31/8  Hopp, Pop!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:30

Nun haben wir es schwarz auf weiss: Popcorn ist doch „gesünder“ als wir gemeinhin angenommen hatten. Dass die aufgeplatzten Maiskörner ein guter Ersatz sind für Chips, Nüssli oder anderes Apéro-Gebäck, das ist in mancher Ernährungs-Empfehlung zu finden, meist verbunden mit dem Hinweis, dass sie zudem Ballaststoffe bzw. „Nahrungsfasern“ enthalten, von denen der moderne Mensch im Allgemeinen viel zu wenig zu sich nimmt.

Und nun hat eine Studie an der University of Scranton in Pennsylvania die verblüffende Erkenntnis gebracht, dass Popcorn und andere Frühstücksflocken eine hohe Menge an gesundheitsförderlichen Antioxidantien enthalten, sogenannte Polyphenole, und zwar gleich viele wie auch in Obst und Früchten anzutreffen sind. Dabei schneidet Popcorn am besten von allen Vollkornprodukten ab.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf sind wir vielleicht etwas toleranter eingestellt gegenüber all den Kids, die sich im Kino aus den Riesenbechern das weisse Zeug in den Rachen schaufeln… aber hoppla, aufgepasst! Die positive Antioxidantien-Wirkung kann sich leicht ins Negative umkehren, wenn man bedenkt, dass die Pausenspeise oft erhebliche Mengen an Zucker oder Salz enthält, dass die Körner bei der Herstellung mit Hilfe von Öl oder Butter aufgebrutzelt werden (dies gilt vor allem für den Puffmais, wie man ihn für die Mikrowelle in praktischen Beuteln kaufen kann, dort triefen die letzten Körner geradezu vor Fett)…

Es gilt also auch hier die bekannte Maxime, dass selbst bei positiver Wirkung der Volksmund sich täuscht, der da meint „Viel hilft viel!“ – Falsch! Nur die angemessene, wohl abgewogene Menge, genossen mit Vernunft und nicht im Übermass, kann ihre gesundheitsfördernde Wirkung entfalten.




30/8  Werbe-Kritik

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:41

Es besteht die Gefahr, dass ich mich jetzt mit meinen Freunden aus der Werbebranche anlege, aber das wäre nicht das erste Mal, und ein konstruktiver Streit führt gelegentlich zu neuen Lösungen. – Die Frage ist: Kann man der Werbung trauen, wenn es ums Essen, um Lebensmittel geht?

Es ist noch nicht lange her, da hat die deutsche Verbraucher-Organisation „FoodWatch“ der Danone-Werbung für Actimel ihren Preis „Der Goldene Windbeutel“ für die „dreistetste Werbelüge“ verliehen. Dabei wurde nachgewiesen, dass die versprochenen gesundheitlichen Wirkungen von praktisch jedem Joghurt ausgehen und dass die Werbung eindeutig falsche Hoffnungen weckt.

Die Attacke hatte Folgen: die Firma hat ihre Werbung nicht etwa sistiert, sondern intensiviert. Allerdings mit einer neuen Botschaft: ein „Student“ berichtet in verblüffend naiven Worten, dass er an einem wissenschaftlichen Test teilgenommen habe, dass man zwei Gruppen gebildet habe, die eine hätte Acimel gekriegt, die andere nicht, und dass er zur Gruppe gehört habe, die es bekommen hat… und dass er sich jetzt besser fühle. Fazit des Werbespots: das Produkt „kann die Abwehrkräfte stärken“. – Das ist nun doch eine interessante Aussage. Abgesehen davon, dass die Schilderung des „Versuchs“ alles andere beschreibt als eine wissenschafltich seriöse, evidenzbasierte Analyse, ist man nun doch von der Aussage abgerückt, dass das Joghurt-Drinklein die Abwekrkräfte auf jeden Fall „stärkt“, spndern män räumt vorsichtig ein, dass dies möglicherweise der Fall sein könnte. Damit gibt man auch zu, dass es nicht so sein muss… und ist elegant der Kritik aus dem Weg gegangen, zu viel versprochen zu haben.

Die Auseinandersetzung mit irreführenden Werbebotschaften erinnert an einen Leitspruch des 2001 verstorbenen deutschen Ernährungs-Spezialisten Dr. med. Max Otto Bruker, der sagte: Essen Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird! – Eine Studie der Newcastle University hat Anfang dieses Jahres die These Brukers bestätigt, wonach in der Nahrungsmittel-Werbung vorwiegend „ungesunde“ Lebensmittel beworben werden mit zu hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt.

Allerdings gibt es auch hier die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. Die schönen TV-Spots für „Schweizer Früchte“, in denen uns die attraktivsten Damen versichern, sie wüssten „warum“, sind ein Beispiel für Botschaften, denen man vertrauen kann.




29/8  Auf die Leber

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Die Leber ist ein wunderbares Organ, nicht nur, wenn sie lecker zubereitet neben der Rösti auf dem Teller liegt… in unserem Körper spielt sie eine wichtige Rolle zur Regulierung des Energiehaushaltes und wir tun gut daran, Sorge zu ihr zu tragen.

Und nun lesen wir, dass es Berichte gibt, wonach eines der populären Mittel zur Gewichtskontrolle, das von Roche entwickelte, als Xenical bekannte Orlistat-Präparat, in einzelnen Fällen „Leberschäden“ hervorrufen könne. Diese Meldung kommt insofern ungelegen, als der Pharmakonzern Glaxo Smith Kline die Rezeptur übernommen hat und dabei ist, auch in Europa das Mittel mit dem Wirkstoff Orlistat untern dem Namen „alli“ zu lancieren. Nächstes Jahr soll die Pille – die in ihrer Wirkung nur halb so stark ist wie Xenical – auch in der Schweiz auf den Markt kommen, rezeptfrei.

Was ist dran, an dieser Leber-Geschichte? Der Wirkstoff Orlistat war bekannt dafür, dass er „nur“ im Darm wirkt, dass er nicht (oder kaum) ins Blut übergeht und dass er im Verdauungstrakt dafür sorgt, dass ein Teil des mit der Nahrung aufgenommenen Fettes nicht verdaut und vom Körper absorbiert werden kann, also auch nicht als Fettreserve eingelagert wird. – Wie relevant sind die Berichte über Schädigungen der Leber im Zusammenhang mit Xenical bzw. alli? – Die Firma Glaxo Smith Kline weist darauf hin, dass die Gesundheit der Patienten ihr ein wichtiges Anliegen sei, dass sie alle diese Berichte sammle und auswerte, dass sie aber in den klinischen Tests an über 30’000 Patienten keine derartigen Vorkommnisse festgestellt habe.

Tatsächlich sind es etwas über hundert Meldungen, bei einer Verbraucherzahl, die in die Millionen geht… und die Leber ist ein sensibles Organ. Die berühmte sprichwörtliche Laus, die jemandem über die Leber gekrochen ist, kann andere Ursachen haben als ein bestimmtes Medikament. Und doch sind solche Hinweise wohl am ehesten als Mahnung und Warnung zu nehmen, das Produkt nicht leichtfertig zu konsumieren und wachsam zu sein, auf allfällige Nebenwirkungen zu achten und unverzüglich den Arzt zu konsultieren. Die Gesundheitsbehörden jedenfalls haben bisher noch keinen Anlass gesehen, ihre Zulassungspolitik zu ändern.




28/8  Kennen Sie die DASH-Diät?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:54

Dass man keine CRASH-Diät machen soll, das pfeifen selbst die dicksten Spatzen von den Dächern. Das sind jene extremen Diäten, bei denen man so wenig oder so einseitig isst, dass das Gewicht in einem erdrutschartigen Sturz (Crash) herunterpurzeln soll… meist ist es zwar vor allem Wasser und Muskelmasse, was sich da davongemacht hat, und das Fett ist geblieben bzw. holt sich so bald wie möglich noch Verstärkung.

Was aber ist eine DASH-Diät? Die Abkürzung steht für Dietary Approaches to Stop Hypertension (auf Deutsch: Wege, um über die Ernährung den Bluthochdruck zu senken). Diese Ernährungsform weist Merkmale auf, die auch für die Gewichtskontrolle hilfreich sein können:
– viel Früchte, Gemüse und Nüsse
– fettreduzierte Milchprodukte
– Vollkornprodukte
– weisses Fleisch und Fisch
– wenig Salz
– keine Süssgetränke
– wenig rotes und verarbeitetes Fleisch

Eine Reihe von Langzeit-Untersuchungen an insgesamt gegen 250’000 Patienten hat gezeigt, dass Leute, die sich nach den DASH-Prinzipien ernähren, ein um 50% geringeres Risiko aufweisen, an Nierensteinen zu erkranken. Auch der Blutdruck wird positiv beeinflusst, unabhängig vom jeweiligen sonstigen Gesundheitszustand. – Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten braucht Anpassung und macht Umstände. Schlucken wir deshalb seit Jahren klaglos jeden Morgen unsere Pille gegen den Blutdruck? Oder könnten wir die DASH-Lebensmittel jetzt bei der Krankenkasse anmelden?




27/8  Gewicht geben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:18

Dem Gewicht Gewicht geben – so lautete das Motto einer Weiterbildungsveranstaltung im Aargau für TherapeutInnen aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Ernährungsberatung, die sich unter anderem um Menschen mit Übergewicht kümmern.

Dem einleitenden Referat als optisches Motto wurde ein Foto voran gestellt, das bei vielen Teilnehmenden haften blieb: ein Elefant, den riesigen Leib nur ausschnittweise im Bild zu sehen, legte sich über einen am Boden ausgestreckten Menschen, ohne diesen jedoch zu berühren. Eine Bewegung würde genügen, um das Menschlein platt zu pressen… aber die Person umfasst mit beiden Armen den massigen Körper, der über ihm liegt, scheint ihn liebevoll schützend zu halten, und schützt so sich selber vor dem Druck.

Wer mit übergewichtigen Menschen arbeitet, so lautete die Botschaft der Expertin, soll diesem Übergewicht liebevoll begegnen, soll den Klienten akzeptieren so wie er ist, soll sein Selbstwertgefühl stärken und ihm so helfen, sich selber zu akzeptieren. Denn hinter den meisten Adipositas-Befindlichkeiten verberge sich, bewusst oder unbewusst, die Scham, das Gefühl, versagt zu haben, sich dafür schämen zu müssen.

Diese Scham kann sich im Gespräch verraten, indem sie unbemerkt das verdeckt, was nicht ausgesprochen werden soll… wie geht nun der Therapeut mit dieser Erkenntnis um? Soll er sie benennen? Zum Thema machen? Soll er sie abzubauen versuchen?

Dem Umgang mit dieser und ähnlichen Fragen galt dann die Arbeit in Workshops. Und es war für mich beeindruckend, zu erleben, mit welcher Hingabe und welchem Engagement sich die Teilnehmenden der vielfältigen Herausforderung stellten. – Vor Jahren haben wir uns mit gutem Grund darüber beklagt, dass es manchem Terapeuten an der nötigen Sensibilität mangle, um auf Adipöse und ihre Probleme angemessen einzugehen. Solche Kurse tragen dazu bei, dass diese Überlegungen demnächst in die Rumpelkammer der Vorurteile gehören.




26/8  Arme Wurst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:40

Arme Würstchen sind bedauernwswert. Meist können sie nichts dafür, dass sie sind, was sie sind. Man bemitleidet sie. Allenfalls wecken sie so etwas wie Beschützer-Instinkt. Gefahr geht von ihnen keine aus. Ob sie ihren Zustand verändern können, ist ungewiss.

Ganz anders geht es der fett-armen Wurst. Die hat in den letzten Monaten einen wahren Siegeszug durch deutsche Lande angetreten. Ihr Vater und Erfinder ist ein Metzgermeister namens Josef Pointner in Mindelheim (auf halbem Weg nach München). Er tüftelte lange an einer Wurstmischung mit möglichst wenig Fett aber doch normal gutem Geschmack herum, bis er schliesslich ein Rezept fand, das ihm ein „Fleischerzeugnis“ ermöglichte mit sage und schreibe 3 Gramm Fett auf hundert. Unterstützung fand der Fleischer beim Fraunhofer Institut Verfahrenstechnik und Verpackung, mit dem zusammen die Entwicklung und Markteinführung vorangetrieben wurde. Das Produkt hat nicht nur weniger als 3% Fett, es ist zudem Gluten- und Laktosefrei, Cholesterinreduziert und ohne Zugabe von Geschmacksverstärkern… Hergestellt wird es exklusiv vom Lebensmittelkonzern EDEKA.

Nun ist die „arme“ Wurst neuerdings auch übers Internet erhältlich. Das Fraunhofer-Institut hat auf seiner Website einen entsprechenden Link eingerichtet. Wie es aussieht, werden die fettarmen Wurstprodukte allerdings erst in Deutschland und nach Österreich verschickt. Ob das an der mangelnden Europa-Kompatibilität unseres Landes liegt? 18 verschiedene Wurstwaren sind im Angebot, vom Bayerischen Leberkäs bis zum Rostbratwürstel. Am Ende lohnt es sich, bei uns die Ladenketten abzuklappern, die deutsche Produkte führen…




25/8  Zwangesernährung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Zu berichten ist heute von einer drastischen Massnahme an Schulen in Glasgow: an acht Unterstufen-Sekundarschulen läuft ein Pilotprogramm, bei dem Kinder am Mittag unter Aufsicht gestellt werden. Sie haben drei Optionen. Entweder bringen sie – nach Anleitung – „gesundes“ Essen mit in die Schule, oder sie verpflegen sich in der Schul-Kantine, oder sie gehen in Begleitung eines Erwachsenen zum Essen an den Mittagstisch nach Hause.

Diese fürsorgliche Massnahme hat einen einzigen Zweck: zu verhindern, dass sich die Kids in einem der zahlreichen Fastfood-Shops selber verpflegen, die ganz in der Nähe der Schulhäuser angesiedelt sind (bei einzelnen Schulen gibt es Umkreis von 500 Metern bis zu 20 solcher Immbissbuden). Der Pilotversuch läuft noch bis 2010. Sollte er sich bewähren, kann er auf andere Schulen und weitere Städte ausgedehnt werden.

Es genügt, bei uns am Mittag im Migros-Takeaway zu schauen, wie die Schüler in Trauben auf Treppen hocken, sich um Stehtische drängen, Pizzastücke in sich hinein stopfen und mit RedBull hinunterspülen, um zu erkennen, dass auch hierzulande Potenzial für eine solche Massnahme vorhanden wäre… Bleibt abzuwarten, wie ein allfälliger Erfolg in England gemessen wird.




24/8  Blogwirkung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:27

Vor drei Tagen habe ich mich an dieser Stelle darüber aufgehalten, dass in einer offiziellen Rauchstopp-Broschüre die Problematik der Gewichtszunahme allzu „verharmlosend“ dargestellt werde. Heute hat sich die Verfasserin des Büchleins bei mir gemeldet. Sie hätte es – das verstehe ich gut – natürlich vorgezogen, wenn ich mich vor meinem kritischen eBalance-Exkurs mit ihr in Verbindung gesetzt hätte, um mich über die Hintergründe und die Faktenlage zu informieren.

Fakt sei, dass die durchschnittliche Gewichtszunahme bei Rauchstopp statistisch weltweit noch tiefer sei als für die Schweiz angegeben, da es vor allem bei den asiatischen Völkern kaum zu einer Zunahme kommt. Die Leute, die sich bei der SAPS melden, die über 10 Kilo und mehr zugenommen hätten, wären eine rechnerisch zu vernächlässigende Grösse, weniger als ein Prozent all derer, die mit Rauchen aufhörten… für diese könne man nicht einen separaten Passus in eine Orientierungsschrift schreiben, welche sich an die Gesamtheit der rauchenden Bevölkerung wendet.

Ich nehme dies mit innerlichem Stirnrunzeln zur Kenntnis. Auch wenn die Fakten „stimmen“, so ist es doch für einen Betroffenen völlig irrelevant, ob er nun einer kleinen Minderheit oder der grossen Mehrheit angehört: er hat ein Problem, das sich ev. hätte vermeiden lassen, wäre man rechtzeitig und kompetent auf seine speziellen, allenfalls minoritären Bedürfnisse eingegangen. Die Antwort kann mich – aus dem Blickwinkel unseres Auftrags – eigentlich nicht befriedigen.

Aber wie ich mir dies durch den Kopf gehen lasse, realisiere ich, dass ich in meinem früheren Job noch und noch dieses gleiche Argument der Mehrheitsinteressen und der Minderheitswünsche selber gebraucht habe, um irgendwelchen Leuten zu erklären, weshalb gerade IHR Wunsch jetzt nicht erfüllt werden könne… auch wenn, das will ich einräumen, die Ausgangslage eine andere ist.

Wie weiter? Wir sind überein gekommen, dass wir angesichts dieser Ausgangslage zumindest versuchen sollten, ein Merkblatt für die beratenden Ärzte und Ärztinnen zu entwerfen, in welchem auf die besondere Thematik der gelegentlichen (ev. vereinzelten) „massiven“ Gewichtszunahme nach Rauchstopp eingegangen werden soll, unter Angabe konkretr Anlaufstellen und Hilfs-Angebote. Denn – und auch das ist ein Teil der Wirklichkeit – viele der Betroffenen gehen erst in eine Arztpraxis, wenn es eigentlich schon „zu spät“ ist. Das kann durch umfassende Aufklärung und Information vermieden werden. Aber „man“ müsste diese Information dann auch zur Kenntnis nehmen wollen.




23/8  Wirkung berechnet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:54

Es ist das, was die Wirtschaft am meisten fürchtet: dass Regelungen und Verbote etwas bewirken könnten. Australien hat nun diesen Beweis angetreten. In einer aktuellen Studie wurde berechnet, was ein Verbot von Junkfood-Werbung, die an Kinder gerichtet ist, bringen würde. Auf den ersten Blick macht das zwar nicht die Menge aus, aber es sind doch, umgerechnet auf alle Kids in Australien, im Schnitt 540 Gramm pro Kind.

Auf die zu erwartenden Gesundheitskosten für Australien umgerechnet würde dies eine Einsparung von rund 300 Millionen Dollar pro Jahr bringen. Da Australien etwa dreimal soviele Einwohner hat wie die Schweiz, würde eine solche Massnahme bei uns rund 100 Millionen Franken einsparen. Angesichts der galoppierenden Gesundheitskosten-Entwicklung ist dies kein Batzen, der zu verachten wäre. – Die Studie ermutigt jene Kreise, die sich für konsequente Regulierung im Bereich der an Kinder und Jugendliche gerichteten Werbung einsetzen. Unser neuer Gesundheitsminister (sofern es nicht eine Ministerin wird) hat also die einmalige Chance, einen Kurswechsel einzuleiten. Sofern nicht auch er oder sie vor der Wirtschaftslobby kuscht.




22/8  Lichtdiät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:20

Ich bin dem fröhlichen Gottesmann Bruder Benno in seiner braunen Benediktinerkutte schon mal an einer Hochzeit begegnet. Sein schlichtes, ehrlich-offenes Wesen kommt an, überzeugt, lässt aufhorchen. Ein solcher Vertreter der Kirche und des Christentums kann Menschen gewinnen für seine und für die Botschaft Gottes. Ein kleiner Leuchtturm in gottlosen Zeiten.

Deshalb bin ich ein wenig erschrocken, als ich in der aktuellen Beobachter-Ausgabe darüber las, dass besagter Bruder Benno sich einer Licht-Diät unterzogen habe, wobei mit „Licht“ nicht die Helligkeit der Sonne gemeint war, sondern eine spirituelle Erleuchtung, die den gläubigen und gottesfürchtigen Menschen im wahrsten Wortsinn zu „ernähren“ vermöge.

10 Kilo habe Benno in drei Monaten abgenommen… so lange lebte er ohne feste Speise, begleitet und geführt von einer himmlischen Delegation von Coaches (Schutzengel, sagte man dem früher), dabei sei er voll bei Kräften und bei Sinnen geblieben, habe an Vitalkraft noch zugelegt, sich geistig fit gehalten und überhaupt einen Energieschub erlebt.

Innerhalb dieses Berichts über ein spezielles Grenzerlebnis liess die Beobachter-Redaktion richtigerweise eine Ernährungsfachfrau zu Wort kommen: Caroline Bernet von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung wies auf die medizinischen und ernährungs-physioloischen Probleme und Gefahren des Fastens hin und machte darauf aufmerksam, dass ein kompletter Nahrungsverzicht zur gesunden Gewichtsreduktion nicht taugen.

Trotzdem fürchte ich, dass solche Schilderungen einen Nachahmer-Effekt auslösen können, dass der Geistliche rein durch seinen Status eine Praxis legitimiert und ihr den Anschein der Gottgefälligkeit gibt, von der man gerade jungen Menschen eindringlich abraten muss und die – in Verbindung mit Anorexie – unter Umständen tödlich sein kann. Ich bin gespannt, welche Reaktionen beim Beobachter eintreffen werden.