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Von Heinrich von Grünigen um 16:54 |
Man muss ja im Bild sein. Die öffentliche Dokumentation meines Gewichtsverlustes schreitet weiter voran. Diesmal sollte der neu gewonnene Alabasterkörper in seiner unverfälschten Form zur Geltung kommen, mit Aufnahmen im Schwimmbad, am Rand des Bassins, beim Einstieg und im Wasser…
Ich habe gar nicht gewusst, dass für das Fotografieren in städtischen Bädern derart rigorose Regeln gelten. Zuerst benötigt der Fotograf eine Bewilligung des zuständigen Sportamtes. Er muss sich verpflichten, gewisse Auflagen einzuhalten. So soll er darauf achten, dass keine unbeteiligten Badegäste ins Bild kommen, insbesondere keine Kinder. Dann muss er sich vom diensthabenden Personal überwachen lassen und muss am Schluss die Bilder, die er geschossen hat, zeigen, damit nochmals alles überprüft werden kann.
Der Fotograf selber – wenn er sich dem Schwimmbecken nähert – muss Badekleidung tragen, zumindest untenrum. Und so machen wir es denn auch. Glücklicherweise kann man ihm eine passende Kurzhose vermieten, denn darauf war er nicht vorbereitet. Zum Glück haben wir eine lässige Abwartin, die das Abenteuer mit Humor nimmt.
Jetzt geht es ans Werk – aber gemach: vom Wechsel aus der regnerischen Kälte draussen in das tropische Klima des Wärmebades Käferberg haben sich die Linsen des Fotoapparates beschlagen, wir müssen warten, bis das Gerät sich akklimatisiert hat. Inzwischen erkunden wir geeignete Positionen und Standorte. Und schon meldet sich ein Schwimmer, der wissen möchte, was wir im Schilde führen und der auf keinen Fall irgendwie abgebildet werden will…
Der Fotograf erklärt ihm die Sache und ich bin beeindruckt, wie einfühlsam und verständnisvoll er diese Aufgabe bewältigt: er kennt es von seiner Arbeit zur Genüge. Die Menschen sind vorsichtig geworden, auch misstrauisch, was das Aufzeichnen öffentlicher Auftritte betrifft, im Zeitalter der unauslöschbaren digitalen Omnipräsenz jeglicher Abbildungen.
Aber wir bringen die verschiedenen Aufnahmen mit Bravour hinter uns und – schwupp! – schon sind wir wieder draussen in der Garderobe und auf dem Heimweg. In der nächsten Woche soll ein Interview erscheinen, für das die Bilder bestimmt sind. Am Montag kommt dann noch eine Video-Equipe, die für den Online-Auftritt eine animierte Szene einfangen möchte. Dafür gehen wir zur Akupunktur in die Arztpraxis. Bin gespannt, was am Schluss daraus werden wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Low Carb – High Fat. Nachdem die staatlich organisierte Fett-Verteufelung abgeflaut ist und sich das ernährungskritische Augenmerk vermehrt auf Kohlenhydrate, Pasta, Backwaren und süsses Nachschwerk inklusive zuckerhaltige Getränke richtet, bekommt die Kohlenhydrat-reduzierte Ernährungsweise neuen Auftrieb. Interessant ist dabei, dass gleichzeitig Bestrebungen im Gang sind, das einst verfemte Fett zu rehabilitieren und zu preisen mit seinen Eigenschaften als Geschmacksträger, als Hort für bestimmte Vitamine, als Zellbaumaterial und Lieferant wertvoller Omega-Fettsäuren, nicht zuletzt auch als hilfreiches Agens für die Gewährleistung der Fruchtbarkeit bei Frauen…
Mit dieser Thematik – dem Verzicht auf „Carbs“ (Kohlenhydrate) und dem gezielten Genuss der richtigen Fettsäuren – hat sich unlängst ein Kongress der deutschen Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) befasst. Der Tagungsbericht gibt einen interessanten Einblick in die Thematik rund um die ketogene Ernährung, die auch positive Wirkungen bei der Krebstherapie zeitigt.
Aus meiner aktuellen Praxis und Erfahrung kann ich bestätigen, dass sich mit einer konsequenten „Very Low Carb“-Diät bestens leben – und abnehmen – lässt, auch ohne gleichzeitig den Fett-Konsum anzukurbeln, aber mit dem Vorteil, dass ich mich nicht ausschliesslich auf das landesübliche „magere“ Fleisch (in Form von Poulet, Trute und dergleichen) konzentrieren muss, auch wenn dies von der Endsumme aller Kalorien her natürlich empfehlenswert wäre. – Noch fehlen mir in den Rezeptbüchern und auf den Gastronomie-Speisekarten die entsprechenden LC(HF)-Menüs…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:50 |
Es ist ein Elend mit den Etiketten. Für die einen steht zuviel drauf, für andere zu wenig. Lebensmitteldeklaration ist ein ständiges Thema, nicht nur wenn es um die ebenso ersehnte wie verpönte „Ampel“ geht. Aber nun kommt ein völlig neuer Vorschlag aufs Tapet: das Exercise Label.
Dies bedeutet, dass anstelle (oder ergänzend dazu) der Nährwert-Angaben für eine bestimmte Menge des Lebensmittels in Kalorien ein neuer Wert eingeführt wird: wie viele Minuten muss jemand gehen, der/die diese Menge gegessen hat.
Wissenschaftliche Versuche in England mit 458 Teilnehmenden haben gezeigt, dass die Kundschaft sehr senisbel reagiert, wenn man sie mit einer Messgrösse konfrontiert, unter der sie sich konkret etwas vorstellen kann. Bei der Studie wurden der Testperson jeweils zwei Produkte der gleichen Marke angeboten, wobei eines der beiden kalorienreduziert war. Auf der Etikette waren entweder nur die Kalorien angegeben, oder zudem noch die Dauer in Minuten, die man marschieren muss, um diese Kalorien wieder zu verbrauchen.
Das Resultat war eindeutig: die Gruppe, die zwischen den mit der Marschier-Dauer ergänzten Produkten auswählen konnte, entschied sich signifikant häufiger für das Produkt mit dem geringeren Kalorien-Gehalt. Der Grund ist wohl – so die Forscher – dass „man“ sich unter einer Zeitangabe wesentlich konkretere Vorstellungen machen kann als unter einer Kalorien-Zahl: diese Gruppe hat in der Versuchs-Periode deutlich weniger Energie konsumiert als die Vergleichsgruppe, die sich „nur“ an den Kalorien orientieren musste.
Wenn es den Anbietern ernst ist mit ihrem Bekenntnis, Transparenz zu schaffen bezüglich des Energiegehaltes ihrer Produkte, dann können sie hier ein Zeichen setzen. Migros und Coop überbieten sich im Moment ja gegenseitig mit Werbe-Offensiven für ihre Koch- und Ernährungsplattformen FOOBY und Migusto. Dort werden selbstverständlich die Interessen der Vegetarier und Veganer angemessen berücksichtigt, von „bewusster“ Ernährung zur Gewichtskontrolle ist aber nirgends die Rede. Mit einem Bruchteil dieses Aufwandes könnten die beiden Marktleader einen Teil ihrer Produkte mit Zusatz-Exercise-Etiketten bekleben und so ein Signal geben. – Oder müssen wir warten, bis die flinkere Konkurrenz von Aldi und Lidl ihnen zuvorkommt?
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Von Heinrich von Grünigen um 15:47 |
Es ist nur eine Randbemerkung. Aber sie zeigt, wie hartnäckig sich gewisse Meinungen im Bewusstsein halten können. Da hat sich im Bereich der Adipositas-Chirurgie in den letzten Jahren ein markanter Wechsel vollzogen. Vor zwei Jahrzehnten war das „verstellbare schwedische Magenband“ quasi der operative Standard für chirurgische Eingriffe zur Gewichtsreduktion. Den Magen-Bypass kannte man zwar schon, aber der war in der Regel den „schwereren Fällen“ vorbehalten oder kam dann zur Anwendung, wenn das Magenband nicht gnügend Wirkung zeigte…
Dann kam es beim Magenband zu häufigeren Komplikationen nach Langzeitgebrauch, es zeigten sich Unverträglichkeiten und mit dem „Schlauchmagen“ kam eine „einfachere“ OP-Variante zum Einsatz. Schon seit längerer Zeit sind in der Schweiz der Bypass und der Schlauch die Standard-Eingriffe, das Magenband wird kaum noch bis nicht mehr eingesetzt, im Gegenteil: „alte“ Bänder müssen in vielen Fällen raus, um längerfristige Schäden zu vermeiden.
Und dennoch hält sich im kollektiven Wissen um medizinische Therapien das gute alte Magenband weiterhin als „das“ Heilmittel für Schwerstgewichte. So gesehen am Sonntagabend in der liebenswürdigen Filmkomödie „Lotto“: dort beklagt sich einer der Protagonisten, der abnehmnen möchte, dass seine Krankenkasse nicht bereit sei, die Kosten für das Magenband zu übernehmen, obwohl er dreissig Jahre lang seine Beiträge immer brav einbezahlt habe…
Als sich die Hoffnung zerschlägt, den ersehnten Eingriff aus einem Lottogewinn finanzieren zu können, läuft der Mann (der mit seinem Ranzen die Kriterien für die Kostenübernahme längst erfüllt hätte) ein paar Mal joggend um die Häuser und siehe da: schon fühlt er sich schlanker… Es ist eine diskrete Kritik am Drehbuch, nachvollziehbar nur bei vorhandener Fachkenntnis, aber der Fall illustriert die Beharrlichkeit, mit welcher sich gewisse Annahmen und Meinungen in unserem Bewusstsein festsetzen.
Aufklärung tut not. Schon werden spezielle OP-Typen entwickelt, um mit der Chirurgie gegen Diabetes Typ 2 vorzugehen und so die teuren Folgekosten einer Langzeitbehandlung abzuwenden: die Technik verbessert sich weiter, der Fortschritt der Medizin ist nicht aufzuhalten.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:07 |
Es muss sein. Auch auf das Risiko hin, dass es mit der Zeit zu nerven beginnt: es geht wieder einmal um den Zucker, dieses allgegenwärtige Konsumgift, das wir rund um die Uhr verabreicht bekommen und gegen das sich immer mehr Widerstand formiert, inzwischen erkannt als eigentlicher Suchtstoff, der uns abhängig macht und der unsere Gesundheit – wenn er im Übermass verzehrt wird – nachhaltiger schädigen kann, als uns bisher bewusst war.
Das ZDF hat gestern in der populären Wissenschafts-Rubrik „Leschs Kosmos“ eine halbstündioge Dokumentation ausgestrahlt, die sich gewaschen hat: Vorsicht Zucker: Die verborgene Gefahr. Mit sorgfältiger Akribie und leicht verständlich wird dabei über die Bedeutung des Zuckers für die Lebensmittelindustrie referiert, über die Wirkung der verschiedenen Zuckerarten auf unseren Metabolismus (dass z.B. zu hoher Zucker-Konsum nicht nur zu Fett-Einlagerungen im Köper führt, sondern auch die Haut merklich altern und schrumpeln lässt), und vor allem über den grossen Zucker-Betrug in den USA im letzten Jahrhundert, als mit gefälschten Forschungsresultaten (wie heute zugegeben wird) gezielt ein Zusammenhang zwischen hohem Fettkonsum und Herzinfarkt herbeigeschrieben wurde, um den Zucker – und die, die an ihm verdienen – aus der Schusslinie zu nehmen.
Harald Lesch ist Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjopurnalist, TV-Moderator und Hochschuldozent. Er strahlt nicht nur eine hohe Glaubwürdigkeit aus, er versteht es auch, mit didaktisch einprägsamen, anschaulichen Bildern selbst komplexe Sachverhalte so zu vermitteln, dass sie sich nachhaltig einprägen. Die 30 TV-Minuten sind Pflichtstoff für alle, die sich bewusst ernähren wollen. Und dann sollte man auch danach handeln. Ich bin jedenfalls froh, dass ich seit mehr als anderthalb Jahren fast vollständig auf jeden industriell gefertigten Zucker – in welcher Form immer – verzichten kann. Es geht!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:57 |
Alarmsignale aus Kanada. Die kanadische Herz-Kreislauf-Stiftung (Heart&Stroke Foundation) hat einen Report veröffentlicht über die Werbung für Nahrungsmittel und Getränke, die sich an Kinder und Jugendliche richtet. In der Zusammenfassung für die Presse kommt sie zu einem harten Urteil: „Die Nahrungs- und Getränke-Industrie ist dabei, unsere Kinder und Jugendlichen zu Tode zu werben.“
Die Studie hat verstörende Fakten zu Tage gefördert: 90 Prozent aller Werbespots, die sich an Kinder und Jugendliche richten, bewerben „ungesunde“ Produkte mit zu hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt; Kinder zwischen 2 und 11 Jahren sehen pro Jahr auf ihren 10 Lieblings-Webseiten über 25 Millionen Werbespots für Essen und Getränke… und dabei handelt es sich nicht um die klassischen TV-Spots, wie wir sie kennen, sondern um speziell für die Online-Medien aufbereitete Botschaften. Für diese gibt es (noch) keinerlei Beschränkung, während die Anzahl auf den Fernseh-Kanälen immerhin begrenzt ist.
Die Kids werden damit einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen und darauf trainiert, diese beworbenen Speisen und Getränke zu verlangen. Dadurch werden die Bemühungen der Eltern (falls es sie denn gibt) unterlaufen, die Kinder zu „gesundem“ Essen anzuhalten. Im Konfliktfall geben die Eltern nach und kaufen den Junk-Food, weil die Kleinen danach quengeln. Der faktische Einfluss von Werbung und Umwelt ist stärker als das erzieherische Bemühen…
Die Selbstregulierung, zu der sich die Lebensmittelfirmen auch in Kanada verpflichtet haben, habe völlig versagt, resumiert die Studie: die Werbezeiten haben in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen, die abgegebenen Versprechen, sich zu mässigen, wurden nicht eingehalten. Kanadische Jugendliche, die im Schnitt während zwei Stunden täglich TV schauen, sehen pro Stunde vier bis fünf Werbespots für Schleckwaren und Süssgetränke.
Deshalb fordern die Verantwortlichen ein rasches und entschlossenes Handeln des Gesetzhgebers: nur strikte Auflagen und Regulierungen auch in den Online-Medien können die Kinder davor bewahren, die erste Generation zu werden, die weniger alt wird als ihre Eltern.
Die Verhältnisse in der Schweiz dürften nicht grundlegend anders sein. Auch hier sollten wir handeln, bevor die Schäden an der Jugend irreversibel sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Not macht erfinderisch. So auch im Süsswarenhandel. Wenn der Absatz stagniert (was ja ein gutes Zeichen wäre), muss sich die Industrie nach neuen Märkten umsehen. Und sich dabei Dinge ausdenken, die kein Mensch wirklich braucht – und die vielleicht gerade deshalb auf Interesse stossen.
Das scheint mir der Fall zu sein bei den Zucker-Selfies, die neuerdings unter das Volk gebracht werden sollen.
Die Firma Magic Candy Factory hat einen 3D-Printer entwickeln lassen, der aus Zucker dreidimensionale Proträt-Bilder (vorzugsweise Selfies) herstellt. Auswählen kann man aus 8 verschiedenen Aromen und Farben. Man kann sein Selfie selber schiessen oder es in einer Fotobox vor Ort fertigen lassen. Der Spass dauert 5 Minuten, kostet 10 Dollar und man kann dabei zusehen, wie die Maschine mit flüssigem Zuckersaft das eigene Bildnis auf einen Karton ausdruckt.
Welch eine Sensation! Die Geschichte erinnert mich an die Stanz-Automaten in unserer Jugendzeit, die an exponierten Ausflugszielen aufgestellt waren, wo man gegen Einwurf einer Münze ein kleines metallenes Schild prägen konnte, mit seinem Namen drauf, oder eine Art Gedenkmünze aus Blech, mit Name, Ort und Datum, zur späteren Erinnerung an ein gemeinsames Erlebnis, als man die Welt noch selber am Ort des Geschehens er-leben musste.
Die Candy-Selfie-Printer sollen vor allem in Erlebnis- und Event-Parks zu Einsatz kommen und die Tatsache, dass man bei deren Entstehung zuschauen kann, soll eine attraktive Alternative darstellen zur immer populäreren Online-Bestellung der gängigen Konsumgüter…
Eines ist mir nicht ganz klar: wenn das Porträt-Bild in groben Konturen per Zuckerpaste als Relief auf seinen Untergrund gedruckt ist – was macht man dann damit? Soll man es davon ablecken? Kann man es ablösen und knabbern oder lutschen? Hängt man es an die Wand? (Weil es in der Schublade ja wohl irgendwo ankleben würde?) Wie verschickt man es per Post, ohne das es zerbricht?
Einen Vorteil hat die Sache vielleicht: weil es so unbequem ist, dieses Zucker-Bild zu verspeisen, bleiben viele davon vielleicht unbeleckt und intakt erhalten… So entsteht eine echte Win-Win-Situation: die Candy-Leute haben den Verdienst und die Konsumenten ersparen sich den erhöhten Zucker-Konsum. Super!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:13 |
Unlängst hat Bundesrat Alain Berset das Birchermüesli gepriesen. Es war sein Votum zum Auftakt einer Tagung zur NCD-Strategie und ging aus von der Frage: Wer hats erfunden? Natürlich die Schweizer. Alles gesunde Zutaten, bis auf eine: das Oririnal-Bircher-Rezept schrieb vor, die frischen Zutaten mit „gezuckerter Kondensmilch“ anzurühren. Den Ernährungs-Freak schaudert es.
Davon ist man heute abgekommen, wsenn auch nicht vom Zucker selbst: der steckt nun bereits industriell beigemischt in den meisten Flocken – vornehmer gesagt: Cerealien – , wie eine aktuelle Untersuchung des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Vetereinärwesen BLV enthüllt.
Analysiert wurden 186 Produkte von 9 verschiedenen Firmen, alles „gezuckerte“ Flocken (und ohne die natürlichen Zuckermengen einzurechnen, die über Milch und Früchte ins Müesli gelangen), mit dem verblüffenden Resultat, dass die Frühstücksflocken, die ja in der Werbung gern als besonders gesund für die heranwachsende Jugend angepriesen werden, im Durchschnitt auf 100 Gramm (eine offizielle „Portion“ wird im Handel mit 30 Gramm berechnet, was aber in der Familientisch-Praxis eher ein Portiönchen ist) ganze 18 Gramm Zucker enthalten, das sind 6 Stück Würfelzucker. Bei einzelnen Produkten beträgt der Zucker-Anteil sogar bis zu 50 Prozent! Da könnten sich die Kids das kristalline Weiss gerade so gut mit dem Löffel in die Münder schaufeln.
Und dann wundern wir uns, dass sie dick werden. Denn auch die Nutella-Schnitte wird in der Werbung ja als glücksbringender und gesunder Sattmacher empfohlen, obwohl die braune Paste quasi nur aus Fett und Zucker besteht.
Nun soll also der Zuckergehalt in den Flocken (und in gezuckerten Joghurts) sukzessive bis Ende 2018 reduziert werden. Dazu haben sich die Hersteller in einem Memorandum of Understanding 2015 verpflichtet, indem sie versprachen, ihre Rezepturen zu überprüfen und „wo möglich und sinnvoll“ eine Reduktion des Zuckeranteils vorzunehmen. Auf freiwilliger Basis, ohne weitere Auflagen, und jederzeit innerhalb von 6 Monaten aufkündbar…
Freiwillige Vereinbarungen haben weltweit noch kaum etwas beigetragen zum Kampf gegen die Adipositas-Epidemie, dafür gibt es zahlreiche, durch die Forschung untermauerte Belege. Vielleicht ist die Schweiz auch hier ein Sonderfall und macht eine Ausnahme. Lassen wir uns überraschen. Und in der Zwischenzeit gewöhnen wir uns ans „Müesli nature“. Ist ohnehin gesünder.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:39 |
Das Wort „Prävention“ ist verpönt und politisch heikel. Das haben wir heute aus bundesrätlichem Mund erfahren. Gesundheitsminister Alain Berset hat auf die betrübliche Tatsache hingewiesen, als er die 4. Nationale Konferenz Gesundheit2020 eröffnete. Über 400 Fachleute aus sämtlichen Bereichen des Gesundheitswesens waren zusammengekommen, um sich aufdatieren zu lassen über das künftige Vorgehen bei der Umsetzung der Nationalen Strategie zur Bekämpfung der nichtansteckenden chronischen Krankheiten (NCD), die in den kommenden Jahren auf allen Ebenen der Gesellschaft und unter aktivem Einbezug der Gesundheitsligen und Nonprofit-Organisationen (wie der SAPS) gemeinsam realisiert werden soll.
2 Millionen Erwachsene in der Schweiz leiden an einer solchen Krankheit, jeder/jede 5. hat sogar mehr als ein NCD-Leiden (das sind vor allem Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Skelett- und Gelenk-Probleme, aber auch Adipositas als eine der gemeinsamen Ursachen bzw. als wesentlicher Risikofaktor. 50% dieser Krankheiten könnten durch einen „gesunden“ Lebensstil vermieden werden… Wenn denn der Mensch, der es ja eigentlich „weiss“, sich danach richten würde.
Bisherige nationale Präventionskampagnen haben sich ausgezahlt: jeder Franken, der gegen den Tabak-Missbrauch investiert wurde, hat zu einer Einsparung bei den Gesundheitskosten von über 40 Franken geführt! Beim Alkohol ist das Verhältnis 1 : 20. Vorbeugen wäre also ein gutes Geschäft. Aber das politische Klima ist heute nicht auf Vorsorge ausgerichtet. Wir erfahren vom Zürcher Regierungsrat Thomas Heiniger, dass im kantonalen Parlament der Antrag einer jungen Politikerin – notabene einer Ärztin! – durchgegangen ist, wonach das Präventionsbudget um 15% zu kürzen sei! Sind denn diese Populisten des Wahnsinns?
Alleine mit einer klugen Prävention gegen Stressbelastung liessen sich 5,7 Milliarden an Gesundheitskosten einsparen, hat die St. Galler Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Präsidentin der Stifung Gesundheitsförderung Schweiz, vorgerechnet. Dass auch die Wirtschaft ihren Beitrag leisten kann, das haben Unternehmen wie Victorinox und die Migros demonstriert, mit unterschiedlichen Konzepten. Und drei Kantonsvertreter haben aufgezeigt, wie sie im Rahmen der kantonalen Gesundheitsverantwortung das grosse Thema angehen.
Und nun ist die Reihe an uns, den Patienten- und Gesundheitsorganisationen. Wir sind eingeladen, innovative Projekte zu präsentieren, um aus den wenigen – aber immerhin vorhandenen – Mitteln das Beste zu machen. Beugen wir uns vor.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Eine der grossen Annehmlichkeiten beim Gewichtsverlust ist die Tatsache, dass sich das allgemeine Leben normalisiert. Diese Woche werden es 77 Kilo sein, die sich buchstäblich in Luft (bzw. CO2) aufgelöst haben, und der UHU-Club ist schon so gut wie in Sichtweite, wenn es mir gelingt, im Endspurt weiterhin Disziplin zu wahren.
Kürzlich, als mir beim frühmorgendlichen Gang zum Zeitungskasten im Lift die Trainerhose unversehens in die Knie abgerutscht ist, beschloss ich, mir einen neuen Freizeitdress zu kaufen. Ich ging zwei Strassen weiter zum C&A, wo ich mir locker ein XXL-Modell vom Bügel holte, das mir wie angegossen passte und preislich nur noch einen Bruchteil dessen ausmachte, was ich vormals im Spezialgeschäft für meine 8XL-Kleidung hinblättern musste.
An dieser Stelle will ich ein allgemeines Loblied anstimmen auf jene Textil-Verkäufer, die bemüht sind, auch Menschen mit extremer Körperfülle so modisch wie möglich einzukleiden. Ich habe in meiner schwersten Phase die meisten der gängigen Kleidergeschäfte besucht, mich fahckundig bedienen und beraten lassen, mich gefreut am sympathisches Umgang und an der freundlichen Betreuung, aber auch an den jeweils wieder neuen Modellen aus Produktionslinien, die eigens auf die besonderen Bedürfnisse der Menschen mit besonders ausladenden Hüften und Bäuchen zugeschnitten waren. Herzlichen Dank und volle Anerkennung, dort, wo der Service entsprechend war!
Aber jetzt ist diese Phase abgeschlossen und es kommt mir vor, als sei ich von einer langen Reise zurückgekehrt in die Welt der „Normalverbraucher“, wo ich mich unauffällig bewegen kann, untertauchen in der Menge, Schritt halten mit den Menschenströmen unterwegs, ohne eine Extrawurst verlangen zu müssen… und ich verblüffe mich selber täglich wieder (noch bin ich sensibel darauf), dass mir Dinge gelingen, die mir lange, zu lange verwehrt waren, so triviale Geschichten wie etwa die Benützung eines Raststätten-Pissoirs im Stehen… was ich während Jahrzehnten nicht mehr geschafft hatte.
Das gibt mir Mut und Kraft für die letzte Strecke. Packen wirs.
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