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Von Heinrich von Grünigen um 15:30 |
Ein eindrückliches Experiment. Unlängst hat die New York Times über ein Ernährungs-Experiment berichtet, bei dem es um den Vergleich zwischen frisch zubereiteter und hochverarbeiteter Fertig-Nahrung ging. Eine Woche lang wurden zwei Gruppen von Probanden unterschiedliche Mahlzeiten vorgesetzt. Die einen erhielten dreimal täglich ein Essen, das aus Fertigprodukten bestand, die anderen bekamen ein vergleichbares Menü, das jedoch aus frischen Zutaten zubereitet war.
Das Resultat war verblüffend: die Gruppe mit den Fertig-Mahlzeiten ass erstens schneller als die andere und nahm in der kürzeren Zeit pro Tag 500 Kalorien mehr zu sich als die „unverarbeitete“ Kontrollgruppe. Diese Extra-Kalorien summierten sich in der Woche, die das Experiment dauerte, zu einem halben Kilo Zusatz-Gewicht. Daraus zogen die Forscher den naheliegenden Schluss: Fertigprodukte machen dick!
In der Analyse wurden noch weitere Faktoren genannt, die eigentlich auf der Hand liegen und die letztlich eine mögliche Erklärung für die anhaltende Adipositas-Epidemie bedeuten könnten: der Trend zu Fast- bzw. Convienience-Food hält nach wie vor an, denn dieses ist geschmacklich ansprechend, ohne komplizierte Zubereitung („Kochen“) konsumierbar und passt ideal in einen Tagesablauf, der zunehmend von Hektik und Stress geprägt ist…
Die Darstellung in der NYT ist ansprechend: die sieben Tage mit den drei Hauptmahlzeiten sind mit schönen, appetitanregenden Fotos illustriert (nebenbei: das sind auch interessante Anregungen für gesundes, nachhaltiges Essen!) und es bleibt der Leserschaft überlassen, die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Fakt ist allerdings, dass offenbar mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung durch ihre Lebensumstände und auch durch ihre finanzielle Situation gezwungen ist, sich mit hochverarbeiteten Fertigprodukten zu ernähren…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:30 |
Er hält sich hartnäckig. Neuerdings wird er durch eine Studie aus Kanada gestützt: während rund 20 Jahren wurden 11’000 Leute überwacht. In dieser Zeit verstarben 3’000 der Probanden, rund ein Drittel davon an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Analysiert wurde u.a. auch der Stoffwechsel der TeilnehmerInnen.
Kurzgefasstes Resultat der Studie: adipöse Teilnehmende, die nicht am metabolischen Syndrom (hoher Blutdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte) litten, starben nicht früher als andere, woraus sich schliessen lässt, dass Übergewicht und Adipositas „an sich“ nicht lebensverkürzend wirken. Massgeblich beteiligt sei vielmehr ein Vitamin D-Mangel. Aber (und zu dieser Erkenntnis kommen ja praktisch alle Forscher) das Thema müsse unbedingt weiter erforscht werden.
Diese Studie ist natürlich Wasser auf die Mühle all derer, die behaupten, Adipositas sei ja gar keine Krankheit. Krank sei einzig, wer an den sogenannten Begleiterkrankungen leide. Dies mag bei jungen und jüngeren Betroffenen teilweise zutreffen, jedenfalls was die anfängliche Selbstwahrnehmung betrifft. Viele fühlen sich trotz erheblichen Übergewichts fit und unternehmungslustig und nehmen sich selber nicht als erkrankt wahr.
Aber das ist leider ein Trugschluss: mit fortschreitendem Alter (und Gewicht) machen sich Abnützungserscheinungen und Beeinträchtigungen bemerkbar, Gelenke schmerzen, das Atmen wird beschwerlich, Treppensteigen wird zur Qual, die Körperfülle wird als einschränkend erlebt, alltägliche Verrichtungen fallen schwer und schwerer…
Der „gesunde Dicke“ ist eine Legende, eine gehätschelte Ausrede für Präventions-Gegner, um sich vor verantwortungsvollen Massnahmen zu drücken. Er ist aber leider auch ein Zufluchtsort für Menschen, die erst am Anfang ihrer Adipositas-Karriere stehen und es nicht wahr haben wollen, dass sie auf sich selber achten müssen, um spätere Schäden zu vermeiden. Da sind solche Studien auch nicht hilfreich, denn sie sagen nichts aus über die Lebensqualität der Betroffenen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:57 |
Manchmal geht es schneller als man denkt. Vor drei Wochen hatte ich hier über ein neues Abnehm-Gadget berichtet, die sogenannte EndoPil-Pille, die sich im Magen zu einem Ballon aufbläst, ohne dass dieser mit einem komplizierten Verfahren endoskopisch eingesetzt werden müsste. In dem damals zitierten Bericht war die Rede davon, dass das Verfahren erst an Schweinen erprobt worden war und dass Langzeit-Versuche am Menschen geplant seien…
Nun, drei Wochen später, finde ich in der Gratiszeitung einen gesponserten Bericht (Paid Post) über ebendiese Ballon-Pille, die man in einer hiesigen Klinik erwerben und schlucken kann. Der Ballon bleibt 4 Monate drin und in dieser Zeit könne man 15 Kilo abnehmen. Kostenpunkt: knapp 6’000 Franken.
Der Anbieter räumt ein, dass sich eine solche Massnahme allenfalls für „gesunde Menschen mit leichtem Übergewicht“ anbieten würde, während sie für echte Adipositas-PatientInnen ungeeignet wäre. Das ist ein lobenswertes Statement. Es erspart ihm zunächst den Vorwurf der hinterhältigen Abzockerei… Aber trotzdem ist eine Warnung angebracht: es besteht die Gefahr, dass dieser Ballon als Lifestyle-Tool missbraucht wird, wenn jemand auf ein besonderes Ereignis hin mal „rasch“ viel abnehmen möchte. Sind die vier Monate vorbei und ist der Ballon wieder ausgeschieden, kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die alten Essgewohnheiten, die zum Übergewicht geführt haben, wieder zurückkehren, mit ihnen auch die Pfunde, der programmierte Jojo-Effekt, wie er sich auch bei den bisherigen Magenballon-Anwendungen erfahrungsgemäss eingestellt hat.
Aufblasen? Abblasen!
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Von Heinrich von Grünigen um 14:51 |
Unsere letzten Tage waren reichlich turbulent. Morgen findet die jährliche Informations-Veranstaltung „sapsTAG“ statt, bei der wir so viele Produkte-Präsentationen haben, wie noch nie. Die Vorbereitungen liefen in den letzten Wochen auf Hochtouren. (Es hat immer noch Plätze frei für Kurzentschlossene…)
Parallel dazu muste der Jahresbericht der Stiftung für 2018 fertiggestellt werden, denn am Montag tritt der Stiftungsrat zusammen, um ihn zu verabschieden. Für diese Sitzung waren auch weitere Vorbereitungen zu treffen bezüglich Sicherstellung unserer Finanzierung und Planung künftiger Projekte.
Nebenher läuft die Produktion unseres Magazins „saps.ch“, dessen Redaktionsschluss dieser Tage war und das Ende nächster Woche auf den Weg zur Layouterin und in die Druckerei geschickt werden muss.
Das alles lässt sich in seiner Synchronizität nur steuern, wenn man eine tüchtige Equipe im Hintergrund hat und wenn man die Dinge Schritt für Schritt angeht, wie wir das mit einiger Gelassenheit tun. Denn neben all diesen gleichzeitigen „Kisten“ geht die Alltags-Aktivität unbeirrt weiter, wollen Anrufende beraten sein und Mail-Anfragen beantwortet, gilt es auf die Bedürfnisse unserer ratsuchenden Klientel einzugehen, Interviews zu geben und Vorträge zu halten.
Etwas in den Hintergrund getreten ist dabei unsere gesundheitspolitische Lobby-Arbeit, die sich in den letzten Wochen vor allem an der Diskussion um ein wünschbares Lebensmittel-Label festgemacht hat, wie es „Nutri-Score“ unserer Meinung nach bis jetzt am besten bieten würde. Wir begrüssen es, dass das Bundesamt für Lebensmittlsicherheit und Veterinärwesen BLV, das dafür zuständig ist, in dieser Sache entschlossen vorwärts macht. Wir haben uns fast ein wenig gewundert, dass anlässlich eines Workshops mit Vertretern der Lebensmittelindustrie kaum Widerstand spürbar wurde… – Dafür holt das nun die unverwüstliche Truppe des Schweizerischen Gewerbeverbandes unter dem Kommando von „Lügen-Bigler“ nach: in einem larmoyanten Epos wird der Untergang der KMU-Welt heraufbeschworen, sollte dieses Label tatsächlich in der Schweiz Fuss fassen…
Auch wenn ich natürlich ganz anderer Meinung bin, soll im Interesse der Meinungsfreiheit auch dieser Standpunkt gehört werden. Dann können sich alle ihre eigene Meinung bilden.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Ok, meiner drückt sich etwas tiefer ein. Aber das hat vor allem mit dem Gewicht zu tun und ist derzeit nicht mehr so ausgeprägt wie auch schon.
Heute ist der Tag, an dem die Schweiz ihre Jahres-Ressourcen aus der Natur bereits fürs ganze Jahr aufgebraucht hat. Seit dem frühen Morgen konfrontieren mich die Medien mit diesem Faktum und man kommt nicht darum herum, sich gedanklich damit zu befassen.
Eine erste Begegnung findet im Kiosk statt. Dort steht wuchtig im Eingang ein Gestell mit der plakativen Aufschrift: SO GEHT WASSER HEUTE. Es ist ein aromatisiertes Mineralwasser, abgefüllt in 7,5-Dezi-Flaschen aus PET, und ich denke im Vorübergehen: was für ein Unsinn! Da kommt bei uns reinstes Trinkwasser in Top-Qualität aus dem Wasserhahn und man versucht, uns zum Konsum von getunter Plörre zu verführen (auch wenn diese kaum Kalorien enthält)! Zufrieden denke ich, dass bei mir zuhause im Kühlschrank einige Flaschen mit abgefülltem Leitungswasser stehen… sonst nichts Trinkbares.
Aber tun wir wirklich alles, was wir könn(t)en, um unseren ökologischen Fussabdruck klein zu halten? Seit ich mich nur noch von Frischprodukten ernähre, die ich auf dem Wochenmarkt direkt vom Bauern und vom Metzger kaufe, kann sich mein Gewissen etwas zurücklehnen. Fertigprodukte sind vom Speisezettel verbannt, ebenso alles, was auch nur Spuren von Zucker enthält.
Und trotzdem lebe ich wahrscheinlich immer noch weit über dem, was mir eigentlich „zustehen“ würde. Ich benutze das Auto, weil mir die Arthrose bei längeren Wegstrecken Probleme macht, ich setze in der Küche eine ganze Armada von elektrischen Geräten in Gang, um meine Speisen zuzubereiten und ich lasse das Licht bis weit in die Nacht hinein brennen…
Was wäre zu tun? Sollen wir wie Eremiten im Wald leben und auf Rohkost umstellen? Zurück in eine Vorzeit, da sich der Mensch in Felle kleidete… aber: so viel Wild gibt es in den Wäldern gar nicht mehr, als dass alle sich einen pelzigen Anzug erjagen könnten! Abgesehen davon, dass uns zivilisationsgeschädigten Schwächlingen ja die überlebensnotwendigen Fertigkeiten abgehen, die es brauchen würde, um in der freien Natur einigermassen zu überleben.
Vielleicht beginnen wir einfach mal damit, unser Handeln zu reflektieren und uns immer dort, wo wir gängige Alternativen haben. für die „einfachere“ Lösung zu entscheiden. Zum radikalen Umbau müssen spätere Generationen entweder angelernt oder dann durch die Umwelt gezwungen werden. Freiwillig wird es kaum gehen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:20 |
Heute ist Anti-Diät-Tag. Alle Jahre wieder. Seit 1992 wird er begangen, „erfunden“ von der britischen Autorin und Feministin Mary Evans Young. Heisst das, dass wir heute freie Hand haben, uns wieder mal so richtig vollzustopfen mit all dem ungesunden Zeug, das wir uns, verantwortungsbewusst wie wir sind, normalerweise verkneifen, obwohl es so lecker schmeckt?
Nein, das wäre wohl nicht der zentrale Zweck dieses Welt-Tages. Vielmehr ist er ein Aufruf, den aktuellen Schönheits- und Schlankheits-Wahn zu reflektieren und zu hinterfragen. Einen Kontrapunkt zu setzen gegenüber all der entfesselten Wellness- und Diät-Industrie, die uns immer fester in einen moralischen wie physischen Würgegriff zu nehmen droht, so dass man kaum noch eine einzelne Kalorie ohne schlechtes Gewissen zu vertilgen wagt.
Für uns Adipositas-Leute ist ja ohnehin klar: Diäten – vor allem die extremen – sind des Teufels, sie öffnen erwiesenermassen die Tür zu einer Spirale, die unweigerlich abwärts ins übergewichtige Elend führt und uns eine ungeniessbare Beschwerden-Suppe einbrockt, die wir mit eigner Kraft kaum mehr auszulöffeln vermögen.
Es geht also darum, ein unverkrampftes Verhältnis zu einer massvollen, ausgewogenen Ernährung zu finden, die nicht nur für mich und meinen Körper gut ist, sondern auch punkto Nachhaltigkeit einigermassen rücksichtsvoll mit den Ressourcen umgeht. Und dabei können wir getrost die „Schönheits-Ideale“ vergessen, die uns auf Instagram und allen Werbeplattformen vorgegaukelt werden.
Und trotzdem. Ein bisschen Genuss muss schon sein. Auch wenn es keine Schlemmer-Orgie ist: vielleicht ein Luxemburgerli oder zwei?
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Es war eine rührende Szene. Nella Martinetti, die sympathische Ulknudel aus dem Tessin, wurde in einer TV-Medizinsendung von einem Adipositas-Spezialisten gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, ihr immer ausgeprägteres Übergewichtsproblem mit einer operativen Intervention anzugehen. In der Sendung war als „neue Methode“ der Magen-Ballon vorgestellt worden, und Nella verdrehte halb verschämt die Augen und sagte: Ja, vielleicht könnte sie tatsächlich daran denken, sich „ein Ballönli einsetzen zu lassen“…
An diese Aussage musste ich denken, als ich jetzt einen Bericht in einer technischen Zeitschrift las über Versuche in Amerika, eine „Pille“ oder vielmehr eine Kapsel zu konstruieren, die man schlucken kann und die sich nach der Einnahme im Magen selbsttätig zu einem veritablen Ballon aufbläst, der die gleiche Wirkung hat wie der bereits bekannte Magenballon: er füllt den Magen zu einem Teil aus und hilft so mit, die Nahrungsmenge zu verringern, bis das Sättigungsgefühl eintritt. Der klassische Magenballon hat den Nachteil, dass man ihn nach einem halben Jahr operativ wieder entfernen und einen neuen einsetzen muss, soll die Wirkung nicht nachlassen. Der neue Pillen-Ballon ist so konstruiert, dass er ein Ventil besitzt, das von aussen per Magnet geöffnet werden kann, wodurch der Ballon wieder zur Kapsel schrumpft und mit dem Stuhl ausgeschieden werden kann… Allerdings muss man sich dann monatlich eine Ballon-Pille einwerfen.
Praktische Erfahrungen mit dem Magenballon, von denen ich bis jetzt gehört habe, klangen nicht euphorisch. Völlegefühl, Übelkeit, Druck, Unwohlsein und Schmerzen sind Nebenwirkungen, die man sich von einer Abnehm-Hilfe nicht wünschen mag. Wie das mit der Ballon-Kapsel ist, wissen wir noch nicht, denn das Ding wurde bisher in der Anwendung nur an einem Schwein erprobt und das hatte sich nicht so deutlich über die Wirkung geäussert. In dem Versuch hatte es in einer Woche immerhin anderthalb Kilo abgenommen, während seine Genossen in der Kontrollgruppe ohne Ballon bei gleicher Kost leicht an Gewicht zulegten.
Nun sind Langzeit-Versuche mit Menschen geplant. Wenn die klappen, soll „EndoPil“ in einem Jahr auf den Markt kommen. Nella hätte das „Pilleli“ vielleicht geschluckt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:39 |
Wir wissen es alle. Unser Fleischkonsum belastet die Umwelt. Zuviel der roten Muskelmasse auf unseren Tellern kann für die Gesundheit schädlich sein. Die Weltgsundheitsorganisation empfiehlt Zurückhaltung und die Forschung werkelt intensiv an pflanzenbasierten Ersatz-Stoffen für die Hamburger-Patties…
Und dann laufen am Fernsehen plötzlich kurze Werbespots, in denen ein Metzger hinter seiner Theke uns einlädt, doch bitte näher zu treten und einen Sonderwunsch zu äussern zur Bearbeitung eines edlen Gigots oder eines Fisches aus dem Meer, denn unser Genuss sei sein Handwerk, oder so.
Diese Spots kommen von der Migros. Und ihr Zweck ist eindeutig: wir sollen mehr und besseres Fleisch kaufen und essen. Dieser Aufforderung haftet etwas Widersinniges an: ausgerechnet die Migros, die sich selber als das „nachhaltigste Unternehmen“ der Welt bezeichnet, lässt von einer Agentur, die auf ihrer Webseite ebenfalls Nachhaltigkeit als ihr oberstes Leit-Prinzip propagiert, Werbespots produzieren, die zum absoluten Gegenteil aufrufen… Das Online-Magazin infosperber hat diesem Sachverhalt eine kritische Analyse gewidmet, deren Lektüre sich lohnt.
Leid tun mir die Migros-Metzger hinter dem Tresen. Die sind immer freundlich und aufgestellt und machen ihren Job. Und jetzt werden sie quasi zum Symbol verlogener PR-Politik.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:50 |
Um noch einmal darauf zurückzukommen. Was wir jetzt aus Deutschland in Sachen Lebensmittel-Labelling erfahren, ist die sprichwörtliche „unterste Schublade“. – Nachdem ein ominöser „Verein“ (vergleichbar mit unserer Polit-Ulk-Gruppe, die jährlich den „rostigen Paragrafen“ verleiht) erfolgreich per Gerichtsurteil einem Produzenten (Iglo) verbieten konnte, das Label „Nutri-Score“ für seine Produkte zu verwenden, schlägt nun die Lebensmittel-Industrie wieder ein „eigenes“ System vor, das keinerlei zusätzliche Informationen vermittelt, als diejenigen, die ohnehin schon hinten in der Nährwert-Auflistung stehen. Und das keineswegs einfach oder gar „auf einen Blick“ zu lesen und zu verstehen ist.
Das zuständige Ministerium hat ein externes Institut beauftgragt, die Sache zu überprüfen und einen neuen Vorschlag auszuarbeiten, was offenbar noch einige Jahre dauern könnte. In der Zwischenzeit droht Deutschland jede konstruktive Weiterentwicklung auf europäischer Ebene zu blockieren.
Auf der Strecke bleibt einmal mehr der sprichwörtliche kleine Mann (und die Frau), betroffen von Krankheiten, die durch unsere Überfluss-Kultur und eine falsche Ernährung wesentlich beeinflusst oder gar verursacht sind, und geopfert auf dem Altar des nach wie vor hemmunbgslosen Profitstrebens des „Marktes“. Zu hoffen bleibt, dass sich breiter Widerstand regt, auch politisch.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:51 |
Gestern war es so weit. Die Medien hatten im Voraus schon informiert, dass es zum „Show Down“ kommen würde in Sachen „Lebensmittel-Ampel“. Es ging um eine Round-Table-Konferenz, die vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV einberufen worden war.
Anwesend waren rund zwei Dutzend VertreterInnen verschiedenster Lebensmittel-Hersteller oder -Verteiler, die Konsumenten-Organisationen und auch die SAPS – als einzige Patienten-Organisation (neben dem Dachverband Public Health Schweiz).
Allerdings war von „Show Down“ wenig zu spüren: in freundlich-interessierter Atmosphäre ging es vornehmlich um Information. Zuerst wurde eine summarische Auslegeordnung über verschiedene Systeme zur einfachen Nährwert-Information auf abgepackten Lebensmitteln gegeben, die in einzelnen Ländern bereits angewendet werden. Dann wurde das von Frankreich bereits staatlich anerkannte „Nutri-Score“ im Detail präsentiert durch einen Delegierten des Gesundheitsministeriums und eine Lebensmittelkette aus Belgien berichtete über erste Erfahrungen mit dieser Deklaration. Dann gab es verschiedene Workshops, in der sich die Teilnehmenden mit Fragen rund um Vor- und Nachteile, Wünschbarkeit, Nutzen oder Problematik eines solchen Labellings austauschen konnten. Ganz am Schluss wurde gemeinsam ein Communiqué redigiert.
Zwei Aspekte scheinen mir besonders bemerkenswert: es wurde von keiner Seite offen gegen das vom BLV favorisierte System „Nutri-Score“ argumentiert. Das ist ja grundsätzlich positiv. Es sei denn, es handle sich um das typisch schweizerische Verhaltensmuster, dass in der direkten Konfrontation geschwiegen wird – um erst anschliessend die Faust im Sack zu machen und alle Gegenkräfte (Lobbies) zu aktivieren… – Und zum Zweiten: in einem der Workshops wurde das Postulat formuliert, dass in der Sache Labelling auf jede „Hektik“ zu verzichten sei und das Projekt behutsam angegangen werden solle…
Wir von den Patienten- und Konsumenten-Organisationen haben in diesem Punkt widersprochen. Seit 20 Jahren wird nun über die „Ampel“ diskutiert. Eine „einfache und verständliche Orientierungshilfe beim Einkauf“ war eine der ersten Forderungen, die wir im Interesse der Adipositas-Prävention erhoben hatten… da ist aus unserer Sicht nun rasches und entschlossenes Handeln angesagt. Wir möchten das Resultat gerne noch erleben. Und wir werden den Druck aufrecht erhalten. Es ist gut, dass das BLV zumindest inhaltlich Farbe bekannt hat!
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