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Von Heinrich von Grünigen um 23:15 |
Besuch einer Journalistin, die mit mir einige Sachfragen zum Thema Übergewicht und Adipositas klären will. Sie hat sich vorbereitet und die Fragen auf ihren Block notiert. Als wir beginnen, merke ich, dass mir bald die Zunge durchgeht. Es gibt so viele Themen, die mir wichtig sind, die ich ansprechen will, einflechte in einer seitlichen Arabeske, da und dort einen Exkurs mache eine historische Reminiszenz bringe und noch eine Studie anspreche… Und ohne dass es mir bewusst wird ist mehr als eine Stunde vergangen und ich realisiere erst jetzt, wie gnadenlos ich die Kollegin zugetextet habe, während sie unverdrossen Notizen machte.
Mit etwas schlechtem Gewissen habe ich mich verabschiedet, aber als sechs Stunden später per E-Mail die schriftliche Fassung zum Gegenlesen kam, da staunte ich nicht schlecht, wie kompakt und auf das Wesentliche verdichtet meine Erklärungen zusammengefasst waren. Ich hatte keine Mühe, meine Aussagen wieder zu erkennen, auch wenn die eine oder andere Formulierung noch etwas präziser auf den Punkt gebracht und zugeschliffen werden konnte, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden. Ich mache mich mit einem guten Gefühl an diese Arbeit und bin froh, dass sich so eine weitere Gelegenheit ergibt, elementare Informationen zum besseren Verständnis der Problematik zu vermitteln. Nicht alle komplizierten Sachverhalte lassen sich plakativ und einfach darstellen. Es braucht Zeit und Geduld und die Aufmeksamkeit und das Interesse aller, die an diesem Kommunikationsprozess beteiligt sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Als Nationarätin Ruth Humbel-Näf vor einiger Zeit den Vorschlag in Umlauf brachte, Patienten mit höherem Risiko, die nichts dagegen unternehmen – wie Übergewichtige – könnten ev. mit einem höheren Selbstbehalt belegt werden, da haben wir uns wacker empört und auf die Solidarität der Versicherten untereinander gepocht.
Aber der Humbel’sche Versuchsballon mutet wie sanfter Schalmeienklang an, wenn man ihn mit neuen Trends in der Krankenversicherung vergleicht. Wir wissen aus früheren Umfragen, dass viele Kassen schon vor Jahren damit begonnen haben, Patienten mit höheren BMI genauer unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls von einer Zusatzversicherung auszuschliessen. Weshalb wir von Zeit zu Zeit allen übergewichtigen KassenpatientInnen empfehlen, bei einem Kassenwechsel NUR die Grundversicherung zu künden und neu abzuschliessen, da sie mit Sicherheit keine neuen Zusatzleistungen bekommen werden.
Nun hört man aber von einer ganz neuen Praxis, die von einzelnen Kassen angewendet wird: die Zusatzversicherung wird abgeschlossen, die Prämie wird kassiert… aber still und heimlich wurde ein Passus eingeführt, der alle Krankheiten von der Versicherung ausschliesst, die durch Übergewicht verursacht sind oder die zu Übergewicht führen können. Und wenn man diese pauschale und diffuse Aussage entsprechend interpretiert, gibt es ausser Migräne und Aids kaum noch irgendeine Krankheit, bei der die Kassenwarte nicht den Vorbehalt geltend machen könnten. – Sie kassieren, aber brauchen nicht zu leisten. Abzocke in Reinkultur. Da hilft es nichts, wenn der Gesundheitsminister von stabilen Prämien spricht… und dafür heimlich die Leistungen heruntergeschraubt werden.
Von den rund drei Milliarden Franken Gesundheitskosten, die durch die Adipositas und ihre Folgekrankheiten verursacht werden, fällt lediglich ein einziges Prozent auf die direkte Therapie des Übergewichts. Die andern 99 Prozent werden für die zum Teil lebenslängliche Behandlung der Krankheiten aufgewendet, die durch das Übergewicht ausgelöst werden. Eine wirkungsvolle Prävention und Behandlung könnte hier zu massiven Einsparungen auf lange Sicht führen. Aber die Kassen-Oekonomen haben den Jahresabschluss und die Kurzzeit-Rendite im Auge. Was braucht es, bis ein Umdenken stattfindet?
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Von Heinrich von Grünigen um 21:21 |
Ältere Bewohner Berns haben den Duft noch in der Nase, den Bernhard Stirnemann in seiner Ballade vom Käthi, das „bim Tobler z’Bärn“ arbeitet, so unnachahmlich besungen hat. Die Wirkungen olfaktorischer Umweltreize auf unser Wohlbefinden und vor allem auf unseren Appetit sind bekannt und zur Genüge erforscht.
Nun hört bzw. liest man aber, dass der Fastfood-Fabrikant KFC (Kentucky Fried Chicken) mit einer speziellen Marketing-Offensive auf die Wirkung des Duftes gesetzt hat. Die Lancierung einer neuen Mahlzeit zum Schnäppchenpreis von 2,99 Dollar soll beim Publikum dadurch unterstützt werden, dass in den Büro-Korridoren amerikanischer Unternehmungen kurz vor Essenszeit der verführerische Duft von KFC-Speisen verbreitet wird… indem auf den Wägelchen der Post-Kuriere ein frisch zubereitetes Menü platziert wird, das bei seinem ordentlichen Gang durchs Unternehmen als KFC-Botschafter die kulinarischen Lockstoffe aussenden soll…
Wenn das Beispiel Schule macht, dann bekämen die nutzlosen Vogelgrippe-Masken aus unserem BAG plötzlich doch noch einen Sinn und könnten mit Antiwirkstoffen aus dem Hause 4711 aufgerüstet werden… wie weiland die Schnabelmasken der Pestärzte, in denen scharf riechende Essenzen vor der tödlichen Gefahr bewahren sollten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:13 |
Es geht nicht um Schnee, weil jetzt die schönen Sommertage zuende sein sollen. Es geht um Getreideflocken. Oder vielmehr um das, was früher mal etwas langweilig gelbgolden war, knusprig aus Mais gebacken, Corn-Flakes eben.
Die gute alte Maisflocke ist inzwischen von den sogenannt kinderfreundlichen Kalorienbomben abgelöst worden: Frosties mit eishellem Zuckerbezug, Choco-Pops in allen Grössen und Formen, die aus der Milch grad noch einen sämigen Kakao machen, Honigknusperli, in Zimt und Zucker getauchte Plätzchen… und das ist nur ein winziger Teil aus dem riesigen Angebot.
Seit einiger Zeit hat es in all diesen Knusperflocken mehr Vitamine drin, als auf der Schachtel Platz ist, um sie mit ihren Vorzügen aufzuzählen… es befällt sich direkt ein schlechtes Gewissen, verantwortungslos zu handeln, wenn du die Dinger für die kleinen Kinder, die du beim Einkauf begleitest, NICHT kaufst, denn diese wissen aus der Werbung, wie segensreich für ihr Wohlbefinden diese schmackhaften Klümpchen sein müssen. Quengeln inbegriffen.
Und dann tauchen die wirklichen Schlankmacher auf: die Spezialflocken, die Wellness und Slimness und andere -nessen versprechen, wenn man sie nur regelmässig jeden Morgen verspeist. Und als wäre der Werbung allein nicht mehr zu trauen, gibt die Herstellerfirma ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag, das zum Schluss kommt: wer jeden Morgen Getreideflocken isst, behält ein gesünderes Körpergewicht.
Nun handelt es sich aber nicht um eine empirische, evedenzbasierte Untersuchung, sondern um die Auswertung von schon bestehenden Studien an verschiedenen Gruppen von Essern. Und es verwundert wenig, dass die – amerikanischen – Eier- und Speck-Liebhaber tendenziell mehr Gewicht auf den Rippen haben als die Müeslipicker-Liga… Es kommt mir vor wie die Debatte um das Huhn und das Ei: sind die Flocken-Fans gesünder, weil sie Flocken essen, oder essen sie Flocken, weil sie gesünder sind? Dass ein Flocken-Frühstück weniger Fett hat als eines mit Fleisch, Butter und Käse, das liegt auch einigermassen auf der Hand… Entscheidned scheint mir der Satz, der am Ende der Studie steht: Wer kurz- oder langfristig sein Gewicht reduzieren will, der soll unbedingt einen Arzt konsultieren oder die Hilfe einer diplomierten Ernährungsberaterin in Anspruch nehmen, um einen individuellen Essplan und das individuelle Zielgewicht festzulegen.
Allein schaffts der Herr Dr. Flocke aus dem Hause „K“ also auch nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:07 |
Das ist eine Erfindung aus dem Gruselkabinett der Dr. Eisenbart, die zwar hochoffiziell patentiert wurde und die amerikanische Patent-Nummer 4344424 trägt, international registriert unter A61F556.
Die Erfindung ist allerdings so speziell, dass sie bis heute noch nicht realisiert und kommerziell ausgewertet wurde. Es geht um eine Anti-Ess-Gesichts-Maske, die eine individuell geformte Abdeckung des Mundes und der Kinnpartie enthält, die mit einer verschliessbaren Riemen-Konstruktion so am Kopf befestigt werden kann, dass die Nase frei bleibt, aber dass gleichzeitig keinerlei Nahrung in den Mund eingeführt werden kann. – Das Patent ist Mitte August 1982 in Kraft getreten, das Ding feiert also in diesen Tagen das Jubiläum seines 25-jährigen theoretischen Bestehens.
Da gab es ja auch einen Film, das Remake mit Leonardo DiCaprio, über den Mann mit der eisernen Maske. Mit einem solchen Ding wurde der Zwillingsbruder des Sonnenkönigs – nach dem Roman von Alexandre Dumas – im 18. Jahrhundert eingekerkert, bis die drei Musketiere ihn befreiten. Allerdings war nichts davon zu lesen oder zu sehen, ob die Konstruktion auch einen gewichtsvermindernden Effekt hatte. Als der Bursche in die Freiheit kam, war er erstaunlich fit und kräftig, konnte fechten und kämpfen und zeigte keinerlei Zeichen von Schwäche… Vielleicht hatte die eiserne Maske ja ein Verpflegungs-Türchen, das bei der Anti-Ess-Gesichts-Maske ausdrücklich wegbedungen war.
Brutale Abnehm-Methoden hat es immer wieder gegeben, aber die Nutzlosigkeit eines solchen Maskenkonzeptes zeigt sich am deutlichsten in der Tatsache, dass es gar nie umgesetzt wurde.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:20 |
Bis die Familie, auch wenn sie sich mittlerweile schwerpunktmässig auf zwei Einheiten konzentriert, einen Entschluss gefasst hat, was sie am Sonntagnachmittag unternehmen will, braucht es einiges an Koordination und Motivation. Das Wetter ist gut und es steht ausser Frage, dass ein kleiner Ausflug mit dem Fahrrad angesagt ist, schon von wegen sportlicher Betätigung. Als Ziel bietet sich ein Dorffest in einem der entfernteren Aussenquartiere an, dort, wo die Weltstadt noch ländlich ist, wo neu erstellte Häuserblocks an Bauernland grenzen und wo die Kühe unweit der Autobahn grasen.
Zwanzig Vereine, Organisationen und Körperschaften „geben sich die Ehre“, das Publikum mit Darbietungen aller Art zu unterhalten und vor allem mit vielfältigen Köstlichkeiten zu verpflegen. Hungrig geht hier keiner weg. Da gibt es – in der Reihenfolge der Stand-Nummern – Pizzen, Schokoladebananen und Schlangenbrot, Kuchen und Kaffee, Älplermagronen, Raclette, Spätzlipfanne, Apfelküchlein, Schnitzelbrot, Grilladen, Hamburger und Würste vom Grill, Steaks, Tapas, Fleischspiess, Flammkuchen, Mah-Meh, sowie Nuggets und Pommes…
Wir richten den Verpflegungsplan des Tages darauf aus, dass wir den Versuchungen dieser ortsumspannenden Festwirtschaft kaum werden widerstehen können und denken auch schon sozial, da der Gewinn aus dem Verkauf in die Kassen der veranstaltenden Vereine zurückfliesst. Gegen Abend hat die Vorfreude das ihre getan und wir schwingen uns auf die Räder. Mit Schwung pedalen wir in die untergehende Sonne hinein, lobpreisen die Weitsicht der Verkehrsplaner, die uns auf dem sicheren Veloweg abseits vom hektischen Autostrom führen, und nach einer Weile kommen wir, angenehm ermattet, im Zielgebiet an.
Da ich mir den Übersichtsplan mit den Standorten der verschiedenen Angebote gründlich eingeprägt habe, fällt es mir leicht, im Vorüberfahren festzustellen, dass dort, wo der Stand mit den Älplermagronen sein sollte, nichts ist. Auch der Samariterstand ist nicht dort, wo er sein sollte, und das Festzelt ist ebenfalls nicht aufgestellt. Jetzt realisiere ich auch, dass die Zufahrtsstrassen hätten abgesperrt sein sollen… was haben all die Autos hier zu suchen? – Kurz und gut: von einem Dorffest ist weit und breit keine Spur zu sehen, einzig das Gartenrestaurant bei der behäbigen Dorfbeiz ist offen und gut besucht.
Was ist passiert? Haben wir uns in der Himmelsrichtung getäuscht? Findet das Fest in einem anderen Quartier statt? Oder war es schon letzte Woche? Wie auch immer, wir beschliessen nach einem kleinen Imbiss wieder zurück zu fahren, das Wetter ist immer noch perfekt und wir geniessen den milden Abend, dem kleinen Bach entlang, gelegentlich überholen wir einen Jogger oder eine Skaterin… Zuhause sit das Rätsel bald geklärt. In grossen Lettern steht das Darum auf dem Programm, wir haben es nur nicht sehen wollen: Wir waren eine Woche zu früh. Vielleicht schaffen wir es nächsten Sonntag noch einmal, einen Beschluss zu fassen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Soll man über Dicke lachen dürfen? – Man tut es ja, ausgiebig, seit Falstaff, Laurel und Hardy und Obelix mit seinen Spiessgesellen. Aber es stellt sich dann immer wieder die Frage nach dem Niveau des sogenannten Humors: „gute“ Witze – ja, „geschmacklose“, „primitive“, „dumme“ Witze gar, das möchte man eher nicht. Aber wer entscheidet? Eine anerkannte Masseinheit für die Güte des Humors gibt es – zum Glück – nicht.
Da habe ich kürzlich eine Sendung auf ProSieben gesehen: Comedy Street. Und als Running Gag war ein überaus dicker Mann eingebaut, aufgepolstert unter seiner Jacke und in den Hosenbeinen, und jedes Mal, wenn er ins Bild kam, sah man ihn dabei, wie er mit einem grossen Löffel Mayonnaise aus einem Kübel ass oder sich am Wurststand eine Doppelportion Mayo nature bestellte, oder wie er einen Abhang hinunterrollte und einer Dampfwalze gleich grossen Landschaden anrichtete…
Was soll da dran komisch sein? Wer lacht über so was? – Oder brauchen wir diese Art von Klamauk, um zu unseren Problemen auf Distanz zu gehen? Sehe ich das zu eng? Werde ich am Ende auf die alten Tage spiessig?
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Von Heinrich von Grünigen um 17:42 |
Die Reduktion der Nahrungsaufnahme beim Essen ist ein altes Thema und es fehlt nicht an süffisanten Empfehlungen à la: Die Suppe mit chinesischen Stäbchen essen! – Ha, ha! Daran musste ich denken, als ich heute die Sache mit der Diät-Gabel gesehen habe. Es handelt sich dabei offenbar um ein Besteck-Teil aus Plastik, mit drei kurzen, stumpfen Zinken und einer kleinen, dreieckigen Fläche, so dass man aufs Mal nur sehr wenig aufladen kann, dazu kommt ein Stiel, der unbequem in der Hand laiegt und so die Essenden zwingen soll, die Gabel nach jedem Bissen wegzulegen. Dadurch würde sich das verzehrte Volumen verringern und die Essenszeit verlängern. Zehn solcher Gabeln kosten rund 9 US-Dollar. Leider war aus dem Text nicht ersichtlich, ob es sich um ein reales Angebot handelt oder um einen Scherzartikel.
Ich jedenfalls würde, müsste ich mit einer solchen Gabel speisen, wohl automatisch die Kadenz meiner Bewegungen so weit erhöhen, bis ich eine ausreichende Menge an Nahrung in meinen Mund gebaggert hätte, so wie es die alten Leute tun, die man in den Seitenstrassen von Bangkok (und nicht nur dort) sieht, wie sie mit ihren Stäbchen und dank blitzschnellen Bewegungen innert Sekunden ganze Schalen von Reis oder Nudeln in ihren Rachen schaufeln… Das Werkzeig allein bringt noch keine Lösung, es kommt darauf an, wie man es nutzt.
(Während hierzulande die Knirpse und Knirpsinnen, wenn sie ihren ersten Schultag antreten, zunehmend mit den unsäglichen Tüten ausgerüstet werden, wie man sie aus Deutschland kennt, randvoll gefüllt mit Süsswaren und Schleckzeug, ein super Einstieg in einen neuen Lebensabschnitt… Wobei es, das hört man dann wieder gerne, Lehranstalten gibt, die schon vor der Einschulung die Eltern informieren und auf das Problem aufmerksam machen.)
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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Achtung! Die Welt der Übergewichtigen wird wieder mal von hinten aufgemischt. – Ein provokantes Buch in Amerika beweist, dass alles ganz anders ist: The Obesity Myth (Mythos Übergewicht). Sein Verfasser, Paul Campos, ein Jus-Professor in Columbia und angesehener Zeitungs-Kolumnist, legt sich mit allem an, was auf dem Gebiet des Übergewichts Rang und Namen hat, mit der ganzen Diät-Industrie, den renommierten Fachzeitschriften und sogar der Gesundheitsbehörde.
Seine These (sie wurde voreiniger Zeit auch im SPIEGEL online reflektiert) ist für viele verstörend: Dicksein sei viel weniger problematisch, als dauernd ab- und wieder zuzunehmen; die ganze, überhitzte Gesundheitsdiskussion habe keinen realen Hintergrund, die weltweite Adipositas-Epidemie sei eine reine Erfindung von Alarmisten und weit eher ein gesellschaftlich-politisch-kulturelles Problem als ein medizinisches… – Wer so argumentiert, muss sich warm anziehen in der nun einsetzenden Diskussion, aber es ist offenbar das gleiche Phänomen, das sich auch beim Klimawandel beobachten lässt: je deutlicher und unmissverständlicher die sichtbaren Zeichen sind (in USA sind 66% der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig, die Hälfte davon adipös), umso lauter melden sich „Experten“ zu Wort, die das Gegenteil behaupten bzw. das Vorhandensein eines Problems leugnen.
Inzwischen gibt es an amerikanischen Universitäten bereits ein Studienfach „Fett“, da dieses Thema allgegenwärtig ist und sowohl die Dicken beschäftigt wie auch jene, die (noch) dünn sind und nicht dick werden möchten. In diesen Kreisen formiert sich Widerstand gegen organisierte Kampagnen für gesundes Körpergewicht (wie wir es hierzulande im Deregulierungs-Geheul der Liberalisierungs-Fanatiker vernehmen). Welche Position immer man vertritt: am Fett kommt man nicht vorbei.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:54 |
Die Sache mit der Bewegung wäre eigentlich einfach. Wir sind umzingelt von guten Möglichkeiten: jeden Tag 30 Minuten lang gehen, eine Station früher aus der Strassenbahn steigen, Treppe statt Lift… aber warum machen wir und mit uns die Mehrheit der Bevölkerung es nicht? Wenn es doch so simpel ist? Es muss irgend eine magische Kraft geben, die uns davon abhält, zu tun, wovon wir wissen, dass es gut für uns wäre. Und nun wird eine alte Technik wiederentdeckt: Racewalking.
Gehen statt Laufen – das kennen wir noch von der Schule, diese disziplinierte Art, mit quasi gestreckten Beinen auf der runden Sohle abrollend so schnell wie möglich vorwärts zu kommen, ohne dabei je beide Füsse vom Boden abzuheben. Viel besser als Joggen sei es, weil beim Joggen sogar auf weichem Waldboden Gelenke und Stützgewebe arg strapaziert werden, und auch Übergewichtige könnten vom Racewalking oder Power-Walking oder Speed-Walking profitieren, da keine andere Gangart so viele Kalorien verbrenne und so gesundheitsförderlich sei für die Erstarkung der Herzkranzgefässe. Und seit 400 Jahren werde es praktiziert.
Zugegeben, es sieht etwas gewöhnungsbedüftig aus und man kann sich dabei merkwürdig vorkommen. Aber es gibt einige Tipps, wie sich das vermeiden lässt:
– zu zweit macht es mehr Spass und in Begleitung geniert man sich weniger
– belebte Strassen sind zu meiden, auf Nebenwegen Walken
– früh am Morgen raus, dann hat es auch weniger Abgase
– mit einem T-Shirt von einem Lauf-Club gehört man dazu
– kümmern Sie sich nicht darum, was die andern sagen
– Walken Sie stolz!
Für mich bringen diese Tipps allerdings noch wenig, solange ich nach zwanzig Schritten nach Luft ringend stehen bleiben muss und mich meine Knie bei jedem Schritt etwas mehr schmerzen… Aber es vermittelt mir eine Art von Gewissheit und Trost, dass es da eine alt-neue Technik gäbe, die mir helfen würde, wenn ich sie nur anwenden könnte.
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