Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:42 |
Die Sache mit dem „Fleisch-Skandal“ wirft seit Tagen hohe Wellen. Mit beträchtlicher krimineller Energie wurde auf verschiedenen -ebenen innerhalb der Produktions- und Vertriebskette gezielt geschummelt, getäuscht, gefälscht und betrogen. Wer daran wie viel verdiente ist noch nicht ermittelt, die Gelackmeierten sind jedoch die Konsumenten und Verbraucher, die in der Regel zu viel bezahlt haben für etwas, das eigentlich billiger gewesen wäre.
Über die Qualität der Ware haben wir bisher nichts erfahren. Es ist anzunehmen, dass die unter dem Strich nicht problematisch war, wenn man davon ausgeht, dass Haltbarkeiten meist grosszügig definiert sind und es sich nicht nachweislich um „Gammelfleisch“ gehandelt hat.
Wären die Täuschungen und Betrügereien durch eine bessere Lebensmittelkennzeichnung zu enttarnen gewesen? Die Frage ist insofern müssig, als sich mit genügender Raffinesse jede Kennzeichnung auch fälschen und verändern lässt.
Interessanterweise hat die EU gerade dieser Tage neue Richtlinien für die Anschreibung der Lebensmittel erlassen, die auf den 13. Dezember hin in Kraft treten. Diese weisen – so der Infodienst Food Monitor in einer Mitteilung – insgesamt in Richtung vermehrter Transparenz, auch wenn sie z.B. die „Ampel“ nach wie vor nicht einführen… Neben der Regelung der Schriftgrössen auf dem Etikett und der Hervorhebung von Angaben betr. Allergien muss bei tiefgefrorenen Fleischprodukten neuerdings zwingend das Datum angegeben sein, an dem das Produkt tiefgekühlt wurde. (Was allerdings Betrüger nicht davon abhalten wird, aufgetaute Ware als „frisch“ zu deklarieren.)
Witzig in unserem „Fall“ ist auch die neue Regelung, wonach bei verarbeiteten Fleischwaren das Herkunftsland nicht mehr explizit genannt zu werden braucht: es genügt der Hinweis, die Zutaten stammten „aus der EU“… Da wäre es – sofern die Schweiz zur EU gehören würde – keine Sache mehr, wenn das Poulet aus Ungarn kommt. – Aber eben: man hatte ihm hierzulande betrügerischer weise einen Schweizer Pass aufgestempelt. Und das ist so oder so ein verbotener Akt.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:51 |
Bitte nicht ärgern, liebe Frauen. Es geht nicht darum, ein Phänomen zu verhöhnen, das euer ästhetisches Selbstbewusstsein beeinträchtigt! Die Orangen, von deren Haut hier die Rede ist, sind rund, wachsen an Bäumen und werden gegessen.
Wenn man sie schält, ärgert man sich gelegentlich: da ist diese äussere, orangefarbene Hülle, mehr oder weniger dick und kompakt, je nach Sorte, die sich unterschiedlich gut vom Fruchtfleisch lösen lässt. Darunter befindet sich ein zähes, weisses Gewebe, das die Schnitze umspannt und das sich bei gewissen Fruchtarten nur sehr schwer und mit einem Messer vom Fruchtfleisch lösen lässt.
Liest man Anleitungen zur Herstellung von Fruchtsalat oder von filettierten Orangenschnitzen, so wird meist empfohlen, man solle mit einem scharfen Messer etwas tiefer als die Schale in die Frucht schneiden, damit alle Spuren der Hülle entfernt sind und man das reine Fleisch mit seinen saftigen Zellen ohne die umschliessende Haut mit dem oft etwas bitteren Nachgeschmack herauslösen kann.
Und nun teilt uns die Bayerische Verbraucherzentrale mit, dass in dieser weissen Zwischenhaut die gesündesten Elemente der Orange stecken: die sogenannten Flavonoide, die eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel haben und die die Körperzellen vor unerwünschten Reaktionen mit Sauerstoff schützen können, was bei Herzkreislauf-Krankheiten und Krebs von Bedeutung ist.
Man hat nie ausgelernt und ich werde ab sofort einen anderen Umgang mit Mandarinen, Orangen und Grapefruit pflegen, wenn ich ihnen ans Schalen-Leder gehe, im Wissen darum, einen Beitrag an meine Gesundheit zu leisten.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:44 |
Ein Fall aus der SAPS-Beratung. Telefonisch gemeldet und in Stichworten aufgezeichnet. Sollte es sich wirklich so verhalten haben, wie es sich in der Aufzeichnung des Gesprächs liest, haben wir einen schwerwiegenderen Skandal als viele Fälle von sogenannter oder angeblicher Sozial-Schmarotzerei…
Ein Junger Mann ist wegen zu hohem BMI (Grössenordnung über 50) arbeitsunfähig geworden. Die Sozialbehörde seiner Gemeinde unterstützt ihn mit der Auflage, dass er sich innerhalb einer bestimmten (aus medizinischer Sicht viel zu kurzen!) Zeit einer Magen-OP unterziehen muss, um abzunehmen. Da er dies aber offenbar nicht gemacht hat, wurde ihm die Sozialleistung gekürzt.
Angenommen, der Fall hat sich wirklich so zugetragen, wie es in dem verkürzten Telefon-Stenogramm den Anschein macht, dann handelt es sich um einen handfesten und skandalösen Fall von Diskriminierung eines Adipositas-Patienten, veranlasst aus reiner Beamten-Willkür und ohne jede medizinische Rechtfertigung.
Noch verfügen wir nicht über ausreichend Hintergrund-Informationen, um die Tragweite des Vorfalls effektiv beurteilen zu können, wir kennen die Vorgeschichte nicht und nicht die medizinische Disposition, auch nicht, ob und wo allenfalls Expertenmeinungen eingeholt worden sind. Wenn die Fakten, die uns vermittelt wurden, zutreffen, dann handelt es sich um einen Vorgang, der uns bisher in dieser Tragweite nicht bekannt war und den es mit aller Entschiedenheit zu verurteilen und zu brandmarken gilt.
Aber wie gesagt: falls… Ich harre gespannt der Informationen, die noch folgen werden. Affaire à suivre.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Ich selber brauche diese Tricks nicht. Seit Jahren trinke ich zum Essen und gegen den Durst nur Wasser. Auswärts in der Regel „mit“, also Kohlensäuresprudel, zuhause reinen Hahnenwasser, dafür gekühlt. Neben meinem Bett steht eine gefüllte Anderthalbliter-Flasche, die gegen Morgen meist leer ist. Dass es jetzt draussen kälter geworden ist, hat den Vorteil, dass mein Nacht-Wasser bei geöffnetem Fenster auch schon kühl wird. Meine Achillesferse waren früher Kakao-Milchgetränke. Von denen habe ich lange zu viel getrunken. Jetzt nur noch zu Verwöhn-Zwecken aus besonderem Anlass.
Aber wie kommen Leute, die es von Klein auf gewohnt sind, nur gezuckerte Limonaden zu trinken, von dieser suchtähnlichen Gewohnheit weg? Der Ernährungsblog Healthy Eater bietet 5 Tricks an, die einleuchten:
1. Das Glas Wasser davor: wenn du Lust auf eine Limo hast, trink vorher ein Glas Wasser, so kommst du nicht in Versuchung, das Zuckerzeug gegen den Durst zu trinken.
2, Die sanfte Entwöhnung: schreib auf, wie viele Flaschen bzw. Dosen du von dem Zeug jeden Tag trinkst. Dann rechne das mal 52 und dividiere durch 12. So viel trinkst du im Monat, das wird dich erschrecken. Nun versuche, jede Woche eine Flasche oder Dose weniger zu konsumieren, immer wieder, bis du bei einer Portion wöchentlich bist. Und sonst trinkst du Wasser.
3. Der Sprudel-Connaisseur: wenn normales Wasser nicht nach deinem Geschmack ist, versuch es mit kohlensäurehaltigem. Das prickelt wie CocaCola und erfrischt dich. Du kannst es im Soda-Streamer auch selber machen, einfach ohne Aromazusatz.
4. Der kleine Portionen-Trick: wenn du es gar nicht aushältst ohne deine Limo und das eiskalte Gefäss in der Hand, dann nimm wenigstens eine kleine Flasche oder Dose und gewsöhne ich so mit der Zeit an kleinere Mengen.
5. Das Überzeugungs-Experiment: viele Ess- und Trinkgewohnheiten hat man sein Leben lang geübt, so dass es schwer fällt, darauf zu verzichten. Hier kann ein eisgekühlter Dispenser helfen, ev. im Kühlschrank eingebaut, mit einem Schnitz Zitrone dazu und einigen Eiswürfeln…
Kurz und gut: der Verzicht auf den täglichen Konsum von gesüssten und gezuckerten Getränken ist ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung der eigenen Gesundheit und zum Gewichtsverlust, man sollte ihn so rasch und so konsequent wie möglich tun.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:16 |
Das sind Nachrichten, mit denen wir nicht gerechnet haben. In der Abend-Gratiszeitung steht als Titelstory gross aufgemacht die Botschaft, dass Nestlé an einem Wirkstoff arbeite, der die Fettverbrennung etwa so stark ankurble als würde man 20 Minuten lang Joggen… Dieser Stoff könnte in speziellen Drinks genossen werden und so zu mühelosem Gewichtsverlust führen.
Da tut sich ein Milliardengeschäft auf, denn darauf hat Otto Normalverbraucher doch sehnlichst gewartet. Der Drink könne die gesamthaft positiven Wirkungen von körperlicher Aktivität natürlich nicht ersetzen, heisst es, aber er sei vor allem Geeignet für Menschen, die auf gesundheitlichen Gründen oder infolge körperlicher Gebrechen selber kein Sportprogramm absolvieren können.
Noch ist das Produkt nicht auf dem Markt, an der Formel werde noch „getüftelt“… und vielleicht, wenn wir (und Nestlé) Pech haben, findet man noch einige unerwünschte Nebenwirkungen, die sich der kommerziellen Auswertung der Entdeckung entgegen stellen. Warten wir ab.
Und ein anderes aktuelles Papier ist mir auf den Tisch geflattert: da stellt ein Wissenschaftler in Schweden die These auf – und untermauert sie mit entsprechenden Forschungsresultaten – dass die Ursachen für die weltweite Zunahme von Übergewicht und Adipositas noch weit komplexer sind als bisher angenommen und dass – dies ist eine seiner Kernbotschaften – eine übermässige Nahrungsaufnahme nicht die Ursache für, sondern die Folge der Adipositas sei…
Wie das? Eine ganze Reihe von Einflüssen der Umwelt führten zu genetischen Anpassungen und individuellen Veränderungen des Stoffwechselsystems, was unter anderem bewirken könne, dass die Kontrolle über das Essverhalten verloren gehe… Also gewissermassen eine Umkehrung von Ursache und Wirkung. – Und die zweite Botschaft: eine klare Absage an all jene, die dem menschlichen Organismus für eine mechanische Gerätschaft halten, die nach den einfachen Regeln eines Verbrennungsmotors funktioniert, und daraus schliessen, es spiele keine Rolle, „was“ man esse, sondern es komme einzig und allein auf die Anzahl der verzehrten Kalorien an.
Dies – sagt die Studie – sei ein fahrlässiger Irrtum. Entscheidend sei letztlich, welche Nahrungsmittel in welcher Kombination den Stoffwechsel wie beeinflussen. – Das sind Aussagen, über die noch eine Zeitlang nachgedacht und diskutiert werden wird.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:29 |
Der letzte Schrei hat uns erreicht. Still und heimlich gab es bereits einige Anbieter im Internet, aber eine Zeitungsmeldung hat die neue „Therapie“ ins Bewusstsein der Leserschaft geholt: das imaginäre Magenband.
Was kann das sein? Mittels Hypnose wird dem „Patienten“ suggeriert, es werde ihm operativ ein Magenband eingesetzt… der Vorgang wird realistisch unterlegt mit Gerüchen und Geräuschen wie in einem richtigen Operationssaal, und die Wirkung, wird gesagt, soll die gleiche sein, als hätte man wirklich ein Magenband eingebaut erhalten.
Nun gab es ja schon früher zahllose Angebote von heilenden Gurus, die mittels Hypnose das Rauchen bekämpften und die auch beim Abnehmen helfen wollten – noch ohne „Band“. Und es gab viele Tests mit mehr oder weniger Erfolg… denn nicht jeder und jede spricht gleich „gut“ auf hypnotische Beeinflussung an. Auf jeden Fall hat man kaum je etwas gehört von Menschen, die mit dieser Methode wirklich und auf Dauer abgenommen haben und das neue Gewicht auch über viele Jahre halten konnten.
Was ist denn nun von den neuen „virtuellen“ Massnahmen zu halten? „Woodoo“ sagt mein Arzt zu solchen Praktiken… gut vielleicht für jene, die daran glauben… und wenn es nichts nützt, so kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass es auch nicht geschadet hat. Ausser eventuell dem Geldbeutel, denn eine solche „Behandlung“ kostet im Schnitt um CHF 2’000 (Billig-Angebote gibt es schon ab CHF 750) und die Kasse bezahlt sie nicht.
Und natürlich ist es nicht so, dass diese hypnotische Geistheilung das „Problem“ Übergewicht ein für allemal aus der Welt schafft. Die Anbieter weisen ausdrücklich darauf hin, dass nur Erfolg haben kann, wer seine Lebens- und Essgewohnheiten dauerhaft umstellt, wie das auch bei jedem Ernährungsprogramm von der Stange der Fall ist. Also erst recht nichts für Leute, die am liebsten die Eigenverantwortung abgeben würden.
Es stimmt: gerade bei der Übergewichts-Therapie haben zahlreiche Versuche gezeigt, dass die Placebo-Wirkung eine wichtige Rolle spielt beim Gewichtsverlust. Aber eben, der Verlust der Kilos an sich ist nicht das Hauptproblem, es geht darum, das neue Gewicht so lang wie möglich, das ganze restliche Leben lang, zu halten. Daran scheitern die meisten der Patientinnen und Patienten. Und für das Hypno-Band gibt es noch keine Lnagzeit-Erfahrungen. Es sei denn, die Hypnose müsse laufend aufgefrischt werden. Das wäre allerdings ein Traum-Geschäft.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:13 |
Es ist wieder einmal Zeit für eine Art Ehrenrettung. Aber eine Absolution gibt es nicht. Lange war „Fett“ der böse Feind der Linienbewussten und kaum ein Nahrungsmittel wurde so gezielt und bewusst bekämpft und verdrängt und mit einem schlimmen Image belegt.
Und trotzdem haben viele Leute immer mehr zugenommen. Zum einen, weil sie in Panik vor dem Fett in die Kohlenhydrate geflüchtet sind und so bei einem Überkonsum von Zucker gelandet sind, zum andern aber auch, weil Fett nicht gleich Fett ist. Das dokumentiert auch ein Bericht des deutschen Magazins FOCUS-online mit einem Interview mit dem Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner.
Darin wird unter anderem auch empfohlen, auf zu viel tierisches Fett aus Fleisch zu verzichten, und das könnte ein Indiz sein, das in der Debatte rotes vs. weisses Fleisch weiter hilft: das „rote“ Fleisch ist eher von Fett durchzogen, weshalb in vielen Ernährungsempfehlungen eben das „magere“ weisse Fleisch des Geflügels vorgezogen wird (dabei dei Haut nicht essen, auch wenn sie noch so knusprig und wohlschmeckend ist, denn unter ihr sitzt das Fett!). Besser sind pflanzliche Fette mit ungesättigten Fettsäuren, wie sie etwa in Nüssen und Kernen enthalten sind.
Um die 60 Gramm Fett pro Tag braucht der Mensch… aber diese Menge ist bald beisammen. Unser Konsum liegt im Schnitt deutlich darüber, und das läppert sich im Lauf der Zeit zusammen. Wie überall läge auch beim Fett die Lösung in der richtigen Dosierung – aber: gut ist der Wille, schwach der Mensch.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 14:04 |
Seele siegt über Geist. So simpel lässt sich das Ergebnis verschiedener Studien zum „gesunden Essen“ zusammenfassen. Worum geht es?
Es ist ja eine nur allzu bekannte Tatsache, dass alles Wissen nichts nützt, wenn es darum geht, sich „richtig“ zu verhalten in Sachen Ernährung und Bewegung. Wenn das Wissen allein ausreichen würde, keine Fehler zu begehen, wäre niemand mehr zu dick.
An verschiedenen US-Universitäten wurde eine Serie von Tests mit Studentengruppen durchgeführt, bei denen es darum ging, die persönliche, gefühlsmässige Einstellung zum Essen zu beeinflussen. In kleineren und grösseren Gruppen wurde den Probanden eine emotionale Haltung gegenüber bestimmten – gesunden – Lebensmitteln an-trainiert. Das Resultat sei eindeutig, vermelden die Forscher:
Wer seine gefühlsmässige Einstellung gegenüber den Nahrungsmitteln bewusst entwickle, ernähre sich auf Dauer besser und verliere dadurch mehr Gewicht als Vergleichspersonen, denen lediglich das theoretische „Wissen“ um Kalorien, Nährwert, Sättigung etc. vermittelt worden war. Die „emotionalen“ Esser würden nicht nur ein anderes Essverhalten zeigen, sondern ihre Gewohnheiten seien deutlich nachhaltiger als die der „lediglich Informierten“.
Die experimentelle Periode für die beobachteten Versuche war allerdings mit einigen Monaten zu kurz, um daraus Langzeit-Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber ein gezieltes Nachfassen nach einer längeren Pause zeigte, dass vom „emotionalen Training“ insgesamt mehr zurückgeblieben war als von dem vermittelten Wissens-Stoff.
Diese Erkenntnis sei, so ssagen die Forscher, in den bekannten Nationalen Programmen zur Adipositas-Bekämpfung noch zu wenig berücksichtigt, diese setzten immer noch zu ausschliesslich auf die Vermittlung von theoretischer Erkenntnis und auf Faktenwissen. – Aber: was tun mit dem schlichten Bekenntnis „Ich liebe Schokolade!“?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 11:53 |
Da ist heute dieser Bericht im Beobachter. Es geht um einen Mann, der sich sein Essen aus verschiedenen Lebensmittel-Bestandteilen in Pulverform selber mixt: Proteine, Kohlenhydrate, Fett, Vitamine, Mineralien… Er folgt damit dem Vorbild eines Amerikaners, der sich 2012 einen Monat lang nur von solchen Kunstprodukten ernährt hat.
An sich ist das ja noch nichts Weltbewegendes. Auch Astronauten ernähren sich aus der Tube, und wer im Spital nicht mehr selber essen kann, wird per Magensonde mit speziellen Flüssigkeiten gefüttert, die er in sich hineinlaufen lassen kann, da lebt eine ganze Medizinalindustrie davon. Und auch die zahlreichen Formula-Diäten, die auf dem Markt erhältlich sind, und komplette, ausgewogene Mahlzeiten in Form von Shakes anbieten, sind ja nichts anderes.
Aber was irritiert einen an der Vorstellung, dass dies die Lösung des Welternährungs-Problems sein soll? Klar, wer keine Beziehung zum „Essen“ als Ausdruck der menschlichen Kultur hat, dem kann es schnuppe sein, in welcher Form und welchem Zustand er die zum Überleben notwendigen Stoffe zu sich nimmt. Wer aber gerne gut und schmackhaft isst, den graust es bei der Vorstellung, sich sein Leben lang nur noch von einförmiger Pampe ernähren zu müssen.
Wo bleibt der Stolz der Spitzenköche, die immer raffiniertere Gaumenkitzeleien entwerfen, um sich punkto Geschmacksexplosion und Augenschmaus gegenseitig zu übertreffen? – Der Mann, so liest man, träumt von einer quasi öffentlich-rechtlichen Versorgung der Menschen mit Lebenssaft: wie das Trinkwasser solle seine Flüssignahrung in Zukunft aus Hahnen fliessen, für jedermann zugänglich, der gerade ein Hüngerlein verspürt…
Aber was ist denn der „Hunger“ ohne die besondere Nahrung, auf die der Gaumen sich mit allen seinen Sinnen freuen kann? – Wer uns einen künstlichen Ersatz für unsere Leibspeise anbieten will, muss diesen schon so täuschend echt gestalten, dass er uns genau so „schmeckt“ wie das Original, das er ersetzt. Da gefällt mir die Utopie doch besser, die ich mal in einem Science-Fiction-Film gesehen habe, wo der Astronaut an einem Terminal seinen Menü-Wunsch eintippt, dann öffnet sich eine Klappe und daraus ist ein Teller zu entnehmen, auf dem die gewünschte Speise sich in voller kulinarischer Pracht präsentiert, knusprig und zart, aromatisch duftend und geschmacklich exzellent… ein Verwöhnpaket für die Befriedigung der zweitältesten aller Lüste, des Genusses beim Essen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:47 |
Heute war die jährliche Informationsveranstaltung von actionsanté. Das ist die Plattform des BAG, auf der sich Unternehmen anmelden können, die freiwillig einen Beitrag leisten zur gesundheitsförderlichen Ernährung und Bewegung. Eines der Themen, die heute diskutiert wurden, war die Frage nach dem Einfluss der Werbung (für Süsswaren) auf Kinder und Jugendliche.
Zwei einleitende Referate markierten die Positionen: ein Vertreter der Lebensmittelindustrie präsentierte das Konzept von Swiss Pledge, der freiwilligen Verpflichtung namhafter – wenn auch nicht aller – Akteure der Branche, gewisse Standards und Regeln einzuhalten, so vor allem, auf TV-Werbung für bestimmte Produkte zu verzichten, die sich direkt an Kinder richtet, im Umfeld von Kindersendungen bzw. wenn man annehmen kann, dass das TV-Publikum zu mehr als 35% aus Kindern unter 12 Jahren besteht. Eine neutrale Instanz überprüft, ob die Auflagen eingehalten werden, dies sei erfreulicherweise grossmehrheitlich der Fall.
Eine Konsumentenschutz-Vertreterin hielt dagegen und präsentierte die Resultate anderer Untersuchungen, die aufzeigten, dass die Kids beim TV-Gucken von Werbebotschaften für „ungeeignete“ Lebensmittel geradezu eingedeckt werden und dass der Einfluss der Werbung nachhaltig die Einkaufs- und Essensgewohnheiten prägt.
In Gruppen wurden diese Positionen dann diskutiert und es wurden Anregungen zur weiteren Verbesserung des Systems gemacht, Kritik wurde laut, wo sie angebracht war, anerkannt wurde, was es zu loben gab… In der abschliessenden Diskussion wurde die provokante Frage gestellt, weshalb denn die Lebensmittelbranche überhaupt Produkte für Kinder produziere, wenn sie eigentlich offiziell gar nicht dafür werben dürfte..? – Seitens der Vertreter der Industrie wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass man sich lediglich den Gesetzen von Angebot und Nachfrage füge, dass der freie Markt eben spiele und dass man bloss das produziere, was der Kunde wünsche.
Kein Wort davon, dass es ja eben gerade der Zweck und die Aufgabe der Werbung ist, diese Nachfrage zu wecken – auch für Produkte, die es noch gar nicht gibt und die eigentlich gar niemand braucht… – Dieses Versteckspiel hinter der angeblichen Nachfrage der Konsumenten hat in mir ungute Gefühle geweckt, angesichts des sonst so überzeugt vorgetragenen Eigenlobes der Hersteller. Ist es daher ein Zufall, wenn einem in diesem Zusammenhang die Parabel vom Feuerwehrmann als Brandstifter in den Sinn kommt?
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|