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Von Heinrich von Grünigen um 22:24 |
Wie eine Bergziege schnurrt die Zahnradbahn den steilen Hang hinan, von Vevey zum Aussichtspunkt „Les Pléiades“, 1348 Meter über Meer. Vorher ging es durch dicht bebaute Dörfer mit vielen Luxusvillen, hoch über dem Genfersee, mit Blick auf die französischen Schneeberge. Junge Männer sind mit im Zug, sie haben ihre gefederten spezial-Mlountain-Bikes dabei und ziehen plasticverstärkte Panzerkleidung an, so dass sie aussehen wie die Ninja-Turtles, ehe sie von der Bergstation aus wieder ins Tal brausen…
Wir kehren im Bergrestaurant ein, benannt nach dem Siebengestirn der Plejaden. Von der Terrasse aus ein kühner Blick über den grossen Bogen des bassin lémanique bis hinauf nach Genf, das sich klar am Horizont abzeichnet. Und gleichzeitig reicht das Auge bis weit hinein ins Greyerzer Land, tief unten schlängelt sich die Autobahn, ein gewundenes Strässlein, auf dem winzige Punkte langsam dahinziehn.
Es ist ein wunderschöner Ort, um bei gutem Wetter die Schwere der Tiefe hinter sich zu lassen. Das Gras auf den Bergmatten wird langsam grün, vor wenigen Tagen lag hier noch Schnee, und doch ist alles schon vorbereitet auf den Ansturm der Frühlingstouristen. Bergluft macht hungrig und wir lassen uns ein einfaches Essen schmecken, zum Abschluss dieses Meetings der Veteranen, ehe es zurück geht, mit dem Zug wieder nach unten und heim in die Städte. Auf Wiedersehn, melde dich mal, wär doch schön, jaja, sicher, bis dann, man sieht sich…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Einige sind etwas runder geworden. Man legt zu, wenn man ruhiger lebt und das Dasein geniesst. – Wir treffen uns dieses Jahr in Montreux zur Generalversammlung eines ganz speziellen Vereins. Es sind die früheren Angehörigen der militarisierten Medien, genannt Abteilung Presse und Funkspruch, kurz APF.
Gut dreissig Mitglieder haben sich eingefunden, Vereinsleben eben mit Protokoll und Jahresbericht und und Mitgliederbeitrag und Rechnung, Revision, Décharge und Budget… alles läuft easy und unkompliziert, mit militärischer Routine, wie wir das jahrelang in zahlreichen Uebungen einstudiert haben. Näheres dazu ist nachzulesen auf einer speziellen Website, die aus Anlass der heutigen Tagung aufgeschaltet wurde.
Neben den statutarischen Geschäften geht es vor allem um Pflege der Kameradschaft, ums Austauschen und Auffrischen von Erinnerungen und nebenbei auch um kulinarisches Erleben, das in Montreux nicht zu wünschen übrig lässt, wenn man die richtigen Leute mit der Organisation betraut. – Ich muss mich kurz fassen, die Kameraden warten an der Bar beim Mitternachtstrunk, Morgen gehts wieder weiter, vielleicht kann ich den einen oder anderen noch überreden, dass er Mitglied wird bei der Adipositas-Stiftung.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:53 |
Nach einer Sitzung gehen wir zum gemeinsamen Essen. Es ist ein gutes Lokal und ich bin gespannt, wie ich mit meinem No-Carb-Speisezettel über die Runden des vorbestellten Menus komme. Aber es geht erstaunlich gut.
Die erste Vorspeise besteht aus zwei Spargeln mit etwas Rührei, ideal für meine Zwecke. Die zweite Vorspeise sind zwei Ravioli mit Hackfleisch-Morchel-Füllung: ich operiere diskret die Füllung aus der Teigverpackung und habe kein Problem. Dann kommt der Hauptgang: ein Stück Rindfleisch, noch etwas saignant, dazu Gemüse, und auf den Kartoffelgratin verzichte ich, da kann er mich mit seiner glänzend-knusprigen Käsekruste anmachen, wie er will, es nützt ihm nichts. Erst beim Dessert muss ich passen: das luftige Rhabarber-Tiramisu passt nicht ins Konzept, ich muss um einen kleinen Käseteller bitten, der aber dann absolut hält, was das Tiramisu versprochen hatte.
Mit den Tischgenossen entspinnt sich ein Gespräch darüber, was nun an Ernährungstheorie gerade „in“ sei, wie schwer es falle, auf Kohlenhydrate zu verzichten („Ich könnte keinen Tag leben ohne Brot!“), über Sinn und Unsinn der Gewichtsreduktionsprogramme, deren Kosten und Wirksamkeiten… Mein Nachbar zur Rechten ist emeritierter Kinderazt und interessiert sich für die Erfahrungen, die wir im Austausch mit unserer Klientel am Stiftungs-Telefon machen.
Der Begriff „eBalance“ ist ihm bekannt, er hat das aber spontan für einen Marketing-Gag gehalten. Als ich ihm versichere, dass es sich um ein wissenschaftlich abgestütztes, seriöses und voll vertrauenswürdiges Angebot handelt, sagt er, dann wolle er es auch mal ausprobieren.
Bin gespannt, ob er heute schon zu meinen Lesern zählt. Viel Erfolg, Herr Doktor!
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Von Heinrich von Grünigen um 22:57 |
Ha! Dachten wir’s doch! Nun ist der Beweis da, schwarz auf weissem Forschungspapier. Wissenschaftlich bewiesen, was wir bisher nur instinktiv gewusst haben wollen: Kinder, die regelmässig Fast Food essen, sind öfter übergewichtig als die andern…
Das hat das Forschungsinstitut für Kinderernährung der Universität Bonn herausgefunden, im Rahmen einer Langzeitstudie (die seit 21 Jahren läuft und für die 7’400 Ernährungsprotokolle von Kindern und Jugendlichen zwischen einem und 18 Jahren erstellt und ausgewertet wurden.
„Jungen und Mädchen, die Fast Food verzehren, haben einen höheren Body-Mass-Index als ihre Altersgenossen“, fasst die Studienleiterin Dr. Mathilde Kersting das Resultat zusammen. Und zwar in allen Altersklassen, wie betont wird. – Weiter konnte ermittlet werden, dass die jugendlichen Fast Food-Konsumenten täglich bis zu 15 Prozent mehr Kalorien zu sich nahmen als die Kinder, die „normal“ assen, und dass sie überdies seltener Obst und Gemüse verzehrten, wodurch ihnen die für die Entwicklung wichtigen Vitalstoffe fehlten.
Heisst das nun, dass der „Sündenbock“ geschnappt, entlarvt und geständig ist? – Wohl nur bedingt. Die Argumente der Anbieter sind klar: Einmal pro Monat kann nicht schaden (was ja auch wahr ist) und solange wir nicht US-amerikanische Verhältnisse haben und die Kids nur noch in den Fast Food-Lokalen rumhängen, kann es noch nicht so schlimm sein.
Umso mehr bedeutet dies aber: Wehret den Anfängen, schafft Bewusstsein, informiert über die Zusammenhänge und Gefahren, klärt auf, bevor es zu spät ist. Die Industrie muss mitziehen, wenn sie glaubwürdig sein will.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:55 |
Es ist ein alter Streit: Ist Übergewicht primär genetisch bedingt oder ist es vor allem durch die (falsche) Lebensweise verursacht? Wer die Streitfrage auf ein simples „entweder-oder“ reduziert, macht ohnehin einen Fehler. Aber im einfachen Denken mancher Zeitgenossen ist die Frage sowieso schon beantwortet: Die Dicken essen zu viel und bewegen sich zu wenig, basta.
Dabei ist die Sache eben viel komplexer. – Genetisch vorgegeben ist auf jeden Fall das grundsätzliche Verhaltensmuster des Körpers: entweder er hat die (genetisch definierte) Eigenschaft, bei Überfluss an Energiezufuhr Reserven zu bilden – oder er gehört in die Kategorie der „verbrennenden“ Organismen, welche überflüssige Energie in nächtliche Wärme umwandeln und essen können, was und wieviel sie wollen, ohne je zuzunehmen. Man geht heute davon aus, dass etwa 30 Prozent zur Kategorie dieser „glücklichen Verbrenner“ gehören. Solange keine Hungersnot herrscht, haben sie es gut.
Die „anderen“ 70 Prozent sind genetisch so programmiert, dass sie Gewicht ansetzen (müssen), sobald sie „im Überfluss“ leben. Die haben es also wesentlich schwerer, mit dem überreichlichen Angebot an Nahrungsmitteln umzugehen, wenn ihnen gleichzeitig immer mehr Möglichkeiten geboten werden, Bewegung zu vermeiden. – Und dann kommen noch die genetischen „Spezialfälle“, bei denen durch „Defekte“ in der Gen-Struktur gewisse Funktionen gestört sind, die zur Steuerung des Essverhaltens durch geregelte Hunger- bzw. Sättigungsgefühle nötig sind. Hier hat die Forschung in jüngster Zeit einige Zusammenhänge aufgedeckt, die noch weiter zu vertiefen sein werden.
In der Zeitschrift „Science“ berichtet ein Forscherteam über eine neue Gen-Variante, von der man annimmt, dass sie massgeblich am Entstehen von Adipositas beteiligt ist. Bei einem breit angelegten Vergleich von DNA-Proben (von zehntausenden Probanden in USA) wurde das Gen „INSIGN2“ identifiziert, das bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung vorhanden ist und das auf die Bildung von Fettsäuren in der Leber einwirkt. – Wer in seiner Erbsubstanz über diese Gen-Variante verfügt, der hat ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko, an Adipositas zu erkranken.
Soweit die Studie, die durch verschiedene Vergleichs-Studien bestätigt wurde (wobei eine andere Studie nicht zu einer Bestätigung geführt hat). – Was können wir nun mit dieser Information anfangen? Sie bestätigt zunächst, dass nicht alle Menschen die gleichen (ungünstigen) Vorausetzungen haben, von Adipositas betroffen zu werden. Und dass bestimmte genetische Faktoren sich in ihrer problematischen Wirkung durchaus „verstärken“ können. Dies zu wissen oder gar für die eigene Situation durch einen Test bestätigt zu bekommen, kann eine grosse „Entlastung“ sein.
Das heisst freilich nicht, dass man in einem solchen Fall die ganze „Verantwortung“ nur auf die Gene abschieben kann. Sie spielen eine unterschiedlich wichtige Rolle, aber der Einzelne bleibt immer noch für sich selber verantwortlich. Er muss eine Veränderung wollen und sie auch – mit fachkundiger Hilfe – durchziehen. Dabei kann es hilfreich sein, etwas mehr über die Hintergründe und über mögliche Ansätze zur Lösung zu wissen. Die findet man – ich weise gerne wieder mal darauf hin – auf der Linkplattform unserer Stiftung, von der aus man mit einem Klick in die ganze Cyberwelt der Adipositas-Information eintauchen kann. – Auf Wiederlesen!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Höchste Zeit, um nachzufragen! – Am 4. Dezember 2005, vor gut 140 Tagen, haben wir an dieser Stelle zum dritten (und vorläufig letzten) Mal über Lisa P. berichtet, das hässliche Entlein aus der Berliner Agglomeration, das sich in den jungen Chef eines Modehauses verliebt, der es aber gar nicht zur Kenntnis nimmt.
Lisa ist etwas pummelig, ein Landei, in der TV-Soap hervorragend durch die Maske gestaltet mit einem „Fett-Anzug“… und es gab – eben Ende des letzten Jahres – den Versuch, abzunehmen, und wir hofften, nun die Verwandlung zum weissen Schwan miterleben zu können, dank Gewichtskontrolle. – Aber gefehlt. Nach dem Intermezzo mit einer mehr als fragwürdigenb Pülverli-Diät wurde das „Abnehmen“ still und leise auf Eis gelegt…
Inzwischen, einige -zig Folgen später, spitzt sich die emotionale Lage der Herzen zu: Lisa hat sich auf den neuen Marketing-Mitarbeiter, den lustigen Roco Kowalski, eingelassen, der hat durch behutsame Förderung bewirkt, dass sie sich zu ihren Gefühlen und Wünschen bekennen kann… und prompt hat sie sich in ihn verliebt, der erste, noch scheue Kuss besiegelt die Wandlung. – Aber da holt das Schicksal sie ein: just in diesem Moment, da sie ihr Herz für den lieben Roco öffnet und den einst vergötterten David daraus verbannt hat, kommt dieser David angekrochen wie ein verliebter Dackel: er habe gemerkt, dass sie die Frau seines Lebens sei… Jetzt steht das vormalige Mauerblümchen zwischen zwei möglichen Lovern und muss sich entscheiden…
Was heisst das nun für unsere Verwandlungstheorie dank Abnehmen? Eigentlich gar nichts. Es sei denn, dass ihr die Herzensnot so sehr auf den Magen geschlagen hat, dass sie seit Wochen nichts mehr isst. Dies ist aber offenbar nicht so. Und doch, wenn man sie sieht, ist sie sichtlich erblüht, wirkt schlank, die künstlichen Polster an der Hüfte sind weg, sie strahlt in der Gewissheit, zu lieben und auch – gleich doppelt -geliebt zu werden…
Liebe als probates Schlankheitsmittel? Das Gegengewicht zur Volksweisheit, nach der die Liebe durch den Magen geht? – Liebe macht schön. Dass sie auch schlank machen kann, das erleben wir hier in Berlin mit. Und wer mehr darüber wissen möchte, kann auf der interaktiven Website von SAT.1 Lisas Leben im Detail mitvgerfolgen. Und was ich bei dieser Gelegenheit auch realisiert habe: die Serie wird auf der Website gesponsort von Weight Watchers. Ein geschickter Zug, mit Blick auf all die Vielen, die das Abnehmen nicht mit der Liebe allein schaffen können.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:23 |
2,8 Kilo sind wieder „zurückgekommen“ in diesen vier Wochen. Das ist für mich ein ansehnlicher Erfolg, denn sonst hat mich der Jojo-Effekt meist heftiger gebeutelt, wenn ich nicht mehr aufgepasst habe wie der sprichwörtliche Häftlimacher. Es besteht also die Chance, dass ich – bei konsequentem Verzicht auf die Ausnahmen von der Regel – bald wieder auf dem Weg nach unten sein werde. Die positive Differenz beträgt immer noch minus viereinhalb und es liegen die wzeiten vier Wochen der strengeren Art vor mir.
Aber dieses private Sörgeln ums Abnehmen nimmt sich fast etwas schäbig aus, wenn neben meinem Schreibtisch gleichzeitig die TV-Dokumentation läuft zum 20. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. – Der Film weckt bei mir Erinnerungen. Ich habe einen Teil der Auswirkungen des „Ereignisses“ in der Schweiz aus nächster Nähe miterlebt. Ich habe damals mit einer kleinen Equipe die Radio-Berichterstattung aus den unterirdischen Studios der Nationalen Alarmzentrale organisiert. Ein im Rückblick hoch sensibles Unterfangen. Die Bevölkerung war aufgewühlt, lechzte nach Informationen und verlässlichen Empfehlungen, war in Panik und verwirrt durch widersprüchliche Nachrichten aus dem Ausland, die zum Teil völlig unterschiedlich klangen, je nach der politischen Grundhaltung der jeweiligen Regierung.
Und es war extrem mühsam und desillusionierend, miterleben zu müssen, wie schwer sich die Verantwortlichen bei uns taten, bis sie eine wissenschaftlich fundierte Erkenntnis und Aussage so weit durch die politische Mühle gewalkt hatten, dass man sie übers Radio verbreiten konnte… – Dieses Prozedere erinnert mich in manchen Punkten an die heutige Diskussion über zu treffende Massnahmen im Umgang mit der Epidemie Übergewicht.
Ich weiss, der Vergleich ist frivol und vielleicht schockierend. Aber es gibt Parallelen. Adipositas ist eine schleichende Seuche, die vorhanden ist, auch wenn man sie lange nicht wahr haben will. Jede staatliche Massnahme oder Empfehlung hätte sofort Rückwirkungen auf den Markt, würde ganze Berufskategorien betreffen und hätte Einfluss auf den Alltag und dessen vertrauten Lebensstil. Das Thema betrifft – wie die Energiepolitik – das ganze Leben und fast die ganze Bevölkerung. Und so, wie man den Energieverbrauch mit Appellen und Empfehlungen allein (wie etwa Adolf Ogis geniale Eierkocherei) bis heute nicht in den Griff bekommen hat, so schwierig wird es sein, in nützlicher Frist jene Botschaften glaubwürdig zu kommunizieren, die ein nachhaltiges Umdenken in Sachen Lebensstil bei Ernährung und Bewegung von klein auf bewirken. – Aber soll man sich deswegen entmutigen lassen?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:41 |
Ich gebe es zu: das Schicksal des mutmasslicherweise gekidnappten, etwas fülligen Maskottchens des Sechseläutens hat mich in den letzten Tagen nicht sonderlich berührt. Die Frage nach seinem Verbleib liess mich trotz frühlingshafter Wärme kalt und ich habe keine Ahnung, ob er am Montagabend persönlich zum Autodafé anwesend sein wird, oder ob sein Ersatzmann für ihn in die feurige Lücke springen muss.
Aber die Idee hat etwas Berückendes: wenn man vor Ereignissen, welche die eigene Existenz nachhaltig berühren, sich einfach entführen lassen könnte, um dann die schwierige Aufgbe einem Stellvertreter zu überlassen, so liesse sich daraus ein ordentlicher Dienstleistungsbetrieb entwickeln.
Mir persönlich käme das im Moment sehr gelegen: am Montag ist mein Monat mit der „gemischten“ Ernährung zu Ende und es beginnt wieder eine strenge Low-Carb-Phase (die eigentlich eine No-Carb-Phase ist). Man hat mir zugestanden, in diesen letzten vier Wochen wieder etwas vom vorher abgenommenen Gewicht wieder zurückzugewinnen… Aber wie viel das genau gewesen sein wird, das weiss ich erst am Montagmorgen, wenn ich mich wieder auf die Waage stelle. Und da wäre es eben gar kommod, wenn statt meiner ein Ersatz-Böögg diese heikle Mission übernehmen würde, und ich selber in irgend einem Verlies auf den Moment warten könnte, wo alles vorbei ist.
Aber das ist ja der Trugschluss: es „ist“ nie vorbei. Bei der genetischen Veranlagung, in Zeiten des Überflusses die Energie als Fett-Depot einzulagern, statt sie laufend zu verbrennen (und das betrifft nach neueren Erkenntnissen etwa 70 Prozent der Bevölkerung) muss man sein ganzes Leben lang, Tag für Tag, auf vorsichtige Kalorienaufnahme und ein ausgewogenen Management achten, was den Energiehaushalt des Körpers betrifft. – Schön wär’s, wenn man einmal im Frühling einfach alles auf einem grossen Scheiterhaufen abfackeln könnte… aber die Methode Phönix in der Adipositas-Therapie bleibt erst noch zu erfinden. Da hilft auch kein Bööggnapping.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:23 |
Nach der gestrigen Aldi-Erfahrung ist mir heute der der MM-Migrosmarkt, in dem ich normalerweise meine Wochenend-Einkäufe tätige, wie der vertraute Tante-Emma-Laden ums Eck vorgekommen. Und ich habe die Produkte, die auf meinem „bewussten“ Speiseplan stehen, wieder alle gefunden.
Nicht, dass es bei der Nummer Eins der Schweizer Food-Verteiler nichts mehr zu verbessern gäbe. Ich hätte da eine ganze Reihe von Ideen, wie man uns, die wir uns fett- und kalorienbewusst ernähren müssen, das Leben und den Einkauf leichter machen könnte. Viele Wünsche gibt es auch bezüglich dem Umgang mit Kalorienbömbchen auf Augenhöhe der Kids, wo gesundheitliche Verantwortung eindeutig mit dem Kampf um Marktanteile im Clinch liegt. Aber gerade ein so breit abgestützter Verteiler könnte bei seiner Kundschaft mit gezielter Information und Aufklärung viel bewirken.
Da gibt es etwa für die Kleinen die Identifikationsfiguren der drei Lilibiggs, die auf ihrer eigenen Website auch ganz sympathische Empfehlungen zum richtigen Essverhalten machen, die aber bis jetzt noch nicht aktiv für eine gezielte Aufklärung der Kinder eingesetzt wurden. Hier wäre viel zu tun.
Vielleicht kommt es noch. Wie ich jüngst vernommen habe, hat die Migros nun einen speziellen Mitarbeiter als „Gesundheits-Gewissen“ eingestellt. Und wenn das mehr ist als ein Marketing-Gag, und der Mann Einfluss nehmen kann auf die Angebote im Food-Bereich, auf die Deklaration, die Information, die begleitenden Aktivitäten, dann dürfen wir gespannt sein. Das ist eine enorme Herausforderung, nach innen wie nach aussen. Und sie gibt zu Hoffnung Anlass.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:36 |
Ein Kulturschock quasi vor der Haustür. Am Donnerstag war die Eröffnung der ersten „städtischen“ Aldi-Filiale in der Schweiz, gleich nebenan, in Neu-Oerlikon. Und heute konnte ich nicht umhin, das Angebot wenigstens stichprobenweise zu testen. Die Grundlagen für mein Frühstück interessierten mich: tiefgekühlte Himbeeren und teilentrahmter Joghurt.
Und dann das: Schon der ganze Vorplatz des schönen, neuen Gebäudes am Max-Bill-Platz verströmte einen exotischen Hauch von Basar. Man könnte meinen, eben erst sei das „Tram uf Afrika“ von Franz Hohler vorbei gefahren (obschon dieses übers Wochenende wegen Gleiserneuerungen die fragliche Strecke gar nicht befährt). In Gruppen stehen bunt gekleidete Afrikanerinnen mit Kindern und Tragtaschen, Tragtaschen… Kopftuchfrauen schieben riesige Einkaufswagen (kaum kleiner als diejenigen, in die wir uns an der Expo im Migros-Pavillon zu zweit setzen konnten), hochaufgetürmt beladen mit Grosspackungen von Lebensmitteln… und der Boden ist übersät mit Papiersäcken, Verpackungsmaterial, Plasticflaschen, wie wenn unlängst der Tross der Streetparade durch das Quartier gebraust wäre.
Als würde der Einkauf morgen verboten, schleppen die Familien, Ameisenzügen gleich, ihre Ware aus dem Geschäft zu den am Strassenrand parkierten Autos, und ich frage mich, ob es drinnen überhaupt noch etwas zu erstehen gibt. – Ich schnappe mir einen der Riesentransporter und schiebe ihn durchs Gewühl zwischen den einfachen Regalen durch… Das ist der Unterschied zum Aldi, wie ich ihn aus Deutschland, von Berlin, kenne: Zwar sind die Produkte in ihren Karton-Paletts aufgestapelt, aber sie reihen sich ordentlich auf schlichten, einstöckigen Regalen. Es gibt eine Abteilung für Frischgemüse und einen Sektor mit Milchprodukten, eine lange Flucht sauberer Tiefkühlboxen, an denen sich der Strom der Einkäuferinnen aller Rassen und Klassen vorbeischiebt… Aber ich merke, dass ich mit meinem Test zum Scheitern verurteilt bin.
Joghurt im 200-Gramm-Becher und in allen Geschmacksrichtungen: das lädt zum Konsum ein. Teilentrahmten gibt es nicht, nur den aus Vollmilch, mit 3,5 Gramm Fett. Und TK-Himbeeren kann man auch vergessen, es gibt die gefrorenen Früchte einzig in der „gesüssten“ Version (wobei mir erst jetzt beim Schreiben bewusst wird, dass dies ja nicht automatisch „gezuckert“ bedeuten muss, weil auf dem gleichen Produkt bei der Migros „ungezuckert“ drauf steht). – Also nehme ich ein Nature-Jogurt im 5 dl-Becher, verzichte auf die Beeren, lasse einen dänischen Käse mitgehen und noch einen tiefgekühlten Flammkuchen… und bin am überlangen Rollband bei der Kasse mit meinem Einkauf von knapp zehn Franken ein absoluter Minimalisten-Exot.
Mein Blick streift über die hochbeladenen Wagen vor und hinter mir, beigenweise günstige Esswaren mit – so muss ich annehmen – beachtlicher Kaloriendichte und ohne grosses Fettbewusstsein. Draussen vor dem Geschäft warten die rundlichen Kinder, in deren Mündern und Mägen ein grosser Teil der Einkäufe in den kommenden Tagen verschwinden werden.
Am Morgen sassen wir noch in Bern und diskutierten in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe unter Adipositas-ExpertInnen über präventive und strukturelle Massnaahmen, um die rasante Ausbreitung des Übergewichts auch bei uns etwas in den Griff zu bekommen… und plötzlich wirkt das, was wir besprochen haben, so unwirklich fremd und praxisfern, angesichts der brutalen Konsum-Realität, die sich hier ereignet.
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