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Von Heinrich von Grünigen um 23:09 |
Vor einer Woche – ich habe darüber geschrieben – hätte der Bundesrat ein Dokument verabschieden sollen, das als Grundlage dienen würde für den Kampf gegen das Übergewicht in der Schweiz. Dazu ist es nicht gekommen, weil die Behandlung dieses Berichts auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde.
An der Medienkonferenz vom 28. September hat der Gesundheitsminister diese Verschiebung weder begründet noch kommentiert. In der anschliessenden Fragerunde gab es dann allerdings einige Aussagen, mehr oder weniger indirekt, vielleicht etwas verklausuliert, die Einblick gaben in die Grundhaltung des Innenministers allfälligen Massnahmen gegenüber.
Die Bundeskanzlei hat interessanterweise eine Webseite eingerichtet, auf der man Video-Aufzeichnungen der Medienkonferenzen eins zu eins ansehen kann. Die Präsentation dauert in diesem Fall gute 17 Minuten und es lohnt sich, bis zum Schluss dranzubleiben. Es geht nicht nur um Inhalte und Aussagen von Bundesrat Couchepin des BAG-Direktors, es geht ebenso um Mimik und Gestik und um das Nicht-Gesagte, das trotzdem im Raum schwebt. Ein Stück offene Demokratie und spannende Anhaltspunkte für die weitere Arbeit am Thema.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:57 |
Jetzt ist er wieder dick im Radiogeschäft… so lautete die Programmansage auf TeleZüri zum aktuellen Beitrag über den einstigen Pionier und Piraten Roger Schawinski, der sich heute mal schnell einen kleinen Sender gepostet hat, um ihn gross zu machen.
„Dick“, das wissen wir aus der Germanistik-Vorlesung, bedeutet hier so viel wie „sehr“ und hat nichts zu tun mit Übergewicht, obwohl das deutsche Online-Wörterbuch an erster Stelle die Beschreibung eines fetten Menschen nennt. – Dick im Geschäft sein meint eigentlich auch: „gut verdienen“. Damit dürfte es freilich im Moment noch nicht weit her sein, und Neu-Radiomacher Roger ist hier denn auch realistisch: zunächst wird investiert, in einer Grössenordnung von bis zu 10 Millionen. Und das muss alles wieder hereinkommen, bevor Gewinn resultiert.
Der Mini-Sender Radio Tropic ist seit acht Jahren in Zürich on air und hatte bis jetzt eine Publikums-Reichweite von 0,1 Prozent, da lässt sich noch was draus machen. Schawinski peilt ein „älteres“ Publikum an, zwischen 30 und 60, mit Würde und Stil, kein Duzis-Kinderfunk… wohl so irgendwo im Übergang zwischen DRS 1 und Musikwelle, aber mit urbaner Ausrichtung.
Ich finde das spannend. Die Medienwelt ist in ihrer unüberschaubaren Vielfalt allzu beliebig geworden, Ecken und Kanten wurden zur Stromlinienförmigkeit eingeschliffen, damit das Publikum „dranbleiben“ kann, Stimmen sind austauschbar geworden, Playlists haben sich angeglichen, Standards etabliert bis zur Verwechselbarkeit. – Da sind Figuren mit unverwechselbarem Profil und Charisma gefragt, die sich nicht scheuen, den eigenen Weg zu gehen, die überzeugt sind von sich und von ihrer Sache und die – das ist hier entschieden anders – für einmal nicht vor die materielle Überlebensfrage gestellt sind und sich jeden Abend Sorgen machen müssen, ob sie morgen noch senden können.
Freilich, der gleiche Pionier-Piraten-Groove wie vor rund 30 Jahren wird es nicht mehr sein, aber ein vitalisierender Farbton in einem mittlerweile etwas ausgeblassten Bild. Welcome back, Roger, im Geschäft!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:58 |
Ausser im Falle einer akuten Hungersnot ist es objektiv von Vorteil, dünn zu sein. Nicht allzu dünn, aber doch so, dass man sich elegant und leicht bewegen kann. Wie zum Beispiel Michael von der Heide auf der Bühne, der noch bis zum 7. Oktober im Zürcher Hechtplatztheater mit seinem Programm „Nachtflug“ gastiert. Ein absolutes Must für Michi-Fans, wie sich an der Première vom Dienstagabend gezeigt hat: ein Feuerwerk von Charme, Parodie, Musikalität, Gesang und Entertainment. Ein tobender Kobold im zweiten Teil, für den der enge Raum zwischen den Instrumenten fast zu knapp war. So wie er sich bis zur Erschöpfung bewegt, hat er kaum eine Chance, Gewicht anzusetzen, selbst wenn es die Natur nicht so gut mit ihm gemeint hätte.
Dünne Menschen haben es ohnehin besser, das hat eine Studie an der Universität Tübingen gezeigt. Ein brutaler Werte-Raster setzt die Akzente schon in der Kindheit, wie ein Experiment mit 450 Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 15 Jahren gezeigt hat. Sechs Fotos wurden den Kids vorgelegt: drei von Knaben und drei von Mädchen; je eines „normalgewichtig“, eines normalgewichtig im Rollstuhl und eines adipös. Diese Bilder galt es zu bewerten und in eine soziale Rangliste einzuordnen, mit Begriffen zu verbinden wie Sympathie, Intelligenz, Faulheit und Attraktivität. Auch sollten die Probanden angeben, wen sie am liebsten als Spielkameraden möchten.
Und wen wunderts, dass sich bei dieser Übungsanlage alle bestehenden und denkbaren Vorurteile gnadenlos bestätigt haben? Am meisten Sympathien fand das „normalgewichtige“ Mädchen. Die behinderten Kinder lagen glaichauf mit dem „normalen“ Jungen. Die dicken Kinder waren abgeschlagen am Ende der Sympathie-Skala, mit ihnen mpochte niemand spielen und sie wurden mehrheitlich als „am dümmsten“ eingeschätzt. 95% der Befragten setzten „dick“ gleich mit „faul“.
Das alles wissen wir eigentlich und es wäre eines der Ziele unserer Arbeit, gegen solche Werturteile Gegensteuer zu geben… und doch ist die Bestätigung des Befundes immer wieder erschreckend und frustrierend. Man müsste meinen, dass sich mit der fotschreitenden Ausbreitung der Gewichtsproblematik zwangsläufig ein Umdenken einstellen sollte… aber das ist offenbar (noch) nicht der Fall. Und dieser Umstand ist eine mächtige Hypothek bei jedem Versuch, über das Thema sachlich korrekt zu informieren. Man denke nur an gewisse Reaktionen auf die Kampagne mit dem breiten Schlitten. Die Arbeit geht uns nicht aus.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:36 |
Für Kriminalisten ist die Frage immer naheliegend, wenn man den Vorabend-TV-Krimis glauben mag, die jeden Fall innerhalb von 20 Minuten schlank zum Abschluss bringen: Was ist das Motiv? Wer hat eins? Wie stark ist es? Reicht es aus, um den Verdacht zu erhärten?
Hier aber geht es um den erweiterten, etwas abstrakteren Begriff der Motivation. – Was braucht es, um einen Menschen zu motivieren, sein Gewichtsproblem in Angriff zu nehmen? Es braucht einen Anschub, eine Erkenntnis und die Einsicht, dass „es“ wichtig ist. Oft hilft ein Ereignis von aussen: eine neue Bekanntschaft, und der unordentlichste Mensch läuft plötzlich gestylt und sauber geputzt durch die Welt (wenn er Glück hat und nicht an ein Pendant gerät, das ihn in seinem ursprünglichen Verhalten noch bestärkt…). Motivations-Auslöser können unberechenbar sein… aber sie können ebenso gar nicht sein. Das ist ein Teil des Problems.
Bei mir hat es einen zunehmenden Leidensdruck gebraucht, an den ich mich zwar auch „zunehmend“ gewöhnt habe, aber letztlich den Ausschlag gegeben hat eine krude Aussage eines Arztes, der mir auf den Kopf noch zwei Jahre Lebenserwartung gab, wenn ich nichts unternähme. – Gut, es ist nicht erwiesen, ob ich diese Zeitspanne nicht auch so „überlebt“ hätte… ich habe es auf jeden Fall besser getan, nachdem ich 30 Kilo abgebaut hatte und im Begriff war, wieder ein neues Lebensgefühl zu finden.
Aber mit der Verbesserung der Situation ist auch das Motiv wieder verblasst: Diese Gefahr lauert hinter jedem Erfolg. Man lernt die Botschaft: „Ich kann…“ und man hält sich für ertüchtigt, jederzeit erneut der Herausforderung zu trotzen. Dass es bei jedem Versuch schwieriger und härter, aussichtsloser wird, das merkt man erst später, wenn es in der Regel zu spät ist. Und wenn es unvergleichlich viel mehr Anstrengung kostet, auch nur den kleinsten Fotschritt zu machen. Aber es hilft nichts: wir müssen dran bleiben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Seit einigen Tagen geistern die Bilder der ausgemergelten Französin Isabelle Caro (27 Jahre, 31 Kilo) durch die Medien: No. Anorexia. – Die Kampagne des für seine schockierenden Benetton-Werbebilder berüchtigten Fotografen Oliviero Toscani bewegt die Gemüter und verschafft der Protagonistin Zugang zu Talk Shows und Interviews. Das Sujet wird zum Selbstläufer, weil es diese brisante Mischung enthält aus Tabubruch, Voyeurismus, Mitgefühl und dem uralten egoistischen Überlebens-Reflex: Zum Glück bin ich nicht so…
Toscani habe – so wird er zitiert – den „nackten Körper benutzt, um aller Welt die Wirklichkeit dieser Krankheit zu zeigen, die in den meisten Fällen ausgelöst worden ist durch die Stereotypen, die von der Modewelt vorgegeben werden“. – Und es stellt sich wieder die alte Frage: Darf man das? Heiligt der Zweck die Mittel? Bringt die Aktion und das, was durch sie an Diskussionen und Auseinandersetzungen ausgelöst wird, wirklich irgendwem irgendetwas? Enststeht mehr Verständnis für die Not der betroffenen Frauen? Mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft? Ändert sich etwas an den Voraussetzungen? An den physischen und psychischen Belastungen, die junge Menschen in die Isolation treiben können? Oder werden nur Vorurteile weiter zementiert?
Die Halbwertszeiten der Schock-Ereignisse werden immer kürzer. Eine Sensation jagt die andere und bevor wir uns überhaupt im Klaren sind, was wirklich damit bezweckt war, sind sie schon wieder vergessen. Nur die Reize müssen immer stärker werden, auch wenn sie nichts wirklich bewirken.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:20 |
Es war ein amüsanter, hübscher, feinsinniger Film, den das Schweizer Fernsehen heute in seiner CH-Reihe zeigte: die Geschichte eines 18jährigen Jünglings aus dem Zürichbiet, der als Au-Pair nach Genf in eine Familie kommt und dort ins interne Spannungsfeld der Beziehungen gerät, was aus dem schüchternen Provinzler einen lebensklugen jungen Menschen werden lässt.
Eine kleine Schlüsselszene berichtet von der jüngeren Tochter, für die er bei Abwesenheit der Mutter „gesund“ kochen soll („Kein Ketchup und keine Mayo“), und der es dann doch gelingt, ihr Esses mit den verbotenen Würzstoffen kräftig aufzupeppen… und wenig später klagt sie dem jungen Betreuer ihr Leid darüber, dass sie sich „fett wie ein Walfisch“ fühle, wobei zu einer solchen Selbstwahrnehmung gar kein Anlass wäre.
Wie extrem stark die kumulierten Einflüsse von Umwelt, Werbung, Familie und Schule das Essverhalten der jungen Menschen prägen, so dass diesen kaum ein Spielraum bleibt für eigenverantwortliche Entscheidungen im Sinne des „richtigen“ Verhaltens, das hat unlängst eine Studie der Universität Michigan gezeigt, wie das Amerikanische Journal für Präventionsmedizin berichtet.
Nicht nur bestehen immer noch in bis zu 80 Prozent der Schulen Verträge mit Softdrink-Anbietern, welche die Schule am Umsatz beteiligen, was je nach Schule zwischen 70 Cent und 6,5 Dollar pro Schüler und Jahr einbringt, ein lächerlich geringer „Gewinn“, gemessen an den gesundheitlichen Langzeitfolgen dieser Praxis! – Andere Untersuchungen zeigen den dramatischen Abbau des Sportunterrichts an den Schulen, so dass sich die Jungen mit zunehmendem Alter immer weinger bewegen. – Die Food-Automaten, die in den Schulen aufgestellt sind, enthalten überwiegend Artikel mit zu viel Fett, zu viel Zucker und zu viel Salz… und alternative Angebote gibt es kaum.
In den Schulen mit dem höchsten Anteil an übergewichtigen Studenten sind im Schnitt bis zu 44 % betroffen; dazu kommt, dass die Jungen ausserhalb des Schulgeländes auch kaum eine bessere Auswahl finden: in den meisten Gegenden hat es mehr Fast-Food-Restaurants als Einkaufszentren mit frischer Früchte- und Gemüse-Auswahl, und in den ärmeren Gegenden ist dieses Ungleichgewicht am stärksten. Familien, die hier leben, haben praktisch keine Chance, sich ausgewogen zu ernähren.
Studienleiter Lloyd Johnston kommt zum Schluss, dass die entscheidende Rolle des gesellschafltichen Umfelds und dessen Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Jugendlichen und damit auf das rasche Voranschreiten der Adipositas-Epidemie heute noch viel zu wenig Ernst genommen werde. Dabei handle es sich in aller Regel um Gegebenheiten, die man durch entsprechende Gesetze relativ leicht verändern könnte, sofern man dies überhaupt will. – Ich denke, dass auch unsere Politiker hier eine grosse Verantwortung wahrzunehmen haben. Auch nach den Wahlen noch.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Kann es sein, dass an einem Samstag wirklich nichts passiert, über das zu berichten sich lohnen würde? Lohnen für wen eigentlich? Für den Schreibenden oder für die Lesenden? Müsste das nicht eine klassische Win-Win-Situation sein, wie die modernen Menschen heute zu der alten Maxime sagen, die da lautete: Gibst du mir die Wurst, lösch ich dir den Durst.
Von Würsten und vom Durstlöschen liesse sich reportieren: Da haben wir gegen Abend noch einen kurzen Abstecher an die Zürcher Herbstmesse Züspa gemacht, in Erinnerung daran, dass wir vor einem Jahr dort im Gesundheitssektor einen SAPS-Stand betrieben haben, gemeinsam mit der action d. Im Untergeschoss eine erdrückende Fülle von Degustationsbetrieben, meist für Weinsorten aller Art, dicht belagert von Leuten, die hier umsonst ein Gläschen kippen können… und weiter vorne die Metzgereien aus aller Herren Ländern, mit fein aufgbeschnittenen Wurstwaren und knackigen, prall gefüllten Därmen für jegliche Dauerverpflegung…
Oben in der Gesundheitsabteilung habe ich weniger Leute gesehen. Auch dort gibt es kleine Snacks zur Kundenbindung, aber eben: ein anderes Segment ist angesprochen. Und der Genuss am Ende merklich geringer.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:04 |
Es war irgendwie ein spannender Tag, heute. Das Datum war in den Agenden schon seit Wochen eingetragen. Der Bundesrat sollte Beschluss fassen zum Thema der Übergewichts-Prävention. Ein Bericht war erarbeitet worden, der als Grundlage dienen würde für ein Langzeitprogramm. Es war abgemacht, dass Vertreter jener Organisationen, die in der Sache kompetent sind, zur Medienkonferenz eingeladen würden, um ihren Standpunkt auf Anfrage vertreten zu können und eine erste Wertung der Beschlüsse und des geplanten Programms vorzunehmen.
Am Morgen war tatsächlich Gesundheitspolitik auf der bundesrätlichen Traktandenliste. Präventionspolitik, Alkohol und Übergewicht standen zur Debatte, aber dann kam der freundliche Anruf aus Bern: Voraussichtlich werde nur zur Präventionspolitik ein Beschluss gefasst, die beiden andern Themen müssten auf eine spätere Sitzung verschoben werden. Somit entfalle auch die Notwendigkeit, an der Medienkonferenz dabei zu sein.
So gab es unverhofft einen anderweitig nutzbaren Nachmittag. – Aus gut unterrichteter Quelle waren später Vermutungen zu vernehmen über die Gründe des Aufschubs. Sowohl bei der Alkohol- wie bei der Übergewichts-Bekämpfung standen im Prinzip Massnahmen zur Diskussion, die den freien Handel tangieren könnten: Verbote, Auflagen, Regelungen. So etwas ist nicht populär, vor allem dann nicht, wenn der Gesundheitsminister einer Partei angehört, deren zweiter Bundesratssitz sowohl von der christlichen Mitte wie von grünlinksaussen unter Druck kommen könnte. Da zählt jede Stimme. Insbesondere, wenn es um die Popularität des Amtsinhabers nicht absolut zum Besten bestellt ist.
Da werden wir uns wohl noch etwas in politischer Geduld üben müssen. Das Problem läuft uns ja nicht davon, im Gegenteil.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:02 |
Ungeklärt war bis vor kurzem die Frage, ob das Kauen von elastischen Materialien mit eingebautem Geschmack letztlich zur Sättigung beitrage oder gar zusätzlichen Hunger wecke. Der Chewing-Gum, wie er nach dem zweiten Weltkrieg dank den Amis unseren alten Kontinent regelrecht überschwemmt hat, bis er zur Trottoir-verklebenden Strassenplage wurde, der besonders geschultes Reinigungspersonal mit Vereisungs-Pistolen auf den hartnäckigen Leib rücken musste, ist ja längst ein Bestandteil unseres Alltags.
Aber jetzt will ein Forscherinnen-Team der Universität Glasgow herausgefunden haben, dass es einen Zusammenhang gibt zwischem dem Kauen desselben und dem Verlust an Körpergewicht: erkundet wurden die Auswirkungen des Gummi-Konsums auf den Snack-Verzehr und das Hungergefühl. In einen Satz gefasst hat die Studie ergeben: Wer 15 Minuten lang Gummi kaut, isst nachher 36 Kalorien weniger Süsses als jemand, der keinen Gummi kaut…
Nun ist das noch keine grosse Kalorienmenge. Aber man kann jetzt rechnen: wer fünfmal pro Tag einen Gummi in den Mund schiebt und das jeden Tag tut, der würde – theoretisch – in einem Jahr soviel Kalorien weniger zu sich nehmen, wie einem Gewicht von 9,4 Kilo Fett entspricht… Allerdings, muss einschränkend gesagt sein, gab es in der Versuchsgruppe nur wenige übergewichtige Probanden und alle waren jung; dazu war es kein „doppelblinder“ Test, sondern die eine Gruppe kaute, die andere nicht… und man weiss nicht, in welcher die guten und wo die schlechten Futtervewerter waren. Und man darf sich auch nicht daran stören, dass die Studie von der Firma Wrigley’s gesponsort wurde.
Am Ende fällt dann noch der Energieverbrauch durch die Kau-Muskulatur ins Gewicht. Hierzu gibt es schon länger Berechnungen: elf Kalorien werden pro Kau-Stunde verbraucht… das könnte bei starken Kauern im Laufe eines Jahres fünf Kilo ausmachen. Immerhin.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Eine kleine Meldung in einer Fachzeitschrift lässt aufhorchen. Mein Computer läuft ja nicht an einem von mir selbst betriebenen Dynamo. Er braucht Strom, der aus der Dose kommt. (Dass erinnert mich an einen Propagandakleber aus den 70er Jahren: Wozu Atomkraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!) – Die Meldung besagt, dass weltweit bei der Herstellung der riesigen Elektrizitätsmengen, die es braucht, um das Internet zu betreiben, auch Unmengen von Kohlendioxid produziert und in die Atmosphäre entlassen werden.
Dabei geht es nicht nur um die PCs der einzelnen User, sondern auch um die unzähligen Server in den vielen Rechenzentren, die permanent in Betrieb sein müssen, um die jederzeitige Verfügbarkeit der weltumspannenden Informationen aus dem www-Netz zu gewährleisten. Diese Server – auch der relativ kleine, der bei uns im Büro steht – laufen rund um die Uhr, nicht einmal auf Standby, denn es ist zu mühsam, sie jeweils herunter und wieder hochzufahren.
Wir diskutieren über den Klimawandel, erfinden einen komplizierten Ablasshandel, mit dem man die Unannehmlichkeiten unserer Bequemlichkeit in arme Drittländer exportieren könnte… aber dass wir selber täglich massiv dazu beitragen, in der Summe jedenfalls, das ist uns wohl nicht bewusst. – In kurzer Zeit hat sich die synthetische Internet-Parallelwelt Second Life zu einem gigantischen Volks-Spielpark entwickelt. Aber ist uns bewusst, dass – wie Berechnungen ergeben haben – jede einzelne der fiktiven, virtuellen Spielfiguren für ihre elektronische Existenz auf den Bildschirmen mehr Strom verbraucht, als ein wirklich lebender Mensch in Brasilien, im Durchschnitt? – Insgesamt, so kommen die Studien zu Schluss, produziert die Herstellung des Stroms, den das Internet verbrennt, mehr Kohlendioxid als der weltweite Flugverkehr insgesamt. Haben wir jetzt ein schlechtes Gewissen?
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