Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:32 |
Das war ja wieder ein thematisch reichhaltiger Tag: die Nachricht im Blatt, dass gemäss einer aktuellen Auswertung der Gesundheitsstudie im Kanton Zürich 44% der Männer und 27% der Frauen übergewichtig sind. – Im Kassensturz der Beitrag über den massenhaften Konsum von hochgefährlichen und völlig wirkungslosen Psychopharmaka als Schlankheitstabletten aus dem Internet (und wir schreiben uns die Finger wund, um davor zu warnen!), und ebenfalls im Internet der Hinweis, dass nach einer Untersuchung in Deutschland übergewichtige Menschen (mit BMI zwischen 25 und 30) im Alter statistisch keine höhere Sterblichkeitsrate haben als normalgewichtige Alte… (was aber nichts aussagt über die Krankheiten, unter denen sie allenfalls gewichtsbedingt zu leiden haben).
Mittagessen beim Italiener, auf Einladung eines Vertreters einer freundlichen Bank, die unter anderem einen Charity-Fonds unterhält. Eine sympathische Einrichtung für wohltätige Zwecke. Soweit ich es als blutiger Bank-Laie verstanden habe, werden Gelder – mit Einverständnis der Kunden – auf besonderen Anlagen platziert, wo sie ordentlichen Gewinn abwerfen… aber die Bank ist bereit, auf einen Teil ihrer Kommission zu verzichten und diesen einer gemeinnützigen Institution zukommen zu lassen. Hier würde also fremdes Geld indirekt für uns arbeiten… ein schöner Gedanke, dass es auch mal denen gut gehen könnte, denen es sonst nicht so gut geht.
Wir diskutieren beim Essen über weitere Möglichkeiten, zu Geld für die Stiftung zu kommen. Eine Option wären Spenden im Todesfall. Wer an den Folgen von Übergewicht stirbt, der sollte quasi automatisch einen Teil seines Vermögens der Adipositas-Stiftung vermachen… klingt einleuchtend, aber… – Aber die Realität ist doch eine andere: man stirbt nicht direkt an Übergewicht, sondern in der Regel an dessen Folgekrankheiten, an Herzschlag, Diabetes, Krebs… und siehe da: statt Kranzspenden bittet man, der Herzstiftung zu gedenken, der Diabetesgesellschaft oder der Krebsliga… und die gute alte Adipositas steht wieder mal in der Ecke. Ist eben auch keine reputierliche Krankheit. Noch nicht. Wir arbeiten dran.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:43 |
Es war ein Geschenk zu meinem letzten Geburtstag. Jemand, der mit wohl wollte, hatte mir einen Gutschein zukommen lassen für eine Stunde Massage nach freier Wahl. Gut, gewisse Techniken waren ausdrücklich nicht im Angebot, aber es gab eine breite Auswahl von Formen: von klassisch über die Dorn-Methode, Sport-, Fussreflexzonen-, Thai-, Aroma- bis zur Polarity-Massage und Reiki.
Ich entschied mich für die beiden letzten: eine Kobination aus Polarity und Reiki. – Es war eine gute Wahl und ein besonderes Erlebnis. Ich musste mich auf eine zugedeckte Matte am Boden legen… eine Vorsichtsmassnahme, da der Massagetisch nur bis 150 Kilo geprüft war und ich schon früher mal solche Einrichtungen zum Einkrachen gebracht hatte… Dann wurde ich meinerseits mit einem Tuch zugedeckt, eine sphärisch-ruhige Musik ertönte, die Beleuchtung wurde abgedunkelt und es ging los.
Es war nicht das, was man als Massage gemeinhin kennt. Nicht dieses fordernde Durchkneten der Muskulatur und aufknacken von Verspanntheit, lockern der Gelenke und so… es ging um Ströme, Spannung, Wärme. Ganz still und behutsam wurden die Hände des Therapeuten zuerst in die Nähe des Kopfes gebracht, ohne ihn zu berühren. Millimeterweit entfernt nur, aber mit einer strahlend verströmenden Wärme, die sich auf alles übertrug, die ganze Körperregionen durchdrang, gewissermassen in einen anderen Zustand versetzte… nicht betäubte, obwohl irgendwie das Gefühl aufkam, der Körper gehorche nur noch seinem eigenen Willen, lasse sich nicht mehr bewusst beeinflussen, atme wie von allein, regelmässig, behutsam und doch so tief, dass genügend Sauerstoff in die Lunge kam. Jede kleinste Regung, Schlucken, die Finger verschieben, war, als müsste man einen fremden Organismus gegen dessen Willen bewegen, so ungewohnt
Unendlich lange verharrten die Hände ruhig und wäremd über einer Stelle, bewegten sich dann unmerklich weiter, aber die Wärme klang noch nach, als wäre die Erinnerung daran der Haut und dem Körper eingeprägt… weiter über Brust, Bauch, Beine bis zu den Füssen, und wieder nach oben, eine Reise der sanften, berührungslosen Art, kein Druck, kein Ziehen und Klopfen… einfach nur diese Nähe, diese Ausstrahlung wie von Energie und Kraft.
Ich habe nicht geschlafen in dieser Stunde. War immer wach, fast etwas ausser mir, mit geschlossenen Augen sehend, mich beobachtend: was macht dieser schwere Körper hier, der plötzlich sein Gewicht verloren zu haben scheint, nicht schwebend, aber irgendwie aufgelöst, in einen Zustand des Wolkeseins… und doch dem Fussboden verbunden, auf dem er lag. – Als die Session vorbei war, brauche ich einige Zeit, um zu mir sebst zurück zu finden. Es war noch alles von mir da. Ein wenig der Leichtigkeit war geblieben. Ich rappelte mich hoch und erlebte, wie die Körperlichkeit sich wieder einfand. Viel zu schwer, wie immer… und ein verwegener Gedanke blitzte durch mein Gehirn: wie wäre es, wenn diese wärmenden Hände das allzu viele Fett zum Schmelzen bringen könnten..?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:05 |
Viermal im Jahr holt mich die Vergangenheit ein, quasi. Da ist jeweils die Schlussredaktion und die Fertigstellung unseres Magazins. Dann packt mich die journalistische Bürgerlust des Blattmachens. Nachdem ich die redigierten Texte, die ausgewählten Bilder und einen Vorschlag für die Gestaltung per Mail, auf CD oder als Stick bei der Layouterin abgegeben habe, geht es eine Woche… dann kommt der Laptop.
Es ist ein älteres Modell, ein Mac, mit dem ich eigentlich nicht vertraut bin, aber ich habe eine Anleitung, weiss – wie man so sagt – wo ich drücken muss. Ich starte das Quark-X-Press-Programm, ein gängiges Layout-Tool für Publikationen, und freue mich, zu sehen, wie sich das im Rohzustand gelieferte Material wundersam zu einem richtigen, bunten Heft gemausert hat…
Nun heisst es, innerhalb von 24 Stunden die ganzen Texte buchstabengenau durchzusehen und letzte Korrekturen anzubringen, Texte noch einzufügen, dort, wo Lücken geblieben sind, und Kürzungen vorzunehmen, wo ein Text zu lang ist, die Titel endgültig zu formulieren, die Bildlegenden zu schreiben… Es ist der journalistisch-formale Feinschliff, mit dem ich die Schlussverantwortung übernehme.
Jetzt geht der Laptop mit den bereinigten Texten zurück; daraus wird die definitive Druckvorlage gefertigt, die in die Druckerei geht. – Das ist der Moment, in dem ich mich befriedigt zurücklehnen kann: nun läuft alles automatisch bis zur Auslieferung und zum Versand Mitte Monat. Spürbare Erleichterung lässt mich entspannt in den Abend gleiten. Es gibt eine gute Nummer. Und in einer Woche beginnt die Planung für die nächste Ausgabe. Eine Idee haben wir schon.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:48 |
Nicht jeden Tag wird ein Kollege 50. Und wenn, dann steigt ein Fest. Man trifft sich in einer Waldhütte, wobei eher von einer Waldvilla die Rede sein müsste. Es hat Platz, eine Küche, eine Musik und viele Gäste. Würziger, schwerer Duft liegt in der Luft. Und an der ganzen Wand lang zieht sich das Buffet hin. Thailändische Küche.
Gut, das sind die Anlässe, an denen alle Ernährungsregeln vorübergehend ausser Kraft gesetzt sind. Vergessen die Vorsätze bezüglich der Kohlenhydrate, das laut Werbekampagne obligtorische Glas Wein wird getrunken, es muss von allem probiert werden, und das nicht zu knapp, die verschiedenen Fleisch-Sorten, die Glasnudeln, die Thai-Suppe, der Reis, die Frühlingsrollen, hellbraun und knusprig ausgebacken im schwimmenden Fett… das reine Gift – aber was solls?
Morgen beginnt wieder das Leben B, wie unsere Nachbarin zu sagen pflegte, wenn die Schulferien zu Ende gingen. Morgen mag wieder die Vernunft herrschen. Für heute Abend ist Genuss und Lebensfreude angesagt, das Waldhaus brummt und das zweite Bierfass wird angestochen und ein Wort gibt das andere. Die Kinder toben herum, dass es eine Freude ist, und als die verschiedenen Torten hereingetragen werden, mit den brennenden Kerzen drauf, da ist die Welt in einer guten Harmonie der Genüsse, an Reue wird wahrscheinlich erst Morgen früh gedacht. – Und wenns ein Kilo eingebracht hat, dann lassen wir halt für einmal die Waage Waage sein und stehen erst übermorgen wieder drauf. 50 wird man nur zweimal in hundert Jahren. Happy Birthday, Dani. Und danke für die Einladung.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Einbildung machts, meinen Psychologen herausgefunden zu haben. – Vielleicht ist da was dran. Als ich klein war… so geht eine meiner Erinnerungen… lag ich mal im Kinderbettchen mit den Gitterstäben und sollte meinen Nachmittagsschlaf machen. Es war die Zeit vor Ostern und ich wusste, dass Mutter im Schrank irgendwo den Vorrat an Zucker- und Schokoeiern und die Schokoladehasen hatte. Schokolade war damals bei Kriegsende noch absolute Mangelware und ihr Genuss auf die wenigen jahreszeitlichen Feste beschränkt.
Ich weiss, dass ich wusste, dass diese Vorräte tabu waren, so lange, bis es ans Suchen der Osternester ging. Und trotzdem war das Verlangen da. Und ich sagte zu mir selbt: Ich denke jetzt, dass ich Hunger habe. – Und siehe da: dieser Gedanke motivierte den kleinen Knirps, ich kletterte aus dem Bettchen, öffnete den Schrank, fand die Schachtel und begann von den Köstlichkeiten zu essen. Dies wiederholte sich am Nachmittag noch mehrmals, bis mir wirklich schlecht war. An die Strafe, die dann folgte, erinnere ich mich nicht mehr. Die Einbildung, hungrig zu sein, hatte alle Bedenken überwunden.
Eine kleine Meldung im SPIEGEL schildert nun das Gegenteil: Abnehmen durch Einbildung. Das Experiment eines Psychologen-Teams der Harvard University war simpel. Es galt zu beweisen, dass es genügen würde, wenn man sich vorstellt, die täglichen Verrichtungen seien ausreichend als körperliche Betätigung zum Abnehmen – dass man dann wirklich abnimmt. 84 Zimmermädchen aus sieben Hotels machten beim Test mit. Einer Gruppe von ihnen wurde überzeugend erklärt, dass ihre Arbeit, das Bettenschüteln, Staubsaugen, Polsterklopfen und Leintücherfalten eine ausreichende körperliche Bewegung darstelle, um fit zubleiben und abzunehmen.
Tatsächlich hatten die Frauen der so instruierten Gruppe nach einem Monat im Durchschnitt rund ein Kilo weniger, und auch der Blutdruck war besser als bei den andern Gruppen, denen man nicht eingeredet hatte, ihre tägliche Arbeit sei schon Bewegung genug… – Was will uns dieser Test wohl sagen? Geht es um Auto-Sugestion? Hilft es, wenn man nur fest daran glaubt? – Coué lässt grüssen. Das eine Kilo macht allerdings noch nicht manchen BMI-Wert wett… Aber wahrscheinlich stimmt es schon: wenn man überzeugt ist, dass das Programm, das man gerade macht, wirklich hilft, dann hilft es auch… wenigstens vorübergehend.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Das hatten wir uns anders vorgestellt. Am letzten Montag habe ich an dieser Stelle darüber berichtet, dass der SAPS-Stiftungsrat seinem Trägerverein einen Vorschlag unterbreiten werde, um die bisherige Vereins-Struktur in eine neue, „offenere“ Gönner-Organisation überführen zu können. Ziel dieser Massnahme wäre es gewesen, die Kosten für Administration und Rechnungswesen deutlich zu senken, um mehr Mittel für Projekte und patientebezogene Aktionen frei zu bekommen, und gleichzeitig die Schwelle für eine Beziehung mit der Adipositas-Stiftung für jene zu senken, die zwar bereit wären, unsere Arbeit gelegentlich mit einem Gönnerbeitrag zu unterstützen, die sich aber nicht durch eine formelle Mitgliedschaft bei einem „Verein“ binden wollten.
Wir hatten gedacht, diese Idee müsste einleuchtend sein, ihre Vorteile nicht zu übersehen und deshalb sei eine mehrheitliche Zustimmung gewiss. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt bzw. ohne das engagierte Vereinsmitglied gemacht, das auch eine lange Anreise auf sich nimmt, um der jährlichen Generalversammlung beizuwohnen und die Kontakte zu pflegen, die sich bei dieser Gelegenheit ergeben.
Wir mochten die Nachteile der aktuellen situation und die Vorteile unseres Vorschlags mit Engelszungen verkünden… die Skepsis überwog, ob durch einen solchen Entscheid am Ende nicht doch der Zusammenhalt verloren ginge, die Bindung zwischen den Mitgliedern und der Stiftung abbrechen müsste, das Spendenvolumen auf freiwilliger Basis deutlich nachlassen würde und wir schliesslich nicht nur keinen Gewinn, sondern einen massiven Schaden davontrügen.
Eine konsultative Meinungsumfrage ergab, dass das Lager der „Erhalter“ und das der „Erneuerer“ fast gleich gross waren… bis auf eine Stimme Unterschied… und die war bei den Erhaltern, die den aktuellen Vereins-Zustand beibehalten wollten. Aus der Quasi-Patt-Situation ergab sich im Gespräch dann der guteidgenössisch terminierte Kompromiss: Die vertraute Vereins-Form beizubehalten, aber daneben im Sinne eines Testlaufs bis Ende Jahr die Gönner-Struktur aufzubauen… eine klassische Sowohl-als-auch-Strategie.
Dieser Vorschlag fand eine klare Zweidritteslmehrheit. Der Souverän hatte gesprochen, der Vorstand hat zu parieren… unser Job ist es nun, eine kreative Übergangslösung zu finden, die das eine (neue) tut und das andere (bisherige) doch nicht lässt… und dabei trotzdem mit weniger administrativem Aufwand auskommt und Einsparungen möglich macht.
Im anschliessenden Referat von Adipositas-Spezialistin Dr. med. Natascha Potoczna war viel von der dringend nötigen Verhaltensänderung die Rede, wenn Übergewicht vermieden oder reduziert werden soll. Wie schwer es ist, gewohnte und vertraute Verhaltensmuster zu verändern, das haben die anwesenden Vereinsmitglieder in ihrem Leben oft genug am eigenen Leib erlebt. Beständigkeit ist auch ein Wert.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Die heisse Kartoffel wird hin und her geschoben. Die Werbewirtschaft wird nicht müde, zu betonen, TV-Werbung habe gar keinen Einfluss auf das kindliche Essverhalten… und die Pädagogen und besorgte Eltern warnen von unabeshbaren Wirkungen. Es wird nach staatlichen Vorschriften gerufen und die Nahrungsmittelindustrie legt sich vorsorglicherweise selber erste Beschränkungen auf.
Eine amerikanische Familien-Stiftung legt nun interessante Zahlen vor. Selbtverständlich lassen diese sich nicht direkt auf die Schweiz übertragen, da sowohl die TV-Programme wie auch die kindlichen Sehgewohnheiten hierzulande anders sind. Aber im Blick auf die Adipositas-Situation in USA sind diese Werte allemal interessant. Einige Fakten:
Kinder zwischen 2 und 7 Jahren sehen pro Jahr im Schnitt 4’400 TV-Spots; 32% davon werben für Nahrungsmittel. Die 8-12-jährigen sehen 6’000 Spots pro Jahr, mit 25% für Esswaren, und in der Gruppe 13-17 Jahre sieht man jährlich 7’600 Werbespots, davon 22% für Nahrungsmittel. – Die Sendungen, die speziell für Kinder unter 12 gestaltet sind, enthalten im Schnitt 50% Werbung für Nahrung.
Von den Spots, die speziell an KInder gerichtet sind, werben 34% für Schleckwaren und Snacks, 28% für Frühstücksflocken, 10% für Fastfood, 4% für Milchprodukte, 1% für Fruchtsäfte… und unter all den 8’864 Spots, die ausgewertet wurden, gab es keinen einzigen für Früchte oder Gemüse.
20% der Lebensmittel-Spots laden zum Besuch auf einer Website ein, 19% bieten ein Spielzeug als Mitmach-Gewinn an, und 11% sind verbunden mit einer bekannten Film- oder Comicfigur. – Die beiden goldenen Bogen sind das erste Markenzeichen, das Kinder erkennen können. – Haben Sie diese Zahlen überrascht? Auch wenn sie für die Verhältnisse in der Schweiz keine direkte Aussage zulassen, so zeigen sie doch, dass Fernsehwerbung ein mächtiges und überzeugendes Mittel sein kann, die kindlichen Essgewohnheiten zu beeinflussen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Super Size, die Maxi-Grösse, als Symbol für verschlungenen Überfluss. Wie kommt es, dass „wir“, meist unbewusst, auf grosszügige Angebote reagieren, indem wir uns grosszügig bedienen (lassen)?
Kann es sein, dass wir damit nach uralten, eingeübten Verhaltensmustern reagieren, die uns mächtig zugreifen lassen, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, weil eine unhörbare Stimme in uns sagt, dass wir Reserven anlegen müssen für die nächste Hungersnot? – Bloss: die kommt nicht. Wir stolpern von Angebot zu Angebot… und doch lässt der Reflex nicht nach.
Beobachten wir uns mal selber, wenn wir im Restaurant bestellen: wenn es auf der Karte eine „kleine“ und eine „grosse“ Portion hat, braucht es unheimlich viel Überwindung, die „kleine“ zu verlangen… wir nehmen es uns zwar vor, fest entschlossen, dem Ruf der Vernunft zu folgen; aber wenn dann die Bedienung mit dem Notizblock kommt und fragt: Gross oder klein? dann werfen wir alle Vorsätze über Bord und hören uns, ferne Beobachter unserer selbst, sagen: Gross… beiläufig und ohne besondere Betonung, wie unbewusst und selbstverständlich.
Die schönen Zeiten der Nouvelle Cuisine, als ein vereinsamtes Erbsli allein auf dem Teller neben einen kleinen Stück Rüebli lag, sind endgültig vorbei. Und mit andächtigem Schaudern sprechen wir davon, wie es einst im Berner Schweizerhof Wiener Schnitzel gegeben hatte, die auf beiden Seiten über den Tellerrand hinausragten.
Und bei Buffets braucht es eine ganze Heerschar von Schutzengeln, die uns davor bewahren, die Platte mit kalorien- und fettreichen Speisen hoch aufgetürmt zu füllen, obwohl wir vorher felsenfest entschlossen waren, nur ein Salatblättlein und vielleicht eine halbe Tomate zu nehmen…
Das Rätsel der grossen Portionen ist ein weltweites Phänomen, auch wenn es bei uns noch nicht so ausgeprägt ist wie in USA. – Dort wurde eben ein Gegentrend eingeleitet: Reklame mit bewusst „normalen“ Portionen, als Werbebotschaft der Restaurant-Kette FRIDAY’s. – Kleinere Portionen sind noch immer gross genug… lautet die Losung. Wenn das Beispiel Schule machen würde, könnte das eine Umkehr bewirken. Oder schaffen wir uns wieder Entlastungsmöglichkeiten?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:46 |
Heute hatten wir Sitzung des Stiftungsrates der SAPS. Zweimal im Jahr tritt er zusammen, um die strategischen Ziele zu diskutieren und zu beschliessen, um die Rechnungsablage zu genehmigen, den Jahresbericht zuhanden der Aufsichtsbehörde zu verabschieden und um all jene Entscheide zu treffen, die für eine erfolgreiche Arbeit im kommenden Jahr erforderlich sind.
Einige dieser Entscheide von grundsätzlicher Bedeutung sind:
- die SAPS wird im Laufe des Frühjahres neue Büro-Räumlichkeiten in Zürich-Nord beziehen
- der Generalversammlung des Trägervereins vom nächsten Donnerstag wird vorgeschlagen, den „Verein“ als solchen aufzulösen und ihn in eine neue, offene Gönner-Organisation zu überführen
- der Internet-Auftritt wird noch 2007 neu gestaltet und kombiniert mit einem neuen, „Schweizerischen“ Adipositas-Forum für Betroffene
- die öffentliche Präsenz der Stiftung soll durch verschiedene Aktivitäten und Events verstärkt werden
Eine interessante Feststellung konnten wir machen. Die Aufsichtsbehörde, das Eidgenössische Departement des Inneren bzw. dessen Stiftungsaufsicht, hat uns letztes Jahr aufgefordert, in der Rechenschaftsablage künftig die verschiedenen Aufwendungen für unsere Projekte und Leistungen im Dienste der Betroffenen separat auszuweisen, um festzustellen, wie hoch der allgemeine Verwaltungsaufwand ist.
Wir haben die Zuordnung der verschiedenen Kosten auf die einzelnen Tätigkeiten und Aktivitäten nach bestem Wissen und Gewisse vorgenommen… und sind auf einen Verwaltungsaufwand von rund 9 Prozent gekommen. Das ist ein Resultat, das sich im Quervergleich mit der Nonprofit-Welt absolut sehen lassen kann. – Der wichtigste Posten ist dabei der Aufwand für die schriftliche und telefonische Beantwortung von Fragen zum Thema Übergewicht. Wenn wir den Aufwand durch die Anzahl der Anfragen teilen, so lautet das Ergebnis: 20 Franken pro Antwort. Die Auskunft ist für Mitglieder bzw. Gönner gratis. Es lohnt sich, dabei zu sein. – Wer sich für unseren Jahresbericht im Wortlaut interessiert, kann ihn hier beziehen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
Nein, nicht Eisbär Knut ist gemeint. Der ist zwar wonnig und pelzig und ein super Aushängeschild für den Berliner Zoo, aber hier geht es um den offenbar schwersten Säugling aller Zeiten.
Bluewin hat ein Reuters-Video in seinen Newsdienst gestellt und man kann ihn sich ansehen, den 25 Kilo schweren, 15 Monate alten Burschen namens Mateus Araujo aus Brasilien, der aussieht wie ein Bonsai-Sumo-Ringer, so schwer, dass ihn seine Mutter kaum von Boden aufzuheben vermag, wenn sie ihn hochnimmt, um ihm die Brust zu geben.
Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Wie kommt es, dass der Kleine so viel Fett angesetzt hat, wo er doch seit seiner Geburt offenbar nichts zu sich nimmt als Muttermilch!? Was lief schief? Hierzulande wird Stillen als eine der wesentlichen Massnahmen zur Vorbeugung von kindlichem Übergewicht propagiert… und jetzt dies! – Eine Ausnahmeerscheinung, für die es noch keine medizinische Erklärung gibt?
Die Medienmeldungen sind zum Teil widersprüchlich: da ist in einem Kurzbericht, der weltweit verbreitet wurde, die Rede von der „Diät eines Spezialisten“, welcher die Mutter diese extreme Gewichtszunahme zuschreibt…in andern Quellen wird ein Interview mit der Mutter zitiert, in dem sie sagt, sie habe ihn bisher nur gestillt…
Normalgewichtig kam er mit 3,6 Kilo zur Welt. Mit 3 Monaten wog er schon 10 Kilo, mit 15 Monaten hat er das Gewicht eines siebenjährigen Kindes… und wenn er in diesem Tempo weiter zulegt, so wird er mit 16 Jahren 400 Kilo wiegen, hat man berechnet. – Ein Fleisch und Fett gewordenes Menetekel für etwas, das wir noch nicht abzusehen vermögen.
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|