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Von Heinrich von Grünigen um 23:43 |
Ein TV-Programm der besonderen Art. Auf Vox zu später Stunde. Hauptperson ist der US-Film- und TV-Star Kirstie Alley, die in einer sechsteiligen Serie „sich selber“ spielt, in der Rolle einer zickig-schwierigen Diva, erfolgsverwöhnt, aber mit dem Problem konfrontiert, dass sie ganz schlicht so fett geworden ist, dass kein Sender ihr mehr eine Show oder eine Rolle geben will.
Was sie erlebt im Umfeld ihrer Familie, ihrer Freunde, ihrer Kollegen, das ist eine turbulente, groteske, freche, provokative Geschichte, die sie mit sichtlichem Vergnügen am Extremen auskostet, indem sie alle Register zieht und sämtliche Klischees ausreizt, mit denen übergewichtige Leute behaftet werden können.
Die Show ist in den USA ein Renner. In Deutschland ist sie auf Vox etwas versteckt, am Montag/Dienstagabend spät nach Mitternacht, zwei Folgen zusammengeklebt zu einer ganzen Stunde, was es nicht leicht macht, so lange auszuharren, wenn man anderntags früh aus den Federn muss. Ich jedenfalls habe mich beim ersten Reinzappen vor einiger Zeit bestens unterhalten bei diesem salopp-legeren Umgang mit zahlreichen gesellschaftlichen Übergewichts-Tabus, um die wir normalerweise einen politisch korrekten, diskreten Bogen machen.
Ein Diskussionsbeitrag, der mit der US-Wirklichkeit des allgegenwärtigen übermässigen Körperfetts spielerisch und locker umgeht und ein hintergründig-nachdenkliches Bewusstwerden auslöst, wenn man unvermittelt realisiert, dass hier ja auch ein Stück von einem selber abgebildet ist. – Ich werde mir die nächsten Episoden nicht entgehen lassen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:06 |
Um 14.38 ist heute Sonntag die letzte Meldung eingetroffen: „magerbaum“ schreibt in seinem/ihrem Kommentar zu meinem Beitrag vom 5. April, ein regelmässiger Stamm der Blog-LeserInnen wäre eine gute Sache und man solle doch einfach einmal damit beginnen. Damit wären wir schon zu fünft: „Bettina“, „Noldi Nötzli“, „magerbaum“, „Uschi“ (die sich als erste direkt mit der Idee an mich gewandt hat) und ich.
Das ist ein guter Anfang. Schwieriger dürfte die Wahl eines geeigneten Termins sein, der allen passt. – „magerbaum“ schlägt konkret vor: Montag oder Dienstag, um 13 Uhr, dann kann man noch etwas essen. – Ok, das ist eine klare Option, aber nächste Woche schon nicht machber: Am Montag bin ich über Mittag mit einem Internet-Designer verabredet und um 15 Uhr beginnt die Sitzung unseres wissenschaftlichen Fachrates, die noch nicht ganz fertig vorbereitet ist… und am Dienstag bin ich am Mittag in Bern bzw. unterwegs an ein Treffen des Leitungsausschusses von „nutrinet“, dem Netzwerk der an einer richtigen Ernährung interessierten Organisationen…
Und nächste Woche? – Da ist am Montag Ostermontag, den können wir nicht konkurrenzieren. Bleibt der Dienstag danach: 18. April 2006, 13 Uhr, im Restaurant „Hiltl“ in der alten Börse hinter dem Zürcher Paradeplatz. – Ich lasse dort mal einen Tisch reservieren, wer dabei sein kann, kommt, und dann schauen wir weiter. Gut wäre es, wenn alle, die kommen können, mir vorher noch ein Bestätigungsmail schicken an: info@saps.ch, damit ich abschätzen kann, wie viele wir sein werden. – Also bis in einer Woche, vegimässig.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:16 |
Treffpunkt ist ein Fereinheim im Appenzellerland. Das Bio-Knospen-Zertifikat hängt an der Küchentür. Was man hier isst und trinkt, kann nur gesund sein.
Etwa 30 Leute haben sich eingefunden, aus der ganzen Schweiz und aus Deutschland. Menschen mit Magenband oder Bypass, oder die kurz vor einem Eingriff stehen. Es ist das jährliche „Schweizer Treffen„, organisiert von Corina und Fabienne von der Selbsthilfegruppe Ostschweiz. Man kennt sich bereits von früheren Begegnungen, weiss um die gegenseitigen Probleme, ist neugierig auf Fortschritte, Entwicklungen, Erfahrungsberichte.
Im Vordergrund steht das gemütliche Beisammensein, das Plauschen und Tratschen, wenn man sich länger nicht mehr gesehen hat, es gibt eine Kleiderbörse, man tauscht sich aus über das beste Vorgehen, um eine Operation doch noch bezahlt zu bekommen, nachdem die Krankenkasse bereits abgelehnt hat. Und worauf man unbedingt achten muss, wenn man die Kasse wechseln will.
Interessant sind die Unterschiede im Gesundheitswesen der Schweiz und von Deutschland: In der Schweiz, sagen die Gäste, kümmerten sich die Ärzte noch um ihre Patienten, nähmen sich Zeit für ein klärendes Gespräch und für vorbereitende Information, während es in Deutschland viel unpersönlicher, zackiger, zeitsparender zugehe…
Als SAPS-Präsident bin ich beim Treffen zu einer kurzen Präsentation unserer Stiftung eingeladen. Einige kenne auch ich schon von früheren Besuchen in Selbsthilfegruppen, verschiedene Gesichter und Namen sind vertraut aus dem Internet-Forum, wo das Meeting seit einiger Zeit angekündigt wurde.
Es gibt ein „gesundes“ Buffet mit viel Salaten aller Art, dazu ein Raclette aus Säntis-Käse, sämig mild und reichlich, und auch hier ist festzustellen, dass ein grosser Teil des Denkens rund ums Essen kreist, denn alle wissen bestens Bescheid darüber, was gut für sie ist und wäre, und alle haben die Fähigkeit noch nicht verlernt, zu geniessen, wenn es etwas Gutes gibt, und gemeinsam macht es eindeutig mehr Spass.
Solche Veranstaltungen sind überlebensweichtige Mutmacher für Menschen, die sich selber oft viel kritischer gegenüberstehen, als es von aussen den Anschein hat. Leider musste ich am Abend wieder zurück und konnte nicht bis Sonntag bleiben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Keine Theorie ist zu banal, als dass nicht auch das Gegenteil davon behauptet werden könnte. Für mich war es bisher eine fest verbriefte Tatsache, dass Männer, wenn sie ihr Junggesellenleben auf- und sich in die Obhut einer ihnen liebevoll zugetanen Auch-Köchin begeben, aufgehen wie die Ofenküchlein.
Jedenfalls hört man diese Erklärung immer wieder bei der Rekapitulation einer individuellen Adipositas-Karriere, fast wie der rituelle Schluss bei den Märchen: Und dann zogen sie zusammen und er nahm zu…
Dass dem keinesfalls so sei, hat nun eine Studie der Universität Newcastle bewiesen. Im Gegenteil. Man hat das Essverhalten von Studenten analysiert, sowohl der Singles vor einer amourösen Verbindung wie auch der Paare nach der Paarbildung… Und man hat festgestellt, dass die Mehrzahl der Probanden ihr Verhalten ändern. Achteten die Frauen – auf sich allein getellt – in der Regel auf ihre Linie und ernährten sie sich gesund und fettbewusst, und waren die Männer alleinstehend eher auf unreflektierten Junk- und Fast-Food-Verzehr ausgerichtet, so zeigte sich, dass die beiden Geschlechter in einer Verbindung und durch das Zusammenleben begannen, die jweiligen Essgewohnheiten des andern zu übernehmen: Frauen assen nun eher fettig und kalorienreich, Männer entdeckten Gemüse, Salat und Mineralwasser im Schlepptau ihrer Liebsten…
Fazit: die Männer nahmen ab, die Frauen nahmen zu. – Für mich kommt diese Erkenntnis wohl zu spät, ich habe noch nach „alter Schule“ zugenommen, bin aber doch auch froh, wenn ich in meinem Bestreben, durch gezielte und bewusste Ernährung mein Gewicht zu kontrolliere, in den eigenen vier Wänden von der Gattin unterstützt werde. Das macht viel aus.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Ein ereignisreicher Tag: frühmorgens nach Bern zur Übergabe der 121’000 Unterschriften für das Referendum gegen das Asyl- und Ausländergesetz, wo ich im Namen des Kinderhilfswerks Terre des hommes unsere Ablehnung begründen darf, und am Abend in Zürich die Generalversammlung des SAPS-Trägervereins „Solidarität für Adipositaskranke“.
Der statutarische Teil geht zügig über die Bühne, es gibt wenig kontroverse Themen, wir sind uns – die meisten selber Betroffene – einig in der Überzeugung, dass es noch viel Engagement braucht im Interesse der adipösen Menschen. Bloss, dass wir noch viel mehr Mitglieder in unseren Reihen brauchen könnten.
Anschliessend dann das mit viel Spannung erwartete Referat des Adipositas-Spezialisten Dr. med. Babak Bahadori aus Graz über das von ihm entwickelte Gewichtsreduktionskonzept Die 7 Stufen zum Gleichgewicht, das auf relativ einfachen Einsichten beruht: Da der Mensch 99,9% seiner Entwicklungsgeschichte als „Jäger und Sammler“ verbracht hat, ist sein ganzer Organismus auf die dieser Lebensform angepasste Ernährung ausgerichtet; er bekommt nur von Zeit zu Zeit Nahrung, die muss er dann so rasch wie möglich verzehren und so gut wie möglich speichern, denn bis zur nächsten Mahlzeit ist Fasten angesagt. Dieser Wechsel zwischen „Fasten und Festen“ spiegelt sich in vielen treditionellen, z.T. religiös überlieferten Fasten-Ritualen (wie etwa dem Ramadan).
Wer also „richtig“ (das heisst: seinen körperlichen Gegebenheiten entsprechend) essen will, der muss zwischen den Mahlzeiten grosse Pausen lassen (mindestens 12 Stunden), damit sich die Zucker-Speicher leeren und Fettzellen abgebaut werden können. Jede Zwischenmahlzeit, und sei sie noch so klein, wirft die Verdauungsmaschinerie wieder an und stoppt den Fettabbau. Dazu kommt die Aufforderung, sich in der Fettabbau-Phase nicht lang, aber doch gezielt zu bewegen, vor allem vor dem Zubettgehen.
Das ist jetzt nur ein kurzes Stenogramm zu den ersten zwei Stufen des Bahadori-Konzeptes, mit dem bereits ansehnliche Erfolge erzielt werden konnten und für dessen Umsetzung in Österreich eine Reihe grosser Kliniken geplant sind. Die ganzen 7 Stufen sind in einem Buch anschaulich beschrieben, das von erfolgreichen PatientInnen mitgestaltet und -verfasst worden ist und in dem die Betroffenen-Optik an die Stelle der Ärzte-Perspektive tritt. Denn jeder, der über Jahre mit oder ohne Erfolg gegen seine Adipositas gekämpft hat, ist sein eigener Spezialist geworden, dem es nicht an Erkenntnissen mangelt, der aber verständnisvolle Unterstützung udn Begleitung braucht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:00 |
Mein Beitrag vom 1. April über die Studie betr. die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei VegetarierInnen hat einige Reaktionen ausgelöst. Eine Blog-Leserin hat in einem Mail an mich vorgeschlagen, man könnte doch einen vegetarischen Stammtisch im Restaurant Hiltl einrichten, sich gelegentlich treffen und dabei Erfahrungen mit eBalance austauschen und so.
Sie hat denn auch bereits beim Restaurateur angefragt, ob so etwas möglich wäre, und der hat sich nicht abgeneigt gezeigt, allerdings sollte sich die Stammtischrunde nicht gerade zur Haupt-Essenszeit treffen wollen. Über einen bestimmten Wochentag haben wir uns noch nicht verständigt und es stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, wie „verträglich“ denn die im Vegi-Restaurant Hiltl angebotenen Speisen mit dem eBalance-Konzept sind.
Hier gibt es auch schon einen diskreten Hinweis der eBalance-Ernährungsberatung, die darauf aufmerksam macht, dass manche der leckeren Angebote auf der vegetarischen Speisekarte recht eigentliche Kalorienbomben sein können, im Fett gebacken, paniert, zuckerhaltig… Nicht für eine nährwertbewusste Lebensweise bestimmt… Nun gut, es gibt da ein berauschendes Salatbüffet, aber es wäre doch – um beim Thema Vegetarismus und Übergewicht zu bleiben – auch ein Irrtum, anzunehmen, dass der Verzicht auf Fleisch allein schon schlank macht.
Wie auch immer: Ich habe die Anregung positiv aufgenommen und werfe den Ball hier in die Runde. Wer grundsätzlich zu haben wäre für so einen eBalance-Blog-Stamm (wobei auch eBalance-Forums-Benutzer dazu stossen können), soll sich im „Kommentar“ melden, ev. auch mit andern Vorschlägen, und wenn etwas zum Laufen kommt, wollen wir es laufen lassen, ob Vegi oder nicht, aber Spass sollte man haben können dabei. Wer macht mit?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:29 |
Am letzten Samstag bin ich ihnen begegnet, in Bern, als sie über die Kirchenfeldbrücke kamen, mit ihren Transparenten und Spruchbändern, in weissen Kitteln, die Hausärzte, auf dem Weg zum Bundesplatz, wo sie demonstrierten, 10’000 insgesamt, wie es später in den Medien hiess.
Einer, der mich erkannte, lud mich ein, mitzukommen, man brauche jetzt jede solidarische Präsenz, aber ich musste ablehnen, da ich noch den SAPS-Infostand zu betreuen hatte am Kongress der diplomierten Ernänhrungsberaterinnen. – Das Problem ist gross und evident, so erlebe ich „meinen“ Hausarzt in der Praxis: Er ist guten Willens und geht auf mich ein, wenn ich mit einem Gesundheitsproblem zu ihm komme, aber letztlich ist er ein „Durchlauferhitzer“, der mich meist weiterweist zum Spezialisten, ins Spital in die Physiotherapie…
Er ist weit entfernt davon, der übermenschliche „Doktor Allwissend“ zu sein, als den ich seine Interpreten in den TV-Serien erlebe, den „Landarzt“ mit der rauen Schale, den Dr. Sonnenfeld in der Praxis Bülowbogen mit den grossen Herzen und den properen kleinen „Doc“ im Kinderspital… sie alle sind übermenschlich in ihrer Aufopferung, klug und einfühlsam, wenn es um das Patientenwohl geht, weise und unerschrocken, wenn es gilt, dem sturen Bürokratismus die Stirn zu bieten…
Jetzt diskutieren sie im Zischtigs-Club und ich realisiere, dass mich das Problem zwar „betrifft“ als Patient, aber dass ich in der Stadt eine sehr gute Situation habe, indem ich unter verschiedenen Praxen auswählen könnte. Anders wäre es, wenn ich in einer ländlichen Region leben würde, wo sich gar kein Allgemeinpraktiker mehr niederlässt und wo es auch schon lange keine Hausbesuche mehr gibt.
Und dann fällt mir ein, dass auf unseren Listen, die wir führen, mit spezialisierten Kliniken für die Adipositas-Therapie, praktisch bei jeder Adresse der Hinweis steht: Zuweisung durch den Hausarzt! – Das heisst: Bevor man sich mit seinem speziellen Übergewichts-Problem in die Obhut eines spezialisierten Teams begeben darf, muss man durch den Hausarzt dort quasi angemeldet werden.
Viele, die bei uns Rat suchen, fragen auch nach der Adresse eines Arztes, der „etwas von Adipositas versteht“ und der mit adipösen Patienten umgehen kann… von ihrem eigenen Hausarzt seien sie enttäuscht, der nehme sie nicht ernst, rate ihnen, endlich mal „weniger zu essen“… und das ist auch kein Wunder, denn bis vor kurzen war Adipositas gar nicht als Krankheit „anerkannt“, es gab und gibt auch keine entsprechenden Ausildungsmodule während dem Medizinstudium, die adipositas-spezifischen Kenntnisse müssen erst nach Studienabschluss durch freiwilligen Kursbesuch oder in der Praxis erworben werden.
Angesichts der gravierenden Nachwuchs- und Existenzprobleme dieses speziellen Berufsstandes kommt man sich mit solcher Kritik, so berechtigt sie aus Sicht der Betroffenen ist, etwas schäbig vor. Wie können wir lernen, offen und vertrauensvoll miteinander umzugehen? Der Dialog hat erst angefangen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:12 |
Wenn ich in diesen Tagen in Zürich am Bellevueplatz vorbei fahre, bietet sich das Thema „Verpacken“ ganz von selber an. In dem grauklotzigen ad hoc-Gebäude zum Bankjubiläum werden die Arbeiten von Christo, dem Verpackungskünstler gezeigt. Mit ihm verbindet mich eine ganz private Erinnerung. Vor vielen Jahren, es muss in den wilden Sechzigern gewesen sein, hat er in Bern im Auftrag von Harald Szeemann die Kunsthalle eingepackt. Und wir, eine Gruppe von etwas nonkonformen aber vielleicht nicht allzu progressiven Kulturaktivisten, haben dem Harald als Antwort auf sein verpacktes Museum ein in weisse Zeitungspapierbahnen verpacktes Occasionsauto geschenkt…
Und die andere Verbindung besteht zur Bank, die da jubiliert. Mit der Gründung der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS wollte man ursprünglich auch ein Adipositas-Institut begründen, zu dessen Finanzierung einige Mittel nötig waren. Man dachte damals, vor acht Jahren, diese wären vielleicht bei der Credit Suisse zu finden, bei einer Bank, die sich etwas auf ihr soziales Engagement zugute hielt. Angesichts der drängenden Problematik und der gesellschaftlichen wie gesundheitspolitischen Tragweite der sich ankündigenden Adipositas-Epidemie sollte es ein Leichtes sein, das erforderliche Startkapital zu finden und zu bekommen. Aber weit gefehlt! Je höher man in die Teppichetagen stieg, umso kürzer wurden die Audienzen, um schliesslich ganz oben mit der unwirschen Bemerkung abgebrochen zu werden: „Wozu Geld für Dicke? Die sollen weniger essen.“ (Ob das der genaue Wortlaut war, kann ich nicht belegen, aber sinngemäss ist es so überliefert.) Daran muss ich denken, wenn ich mir die Kosten übgerschlage, die das Christo-Jubel-Häuschen verursacht haben mag, und reflektiere, was wir in unserer Stiftung mit einem Teil dieser Kohle alles hätten machen können.
Nun gut, wir haben versucht, uns selber zu helfen, und sind bis jetzt Schritt für Schritt voran gekommen. Soeben ist die dritte Ausgabe unseres Mitgliedermagazins „saps.ch“ erschienen, farbig und 12 Seiten stark, Auflage 4000 (zurzeit), mit dem Hauptthema: „Selbsthilfegruppen“. Selbsthilfe ist nach wie vor in vielen Bereichen des Gesundheitswesens die einzige Möglichkeit, etwas zu bewirken und zu bewegen. Aber auch das braucht Geld. Wir haben heute – ganz winzige Christölein – den ganzen Tag die neuen Magazine verpackt, in Couverts gesteckt, adressiert und zur Post getragen, an Arztpraxen, an Medienredaktionen, an die Mitglieder unseres Trägervereins… in der Hoffnung, dass etwas von unserem Engagement wieder zurück kommt in Form von finanzieller Unterstützung. Vielleicht muss man doch nicht warten bis zum 300. Bankjubeljahr.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:57 |
Heute zu Besuch bei einem meiner Neffen im Spital. Er ist in der Rehabilitation nach einer partiellen Lähmung (Guillain-Barré-Syndrom) und zum Glück seit kurzem wieder in der Lage, sich aus eigener Kraft zu bewegen, in den Rollstuhl zu steigen und durch die Gänge der Klinik zu kurven.
Nur mit dem Essen ist es so eine Sache. In den ersten Wochen hing er buchstäblich am Tropf und erhielt die erforderlichen Nährstoffe intravenös. Dass er dabei rasch an Gewicht verlor, lag auf der Hand. Die Aufnahme fester Nahrung war nicht möglich, da auch die Schluck-Funktion beeinträchtigt war und die Gefahr bestand, dass die Speisen nicht in den Magen sondern durch die Luftröhre in die Lunge gerieten. Was auch für Getränke galt.
So wurde für die Zuführung von „verdaubarer“ Nahrung mit Fasern und Fibern eine Sonde operativ direkt in den Magen gelegt. Und bei jedem Rollstuhl-Ausflug muss der kleine Dosierungs-Apparat mit dem Plasticbeutel und der bräunlichen Nährlösung an einer Stange montiert werden, die aussieht, als wäre es der Stromabnehmer bei einem der Elektro-Scooter auf dem Rummelplatz.
Eine paradoxe Welt: die einen haben die grösste Mühe, sich durch gezieltes und bewusstes Verhalten so zu ernähren, dass sie Gewicht verlieren können, und andere müssen zu operativer Hilfe greifen und brauchen Hightech-Unterstützung, um sich die lebensnotwendigen Nährstoffe zuzuführen.
Und wenn man dann zuhause vor einem kleinen Teller exzellenter San Lorenzo-Pasta al Pesto sitzt, dann kommt einem das vor wie Lebensgenuss in Luxus pur und man merkt wieder mal, wie gut man es doch hat und merkt, dass das ein Grund ist, dankbar zu sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:24 |
Mit dem 1. April ist es immer eine heikle Sache. Schon früh am Morgen blättert man die Zeitung mit gespitzter Aufmerksamkeit durch: Wo versteckt sich der diesjährige Scherz? Was haben sie sich einfallen lassen? Wie wollen sie diesmal die gutgläubige Leserschaft „erwischen“ und zu einer Spontanhandlung verführen, die später mit dem schadenfrohen Ausruf „April! April!“ quitttiert werden kann?
Darf ich der Meldung trauen, die ich unter dem heutigen Datum im wissenschafltichen Informationsdienst EurekAlert! gefunden habe? Neue wissenschaftliche Abhandlung zeigt, dass vegetarische Ernährung zu grösserem Gewichtsverlust führt.
Besteht meine irregeführte Spontanhandlung nun darin, dass ich dieses Thema hier aufgreife? Denn bisher war mir die geschilderte Tatsache nicht bekannt. Auch im 5. Ernährungsbericht des Bundesamtes für Gesundheit steht nichts davon. – Die Studie, in der April-Ausgabe der US-Zeitschrift Nutrition Review veröffentlicht, belege, dass Vegetarier und Veganer deutlich weniger übergewichtig seien als Fleisch-Esser und dass sie weniger Herzbescherden, Diabetes, hohen Blutdruck und all die andern Krankheiten haben, die mit Übergewicht verbunden sind. Die Studie, in welcher 87 frühere Arbeiten zusammengefasst werden, zeige weiter, dass bei diesem Befund die Anzahl der aufgenommenen Kalorien und das Ausmass an Bewegung keine Rolle spielten.
„Wir haben herausgefunden“ wird eine der Autorinnen, Dr. Susan E. Berkow vom Physicians Committee for Responsible Medecine, zitiert, „dass die Leute unbegrenzte Portionen von stark faserhaltigen Lebensmitteln wie Früchte, Gemüse oder ganze Körner verspeisen können, und dabei ihr gesundes Körpergewicht behalten, ohne Hunger zu verspüren.“
Während der Anteil der Übergewichtigen in der Bevölkerung nach wie vor massiv zunimmt, blieb er in der Gruppe der Vegetarier und Veganer zwischen null und sechs Prozent stabil. Und eine vergleichende Studie in Schweden mit über 55’000 fleischessenden Teilnehmerinnen habe ebenfalls gezeigt, dass diese deutlich mehr zu Übergewicht neigten als Vegetarierinnen.
Was heisst das jetzt? Sollen wir alle umstellen, die wir mit dem Gewicht zu kämpfen haben? – Meine Freundin Doris jedenfalls wird sich über diese Studie freuen, April hin oder her. Sie ist seit Jahren überzeugte Vegetarierin und hat kein Gewichtsproblem, sie treibt Sport und wandert und wäre ein Vorbild, was gesunde Lebensweise betrifft, auch in den übrigen elf Monaten des Jahres.
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