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Von Heinrich von Grünigen um 14:42 |
In meinen Träumen kann ich unbeschwert wandern. Weite Strecken, bergauf und bergab. Nichts behindert mich, keine Atemnot, kein Herzrasen ubnd keine Gelenkschmerzen. Es ist, als flöge ich mit grossen Schritten über Auen und Matten, durch verwinkelte Gassen, aber auch Bergpfade zum Gipfel empor oder durch verwegene Schluchten. Die Natur mit all ihren Landschaften ist mir untertan.
Und es kommt tatsächlikch vor, dass ich den Traum mit der Realität verwechsle, dass ich mich träumend frage, ob ich dies alles wirklich erlebe, dass ich ins Grübeln gerate, wie in aller Welt es mir gelungen sei, meine körperliche Schwere abzuschütteln und all meine Beeinträchtigungen zu kurieren. Um dies herauszufinden beschliesse ich im Traum, sofort aufzuwachen und zu kontrollieren, woran ich sei mit meiner beweglichen Leichtigkeit.
Beträchtlich ist dann jeweils die Ernüchterung, gepaart mit Enttäuschung, wenn ich, auf dem Bettrand sitzend, wieder die volle Last der Erdanziehung spüre, die mich mit Bleiklammern nach unten zieht und die sich mir entgegenstellt, wenn ich aufstehen will. Als würden meine Füsse von mächtigen Magneten am Boden festgehalten, muss ich mich mühsam am Kleiderständer und an der Türfalle abstützen, um einen Fuss vor den andern setzen zu können, vorsichtig, damit ich nicht über den Teppichrand stolpere und zu Fall komme. Bisher habe ich Glück gehabt.
Aber mit der geträumten Schwerelosigkeit ist es vorbei und ich weiss, es gelten nach wie vor die physikalischen Grundgesetze. Die Zusatzlast, die ich mit mir schleppe, drückt erbarmungslos nach unten und lässt jeden Schritt zur schmerzhaften Prüfung werden.
Ist dies nun der Zustand, mit dem ich mich abzufinden habe? Oder komme ich in diesem Leben noch einmal dazu, „erleichtert“ meiner Wege zu gehen? Die Frage ist offen. Ich bin vorsichtig bezüglich einer Prognose.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:36 |
Endlich wieder mal eine Bank, die über die meisten Zweifel erhaben scheint. Was möglicherweise damit zu tun haben kann, dass diese Bank nichts mit Geld zu schaffen hat. Sie steht auch auf keinem US-amerikanischern Index und ist in keine mafiösen Schmiergeldaffären verwickelt. Denn es handelt sich um eine Datenbank. Und zwar um eine Datenbank ganz besonderer Art: um die Schweizer Nährwertdatenbank.
Diese ist seit kurzem online abrufbar und damit jederzeit in vollem Umfang verfügbar, sobald man sich über die Beschaffenheit und den Nährwert von einzelnen Lebensmitteln informieren will. Die elektronische Darstellung erlaubt eine viel differenziertere Aufschlüsselung der Angaben, als dies bisher in der gedruckten, auf ein handliches Heft-Format kondensierten Form der Fall war. Hier erfährt man Dinge, die in die Tiefe der Details gehen, dass ein Ei – gekocht oder roh – zum Beispiel 13 verschiedene Vitamine und 8 Mineralstoffe enthält… während eine frische Kiwi 55 Kalorien hat, zu 83% aus Wasser besteht und es auf 14 Vitamine und 9 Mineralstoffe bringt… oder dass eine als gesund angepriesene Frühstücksflocklenmischung immerhin 35% Fett enthält…
„Natürliche“ Lebensmitel sind ebenso aufgeführt wie Fertigprodukte… so etwa ganze 185 verschiedene Brühwurst-Fleischwaren, vom Aare-Schüblig bis zum Weight-Watcheras Wienerli.
Wer immer sich dafür interessiert, was in seinem Essen drin ist, für den ist diese Datenbank ein unverzhichtbres Tool um sich bewusster zu verpflegen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Das Geschäft mit dem Geschäft. Nächsten Montag soll es auf den Markt kommen, und schon heute ist es der wohl am meisten beworbene Artikel im Internet und in den Sozialen Medien: das Frauenurinal. Welche Website ich auch anklicke, der automatische Google-Werbedienst knallt mir mindestens eines wenn nicht gleich mehrere dieser Amazon-Inserate ins Gesichtsfeld. Dabei geht es um eine Art flachgepressten Trichter aus violettem Weichplastik, den sich die Damenwelt, wenn sie mal (klein) muss, unten unters Höschen halten bzw. pressen kann (soll sich pipidicht anschmiegen), um dann so in aufrechter Haltung „wie ein Mann“ das zu tun, wozu sie sich eigentlich setzen müsste, wenn da nicht diese verdreckte Kloschüssel und der ebensolche Ring vom Sitzen dringendst abraten würden…
An sich offenbar eine gute Sache, erste Feedbacks sind positiv bis begeistert. Es gibt ja auch Vorläufer-Produkte, die sich bei Openair-Festivals bereits bewährt haben, aus Karton gefaltet, oder so. Das neue Ding soll 8 € 99 kosten und bei Bestellung portofrei zugeschickt werden.
Ich frage mich nun allerdings seit einigen Tagen, weshalb ausgerechnet ICH mit dieser Internet-Werbung so aggressiv eingedeckt werde. Besteht da am Ende eine heimliche Verbindung zwischen dem Apotheker meines Vertrauens und dem Anbieter, so dass dieser erfahren hat, dass der Arzt die Dosierung meines Diuretikums erhöht hat? Oder ist es weiter herum bekannt, dass ich selber kraft meiner Fettschürze zur Kategorue der Sitzpinkler gehöre und meine Notdurft im Stehen gar nicht verrichten könnte? Wobei mir dann allerdings das angepriesene Hilfsmittel auch nichts nützen würde, weil die Arme einfach zu kurz geworden sind… Oder bin ich mal – natürlich per Zufall – auf eine verfängliche Website geraten, wo man den Golden Shower zelebrierte?
Rätsel über Rätsel. Die moderne Technik machts möglich. Bin gespannt, wie lange das Werbe-Bombardement andauert.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:29 |
Abspecken ist das Gebot der Stunde. Der letzte Hinterbänkler auf der Politbühne führt das Wort im Munde, wenn es um die SRG geht. Das interessiert mich mehrfach. Zum einen, weil die Fragen rund um den Abbau von Speck heute quasi zu meinem Job geworden sind, zum andern aber, weil ich in meinem früheren Berufsleben immer wieder Phasen der Budgetknappheit und des Spardrucks bei der Herstellung von Radio- und Fernseh-Programmen erlebt – und auch überstanden habe.
Bei letzterem gab es zwei elementare Erkenntnisse: einmal die, dass Qualitätsjournalismus untrennbar mit dem Vorhandensein von finanziellen Ressourcen verbunden ist. Zeit ist Geld und Geld ist der Rohstoff für kompetente und umfassende Recherche, für seriöse Arbeit und und saubere Leistung. Wer meint, bei publizistischen Produkten sparen zu müssen, spart sie kaputt. Und auf der andern Seite die gegenläufige Erfahrung, dass Knappheit an Mitteln die Innovation fördert, weil sie zwingt, neue Lösungen zu suchen, einfachere Methoden, billigere technische Möglichkeiten, um die wenigen Mittel gezielt zur Erhaltung der Qualität einsetzen zu können. Aber das gilt wohl sinngemäss für die meisten Branchen.
Bei dem Abspeck-Gebot, um das es zurzeit geht, spielt die Qualität offenbar keine Rolle. Gebetsmühlenartig wiederholen all die Service-Public-Motzer ihr angelerntes Credo: Was die Privaten können, soll die SRG nicht auch machen (dürfen). Interessanterweise sind es durchwegs die Vertreter privater Medien, die auf diese Weise versuchen, per staatlicher Restriktion eine unliebsame – weil nach wie vor sehr erfolgreiche – Konkurrentin aus dem Feld zu mobben. Unbeleckt von jeglicher Fachkenntnis setzen sie wirre Zahlenspiele in Umlauf und stellen abstruse Theorien auf, die keinerlei Bezug zu unserem realen Schweizer Medien-Alltag haben.
Unveergesslich hat sich mir die Figur des strammen Jungpolitikers aus der ARENA eingeprägt. Am Tag danach im Blick-Interviews hat er bewiesen, dss er offenbar zu dumm ist, um Radio zu hören. Wie das? Keinen guten Faden liess er an den SRG-Medien, kein einzges brauchbares Programm gebe es da. Beispiel? Als er einmal in die Ferien fuhr, wollte er sich vorher über die Situation im Zielland kundig machen. Also drehte er das Radio an. Und was kam? Anstelle der erhofften Reise-Information war eine „Sendung über Murmeltiere“ zu hören (!!!). Das war für den forschen Mann der endgültige Beweis, dass es die SRG nicht braucht. Und überhaupt: Murmeltier-Sendungen würden ihn soweiso nicht interessieren, dafür würde er ohnehin keine Gebühren zahlen…
In der ganzen Abspeck-Debatte ist Geduld gefragt, wie beim richtigen Abspecken auch. Maximal ein Kilo pro Monat, wenn es gesundheitsverträglich sein soll. Vorausgesetzt, man hat wirklich Übergewicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:09 |
Tiere am und auf dem Tisch. Da geistern dramatische Aufrufe durch die sozialen Medien, man solle etwas unternehmen dagegen, dass in China zu Tausenden Hunde in der Pfanne landen. Ich sehe allerdings nur einen graduellen Unterschied zum Verzehr von Kaninchen, Schweinchen und Kälbchen, wie er hierzulande praktiziert wird.
Auf der andern Seite geht es darum, Hunde und Katzen, die mit uns in unserer sogenannt zivilisierten Welt leben, auch zivilisationsgerecht zu ernähren. Mäuse gibt es in der Wohnung ja keine mehr zu jagen und der Vogelfang auf dem Balkon ist auch begrenzt. Die Regale für immer raffinierter zubereitete Tiernahrung in den Warenhäusern übertreffen an Vielfalt bald das übrige Lebensmittel-Angebot. Und nun hören wir, dass die grossen Lebensmittel-Multis dabei sind, auch Tiernahrungs-Firmen aufzukaufen.
Die Logik dahinter ist einleuchtend: die Grundstoffe sind die gleichen, für Mensch wie für Tier. Die Nahrung für unsere Lieblinge besteht zu grossen Teilen aus dem „Abfall“ der Menschen-Verpflegung. Kann man sie direkt und ohne Zwischenhandel in der eigenen Fabrik verarbeiten, ist dies allemal ein Gewinn, nicht nur finanziell…
Und doch steht im Hintergrund der Vorwurf in der Luft, nun würden auch die Haustiere all den negativen Auswirkungn von Fastfood & Co. ausgeliefert. Dass unsere Stubentiger und die sogenannt besten Freunde dabei immer dicker und auch kränker werden, ist nur ein Nebeneffekt.
Wir haben uns von Zeit zu Zeit scherzeshalber mit dem Gedanken befasst, eine Organisation ins Leben zu rufen, die sich der Probleme übergewichtiger Möpse und Miezen annehmen würde. Dafür, so denken wir, müssten die Spendengelder nur so sprudeln, wenn man sieht, welche Summen, bis hin zu ganzen Liegenschaften heute den Tierschutzvereinen zufliessen. Einen Teil dieser Mittel könnten wir dann abzweigen, um damit die Hilfe für Adipositas-betroffene Menschen zu finanzieren… Aber über das Gedankenspiel sind wir nicht hinausgekommen. Irgendwo spürten wir eine ethisch-moralische Grenze. Vielleicht weicht diese auf, wenn Nestlé, Mars und DelMonte für ihr Tierfutter mit Gesundheitsversprechungen zu werben beginnen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:22 |
Natürlich ist das Video getürkt. Nicht grundsätzlich. Alles, was gezeigt wird, ist wirklich, passiert, irgendwo. Aber die Aufnahmen zum kurzen Film laufen in Zeitraffer ab. So liegt eine atembeklemmende Hektik über allen Vorgängen, es geht rasch und zackig und seelenlos… noch seelenloser als die Abläufe und Arbeiten ohnehin schon sind.
Gezeigt und illustriert wird Massentierhaltung, von den Hühnern über die Schweine zu den Kühen, wird die Art und Weise, wie das Fleisch der Tiere in den Fleischfabriken am Fliessband verarbeitet wird, im (allzu hektischen) Akkord, und wie das Fastfood dann ebenso schnell (und optisch beschleunigt) heruntergeschlungen wird.
Das Filmchen kommt ohne Worte aus. Die Bilder sind stark und beklemmend. Auch wenn Vieles davon nicht bei uns spielt sondern im fernen Japan, so schnürt das Gesehene uns den Hals zu, denn schliesslich geht es um unsere Mit-Kreaturen, die Tiere.
Es lohnt sich, das Schock-Video anzuschauen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Dies ist eine kuriose Geschichte. Da ist in Medienmeldungen die Rede von einer Frau in England, 200 Kilo schwer. Sie hat mit dem Auto einen Jogger angefahren und getötet. Sie ist in der Sache geständig, plädiert aber vor Gericht dafür, die Haftstrafe nicht absitzen zu müssen, da dies in Anbetracht ihres Körpergewichtss nicht zumutbar sei. Zudem hofft sie auf eine Magen-OP.
Das Gericht neigt dazu, sie trotzdem zum Haftantritt zu verknurren.
Wie stellen wir uns in dieser Situation? Verdient die Frau Schonung, „weil“ sie dick ist? Oder soll sie ihre gerechte Strafe erfahren, „0bwohl“ sie dick ist? Ist es zumutbar, dass sie sich mit ihrer ganzen Körperfülle und den damit verbundenen physischen Unannehmlichkeiten in die strikten Regeln des Gefängnis-Alltags eingliedert oder kann sie aufgrund ihres krankhaften Übergewichts eine Spezialbehandlung erwarten?
Bei Mord bzw. Totschlag ist von einer längeren, mehrjährigen Haftstrafe auszugehen. Zeit genug also, um sich – mit ärztlicher Unterstützung – von einem erheblichen Teil des eigenen Gewichts zu verabschieden? Die Haft sollte als Chance für eine kontrollierte Therapie angesehen werden, mit dosierter und überwachter Nahrungsaufnahme, mit täglicher Verpflichtung zu Bewegung und unter Ausschluss vieler obesogener Umwelteinflüsse…
Wenn die Frau ihr Gewicht als Grund „vorschiebt“, ihre verdiente Strafe nicht absitzen zu müssen, diskriminiert sie sich gewissermassen selbst, schliesst sich von einem Vorgang aus, der für andere normal erscheint, wenn sie in der gleichen Situation sind. Wäre es umgekehrt und würde ein Veranstalter ihr die Teilnahme z.B. an einem Abenteuer-Event unter Hinweis auf ihr Körpergewicht verwehren, explizit oder auch nur andeutungsweise, würde sie sich wohl zu Recht dagegen auflehnen: keine Sonderbehandlung, nur weil ich zu schwer bin!
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Von Heinrich von Grünigen um 18:05 |
Zugegeben, ein etwas spezieller Begriff. Er wurde geprägt von französischen Verbraucher-Organisationen. Diese verlangen von den zuständigen Behörden, einen neuen Farb-Code, in Anlehnung an die „Ampel-Deklaration“, einzuführen, um den Konsumenten die Orientierung über das Lebensmittel-Angebot zu erleichtern. Das neue System wurde von Prof. Serge Hercberg Anfang 2014 entwickelt. Dieser Code nennt sich nicht mehr „Ampel“, sondern eben „farbiger Code“.
Dieser Code, sagen die Konsumentenschützer, sei das wahre „Gegengift“ gegen die Werbebotschaften der Lebensmitelhersteller, denn diesen solle gesetzlich verboten werden irreführende Formulierungen auf die Packungen zu drucken wie „ohne Zuckerzusatz“, „weniger Salz“ oder „reduzierte Kalorienzahl“. Das neue „Front-of-Pack“-Label (also vorne an der Packung angebracht) hat 5 Punkte in den Farben: grün, gelb, orange, rosa und rot. Rot bedeutet: nur in kleinen Mengen geniessen.., grün bedeutet: kann täglich und in grösseren Mengen eingenommen werden.
Die farbigen Code-Punkte bezhiehen sich auf: Salz, Fett, Zucker, Kalorien, in bestimmten Fällen auch auf Eiweiss, Nahrungsfasern, Früchte, Gemüse, Nüsse… – Von der Code-Kennzeichnung ausgenommen sind speziell definierte Frischprodukte und Getränke. Das Ganze klingt noch etwas unvertraut und verwirrlich, es soll in einer ersten Phase auf freiwilliger Basis eingeführt werden. Die französische Lebensmittelbehörde hält die Einführung eines solchen Farb-Codes jedenfalls für „machbar“, wie dieser Tage bekannt wurde.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:14 |
Langsam kehrt wieder Ruhe im Aether ein. Nicht nur die Nebengeräusche rund um die Hetzkampagne von „Lügen-Bigler“ ebben langsam ab (interessant, wer sich hierzulande alles für einen Medienexperten in Sachen Service Public hält), auch das aufwändigste Medien-Bewegungsprogramm aller Zeiten – SRF bewegt – ist Geschichte, mit all seinen ohrenzermürbenden Kreisch-Jingles und der künstlich aufgekratzten Munterkeit des ModeratorInnen-Rudels. Auch ich musste (durfte) antraben und in der Gesprächssendung FOCUS auf SRF 3 darüber sprechen, wie wenig ich mich in meinem Alltag (noch) bewege bzw. bewegen kann.
Um dabei technisch mitzuhalten, musste ich mir die entsprechende App herunter laden. Ich bin sonst kein App-Fanatiker und halte mein Telefönchen sauber von all dem Schnickschnack, aber hier hatte ich Vergleichswerte zu liefern. Also steckte ich das Ding frühmorgens beim Aufwachen in die Pyjama-Tasche… und bis zum Frühstück – geschah nichts. Dann zeigte sich die Zählmaschine grosszügig: für den Gang zum Lift, die Fahrt ins Parterre zum Briefkasten und zurück schrieb sie mir ganze 100 Meter gut (dabei waren es real höchstens deren 25).
Ins Büro nehme ich in der Regel das Velo. Dafür hat die App eine spezielle Funktion: „Trainingseinheit“. Aktiviert man sie, so werden nicht mehr die Schritte gezählt, sondern übers GPS wird die aktuelle Distanz gemessen und dem Schritte/Meter-Total zugefügt. So brachte ich es, wenn keine weiteren Ausflüge per Rad anstanden, doch auf eine Tagesleistung von im Schnitt 1,5 Kilometern (!). Das ist weit von den empfohlenen 10 Kilometern entfernt und ein deutliches Zeichen, dass ich mich absolut nicht „genug“ bewege.
Aber dann gibt es eine Funktion, die anzeigt, wie viele Teilnehmende sich diese App heruntergeladen haben und so im Kollektiv bzw. im Schwarm um die Wette laufen… gegen 90’000 Leute waren dies am Schluss der Bewegungs-Woche. Gleichzeitig wird auf meinem iPhone angezeigt, auf welchem Rang ich mich persönlich befinde. Und da kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: mit meinen mickrigen anderthalb Kilometerchen pro Tag belegte ich von 90’000 Wandervögeln den sage und schreibe 28’706-ten Platz! Es musste also in der ganzen Schweiz über 60’000 Menschen geben, die NOCH weniger Schritte gingen oder mit dem Velo fuhren als ich!
Mich befiel ein Frösteln: da hatten wir doch zuversichtliche Meldungen gehört, wonach sich das Bewegungsverhalten in den letzten Jahren in der Schweiz „verbessert“ habe… es sei zwar noch nicht optimal, aber auf dem Weg in die richtige Richtung. Und nun diese Zahl, in einer Gruppe, die sich freiwillig der Schrittzählung unterworfen hatte!!! Beruhigt legte ich mich hin, um den Rest des Tages gemütlich zu verdämmern. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie man diese App wieder löscht…
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Von Heinrich von Grünigen um 17:13 |
Darf man das? Darf man die Zeitung, unter deren Dach auch dieser Blog angesiedelt ist, kriktisieren? Man darf nicht nur, man muss es sogar können. Im Dienste eines offenen, fairen Dialogs, wenn es ein Artikel so offenkundig an Sachbezogenheit vermissen läst.
Aber der Reihe nach: vor einigen Jahren hat die EU eine Aktion lanciert, mit der die Mitgliedstaaten ermutigt wurden, ihrer Jugend in den Schulen gratis Obst abzugeben, um so der drohenden Übergewichts-Epidemie auf einfache und effiziente Weise entgegen zu wirken. Ein Budget wurde bereit gestellt und jedes Land, das eine solche Aktion in eigener Verantwortung durchführen wollte, konnte sich bis zur Hälfte seiner Auslagen vergüten lassen. Ich habe auch an dieser Stelle darüber berichtet.
Eine Gruppe von Gesundheits-Fachleuten verschiedener Organisationen (der ich auch angehöre) fanden die Idee nachahmenswert und konsultierten die zuständigen Instanzen und Behörden, vom Bundesamt für Gesundheit bis zum Verband der Obstproduzenten. Sie stiessen überall auf Interesse, denn obwohl die aktuelle Gesetzeslage solche Aktionen erlaubt und sie in einzelnen Kantonen bzw. Gemeinden bereits mit Erfolg umgesetzt werden, handelt es sich doch erst um punktuelle, vereinzhelte Angebote, weil eine Koordination und übergeordnete Anreize fehlen. Schliesslich gelang es, Nationalrat Christian Lohr zu gewinnen, eine entsprechende Motion einzureichen. Im Nationalrat stiess sie auf ein positives Echo, obwohl der Bundesrat bezüglich der Finanzierung Vorbehalte anmeldete.
Dann kam die vorberatende Kommission des Ständerates und schmetterte die Vorlage einstimmig ab, mit der Begründung, dass die Rechtsgrundlagen bereits vorhanden seien, so dass jeder Kanton in eigener Verantwortung solche Aktionen durchführen könnte und es keines weiteren Impulses „von oben“ bedürfe. Damit war das Thema „gestorben“ und angesichts des einstimmigen Entscheids der Kommission liess sich auch kein Ständerat mehr finden, der einen Rückkommensantrag gestellt hätte. Gut zwei Jahre Vorbereitungsarbeit im Interesse der Volksgesundheit waren liquidiert.
Schliesslich folgte vor wenigen Tagen dann ein Artikel in der NZZ: „Frucht der Verführung“ hiess der Titel und sein Verfasser tat so, als wäre die Existenz der Schweiz durch den nationalrätlichen Schulobst-Vorstoss in ihren Grundfesrten erschüttert worden und in letzter Sekunde durch den mutigen Entscheid der ständerätlichen Kommission vor dem Sturz in den Orkus diktatorischer Willkür eines zentralistischen Terror-Regimes bewahrt worden. Nationalrat Lohr wurde als profilierungssüchtiger Provinzler diffamiert, der die demokratischen Gebräuche noch nicht kennt und von dessen Wiederwahl die Stimmbürger tunlichst absehen sollten…(!) – So wurde der „eidgenössische Pausenapfel“ umfunktioniert zu einem Gesslerhut, der den Fortbestand des helvetischen Föderalismus‘ in seiner Existenz bedroht, weil er ungebührlich in die Hoheit der Kantone und der Kommunen eingreift…
Frage eines jener „Sünder“, die es gewagt haben, um die gesunde Ernährung unserer Jugend besorgt zu sein: GEHT ES NOCH? Was soll dieser vorauseilende Kotau vor einem rechtspopulistischen Gedankengut, das seine Erfüllung in der Verhöhnung der staatlichen Verantwortung für das Wohlergehen der Bevölkerung sieht? Und weshalb gibt es denn noch kein schweizweites Früchte-Angebot, wenn es doch angeblich in seinem Nutzen unbestritten und „heute schon realisierbar“ sein soll? Eben, weil ein „nationaler“ Impuls, ein Anreiz gefehlt hat. Alles andere würde auf freiwilliger Basis geschehen, im eigenen Ermessen der Kantone.
Die Schweiz geht nicht unter, trotz solcher unbedarfter journalistischer Ausrutscher. Zum Glück.
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