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Von Heinrich von Grünigen um 23:17 |
Und wieder rauscht eine Schlagzeile durch die Gazetten. Forscher an der Uni Lausanne haben ein Protein gefunden, mit dem sich – bei Mäusen im Versuchslabor – das „Fett-Gen“ blockieren lasse, so dass die dermassen behandelten Tiere bei einer fett- und zuckerhaltigen Ernährung nur etwa halb so viel zunehmen wie die unbehandelten Mäuse.
Die Berichte zum Thema versprechen „Immunität gegen Fettsucht“ oder ewige Schlankheit (dieser Begriff taucht jedoch nur in der Print-Version von 20minuten auf). Was ist an dieser Nachricht dran? Zweifellos stellen die Mäuse-Versuche einen wichtigen Schritt in der Adipositas-Forschung dar. Allerdings hat sich noch bei allen vergleichbaren Studien die Übertragbarkeit auf den Menschen als grosses Problem erwiesen, da der menschliche Organismus auf verschiedenen Ebenen komplexer funktioniert als der einer Maus. Insbesondere die ganzen Nebenwirkungen auf die Psyche können an Mäusen nicht komplett ausgetestet werden. Diese sind auch dem früheren Adipositas-Präparat Rimonabant zum Verhängnis geworden. Trotz guter Erfolge bei der Gewichtskontrolle und bei Diabetes Typ 2 haben sich im Lauf der Zeit bei vielen PatientInnen Depressionen eingestellt bis hin zu Selbstmordversuchen.
Die Journalistin, die auch mich zu diesem Thema befragte, wollte wissen, ob denn nicht die Gefahr bestehe, dass eine solche Pille zu hemmungslosem Überkonsum führe? An sich wäre diese Frage gar nicht nötig gewesen, denn aus den Berichten der Forscher in Lausanne geht hervor, dass die „behandelten“ Mäuse sich offenbar beim Fressen selektiver verhalten hätten, indem sie weniger von der dickmachenden Nahrung aufgenommen haben.
Ob und wie weit sich dieser Effekt auch beim Menschen einstellen würde, ist schwer abzuschätzen. Unmässige Nahrungsaufnahme muss ein urmenschlicher Wesenszug sein, der zum Ausbruch kommen kann, wenn durch die Fülle der Nahrung eine Möglichkeit dazu gegeben ist. Nicht umsonst reiht die katholische Kirche die „Völlerei“ unter die sieben Todsünden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:36 |
Sie heisst Jennifer Lawrence. 23 Jahre ist sie alt, ein Shootingstar in Hollywood, bekannt geworden durch „The Hunger Games“. Mit einem bemerkenswerten Spruch ist sie in die Schlagzeilen geraten: Das Wort „fett“ sollte verboten werden!
Bzw. „es sollte illegal sein, jemanden als fett zu bezeichnen“… – Typisch amerikanisch, möchte man sagen, wo die „political correctness“ dabei ist, ein vernünftiges Zusammenleben der Menschen zu gefährden… Anlass für die Debatte war offenbar die Publikation eines Bildes, auf dem sie mittels Fotoshop viel dünner gemacht wurde, als sie effektiv ist.
Aber das ist ja eigentlich ein alter Hut: seit Jahren mokiert man sich darüber, dass es unkorrekt sei, jemanden als „dick“ zu bezeichnen, statt dessen müsse man sagen „horizontal herausgefordert“. Was letztlich ein Schwachsinn ist. Denn ein Faktum und ein Tatbestand verschwinden nicht, wenn man ihnen eine „neutrale“ Worthülse als Maske überstülpt.
Ein interessanter Referenzbegriff in diesem Zussammenhang ist „totschweigen“: wenn niemand über ein Ereignis spricht, wird es dadurch ja nicht ungeschehen gemacht. Es findet allenfalls keinen Eingang in das kollektive Bewusstsein und schlummert unentdeckt in den Tiefen der Historie… bis jemand es ausgräbt und darüber zu sprechen beginnt. Den bezichtigt man dann vielleicht des Tabu-Bruchs…
So könnte das „Verbot“ bestimmter Wörter und Begriffe auch zum Bumerang werden, ähnlich wie im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Das Volk hält sich an die von den Hofschranken erlassene Sprachregelung so lange, bis ein unverdorbenes Kind kommt und sagt, was Sache ist: der Kaiser ist nackt!
Der Mann und die Frau und das Kind sind fett, daran ändert auch das Verschweigen leider nichts.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:00 |
Kaum ein Lebensmittel war in letzter Zeit dermassen in Skandale verwickelt wie das Fleisch. Zoll-Schummeleien mit Gammelfleisch, illegale Transporte unter schlimmsten Bedingungen, undeklariertes Pferdefleisch in der Lasagne und – eben jetzt – Tiere, die aus den Pharma-Labors direkt in die Schlachthäuser gelangten, obwohl ihr Fleisch gar nicht hätte verzehrt werden dürfen.
Wir unterdrücken hier die heimliche Lust an bösen Sprüchen, dass dieses Labor-Fleisch ja dann eigentlich auf Krankenschein gehen sollte, weil die Medikamente bereits integriert sind (auf die Gefahr hin, dass man es in der Apotheke und zu entsprechenden Preisen kaufen müsste), und nehmen mit Interesse zur Kenntnis, dass die EU nach der Lasagne-Affäre offenbar gearbeitet hat.
Sie hat einen Bericht ausarbeiten lassen darüber, ob die KonsumentInnen möchten, dass eine Deklarations-Pflicht eingeführt wird für Fleisch, das als Bestandteil einer Fertigmahlzeit verwendet wird. Dieser Bericht kommt zu einem Befund, der uns an sich nicht überrascht: zwar hatten 90% der KonsumentInnen die Einführung einer Herkunfts-Deklaration befürwortet, aber kaum jemand war bereit, einen Preisaufschlag hinzunehmen, um diese Deklaration zu finanzieren.
Die Herkunfts-Information wurde zwar nach Qualität und Preis als eines der relevanten Kriterien für einen Kauf-Entscheid genannt, aber eine Erhöhung der Preise wurde mehrheitlich nicht akzeptiert. Die EU steht nun vor der Frage, wie sie weiter vorgehen soll. Ende 2014 soll ein neues Gesetz EU-weit in Kraft treten, das die Kennzeichnung des Fleisches, das integral verkauft wird, verbindlich regelt, Ob diese Regelung auch auf Fleisch als Zutat ausgedehnt werden wird, ist noch völlig offen.
Ins Fäustlein lachen sich die Vegetarier. Sie haben das Problem in dieser Form nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:50 |
Regelmässig in den Festtagen kommen sie zur Sprache. Die vielen, z.T. unausrottbaren, seit Generationen überlieferten „Regeln“ und Annahmen zur Wirkung bestimmter Lebensmittel. Ist da etwas dran? Haben die Altvordern aufgrund lebenslanger Erfahrung Weisheiten formuliert, die heute noch gültig sind? Oder waren es Verhaltens-Empfehlungen, die einst aus der Zeit bedingt waren, wegen mangelnder Frischhalte-Möglichkeiten oder so?
Hier geht es allerdings um „aktuelle“ Mythen im Zusammenhang mit der „richtigen“ Ernährung, wenn man abnehmen möchte. In einem lesenswerten Ernährungs-Blog berichten 30 ExpertInnen über das, was sie persönlich im Umgang mit ihrer Klientel als die „grössten aktuellen Ernährungs-Mythen“ erleben. Eine Auswahl:
- Gesättigte Fettsäuren sind grundsätzlich schlecht…
- Eidotter sollte man vermeiden…
- Speck und Eier zum Frühstück sind ungesund…
- Alles Salz ist schädlich…
- Kohlenhydrate sind grundsätzlich des Teufels…
- „Natürlicher“ Zucker ist weniger schädlich als der raffinierte…
- Nach sieben Uhr essen macht dick…
- Fett essen macht fett…
- Was man isst ist wichtiger als wie viel man isst…
- Mein Kind isst nicht genug…
- Ich kann mir kein gesundes Essen leisten…
- Kalzium ist nur in Milch und Käse enthalten…
- Vegetarisches Essen führt zu Mangelernährung…
- Rotes Fleisch ist ungesund…
- Fruchtsäfte sind gesund…
Kennen Sie diese und ähliche „Meinungen“ auch? Was ist wirklich dran? Wie beeinflussen solche Vorurteile unser eigenes Essverhalten? Es lohnt sich, selbstkritisch darüber nachzudenken, wie wir mit solchen Ansichten im Alltag umgehen. Nicht nur in der Festtagszeit.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:17 |
Endlich, möchte man sagen, ist sie da. Es geht um die neue „Bewegungsbroschüre“ der Schweizerischen Adipositas-Stiftung. Eine Anleitung zur sanften, gezielten Stärkung der Muskulatur für Menschen mit Übergewicht, die bereits Mühe haben, sportliche Aktivitäten zu absolvieren.
Die Adipositas-Spezialistin Dr. med. Natascha Potoczna hat den Text verfasst und die zwölf Übungen zusammengestellt. Diese sind in einem kleinen Broschürchen gedruckt verfügbar, im Taschenformat, so dass sie jederzeit im Sack dabei sind oder in der Nachttischschublade Platz finden. So können die Übungen immer und überall diskret ausgeführt werden.
Eine komplette, ausführliche Fassung des Texts kann online eingesehen werden. Bei dieser Version lassen sich die verschiedenen Tabellen, die zur Protokollierung der Übungen und des Fortschritts dienen, in Druckversion herunterladen. Wenn man beim Betrachten mit dem Cursor über die einzelnen Bilder zu den Übungen fährt, beginnen sich diese zu bewegen und demonstrieren den Ablauf der Übung vor.
Diese animierte Fassung ist – logischerweise – nur übers Internet einsehbar. Wir hoffen natürlich, dass wir damit eine breite Gruppe Betroffener ansprechen können und wünschen viel Erfolg. Die Mini-Ausgabe kann bei der SAPS gratis bezogen werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:48 |
Fast könnte man sich eine Monarchie herbeiwünschen. Ein undemokratisches System erleichtert es, wirksame Massnahmen zu treffen. Wie das Beispiel der Vereinigten Arabischen Emirate zeigt:
Sheikh Mohammed bin Rashid, Premierminister und Herrscher von Dubai, hat eine Reihe von Massnahmen beschlossen, um die in seinem Einflussbereich grassierende Adipositas-Epidemie einzudämmen. Denn bereits 40 Prozent der Kinder über 11 Jahre sind übergewichtig.
Die Anordnungen des Scheichs sind einfach und in ihrer Wirksamkeit belegt: kein Fastfood mehr an Schulen, dafür gesunde Ernährung nach einheitlichen Standards in allen, privaten wie öffentlichen Instituten; Beschränkung der Werbung für ungeeignete Lebensmittel; Begrenzung des Konsums von gesüssten Getränken.
In einer ersten Phase ging es darum, diese Prinzipen im ganzen Land bekannt zu machen, in der zweiten Phase wird es um die konsequente Durchsetzung gehen. Wie weit diese Massnahmen auf lange Sicht von Erfolg gekrönt sein werden, kann man wohl erst in einer der kommenden Generationen ermessen. Möglicherweise könnten indirekt jene Kliniken hierzulande betroffen sein, die ihr Anegbot auf adipöse Luxus-Patienten aus den Golfstaaten ausgerichtet haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:23 |
Das ist keine neue Initiative einer volkstümelnden Partei. Es ist ein Tatbestand, der an Kindsmisshandlung grenzt. Geprägt wurde die Definition in England, wo SportärztInnen Alarm geschlagen haben. Die Tatsache, dass es keiner der bisherigen Regierungen gelungen sei, eine kohärente Strategie zu erarbeiten, mit welcher die Kinder in der Schule zu ausreichend Bewegung angehalten werden könnten, obwohl der gesundheitliche Nutzen von körperlicher Aktivität gerade in jungen Jahren längst medizinisch nachgewiesen und bekannt sei, diese Tatsache komme einer massenhaften Vernachlässigung der elementaren Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen gleich.
England hinke in dieser Hinsicht den meisten europäischen Ländern weit hinterher. Es sei nicht einmal bekannt, wie viel sich die Kids in den einzelnen Schulstufen überhaupt bewegten. Auch gebe es im Lwehrplan keine verbindlichen Vorgaben, deren Einhaltung überwacht und überprüft werden könnte. Kein Wunder, dass jedes dritte Kind in England übergewichtig sei.
Die Sportmediziner fordern die aktuelle und die künftigen Regierungen auf, die Dringlichkeit dieser Problematik zu erkennen und endlich zu handeln, um zu vermeiden, dass die meisten der übergewichtigen Kids später als Erwachsene zwangsläufig an Adipositas und deren Folgeerkrankungen zu leiden hätten. Eine Stellungahme der Regierung zu diesem Vorstoss liegt noch nicht vor.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:08 |
Als wir klein waren, gab es nur selten einen Film zu sehen. Cinéastischer Höhepunkt des Jahres war der Filmnachmittag im Fip-Fop-Club. Natürlich war das auch damals schon eine Promotionsveranstaltung für Schokolde, aber das tat unserer Begeisterung für die Trickfilmchen keinen Abbruch und gutmütig liessen wir uns von den jeweiligen Animatoren zu immer schrilleren und lauteren Sprechchören anfeuern: Hopp-Fip-Fop, Hopp-Fip-Fpo, Hopp-Fip-Fop, Hooooop!!!
Später dann, im Progymnasium, hatte einer der Mitschüler zuhause einen 16-Millimeter-Projektor und einige Streifchen dazu. Am lustigsten fanden wir es, wenn man die Filme verkehrtherum einspannte und rückwärts laufen liess, so dass die Milch aus der Tasse wieder zurück in die Tetrapackung floss… Wir waren nicht sehr anspruchsvoll, was die 7. Kunst betraf.
Heute begleiten die bewegten Bilder unsere Kids und Kindes-Kids auf Schritt und Tritt. Und zu Weihnachten drängen die Familien- und Kinderfilme in die Lichtspielhäuser. Sind die harmlos? Lehrreich? Aufbauend? Denkste!
Ein Forscherteam der University of North Carolina in Chapel Hill hat 20 Familienfilme aus den Jahren 2006 bis 2010 analysiert, darunter Streifen wie „Shrek“, „Kung Fu Panda“ und „Alvin and the Chipmunks“. Geachtet wurde vor allem darauf, welche Vorbilder diese Filme den Kindern vermitteln bezüglich Essen, trinken und sozialem Verhalten. Dabei hat man herausgefunden, dass diese Filme recht kontroverse und z.T. gesundheitsschädliche Botschaften aussenden.
In 70 Prozent der Filme werden übergewichtige Figuren diskriminiert, gleichzeitig werden übergrosse Portionen von weniger geeigneten Nahrungsmitteln verschlungen, werden von den Protagonisten Süssgetränke getrunken. Insgesamt gab es doppelt so viele „ungesunde“ Informationen wie „gesunde“, ein hoher Anteil der Figuren in den Filmen schaut TV, sitzt vor dem Computer oder spielt Video-Games… also keine positiven Vorbilder punkto Lebensstil.
Diese negative Vorbild-Funktion der Familien- und Kinderfilme – monieren die Forscher – passe nur zu gut zur Tatsache, dass sich immer mehr US-Spitzensportler als Werbe-Ikonen einspannen liessen für Lebens- und Genussmittel, von deren Verzehr man den Jugendlichen eigentlich abraten müsste.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Das ist nicht despektierlich gemeint. Aber kaum sind die Worte geschrieben und gepostet, wird man sie gegen mich verwenden können. Auf Umwegen bin ich auf diese Facebook-Seite gelangt. „argedickeweiber“ nennt sie sich. Aber ich denke nicht, dass diese voluminösen Frauen von Natur aus „arg“ sind, das ist nur ein verschmitzter sprachlicher Nebeneffekt aus der Abkürzung für „ARbeitsGEmeinschaft“: ARGE.
In dieser Seite auf Facebook geht es um einen vermeintlichen Konflikt, der es allerdings lohnt, etwas sorgfältiger bedacht zu werden. Da schreibt eine Bloggerin über ihre positiven Erfahrungen mit der sportlichen Aktivität des Laufens, das sie trotz Übergewicht zu praktizieren gelernt hat. Und das finden die „dicken Weiber“ zwar an sich gut, aber sie unterstellen dem Läuferinnen-Blog „dickenfeindliche“ Tendenzen, weil er die positiven Seiten von körperlicher Bewegung im Sinne des Gewichtsverlusts beschreibt.
Die Gruppe der „dicken Weiber“ kämpft gegen Diäten und gegen den Schlankheitswahn. Und jeder, der darüber spricht, dass allzuviel auf Dauer ungesund sein könnte und es deshalb medizinisch doch von Vorteil wäre, etwas abzunehmen, ist schon ein Verräter an der Sache der Dicken und ein Apostel der krankhaften Schlankheitssehnsuch! Kein Wunder, fühlte sich die Lauf-Bloggerin missverstanden und setzte sie sich zur Wehr.
Das ist ein happiger Diskurs. So wichtig es ist, Übergewichtige in ihrem Selbstwertgefühl zu bestärken und sie gegen Diskriminierung in Schutz zu nehmen, so fatal kann es auf längere Zeit sein, die möglichen gesundheitlichen Folgen und Nebenwirkungen der Adipositas zu verleugnen und auszublenden. Zwar leiden nicht alle in gleicher Weise an diesen Komorbiditäten, aber der medizinische Sachverhalt ist evident und wer diesen abstreitet, erweist sich und anderen einen Bärendienst.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:29 |
Nostalgie ist angesagt. Bei der Lektüre dieses Newsletters aus der eidgenössischen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Agroscope befallen mich fast wehmütige Gedanken. Die entscheidenden Jahre meiner Kindheit und Jugend habe ich in unmittelbarer Nähe dieser Institution verbracht, auf der andern Seite des schimmernd grau gestrichenen Zauns aus solidem Maschendraht. Vielleicht schien der Zaun nur deshalb so solide, weil im Laufe der Zeit so viele Schichten der grauen Farbe übereinander gepinselt worden waren.
Mein Vateer arbeitete in den Versuchslabors und erforschte die Zusammenhänge zwischen der Ernährung der Nutzviehs und der Qualität der Milch, und weil er also zu den Insidern gehörte, durften auch wir gelegentlich das streng umzäunte Gelände betreten. Sei es, um Vater am Abend abzuholen… dann war es immer mit dem Risiko verbunden, dass seine Mitarbeiterin, Fräulein K., gerade eine Knoblauchkur machte und so streng roch, dass man sich nicht in ihre Nähe wagte, oder sei es, um zu unserem kleinen Pflanzblätz zu gelangen, auf den die Familien der Angestellten ein angestammtes Recht hatten: sechs auf sechs Meter etwa, mit einigen Stangenbohnen, Lattich, Erbsen am Strauch, vielen Blumen und vor allem mit Rhabarberpflanzen.
Ihre riesigen Blätter hatten es mir angetan, denn in deren Schatten sammelten sich oft die schönsten Häuslein-Schnecken, und die Stengel waren eine heiss geliebte Speise: die harte äusserste Haut wurde abgeschält und der innere, etwas weichere Kern mit dem Ende in ein Schälchen mit Kristallzucker gestupst und dann abgebissen. Zum einen war dies eine der wenigen Gelegenheiten für uns, an Zucker zu kommen, zum andern aber enthielt dieses natürliche Dessert viel gesunde Faserstoffe… Man gönnte sich ja sonst nichts.
Auf halbem Weg vom Pflanzblätz zur Eingangspforte im Zaun hatte es ein riesengrosses Bienen-Modell, denn im Institut wurde auch die Honig-Produktion erforscht. Mit Schaudern gingen wir an diesere Mega-Biene vorbei und stellten uns vor, wie weh es tun müsste, wenn sie uns mit ihrem gewaltigen Stachel-Rohr… nicht auszuhalten!
Durch diese nostalgisch angelaufene Brille habe ich heute den Agroscope-Newsletter gelesen, der viel Wissenswertes über einheimische Lebensmittel rund um die Milch enthält. Geforscht wird noch immer.
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