petition und insgesamt 97’000 Unterschriften forderten sie den Verzicht auf das Vorhaben.

McDonald’s erstritt sich vor Gericht die definitive Baubewilligung und realisierte den Bau, unter anderem mit der Begründung, dass all jene im Ort, die gerne einen Burger essen würden, in einem freien Land diese Möglichkeit erhalten sollten. – Die Protestler sind nun dabei, den Widerstand in Form eines Boykotts zu planen. Sie sind entschlossen, den Burger-Riesen so lange zu bestreiken, bis dieser klein beigibt und sich zurückzieht.

Einen Zaubertrank haben die Widerständler nicht. Eine ihrer Motivationen ist die Tatsache, dass viele Bewohner der Ortschaft bewusst an den Rand der Grossstadt gezogen sind, um die ländliche Idylle der Natur zu geniessen… Sie wollen verhindern, dass die „Zivilisation“ sie in Form eines 24-Stunden-Fastfood-Anbieters wieder einholt.




4/10  Gelegenheits-Esser

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:56

Das ist der neue Ess-Typ. Keine fixen Mahlzeiten mehr, sondern etwas zwischen die Zähne, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Und das ist immer öfter der Fall. Angefangen hat es mit den vergleichsweise harmlosen Fastfood-Buden, neben denen immerhin noch kleine Stehtischlein standen… dann kam die Togo-Bewegung. Oder richtigerweise: die „To Go“-Konsumation zum Mitnehmen und unterwegs verzehren, sei es im Gehen oder dann im Zug beim Pendeln.

Neulich, als ich früh am Morgen von Zürich nach Bern fuhr, ist mir aufgefallen, dass mehr als jeder Zweite in der einen Hand einen Pappbecher trug, wahrscheinlich mit Kaffee oder einem Kaffee-Mischgetränk drin, und in der andern einen Papiersack mit Gebäck. Haben die alle zuhause nicht gefrühstückt? Oder ist das schon die zweite Stärkung, unterwegs? Wir diskutieren über die gesundheitlichen Risiken der Süssgetränke und dass man diese durch Wasser ersetzen sollte… Aber die Menge der Milchmix-Getränke, die kalorienreicher sind als jede Limonade, ist noch kein Thema.

Nicht nur getrunken wird auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Zunehmend wird auch verpflegt. Man nennt dies „On The Run“. Laut einer Amerikanischen Studie snd es bereits 20 Prozent der Bevölkerung, und die Zahl nimmt stetig zu. Die setzen sich nicht mehr an einen Familientisch, die verpflegen sich „fliegend“, unterwegs, wenn die Gelegenheit gerade günstig ist… demnächst auch noch auf dem Bahnperron.

Ist dies ein unausweichlicher Trend der Zeit? Soll man das Rad zurückdrehen, die Familie an den häuslichen Tisch beordern? Das lassen die modernen Arbeitsbedingungen meist gar nicht mehr zu.  Da wird es plötzlich wichtig, dass die Kinder wenigstens in der Tagesschule gemeinsam ein geordnetes Mittagsmahl einnehmen. So wie früher, als um 12.30 nach dem Zeitzeichen absolutes Rede- und Schmatzverbot galt, weil Onkel Ottto die Nachrichten hören wollte, wird es ohnehin nicht mehr.




3/10  Wer kann, der kann

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:39

Ich war zutiefst beeindruckt. In der elektronischen Post war heute eine Nachricht gekommen. Eine Leserin unseres Magazins hatte sich kritisch mit einem Rezept auseinandergesetzt, das wir darin publiziert hatten. Sie beanstandete, die angegebenen Mengen der Zutaten seien viel zu gross, da müsse ein Irrtum vorliegen.

Sie selber, fügte sie an, habe 40 Kilo abgenommen. Sie esse höchstens einen Drittel einer Normal-Portion, möglichst über den ganzen Tag verteilt, und sie könne sich sogar Süssigkeiten gönnen.

Ich antwortete ihr voller Anerkennung dafür, dass es ihr gelungen sei, so viel abzunehmen und eine so eingeschränkte Ernährung ohne Rückfall durchzuhalten… Nur wenige hätten diese Willenskraft und könnten im Wirbelsturm der täglichen Versuchungen bestehen… Sie solle auf jeden Fall so weiter machen und sich nicht beirren lassen. Das Menü, das wir vorgestellt hatten, sei allerdings bewusst so konzipiert, dass bei geringer Kalorien-Dichte ein möglichst grosses Nahrungsvolumen entstehe, so dass sich beim Essen ein Sättigungsgefühl einstellen könne, ohne dass zu viel Energie aufgenommen werde.

Es dauerte nicht lange, da kam ihre Antwort: sie habe sich am Magen operieren lassen, schrieb die Leserin. Eine Schlauchmagen-Operation („Sleeve“), und dank guter Betreuung und konsequenter Physiotherapie sei sie sehr gut gefahren damit. – Aha, das also war des Pudels Kern! Damit war das „Rätsel“ der 40 Kilos gelöst, und auch eine Antwort gefunden auf die Frage, wie sie es mit bloss einem Drittel einer „normalen“ Mahlzeiten-Portion ausgehalten hatte ohne rückfällig zu werden: der auf einen schmalen Schlauch verkleinerte Rest-Magen hatte ihr gar keine andere Wahl gelassen, sie hatte sich nach wenigen Bissen satt gefühlt und ihr Gewicht mit Erfolg reduziert.

Meine Hochachtung hat sie dennoch verdient. Eine Magen-Verkleinerung ist kein Sonntagsspaziergang. Sie bedingt eine grosse Umstellung in vielen Belangen des Alltags und nicht jedem ist es gegeben, diese Herausfoderungen klaglos zu bestehen. Wer es schafft, dem gebührt Anerkennung.




2/10  Der Joghurt-Clan

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Schier unüberschaubar ist die Auswahl geworden. Steht man im Supermarkt vor dem Joghurt-Regal, gehen einem buchstäblich die Augen über angesichts der bunten Vielfalt in allen Grösen und Aromen, mit mehr oder wenigeer Fett, Früchten, saisonalen Geschmacksrichtungen, mit und ohne Knusper-Einlage, griechisch, türkisch, halal… Joghurt ist allgegenwärtig.

Rund 18 Kilo vertilgen Herr und Frau Schweizer pro Jahr, zumeist gezuckert (bis zu 5 Stück Würfelzucker pro Becher!). Und seit einiger Zeit werden die Joghurts mit Bakterienkulturen versetzt, die zudem das Darmwohlbefinden verbessern sollen… Um die Vorzüge des geronnenen Milchproduktes noch besser zur Geltung zu bringen, haben sich international tätige Firmen zusammengeschlossen zu einem „Joghurt-Rat“. Diesem gehören an: Danone, Emmi, Nestlé, Yoplait und Müller-Milch. Vorerst agieren sie gemeinsam von London aus für Grossbritannien.

Ich persönlich habe mich vor einiger Zeit erfolgreich joghurtmàssig selbständig gemacht: bei Betty Bossi habe ich ein einfaches Joghurt-Gerät gefunden. Es sind verschliessbare Gläser, die man in einem Plastic-Untersatz während acht bis zehn Stunden erwärmen und dann in den Kühlschrank stellen kann. Zuvor bereitet man mit dem Schwingbesen ein Gemisch zu aus einem Liter Pastmilch-Drink und einem Becher Nature-Joghurt. Diesen Milch-Joghurt-Mix füllt man in sieben Gläser ein, die dann in der Plastic-Halterung automatisch auf die richtige Temperatur ewärmt werden. (Ich weiss noch, wie kompliziert es früher war, wenn Mutter die Milch in der Pfanne exakt auf 62 Grad erwärmte, sie dann in ein Glas einfüllte, das wiederum im Wasserbad in einem Behälter stand… am Deckel hing eine „Wabe“, in der die Joghurt-Bakterien hausten. Wenn der Deckel aufgesetzt war und der Behälter verschlossen, kam ein Wärmeschutz um das Ganze, und es musste über Nacht in absoluter Stille stehen gelassen werden, damit die Bakterien ungestört ihres Amtes walten konnten…)

Meine selbstgemachten Nature-Joghurts sind garantiert zuckerfrei, haben keinerlei Zutaten ausser dem, was in der Milch steckt, man kann sie nach Belieben und nach eigenem Geschmack mit Früchten, Kaffee oder Kakao aromatisieren… von mir aus hätten sich die konkurrierenden Milchfabrikanten nicht zu einem Propaganda-Kartell zusammenschliessen müssen. Denn: an den Darmwohlbefinden-Zauber glaube ich ohnehin nicht.




1/10  Notenschlamassel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:38

Es ist eine empörende Tatsache. Wie der SPIEGEL dieser Tage berichtet, hat eine Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung gezeigt, dass übergewichtige Kinder in er Regel schlechtere Schulnoten bekommen als ihre dünneren Klassenkameraden.

Die Notengebung sei nicht neutral, sie berücksichtige – unbewusst – Faktoren wie Herkunft, Name, aber eben auch Körpergewicht. – Als jemand, der früher selber im Schuldienst gestanden ist, habe ich etwas Mühe mit diesem Befund. Ist es nun so, dass die Lehrpersonen identische Leistungen unterschiedlich bewerten, weil sie das Körpergewicht der Zögliinge mitbeurteilen? Oder machen die dicken Kinder mehr Fehler, weil sie in der Schule und im Alltag unter einem permanenten Druck stehen, verunsichert sind und ein angeschlagenes Selbstwertgefühl haben? Es wäre dann wieder die alte Frage Frage vom Huhn und vom Ei…

Denn eigentlich müssten sich ja differenziertere Resultate ergeben in jenen Fächern, wo die Benotung einigermassen klar nach „richtig oder falsch“ erfolgen kann, wie etwa in den naturwissenschaftlichen Fächern oder in Mathe… Anders wäre es beim Aufsatz, wo für die Notengebung ein breiterer Ermessens-Spielraum besteht. Aber auch bei Sprachprüfungen, z.B. beim Diktat in jeder Sprache, müsste sich die Note nach der Anzahl der gemachten Fehler richten, unabhängig von jedem anderen Faktor.

Sicher, eine absolute Objektivität gibt es in dieser Sache nicht. Viele Fälle sind bekannt, da wurde und wird einzelnen Kindern die Schule zur Hölle, weil der Lehrer oder die Lehrerin sie einfach auf der Pike hat und sie schikaniert, wo immer sie können. Dass solche Situationen – unabhängig vom Körpergewicht – entschärft werden müssen, wenn sie auftreten, ist jedem klar. Aber es scheint doch so zu sein, dass die Diskriminierung auch unterschwellig wirkt. – Gibt es dazu auch bei uns persönliche Erfahrungen?