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Von Heinrich von Grünigen um 16:13 |
Zugegeben, es ist ein etwas grenzwertiges Thema. Da berichtet heute die Gratiszeitung, die am Morgen in den Boxen liegt, auf Seite 9 über eine Sexologin, die der Männerwelt den Rat erteilt, man solle „im Stehen pinkeln“, weil es die Männlichkeit und das Selbstwertgefühl stärke, wenn der Pinkler sein Glied mit der Hand ergreifen und den Strahl dirigieren könne…
Eine kleine Recherche zeigt, dass diese Empfehlung ursprünglich aus einem ganz anderen Zusammenhang kommt, aus dem sie – reichlich fahrlässig – herausgelöst worden ist: Quelle für diese Aussage ist ein längerer Beitrag in der Zeitschrift „Wir Eltern“ mit dem Titel „Das Kind – ein sexuelles Wesen“, im welchem gezielte Antworten auf Fragen gegeben werden, die sich Eltern stellen, wenn sie das Verhalten ihrer Kinder in verschiedenen Phasen des Heranwachsens beobachten.
Eine der Fragen geht dahin, ob man kleinen Buben, die gerade lernen, auf die Toilette zu gehen, von Anfang an beibringen solle, ihr kleines Geschäft im Sitzen zu verrichten – oder im Stehen. Darauf sagte die Expertin unter anderem das, was das Gratisblatt herausgepickt hat. In diesem Zusammenhang macht es natürlich Sinn, über das sensuale Erfahren und Erlernen bestimmter Körperfunktionen nachzudenken. Aber nach der ersten Zeitungslektüre habe ich für mich ziemlich hinterhältige Gedanken angestellt:
Wenn es tatsächlich für das Erleben wahrer, echter Männlichkeit von so grosser Bedeutung ist, dass man sein Wasser im Stehen abschlägt, dann sind die Adipositas-Betroffenen einmal mehr die Gelackmeierten und die von der tiefen Selbstfindung Ausgeschlossenen! Wenn die Fettschürze bei 150 Kilo und mehr so weit nach unten hängt, dass man sein Zipfelchen nicht nur kaum mehr ergreifen kann, sondern dass es sich auch nicht mehr durch den Hosenschlitz ziehen lässt, dann bleibt nur noch das im korrekten Leben generell empfohlene Sitzen auf der Toilette! Da ist es auch aus mit dem „visuellen Kontakt“, den die Expertin preist.
Mutter (oder Vater) sollen dem kleinen Buben überdies zeigen, wie man einen verspritzten Toiletten-Ring reinigt, empfiehlt die Sexpertin, weil Frauen und Mädchen gerne auf einen sauberen Ring sitzen würden. Das ist ein gut gemeinter Rat. Besser wäre allerdings, man würde den Mini-Pinklern beibringen, wie man den Ring hochklappt, wenn schon.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:16 |
Es ist nur ein kleines Requiem. Schliesslich ist es auch nur ein kleiner Wagen: ein Wägelchen. Was haben wir in den Zügen darauf gewartet, dass „es“ vorbei kommt, von weitem schon mit einladendem Zuruf, wenn die automatische Wagentür aufgeht: „Kafimineraalsändwich!!!“ Und wenn man Glück hatte, kam es noch bevor der Intercity in Bern über die Brücke einfuhr, sofern man von Zürich her kam.
Die rollende Zugsverpflegung hat im Lauf der Jahrzehnte mehrere Wandlungen durchgemacht. Ich weiss noch, dass wir als junge Menschen sogar mit dem Gedanken gespielt haben, selber mal als Wägelischieber tätig zu werden, um in den Ferien das Sackgeld aufzubessern… aber die Firma hatte einen schlechten Ruf. Auf der Seite trugen die mobilen Verkaufstresen damals die Aufschrift „ENK“… was spöttisch ins Gegenteil interpretiert wurde: „Ein Netter Kerl“…
Der Adipositas-Spezialist Dr. Horber sagte mir einmal, wenn man in den SBB-Wägeli nur noch Sandwiches mit fettrerduziertem Streichbelag verkaufen würde, könnte man einen wesentlichen Beitrag gegen die Übergewichtsepidemie leisten. Ich kannte zu dieser Zeit den Chef des Unternehmens aus dem Militärdienst und leitete das Anliegen weiter…
Die Revolution fand statt, als die Wägelchen umgerüstet wurden zu High-Tech-Transportern, die sich mit Laserlicht ihren Weg durch die engen Passagen zwischen den Sitzen bahnten und die vor allem über Kaffeekapsel-Maschinen verfügten, so dass die elende Filter-Plörre einem guten Espresso Platz machen konnte…
Und nun soll es also fertig sein mit dem Wägeli-Service in den Intercity-Zügen. Kein Wunder, wurden doch in den letzten Jahren die Bahnhöfe rgelrecht überschwemmt und zugebaut mit Take-Aways, Futterständen, Wurstbuden, Kaffee-Buchten, Donut-Läden, Brezelkönig-Shops und amerikanisch angehauchten Futter-Verkäufern ohne Zahl.
Der flächendeckende Ausbau der Verpflegungsmöglichkeiten in unseren grossen Bahnhöfen ist für mich das erschlagende Symbol für die hemmungslose Verführung zu immer mehr Kalorien-Konsum „on the road“ und letztlich das Abbild einer verfetteten Reisegemeinschaft. – Kein Wunder, sind da die kleinen, bescheidenen Wägelchen buchstäblich auf der Strecke geblieben.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Gestern wurden in USA die „Dietary Guidelines 2015-2020“ publiziert. Also die nationale Ernährungspolitik mit Empfehlungen zum Essverhalten der Amerikaner. Die neuen Richtlinien waren von interessierten Kreisen mit Spannung erwartet worden. Sie sind – das war nicht anders zu erwarten – im Endeffekt das Produkt von zahlreichen Kompromissen im Widerstreit der Interessen zwischen einer gesundheitsbewussten staatlichen Autorität und einer auf Profit ausgerichteten Lebensmittelindustrie und mächtiger Lobbyorganisationen.
Entsprechend kritisch wird das Resultat beurteilt. Erstmals wird zwar in den neuen Richtlinien explizit empfohlen, die KonsumentInnen sollten ihren Verzehr an „zugefügtem Zucker“, an Transfetten, an Salz einschränken und sich generell ausgewogener verpflegen… Aber das geht besorgten Ernährungswissenschaftlern wie etwa Marion Nestle zu wenig weit bzw. ist zu unpräzise und zu verallgemeinernd, wenn nicht gar zu schönfärberisch.
Statt Ross und Reiter zu benennen würden die verschiedenen Faktoren, welche die Gesundheit beeinträchtigen und namentlich zur Adipositas-Epidemie beitragen, nur indirekt angesprochen. Mit „zugefügtem Zucker“ wären eigentlich die Süssgetränke gemeint, deren Konsum massiv eingeschränkt werden müsste, hinter den „Transfetten“ würde sich vor allem das Fleisch verbergen, von dem deutlich weniger konsumiert werden sollte, und beim Hinweis auf den zu hohen Salzverbrauch gehe es vor allem um die weit verbreitete Fast-Food-Kultur… – Insgesamt – so Nestle – zeigten die neuen Richtlinien, dass sich die Food-Lobby gegenüber dem Gesetzgeber erfolgreich durchgesetzt habe.
Für die Obesity Action Coalition OAC – das US-Pendant zu unserer Stiftung – ist es wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung, wie sie, unter Verweis auf einen Hintergrunds-Bericht der New York Times, feststellt. Wer pragmatisch denkt, kann sich dieser Betrachtungsweise anschliessen. Eine vertiefte Analyse der Vorgaben lohnt sich.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:22 |
Gehen wir davon aus, dass der Bericht stimmt. Dann ist es ein ausgewachsener Skandal. Dann ist es ein weiteres Beispiel für die gnadenlose Diskriminierung von adipösen Mitmenschen, die es ohnehin im Leben schwer genug haben.
Eine Kolumne in einer Aargauer Zeitung hat den Fall aufgedeckt: da wurde in einer Gemeinde im Appenzell einem Gemeindearbeiter mit der Entlassung gedroht, weil er zu dick sei bzw. falls er der Aufforderung, abzunehmen, nicht nachkommen würde. Man habe ihn aufgefordert, „mehr Grünzeug“ zu essen… (denn Bewegung hat er in seinem Freiluft-Job offenbar genug).
Die Zeitung 20 minuten hat mich heute um einen Kommentar zu dem Fall gebeten. Die Schwierigkeit liegt darin, dass ich über zu wenige Informationen zum Hintergrund dieser Angelegenheit verfüge. Der Mann kämpft offenbar seit seiner Kindheit mit seinem Übergewicht, war also wahrscheinlich bereits bei seiner Einstellung in den öffentlichen Dienst bei der Gemeinde „betroffen“, man wusste also, worauf man sich einliess.
Generell ist es möglich, dass körperliche Eigenschaften für die Ausübung bestimmter Berufe nachteilig sein können, diese gar verhindern. Ein Blinder kann viele Tätigkeiten ausüben – Linienpilot wird er mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht. Wenn die Körperfülle jemanden daran hindert, in einer Notsituation rasch und effizient zu reagieren, um Unheil von anderen abzuwenden, dann besteht ein Sicherheitsrisiko und der Betroffene wird zu seinem eigenen Schutz nicht zu der entsprechenden Tätigkeit zugelassen.
Wichtig wäre in solchen Fällen, vor allem wenn sich das Gewichtsproblem erst im Laufe der Berufsausübung artikuliert, dass eine betriebliche Gesundheitsprävention besteht, dass den übergewichtigen Mitarbeitenden eine kompetente fachliche Begleitung angeboten wird. Die Aufforderung, „mehr Grünzeug zu essen“ ist da sehr armselig.
Was mich an der Sache positiv berührt, das sind die ersten bisher publizierten Kommentare zur Kolumne, die sich übrigens selber als „Polemik“ bezeichnet: sie zeigen Verständnis für den Gemeindearbeiter und kritisieren die lokalen Behörden happig.
Bin gespannt, ob diese Publikation eine Nachwirkung hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:42 |
Alle Jahre wieder. Im Januar überbieten sich die Medien mit Empfehlungen und Berichten zum erfolgreichen, ultimativen Abnehmen. Einen Schwerpunkt hat Sat.1 gestern gesetzt mit einer Spezialausgabe des Magazins „Akte 20.16“, die drei verschiedenen Abnehm-Konzepten gewidmet war. Zum einen war da Oliver, der vor zehn Jahren 217 Kilo wog, sich dann einer Magenband-OP unterzog (das gibt es in Dedutschland noch) und dadurch mehr als 100 Kilo abspeckte, so dass das Abnehmen zu seiner neuen „Sucht“ zu werden drohte…
Als zweites Exempel diente ein Ehepaar in den Dreissigern, BMI knapp über 30, das während vier Wochen je ein individuelles Programm absolvierte: Doreen wählte eine Low Carb-Ernährung, Oliver befolgte die Empfehlungen von Metabolic Balance (für 450 Euro) mit einem auf das Blutbild abgestimmten Ernährungsplan. Der Erfolg nach vier Wochen war überschaubar: er hatte 5,2 Kilo verloren, sie deren 3,5. Beide waren zufrieden und sind überzeugt, dass sie nun ihre Ernährungweise dauerhaft umstellen und das neue Gewicht halten könnten.
Ein drittes Beispiel verlief eher ernüchternd: mit einem „Detox-Programm“ aus dem Internet quälte sich eine junge Coiffeuse, die nicht eigentlich „dick“ war, aber einfach abnehmern wollte, durch recht komplizierte Ernährungs-Anweisungen, die sie auch ziemlich willkürlich und inkonsequent umsetzte. Statt der versprochenen 8 Kilo, die sie in einer Woche hätte verlieren sollen, nahm sie gerade mal deren zwei ab und war entsprechend frustriert…
Am Schluss dann die „ultuimativen“ Tipps, wie sich der berüchtigte Jojo-Effekt auf Dauer vermeiden lasse: zuhause einen grossen Spiegel anbringen, damit man seine Figur täglich überwachen kann… und von sich selber regelmässig ein Selfie schiessen und das Bild dann an den Kühlschrank hängen… – Man sieht: auch die Kompetenzen des TV-Senders sind begrenzt. Immerhin will er „dran bleiben“ und die weitere Entwicklung verfolgen. – Der ganze Report ist trotzdem sehenswert, er regt zum Nachdenken an, auch wenn sich die Verhältnisse von Deutschland nicht 1:1 auf die Schweiz übertragen lassen. Der Link zur Sendung ist hier.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:45 |
Das ist keine Konkurrenz. Es ist ein neuer, lesens- und beherzigenswerter Blog zum Thema Ernährung, der keine kommerziellen Interessen verfolgt und uns keine Produkte schmackhaft machen will, sondern der einzig und allein die kompetente, sachliche, fachlich abgestützte Information zum Ziel hat.
Der neue Blog hat einen auf den ersten Blick irritierenden Namen: Aufgeschmeckt! – Das klingt ja fast wie der zackige Befehl „Aufgepasst!“ und das ist wohl Absicht. Denn der Blog will unsere Aufmerksamkeit gezielt auf Fragen des kulinarischen Geschmacks lenken und uns Einblicke vermitteln in Zusammenhänge und Hintergründe rund um unsere Ernährung. Dabei soll es ausdrücklich nicht um Kalorien und Kilos gehen, sondern um den „bewussten Genuss am Essen“.
Hinter dem Blog „Aufgeschmeckt!“ steht das Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt, das auf diese Weise seine Bevölkerung ansprechen und mit nützlichen Informationen bedienen will. Da aber das Internet weder an Landes- noch an Kantonsgrenzen Halt macht, sind diese Infos auch für alle anderen Interessierten zugänglich, wo immer sie sich gerade aufhalten. Und das ist gut so, denn wir brauchen kompetente Informationsquellen und Orientierungshilfen, die nicht von wirtschaftlichen Interessen aus der Lebensmittelindustrie geleitet und bestimmt werden.
Ich begrüsse diese neue Internet-Publikation und freue mich auf anregende Impulse und Themen, die uns über den Tag hinaus begleiten können. Ein Klick, der sich lohnt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Wir wären nicht zimperlich. Wenn es ums Überleben geht, ist Geld einfach Geld. Daher möchte ich vorab im neuen Jahr als erstes all den Gönnerinnen und Gönnern danken, die schon ihre sapsCard eingelöst und ihren Gönnerbeitrag überwiesen haben. Das gibt uns einen guten finanziellen Anschub für all die Arbeiten, die in den kommenden Wochen und Monaten anstehen. Merci!
Allerdings hat das mit „Geldwäsche“ nichts zu tun. Aber wie ich im Magazin für das Stiftungswesen und Philantropie DIE STIFTUNG lese, bestehen Pläne, um das Finanzgebaren gemeinnütziger Organisationen wie unsere Stiftung in Zukunft genauer unter die Lupe zu nehmen, in der Absicht, einen allfälligen Missbrauch zum Zweck der Geldwäscherei und der Terrorismus-Finanzierung zu verhindern. Der Bundesrat hat einen entsprechenden Bericht eingefordert, der im Vorschlag gipfelt, auch wenn das Risiko eines kriminellen Missbrauchs in der Schweiz gering sei, so sei es doch ratsam, die Eidgenössische Stiftungsaufsicht zu verstärken und ihr zusätzliche personelle Ressourcen zuzuweisen…
Selbstverständlich sind wir für Transparenz und selbstverständlich sollen Geldquellen offen gelegt werden. Aber eine Aufblähung der Kontrollinstanzen und eine noch engmaschigere Regulierung kann nicht im Sinne der effizienten Verwendung des „Spendenfrankens“ sein. Die Vorstellung mutet grotesk an, dass unzähliche gemeinnützige Institutionen in diesem Land von ehrenamtlichen Freiwilligen getragen und geführt werden, während ihr Wirken von immer mehr staatlichen Funktionären überwacht und kontrolliert wird und gleichzeitig die Zuwendungen der öffentlichen Hand an diese gleichen Institutionen von Jahr zu Jahr spärlicher fliessen oder ganz zu versiegen drohen!
Klar, wir sind zu bescheiden und vor allem zu klein, als dass wir ein lohnendes Ziel abgeben würden für finanzmächtige Investoren, die uns als Tarnung und zur Verschleierung undurchsichtiger Transaktionen missbrauchen möchten… aber wenn morgen jemand an unsere Türe klopfen würde und mit einem Koffer voller Banknoten vorbei käme, die er durch eine Spende zu legalisieren gedenkt, dann würden wir ihn herzlich empfangen, ihm einen Espresso anbieten und auf keinen Fall wissen wollen, woher er das Geld hat. Hauptsache, er lässt es bei uns.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:22 |
Dinge gibt es, die braucht es nicht wirklich. Da lese ich im sonntäglichen Blatt auf der kulinarischen Seite einen Bericht über ein Tool, von dem ich noch nie gehört habe: eine Räucherpistole.
Was eine Räuberpistole ist, das hat man mir beigebracht… aber dieses Ding dient dazu, beim Kochen gewissen Speisen einen feinen Rauch-Geschmack zu verpassen. Nach der Beschreibung zu schliessen muss es sich um eine Kombination aus Haartrockner und Mikrotoaster handeln, wobei offenbar Sägespäne aus Holz angeheizt werden, so dass Rauch entströmt, der auf die Speisen geblasen werden kann. Etwa 130 starke Franken soll das Ding kosten.
Dass eine Wurst aus dem Rauchfang lecker schmeckt, wissen wir. Auch die Speckseite über dem offenen Kamin hat sich über Jahrhunderte als Konservierungsform bewährt, nicht zu sprechen vom delikaten Lachs aus der kunstreichen Räucherei… Aber ein mit Räucherarome versetzter „Butterschaum“?! Wer will denn sowas?
Offensichtlich sind wir privilegiert. Denn wir haben den integralen Räuchergeschmack quasi frei Haus bekommen, als kollaterales Nebenprodukt unseres improvisierten Christbaumbrandes am vorletzten Tag des alten Jahres. Noch einmal wollten wir der kleinen Enkelin, die auf Besuch weilte, eine Freude machen und die vier Kerzen auf dem kleinen Bäumchen anzünden. Und dazu noch einige Wunderkerzen. Die Funken stoben und knisterten. Bald knisterte auch ein Zweiglein. Aber dummerweise erlosch es nicht wieder, wie wir das von früeren Baum-Erfahrungen gewohnt waren, sondern nach wenigen Sekunden stand schon die Hälfte der kleinen Nordmanntanne in Flammen.
Der Versuch, den auflodernden Heimbrand mit einer Decke im Keim zu ersticken, schlug fehl: die Flammen züngelten seitlich weiter hoch, ergriffen das Tuch, breiteten sich aus, schlugen auch unter weiteren Tüchern hervor und loderten gegen das Fensterglas zum Balkon, hinauf an die Zimmerdecke, dunkle Rauchschwaden ballten sich im Raum und füllten nach kurzer Zeit die obere Hälfte des Wohnzimmers und der angrenzenden Räumichkeiten aus.
Irgendwie ist es uns gelungen (die Abläufe lassen sich nicht mehr im Detail rekonstruieren), das brennende Tännchen samt den Decken auf den Balkon zu werfen und mit Wasser zu begiessen und das Kind, das die züngelnden Flammen mit weit geöffneten Augen gebannt betrachtet hatte, an die frische Luft vor der Wohnungstür zu evakuieren… Aber seitdem sind wir im permanenten Genuss von Räucher-Aromen in allen erdenklichen Formen und Varianten, als wohnten wir neuerdings in der russgeschwärzten Küche eines Tessiner Grottos, weit hinten im Valle Maggia.
Nächste Woche kommt eine Putzequipe von der Versicherung: Fachleute müssen die schwarzen Ablagerungen, die sich wie Pattina über sämtliche Haushaltgegenstände in allen Zimmern gelegt haben, entfernen. Eine Räucherpistole brauchen wir nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Zum Jahresende macht ein Bild die Runde im Internet, das alle fasziniert, die sich mit Essbarem befassen. Es sind 98 kleine Würfelchen, in identischer Grösse ausgeschnitten aus verschiedenen natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Früchte, Gemüse, Fleisch… Auf den ersten Blick eine verwirrende Fülle von unterschiedlichen Farben, Strukturen, Mustern, die alle irgendwie typisch sind für das entsprechende Ausgangs-Produkt. Es ist eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der Nahrungsmittel, wenn man versucht, herauszufinden, woraus die einzelnen Würfel ausgeschnitten sind.
Einiges erschliesst sich auf den zweiten Blick recht locker: Zwiebeln etwa, oder Blumenkohl, Orange, Broccoli, marmoriertes Fleisch, exotische Früchte, erkennbar an ungewöhnlichen Farben, Fisch samt Haut, Champignons… aber das sind noch längst nicht alle 98 Stück!
Im Mai vergangenen Jahres ist dieses Bild erstmals veröffentlichgt worden, produziert von einem Fotografen-Team, das den lapidaren Auftrag hatte, etwas Originelles „mit Lebensmitteln“ herzustellen… Ein Bericht über das „making of“ dieser Kuben-Illustration findet sich hier. Viel Spass beim Entschlüsseln des optischen Würfel-Codes!
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Von Heinrich von Grünigen um 19:57 |
Das fängt ja gut an. Silvestermorgen der letzte wöchentliche Besuch im alten Jahr in der Praxis des Akupunkteurs. Zuerst ein kurzer Informations-Austausch über das Befinden seit der letzten Session, dann das rituelle Entkleiden bei der Liegebank und schliesslich der Schritt auf die elektronische Waage. Eigentlich kennt man ja sein Abtropf-Gewicht von der morgendlichen Wiegerei zuhause, aber die Spannung bleibt doch immer, verbunden mit der Frage, ob die Waage in der Arztpraxis zum gleichen Resultat kommen würde…
Und tatsächlich: es sind sogar noch hundert Gramm weniger! Seit der letzten Konsultation habe ich anderthalb Kilo abgenommen und nach sechs Monaten ein Allzeittief von 132,4 Kilo erreicht, damit sind 47 Kilo „verschwunden“, mein BMI ist nach vielen Jahren wieder unter 40 gerauscht und ich habe die grösste Mühe, mir vorzustellen, wie viel der abgebaute Fettstapel in Natura darstellen würde… es ist, male ich mir bildlich aus, ganze dreimal das Gewicht der zweijährigen Enkeltochter!
Wie im Leben üblich, macht Erfolg auf seine eigene Weise übermütig. Deshalb gönne ich mir an diesem besonderen Tag einen kulinarischen Bonus. Obwohl ich weiss, dass mein Diätplan es strikt verbieten würde, genehmige ich mir beim Familienttreff eine Dessertgabel von der frischen Rüeblitorte (verzichte aber bewusst auf die Marzipan-Karrotte und die Zuckerglasur)… Im Lauf des Abends, beim Warten auf den Jahreswechsel, genehmige ich eine kalte Platte mit Fleisch und Fisch – immerhin bleibe ich innerhalb des ketogenen Konzepts. Doch dem Champagner spreche ich jahreszeitgemäss zu und lasse eine halbe Flasche durch die Gurgel rinnen, bis die Glocken das neue Jahr begrüssen.
Und die Strafe folgt anderntags auf dem Fuss: ich bin 2,1 Kilo schwerer als vom Vortag. Das meiste davon ist zwar vermutlich Wasser, aber ich merke, wie sensibel mein System inzwischen auf Regelverstösse in der Ernährung reagiert, sei es nun bezüglich der empfohlenen Portionengrösse oder oder der Auswahl der Speisen. – Heute also gibt es nur einen einzigen Vorsatz: ab sofort wird sich wieder akribisch an die ärztlichen Empfehlungen gehalten. Das ist mir den ganzen Tag gelungen und ich bin wieder ein wenig stolz auf mich. Und gespannt darauf, was die Waage morgen anzeigen wird.
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