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Von Heinrich von Grünigen um 23:13 |
Fast fehlt mir heute die Zeit für einen Blog-Eintrag. Seit drei Tagen ist unser Sekretariat krankheitshalber reduziert und die Terminplanung will, dass ich diese Woche bis jetzt jeden Tag unterwegs an Sitzungen war… heute galt es am Vormittag eine Veranstaltung für den Herbst 2008 zu planen, über eine Thematik, die dannzumal interessant sein müsste… und am Nachmittag traf sich der Ausschuss des Herzkreislauf-Netzwerkes CardioVasc Suisse zur Jahresbilanz-Tagung und zur Planung der Aktivitäten für das kommende Jahr. Die Arbeit geht uns also nicht aus.
Und zurück in Zürich galt es die Anfragen und Eingänge auf der Mailbox und auf dem Telefonbeantworter abzuarbeiten, weil ich morgen schon wieder auf der nächsten Hilfswerk-Hochzeit das Tanzbein zu schwingen habe… Wer hat da gerufen „Kürzer treten!“? Scheint im Moment nicht gerade der günstige Augenblick zu sein, aber bei Tageslicht sieht alles wieder anders aus. Die Arbeit läuft uns ja nicht davon. Und irgendwann einmal muss Schluss sein mit den Tagwerk.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:30 |
Es war ein spezieller Nachmittag, von langer Hand vorbereitet, und plötzlich sass man da, in einem hellen Sitzungszimmer unweit des Bundeshauses. Wir, eine Delegation von Leuten, die Netzwerke im Gesundheitswesen vertreten, die sich im weitesten Sinn mit Krankheiten befassen, die durch Übergewicht hervorgerufen werden, und auf der andern Seite des Tisches er, der Innenminister, zuständig für Gesundheitsfragen, umgeben von seinen engsten Mitarbeitenden.
Ich habe mich an dieser Stelle ja schon verschiedentlich darüber aufgehalten, dass der Departementschef in öffentlichen Verlautbarungen keinen Zweifel daran lasse, dass er viel hält von Selbstverantwortung und wenig von staatlichen Interventionen, wenn es um eine gesundheitsförderliche Lebensweise geht. Ein Ziel der von uns beantragten Aussprache war es, ihn für die Thematik zu sensibilisieren, sein Verständnis zu wecken für die übergeordneten, gesellschaftspolitischen und strukturellen Zusammenhänge und Sachzwänge, die es dem Individuum so schwer machen, seine Selbstverantwortung ungeschmälert wahrzunehmen.
Wir hatten unsere Statements gut vorbereitet, der Kardiologe, der Diabetologe, der Ernährungswissenschafter, jeder ein ausgewiesener Spezialist und Standesvertreter, die Verbandsfunktionärin und dazu ich als direkt Betroffener und Vertreter der Betroffenen. Wir wussten nicht, wie ER reagieren würde. Wenn wir Pech hätten, hiess es, sei die Audienz nach wenigen Minuten vorbei.
Sie dauerte dann mehr als anderthalb Stunden und führte zu einem intensiven, sehr persönlichen, interessierten Informationsaustausch. Sofort fragte er nach, wollte Details, Begründungen, Fakten, keine Behauptungen. Ging einzelnen Thesen nach und wollte die Zusammenhänge verstehen, sprach die zentralen Punkte an und hinterfragte sie kritisch. Liess sich von den Wissenschaftern aufklären und hörte zu.
Dass sich der Magsitrat die Zeit genommen hat und uns so viel Aufmerksamkeit widmete, darf als gutes Zeichen gewertet werden dafür, dass er „unser“ Dossier, wenn es in die politische Realisierungsphase kommt, mit etwas anderen Augen wahrnimmt. Wir werden seine Unterstützung brauchen. Der Weg wird nicht leicht sein und der Erfolg ist ist insgesamt noch ungewiss.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:44 |
Sitzung unseres Stiftungsrates. – Einerseits Routinegeschäfte, notwendig zum Abschluss des Jahres. Anderseits Standortbestimmung im Blick auf das 10-Jahre-Jubiläum, das 2008 ansteht. Wir blicken zurück auf ein gutes, arbeits- und erfolgreiches Jahr, das uns in vielen Punkten vorwärts gebracht hat.
Wir haben die Projekt-Palette bereinigt, sie auf die strategischen Ziele abgestimmt; wir haben den neuen Internet-Auftritt verabschiedet, der im Lauf des Novembers aufgeschaltet wird, wenn alle einzelnen Funktionen definitiv bereinigt sind. Einneuer, innovativer Ansatz, der dadurch möglich werden soll, dass wir die Inhalte flexibler aktualisieren können… Nicht nur haben wir den eBalance-Blog auf der Homepage zentral verlinkt, so dass man ihn leicht einsehen kann (nachdem ihn die nzz-online-Redaktion schamhaft versteckt hat), wir wollen in Zukunft auf mehr an Aktualität und Dokumentation bieten.
Dann ging es um die Planung unseres Engagements in Dienste unserer Mitglieder: was können wir bieten, um eine Mitgliedschaft attraktiv und interessant zu machen? – Es ist ja so, dass wir – im Unterschied zu anderen Organisationen wie der REGA und der Paraplegiker-Stiftung – keine „Versicherung“ anbieten können, dass man errettet wird, im Notfall, durch einen Gratis-Heli-Transport oder durch segensreiches Handauflegen durch Meister Zäch himself… wir haben einstweilen nichts dergleichen zu bieten, aber wir haben uns vorgenommen, uns etwas auszudenken… Lassen Sie sich überraschen, wenn es so weit sein wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 0:04 |
Da war diese Meldung in der Zeitung von der Maschine, mit der man langsames Essen lernen kann. Das Teil wird zurzeit in England an übergewichtigen Jugendlichen erprobt. Der Teller steht auf einer Waage, die an einen Computer angeschlossen ist. Dieser registriert, wieviel der Esser mit jedem Bissen vom Teller nimmt und wieviel Zeit zwischen den einzelnen Bissen vergeht bzw. zeigt durch ein akustisches Signal an, wann es so weit ist, dass man sich wieder bedienen darf.
Wenn die Patienten sich an diese Signale halten, wird dadurch das Esstempo deutlich verlangsamt, es wird länger gekaut (was ganz im Sinne des Schmauens wäre) und die Menge der verzehrten Nahrung wird über das Gewicht kontrolliert. – Dieses Gerät trägt der Tatsache Rechnung, dass viele Übergewichtige erfahrungsgemäss zu schnell essen, sie „schlingen“ und führen sich so eine zu grosse Menge zu, die vom Magen gar nicht richtig registriert und als „sättigend“ wahrgenommen werden kann.
Die Maschine sei so konstruiert, dass sie auch sprechen kann. Isst der Proband mehr, als ihm von seinem Diätplan her bekommt, so fragt die Stimme: Bist du noch hungrig? Nichts wird im Bericht darüber ausgesagt, wie die Maschine reagiert, wenn man ihr keine Antwort gibt und einfach weiter isst…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:19 |
Mit wehmütigen Gefühlen erinnere ich mich an den Prototypen des Tante-Emma-Ladens aus meiner Kindheit. Er stand in der Gemeinde Hosenruck, wo wir meist unsere Ferien verbrachten, und das Angebot war ziemlich umfassend, obwohl es um den Verkaufstresen herum nur einen einzigen Raum von der Grösse eines mittleren Wohnzimmeres gab… aber von jedem Artikel, den man sich wünschen konnte, gab es ein einziges Produkt in einer einzigen Grösse. Konfitüre war nur als Erdbeer/Rhabarber in der Kilobüchse zu haben, sonst nicht… und denke ich an die Einkaufs-Malls in Amerika, aber es kann auch bei uns ein Jumbo-Grossmarkt sein (solange es sie noch gibt), dann sehe ich die in der Unendlichkeit verschwindenden Fluchten der Regale, gefüllt mit Hunderten von Yoghurt-Sorten, Hunderten von Frühstücksflocken-Arten und Hunderten von tiefgekühlten Nahrungsmitteln, zwischen denen wir mit unseren riesigen Einkaufswagen einen konsumorientierten Gewalts-Marathon abslovieren müssen.
Diese Einkaufswagen haben es in sich. In England hat man die Zeichen der Zeit erkannt, und dieses Symbol für einen grenzenlos exzessiven Lebensmittel-Konsum ursurpiert und umfunktioniert, indem man den Trim Trolley, den Fitness-Wagen, schuf. Er ist technisch hoch- und umgerüstet zu einer datenverarbeitenden mobilen Station, die viele Funktionen hat, wie mein Hometrainer sie auch kann: er misst den Puls des Konsumenten, bremst die Räder so, dass das Schieben zur schweisstreibenden Anstrengung wird (ein Einkauf soll den gleichen Trimm-Wert haben wie 20 Minuten Schwimmen), reguliert die Energieabgabe, leitet den Kunden zu den gesunden Angeboten, zeigt auf einem Bildschirm den aktuellen Kalaorienverbrauch beim Schieben… kurz ein kompakter Robo-Fitnesstrainer für die Individualbetreuung.
In einer ersten Phase sollen diese Einkaufswagen bei der Ladenkette des Lebensmittel-Grossverteilers Tesco eingeführt werden. Bei Tante Emma im Laden gabs das noch nicht. Allerdings waren wir damals auch noch nicht zu dick. Und den Laden steht seit vielen Jahren leer.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Die Firma hatte die Freundlichkeit, uns für unseren „Tag der offenen Tür“ einen Stapel der kleinen PET-Flaschen zur Verfügung zu stellen. Flaschen mit Tee, in zwei Aromen. Jener Tee, der junge hübsche Frauen dazu bringt, sich im Türglas eines Busses zu spiegeln und sich dahingehend zu outen, dass sie in jemanden namens Katechine verliebt sind.
Am Anfang habe ich das Teegetränk freilich etwas bitter gefunden. Aber wenn es direkt und klirrendkalt aus dem Kühlschrank kommt, dann hat es etwas echt Erfrischendes. Und ich habe, da uns nach unserem Offenen-Türen-Tag noch ein Restposten geblieben ist, die Flüssigkeit inzwischen ziemlich ins Herz geschlossen, auch wenn sich mir die Katechine noch nicht so deutlich offenbart hat, dass ich zu ihr ein intimes Verhältnis hätte aufbauen können.
So war es denn fast ein sehnsüchtig erwartetes Wiedersehen, als ich heute zufällig in den TV-Spot hineingezappt habe. Und ich war drauf und dran, die werbenden Aussagen mit vollem Herzen zu bestätigen, als ich unerwartet ins Stutzen kam: „ohne Kalorien!“ So pries die freundliche Dame ihren Durstlöscher an. Und da rief es tief in mir drin: LÜGE! Denn jeder Deziliter bringt laut Etikettenaufdruck immerhin 2 bzw. 3 Kalorien auf die Waage. Die empfohlene Menge (um sich „in Form zu trinken“) beträgt zwei Flaschen pro Tag. Ein Liter also. Das sind 20-30 Kalorien täglich, macht im Jahr um die 10’000. Das entspricht anderthalb Kilo Fett, die wir zunehmen, wenn wir statt Mineral- oder Hahnenwasser so einen modischen Drink „ohne Kalorien“ schlürfen. Eins achtzig kostet die Flasche. CHF 1’314 macht das im Jahr, und dies entbehrt nicht einer gewissen inneren Logik, denn wir wissen aus Erfahrung, dass der Verlust eines Kilos etwa in einer renommierten Abspeck-Klinik in der Regel tausend Franken kostet… So bleibt der Preis – ob mehr oder weniger – einigermassen stabil.
Und ich scheue mich nicht, zuzugeben, dass ich mir jetzt schon Gedanken mache über die Zeit danach, wenn der Kühlschrank leer sein wird: das wäre dann sozuagen mein getränkemässiges Outing gewesen.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:09 |
Dieser Titel über einer kleinen Meldung im Lokalteil meiner Zeitung hat mich heute Morgen elektrisiert. Wie kann es sein, dass ein so schwerer Mensch in relativer Nähe unseres Wirkens lebt – und wir wissen nichts davon? Der oder die müsste doch längst in allen denkbaren TV-Dokusendungen vorgezeigt worden sein, Kliniken hätten sich um eine Therapie bemüht, Reportage-Teams aus aller Welt wären angereist… und wir haben das alles verpasst?
Nach den drei ersten Zeilen ist die Situation dann allerdings klar. Es geht hier nicht um menschliches Übergewicht, es geht um einen „mit Textilien beladenen Lieferwagen“, der offenbar so tief in den Federn hing, dass er der Polizei aufgefallen ist. Eine Kontrolle ergab, dass der Fahrer 418 Kilo zu viel geladen hatte…
Ein typischer Fall von selektiver Wahrnehmung: weil ich voll und ganz auf diese eine Thematik eingestimmt bin, reagiere ich ohne nachzudenken spontan in eine bestimmte Richtung und lasse von Anfang an keine andere Deutung zu als die meine… – Und weil auf diese Weise der erste Blick meist auf den erstbesten bekannten Gegenstand schliessen lässt, hat man in Japan eine neue Form von Tarn-Anzügen erfunden. Einen Überwurf aus Stoff, der die Form und das Aussehen eines Verpflegungsautomaten hat und den man sich überstülpen kann, wenn man kurzfristig Zuflucht suchen muss.
Unangenhm könnte es für Schutzsuchende allerdings werden, wenn jemand versuchen sollte, aus einem solchen Schein-Automaten eine Brause zu beziehen. Wenn man weiss, wie frustrierte Benutzer eines streikenden Kaffeeautomaten mit diesem per Fusstritt und Fausthieb umzugehen pflegen, dann müsste man doch jedem und jeder davon abraten, sich für etwas auszugeben, das man nicht sein kann. Auch Selbstbedienung hat ihre Grenzen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:40 |
Trainer Max, der mich zuweilen von den Plakatwänden und aus dem TV-Kasten so heimtückisch anfeixt, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, ohne etwas getan zu haben, hätte heute seine Freude an mir gehabt. Dabei ist es ja gar nicht meine Aufgabe, ihm Freude zu bereiten, denn die Sache läuft eigentlich umgekehrt: er steht in meinen Diensten, denn er wird von „meiner“ Krankenkasse finanziert bzw. also letztlich von mir selber bezahlt.
Ich habe mich heute unter manchem Aspekt gesundheitsförderlich verhalten. Früh am Morgen bin ich nach Bern gereist, an eine Informationstagung des Bundesamtes für Gesundheit, wo wir über zahlreiche Projekte aufdatiert wurden, die der Übergewichts-Prävention dienen. Am Nachmittag liessen wir uns innerhalb des Ernährungs-Netzwerks Nutrinet orientieren über aktuelle Fragen aus dem Bereich der Lebensmittelforschung an unseren Hochschulen und es war absolut faszinierend, zu erfahren, was alles unternommen wird, um mehr zu wissen darüber, wie einzelne Nahrungsmittel auf uns wirken, wenn wir sie konsumieren.
Am späteren Nachmittag dann wieder zurück in Zürich: Teilnahme an der jährlichen Tagung des Institutes für Sozial- und Präventivmedizin, bei der es diesmal um die Gesundheitsvorsorge in Firmen und Betrieben ging, diskutiert anhand von konkreten Modellen, die sich in der Praxis bewährt ahben, etwa im Forschungslabor von IBM, wo die künftigen Nobelpreisträger ausgebrütet werden. – Ja, und am Abend dann ein Fussmarsch durch die Stadt, ins Theater, ein Kabarett-Programm mit dem Komödianten Erich Vock, bekannt als das Ricola-Männchen, das weltweit um die Anerkennung des Schweizer Urheberrechts auf der Erfindung kämpft. Und ich bin hin- und hergerissen in meinen Empfindungen. Soll ich mich freuen, dass da ein junger Mensch die uralten Cabaret-Formen wieder aufleben lässt, über die wir uns schon in den 60er Jahren mokiert hatten..? So zeitlos, dass ein Teil des Publikums quietscht vor Vergnügen… was will man mehr? Eine professionelle Darbietung, die sich als solche goutieren lässt. Und wenn man kräftig klatscht, so hat man die Bewegung, die der Trainer Max mit drohender Miene fordert. Was will man mehr?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:19 |
Das mit den Ampelweibchen haben die Grünen in Bern ja ganz geschickt eingefädelt: kurz vor dem endgültigen Höhepunkt des Wahlkampfes haben sie vor einer Woche noch rasch das wirklich relevante Thema ins Gespräch gebracht, damit endlich über Inhalte debattiert werden konnte: dass die Männchen-Figuren an den Fussgänger-Ampeln einseitig-sexistisch seien und unbedingt ergänzt werden müssten mit weiblichen Figuren, die stehen und gehen.
Damit ist die Ampel mit ihren rot-gelb-grünen Botschaften unfreiwillig ins Blickfeld und ins Gespräch geraten: sie gibt Signale und ist für jedermann (und jedefrau) blitzartig und leicht zu verstehen, weltweit einheitlich, in jeder Sprache und in (fast) jedem Kulturkreis. Die Ampel als Verkünderin der Nährstoffwerte bei Lebensmitteln, insbesondere bei komplexen, verarbeiteten Esswaren, ist umstritten und umkämpft. Die Lebensmtitel-Industrie wehrt sich mit Händen und Füssen gegen eine plakative Kennzeichnung der Packungen und propagiert eine komplizierte Darstellung der einzelnen Elemente in prozentualer Relation zum jeweiligen Tagesbedarf… eine Darstellungsform, zu deren Entschlüsselung der Konsument mindestens einen Taschenrechner und eine Nährwerttabelle für seinen Tagesbedarf braucht.
In England, wo die Regierung eine Ampel-Deklaration schon vor zwei Jahren eingeführt hat, sagten bei einer Befragung im Sommer 2006 über 90 Prozent der Bevölkerung, die Ampel-Aussagen seien für sie „leicht und schnell, verständlich“. – Deshalb hat die Deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband vom Verbraucherminister Seehofer mit grossem Nachdruck die Einführung eines Ampel-Systems gefordert. Freiwillige Kennzeichnung bringe keine Klarheit, lautet die Begründung, im Gegenteil: durch eine allzu differenzierte und relativierende Darstellung würden stark fett- und zuckerhaltige Produkte mit hoher Nährwert-Dichte verharmlosend dargestellt… – Eine Diskussion, die bei uns noch bevorsteht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Die Stimmen sind ausgezählt, das Gezänk verebbt langsam, die Partei, die sich für die wichtigste hält, hat zahlenmässig zwar zugelegt, ihr vermeintlicher Spitzenkandidat hat in Zürich aber das absolute Mehr für den Ständerat nicht geschafft. Eigentlich peinlich, bei dem Aufwand.
Beachtet man den Wandel in den beiden Räte-Kammern, so stellt man fest, dass die Erneuerung sich in Grenzen hält. Das nächste Parlament wird weitgehend das frühere sein, mit geringen Abweichungen, und die alten Männer an der Spitze bleiben alt bzw. werden noch älter, als sie schon sind. (Und wenn ich mit Schrecken realisiere, dass die ja alle jünger sind als ich, obschon sie mir deutlich älter vorkommen, dann frage ich mich insgeheim, woran das liegen mag. Politik verschleisst offenbar.)
In der nächsten Legislatur-Periode stehen wesentliche Entscheide und Weichenstellungen an bezüglich Gesundheitspolitik. Auch in Sachen Adipositas-Prävention und -Therapie braucht es griffige und zukunftsweisende Lösungen und Massnahmen. Hier geht es um ein Generationenprojekt, das auf langfristige Umsetzung angelegt sein muss. Aber die Praxis zeigt, dass die meisten PolitikerInnen im Vierjahreszyklus der Legislaturen denken und darüber nicht hinauskommen. Da braucht es schon starke Argumente und viel Überzeugungskraft, um hier nachhaltig etwas zu bewirken.
Die Räte sind bestellt, jetzt heisst es, an die Arbeit. Zumindest bewahrt uns die Konstanz vor abrupten Wechseln und unvorhersehbaren Eskapaden. Viele Reaktionen sind dadurch berechenbar und können in die Planung einbezogen werden. Bei Null müssen wir nicht beginnen, wir bleiben auf Kurs.
Noch ein Nachtrag: Freund Rolf hat seine Sache brillant gemacht, hat souverän referiert und vor ausverkauftem Haus einen bemerkenswerten Rahmen gesetzt für einen spektakulären Film. Das war eine gute Wahl.
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