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Von Heinrich von Grünigen um 22:34 |
Eine Diät, die gar keine ist, ist wie ein schwarzer Schimmel. Oder so ähnlich. Die Kunde kommt natürlich aus Amerika. Auch dort hat es sich herumgesprochen, dass vor immer neuen Wunderdiäten gewarnt wird. Und auch dort beginnt sich die Erkenntnis auszubreiten, dass es müssig ist, auf die Wunderpille zu warten, die uns schlank macht, ohne dass wir selber dazu beizutragen hätten.
Also muss es doch noch irgend etwas anderes geben, das weder eine Diät noch eine Pille ist und das man den heilsgläubigen Dickerchen gegen gute Dollars verkaufen kann… was mag das bloss sein?
Eben: die Un-Diät, in Form eines Sprays! Und weil ein Spray allein etwas gar mickrig wirkt, gibt es grad deren drei: drei handliche kleine Zerstäuber, die in jede Tasche passen, und deren Inhalt unterschiedlich zusammengemixt ist. Der erste – er heisst Weightshield (Abwehrschild gegens Gewicht) – wird am Morgen vor dem Frühstück in den Mund gesprayt und soll den Stoffwechsel in Schwung bringen und die Fettverbrennung ankurbeln. – Der zweite – er heisst Appease (beruhigen, beschwichtigen) – wird vor dem Abendessen eingesprüht und soll den Appetit dämpfen mit Stoffen aus dem Hoodia-Kaktus, den die Buschmänner seit tausend Jahren benutzen, und aus Citrin K, dem sagenhafte gewichtsreduzierende Fähigkeiten nachgerühmt werden. – Der dritte Spray heisst Simply Trim (was man mit „einfach perfekt“ übersetzen könnte) und enthält einen schillernden Mix aus allen Substanzen, die irgendwie mit Gewichtsabnahme in Verbindung gebracht werden, und den soll man mittags benutzen und überhaupt immer, wenn einem während des Tages nach Essen gelüstet.
Präsentiert wird UnDiet auf der entsprechenden Website von knackigen jungen, nabelfreien Damen, die sofort den Gedanken wecken, dass genau so auch aussehen wird, wer sich das Zeugs nur kräftig in Mund und Rachen sprüht. – Lukrativ ist es allemal, kostet doch ein Dreierset der Sprays knapp 70 Dollar, und soll eine Woche halten,
Mir wird schwindlig, wenn ich mir vorstelle, mit welch hoffnungsvollen Gefühlen zig-Tausende von Adipösen nach diesem Strohhalm greifen mögen… da fällt mein Blick zum Glück im Wörterbuch noch auf eine weitere Bedeutung des Ausdrucks „trim“: amerikanisch/familiär bedeute dies so viel wie „übers Ohr hauen„… Simply Trim, bei jeder Gelegenheit. Ein ehrliches Motto!
PS: Ich mag auch gar nicht daran denken, was so eine Sprayerei mit all diesen aromatisierten Sonderstoffen auf der Zunge und in der Mundschleimhaut anzurichten vermag. Im Schmauen-Kurs hat man mir erklärt, dass die Geschmacks-Wahrnehmungs-Zellen im Mund die sensibelsten Nerven sind und dass zum Beispiel schon das Rauchen eine richtige Aroma-Empfindung gefährden kann… ich bin eben dabei, den vielfältigen Reichtum alltäglicher Speisen neu zu entdecken… völlig ungetrimmt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:03 |
Man nehme: eine Familie in einem Land. Bringe sie dazu, ihre kompletten Einkäufe für eine ganze Woche an einem einzigen Tag zu tätigen und die Lebensmittel malerisch zu arrangieren. Und dann mache man das mit Familien rund um den Erdball… und so erhält man ein absolut spannendes Abbild der Nahrungs-Situation auf allen Kontinenten.
Der Fotograf Peter Menzel und die Journalistin Faith d’Aluisio haben dies gemacht und insgesamt 30 Familien in 24 Ländern hinter dem abgebildet und beschrieben, was sie im Laufe einer Woche verzehren. – Die deutsche Ausgabe von GEO hat 2005 eine erste Auswahl der Bilder veröffentlicht mit Familien aus Asutralien, dem Tschad, China, Ecuador, Deutschland, Kuweit, Okinawa, Polen und USA.
Die Bilder sprechen für sich. Sie zeigen auf, in welchen Ländern die Menschen noch „natürlich“ von den Produkten ihres Landes leben, und wo der Speiseplan dominiert wird von vorfabrizierten, verarbeiteten Lebensmitteln. Und es liegt nahe, zu kontrollieren, wo sich wohl am meisten Übergewicht abzeichnet. Der Kommentar im GEO-Text formuliert eine harte Aussage: Übergewicht ist die normale Reaktion des Körpers auf eine krankmachende Umwelt.
Die Spanische Zeitung El Pais publizierte alle Bilder und es ist spannend, diesen bunten Reigen durchzublättern. – Schliesslich sind alle Bilder, ergänzt mit 600 Rezepten, auch als Buch erschienen… – Ketzerische Frage in vorweihnächtlichen Tagen: wie lange mag es wohl noch dauern, bis auf allen Tischen in allen Ländern die gleichen Packungen und Marken der gleichen globalen Foodproduzenten stehen? – Wetten werden angenommen.
PS: Erste Erfahrungen mit „Schmauen“ sind positiv. Man gewöhnt sich rasch daran und hat plötzlich an einem einzigen Stück Brot zum Frühstück „mehr“ als früher an dreien, auch ohne Butter und Konfitüre… und im Restaurant ist es mir seit langer Zeit zum ersten Mal wieder passiert, dass ich den Teller nur zur Hälfte leer essen mochte, nicht „bewusst“, sondern weil ich einfach satt war. Das fängt ja gut an.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:13 |
Anfang dieses Jahres war es. Da bin ich beim Stöbern auf der Suche nach einem Thema auf einen mir bis dato unbekannten Begriff gestossen: Schmauen.
Ich schrieb meinen Blog und staunte nicht schlecht, als sich wenige Tage danach der Erfinder dieses Kunstwortes – Zusammengesetzt aus Schmecken und Kauen – bei mir meldete: er war beim Googeln auf meinen Text gestossen… – Nun, vor zehn Tagen hat sich Jürgen Schilling wieder bei mir gemeldet. Er werde am 2. Dezember in Wallisellen ein Schmauen-Seminar veranstalten, ob mich das interessiere und ob ich allenfalls auf der SAPS-Website einen Hinweis bringen könnte.
Ich konnte und es interessierte mich. Um 11 Uhr fand ich mich heute im Seniorenzentrum Wallisellen ein. Rund sechzig Leute waren schon da und ein TV-Team von der SF 1-Sendung PULS, die am Montag, 8. Januar 2007 kurz berichten wird. – Schilling, ganz routinierter Entertainer, hob ab zu einer insgesamt vierstündigen Performance, in deren Verlauf er die andächtig lauschenden Teilnehmerinnen (und einige Teilnehmer) in die von ihm entwickelte Kunst der „richtigen“ Nahrungsaufnahme einführte.
Wie es sich für ein Seminar gehört, wurden wir Schritt für Schritt mit Theorie und Praxis vertraut gemacht. Wir lernten, wie man ein kleines Stück trockenen Brotes nur mit Speichel und einer saugend-massierenden Bewegung der Zunge am Gaumen in seine geschmacklichen Bestandteile und Nährwerte zerlegt, wie man diese Elemente aus dem Speisebrei herausschmecken und so auch den Unterschied zwischen naturbelassenen und „behandelten“ Produkten auf der eigenen Zuge erfährt.
Wir lernten, wie man lernen kann, die Speisen lange im Mund zu behalten und so lange zu kauen, bis der Prozess der Zerlegung der Kohlenhydrate einsetzt und ein angenehm süsses Empfinden die Mundhöhle erfrischt… wir erfuhren etwas über die meditativen Aspekte, dem Yoga verwandt, weshalb Schilling sein Seminar auch unter das Motto „Yoga des Kauens“ gestellt hatte… – Diese Revolution des Kauens ist einfach zu erlernen. Sie ist ausführlich beschrieben im Buch „Kau dich gesund!“, und – davon ist Schilling überzeugt – wäre, würde sie konsequent angewandt, die Lösung für die Adipositas-Prävention, ein Mittel gegen Diabetes (ein medizinisches Gutachten bescheinigt entsprechende positive Auswirkungen) und überhaupt der Schlüssel zu körperlichem Wohlbefinden.
Ich bin von der Einfachheit dieser Methode angetan und habe im Sinn, sie bis auf weiteres auszuprobieren. Ich kenne zwar – leider – die Grenzen meines Durchhaltevermögens. Man wird davon hören. Ganz nach dem Motto: Sch(m)auen wir mal!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:48 |
So hoch sind die geschätzen Kosten, die in der Schweiz durch Übergewicht verursacht werden. – Ist das viel? Ist das wenig? In welcher Relation steht ein solcher Betrag zu den Gesamtkosten in unserem Gesundheitswesen?
Zunächst: die Zahl stammt aus dem Jahr 2003. Seitdem hat sich die Übergewichtsproblematik markant verschärft, auch in unserem Land. Es gab eine Schätzung aus dem Bundesamt für Gesundheit, dass die Krankheiten, die im weitesten Sinn mit „falscher“ Ernährung zu tun haben, rund 13 Milliarden kosten, das wäre knapp ein Drittel der ganzen Gesundheitskosten.
Die oben genannte Zahl steht in einem Artikel, den heute der TagesAnzeiger publiziert hat. Allerdings nicht im Artikel selbst, sondern in einer Tabelle, die zur Illustration dient und in welcher die Folgekosten für die verschiedenen Krankheiten aufgeführt sind. An erster Stelle kommen Berufsunfälle und Berufskrankheiten (18,3 Milliarden), dann folgt der „arbeitsbedingte Stress“ mit 16,8 (aber 11 Milliarden davon werden als sog. „immaterielle Kosten“ ausgewiesen, unter anderem als „Verlust an Lebensqualität“). Die Unfälle im Strassenverkehr schlagen mit 13 Milliarden zu Buche, auch hier sind 9 davon „immateriell“. Tabak kostet 11 Milliarden, die Hälfte davon immateriell. Psychische Störungen: 8 Milliarden (keine immateriellen Kosten), Alkoholmissbrauch 7 (4,5 davon immateriell), Drogen 4 Milliarden, davon knapp eine halbe immateriell… und ganz am Schluss der Hitparade kommt das Übergewicht mit seinen mickrigen 2,85 Milliärdchen und ganz ohne immaterielle Nebenkosten…..
Das ist eine skandalöse Darstellung, sorry. Wer das sieht, muss sich fragen: Was soll denn das ganze Gedönse mit der Adipositas-Epidemie, wenn das hier im Vergleich so wenig kostet? Wussten wirs nicht schon immer, dass es viel gravierendere Gesundheitsprobleme gibt? Hört endlich auf mit eurer Adipositas-Hysterie!
Fakt ist, dass heute erstmals die Lebenserwartung der Jungen wieder kürzer sein wird als die der Alten. Fakt ist, dass sich diese Kosten von Jahr zu Jahr steigern werden, da es um eine chronische Krankheit geht, die nicht zu heilen, nur allenfalls durch Prävention zu verhindern ist. Die Kosten – wenn sie denn aktuell und realistisch eingeschätzt wären – werden mit jedem Jahr steigen. Aber eben (und das steht dann im Text): die Schweiz gibt lediglich 2,2 Prozent der Gesundheitskosten für Prävention aus. Das ist eine lächerlich kleine Summe. In den OECD-Ländern sind es im Durchschnitt 3 Prozent, immerhin.
Gut, dass die Behörden sich nicht irritieren lassen und endlich die Zeichen der Zeit erkannt haben. Ab 2007 wird eine Aufklärungskampagne anlaufen, die hoffentlich etwas bewirkt. Auch wenn es nur einige Millionen sind, wenige Tropfen im grossen Gesundheits- und Krankheits-Teich… es bleibt zu hoffen, dass sie Wellen werfen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:32 |
Vor 10 Jahren wog ich 165 Kilogramm. Das war der Kulminationspunkt meiner Adipositas-Karriere, die irgendwo begonnen hatte, als ich Mitte Zwanzig war, nach einem Unfall nicht mehr Sport treiben durfte, mit Rauchen aufhörte, Autofahren lernte und mich beruflich so weit verbesserte, dass die Arbeitsessen üppiger wurden… Ich durchlief die landesübliche Jo-Jo-Laufbahn, machte alle denkbaren Irrsinnsdiäten, nahm ab und immer wieder zu, bis mir das Leben wirklich schwer fiel.
Unter ärztlicher Leitung – und ohne Operation – nahm ich in drei Jahren 35 Kilo ab, stellte meine Essgewohnheiten um, versuchte mich zaghaft etwas mehr zu bewegen… und es gelang mir, das neue Gewicht einigermassen zu halten, wenn auch mit „saisonalen Schwankungen“. Eigentlich sollte und wollte ich noch weiter abnehmen, obwohl ja schon die Verhinderung des neuerlichen Jo-Jo-Effekts an sich ein Erfolg war.
Aber es wollte und wollte nicht so recht klappen. Wenn ich streng mit mir selber war, mir Zwischenknabbereien und Süssgenüsse versagte, dann sank das Gewicht und vermittelte mir die nette Gewissheit: „Du kannst ja, wenn du willst!“ – Was mir aber nur als Rechtfertigung diente, bei der nächsten Einladung wieder einen Dessert-Nachschlag zu nehmen – ich konnte ja, wenn ich wollte. Nur eben heute grad nicht.
So hat sich die Grenze langsam wieder nach oben verschoben, unmerklich fast, unterbrochen von neuen Ansätzen zwar und immer noch innerhalb der Spanne der Toleranz meines elastischen Gürtels, so dass ich keine neuen Löcher stanzen musste. Mein Ziel war und ist es, trotz aller Schwankungen wenn immer möglich unterhalb des 140-er-Limits zu bleiben. Und steigt der Pegel aus besonderem Anlass mal doch darüber, dann wird er in den Tagen darauf unerbittlich wieder herunter geholt. Ich kann ja, wenn ich will.
So hat es mich heute wie ein Keulenschlag doppelt hart getroffen: Kurt Aeschbacher, in dessen Talk-Show vom 7. Dezember ich zum Thema „Size matters“ eingeladen bin, bezeichnete mich in der Vorschau auf die nächste Sendung heute als „150-Kilo-Mann“! – Weight matters. Ich hätte nicht gedacht, dass mir diese 10 angedichteten Kilos so schwer aufliegen würden. Ist es eine Form von Eitelkeit?
Jedenfalls macht mich diese Aussage perplex. Was soll ich tun? Soll ich mich der Macht des Mediums beugen und in der kommenden Woche mir nun die fehlenden 20 Pfunde noch anfuttern? Oder soll ich die Redaktion Lügen strafen und noch eine Woche lang abnehmen auf Aeschbacher komm raus, um dann elegant und federnd ins Studio zu wippen und den Showmaster zu verblüffen? Ein Dilemma par Excellence, dem ich mich am Ende nur dadurch entziehen kann, dass ich es ignoriere. Size doesn’t matter, after all…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Wieder hat eine Gruppe von Wissenschaftern an der Universität Illinois etwas herausgefunden, was eigentlich logisch ist, vom gesunden Menschenverstand her… aber wenn es wissenschaftlich hinterlegt ist, evidenzbasiert und universitär „bewiesen“, dann glauben wir es auch.
Es geht um die Portionengrösse beim Essen. Wer sein Gewicht reduzieren will, muss die Nahrungsaufnahme kontrollieren. Die „richtige“, sprich ausgewogene Zusammensetzung, der Verzicht auf zu viel Fett und übermässige Kaloriendichte… dafür gibt es ja viele, nützliche Empfehlungen und Rezeptsammlungen. Je genauer und konsequenter man diese befolgt, umso eher stellt sich der Erfolg ein. Das haben wir alle, die wir uns mit Übergewicht herumschlagen, am eigenen Leib mehr als einmal erlebt.
Aber eben: Disziplin muss sein! Und wenn sie nächlässt, hält wieder der böse alte Schlendrain einzug und verbündet sich mit dem inneren Schweinehund. – Die Forscher haben nun ein vergleichendes Experiment angelegt: Es wurden zwei Gruppen von übergewichtigen und adipösen Menschen gebildet. die eine bekam strikte Anweisungen, wie sie sich ihre Mahlzeiten zubereiten sollten… und die andern erhielten täglich zwei fixfertig zubereitete, portionierte Mahlzeiten vorgesetzt.
Und was auf der Hand liegt, das trat auch prompt ein: die Gruppe mit den fertig portionierten Essensgaben nahm im Schnitt 7,4 Kilo ab, die Leute, die sich ihre Mahlzeiten selber machten, brachten es in der gleichen Zeit nur auf 5,1 Kilo… warum? Weil es bei freiem und individuellem Zugang zu den Lebensmitteln viel leichter fällt, der Versuchung zu erliegen und mal einen Bissen zu viel zu nehmen, sei es während des Kochens, oder doch nicht so pingelig auf die Waage zu schauen…
Ich jedenfalls habe das mehr als einmal durchgemacht: wenn ich mich mit der Briefwaage und dem Tropfenzähler minuziös an die Rezepturen gehalten habe, dann war die Gewichtsabnahme am deutlichsten. Sobald ich mich – noch immer mit den „richtigen“ Lebensmitteln – aber auf mein Gefühl verliess, nach dem leider weit verbreiteten Rat: Iss, wonach du Lust hast – dein Köroper wird dir sagen, wann es genug ist, sobald ich dieser Empfehlung folgte, nahm ich wieder zu. Entweder habe ich jeweils meinen Körper nicht verstanden… oder er hat absichtlich nur undeutlich zu mir gesprochen.
Zuzutrauen wäre es ihm.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Erschütternder Bericht im Sat.1-Magazin AKTE 06 über Steffen S., der 40 Jahre alt ist und 200 Kilo wiegt. Er war sein Leben lang übergewichtig, hat schon alles probiert und nichts hat genützt. Gelenkschäden und Diabetes machen seinen Alltag zur Qual.
Die Ärzte sind sich einig: hier hilft nur ein chirurgischer Eingriff, aber die Kasse lehnt die Kostengutsprache ab, ohne Begründung, wie es aussieht. Der Spezialist kann das nicht begreifen: 5’000 Euro würde die Operation kosten… auf rund 50’000 Euro beläuft sich der geschätzte Aufwand für die Behandlung der Folgekrankheiten in den nächsten Jahren.
Das ist es, was auch hierzulande so schwer zu verstehen ist: dass die Kassen bei der Übernahme der OP-Kosten klemmen, aber nicht zögern, die Aufwendungen für eine Langzeit-Therapie zu begleichen. Wo bleibt hier der kommerzielle Verstand? – Zurzeit liegt ein Vorstoss der Fachärzteschaft bei den zuständigen Stellen im Bundesamt für Gesundheit, es sei die „Schwelle“ für die Kostenübernahme bei adipositasbedingten Magenoperationen von BMI 40 auf 35 zu senken. Dieser Wert (in Verbindung mit Begleit-Erkrankungen) gilt in ganz Europa. Die Schweiz macht hier wieder einmal die Ausnahme-Insel.
Wenn man die nachgewiesene Kosteneffizienz der chirurgischen Eingriffe im Verhältnis zu den andern Langzeit-Behandlungskosten kennt, dann dürfte es eigentlich gar keine Diskussion darüber geben, dass diese Senkung nicht nur vielen Betroffenen viel Leid ersparen könnte, sondern dass sie darüber hinaus noch kostengünstig und gesundheitsökonomisch sinnvoll ist.
Wie kann man solche Erkenntnis auf rationale Weise vermitteln? – Hier gleichen sich die Bilder in Deutschland und in der Schweiz: die Kassenwarte sind noch tief im Vorurteil befangen, Adipöse seien an ihrer Krankheit selber Schuld. Was muss geschehen, dass es zu einem Umdenken kommt?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:56 |
Was sollen wir von dieser Meldung halten, die heute verbreitet wurde: McDonald’s lanciert in China an den Schulen eine Kampagne gegen Übergewicht.
Das ist, als ob der alte Zino Davidoff eine Aktion gegen das Zigarrenrauchen starten würde… China galt ja bis vor wenigen Jahren noch als ein Hort des heilen Körpergewichts. Ich erinnere mich, dass ich mal einen Akupunktur-Experten bragte, ob man denn mit den Nadeln nicht auch etwas gegen Übergewicht machen könnte, und die Antwort war klar: Nein. Dann plötzlich tauchten die ersten TMC-Anbieter auf, die Programme gegen Adipositas auf den Markt brachten. Vor zwei Jahren war es, da machte ich ein halbes Jahr lang bei einem Test mit. Zweimal die Woche rammte mir der Medizinmann aus Fernost die langen Spezialnadeln tiiief in das Bauchfett, bis sie weit innen die richtigen Meridiane trafen, wo die Elmsfeuer ins Funkeln kamen und die kurzen Schmerzesblitze zuckten… Do you feel it? fragte er jeweils, während die Nadeln in die Tiefe glitten, bis ich wie elektrisiert zusammenfuhr… – Wie kommt es, hatte ich gefragt, dss man nun in China plötzlich den Nutzen der Nadeln gegen Fettsucht erkennt? Daran sei der westliche Lebensstil Schuld, war die Antwort. Der Junk-Food aus Amerika, der immer mehr Verbreitung finde… das habe dazu geführt, dass neue, bisher nicht bekannte Techniken entwickelt werden mussten.
Bei mir hat die Nadelkur nicht sonderlich genützt. Vielleicht wollte ich deren Wirkung zu explizit auf die Probe stellen, indem ich mir in dieser Zeit keinen Zwang beim Essen antat, und so zur Erkenntnis kam, dass auch der versierteste Nadelmann nichts erreichen kann, wenn nicht gleichzeitig Energiezufuhr und -verbrauch im Lot sind.
Und nun also Ronald McDonald, der rotgekleidete Clown und Kinderfreund, als Instruktor an Chinesischen Schulen! Viel dreister ist das kaum vorstellbar: auch wenn es offenbar eine Weisung gibt, dass die „eigenen“ Nahrungsmittel nicht erwähnt oder gar propagiert werden dürfen, so wird damit doch das Firmenlogo und das grossfüssige Maskottchen – mit staatlicher Genehmigung durch die Gesundheitsbehörde – nachhaltig in der kindlichen Wahrnehmung verankert: Wenn der liebe Ronnie mir so schön erklärt, was gut und gesund für mich wäre, dann kann doch nur gut und gesund sein, wofür er selber auf Plakaten, in TV-Spots und vor den schmucken Imbissbuden steht… also nichts wie los und auf ihn mit Gebrüll. (In China gibt es zurzeit 775 McDonald’s-Filialen. Bis in zwei Jahren sollen es 1000 sein. Man muss ja schliesslich für den Ansturm der Kids gewappnet sein.)
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Ein braver Mann, der Markus Dürr, seines Zeichens Regierungsrat im Kanton Luzern und derzeit Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren GDK!
In einem Interview hat er sich zum Thema des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen geäussert und dabei eine Reihe von Massnahmen angesprochen, die seit einiger Zeit auf der Wunschliste stehen der Organisationen wie der SAPS, die sich für die Thematik der Adipositas-Prävention engagieren.
Als erstes schlägt Dürr vor, ein Fahrverbot rund um Schulhäuser zu erlassen, damit die Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto direkt vor die Schule karren können. -Tapfer! Unterstützenswert! Das heisst dann aber auch, dass im gleichen Zug jene baulichen Massnahmen zu treffen sind, mit denen Fusswege sicherer werden, und dass es einen Aufsichtsdienst geben muss, der gegen Gewalt auf dem Schulweg einschreitet. Aber das Problem ist lösbar, es braucht nur den politischen Willen dazu.
Obligatorisches Morgenturnen in der Schule wäre eine weitere Massnahme, sodann ein Verbot von Süssigkeitsautomaten im Umfeld der Schulen… – In der aktuellen Charta der WHO gibt es noch viele Aktionen, die vor allem auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind. Da ist es gut, in dem CVP-Mann einen Verbündeten zu wissen, denn die meisten der möglichen Massnahmen sind ohnehin auf kantonaler und kommunaler Ebene umzusetzen. Es ist wichtig, einen Mann an der Seite zu haben, der eine klare Absage erteilt an unseren Gesundheitsminister, der nicht müde wird zu betonen, dass nach seiner Ansicht der Staat „im Teller des Bürgers nichts zu suchen“ habe… Hier spricht Dürr Klartext: «Wenn die Eigenverantwortung nicht genügt, muss die Politik einschreiten.»
Herr Dürr, wir zählen auf Sie, wenn es so weit ist.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:39 |
Wenn wir von der Nährwert-Deklaration auf Lebensmitteln reden, dann stellt sich natürlich die Frage, ob diese auch zuverlässig ist.
In Australien – so berichtet der Sydney Morning Herald – gibt es seit 2002 verbindliche Richtlinien. Jetzt hat eine Analyse von zahlreichen Produkten gezeigt, dass auf den Nährwertetiketten bei über 80% der Produkte mindestens bei einem der genannten Inhaltsstoffe die Angaben nicht stimmten.
Bei einer bestimmten Chips-Sorte war der Gehalt an Transfetten 13 Mal höher als auf der Etikette angegeben. Produkte, die damit werben, dass sie wenig Fett und wenig Salz enthalten, haben überdurchschnittlich oft falsche (zu tiefe) Angaben. Die Lebensmittel-Behörden sind beunruhigt. Wer sich bewusst ernähren will und die Angaben auf den Packungen besodners aufmerksam beachtet, der läuft in erhöhtem Masse Gefahr, durch diese Werte irregeführt zu werden.
Für den Test hatte man von den einzelnen Produkten an fünf verschiedenen Tagen eine Portion eingekauft, um sicher zu stellen, dass es sich nicht um kurzfristige Schwankungen handelte. Von den 19 Produkten, die wenig Fett und wenig Kalorien haben sollten, enthielten ein Viertel zu viel Fett und zwei Drittel hatten mehr Kalorien, als angegeben; ein Drittel enthielt zu viel Zucker.
Eine Umfrage hatte zudem gezeigt, dass die Konsumenten den Angaben auf dem Etikett umso mehr vertrauten, je „genauer“ hinter der Kommastelle sie sich gaben… weil das wissenschaftlich und seriös wirkte… aber solche Details bringen dem Verbraucher wenig Nutzen; besser wäre – folgern die Behörden – eine einfache und verständliche Ampel-Deklaration.
Vielleicht, räumen die Forscher ein, wird hier nicht absichtlich geschummelt, denn es kann sowohl bei der Produktion wie auch bei der Messung zu systembedingten Ungenauigkeiten kommen. Die Regulierungs-Behörde kommt daher zum Schluss, dass sie Toleranz-Bereiche einführen muss, wie sie bereits in Japan, Taiwan und Thailand zur Anwendung kommen… – Man kann vom Ausland lernen.
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