29/8  Polit-Murks

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

Wie das Leben so spielt. Heute geht es um einen Kollateralschaden. An sich ist die Meldung ja nicht aufregend: die neue Medienministerin Sommaruga hat das Projekt eines neuen Mediengesetzes in die Tonne getreten und schlägt andere Massnahmen zur Förderung vorab der gedruckten Presse vor… Das klingt auf den ersten Blick noch vernünftig.

Aber bei näherer Betrachtung hat dieser Entscheid Nebenwirkungen, die für uns unangenehm sind und rasches Handeln verlangen.

Wie das? – Seit Jahren setzen wir uns, gemeinsam mit anderen Organisationen im Gesundheitsbereich, dafür ein, dass endlich auch in der Schweiz griffige Regelungen erlassen werden für die Werbung in den elektronischen Medien, nicht nur dem linearen TV, sondern vor allem auch in den zahllosen Game-Plattformen, die ganz direkt Kinder und Jugendliche ansprechen und mit der oft stark zucker- und fettreiche Genussmittel propagiert werden. Ein konsequentes Verbot solcher Werbebotschaften ist weltweit eines der wichtigsten Postulate zur Prävention der Adipositas-Epidemie.

Jeder diesbezügliche Vorstoss, sei es per Vorsprache beim Bundesamt für Kommunikation BAKOM, sei es per Brief an BR Leuthard, sei es per Postulat oder einfache Anfrage im Parlament, wurde abgewiesen mit dem Hinweis auf die kommende Medien-Gesetzgebung, in welcher diesem Anliegen ganz bestimmt Rechnung getragen werden solle… (Gleiches gilt übrigens auch für die Einschränkung der Tabak-Werbung in den Medien.)

Der Verzichts-Entscheid von BR Sommaruga bedeutet nun für alle Beteiligten, die viel Kraft und Herzblut in diesen Kampf investiert haben: „zurück auf Feld Eins!“

Sollen wir uns entmutigen lassen? Nein. Jetzt erst recht. Die Ärmel hochgekrempelt und nach anderen Möglichkeiten gesucht, sich in den Polit-Prozess einzubringen. Vielleicht eröffnen sich nach den Wahlen ja neue Perspektiven.




28/8  Ein wenig weniger Zucker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:24

Der Gesundheitsminister meint es gut. Er hat mit einigen der grossen Lebensmittelverkäufer einen weiteren Deal geschlossen zur Reduzierung des Zuckergehalts in einigen Joghurts und in einigen Frühstückszerealien. Ziel der neuen Zucker-Sparrunde: 10 Prozent! Wenn ein Joghurt bisher 17 Gramm Zucker enthalten hat, hat es dann künftig noch 15,3 Gramm. Ein knappes halbes Würfelzückerchen weniger. Super.

Aber der (freiwillige) Aktionsplan ist auch schon auf Kritik gestossen. Für den Konsumentenschutz (dem wir uns voll und ganz anschliessen) müsste auch der Zuckergehalt in den Baby-Nahrungsmitteln drastisch gesenkt werden, denn der ist immer noch viel  zu hoch und fixt die Kleinen schon von der Geburt weg auf zuckerige Süsse an. Kritik kommt aber auch von den Gewerbe-Funktionären: jede Auflage sei eine Einschränkung des freien Marktes, der Profit einer ganzen Branche könnte gefährdet sein. Und rechtspopulistische Politiker schwadronieren wieder mal von der „Eigenverantwortung“ des Bürgers, die durch eine Regulierung unterlaufen werde.

Dabei wären gerade die Politiker glaubwürdiger, hätten sie nicht – als gehorsame Lobbyisten – im Parlament verhindert, dass bei der Lebensmittel-Deklaration auf der Packung sämtliche Zuckerarten und -Mengen komplett angegeben werden müssen. Die Gier ihrer Klientel ist ihnen wichtiger als die Gesundheit des Volkes, das sie eigentlich vertreten sollten.

Mit den Frühstücksflocken ist das nochmals eine andere Sache: da bringt auch eine Reduktion nichts, denn die braucht es effektiv nicht auf dem Tisch. Die sind ein reines Luxus-Produkt. Das Frühstücks-Müesli mit gewöhnlichen Haferflocken, etwas gemahlenen Haselnüssen, einigen klein geschnittenen frischen Früchten, Milch und Magerquark, ist durch keinen Schoko-Zucker-Caramel-überzogenen Knusperschrott zu übertreffen. Mit Wehmut denke ich an meine „gute alte Zeit“ zurück, da ein himbeer- oder veilchenfarbenes „Täfeli“ einmal pro Woche einen besonderen Genuss verhiess, den man sich erst noch mit Wohlverhalten verdienen musste!

Der Gesundheitsminister würde sich besser aktiv dafür einsetzen, dass nicht praktisch alle hochverarbeiteten Lebensmittel mit Zucker versetzt sind, als Geschmacksverstärkung und als Konservierungsmittel. Denn es sind die „versteckten“ Zucker, die sich im Lauf des Tages zu jener Menge summieren, die letztlich die Volkskrankheiten auslöst wie Herzversagen, Diabetes, Adipositas… Ceterum censeo: Hier könnte eine Zuckersteuer etwas bewirken.

Also, es gibt noch viel zu tun, Monsieur Berset.

 




27/8  Foodwaste verrückt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:58

Das ist ein völlig neuer Aspekt der Adipositas-Epidemie. Er ist so verrückt wie logisch und leider zu tiefst bedauerlich und irritierend.

Übergewicht und Adipositas, das ist hinlänglich bekannt, wird in erster Linie dadurch verursacht, dass wir mit dem Essen mehr Energie aufnehmen, als wir durch unsere körperliche Aktivität verbrauchen. Es hat auch damit zu tun, dass die globale Lebensmittelindustrie und ihre Produkte mit immer raffinierteren Marketing- und Werbemethoden aufdrängt, um selber stetig weiter zu wachsen. (Ganz schlaue Anbieter behaupten im Umkehrschluss, wie das etwa CocaCola lange in den Werbespots gemacht hat, Übergewicht entstehe deshalb, weil wir uns nicht genug bewegten, um ihre Kalorien-Drinks wieder abzuarbeiten…)

Nun hat eine italienische Agrarwissenschafterin den Zusammenhang zwischen „Zuviel-Nahrung“ und „Übergewicht/Adipositas“ in einen neuen gedanklichen Zusammenhang gebracht: das Körperfett, das sich bei allen adipösen Menschen weltweit im Lauf der Jahre angesammelt hat, verkörpert eine gewaltige Menge an Lebensmitteln, die „zu viel“ vertilgt wurden und die eigentlich „verloren“ sind, als hätte man sie in der Welt-Hunger-Bilanz einfach weggeschmissen… Sie stellen einen gewaltigen Foodwaste dar, dessen Produktion die Umwelt – und damit das Klima – über all die Jahre extrem belastet und geschädigt hat.

Die Zahlen, die aus dieser Berechnung hervorgehen, sind beeindruckend und erschreckend: das Fett, das der übergewichtige Teil der Menschheit mit sich herumschleppt, entspricht in seiner Summe einem Äquivalent von 140 Milliarden Tonnen „zu viel“ gegessener Lebensmittel! Europa allein bringt davon rund 40 Milliarden Tonnen auf die Waage. Amerika bringt es auf runde 30 Milliarden.

Entsprechend gross ist auch unser ökologischer Fussabdruck. Und wenn wir schon dabei sind: beim Abnehmen wird das überschüssige Körperfett verbrannt und als CO2 wieder ausgeschieden…

Was will uns der Bericht der Römer Forscherin sagen? Die Botschaft ist eindeutig: durch vernünftige Selbstbeschränkung auf das Notwendige und durch Verzicht auf Überfluss in der Nahrung tun wir nicht nur etwas für unsere Gesundheit, sondern leisten ebenso einen Beitrag an die Erhaltung der Umwelt und für die Ernährungs-Gerechtigkeit. Und da sind alle gefordert.




26/8  Ersatz-Fleisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:52

Der Regenwald brennt. Die wilden Brandrodungen erinnern uns daran, dass unser Fleischkonsum immer mehr Landfläche beansprucht, um genügend Tiernahrung bereitstellen zu können. Das Thema des Fleisch-Ersatzes gewinnt an Aktualität für all jene, die sich weiterhin „wie bisher“ ernähren wollen und nicht auf den Genuss von etwas „Tierischem“ verzichten mögen.

Bisherige Strategien haben wir nur zu gerne belächelt: tierisches Eiweiss aus Mehlwürmern etwa stösst nach wie vor bei Vielen an die Grenzen des Ekelfaktors, da hilft auch der wahrscheinlich gut gemeinte Versuch unserer vaterländischen Volkspartei wenig, uns die Mehlwürmer in putziger Parteien-Verkleidung sympathischer und dadurch schmackhaft zu machen…

Das Retortenfleisch, bei dem ein Hamburger-Patty über eine Viertelmillion kosten soll, kann sich auch nicht jedermann leisten. Und doch ist überall ein Fleisch-Verzicht angesagt. – Neu ins Gespräch kommt nun der „Hybrid-Burger“. Eine Entwicklung aus Österreich unter dem Namen Rebel-Meat. Der Burger besteht zu 50% aus Rindfleisch und zu 50% aus Pilzen und Hirse und sein Geschmack unterscheide sich in nichts von einem „echten“ Burger… Das Produkt soll im September auf den Markt kommen und den Fleischfressern den „Umstieg“ und den Konsumverzicht erleichtern. Wir sind gespannt.

Bei uns bereits erhältlich ist der rein pflanzliche Beyond Burger, der seit 4 Monaten im Detailhandel – zum Beispiel im coop – erhältlich ist. Er soll, versichert mir eine absolut glaubwürdige und kulinarisch-gastronomisch qualifizierte Augenzeugin, wesentlich besser sein, als sie befürchtet hat, als sie ihn kürzlich anlässlich einer Grillparty vorgesetzt bekommen hatte. Einen Versuch wäre das allemal wert.




23/8  Leave Them Kids Alone

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:25

Es ist der Refrain aus dem Pink Floyd-Song „Another Brick In The Wall“. Nur ist der Appell hier nicht an die Lehrerschaft gerichtet, dass sied die Kinder verschonen solle mit trockenem Schulwissen, sondern an den globalen Diät-Anbieter Weight-Watchers, neuerdings nur noch WW genannt.

WW hat in USA eine App auf den Markt gebracht (bzw. die entsprechende Firma übernommen), welche gezielt für Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren gedacht ist und diese dabei unterstützen soll, sich „richtig“ zu ernähren. Das wäre ja an sich keine dumme Sache, denn im kindlichen Übergewicht manifestiert sich die weltweit nach wie vor zunehmende Adipositas-Epidemie: wer schon in jungen Jahren massiv zuviel Gewicht zulegt, wird später mit grosser Wahrscheinlichkeit an Adipositas erkranken.

Trotzdem hat sich in USA massiver Widerstand gegen die WW-App formiert. Ernährungswissenschafter und Pädiater werfen der App vor, sie sei zu sehr dem Ansatz der WW-Diät-Philosophie verhaftet und könnte das Selbstwertgefühl der Kinder beeinträchtigen, indem ihnen suggeriert wird, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt, wenn sie nicht abnehmen. Zudem könnte die App zu Essstörungen führen. Schon haben über 80’000 Menschen eine Petition unterzeichnet, in der zum Boykott der WW-App aufgerufen wird.

Bis jetzt ist die App hierzulande noch nicht angeboten worden. Bei uns profiliert sich WW mit einem Angebot von Familien-Rezepten für eine gesunde und ausgewogene Ernährung.




22/8  Ersatz-Butter

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:23

Der Streit ist noch nicht entschieden. Ob nun „echte“ Butter gesünder und besser sei als Margarine und ähnliche Aufstriche, ist nach wie vor regelmässig ein Thema engagierter Debatten unter Befürwortern und Gegnern… – In unserer Jugend gab es eigentlich keine Alternative zum kompakten Milchfett: der Milchmann brachte am Morgen mit seinem Wägelchen den frischen „Kuh-Saft“ und füllte damit den Krug, den wir am Vorabend ins Milchkästlein gestellt hatten (lustig, dass man dem bei den heutigen multifunktionalen Brief- und Paketanlagen im Hauseingang immer noch so sagt…). Die Mutter goss die Milch in eine Schüssel um, auf der Oberfläche bildete sich nach einiger Zeit eine kompakte hellgelbliche Schicht, die sich mit einem flachen Löffel abschöpfen liess. Und aus diesem „Niiidel“ machten wir in einem speziellen Glasgefäss mit Schwingmechanismus unsere Butter. Etwas besseres gab es nicht.

Die Milchindustrie hat dann das ursprüngliche Naturprodukt in vielfältigster Weise umgestaltet, gemischt, gepanscht und mit zahllosen Hilfsstoffen versetzt, so dass wir heute eine breite Auswahl haben, von der süssen „Käsereibutter“ (die noch immer einen natürlichen Zustand vorgaukelt), über die Koch- und Bratbutter bis zur salzigen Butterstange nach angelsächsischem Vorbild. Allesamt kamen sie in den 70er Jahren in Verruf, als das „Fett“ als grosser Bösewicht auf die Anklagebank für alle möglichen gesundheitlichen Probleme geschoben wurde.

Vor 20 Jahren hatten wir uns in der Stiftung noch zum Ziel gesetzt, uns zu erkundigen, wie es mit dem Import eines aromatisierten Stoffs aus USA stehe, das „besten Butter-Geschmack“ versprach, ohne Fett zu enthalten. Die Nachfragen verliefen damals im Sand. Inzwischen wurde das Fett in der Nahrung quasi rehabilitiert und die gute alte Butter kam, in welcher Form auch immer, wieder auf den Tisch.

Umso überraschender, dass nun plötzlich und aktuell über das Ergebnis eines US-Forscherteams an der Cornell-Universität berichtet wird, das einen Brotaufstrich entwickelt hat, der zu 80 Prozent aus Wasser besteht, zu kleinen Teilen aus pflanzlichem und aus Milchfett, und das im Geschmack und in der Viskosität der Butter absolut gleichkommt, jedoch keinerlei künstliche Zusätze und Stabilisatoren enthält.

Darüber, ob diese Erfindung nicht zu spät kommt, da ja das Fett nicht mehr unter Generalverdacht steht, sind sich die Experten wieder nicht einig, jedenfalls werden dem neuen Produkt durchaus Marktchancen eingeräumt. Vielleicht bildet sich ja noch rechtzeitig eine neue Form von Butter-Allergie heraus…




21/8  Alles über Paleo

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:54

Essen wie in der Steinzeit. Die Meinungen über die sogenannte Paleo-Diät gehen auseinander. Während die einen sie preisen als eine naturnahe Form der gesunden Lebensweise, machen andere geltend, dass der Mensch „seinerzeit“, also vor 2-3 Millionen Jahren, in einer völlig anderen Umwelt gelebt habe und überdies eine sehr kurze Lebenserwartung hatte.

Auf einem medizinischen Online-Portal habe ich eine informative Darstellung gefunden, wie heute eine Paleo-Ernährung in der Praxis aussehen könnte und was dabei zu beachten ist. Es geht vor allem darum, nur jene Produkte zu essen, die den früheren Menschen im Alltag zugänglich waren, die sie erjagen oder sammeln konnten (also noch ohne die Segnungen der Landwirtschaft und der Viehzucht). Dazu gehörten neben dem Fleisch der erlegten Tiere aller Art vor allem viel Gemüse und Früchte (saisonal und regional). In diesem Zusammenhang ist allerdings schwer nachvollziehbar, weshalb auf der entsprechenden Darstellung – Tafel 4 – eine Avocado gezeigt wird, die ja wohl kaum schon damals flächendeckend verfügbar war…

Die Paelo-Diät entspricht im wesentlichen einer relativ konsequenten No-Carb-Ernährung, weil sämtliche  Arten von Brot und Milchprodukten ausgeschlossen sind, auch jede Form von Zucker, sofern er nicht in Früchten oder im Honig vorkommt. Wesentlich ist im Blick auf das heutige Lebensmittel-Angebot der empfohlene Verzicht auf „hochverarbeitete“ Nahrung. Was ja eigentlich nicht überrascht, aber in der Praxis dennoch nicht leicht und vor allem nicht konsequent umzusetzen ist, es sei denn, man lebe auf dem Land und habe sich als kompletter Selbstversorger etabliert…

Wenn die in der verlinkten Darstellung genannten medizinischen und gesundheitlichen Vorteile dieser Ernährungsform effektiv zutreffen, fragt man sich allerdings, weshalb unsere Vor-Vor-Vor-Vorfahren denn so jung verstorben sind. Es kann nicht nur der Säbelzahntiger sein, der sie in der Blüte ihrer Jahre ausgerottet hat… Aber am Essen kann es definitiv nicht gelegen haben.




20/8  Depressiv

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:01

Wir kennen das Cliché von „fröhlichen Dicken“. Bekannt ist die Figur von Falstaff, den Shakespeare in den Lustigen Weibern von Windsor als versoffenen und verfressenen Dickwanst mit amourösen Ambitionen und unbändiger Lebenslust gezeichnet hat, das Sinnbild des Genussmenschen schlechthin und fern von jeder depressiven Anwandlung…

Aber dieses Bild trügt. Eine aktuelle Langzeit-Studie aus England mit über 600’000 Adipositas-Betroffenen zeigt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen Adipositas und Depressionen. Und zwar ist dieser ausgeprägter, je höher der BMI in der entsprechenden Gruppe ist. Bei einem BMI von 60 ist das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um 98 Prozent höher als bei einem BMI von 30. Die beiden Krankheiten bilden in fortgeschrittenem Stadium quasi ein Kombi-Paket. Und fatalerweise besteht auch eine gegenseitige Abhängigkeit: wer adipös ist, neigt häufiger zu Depressionen und wer an Depression leidet, läuft Gefahr, noch weiter zuzunehmen.

Eine fatale Aufwärts-Spirale, die nur scher zu durchbrechen ist. Fazit des Forscherteams: Adipositas-Therapie bedeutet in vielen, vor allem in den ausgeprägten Fällen nicht einfach „Gewicht zu verlieren“, sondern bedingt einen ganzheitlichen Ansatz, der auch mentale Gesundheit zwingend mit einbezieht.

Umgekehrt allerdings sagt sie Studie nichts über eine gegenläufige Wechselwirkung aus: verliert sich auch die Depression, wenn man Gewicht verliert? – Möglich wäre es, wenn man bedenkt, wie „heilsam“ eine Gewichtsreduktion für andere Begleiterscheinungen der Adipositas sein kann.




15/8  Ungezuckert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:35

Man muss es immer wieder sagen. Zwar beginnt sich die Erkenntnis langsam in unseren Köpfen festzusetzen: zuviel Zucker ist ungesund. Aber bis wir unser Handeln nach dem theoretischen Wissen ausrichten, dauert es in der Regel eine Weile. Und in der Zwischenzeit muss man es eben immer wieder sagen…

Wie Zucker-Verzicht im Alltag umzusetzen ist, dafür gibt es verschiedene Rezepte. Das radikalste ist sowohl das einfachste wie das schwierigste zugleich. Ich selber versuche es seit nunmehr vier Jahren zu praktizieren: vollständiger Verzicht auf alles, was süss ist und Zucker enthält. Einzige Ausnahme sind einige Früchte mit moderatem Gehalt an Fruktose. Aber das ist eine knifflige Sache, denn der Blick auf die Nährwert-Etikette zeigt: es gibt kaum ein verarbeitetes Lebensmittel, das nicht einen grösseren oder kleineren Zucker-Anteil enthält, der zudem nicht überall komplett ausgewiesen ist, da unsere Gesetzgebung in dieser Hinsicht einen bedauerlichen Spielraum gelassen hat. Man kann sich mit der Zeit zu einem richtigen Zucker-Detektiv entwickeln und des fatalen Süssstoff auch in seinen verborgensten Verstecken aufspüren… Aber klar: das schränkt die Palette der verfügbaren Nahrung ziemlich ein und bedingt auch einen Verzicht auf lustbringenden Genuss.

Daneben gibt es natürlich verschiedene Abstufungen in der bewussten Ernährung, um die tägliche Zucker-Menge zu reduzieren, je nachdem, wie „streng“ man es nehmen will oder kann. Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz hat ein Merkblatt herausgegeben: „Zucker: Weniger ist mehr“. Darin wird in Kurzform über die verschiedenen Zuckerarten informiert und es werden einige Tipps vermittelt, wie sich Zucker reduzieren lässt. Sie sind simpel: statt gesüsster Getränke jeder Art nur noch Wasser oder ungesüssten Tee trinken; statt fertiges Fruchtjoghurt selber Naturejoghurt mit Früchten mischen, statt Fertig-Müesli-Mischung selber etwas aus Haferflocken, gemahlenen Nüssen und frischen Früchten mixen; Fruchtsäfte mit Wasser verdünnen; „Süsses“ nur noch „in kleinen Mengen konsumieren“. (Letzteres ist allerdings eine Empfehlung, an die sich viele nicht werden halten können: wer kennt nicht die Erfahrung, dass eine Tafel Schokolade subito „verschwunden“ ist, kaum hat man die erste Reihe intus…)

Lesenswert ist auf jeden Fall die August-Ausgabe des Info-Magazins des Schweizerischen Verbandes der Ernährungsberater/innen SVDE, die komplett der Zucker-Thematik in all ihren Facetten gewidmet ist.




14/8  Werben und Sterben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:56

Es ist makaber. Die Gesundheitskommission des Ständerates hat sich für eine Verschärfung des Werbeverbotes in Sachen Rauchen ausgesprochen. Das ist bemerkenswert, denn bisher hatten die Tabak-Lobbyisten unter den Ständeherren jede einschränkende Regulierung zu verhindern gewusst.

Umgehend reagieren Wirtschaftsverbände und jaulen auf: dies sei ein Angriff auf die freie Marktwirtschaft, die Werbung werde wieder einmal zum Sündenbock gemacht, ein allfälliges Verbot der Tabak-Werbung würde den Medien überlebensnotwendige Finanzmittel entziehen. Zudem würde die „Hoheit der Erziehungsberechtigten“ beschnitten, wenn durch ein solches Verbot Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung geschützt werden sollten… (wie strunzblöd kann man argumentieren??).

Und die analoge Argumentation wird ins Feld geführt, wenn von Regulierungen im Zusammenhang mit der Ernährung die Rede ist, wenn es um eine Zucker- oder Fettsteuer geht. Sofort wird die Entmündigung des Bürgers beschworen, wird die Selbstverantwortung des Einzelnen emporstilisiert, wird behauptet, Werbung verpuffe ja ohnehin völlig wirkungslos (wozu geben die Konzerne dann ihre Milliarden aus?) und ein Verbot bringe deshalb sowieso nichts.

Verständlich, dass die Werbewirtschaft an sich froh wäre, wenn sie sowohl „für“ wie „gegen“ etwas die Propagandatrommel rühren könnte… aber in diesem Kampf hätten die „Guten“ und die „Bösen“ leider nicht gleich lange Spiesse. Es obliegt der staatlichen Autorität, die gesetzlichen Rahmen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger so zu definieren, dass offensichtlich schädigende Einflüsse minimiert werden können. Ganz ausschliessen lassen sie sich ohnehin nicht. Einen ganz besonderen Schutz brauchen Kinder und Jugendliche, nicht nur vor Tabakwerbung. Hoffen wir, dass die Räte hart bleiben,  wenn die Lobbyisten weiterhin mit der Gesundheit unserer Jugend pokern.