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Von Heinrich von Grünigen um 23:34 |
Wenn ich im Speisewagen unterwegs bin, wissen die Kellner meist schon, dass ich normalerweise einen Latte Macchiato bestelle. Auch ich gehöre zu denen, welche die aufgeschäumte Version der Schale Gold ins Herz bzw. den Gaumen geschlossen haben. Kürzlich hat mich ein Ernährungsspezialist auf das eindrückliche Energie-Verhältnis hingewiesen: ein Latte Macchiato bringt 180 kcal ins Glas, während ein normales Café Crème es – dank dem Kaffeerahm – gerade mal auf 18 kcal bringt, also zehnmal weniger!
Das muss uns, die wir linienbewusst leben möchten, zu denken geben. Aber nun hört man, dass die Firma Starbucks, die auch hierzulande wuchernd um sich greift und an allen Enden und Ecken neue Filialen eröffnet, im Heimatland dazu übergegangen ist, Eiskaffee-Becher anzubieten mit knapp einem Literl Inhalt: Trenta heisst das Produkt, weil es 30% mehr Inhalt hat als die bisher grösste Portion Venti. Gemeint sind 31 flüssige Unzen. Und da das eisgekühlte Milch-Kaffee-Mischgetränk noch reichlich gesüsst ist, müsste es eine wahre Kalorienbombe sein. Entsprechend sind denn auch viele der Vorschläge für einen neuen Namen ausgefallen. 970 davon wurden auf einer speziellen Website zusammengestellt. Allerdings lässt die Firma solche Spekulationen dementieren: ungesüsst enthalte ein solcher Riesenbecher nur gerade 5 Kalorien, und auch gesüsst komme er nicht über 200… womit wir wieder beim guten alten Latte Macchiato wären.
Das Angebot wird zurzeit getestet, die Nachfrage soll enorm sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:44 |
Man kanns aber auch übertreiben. Jeder von uns hat mit grosser Sicherheit schon mehrmals einen Hot Dog gegessen, dieses warme Wienerli, das in einem länglichen Brötchen steckt, wahlweise umflutscht von Senf, Ketchup oder Sauce Tatare, und bei dem das Hauptproblem darin besteht, dass man sich beiom vorletzten Bissen nicht das Hemd bekleckert, weil die Sauce, die sich unter dem Würstchen gesammelt hat, auf der Seite heimtückisch hervorquillt.
Nun aber lesen wir, dass die amerikanischen Kinderärzte von Sorge erfüllt sind. Die Würste hätten gerade die richtige Grösse, um eine kindliche Luftröhre zu verstopfen, wenn man sich daran verschluckt. Zugegeben, die US-Hot Dogs sehen etwas anders aus als die unsrigen, da wird das Brötchen in der Mitte geschlitzt, Senf, Ketchup oder Mayo kommen auf die Wurst, wenn sie offen zwischen die beiden Brothälften geklemmt ist. Vielleicht ist die Gefahr hier generell grösser, dass sich ein Wurst-Bissen verselbständigt. Auf jeden Fall rufen die amerikanischen Kinderärzte die Wurstfabrikanten auf, sie sollten neue Fleischformate entwickeln, bei denen die Erstickungsgefahr kleiner wäre.
Wie soll das denn aussehen? Flach und rund, so wie beim Hamburger? Länglich und breit? Oder so kompakt und kugelig wie die gute alte Frikadelle? Ernsthaft wurde vorgeschlagen, auf jeder Verpackung eine Warnung vor Verschluckungsgefahr anzubringen und die Eltern an ihre besondere Verantwortung zu erinnern, die sie Kindern gegenüber beim Hot Dog-Essen hätten… aber dagegen wehrte sich die Präsidentin des Nationalen Hot Dog- & Wurst-Rates mit dem Argument, mehr als die Hälfte ihrer Produkte gingen unverpackt vom Grill direkt zum Kunden, und bei den anderen gebe es bereits solche bildlichen Warnhinweise.
Was nun? Müssen wir nun neben den Defibrillatoren künftig kleine Hot Dog-Zangen installieren? Und was ist mir den Fischen? Wer klebt dort das Etikett auf die Schuppen: Achtung, Sie könnten sich an einer Gräte verschlucken?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Nachzutragen ist noch die Geschichte von Herrn Manser. Bis vor kurzem einer der bestbezahlten Krankenkassen-Manager, hat er sich stets wohlwollend und lobend über die Arbeit der Schweizerischen Adipositas-Stiftung geäussert. Wenn wir dann allerdings gemeinsame Projekte besprochen haben, in deren Rahmen die grosse Kasse der kleinen SAPS ein wenig finanziell unter die Arme hätte greifen können, so verliefen diese still und leise im Sand. Wir hörten einfach nichts mehr von der Kasse.
Nun hat sich vor einigen Tagen eine Dame von einer Werbeagentur bei mir gemeldet. Sie rufe mich, sagte sie einleitend, auf Empfehlung von Herrn Manser an und ob ich einige Minuten Zeit für sie hätte. Freudig zuckten mir positive Gedanken durch den Kopf: Endlich zahlt sich das Warten aus, endlich konkretisieren sich das Lob und die Zustimmung in einer handfesten Anfrage, in einem Projekt, zu dem unser Knowhow gefragt ist. Danke, Herr Manser!
Die Frau plauderte munter weiter. Es gehe um die jährliche Kampagne für einen sicheren Schulweg, die unrter anderem von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) getragen werde. Diesmal habe man sich etwas Besonderes einfallen lassen, man wolle Klassen in Zürcher Schulen die Sujets zeichnen lassen… (Während sie sprach gingen mir verschiedenste Gedanken durch den Sinn: Spielten hier dicke Kinder eine besondere Rolle? Ging es um die Frage, ob Kids im Auto zur Schule gebracht werden sollten oder nicht? Wollte man mich einladen in die Jury, welche die Kinderzeichnungen zu begutachten hatte?)
Es sei, sagte die Dame mit freundlicher Stimme, wirklich ein wunderschönes, ein sympathisches Projekt, für das es sich sicher lohnen würde, ein Engagement zu wagen, denn der Name unserer Stiftung würde in diesem Zusammenhang mit den anderen Sponsoren genannt… – In diesem Moment machte es in mir drin klick: die Dame wollte nicht unser Wissen, sie wollte unser Geld. In knappen Worten erklärte ich ihr unsere Finanzlage, die sich in diesem Jahr drastisch verschlechtert hat, nachdem einzelne langjährige Sponsoren ihre Mittel kürzen mussten oder ganz abgesprungen sind. Wenn wir Glück haben, schafffen wir nochmals einen schwarzen Abschluss.
Die Dame wirkte etwas eingeschnappt und legte kurz angebunden auf. Ich weiss nicht, ob der Ex-Manager Manser für seine Empfehlung, mich anzurufen, eine Provision kassiert hat. Wie er auf die Idee gekommen ist, bei uns könnte etwas zu holen sein, ist mir noch immer schleierhaft. Ein gewisser Zynismus haftet dem Vorgang durchaus an.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
England geht voran mit konkreten, handfesten Massnahmen zum Schutz der Jugendlichen vor „falscher“ Ernährung. Zahlreiche Gemeinden und Distrikte in London und in anderen Städten – so berichtet der Guardian – haben begonnen, in ihrer eigenen lokalen Verantwortung Massnahmen zu ergreifen, die pragmatisch umgesetzt werden. Die Bandbreite ist beachtlich:
Für den Betrieb von neuen Fast-Food-Verkaufsständen wird in einem gewissen Umkreis von Schulen keine Bewilligung mehr erteilt; die Betreiber bestehender Läden werden in gesundheitsförderlicher Ernährung geschult. Pizza- und Kebab-Stände werden unentgeltlich beraten, wie sie ihre Speisen mit weniger Fett und weniger Salz zubereiten können.
In Liverpool haben sich 20 Take-Away-Restaurants freiwillig zusammengeschlossen, um gemeinsam, mit Unterstützung der Stadtbehörden, eine Gesünder-Essen-Aktion zu starten, in Zusammenarbeit mit der Universität. Dabei geht es darum, mit wissenschaftlicher Hilfe neue Gerichte zu entwickeln, die schmackhaft und bekömmlich sind, nachdem die Analyse von 300 verschiedenen Speisen einen erschreckend hohen Anteil an Salz, gesättigten Fettsäuren und Kalorien gezeigt hatte. So enthielt z.B. ein chinesisches Rindfleisch-Gericht ganze 28 Gramm Salz, den fünffachen Tagesbedarf eines Erwachsenen!
Die Gesundheitsbehörden haben eingesehen, dass es wenig nützt, dem Leuten zu sagen, sie sollten gesünder essen oder das Ungesunde meiden… Viel wirkungsvoller sei es, die Angebote still und leise zu modifizieren, ohne gross darüber zu sprechen, so dass die Bevölkerung es gar nicht realisiere, sofern es gelingt, den Geschmack zu behalten. Die ganze Entwicklung wird wissenschaftliche beobachtet und begleitet. Geplant sind auch Merkblätter für die Anbieter, die es ihnen erlauben, ihre Produkte sukzessive und Schritt für Schritt zu verbessern.
Einen originellen Weg beschreitet die Gemeinde Gateshead bei Newcastle: dort gibt man den Fish&Chip-Verkäufern gratis neue Salzstreuer ab, die nur noch halb so viele Löcher im Deckel haben wie üblich… Das Beispiel mache Schule, heisst es.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Es ist wie als der gewesene Bundesrat sich urplötzlich mit dem Vater der Abzocker-Initiative verbündet hatte: Weight Watchers und McDonald’s spannen zusammen. Ein Schock für die Propheten des gesunden Lebensstils, ein schlechter Witz? Nein: knallhart kalkulierte Wirklichkeit.
Vorerst allerdings nur in Neuseeland. Dort kann der Burgerbrater drei seiner Menüs mit dem Weight Watchers-Zeichen schmücken (auch dieses ziert inzwischen das ok-Häkchen für Bekömmlichkeit): Chicken-Nuggets, Chicken-Wrap und Fish-Burger. Diese Angebote werden mit den WW-Punkten bewertet und schlagen mit 6,5 Points zu Buche.
Es ist ja ein interessantes Phänomen, das man hier im coop auch per Selbstversuch ertesten kann: i(s)st man in einer ernährungsbewussteren Phase, greift man gern im Regal zu den WW-gekennzeichneten Produkten und hat das gute Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein… Betrachtet man dann die Nährwert-Angaben unter der Lupe, merkt man, dass die Speise kaum weniger Kalorien hat als eine „normale“ von nebenan – aber ihr Nährwert ist in Points umgerechnet und angeschrieben, das ist der Service, der mitgeliefert wird. (Dass diese Points-Angaben sich in vielen Fällen weder auf 100 Gramm noch auf die ganze Packung beziehen, sondern auf eine mutmassliche „Portion“, das ist eine sattsam bekannte Label-Falle, die einem erst richtig bewusst wird, wenn man die leere Packung von Nahem studiert.)
Ok, beim Joint Venture von WW und McDo sind es immerhin fixe Portionen bzw. das ganze „Menu“. Nach Neuseeland soll Australien drankommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:28 |
Der Kassensturz nahm am Dienstagabend die Frage eines empfehlenden/informativen Labels auf Lebensmitteln unter die kritische Lupe und hat dazu England besucht, wo man die „Ampel“ eingeführt hat, sowie Holland, wo man bereits Erfahrungen mit dem „Choices“-Label sammeln konnte, das in der Schweiz zur Diskussion steht. Hier würde es um die freiwillige Kennzeichnung bestimmter Nahrungsmittel gehen mit einem „ok-Häkchen“ und dem Zusatz „Bewusst wählen – auf der Basis internationaler Ernährungsempfehlungen“. Dieses Kennzeichen würde an Produkte vergeben, die innerhalb bestimmter Lebensmittel-Kategorien die insgesamt „günstigste“ Zusammensetzung bezüglich Fett, Zucker und Salz aufweisen.
In der Gegenüberstellung von „Ampel“ und „Choices“ kamen beide nicht schlecht weg, aus Sicht der VerbraucherInnen in den jeweiligen Ländern, in denen sie bereits eingeführt sind. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass die „Ampel“ in England von der Regierung gegen den Willen der Lebensmittelindustrie „verordnet“ wurde, was sogleich zu vehementen Gegenreaktionen führte und zur aggressiven Propagierung der GDA-Werte auf der Packung (GDA = Guideline for Daily Amount, also Richtlinien für den Tagesbedarf eines bestimmten Nährstoffes). Dass dieses GDA-System selbst für interessierte und informierte Kundinnen nur schwer verständlich ist und dass diesbezüglich heftige Auseinandersetzungen stattfinden über die Definition von Portionengrössen etc., wurde kaum angesprochen.
Die zur Sache befragten VertreterInnen relevanter Institutionen in der Schweiz gaben sich mehrheitlich kritisch-ablehnend: die KonsumentInnen-Organisation würde die „Ampel“ bevorzugen; dem Vertreter der Lebensmittelbranche wäre gar kein Label lieber und er weist gezielt darauf hin, dass zum Beispiel Vollfettmilch, Emmentalerkäse und ein Vollkornsandwich von ihrer Zusammensetzung her nicht die Anforderungen für das „Choices“-Label erfüllen würden – Im Studiogespräch konfrontierte Moderator Ueli Schmezer die Projektleiterin Esther Infanger (SGE) mit z.T. recht spitzfindigen Fragen, die sich nicht in der TV-tauglichen Kürze mit einfachen Argumenten beantworten liessen… Vor allem liess er die durch verschiedene Statements entstandene Annahme unerörtert, dass vom Kauf von Produkten, die ohne Label bleiben, „abgeraten“ werde, weil sie ungesund seien… Das ist auch bei der „Ampel“ durchaus nicht so: diese Kennzeichnungen sind eine informierende Empfehlung, an die sich der Käufer halten kann oder nicht. Und der „Kauf“ ist nur das eine. Etwas anderes ist in der Praxis dann das Ausmass des Verzehrs: wer eine mit Label „empfohlene“ Packung eines bestimmten Produktes kauft, und dann den ganzen Inhalt auf ein Mal hinunterschlingt, hat weniger gesundheitsbewusst gehandelt als jemand, der ein „nicht empfohlenes“ oder „rotes“ Produkt kauft, dieses aber in vernünftiger Dosierung gezielt geniesst…
Der mündige Bürger, die mündige Bürgerin werden nicht abgeschafft, wie Ueli Schmezer das unterstellt, aber das Label hilft ihnen, sich beim Einkauf im Laden „richtiger“ zu entscheiden. Die Vernehmlassung bei interessierten Gruppen und Organisationen zum „Choices“-Vorschläg läuft noch bis Ende März. Es wäre gut, wenn sachliche Argumente im Vordergrund stünden.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:33 |
Einst hoch umstritten als Ernährungs-Empfehlung, hat die alte „Atkins-Diät“ eine verspätete Form der Rehabilitation erfahren. In ihrer ursprünglichen Form war die Kost extrem einseitig: vollfetter Käse, Schinken, Spiegeleier mit Speck in beliebiger Menge, Fleisch jeglicher Couleur, Rahm… wenn es nur ja keine Kohlenhydrate, keine Früchte und kein Gemüse war. Nach kurzer Zeit begann der Körper fettige Ablagerungen aus den Poren zu schwitzen, man bekam Mundgeruch und sonst unangenehme Ausdünstungen und es wurde empfohlen, nur unter ärztlicher Aufsicht mit dieser Diät abzunehmen.
Dann kam die „Neue Atkins-Diät-Revolution“ in leicht modifizierter Form, immer noch auf „Low Carb“-Prinzipien, aber mit weniger fettreichen Elementen und mit einer Ergänzung durch naturbelassenens Gemüse und damit weniger störenden Nebenwirkungen; aber die Kritik blieb bestehen bis zum Hinschied des Erfinders Dr. Robert Atkins, über dessen Todesursache die wildesten Gerüchte kursierten, etwa, dass er trotz seiner eigenen Diät an den Folgen von Übergewicht gestorben sei…
Dann wurde es still um seinen Nachlass, die Low Carb-Ernährung setzte sich in modifizierter und differenzierter Form als anerkannter Standard durch, zuminest für gewisse Tageszeiten. Atkins schien vergessen zu sein. – Und nun taucht er wieder aus der Versenkung auf: ein Dr. Eric C. Westman hat mit zwei Kollegen „Der Neue Atkins für ein neues Du“ geschrieben, „das ultimative Diät-Buch, um sein Gewicht loszuwerden und sich super zu fühlen“.
Das Buch gibt es noch nicht auf deutsch. Es soll, sagen die Rezensenten, eine Fülle von Informationen enthalten zu Theorie und Praxis der kohlenhydrat-armen Ernährung, als deren Pionier sich Atkins immerhin am meisten Gehör verschafft hatte.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Zum Monatsende – und weil nun der Frühling kommt – eine versöhnliche Geschichte über die Vorteile des Dickseins. Freilich ist es keine alltägliche Begebenheit, hat aber immerhin den Weg in die Nachrichtenagentur UPI gefunden. Sie handelt von der 35jährigen Samantha Lynn Frazier aus Florida, die in ihren Ferien unverhofft in eine Schiesserei geriet und von einem Projektil getroffen wurde. Als sie im Spital wieder zu sich kam, sagten ihr die Ärzte, es sei ein Wunder, dass sie überlebt habe, denn die Kugel sei in ihrem Bauchfett stecken geblieben.
In der Medienmeldung liest sich das romantischer und zugleich handfester: ‚Love handles‘ saved her life (auf Deutsch: Die Liebesgriffe retteten ihr das Leben, umgangssprachlich sind damit die Speckwülste an der Taille gemeint…). Eigentlich hätte sie ja schon lange abnehmen wollen, wird Samantha zitiert, aber nun denke sie nicht mehr im Traum daran, im Gegenteil, sie wolle so viel Gewicht wie möglich zulegen, wenn dies ihr Leben retten könne.
Medizinisch gesehen ist das natürlich ein Trugschluss. Die Gefahr, dass sie an den Folgekrankheiten ihres Übergewichts vorzeitig stirbt, ist statistisch um ein Vielfaches grösser als dass sie ein zweites Mal angeschossen wird. Aber da der Glaube selig macht, wollen wir sie in diesem belassen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Es ist vielleicht eine grundsätzliche Fragestellung: darf man Witze über Dicke machen? Oder muss man sogar? Nach der gängigen Lehre von Humor und Satire kann man über alles Witze machen. Nur über Gott wollte Tucholsky sich nicht satirisch auslassen, aber das sehen seine Nachfahren heute auch schon anders.
Witze haben ja meist etwas Verletzendes, über das andere dann lachen können, weil sie sich überlegen fühlen. Auslachen hat immer auch etwas mit Erniedrigen zu tun, mit Verspotten. Per Zufall bin ich am TV in zwei Comedy-Sendungen geraten mit Sketches aus dem Leben. Da ging es bei der Entertainerin Mirja Boes um eine Bademeisterin, die auf ihrem Hochsitz thronte, dick aufgepolstert, und die Hamburger und Pommes in sich hineinstopfte, als draussen vom Wasser her ein Hiilferuf zu hören war. Einem Badegast, der nicht schwimmen konnte, war die Luftmatratze kaputt gegangen. Die Retterin nahm sich Zeit, kletterte mühsam die Treppe runter, dann nochmals hoch, um bei den Pommes ein letztes Mal zuzulangen, dann schlurfte sie ans Wasser und zeigte an einer Tafel dem Ertrinkenden, wie er schwimmen sollte… Unruhig wurde sie, da er es nicht kapieren wollte, weil sie fürchtete, die Pommes könnten inzwischen kalt werden. Und als er hilfeschreiend in den Fluten versunken war, trottete sie zu ihren Pommes zurück. – Muss ich mir nun Gedanken machen, weil ich das nicht lustig gefunden habe?
In der anschliessenden Sendung Böse Mädchen gabs gleich zu Beginn einen Sketch, in dem eine stark übergewichtige Kassiererin im Supermarkt einem Kunden seine eingekauften Waren anbiss und dies, als er sich darüber beklagte, vehement abstritt, mit vollem Mund, bis dieser wutentbrannt das Lokal verliess. Was daran hätte komisch sein sollen, erschloss sich mir auch nicht, ausser dass einmal mehr fürs geneigte Publikum der Beweis erbracht war, dass die Dicken nimmersatte Zwangsfresser sind, darüber hinaus noch verlogen und frech.
Mit dem Fernsehen hatte ich diese Woche ohnehin eher Pech: auf dem bundesrätlich extra grossraumkonzessionierten Sender Tele Top war eine Medizinsendung zu sehen, deren Moderatorin so penetrant vor Unwissen und mangelder Ahnung strotzte, dass einem das Zusehen physische Übelkeit bereitete. Thema war das Magenband; die Dame plapperte unaufhörlich (und obwohl die Studiogäste es konsequent richtig formulierten) vom Magenbänding und vom Magenbändingbypass… und fragte regelmässig nach Dingen, welche ihre Gäste vorher im Gespräch schon längst beantwortet hatten. Es ist wohl richtig, dass dieser Sender in meinem Gerät so weit hinten programmiert ist, dass realistischerweise kaum die Gefahr besteht, dass man ihn zu Gesicht bekommt.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:15 |
Es war für unsere Verhältnisse relativ früh am Morgen, als der Zustellbote an der Wohnungstür klingelte. Noch im Freizeitlook öffneten wir und konnten ein kleines, flaches Paket in Empfang nehmen. Absender war die Post selber bzw. deren Geldinstitut, die Postfinance.
In dem kunstvoll verpackten Gebinde befand sich eine schwarze Schachtel mit Goldbeschriftung. In ihrem Inneren, sorgsam durch Polsterpapier abgeschirmt, eine Lage von Luxuspralinen, wohl 200 Gramm, wenn nicht mehr. Kein Begleitbrief dabei, nur das obligate Qualitäts-Zertifikat des noblen Herstellers, dessen angesehene Maitres Chocolatiers ihre braune Kunst normalerweise in TV-Spots zelebrieren.
Zufällig sind wir dann innen im Deckel noch auf die Botschaft gestossen: der Chef von Postfinance liess uns wissen, dass er letztes Jahr eine sehr gute Bilanz erwirtschaftet habe und dass er uns an dieser teilhaben lassen möchte. Daher die süsse Gabe, als Belohnung für unsere langjährige Treue und im Blick auf eine weitere solche.
Jetzt sollte man nicht undankbar sein. Der Herr Bucher konnte ja nicht wissen, dass unsereins gerade in einer Ernährungsphase steckt, in der Kohlenhydrate und damit jegliche Süsswaren ziemlich verpönt sind. Und doch stellt sich ganz grundsätzlich die Frage: wie sinnvoll sind solche Geschenke? Wie viele Kunden kamen in den Genuss dieser Gabe? Wieviele Mega- wenn nicht Giga-Kalorien sind hier durch die Post unters Volk getragen worden? Und: Wie hätten wir reagiert, wenn statt der schwarzen Schachtel ein nüchterner Avis gekommen wäre, dass man unserem Konto den Betrag von CHF 50 gutgeschrieben habe? – Richtig: Die Pralinen haben wir freudig ausgepackt, haben jubiliert und uns sogleich einige davon eingeschoben… Für Reue war so früh am Morgen keine Zeit. Und die Vorfreude ist vorhanden, dass am Abend noch einige da sein werden. Also wars – alles in allem – ein gelungenes Geschenk. Danke, Postfinance!
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