14/12  Bohnen machen satt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:32

Eiweiss braucht der Mensch. Es dient dem Aufbau der Zellen und es sättigt. Wer Eiweiss (Protein) sagt, denkt vornehmlich an Fleisch, Fisch und an Milchprodukte, aber natürlich auch an das gleichnamige Hühnerei…

Wer auf tierische Produkte verzichten will, muss sich nach alternative Eiweiss-Quellen umsehen und wird im Pflanzenreich fündig. Hülsenfrüchte sind erstklassige Protein-Lieferanten. Nicht umsonst hat sich die Sojabohne in Gestalt von Tofu zur dominanten Fleisch-Alternative gemausert, Nachfrage-Tendenz steigend.

Eine Studie aus Dänemark hat nun nachgewiesen, dass Produkte aus Bohnen wirksamer und nachhaltiger sättigen als eine entsprechende Portion Schweine- oder Kalbfleisch. Dies sei aber, sagen die Forscher, nicht etwa auf den Protein-Gehalt zurückzuführen, sondern in erster Linie auf den hohen Anteil an Nahrungsfasern.

Was zugunsten eines vermehrten Verzehrs von pflanzlichem Eiweiss spricht ist die Tatsache, dass dieses weit umweltfreundlicher produziert werden kann als eine vergleichbare Menge von tierischem Protein. Deshalb sind nicht wenige Länder bereits dazu übergegangen, den Konsum von Fleischprodukten zu regulieren bzw. entsprechende Empfehlungen abzugeben, um die Umwelt zu entlasten und zu schonen.

Leider gehört die Schweiz nicht dazu. Hierzulande ist die Werbung für „Schweizer Fleisch“ eine agrarpolitisch so heilige Kuh, dass sie noch lange ihr Methangas in die Umwelt ablassen wird…




13/12  Un(v)erträglich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:42

Ich bin nicht allergisch. Jedenfalls nicht bewusst. Vielleicht liegt das daran, dass ich noch aus einer Zeit stamme, in welcher der Umgang mit der Natur völlig unverkrampft war. Wir krochen als Kinder im Freien am Boden herum, assen Regenwürmer als Mutprobe, verzehrten unser Znünibrot mit ungewaschenen Händen und plagten uns nicht mit keimfreier Hygiene im Alltag.

Vielleicht hat uns das abgehärtet, unser Immunsystem gestärkt und uns widerstandfähig gemacht gegen vielerlei Anfreindungen aus der Umwelt.

Heute nehmen Allergien explosionsartig zu. Auffällig sind Lebensmittel-Unverträglichkeiten: eine Studie hat gezeigt, dass in der Schweiz 5 Prozent der Befragten eine ärztlich diagnostizierte Unverträglichkeit gegen Lactose haben, 11 Prozent sind durch Angehörige sogenannt „fremdbetroffen“ und 18 Prozent geben an, sich gesundheitlich besser zu fühlen, wenn sie auf Milchzucker verzichten. Beim Stichwort „Gluten“ sind es 2 Prozent direkt Betroffene, 6 Prozent „Fremdbetroffene“ und 14 Prozent, die sich besser fühlen, wenn sie glutenfrei essen…

Diese beiden Begriffe – Lactose und Gluten – sind für 91 Prozent der Befragten ein bekannter Begriff, aber viele verfügen nur über ein ungenügendes Wissen, welche Lebensmittel diese Stoffe enthalten und welche nicht. Entsprechend hat denn auch die Nachfrage nach sachdienlichen Auskünften an Ernährungsfachleute zugenommen und beim Einkauf wird vor allem von einer jungen und gesundheitsbewussten Kundschaft vermehrt auf „sichere“ Produkte geachtet. Der Markt mit allergie-freien Lebensmitteln boomt.

Um sich darüber zu informieren werden die Angaben auf der Verpackung immer wichtiger: 88 Prozent des Zielpublikums geben an, bewusst auf die spezielle Deklaration zu achten. Dies hat eine Untersuchung ergeben, die vom Grossisten coop im Zusammenhang mit dem 10-jährigen Bestehen seines „Free From“-Sortimentes durchgeführt wurde: das erweiterte Sortiment im Angebot wurde mit neuen Verpackungen und verbesserter Information in die Regale gebracht. Weitere Details gibt es hier.




12/12  Bildarchiv bizarr

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

Damit hatte ich nicht gerechnet. Auf der Suche nach einem aktuellen Blog-Thema war ich auf die Fährte einer Story geraten. Sie handelte von einer 500-Kilo-Frau in Aegypten, die zum Überleben dringend eine bariatrische Operation brauchte. Ein indischer Arzt in Mumbai bot ihr an, sie unentgeltlich zu operieren, aber keine Fluggesellschaft war offenbar bereit, eine so schwere Passagierin zu transportieren.

Bei der Recherche nach weiteren Informationen zu dieser Geschichte geriet ich auf eine Google-Seite mit Fotos, die irgendwie im Zusammenhang mit den Begriffen „500“, „Kilo“ und „Frau“ standen… und habe mich dann beim Scrollen verloren…

Was sich da unter diesen Stichworten algorithmisch angesammelt hat, ist so verblüffend wie erstaunlich: alles ist da, in merkwürdigem Kontext, von den effektiv „dicksten Frauen der Welt“, zu überschweren Patienten im OP, zu Abnehm-Geschichten und Links mit TV-Beiträgen über Gewichtsprobleme und Magersüchtige… aber auch PolitikerInnen, Weltstars wie Woody Allen mit Familie, sogar Claude Longchamp und Natalie Rickli tauchen mitten in den unproportioniertesten Figuren der Zeitgeschichte auf…

Plötzlich befiel mich die Befürchtung, am Ende könnte unter all diesen Bild-Zitaten aus öffentlichen Quellen (vom „Blick“ bis zur „Zeit“) auch noch mein eigenes Konterfei auftauchen, zur Dokumentation meiner derzeitigen Gewichtsreduktion. Aber davon war – so weit ich feststellen konnte – nichts zu sehen. Schliesslich treffen weder der Begriff „500“ noch „Frau“ auf mich zu.

Allen aber, die sich so kurz vor den Festtagen Gedanken über ihre Figur machen und wie sie diese in nächster Zeit füttern wollen, empfehle ich dringendst, diesen Bilder-Link anzuklicken und mit einem aufnahmefähigen Geist das Archiv zu durchforsten. Zu welchen Schlussfolgerungen und Ereknntnissen Sie dabei kommen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Viel Spass, oder so.




10/12  Feedback…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:00

Reaktionen sind erfreulich. Das heisst, dass man gelesen wird. Nicht nur hier, auch anderswo. Deshalb war ich sehr gespannt, zu erfahren, was jemand im fernen Russen-Reich zu meinem Blog über die Lebensmittel-Pyramide zu schreiben weiss. Ich habe also den Anfang des kyrillisch geschriebenen „Kommentars“ durch das Übersetzungs-Tool babelfish gejagt und dabei ist Folgendes herausgekommen:

Unbegrenzte Layout harzigen Start Gift. Wohltuend Oliven nominierten Abmagerung ist autokratisch schiebt den Schwanz. Tonar verbittert aromatischen Sofas im Weiler zatihnuvshimi gasman. Recovery-Fänger Kohlenstoff Teasern ist ungesellig. Bored wilden Feudalismus Bestockung ist nur bei Hochhäusern ziemlich staubig Enthusiasten tödliche Rauch.

Ehrlich, da bin ich so klug als wie zuvor. Und ich habe keine Ahnung, was jemand wollen könnte, der einen solchen Beitrag absetzt? Allenfalls ist es ein „Bot“, ein Troll-Roboter, der willkürlich irgendwelche Links in Foren und Blogs versendet, in der Hoffnung, es würde sie jemand anklicken. Auf solches Feedback kann man locker verzichten. Delete!

Da lobe ich mir den Abstecher von heute Vormittag in eine Veranstaltung an der Fernfachhochschule Regensdorf, wo ich einer Klasse von angehenden Ernährungsfachleuten Auskunft geben durfte über meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung. Voraus ging eine Lektion über die hochkomplexen Vorgänge in unserem Verdauungs- und Stoffwechselsystem, wenn der Organismus Energie aus seinen Reserven beziehen muss. Was dabei zwischen Leber, Nieren, Muskeln, Fettgewebe und Hirn an interaktiven Steuerungs-Prozessen abläuft ist ebenso faszinierend wie kompliziert und ich musste demütig feststellen, dass es wunderbar eingerichtet ist, wie die Natur diese Prozesse – wenn alles gut läuft – von sich aus optimal regelt, die lebenswichtigen Balancen  herstellt und so das Überleben des Individuums sichert.

Diese Erkenntnis soll ein Appell sein, verantwortungsbewusst mit sich, seinem Körper und seiner Nahrung umzugehen. Das ist die Art von Feedback, die ich mir gerne gefallen lasse.




8/12  Augen zu und durch!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:30

Mit dem Abnehmen ist es so eine Sache. Am Anfang geht es jeweils zackig. Dann kommt der Stillstand, den es zu überwinden gilt. Bei mir war es nicht anders. In den ersten Monaten flutschten die Kilos nur so weg, das Wohlbefinden steigerte sich in jahrelang nicht mehr gekannter Weise und jede Mernge an Lebensqualität kam sukzessive zurück, vom simplen Gehen und Treppensteigen bis zu häuslichen und sanitären und anderen Verrichtungen…

Nach einem Jahr hatten sich 70 Kilo Fett buchstäblich in Luft aufgelöst. Und der Erfolg, der auch von einer staunenden Umwelt immer wieder wortreich bestätigt wurede, tat gut. Aber in seinem Gefolge schlich sich ein gewisser Schlendrian ein: ich wurde übermütig und zugleich experimentierfreudig. Wagte gegen die Auflagen der Essensregeln zu verstossen, mir mal eine Speise zu genehmigen, die nicht auf der Liste stand, die „eigentlich“ verboten war und von der mein medizinischer Betreuer gesagt hatte, sie könne alles zunichte machen und den umgepolten Stoffwechsel über Nacht wieder zurück-polen, so dass der durch die Bildung der Ketonkörper ausgelöste Fett-Abbau gestoppt wird.

Und als die angedrohte Reaktion zunächst ausblieb oder sich auf der Waage nicht sogleich bemerkbar machte, wurde die Versuchung grösser, mehr Abwechslung in den Speiseplan einzubauen… – Mit dem Effekt, dass ich während eines guten halben Jahres immer etwa im gleichen Gewichtsbereich herumlavierte, mal ein Kilo mehr, dann wieder zwei weniger, eines hinauf, ein halbes hinunter.

Es gelang mir zwar, mein Gewicht in etwa zu halten, aber insgesamt war es zu einem Stillstand gekommen. Ich redete mir die Stagnation tapfer schön: ich fühle mich wohl dabei, ich könne mit der Situation umgehen, ich „müsste“ ja gar nicht das ursprünglich geplante Zielgewicht (von 76 Kilogramm) erreichen, ich könne mit dem, was ich bisher geschafft habe, mehr als zufrieden sein, auch was die deutlich verbesserte Gesundheit betrifft.

Bis dann heute, nach der wöchentlichen Akupunktur-Session, der Meister und Erfinder der Sinomedica-Kur wieder einmal persönlich auftauchte. Er schimpfte nicht. Aber er war sichtlich enttäuscht und legte mir nahe, mich wieder wie am Anfang um mehr Konsequenz und Disziplin zu bemühen. Er benutzte dazu ein bekanntes – wenn auch veraltetes – Klischee aus dem Militär: „Hirn abschalten und den Befehl ausführen!“ Und nicht den Sinn einer Anordnung hinterfragen und lange überlegen, was ev. noch drin liegen könnte und was nicht…

Ich verklemmte es mir, nach alter Manier „Zu Befehl!“ zu sagen. Statt dessen sagte ich: „Verstanden!“ Und gab mir einen Ruck. Ab sofort will ich alles daran setzen, dass ich mein Abnehm-Ziel bis Ende März 2017 erreiche. Keine Ausnahmen mehr. Durchbeissen.




7/12  Information ist alles

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:47

Gesundheitskompetenz ist ein magischer Begriff. Wissen kann heilen. Vorausgesetzt, man handelt entsprechend. Es ist daher wichtig, dass möglichst viele Menschen möglichst viel erfahren über Krankheiten an denen sie leiden, aber vor allem auch darüber, wie diese zu vermeiden sind.

In der überbordenden Fülle von Botschaften, die rund um Gesundheitsthemen auf uns einprasseln, ist es nicht leicht, sich zuverlässig zu orientieren. Zudem werden seriöse, aufklärende Informationen oft überlagert von marktschreierischen Berichten über besonders wirksame und spektakuläre Heilmethoden, bei denen die Grenze zwischen PR und Fake News nicht immer leicht zu ziehen bzw. zu erkennen ist.

Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüssen, dass immer mehr Kliniken und spezialisierte Praxen dazu übergehen, ihrer Kundschaft geprüfte, wissenschaftlich abgesicherte Nachrichten regelmässig online anzubieten. Als Beispiel greife ich heute die Website der Winterthurer Praxis „adimed“ heraus. Ich wünsche ein erfolgreiches und informatives, lehrreiches Surfen!




5/12  Immer noch: Selber schuld!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:08

Traurige Erkenntnis. Nach einer aktuellen Studie sind drei Viertel der amerikansichen Bevölkerung – wo die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Menchen weltweit eine der höchsten ist – der Überzeugung, dass es den Dicken in erster Linie an der Willenskraft fehle, dass sie ihr Essverhalten nicht im Griff haben.

Ein ähnlicher Wert hat sich unlängst auch bei uns ergeben, als eine Studentin, die ihre Abschluss-Arbeit dem Thema Adipositas widmet, einen einfachen Fragebogen online stellte. Über Social Media rief sie zur Beantwortung auf und innert kürzester Zeit kam das erwartete Feedback herein: auch hier das gleiche Bild, über 70 Prozent der Antwortenden hatten bei der Frage, was die Ursache für Übergewicht und Adipositas sei, das Kästchen mit der Aussage angekreuzt: „Die Leute sind selber schuld, sie sollten einfach weniger essen.“ – Bloss 20 Prozent meinten: „Es ist eine Krankheit und sollte behandelt werden.“ Der Rest hüllte sich in „Nichtwissen“…

Dieser Befund zeigt, wie weit wir auch nach bald zwanzig Jahren trotz Aufklärungsarbeit durch mündliche und schrifltiche Informationen (erst?) gekommen sind, und dass wir noch weit entfernt sind von einer einigermassen tragfähigen Solidarität mit Menschen, die nachweislich an einer Krankheit leiden, die sie so in Bann schlägt, dass sie ohne fachliche Hilfe und Unterstützung kaum davon loskommen. Denn Übergewicht und Adipositas sind – einmal eingetreten – ein chronisches Leiden, gegen welches das ganze Leben lang angekämpft werden muss.

Darum gilt es den Anfänge zu wehren, im frühkindlichen Alter, wo die Verantwortung bei den Erziehenden liegt. Und bei einer Umwelt, die verhindern müsste, dass sich die grossen Verführer per Werbung und Marketing in der jugendlichen Wahrnehmung zum Schaden der Kinder festsetzen können.




2/12  Genial einfach – einfach genial!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:30

In Grossbritannien ist jedes dritte Schulkind zu dick. Bei uns ist es immerhin „nur“ jedes fünfte. Grund dafür sind die veränderten Lebensbedingungen, unter denen die Kids aufwachsen: zucker- und fettreiche Nahrung im Überfluss, permanente Verführung durch immer raffiniertere Werbung zu mehr Konsum und gleichzeitig immer weniger Möglichkeiten zu körperlicher Ertüchtigung und Bewegung.

So wertvoll all die Programme und Angebote sind, die hier wie anderswo diese Situation verändern wollen, indem sie den Jugendlichen neue Möglichkeiten zu Spiel und Spass, zum altersgerechten Herumtoben in Turnhallen und Sportanlagen bieten, die auch zu Randzeiten geöffnet werden, so punktuell und limitiert ist doch der Nutzen, der sich auf die freiwillige Teilnahme derer beschränkt, die sich motivieren lassen und die an diesen Programmen teilnehmen. Aber immerhin!

Neu und in seiner Simplizität verblüffend ist da ein Projekt aus England (das es bereits analog in Schottland, Belgien und den Niederlanden gibt): „The Daily Mile“ – die tägliche Meile. Dabei geht es schlicht und einfach darum, dass die Kinder (und zwar alle!) durch die Lehrerschaft dazu aufgefordert werden, einmal pro Tag eine Meile (das sind 1,6 Kilometer) zu Fuss zurückzulegen, sei es durch simples „Gehen“ oder per Jogging. Dieser „Spaziergang draussen“ benötigt nicht mehr als eine Viertelstunde, keinen speziellen Sportdress und keine Duschen. Das Projekt ist auch nicht auf zusätzliches Personal oder andere Hilfsmittel angewiesen, es braucht lediglich eine geeignete Strecke „rund ums Schulhaus“. Und auch die Lehrerschaft bekommt auf diese Weise etwas „gesunde Bewegung“ ab. Nach der „bewegten Pause“ geht der Lehrplan ganz normal weiter seinen Gang.

Ist diese „Lösung“ zu einfach, dass sie hierzulande noch keinem in den Sinn gekommen ist? – Das Bundesamt für Sport BASPO stampft auf Ende Jahr das erfolgreiche Projekt „Schule bewegt“ ein, weil es sparen muss und die 300’000 Fränklein auf dem Buckel der Kinder sonst keinem Interessenverband fehlen… Könnte man statt dessen einen helvetischen „Kilometer-Tag“ einführen? Oder ist ein solcher Gedanke von Anfang an dazu verurteilt, am Kantönligeist zu scheitern?




1/12  Bald alles weniger süss?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:32

Die Lebensmittelhersteller hören auf ihre Kundschaft. Weniger Zucker wird zum Verkaufsargument. Nun gibt Nestlé bekannt, dass an einer Formel gearbeitet wird, um auf „natürliche“ Weise den Zucker-Anteil in der Schokolade um bis zu 40% zu senken.

Das ist kein triviales Projekt, denn auf der einen Seite wollen wir uns ja bewust den Alltag „versüssen“, indem wir zuckerhaltige Nahrung zu uns nehmen… und auf der andern Seite haben gewisse Zusatzstoffe auch eine ganz wesentliche Funktion bei der Herstellung eines bestimmten Produkts. Das wird offenkundig, wenn es darum geht, den Salzgehalt im Brot zu reduzieren: zwar kann man den Teig auch ohne Salz zubereiten… aber dann sieht das Resultat nach dem Backen erbärmlich aus und lockt nicht mehr zum Verzehr…

Die grossen Milchverarbeiter und Lebensmittelverteiler haben ein Committment abgegeben, den Zuckergeghalt im Joghurt zu reduzieren. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit hat eine Studie durchgeführt, um zu eruieren, wieviel an zugesetztem Zucker in den verschiedenen Joghurt-Sorten enthalten ist. Der Bericht wird erst im kommenden Frühjahr publiziert, wir durften aber an einer Tagung bereits erste Einblicke in die Resultate tun:

Untersucht wurden 348 Jogurt-Sorten von 7 Firmen (ausgenommen: „nature“, die gar keinen Zucker enthielten). Unterschieden wurden die Arten: Joghurt mit Aroma, Joghurt mit Nüssen, Joghurt mit Früchten und Joghurt mit Müsli. Im Durchschnitt aller geprüften Sorten enthielt ein Produkt 9,4 Gramm Zucker auf 100 Gramm, das sind knapp 15 Gramm pro Becher. Die Menge variierte zwischen minimal 5 Gramm und maximal 17 Gramm (auf 100).

Wenn die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, pro Tag nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu konsumieren, dann hätte das schon erreicht, wer sich bloss zwei Becher Joghurt reinzieht…

Noch krasser ist es bei den Frühstücksflocken: da wurden 186 Produkte von 9 Firmen analysiert. Im Schnitt enthielten sie 17 Gramm Zucker auf 100 Gramm; viele allerdings nur sehr wenig, knapp 1 Gramm… dafür wies eine Cerealie am andern Ende der Skala sage und schreibe 47,6 Gramm Zucker auf 100 Gramm auf. Ein Festival für Schleckmäuler. Und ein – wenn auch nur kurzzeitiger – Energie-Schub weniogstens für den Vormittag.




29/11  Wachstums-Kontroverse

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:33

Es war eine anregende Veranstaltung. Zum achten Mal lud „actionsanté“ zum jährlichen Informations-Anlass. Das ist eine Plattform, die vom Bundesamt für Gesundheit ins Leben gerufen wurde und heute auch vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mitgetragen wird. Hier können Unternehmen einen freiwilligen Beitrag an eine gesunde Lebensführung leisten (und sich dafür qasi mit einem Gütesiegel schmücken), indem sie sich verpflichten, ihre Produkte „gesundheitsförderlich“ zu gestalten, z.B. mit weniger Salz im Brot und mit weniger Zucker in Joghurts und im Frühstücksmüesli.

Neben vielen Informationen zur aktuellen Planung künftiger Gesundheits-Strategien gab es vor allem in zwei Referaten pointierte Aussagen, die kontroverser nicht sein könnten. Leider fand das eine Referat am Anfang und das andere am Schluss der Veranstaltung statt, so dass keine Gelegenheit mehr bestand, die gegenläufigen Thesen im Gespräch vertiefend zu verifizieren.

Zur Einleitung sprach Professor Ilona Kickbusch, die Grande Dame von Public Health und Gesundheits-Prävention mit internationalem Renommee. Sie legte dar, dass „mehr Wirtschaftswachstum“ nicht automatisch zu „mehr Gesundheit“ führen muss, dass (allzuviel) Wachstum im Gegenteil auch Risiken für die Gesundheit birgt, indem in einem Wachstumsmarkt auch Gesundheit zu einem Konsumgut wird, das den Gesetzen des Marktes unterliegt. Dabei spielt in unserer Zeit vor allem die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Und trotz aller Bestrebungen um Aufklärung und Information verfügen – laut Umfragen – lediglich 10 Prozent der CH-Bevölkerung über eine „sehr gute Gesundheitskompetenz“.

Am Ende der Veranstaltung sprach Dr. Fridolin Marty vom Wirtschaftsverband economiesuisse. Er vertrat eine diametral entgegengesetzte Position: Wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand sind geradezu eine Voraussetzung und ein Garant für Gesundheit und Wohlergehen. Dabei setzte er gesundheitsrelevante Werte verschiedener Länder (wie verfrühte Todesfälle, Kindersterblichkeit, Armutsgrenze) in Relation zur jeweiligen Wirtschaftsmacht, um nachzuweisen, dass es armen Ländern früher gesundheitlich viel schlechter ging und erst das Wachstum der Volkswirtschaft eine Verbesserung des Lebensstandards und damit der Volksgesundheit mit sich brachte.

Diese Zahlen mögen durchaus stimmen, aber sie blenden – vor allem vor dem Hintergrund einer historischen Entwicklung – die Tatsache aus, dass sich das gesundheitliche Wohlergehen nicht nur an der Statistik der vorzeitigen Todesfälle und an der Zunahme des Lebensalters messen lässt, sondern dass gerade die Verlängerung der Lebensdauer dazu geführt hat, dass hierzulande jeder zehnte Mensch an einer nicht-übertragbaren, chronischen Krankheit (NCD) leidet, die in sehr vielen Fällen als „wohlstandsbedingte“ Zivilisations-Krankheit bezeichnet werden kann bzw. muss.

Übergewicht und Adipositas spielen dabei eine zentrale, ursächliche Rolle, obschon sie – wie leider auch auf Stufe WHO – in der offiziellen NCD-Strategie nicht als chronische Krankheit benannt sind. Aber das ist eine andere Geschichte…