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Von Heinrich von Grünigen um 23:44 |
Es war eine Fahrt von zehn Minuten, aus der morgendlich-feuchten Nebelsuppe hinauf durch die herbstbunt gefärbten Waldhänge ins Sonnenlicht, das wohlig und warm die Sportakademie umflutete. Herbsttagung in Magglingen, alle Organisationen und Verbände, die sich sportlich bewegtes Tun im Interesse der Gesundheit auf die Fahne geschrieben haben, gaben sich ein Stelldichein.
Aktuelle Referate eröffneten den Reigen zum Stand der Arbeiten am nationalen Programm Ernährung, Bewegung, Gesundheit; Perspektiven für künftige Modelle der Zusammenarbeit im Interesse einer ganzheitlichen Prävention, nicht nur der Adipositas. Körperliche Aktivität, so wusste meine Tischnachbarin aus dem Bereich Allergie, stärkt ganz generell die Abwehrkräfte, wer sich regelmässig bewegt, der ist erwiesenermassen weniger anfällig für allergische Reaktionen auf Umwelt-Stoffe.
Dass unsere Welt sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert hat, das belegte eine Referentin aus Genf – als Kinderärztin kämpft sie an vorderster Front gegen Übergewicht bei den Kleinsten – mit einer Foto-Gegenüberstellung, die ohne Worte alles aussagt, was den Unterschied in unserem Lebensstil ausmacht. Übergewicht ist eine Umweltkrankheit, weitgehend beeinflusst durch die Verhältnisse, denen sich kaum aus freiem Willen entziehen kann, wem die entsprechende Veranlagung als persönliches Schicksal gegeben ist.
Sicher, Eigen- bzw. Selbstverantwortlichkeit ist eine hehre Sache und man soll sie unterstützen durch intensive und sachliche Aufklärung und Information… aber alles Wissen nützt nichts, wenn die Verhältnisse so stark und prägend sind, dass man kaum eine Chance hat, dieses Wissen anzuwenden. – In Workshops konnte man sich mit verschiedenen Programmen und Initiativen vertraut machen… Aber was davon in den Köpfen und auf dem Papier zurückbleibt, das muss sich, sobald man wieder unten ist im flachen Land – auch wenn sich der Nebel inzwischen verzogen hat – in der täglichen Auseinandersetzung bewähren und muss Bestand haben können. Und das ist die ewige Herausforderung.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:05 |
Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Am Freitag, 19. Oktober, veranstalten wir von 14 bis 22 Uhr auf der Geschäftsstelle der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS einen Tag der offenen Tür, um so die ersten 100 Arbeitstage am neuen Standort zu „begehen“. An alles will gedacht sein, eine Check-Liste mit 30 Punkten haben wir abgearbeitet und biegen langsam in die Zielgerade ein.
Die Mitglieder des Trägervereins wurden eingeladen, die Gönner und Sponsoren informiert, die Medien haben das Datum aufgenommen und in ihre Agenden eingerückt, Getränke sind bestellt, adipositas-gerechte Knabberwaren wurden freundlicherweise von unseren Partnern zur Verfügung gestellt, es gibt einen Wettbewerb mit interessanten Preisen, eine Powerpoint-Projektion läuft, die Präsentation der neuen Website ist vorgesehen… ein sattes Programm. Jetzt müssen die Leute nur noch kommen.
Als letzte werden die Nachbarn aus dem Haus gegenüer eingeladen, denn sie haben den kürzesten Weg. Seit wir hier sind, hat sich so eine Art von Rear-Window-Verhältnis eingespielt: aus unseren Bürofenstern sehen wir über einen kleinen Hinterhof auf 24 Balkone… und anders als bei Platons Höhlengleichnis sehen wir nicht einen Schattenriss der Wirklichkeit, sondern wir sehen jeweils für kurze Zeit die höchst plastische Darbietung einer Facette der realen Wirklichkeit selber, für Sekunden auf dem Balkon, wenn die Senioren-Lady im Négligé ihre Bonsai-Büsche giesst, wenn der rüstige Rentner seine Kleider am Bügel nach draussen hängt, der sosarote Saunagänger verschwitzt und im knappsten Unterhöschen die Sonnenstore herunterlässt, die langmähnige Bikini-Schönheit sich den Liegestuhl ins Sonnenlicht rückt, während ihr jugendlicher Nachbar, der draussen rauchen muss, über die Mauer linst, um zu checken, ob sie schon da ist… auf jedem der Balkone spielt sich etwas vom Leben ab und zusammen machen diese Lebens-Brosamen einen winzigen Teil von Zürich-Nord aus.
Noch haben sie keine Namen, die Balkonmenschen, noch bleiben sie mit ihren auf eine merkwürdige Weise synchronisierten Tagesabläufen anonym in ihren abgedunkelten Wohnungen… Ich bin gespannt, ob einige von ihnen am Freitag den Weg zu uns finden werden. Die Tür ist offen, nicht nur für sie, auch für alle andern, die kommen möchten…
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Von Heinrich von Grünigen um 22:55 |
Da habe ich heute Morgen nicht schlecht gestaunt, als ich beim Frühstück diese kleine Meldung in meiner Tageszeitung las. Ein Sekundarlehrer habe auf eigene Initiative den Kampf gegen das Übergewicht bei den Schulkindern aufgenommen. Da er in der Lehrerorganisation irgendein Funktionär ist, konnte er das offenbar grad selber beschliessen und in der Lehrerzeitung darüber schreiben.
Er empfiehlt den Klassen kollektiv die BodyReset-Kur. Dieses Konzept zur Gewichtsreduktion (u.a.) beruht auf dem Prinzip eines ausgewogenen Säure/Basen-Haushaltes im Körper und gibt ausgeklügelte Ernährungsempfehlungen, die unter anderem darin gipfeln, dass bestimmte Nahrungsmittel kategorisch verboten sind. Das Konzept wird recht aggressiv beworben, im Diskussionsforum auf der Website der Adipositas-Stiftung melden sich immer wieder Adeptinnen (oder sind es Franchise-Nehmerinnen?) zu Wort und propagieren das Programm in jeder Lebenslage, womit sie das Thema wieder in die ersten Zeilen bringen…
Das Programm wirkt, kein Zweifel. Es sind begeisterte Statements zu lesen. Aber man weiss es ja: „Abnehmen kann jeder – nur das Gewicht dann auf Dauer unten behalten, das ist das Problem.“ – Es gibt auch ein berühmtes Pendant in USA (und ich frage jetzt nicht, wer bei wem was abgeguckt hat): die Acid Alcaline Balance Diet von Felicia Drury Kliment, die gerade wieder einmal mit einem neuen Buch die Charts stürmt. – Vielleicht haben der Herr Lehrer oder seine Frau mit BodyReset privat gute Erfahrungen gemacht. Ein solches, z.T. restriktiv einseitiges Ernährungskonzept auf Kinder im Wachstum loszulassen, ist m.E. fahrlässig. Gut, möglicherweise hat es Kids, die weniger gesund leben, wenn sie sich von Pizza, Burger und Red Bull ernähren… aber zu denken müsste einem ja geben, dass die empfohlene Diät vor allem gegen Cellulite und Haarausfall wirken soll. Zwei Krankheiten, die offenbar in der Sekundarschule besonders grassieren. Nur hat man bisher noch nichts davon gehört.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:30 |
Von jetzt an gehts gesundheitlich bergauf. Nach seinem Weggang von Ringier-TV plant der Mattscheiben-Doktor Samuel „Sämi“ Stutz Schlag auf Schlag sein Comeback. Dass er im Internet eine virtuelle Klinik führen wolle, aht es schon bei seinem Abgang kommuniziert, letzte Woche wurde sein Projekt für ein Gratis-Magazin zu Gesundheitsfragen publik und übers Wochenende erfuhr man von den TV-Plänen, nach denen eine Spielshow mit Wettbewerbscharakter („Gesundheitsduell“) in der Pipeline ist.
Das mit der Spielshow finde ich gut, denn ich bin schon länger der Meinung, man müsste gesundheitsrelevante Informationen auf eine unterhaltsame Weise unter die Leute bringen. Wie weit gerade der Wettbewerbsgedanke dazu hilfreich ist, das mag eine andere Frage sein, jedenfalls eröffnen sich interessante Perspektiven und es ist zu wünschen, dass sich für ein solches Projekt ein guter Partner finden lässt.
Das Gratisblatt, viermal jährlich, mit 300’000 Auflage, ist eine andere Dimension. 22 Seiten soll es stark sein, mit 30 Inseraten zum Anfang, und die erste Ausgabe wirft breits einen Gewinn „in sechsstelliger Hlhe“ ab… Daraus lässt sich schliessen, dass in der Gesundheits-Szene Geld vorhanden sein muss. Wir haben es bisher nur nicht geschafft, an dieses Geld ranzukommen. Vielleicht haben wir mit unseren 4’000 SAPS-Magazinen einfach viel zu bescheiden angefangen. Auf 12 Seiten haben wir zweieinhalb Seiten Inserate… da müssten wir ja mehr Text bringen als die neue Stutz-Postille, für die der Autor sechs Wochen lang jeden Abend bis 2 Uhr früh geschrieben hat…
Wie auch immer: es kommt Bewegung in die Szene und es eröffnen sich neue Perspektiven der Kommunikation. Es kann spannend werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:14 |
Ein Bild aus alten Zeiten bietet sich dem ebay-Kunden beim Betrachten dieses historischen Folterinstruments, wie man sie vor noch nicht allzu langer Zeit auch hier in Fitness-Salons antreffen konnte. Bei knapp 20 Dollar steht das Start-Angebot und bis heute hat sich offenbar noch niemand für das rare Stück interessiert. Noch eine Woche bleibt, um das Ding zu ersteigern.
In satirischen Filmbeiträgen übers Abnehmen tauchen die Maschinen ab und zu auf, neben den Riemenrüttlern, mit denen man sich wahlweise Po oder Bauch durchwalken lassen kann, stehend und in ein starkes Band sich drückend, das von einem Motor über zwei Exzenter-Nocken hin und her gezerrt wird. – Da ist der Mega-Knetroller doch von anderer Beschaffenheit. Hier kann man draufsitzen oder -liegen und sich von unten kneten lassen, man kann die Wampe darauflegen und so viel Druck geben, wie man mag, während die gedrechselten Holzrollen die Innereien zum Pulsieren bringen… in Erfüllung des alten Traums, dass man sich die überflüssigen Pfunde durch magische Hände einfach wegmassieren lassen könnte.
Ob es angenehm ist, habe ich nie probiert. Die Konstruktion erinnert an die Fuss-Massage-Schemel, die für die Durchblutung gut sein sollen. Der Motor scheint kräftig und treibt über starke Keilriemen die Trommelwalze an, aber irgendwie mutet die ganze Maschine etwas heruntergekommen an, von einer plumpen, postkolonialen Solidität… Das Teil steht in New York (Syracuse), ist um die 50 Kilo schwer und müsste mit einem Transporter abgeholt werden. Vielleicht hat sich deshalb noch niemand gemeldet.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:28 |
Grad, wo ich mich besser zu fühlen beginne, holt mich die Wissenschaft wieder ein: Eine neue Studie aus Australien, gestern publiziert, stellt nach Untersuchung von 2’400 Patienten fest, dass Menschen mit einem BMI über 40 sechsmal häufiger an Speiseröhrenkrebs erkranken als Menschen mit Normalgewicht. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zum einen hätten dicke Leute eher Reflux, also ein Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre (was u.a. daher kommen mag, dass sie übergewichtig sind, weil sie regelmässig zu viel essen), zum andern aber produziert das im Überfluss vorhandene Fettgewebe bestimmte Hormone, welche das Zell-Wachstum fördern und das Absterben von Zellen verzögern… was wiederum im Effekt die Krebsbildung erleichtert.
Wenn Abnehmen angesagt ist, geht es also über die bekannten und vertrauten Faktoren des metabolischen Syndroms hinaus auch um Risiken, die sich uns viel diskreter und doch nicht minder bedrohlich anschleichen. – Vor diesem Hintergrund wird mir auch klar, warum mich die behandelnde Stationsärztin gestern vor der Entlassung aus dem Spital noch zur Ultraschall-Untersuchung geschickt hat: Sie wolle nur sicher sein, sagte sie, sie hätte da bei der Eintrittsvisite etwas ertastet, was sich wie eine vergrösserte Lymphdrüse anfühlte, und man könne nie wissen… – Das Resultat der Untersuchung war dann glücklicherweise negativ: keine Anzeichen, alles normal. Vielleicht müsste ich sagen: noch. Sechs zu eins. Der Versuch, abzunehmen bleibt angesagt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Es war fast wie Heimkommen. Zurück in der Kardiologie, die vertrauten OPs, déja vu. Und doch wars auch anders. Diesmal auf der ambulanten Station, für Kurzaufenthalter eingerichtet, Antreten morgens früh um sieben, zackiger Bettbezug, routinemässige Anamnese und um acht Uhr bereits mit dem Spitalbett durch die Gänge, auf den Schragen, unter die gewaltigen Apparaturen mit den Röntgenaugen und dem Bildschirm-Cockpit… so muss es wohl denen vorgekommen sein, die behaupten, sie seien nächtens von einem Ufo entführt und auf einem fremden Planeten untersucht worden. Bloss dass hier die meisten eine Sprache sprechen, die man versteht.
Um halb zehn war der Spuk vorbei, die Doktores zufrieden, einerseits mit mir, anderseits mit sich selber und der Arbeit, die sie vor vier Monaten geleistet haben. Alles besserungsmässig auf guten Wegen, die Herzkranzgefässe immer noch schön frei und elastisch, der Stent sauber, ohne Anzeichen von neuen Ablagerungen, und wenn ich es richtig verstanden habe, so scheint auch das Gewebe, das beim Infarkt lahmgelegt worden war, sich an den Rändern sachte wieder zu beleben.
Auf jeden Fall hatte das gute alte Herz als Ganzen keinen weiteren Schaden genommen, hatte sich nicht etwa unter Belastung verformt und vergrössert, war ansehnlich und kompakt geblieben, eine Freude eben für den Therapeuten und auch für den, in dessen Brust es schlägt. Jetzt ging es wieder ins Zimmer zurück, Ruhe war noch verordnet für mindestens 24 Stunden, bis die Wunde in der Leiste unter dem Druckverband einigermassen verheilt war.
Heute dann das Austrittsgespräch, ofiziell, der positive Befund hat sich durch alle Analysen bestätigt. Ein Aspekt erweckt zusätzliche Hoffnung. In den letzten Wochen tat ich mich schwer mit Treppensteigen und Bergaufgehn, rang sofort unter Belastung nach Atem und hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Der Hausarzt, dem ich diese Symptome schon geklagt hatte, meinte, es könnte sich Wasser in der Lunge gesammelt haben, machte eine Röntgenaufnahme mit seiner rumpelndenden Ionenschleuder… aber an der fraglichen Stelle war das Bild leider völlig unscharf und hell verwischt. – Entschuldigend meinte der Doc, es tue ihm leid, da könne er nichts sehen, weil die Röntgenstrahlen so schlecht durch die viel zu dicke Fettschicht gehen würden… – Er hat es nicht so direkt formuliert, aber ich habe verstanden, was er meinte. Nun waren also die Herzspezialisten zum gleichen Befund gekommen und verschrieben mir eine neue Pille zur Wasserabfuhr. Eine erste Portion verabreichten sie mir schon in flüssiger Form intravenös, legten mir eine Urinflasche auf die Bettdecke, und eine halbe Stunde später – und danach stündlich wieder – musste ich die freundliche Pflegefrau bitten, ihres Amtes zu walten, weil das immer heller werdende Nass mir halbliterweise entfuhr, als hätte ich am Vorabend das Oktoberfest trockengelegt.
Und das Beste daran: heute Abend bin ich die Treppen ohne Atemnot und ohne Verschnaufpause hochgekommen. Es lebe die Diagnostik.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:53 |
Manche Anfragen, die bei uns telefonisch oder über E-Mail hereinkommen, machen zunächst ratlos. Da ist eine Frau (keine Altersangabe), die erhofft sich Hilfe, weil ihre Oberschenkel so gar nicht zum Rest des Körpers passen wollen… – Und das ist die ganze Information. Ja, was raten? Was sagen? Welches persönliche Schicksal steckt hinter dieser knappen Mitteilung? Keine Adresse, kein Telefon… ich muss zurückfragen und weitere Angaben haben, um beurteilen zu können, ob das überhaupt ein „Fall“ für unsere Stiftung ist.
Dann war eine TV-Equipe hier, hat im Zusammenhang mit der Eröffnung des MadeCoach-Centers eine Reihe von Fragen zur Adipositas-Situation in der Schweiz gestellt… der Beitrag ist für Mittwochabend vorgesehen, in der Sendung 10vor10. Ob ich sie sehen kann, ist noch ungewiss. Ich bin aufgeboten zu einem zweitägigen Aufenthalt im Universitätsspital, der am Mittwoch früh um 7 Uhr anzutreten ist, nüchtern, mit Pantoffeln, Waschzeug und Trainer im Gepäck.
Es geht um eine der Folge-Untersuchungen im Rahmen einer Studie, für die ich mich nach dem Herzinfarkt zur Verfügung gestellt habe. Per Herzkatheter wird „vor Ort“ auf dem Röntgenbild nachgeschaut, wie sich die betroffene Herzregion entwickelt oder „erholt“ hat, nachdem vor vier Monaten eine Portion von Stammzellen, die aus dem Knochenmark des Beckenkamms stammen, eingespritzt wurde. Der Eingriff ist an sich Routine und mein Vertrauen in das Können der Spezialisten ist intakt… und doch sitzt da irgendwo heimlich ein leicht mulmiges Gefühl: kann nichts passieren? Im Ernstfall ist diese Operation lebensrettend… aber ohne diesen Ernstfall, „eifach so“, zu Forschungszwecken? Ist irgendwie nicht dasselbe. Aber letztlich dient die Sache einerseits der besseren Kenntnis von Vorgängen im Heilungsprozess, und anderseits ist es eine willkommene Möglichkeit, zu überprüfen, ob und wie sich das Herz erholt hat. Das allein zählt als mein persönlicher Gewinn. Fertig. (Und morgen gibts demzufolge keinen Blog.)
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Von Heinrich von Grünigen um 17:57 |
Dass Milch manches wieder gut mache und Kühe zu Fussballstars und andern Akrobatikkünstlern werden können, wenn sie ihren eigenen Saft saufen und nicht gerade lila sind, das hat uns die Werbung hinlänglich eingebläut. Jetzt lernen wir im neusten Milch-Newsletter, der neckischerweise MAILLAITER heisst, dass Milch auch ein natürliches Allheilmittel gegen das Metabolische Syndrom ist.
Das Metabolische Syndrom, dieser Sammelbegriff für alle bösen Phänomene rund ums Übergewicht, ist ein medizinisch komplexer Zustand, bestehend aus Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel, hohem Blutzucker und zuviel Körperfett, auch das „tödliche Quartett“ genannt. – Hiergegen hilft Milch. Der Milchproduzentenverband weist in seiner Mitteilung auf US-Studien hin, aus denen hervorgeht, dass für Menschen, die 35 mal pro Woche ein Milchprodukt zu sich nehmen, ein deutlich geringeres Risiko besteht, am Metabolischen Syndrom zu erkranken, als für Menschen, die pro Woche nur zehnmal Milchprodukte konsumieren. (Hier haben wir also eine neue Dimension von „5 am Tag“…)
Zwei Informationen in dieser Mitteilung sind irritierend: In der Einleitung wird gesagt, dass man in der Ernährungstherapie (bei Übergewicht) in der Regel den Konsum von fettreduzierten Milchprodukten empfehle, dass dies aber wissenschaftlich nicht begründet, sondern lediglich eine Annahme sei, im Gegenteil: die „wissenschafltiche Datenlage“ würde etwas anderes nahelegen. – Im Fazit, das am Ende der Ausführungen gezogen wird, steht dann allerdings der bedeutungsvolle Hinweis, dass der Konsum von Milchprodukten erwiesenermassen eine positive Auswirkung auf das Herzinfarkt- und Diabetes-Risiko habe, und zwar „unabhängig von deren Fettgehalt“.
Mit andern Worten: Vollmilch ist zur Gewichtskontrolle doch nicht besser… und es lohnt sich weiterhin, die Empfehlungen der Ernährungsberatung ernster zu nehmen als die Anpreisungen der Marketingabteilung.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Ein Wochenende ohne Internet-Zugang hat Vor- und Nachteile. Einer davon (wovon?) ist, dass man keinen Blog schreiben kann/darf/muss… Am Samstag war ich noch an der Eröffnung eines neuen Schulungszentrums für übergewichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene, das einen Rundumservice bietet mit Fitness-Angeboten, Physiotherapie, Ernährungsberatung, psychologischer und medizinischer Betreuung, wenn vonnöten. Das Zentrum befindet sich im aargauischen Wettingen und ist allein durch seine Existenz eine spezielle Sache, denn lange Zeit stand die Idee für eine solche Institution auf der Kippe, da sich selbst bei grosser Nachfrage seitens interessierter BenutzerInnen nur sehr schwierig Geldgeber und Sponsoren finden liessen für Ausstattung und Betrieb dieser Einrichtung.
Nun konnte am letzten Samstag der Startschuss gegeben werden, es fand eine feierliche Eröffnung der gediegenen Räumlichkeiten statt und es galt einen kleinen Triumph zu feiern, dass sich Beharrlichkeit, Pioiniergeist, Leidenschaft und Charisma lohnen, wenn es um eine gute Sache geht. – Einziger Schwachpunkt ist jetzt noch die Website: die sei zwar bereits neu erstellt, aber bisher einfach noch nicht aufgeschaltet, hiess es, so verkauft sich dieses gute Produkt elektronisch weit unter seinem Wert. Hoffentlich wird das bald geändert.
Sodann habe ich im Briefkasten meines Ferienhauses, weit draussen im Wilden Osten, einen Werbebrief gefunden, mit Einzahlungsschein. Es ist der Newsletter einer Organisation, die offenbar schon seit über einem Jahr besteht, die ich aber bisher nicht bewusst wahrgenommen habe. Sie nennt sich IG Freiheit und kämpft gegen Gesetze und Regelungen, die sie für überflüssig hält. Und es wird sofort klar, dass sie gegen alles kämpfen wird, was mit einer gezielten Prävention zu tun hat. In den Bereichen Alkohol und Nikotin wird schon giftig gekläfft und dem BAG als Bein gepinkelt, und auch der Luzerner Gesundheitsdirektor wird herb angegangen für seinen Vorschlag, dass Eltern ihre Kids nicht mehr mit dem Auto in die Schule fahren sollen. Interessanterweise lehnt man aber höhere Kassenprämien für Übergewichtige als diskriminierend ab…
Es kann also davon ausgegangen werden, dass auch bei kommenden Diskussionen über Regulierungs-Massnahmen aus dieser (rechten) Ecke Zwischenrufe zu vernehmen sind. Dass ein besonnener Realist wie der Industriekapitän Peter Spuhler, der selber mit den Kilos zu kämpfen hat, diesen freiheitsdurstigen Haudegenhaufen anführt, erstaunt ein wenig. Im Blick auf die künftige Präventionsdiskussion haben wir also noch einen reichlichen Lobbybedarf.
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