6/11  Zunehmend

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:30

Es war nur ein kleiner Artikel, gestern in der Zeitung, fast hätte ich ihn übersehen. Hinten, auf Seite 42 stand er, im Wissens-Teil zwar, 16 Zeilen lang und immerhin illustriert mit einem Bild vom Casting für die TV-Show The Biggest Loser. Zwei übermässig dicke Personen, die auf Klasppstühlen sassen und offenbar auf ihren Auftritt warteten.

Die Aussage des Artikels ist knapp und gnadenlos. Es geht um Amerika. Dort sind heute 30 Prozent der Bevölkerung adipös, das heisst haben einen BMI von 30 und mehr. In den letzten Jahren war die Hoffnung aufgekommen, der epidemischen Ausbreitung der Adipositas liesse sich durch geeignete Massnahmen beikommen, es zeichne sich bereits eine Abflachung der Tendenz ab, weil die verschiedenen gesundheitspolitischen Vorkehren und Regulierungen langsam greifen würden.

Dem sei mitnichten so, konterte eine Forschergruppe von der Harvard-Universität: die Anzahl der schwer adipösen Patienten werde in USA noch weiter ansteigen bis auf ein Level von 42 Prozent, damit sei zu leben – oder allenfalls zu sterben.

Entwicklungsprozesse der Menschheit brauchen ihre Zeit. Der homo erectus war schätzungsweise 15’000 Jahre unterwegs, bis er von Afrika aus ans Ende von Asien gelangt war, alles zu Fuss, als Jäger und Sammler. Wie lange es die Dicken noch geben wird, ist schwer abzuschätzen. Aber wir tun wohl gut daran, in grossen Zeiträumen zu denken.




5/11  Schwarz und schwer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:01

Doppelt diskriminiert sind un den USA – einer Studie zufolge – übergewichtige Mädchen mit dunkler Hautfarbe… denn sie sprechen signifikant weniger (oder gar nicht) auf die gebräuchlichen Präventionsprogramme für Kinder an.

Jene Motivationskampagnen, mit denen die 8- bis 10jährigen Kinder vom Bildschirm weggelockt und zu mehr Bewegung verführt werden sollten, greifen offenbar bei Mädchen mit afroamerikansichen Wurzeln nicht. In vergleichenden Tests zeigen sie keine positiven Resultate sondern schneiden gleich ab wie jene, die an keinem Programm teilgenommen hatten.

Warum das so ist, vermögen die Forscher noch nicht zu sagen. Ob hier das soziale Umfeld eine dominante Rolle spielt, ob die Ess- und Trink-Angebote sich so stark auswirken, ob es genetische Ursachen gibt… alles kann eine Rolle spielen. Während zwei Jahren waren 300 Mädchen begleitet worden. Dabei zeigte sich, dass die Resultate bei den jüngeren Girls besser waren als bei den älteren. Die Forscher zogen daraus den seit alters bekannten Schluss, dass sich früh krümmen müsse, was ein Häkchen werden wolle… oder anders gesagt: dass die Prävention, wenn sie erfolgreich sein soll, nicht früh genug einsetzen kann.

Vor allem gehe es darum, die Kinder zu Bewegung zu animieren, die Spass mache, und sie gar nie an Fastfood zu gewöhnen. – Wenn – so die fast etwas naive Hoffnung der Experten – nur genug Leute nach gesunden Angeboten verlangen würden, so wären diese am Markt auch zu bekommen. – Wie war doch noch der Spruch von der Grossmutter, die ein Trolleybus wäre, wenn sie Räder hätte..?




4/11  Komm bald wieder!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

Radio 1 hat mich für ein Interview an einer Tagung im Berner Oberland aufgespürt (dank Handy). Es ging um das neue Gesetz, das in San Francisco Anfang Dezember in Kraft tritt und das es Fastfood-Ketten verbietet, zusammen mit Mahlzeiten kleine Spielfigürchen abzugeben, wenn diese Mahlzeiten nicht gewisse Kriterien erfüllen wie: weniger als 600 Kalorien, Früchte und Gemüse-Anteil, keine stark zucker- oder fetthaltigen Getränke.

Diese Massnahme ist Teil eines Fünfpunkte-Plans, den die internationalen Konsumentenorganisationen schon vor einigerr Zeit formuliert haben. Dadurch soll verhindert werden, dass die Kids schon von klein an auf gewisse Ernährungsmuster fixiert werden, denn die Abgabe von populären Spielzeug-Figuren kann ja keinen anderen Zweck verfolgen als den, dass die Kleinen ihren Eltern dauernd in den Ohren liegen, sie möchten wieder das bestimmte Essen haben, damit sie ihre Spielzeug-Sammlung komplettieren können.

Marketing, das sich an Kinder richtet, ist ein uraltes Phänomen. Ich erinnere mich: als Knirps ging ich immer gern im Ferienort in die Bäckerei um Brot zu kaufen, denn am Schluss gab uns die Bäckersfrau etwas mit auf den Weg, ein zwar trockenes Güetzi, aber es versüsste uns dem Heimweg über das steinige Strässchen. Dazu flötete sie in ihrem unverkennbaren Ostschweizerdialekt: Chomm bald weder!

Kundenbindung à la Landgemeinde… das gibt es übrigens heute nicht mehr. Oder in der Metzgerei gab es ein Rädli Wurst… bis dies als unangebrachte Einmischung in die elterliche Erziehungshoheit gebrandmarkt wurde und man dem Verkaufspersonal empfahl, vorher zu fragen: Darf es ein Stücklein Wurst haben? – So kritisch war man den guten Gaben im Schnellimbiss gegenüber nie eingestellt.

Das neue Gesetz ist für Amerika absolut ok, dort spielt Fastfood eine grössere Rolle in der Ausserhaus-Verpflegung als bei uns. Hierzulande würde man sich wohl gegen eine allzu einschneidende Regulierung wehren, im Namen der unveräusserlichen Freiheit des Konsums und des Rechts, die eigenen Kinder dick werden zu lassen.




3/11  Berufsrisiko

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:20

Die Geschichte hatten wir ja schon, dass übergewichtige Menschen bzw. deren Rechtsvertreter versucht haben, den Fastfood-Riesen McDonald’s vor Gericht zu ziehen wegen der Verursachung dieses Übergewichts.

Neu ist nun aber, dass – allerdings in Brasilien – ein Mitarbeiter seinen Arbeitgeber verklagt – und Recht bekommen hat. Der Konzern wurde verurteilt, dem Kläger eine Genugtuung in der Höhe von 17’500 Dollar auszuzahlen. Wie kommt sowas?

Der junge Mann machte geltend, dass er als 18jähriger Lehrling im Verkauf an der McDo-Theke angefangen habe. Da das Unternehmen auf strikte Qualitätskontrolle drängte und häufig unangemeldete „Geisterkunden“ zu Testzwecken vorbei schickte, habe er dauern seine Produkte, die er verkaufte, auch ausprobieren müssen, um zu prüfen, ob die Qualität auch wirklich stimmt. Dadurch habe er im Verlauf von 12 Jahren ganze 15 Kilo zugenommen!

Der Richter stellte sich auf die Seite des Klägers und verurteilte den Konzern… allerdings mit der Option, dagegen in Berufung zu gehen. Dies werde noch geprüft, lautet die Antwort der Firma.

Das Urteil hat verschiedene Aspekte. Auf der einen Seite ist es grundsätzlich begrüsenswert, dass für einmal ein Gericht sich die Position des Schwächeren, des Betroffenen zu eigen gemacht hat. Zum andern muss man allerdings einräumen, dass eine Zunahme von 15 Kilo in 12 Jahren nicht gerade eine Übergewichts-Explosion darstellt, sondern sich auch ganz einfach begründen liesse durch den Wechsel von der Schule in einen eher ruhigen Beruf… mit etwas sportlicher Betätigung hätte der Mann sich das Zusatzgewicht wohl vom Leib halten können.

Ein ähnliches Phänomen liesse sich wohl auch in anderen kulinarischen Betrieben feststellen. Gerade weil die berufsbedingten Einflüsse am Arbeitsort eine Gefährdung dartellen, müsste es den Angestellten wie dem Arbeitgeber ein Anliegen sein, entlastende Strategienen zu empfehlen oder sogar anzubieten. Vielleicht trägt das Urteil aus Brasilien hier etwas zur Meinungsbildung bei.




2/11  eGesundheit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:57

NutzerInnen von eBalance und LeserInnen des eBalance-Blogs wissen natürlich, welche Bewandtnis es mit dem kleinen, vorangestellten „e“ hat: Es geht ums Internet und um das elektronisch-virtuelle Angebot von Dienstleistungen jeglicher Art. In unserem Fall hat dies mit Gesundheit zu tun.

eHealth heisst der umfassende Begriff und er steht hier für ein Unternehmen des Bundes mit dem Ziel, gemeinsam mit den Kantonen (bei denen die Verantwortung für die Gesundheit ihrer Bürger liegt) die rechtlichen und die organisatorischen Grundlagen zu schaffen, um auch im Gesundheitswesen den Anschluss an die digitalisierte Welt von heute zu finden.

Es ist ein komplexes Gebilde, das in viele Facetten unseres täglichen Lebens hinein greift. Im Prinzip wäre nichts naheliegender als so rasch wie möglich eine computergestützte, sichere Verwaltung all unserer individuellen Patientendaten einzuführen, um die Prozesse – nicht nur im Notfall – zu beschleunigen und auch um die Kohärenz sicher zu stellen: Wer je in einem Spital (am extremsten in der Notaufnahme) war, hat erlebt, wie mühsam das medizinische Personal durch persönliche Befragung herauszufinden sucht, wie der aktuelle Versorgnungsstand eines Patienten ist.. Wenn man Glück hat muss man seine Geschichte bloss drei verschiedenen Leuten erzählen, und wenn man noch mehr Glück hat, schafft man das, ohne etwas zu vergessen…

Wie kommt es, dass ausgerechnet in einer Branche, von der unsere Gesundheit, unser Leben abhängt, noch immer über weite Strecken gearbeitet wird wie im vorletzten Jahrundert? – Eine stichprobenweise Befragung hat gezeigt, dass die Patienten, also das Volk, grossmehrheitlich einverstanden wären mit der Einführung eines elektronischen Managements der persönilchen Daten aus der Krankenakte. Und doch werden irrationale Polit-Widerstände geschürt mit dem Menetekel des „gläsernen Patienten“…

Gerade Menschen mit komplexen, chronischen Krankheiten, die verschiedene Spezialisten konsultieren müssen, sollten ein Interesse daran haben, dass eHealth mit allen Vorteilen rasch umgesetzt wird.




1/11  Speckbarbie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:12

Was sehen wir vor dem inneren Auge, wenn wir uns diesen Begriff durch die Gedanken ziehen? – Speckbarbie – offenbar weit oben in der Publikumsgunst bei der Suche nach dem Jugendwort 2010. Gemeint ist also im unbekümmert-verkürzenden Slang der Jungen eine übergewichtige weibliche Person, die sich auffällig modisch und viel zu eng kleidet…

Nachdem durch Kinder- und Jugendmund allgemein die Wahrheit kundgetan werden soll, lohnt es sich, über die Botschaft nachzudenken, die in dieser Formel schlummert. Eigentlich sind wir ja dafür, dass auch übergewichtige Menschen ein Recht auf modische Kleidung haben. Dass wir Dicken nicht gezwungen sind, uns bis an unser Lebensende in unförmige dunkle Zelte à la Carouge zu hüllen, dass auch wir uns mit bunten, stylischen vom Schnitt her sogar gewagten Outfits schmücken dürfen, sofern uns dies gefällt und Spass macht.

Aber hat ein schriller Auftritt auch seine Grenzen? Können es sich – aus ästhetischen Gründen –  nicht alle leisten, aufgebrezelt wie Lady Gaga durch die Gassen zu stolzieren, ohne unangenehm aufzufallen? Muss man dazu schlank oder zumindest wohlproportioniert sein, mit Fettpolstern ausschliesslich dort, wo sie für die idealen Masse horizontal relevant sind?

Sobald das Kleid auch nur ein wenig spannt und sich über kleine Wülste wölbt, ist schon die spitze Häme da und verteilt ihre Zensuren: so gings damals der armen Anna Maier, der in der einschlägigen Presse eine Wursthaut-Robe angedichtet wurde, weil diese an einigen Stellen etwas allzu knapp sass.

Speckbarbie ist ist eine brutale Kombination von zwei Elementen, die sich diametral widersprechen: hier das fette Sinnbild für ein verfressenes Zuviel im Überfluss… und dort die künstliche Karikatur eines unerreichbaren Schönheitsideals. Das eine sein – und das andere sein wollen, ohne es zu können… hier begegnen wir dem wandelnden Widerspruch in sich selbst. Was wäre, wenn Barbie abnehmen würde? Falls sie könnte?




31/10  Forum forever

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Die modernen Medien bringen so etwas wie die virtuelle Unsterblichkeit mit sich. Heute erreicht mich die E-Mail einer Person, die vor einiger Zeit einen Eintrag im Diskussionsforum der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS platziert – gepostet – hatte. Unlängst nun hatte sie ihren eigenen Namen gegoogelt und war dabei auch auf diesen alten Forums-Beitrag getsossen. Darüber hat die Person sich geärgert und von uns ultimativ verlangt, dass wir solches unterbinden sollten und unser Forum von dem Google-Zugriff schützen müssten.

Die Einsicht kommt etwas spät. Wir können zwar, mit einigem Aufwand, die früheren Eintragungen dieser Person aufspüren und sie in unserem Forum löschen. Das bedeutet aber nicht, dass der entsprechende Inhalt nicht noch sonst irgendwo in einem thematischen Zwischenspeicher abgelegt wurde und jederzeit bei entsprechender Recherche wieder hervorkommen könnte.

Das ist die Segnung – und der Fluch – unserer digitalisierten Gegenwart: wer immer etwas ins Netz stellt, und wäre es nur ein trivialer Ulk, muss damit rechnen, dass diese Botschaft dort bis in alle Zeiten irgendwo auf Abruf verfügbar ist und von Dritten eingesehen werden kann, zu jedem beliebigen Zeitpunkt und von jedem Ort der Welt aus. Es gilt das Wort, das Shakespeare einst geprägt hat, in Julius Caesar, wo Marc Anthon es ausspricht: Mischief thou art afoot – take thou what course thou wilt. (Unglück, du bist unterwegs – nimm nun den Verlauf, den du willst.)

In den allgemein zugänglichen Foren zum Thema Adipositas, meist benutzt von operierten PatientInnen, stehen so manche persönliche Lebensbeichten und Schicksalsberichte, dass man über die unverblümte Offenheit oft staunt, mit der intimste Fakten ausgebreitet werden. Zurückholen und ungesagt machen lassen sich solche Botschaften nicht. Man sollte sie so abfassen, dass man auch später noch zu ihnen stehen kann.




30/10  Keine Wunder zu erwarten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:49

Der Aufmarsch war gross, gestern Abend. Über hundert Personen waren gekommen, auf Einladung der Magenband und -Bypass-Selbsthilfegruppe Bern. Drei Fachreferate waren angekündigt. Dr. med. Natascha Potoczna gab eine generelle Einführung zum aktuellen Stand der Adipositas-Kenntnis, Dr. med. Rudolf Steffen, einer der erfahrensten Adipositas-Chirurgen der Schweiz, informierte über die verschiedenen Operationsformen und PD Dr. med. Fritz Horber legte dar, wie stark unsere Umwelt unser Verhalten beeinflussen kann und wie auch nur geringe Abweichungen vom Tagesbedarf im Energiehaushalt auf Dauer dazu führen, dass die entsprechend Veranlagten ihr Leben lang mit der Übergewichtsproblematik zu kämpfen haben.

Betroffen waren die meisten im Saal, entsprechend engagiert waren denn auch die Diskussionen, die nach jedem Referat entbrannten, denn die meisten im Publikum hatten vor kürzerer oder längerer Zeit eine Operation erlebt, gehörten zum Patientenkreis der Referierenden. – Es war eine Informations-Veranstaltung von schonungsloser Offenheit. Ohne Illusion machte Steffen auf die Risiken und die Grenzen eines Eingriffs aufmerksam und auf die unausweichliche Verpflichtung, sich anschliessend konsequent und lebenslänglich an die neuen Vorgaben für die Ernährung zu halten, wenn der erfolgreiche Gewichtsverlust von Dauer sein soll. 

Horber plädierte für eine individuelle und gezielte Beschränkung. Wenn ein täglicher Energier-Überschuss von nur 50 Kalorien im Verlauf von zehn Jahren zu einer Gewichtszunahme von 25 Kilo führt, so lohnt es sich, jeden Tag auf etwas zu verzichten, was diesen 50 Kalorien entspricht… und etwas, das man nicht allzu sehr vermisst. Dazu – und das dürfte nicht allen leicht fallen – sollte man pro Tag mindestens (oder: wenn möglich) eine Stunde lang gehen. Und dies wirklich jeden Tag, um das Gewicht zu halten, ohne Ausnahme.

Eines war am Ende allen klar: wer einmal richtig dick ist, hat kaum Chancen, je wieder auf sein Idealgewicht zu kommen. Wer es schafft, etwas abzunehmen oder sein Gewicht stabil zu halten, kann stolz auf sich sein und tut auch was für seine Gesundheit. Wunder gibt es keine und zu erwarten sind sie nicht. Gewichtskontrolle ist tagtäglicher Kampf. (Eine Video-Aufzeichnung soll zu einem späteren Zeitpunkt auf der Website der Selbsthilfegruppe ins Netz gestellt werden.)




29/10  Süss und sauer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:20

Jetzt lärmen sie ums Haus, die Kids von der nahen Montessori-Krippe, weltoffen und international zelebrieren sie Halloween und klopfen an die Türen in der nachbarschaft mit dem ruf nach Süssen und der Androhung von Sauren, falls ihrem Begehren nicht entsprochen wird…

„Süss“ als Bedrohung – ein aktuelles Thema in der Diabetes- und Adipositas-Forschung. Dieser Tage ist eine neue Studie publiziert worden über die Zusammenhänge zwischen dem Konsum von gesüssten Getränken und dem metabolischen Syndrom bzw. Diabetes Typ 2.

Die Forscher der Harvard School of Public Health (HSPH) haben in einer breit angelegten Meta-Analyse – das heisst durch vergleichende Auswertung zahlreicher schion bestehender Untersuchungen zum Thema – herausgefunden, dass der Konsum von gezuckerten Getränken deutlich das Risiko erhöht, an Typ 2 Diabetes zu erkranken. Sie empfehlen deshalb, wenn immer möglich auf solche Getränke zu verzichten und statt dessen „gesunde Alternativen“ zu bevorzugen…

Aber: was heisst das nun in der Praxis? Da bleiben uns die Experten die Antwort schuldig. Denn die Veränderung von liebgewordenen Gewohnheiten ist etwas vom Schwierigsten, das wissen wir aus Erfahrung. Wenn Kinder nicht von klein auf daran gewöhnt sind, zuckerlose Getränke zu schlürfen, fällt ihnen das Umsteigen später schwer. Feldversuche haben gezeigt, dass es in Schulklassen, die auch während des Unterrichts jederzeit zugang zu einem Trinkbrunnen mit Hahnenwasser haben, weniger übergewichtige Kinder gibt. Aber eben, das ist gewöhnungsbedürftig. Am Ende müsste man den Kids an Halloween Mineralwasserfläschchen verteilen..?




28/10  Zu teuer?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:25

Wer keine Chance hat, sein massives Übergewicht auf „normalem“ Weg zu reduzieren, indem er seine Ernährung umstellt und sich vermehrt bewegt, dem bleibt heute nur ein operativer Eingriff zur Gewichtsreduktion. In der Schweiz sind die Bedingungen dafür streng: es muss jemand einem BMI von über 40 haben, mindestens zwei Jahre lang müssen Versuche mit konventionellen Methoden gescheitert sein, man darf nicht älter als 65 sein…

Seit Jahren kämpfen die Fachleute um eine Angleichung an die Normen der umliegenden und der meisten Länder weltweit, die einen Eingriff schon ab BMI 35 zulassen, wenn Begleiterkrankungen vorliegen. Die strikte Handhabung der Richtlinien durch die Krankenkassen führt nicht selten zu der absurden Situation, dass einem Patienten, dem noch 600 Gramm fehlen bis zum Gewicht des BMI 40, empfohlen werden muss, zuhause einige Tage tüchtig zu futtern und dann nochmals zum Messen zu kommen.

Nun erfahren wir, dass es in England eine vergleichbare, noch härtere Situation gibt, indem eine lokale Krankenkasse – im Widerspruch zur staatlich definierten Norm – von sich aus als Voraussetzung für die Kosengutsprache den BMI auf 50 festgelegt hat. Die Fachwelt ist empört und bezeichnet diese Regelung als willkürliche Schikane.

Was treibt die Versicherer dazu, sich im Einzelfall so vehement gegen die Magen-Operationen zu sträuben? Es kann nur der Versuch sein, sich Kosten vom Leib zu halten. Dabei ist die jahrelange Behandlung von Belgeiterkrankungen wie Diabetes, Arthrose oder gar Krebs um ein Vielfaches teurer. Nimmt man die totalen Kosten der Behandlung von Übergewicht und der dadurch mitverursachten Krankheiten, so machen die chirurgischen Eingriffe gerade mal ein Prozent aus (so jedenfalls eine aktuelle Information anlässlich des Zürcher Übergewichtstags von dieser Woche). Was also soll die Klemmerei auf Kosten der Patienten?